Macht es heutzutage noch Sinn Religionslehrer zu werden?

  • Naja, Bibel, Gott, Jesus Christus und Kirche sind keine Bildungsplaneinheiten des Ethikunterrichts

    Nun - deshalb gibt es ja auch einen separaten Bildungsplan Ethik ;)
    Die Bibel kann man als literarisches Werk und Sammlung verschiedener Prosatexte ("Buch der Bücher") betrachten und abhandeln - ohne daraus das "wahre Wort Gottes" herauszulesen, Jesus Christus als historische Person, um die sich Geschichten ranken - und der auch im Koran erscheint (genauso wie auch Maria). "Kirche" ist ein weites Feld, das von Organisationsstruktur, Glaubensvarianten und Sekten über Bauwerke zum Jahreskreis führt - der unsere Wochen- und Jahresstruktur sowie unsere Ferienabfolge bestimmt. Damit man sich in unserer Kultur zurecht findet, ist Basiswissen über das Christentum und seine Geschichte notwendig. Das ist der Boden, auf dem wir stehen.

    Zum Jahresablauf sind Verweise auf heidnische Riten möglich - so wurde das Osterfest auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Frühjahrssonnenwende gelegt - weil hier in den meisten heidnischen Riten das Winterende gefeiert wurde. Dasselbe gilt für die Wintersonnenwende - auf der der Termin für Weihnachten liegt. Ähnliche Bezüge gibt es in anderen Weltreligionen.

    Aus dem Religionsunterricht muss man keine Bibelstunde machen.
    Die Verknüpfungen zur Ethik und zu ethischem Verhalten sind vorhanden - da reicht das Spektrum von der Sorge für Mitmenschen, Kinder und Alte sowie der Umwelt ("Bewahrung der Schöpfung") über Schuld, Verbrechen und Sühne bis zur Verfolgung Andersgläubiger und zur Notwendigkeit der Toleranz. Sicher haben wir Protestanten hier eine vollkommen andere Sichtweise auf viele Dinge als die "falschgläubigen" Katholiken - die nicht bei der "Wandlung" im Abendmahl endet. Selbst wenn sich manche Priester und Kirchenoberen unethisch verhalten - Religionsunterricht bietet sehr viele ethische Inhalte und Anknüpfungspunkte - und Freiheiten.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

  • Hier sind Verweise auf heidnische Riten möglich - so wurde das Osterfest auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Frühjahrssonnenwende gelegt - weil hier in den meisten heidnischen Riten das Winterende gefeiert wurde. Dasselbe gilt für die Wintersonnenwende - auf der der Termin für Weihnachten liegt.

    Was ist eine Frühjahrssonnenwende?

  • Nun - deshalb gibt es ja auch einen eigenen Bildungsplan Ethik ;)
    Die Bibel kann man als literarisches Werk und Sammlung verschiedener Prosatexte ("Buch der Bücher") betrachten und abhandeln - ohne daraus das "wahre Wort Gottes" herauszulesen, Jesus Christus als historische Person - die auch im Koran erscheint (wie auch Maria). "Kirche" ist ein weites Feld, das von Organisationsstruktur, Glaubensvarianten über Bauwerke zum Jahreskreis führt - der unsere Wochen- und Jahresstruktur sowie unsere Ferienabfolge bestimmt. Hier sind Verweise auf heidnische Riten möglich - so wurde das Osterfest auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Frühjahrssonnenwende gelegt - weil hier in den meisten heidnischen Riten das Winterende gefeiert wurde. Dasselbe gilt für die Wintersonnenwende - auf der der Termin für Weihnachten liegt.

    Aus dem Religionsunterricht muss man keine Bibelstunde machen.
    Die Verknüpfung zu Ethik sind jedenfalls vorhanden - das geht über Sorge für Mitmenschen und Umwelt ("Bewahrung der Schöpfung") über Schuld, Verbrechen und Sühne bis zur Verfolgung Andersgläubiger und Toleranz. Sicher haben wir Protestanten hier auch eine vollkommen andere Sichtweise auf viele Dinge - die nicht bei der "Wandlung" im Abendmahl enden.
    Auch wenn sich manche Priester und Kirchenoberen unethisch verhalten - Religion hat sehr viele ethische Inhalte und Anknüpfungspunkte.

    Du schriebst doch, dass Religionsunterricht im Kern Ethikunterricht sei und dies ist, wenn man den Bildungsplan ernst nimmt, eben nicht der Fall. Über die von dir aufgezählten Themen sprechen wir in Ethik selten bis nie. Und bezüglich der ethischen Fragen betreiben wir didaktisch reduzierte Moralphilosophie und eben keine Moraltheologie. Die Perspektive ist eine andere.

  • Was ist eine Frühjahrssonnenwende?

    Ist der Begriff Äquinoktium präziser? Bei uns ist das Frühjahr der Frühling. Den Rest darfst du googeln. :aufgepasst:

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

  • Du schriebst doch, dass Religionsunterricht im Kern Ethikunterricht sei und dies ist, wenn man den Bildungsplan ernst nimmt, eben nicht der Fall. Über die von dir aufgezählten Themen sprechen wir in Ethik selten bis nie. Und bezüglich der ethischen Fragen betreiben wir didaktisch reduzierte Moralphilosophie und eben keine Moraltheologie. Die Perspektive ist eine andere.

    Aber die Ethik habt ihr nicht für euch gepachtet ;)

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

  • Aber die Ethik habt ihr nicht für euch gepachtet ;)

    Das hat Pyro auch an keiner Stelle behauptet, du dagegen durchaus, dass Religionsunterricht im Kern Ethikunterricht sei, was sich mit Blick auf die Bildungspläne gerade nicht so einfach behaupten lässt, ganz gleich, was du daraus gemacht hast im fachfremden Unterricht.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Aber die Ethik habt ihr nicht für euch gepachtet ;)

    Dass man sich in Religionslehre auch mit Moral beschäftigt, hat keiner abgestritten. Du hast es aber so dargestellt als sei der konfessionsgebundene Religionsunterricht im Grunde wie Ethikunterricht mit ein paar netten Mythen aus der Geschichte des Christentums und dem ist eben nicht so. Die Moraltheologie begründet und reflektiert Moral ganz(!) anders als die Moralphilosophie. Darüber hinaus nehmen Fragen der Moral laut eurem Bildungsplan sowieso nur einen relativ kleinen Teil der Unterrichtszeit ein. Andere Fragen der systematischen Theologie und Bibelexegese sind in ihrer Zahl öfter vertreten als Fragen der Ethik. Daher stimmt deine Aussage einfach nicht.

  • Ist der Begriff Äquinoktium präziser? Bei uns ist das Frühjahr der Frühling. Den Rest darfst du googeln. :aufgepasst:

    Ja, den verstehe ich. Eine Sonnenwende ist dies aber gerade nicht. Ich habe noch nie von Frühjahrs- oder Herbstsonnenwenden gehört.

  • Aber die Ethik habt ihr nicht für euch gepachtet ;)

    In wissenschaftlichen Disziplinen hat niemand etwas für sich gepachtet. Die Fragen der Deutungshoheit und der „richtigen“ Interpretationen überlassen wir gerne den Religionen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Damit man sich in unserer Kultur zurecht findet, ist Basiswissen über das Christentum und seine Geschichte notwendig. Das ist der Boden, auf dem wir stehen.

    Um den Boden, auf dem wir stehen, zu verstehen, empfehle ich Unterricht in Geologie und Statik.


    Ja, unsere Kultur ist auch vom Christentum geprägt. Diese Machtstruktures haben ihre Spuren hinterlassen. Zur Beschätigung mit Kulturgeschichte braucht es aber keinen konfessionsbezogenen Religionsunterricht.


    Bei Ethik als Unterrichtsinhalt ist die Reproduktion der konfessionellen Innensicht sogar im Weg. Junge Menschen sollen sich sehr wohl konkret und abstrakt mit ethischen Fragen beschäftigen. Das gelingt aber ohne jesuale Liebes-Verklärung besser. Der Wichtigkeit der Ethik steht es zu, dass diese in verbindlichem Unterricht auf wissenschaftlicher Grundlage Eingang findet — also genau nicht im konfessionsbezogenen Religionsunterricht.


    Insgesamt kann ich es nicht als Argument für konfessionsbezogegen Religionsunterricht anerkennen, dass man da tolle konfessionsunabhängige oder konfessionsübergreifende Inhalte behandelt.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

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