Wofür braucht man auch mal Mathematik im späteren Leben?

  • Abgesehen davon, dass man von Versicherungsvertretern oder Anlageberatern und anderen Verkäufern mit Mathematikkenntnissen nicht so leicht übers Ohr gehauen wird und Mathe an sich faszinierend ist, kann man damit den Nobelpreis bekommen.
    Zum Beispiel, wenn man bestimmte Formeln berechnen kann, an denen sich andere die Zähne ausbeißen:
    https://www.spektrum.de/news/stringthe…loecher/2266458

    Oder wozu ist Mathe sonst gut? Was sagt ihr euren Schülern?

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Alles, was über den Mathematikstoff der 8. Klasse hinaus geht, braucht kein Mensch, der beruflich nicht damit zu tun hat. Das ist jedoch in vielen anderen Schulfächern genauso. Letztendlich könnte man eine Diskussion über die Inhalte sämtlicher Lehrpläne führen.

    Ich habe meinen Neuntklässlern übrigens gerade (auf genau diese Frage) gesagt, dass ich Gedichtanalysen genauso überflüssig finde, wie sie und mich frage, warum solch unnüzer Ballast nicht schon längs aus den Lehrplänen geflogen ist. Lieber würde ich Zeit haben, um mit ihnen darüber zu sprechen, wie man z.B. KI sinnvoll nutzen kann.

  • Alles, was über den Mathematikstoff der 8. Klasse hinaus geht, braucht kein Mensch, der beruflich nicht damit zu tun hat. Das ist jedoch in vielen anderen Schulfächern genauso. Letztendlich könnte man eine Diskussion über die Inhalte sämtlicher Lehrpläne führen.

    Beim Betreiben von Mathematik lernt man vor allem Denken.

    Wer das gut kann, hat es leichter im Leben.

    Ich glaube, Sabines Ansatz gilt für alle Fächer in irgendeiner Form. Für Deutsch: Der Umgang mit Literatur (eben bspw. Balladen) schult den tiefgehenden Umang mit Texten und Sprachen. Wenn ich den Subtext in einer Ballade erkennen kann und verstehe, wie Sprache verwendet wird, um gewisse Effekte beim Leser zu erzeugen, dann kann ich das auch bei einer Rede von Alice Weidel erkennen.
    Jetzt kann man natürlich fragen, warum man dann nicht direkt mit Reden etc. arbeitet. Ich würde argumentieren, dass es bei Literatur erstmal einfacher ist, weil durch den narrativen Inhalt der Zugang leichter sein kann und weil die Sprachverwendung nochmal verdichteter und damit leichter zu erkennen ist. Ein Gedicht sprachlich zu analysieren ist deutlich einfacher als bspw. diese Forumsbeitrag, weil die entsprechenden Phänomene schneller ins Auge fallen. Und natürlich behandelt man im Deutschunterricht auch Reden und andere Sachtexte.
    Wie gesagt, ich nehme an, dass eine ähnliche Argumentation für alle Fächer gilt. Das ist auch der Grund, warum ich Kollegen nicht ernstnehmen kann, die herumpoltern, dass ihnen "das Studium für die Unterrichtsinhalte gar nichts gebracht" hat. Da geht es auch um vertieftes Verständnis des Faches, um die Entwicklung von Denkweisen und Perspektiven, dich ich im Ansatz auch den Schülern vermitteln muss. Wie Sprache funktioniert, wie Texte funktionieren etc. Dass man im Detail dann doch über den Mehrwert einzelner Inhalte diskutieren, will ich damit gar nicht leugnen.

    Auf einer anderen Ebene geht es sicherlich auch um abstrakre Bildungsinhalte und um Bildung als Selbstzweck, das würde ich aber deutlich (!) tiefer hängen als den pragmatischen Ansatz, den ich oben beschreibe.

  • Ich hab noch nie für irgendwas Mathe gebraucht, rechne beim Einkaufen auch nicht mit oder vergleiche Kilopreise, die nicht explizit ausgewiesen sind usw., also wirklich bisher wenig bis gar kein Nutzen. Bis vor 2 Wochen, als mein Papa einen Schrank von Zimmer A in Zimmer B umsetzen wollte und wir überlegt haben, ob es mit der Deckenhöhe hinhaut den Schrank zu kippen oder ob wir tatsächlich abbauen müssen.

    Gegoogelt, rausgefunden, dass sich das mit dem Satz des Pythagoras berechnen lässt, passendes youtube Video gefunden, schön meine Variablen eingesetzt und ja, passt 👍

    ...und dann kam ich mir 10 Minuten später sehr sehr old school und doof vor, weil KI mir das natürlich alles viel schneller hätte sagen können 😄

    Das war aber tatsächlich das erste und einzige Mal, dass ich nach meiner Schulzeit überlegt habe, wie sich etwas evtl. berechnen ließe.

  • Ein Plädoyer für Mathematik ;)

    https://sz-magazin.sueddeutsche.de/gesellschaft-l…gerechnet-73071

    (Ich war auf der Suche nach einer Umfrage, in der drei Viertel aller Erwachsenen sagte, sie benötigten heute mehr Mathematik als sie als Schüler geglaubt haben. Jetzt stellt sich die Frage, was sie als Schüler geglaubt haben? ^^)

    Natürlich gibt es auch immer welche, die kaum Mathematik benötigen.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ich hab noch nie für irgendwas Mathe gebraucht, rechne beim Einkaufen auch nicht mit oder vergleiche Kilopreise, die nicht explizit ausgewiesen sind usw., also wirklich bisher wenig bis gar kein Nutzen. Bis vor 2 Wochen, als mein Papa einen Schrank von Zimmer A in Zimmer B umsetzen wollte und wir überlegt haben, ob es mit der Deckenhöhe hinhaut den Schrank zu kippen oder ob wir tatsächlich abbauen müssen.

    Gegoogelt, rausgefunden, dass sich das mit dem Satz des Pythagoras berechnen lässt, passendes youtube Video gefunden, schön meine Variablen eingesetzt und ja, passt 👍

    ...und dann kam ich mir 10 Minuten später sehr sehr old school und doof vor, weil KI mir das natürlich alles viel schneller hätte sagen können 😄

    Das war aber tatsächlich das erste und einzige Mal, dass ich nach meiner Schulzeit überlegt habe, wie sich etwas evtl. berechnen ließe.

    Mit dem Argument, benötigt man auch keine Fremdsprachenkenntnisse, keine Naturwissenschaften usw.

    Schulpflicht also auf 4 Jahre reduzieren?

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  • Lieber würde ich Zeit haben, um mit ihnen darüber zu sprechen, wie man z.B. KI sinnvoll nutzen kann.

    ...um Gedichtanalysen zu generieren? :pirat:

    Mathe trägt m.E. wesentlich dazu bei strukuriert und abstrakt zu denken sowie ein Gefühl für Größenordnungen zu bekommen. Das erleichtert den Zugang zu dden anderen naturwissenschaftlichen/technischen Fächern enorm. Außerdem, wenn es anwendungsbezogen gelehrt wird, lernt man Herangehensweisen zu Lösung ganz praktische Probleme. Ich denke da z.B. an die Geometrie, die im Unterricht noch recht ausführlich erleben durfte.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • ...Mathe trägt m.E. wesentlich dazu bei strukuriert und abstrakt zu denken sowie ein Gefühl für Größenordnungen zu bekommen.

    Nicht nur das. Im Studium gab es an meiner Hochschule damals eine Pflichtvorlesung "Aussagenlogik". Diese korrelierte trefflich mit der Vorlesung "Rhetorik" und den Vorlesungen und Seminaren in Philosophie. Heute nutze ich die damals gelernten Verfahren auch für die Lösung von Sudokus - und für die Bewertung politischer Aussagen.
    Mathematik schult genau dies: Logisches Denken. In der Vorlesung "Grundlagen der Geometrie" ging es weniger um die Fähigkeit, ein Rechteck mit dem Geodreieck zu zeichnen, sondern um "Definition - Satz - Beweis" (bis zum Abwinken) und deduktiv-logisches Denken. Das hilft auch bei der Auseinandersetzung mit Aussagen der AfD oder anderer Schwurbler.

    Gleichungslehre hatte mir während meiner Zeit in der Druckindustrie einen Achtungserfolg bei der Geschäftsleitung beschert. Im Betrieb wurde jedes Jahr an die Mitarbeiter eine Gewinnbeteiligung ausgeschüttet. Die Anteile der Geschäftsleitung und der Mitarbeiter, sowie der Anteil der Rückstellungen wurde mit mehreren Formeln berechnet und die Ergebnisse der Formeln mussten jeweils miteinander abgeglichen werden. Aus den einzelnen Formeln, Unbekannten und Variablen habe ich über mehrere Seiten hinweg über Umformungen und Einsetzverfahren eine einzige Formel generiert, die der Überprüfung Stand hielt.
    Ich bekam dafür weder ein "Danke", noch eine höhere Gewinnbeteiligung. Auch sonst war die Geschäftsleitung SEHR schwäbisch und verfuhr nach dem schwäbischen Wahlspruch: "It g'schumpfe isch g'lobt gnuag und Tarif isch Tarif."
    Quintessenz: Der Mitarbeiter suchte sich einen angenehmeren Arbeitgeber. ;)

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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    Einmal editiert, zuletzt von Wolfgang Autenrieth (18. Mai 2025 14:36)

  • Mit dem Argument, benötigt man auch keine Fremdsprachenkenntnisse, keine Naturwissenschaften usw.

    Schulpflicht also auf 4 Jahre reduzieren?

    Das war kein Argument, nur ein Erfahrungsbericht 😊 Dass Schüler an allgemeinbildenden Schulen Dinge lernen, die sie häufig nie wieder gebrauchen können, liegt in der Natur der Sache und betrifft wohl alle Fächer gleichermaßen. Ist auch völlig okay.

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