Privatleben lohnt sich mehr als Einsatz an der Schule?!

  • Natürlich verkauft man irgendwann und setzt sich kleiner und barrierefreier.


    Die örtliche/nahegelegene Schule garantiert dir in einem festen Verhältnis doch auch keiner. Ich kenne Leute, die einmal quer durchs Ruhrgebiet abgeordnet wurden. Bei der Verkehrssituation hier bedeutet das auch schnell 2-3 Stunden Autofahrerei am Tag, auch wenn es kilometermäßig nicht so wahnsinnig viel ist. Ich fahre derzeit auch 55km einfache Strecke. Nähe ist immer relativ. Für eine vernünftige Schule fahre ich auch gerne länger.


    Und die Hunde sind vernünftig tagesbetreut, daher spielt der Punkt nur eine untergeordnete Rolle.

  • Mich auch. Vor allen Dingen sieht man den entsprechenden Lehrkräften auch an, dass sie für den Beruf von vornherein nicht geeignet waren.

    Hm, ich glaube, es sind ja gerade die "Überengagierten", die dann schnell ausbrennen. Ist "Überengagement" dann keine Eignung? Ich weiß es nicht - ich kämpfe ja zugegebenermaßen selbst damit, ständig "zu viel" zu machen - und es dankt einem am Ende keiner.

  • Geht alles. Wir sind keine Leibeigenen.

    Klar, du hast immer noch die Wahl. Ich erlebe nur an meiner Schule gerade einige Lehrer, die sehr viel an Lebensqualität einbüßen wegen des Privilegs des Beamtentums. Und da sollte man schon mal hinterfragen (dürfen), ob es das wert ist. Alles hat seinen Preis. Oft weiß man nur erst hinterher, ob es den Preis wert war.

  • Ich soll also wieder vor Gericht ziehen? Wie traurig. Bei "uns" ist es jetzt so, dass KuK, die über 60 Jahre alt sind, ihren Teilzeitwunsch nicht bewilligt bekommen haben. Aus der Lehrermangelsituation heraus. Was machen diese KuK also jetzt? Richtig, sie sind und werden häufiger krank. Super Lösung ist das.

    Ich habe keine Bewertung abgegeben, aus der sich herauslesen lassen würde, dass ich die Einschränkung von Teilzeitoptionen, hier vor allem der sogenannten "anlasslosen Teilzeit", gutheißen würde. Das wäre auch schlicht ein Widerspruch zu meiner persönlichen Haltung in der Frage.


    Zu dieser Haltung gehört aber auch, dass mir einerseits der Gesamtdeal klar ist, den ich mit der Verbeamtung eingegangen bin, ich also nicht nur mit den Perks vertraut bin, und ich andererseits nicht das geringste Problem damit habe eine Verwaltung, die übers Ziel hinausschießt gerichtlich korrigieren zu lassen. Ja, es ist Mist, wenn so etwas erforderlich ist, weil das Kraft kostet, aber auch nichts, was einen unfassbar viel Kraft kosten muss, wenn man seine Gewerkschaft im Rücken hat und einen guten Fachanwalt für Verwaltungs- oder Arbeitsrecht.


    McKinsey zum Vergleich heranzuziehen halte ich dann allerdings für sehr weit weg vom Durchschnitt der deutschen Arbeitgeber. Wenn du aber zu deren sonstigen (kräftezehrenden) Spielregeln tätig werden willst und die Voraussetzungen erfüllst, dann mach das doch einfach. 99,9% der Lehrkräfte sind sicherlich nicht qualifiziert für diese Tätigkeit, so dass das auch in dieser Hinsicht kein relevanter Vergleich ist.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Klar, du hast immer noch die Wahl. Ich erlebe nur an meiner Schule gerade einige Lehrer, die sehr viel an Lebensqualität einbüßen wegen des Privilegs des Beamtentums. Und da sollte man schon mal hinterfragen (dürfen), ob es das wert ist. Alles hat seinen Preis. Oft weiß man nur erst hinterher, ob es den Preis wert war.

    Dann korrigiert man das halt hinterher. Niemand zwingt deine KuK dazu verbeamtet zu bleiben, wenn ihnen inzwischen die Nachteile größer erscheinen als die Vorteile.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Dann korrigiert man das halt hinterher. Niemand zwingt deine KuK dazu verbeamtet zu bleiben, wenn ihnen inzwischen die Nachteile größer erscheinen als die Vorteile.

    Würden man eigentlich meinen ja, ich kann in diesem Fall aber nur mit Befremden beobachten, dass sich der Kollege an das mit der Verbeamtung gekoppelte Geld und die spätere Pension klammert. Ich frage mich aktuell nur, wie lange noch. Da zumindest dessen Frau schon einmal angedeutet hat, dass ihr sein Status reichlich egal ist, seine Präsenz zu Hause aber ungleich wichtiger wäre. Und das ist das, was ich glaube: Es gibt einen Typus Mensch, der in dem Status "gefangen" ist.

  • Würden man eigentlich meinen ja, ich kann in diesem Fall aber nur mit Befremden beobachten, dass sich der Kollege an das mit der Verbeamtung gekoppelte Geld und die spätere Pension klammert. Ich frage mich aktuell nur, wie lange noch. Da zumindest dessen Frau schon einmal angedeutet hat, dass ihr sein Status reichlich egal ist, seine Präsenz zu Hause aber ungleich wichtiger wäre. Und das ist das, was ich glaube: Es gibt einen Typus Mensch, der in dem Status "gefangen" ist.

    Also geht es nicht um einige KuK, sondern einen Kollegen?


    Wenn diesem in der Abwägung dann der Erhalt des Status quo doch wichtiger ist, dann ist das eben so. Das darf jede:r entscheiden, wie er/sie mag. Man muss dann aber auch die Bereitschaft mitbringen die eingepreisten Nachteile mitzutragen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Hm, ich glaube, es sind ja gerade die "Überengagierten", die dann schnell ausbrennen. Ist "Überengagement" dann keine Eignung?

    Ja. Ich halte Überengagierte für ungeeignet den Beruf langfristig auszuüben. Das Streben nach Perfektion ist schädlich.


  • Ja, es ist Mist, wenn so etwas erforderlich ist, weil das Kraft kostet, aber auch nichts, was einen unfassbar viel Kraft kosten muss, wenn man seine Gewerkschaft im Rücken hat und einen guten Fachanwalt für Verwaltungs- oder Arbeitsrecht.


    McKinsey zum Vergleich heranzuziehen halte ich dann allerdings für sehr weit weg vom Durchschnitt der deutschen Arbeitgeber. Wenn du aber zu deren sonstigen (kräftezehrenden) Spielregeln tätig werden willst und die Voraussetzungen erfüllst, dann mach das doch einfach. 99,9% der Lehrkräfte sind sicherlich nicht qualifiziert für diese Tätigkeit, so dass das auch in dieser Hinsicht kein relevanter Vergleich ist.

    Ich habe gerade so einen Prozess hinter mir - und ich hätte es mir gerne erspart. Auch, wenn es mich keinen Cent gekostet hat. Es war trotzdem bitter, dass der eigene sehr gute Anwalt hinerher sagte, dass man "bei mir" sehr gut den Unterschied zwischen "Recht haben" und "Recht bekommen" sehen könnte. Und dass er es in meinem Fall gut verstehen könnte, wenn ich "dem System" jetzt den Rücken zukehren würde. Und es hat bei mir persönlich auch dazu geführt, dass meine Motivation sehr viel geringer geworden ist. Gerade bei Arbeit "on top". Aber vielleicht ist das nur gut so. Kann auch sein.


    Natürlich ist McKinsey sehr weit weg vom Durchschnitt der deutschen Arbeitgeber - es sollte nur verdeutlichen, dass es interessant ist, dass selbst solche absoluten "Leistungsbuden" den Zahn der Zeit erkannt haben und Angebote für eine bessere Work-Life-Balance machen. Aber "das System Schule" immer unattraktiver wird. Und gar nicht sehen will, dass sich damit immer weniger potentielle Kollegen finden lassen. Im Übrigen glaube ich auch, dass sehr viele Vorurteile gerade gegenüber Unternehmensberatungen herrschen. Ich habe mit PricewaterhouseCoopers bei einer durchaus großen Beratung gearbeitet und kann durchaus mitreden: Meine Chefin war alleinerziehend und da Marketing Managerin und das Unternehmen hat ihr Perspektiven geboten, die ihr ein gutes Arbeiten ermöglichten. Nun ist sie nicht im Consulting gewesen, klar. Aber das muss man ja auch nicht. Und auch da haben sich eben die Spielregeln geändert. Weil man erkannt hat, dass man sich verändern muss, wenn man als Arbeitgeber weiterhin attraktiv bleiben möchte. Und ja - auch hier: Wäre ich kinderlos, ich wäre bei einem dieser "Läden". Warum auch nicht? Es ist aber zweifellos etwas ganz Anderes: Bei PWC existierten flache Hierarchien, der Partner dort hatte mir direkt das "Du" angeboten. Das ist meilenweit weg von der Hierarchie im Schulwesen. Bei mir hatte es aber dazu geführt, dass ich oft und gerne und mehr für diesen Partner (als "Partner" bezeichnet man die Manager der obersten Hierarchiestufe in Beratungen - für alle, die es nicht wissen (können) gearbeitet hatte. Während ich dies bei unserer Direktorin, die mich oft noch nicht mal grüßt, nicht einsehe. Muss halt jeder wissen, wie er sein Personal motiviert. Oder auch nicht. ;)

  • Ja. Ich halte Überengagierte für ungeeignet den Beruf langfristig auszuüben. Das Streben nach Perfektion ist schädlich.

    Ja, das muss ich auch gerade erkennen. Mein Problem ist nur (noch?), dass ich mit meiner weniger engagierten Arbeitsweise nicht gut klar komme. Sie geht zu Lasten der Schüler. DAS stört mich.

  • Ja, das muss ich auch gerade erkennen. Mein Problem ist nur (noch?), dass ich mit meiner weniger engagierten Arbeitsweise nicht gut klar komme. Sie geht zu Lasten der Schüler. DAS stört mich.

    Schüler ertragen auch uninnovativen Unterricht. Du wirst dich dran gewöhnen.

  • Beitrag von Pyro ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht ().
  • Also geht es nicht um einige KuK, sondern einen Kollegen?


    Wen diesem in der Abwägung dann der Erhalt des Status quo doch wichtiger ist, dann ist das eben so. Das darf jede:r entscheiden, wie er/sie mag. Man muss dann aber auch die Bereitschaft mitbringen die eingepreisten Nachteile mitzutragen.

    Um einen Kollegen, dessen "Schicksal" ich konkret kenne, ja. Und den anderen Kollegen, der sein "Opfer" für die Verbeamtung nachträglich bereut. Und ja, der Kollege bringt ja auch die Bereitschaft mit, das weiterhin zu tun. Den Preis dafür zahlt seine Familie und seine Kinder. Und vielleicht irgendwann er. Wenn die Ehe in die Brüche geht, zum Beispiel. Ich habe es total ernst genommen, als mein Partner ziemlich bestimmt sagte, er wolle nicht, dass ich jetzt nach Hessen wechsle. Es geht nicht nur um mich. Um mein Geld, um meinen Status. Es ist komplexer...

  • Schüler ertragen auch uninnovativen Unterricht. Du wirst dich dran gewöhnen.

    Uninnovativ ist mir eher noch egal. Ich kann weniger fördern, als ich es müsste. Weil ich schlichtweg keine Zeit habe, mir für eher schwächere SuS Zusatzaufgaben auszudenken, zum Beispiel. Oder mich neben sie zu setzen, um ihnen was zu erklären. Die Kraft und Zeit habe ich nicht. In der Zeit kontrolliere ich lieber das Klassenbuch. Und diese Realität ist eben schwierig auszuhalten. Die wirklich guten SuS werden es schaffen. Aber einige schwächere SuS nicht. DAS belastet mich. Und wo zieht man da die Grenze? Die Schülerin fördere ich heute noch individuell, weil es irgendwie gerade noch geht, aber in der nächsten Stunde lasse ich die im Buch arbeiten, damit ich auch noch Zeit für das Klassenbuch habe. Letztens habe ich überlegt, ob ich an eine angesehene Privatschule hier in der Gegend wechseln sollte: Nur Kinder von gut situierten Eltern. Würde mich das aber glücklicher machen...? Hm...

  • Ich erlebe nur an meiner Schule gerade einige Lehrer, die sehr viel an Lebensqualität einbüßen wegen des Privilegs des Beamtentums

    Kannst du das vielleicht nochmal ausführen? Ich wüsste nicht wie der Beschäftigungsstatus die Lebensqualität einschränkt. Gerade nicht, weil man hier finanzielle Vorteile hat.

  • Kannst du das vielleicht nochmal ausführen? Ich wüsste nicht wie der Beschäftigungsstatus die Lebensqualität einschränkt. Gerade nicht, weil man hier finanzielle Vorteile hat.

    Ich schrieb es doch: Der eine Kollege wechselt nicht in ein anderes Bundesland, weil er dort Statuseinbußen hätte. Er müsste von vorne anfangen in der Besoldungsstufe und das will er nicht. Oder als Angestellter arbeiten. Will er schon gar nicht. Da pendelt er lieber mehr als eine Stunde pro Strecke. Und setzt seinen Familienfrieden auf's Spiel. Seine Entscheidung. Und ich behaupte mal, dass ich das anders machen würde. Und ja auch gerade mache.


    Und der andere Kollege ist vor über 10 Jahren zu "uns" nach RLP gewechselt, damit er noch verbeamtet wird. Und ist nicht mehr zurück gekommen. Zwischenzeitlich wohnt er jetzt in der Nähe. Aber er meinte mal zu mir, dass er "den Wahnsinn" nicht nochmal mitgemacht hätte. Und sich das anders vorgestellt hätte. Was mich übrigens auch darin bekräftigt, "hier" zu bleiben. Wenn mir der Beamtenstatus so unendlich wichtig gewesen wäre, hätte ich von Anfang an auf Lehramt studieren und Lehrer werden müssen. Habe ich nicht, wollte ich nicht. Und jetzt ist es so wie es ist. Und ich mache das Beste daraus. Und es wird sich daraus bestimmt noch ein Vorteil ergeben - ganz bestimmt. Alles hat in meinem Leben immer irgendeinen Sinn ergeben. Das wird es auch.

  • Uninnovativ ist mir eher noch egal. Ich kann weniger fördern, als ich es müsste. Weil ich schlichtweg keine Zeit habe, mir für eher schwächere SuS Zusatzaufgaben auszudenken, zum Beispiel. Oder mich neben sie zu setzen, um ihnen was zu erklären. Die Kraft und Zeit habe ich nicht. In der Zeit kontrolliere ich lieber das Klassenbuch. Und diese Realität ist eben schwierig auszuhalten. Die wirklich guten SuS werden es schaffen. Aber einige schwächere SuS nicht. DAS belastet mich. Und wo zieht man da die Grenze? Die Schülerin fördere ich heute noch individuell, weil es irgendwie gerade noch geht, aber in der nächsten Stunde lasse ich die im Buch arbeiten, damit ich auch noch Zeit für das Klassenbuch habe. Letztens habe ich überlegt, ob ich an eine angesehene Privatschule hier in der Gegend wechseln sollte: Nur Kinder von gut situierten Eltern. Würde mich das aber glücklicher machen...? Hm...


    Ich hoffe ich trete Dir nicht zu Nahe, wenn ich Dir sage, dass mich Deine Worte sehr an Kollegen mit Burnout erinnern.


    "Die wirklich guten SuS werden es schaffen. Aber einige schwächere SuS nicht. DAS belastet mich."

    Und wenn die Schwächeren es schaffen würden und die wirklich guten nicht, wäre die Welt auch kein Stück besser.
    Die Schule ist ein Ort an dem Gewinner und Verlierer geschaffen werden durch die Selektion durch Noten.
    Und wenn alle gleich gut rechnen können müsstest Du trotzdem noch sortieren, wer zu den besseren und wer zu den schlechteren gehört.
    Sieh's mal so: durch jeden Schüler, den Du besser machst, wird ein anderer schlechter (in der Konkurrenz).

  • Bei "uns" ist es jetzt so, dass KuK, die über 60 Jahre alt sind, ihren Teilzeitwunsch nicht bewilligt bekommen haben. Aus der Lehrermangelsituation heraus. Was machen diese KuK also jetzt? Richtig, sie sind und werden häufiger krank.

    Abgesehen vom krank sein:


    Gleich viel arbeiten bei höherem Gehalt finde ich gut!

  • Nein, du trittst mir nicht zu Nahe, ich weiß ja selber, dass ich mich (mehr) abgrenzen muss, um nicht auszubrennen. Und ich lerne auch dazu: Dieser Tage haben mich einige leistungsschwache SuS angeschrieben für eine wichtige Prüfung, die übermorgen ansteht. Ich habe zuvor etliche Male auf unsere Lernplattform verwiesen, in der ich hierfür genügend Material zur Verfügung gestellt hatte. Wenn diese SuS also entweder a) zu faul oder b) zu blöd oder c) Beides sind, um sich vor der Fragerei diese Plattform anzuschauen, so kann ich nichts dafür.

Werbung