Jahrgangsübergreifender Unterricht Klasse 1 bis 4

  • Hallo,

    arbeitet jemand von euch aktuell jahrgangsübergreifend in Klasse 1 bis 4 und kann von seinen / ihren Erfahrungen erzählen?

    Mich würde folgendes interessieren:

    Arbeiten alle Kinder immer am gleichen Lerngegenstand oder an verschiedenen Lerngegenständen?

    Wenn jedes Kind einen individuellen Wochenplan bearbeitet, wie schaffe ich es als Lehrkraft, diesen zu korrigieren und rechtzeitig zur nächsten Woche einen neuen zu erstellen, der genau auf die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Kindes abgestimmt ist? Ich mache das dann ja nicht für ein einzelnes Kind, sondern für 20 bis 30 Kinder, die in der Klasse sind und sicherlich für mehrere Fächer?

    Habe ich als Lehrkraft mindestens einen Tag am Wochenende frei, um mich zu erholen? Oder muss ich sieben Tage die Woche durcharbeiten, um den Anforderungen gerecht zu werden?

    Jedes Jahr verändert sich die Klassenzusammensetzung, weil Kinder des vierten Jahrgangs die Lerngruppe verlassen und Kinder des ersten Jahrgangs neu hinzukommen. Bringt das nicht Unruhe in die Lerngruppen?

    Wenn ein Kind sehr langsam lernt, dann ist es am Ende der vierten Klasse vielleicht auch erst auf dem Stand eines Zweitklässlers oder Drittklässlers? Und geht dann trotzdem auf die weiterführende Schule?

    Wenn es tatsächlich möglich ist, ohne Probleme in einer jahrgangsübergreifenden Klasse 1 bis 4 auf alle Bedürfnisse der Kinder einzugehen und diese individuell zu fördern, warum unterrichtet man dann nicht nach genau dem gleichen Prinzip in Jahrgangsklassen?

    Ich würde mich über Erfahrungsberichte freuen! Die Grundidee vom jahrgangsübergreifenden Unterricht finde ich nämöich sehr schön, aber ich habe bisher keine Erfahrungen, wie ich das als Lehrkraft organisieren könnte und hierbei selbst auch gesund bleiben könnte.

  • Naja, das Konzept ist schon außergewöhnlich und bedarf einer guten Struktur. Montessorischulen arbeiten zum Beispiel so, ich kenne eine, die macht Jahrespläne für die Kinder. Wenn eins dann nur Deutsch bearbeitet monatelang, sagt die Lehrkraft, dass es sich auch mal mit Mathe beschäftigen soll. Wenn das Kind sich fit fühlt, schreibt es eine Lernzielkontrolle zum Thema.

    De/Ma wären individuell, Musik und Reli ist dann z.B. 1/2 und 3/4 getrennt und in der Gruppe.

    Eine andere Schule in freier Trägerschaft, die ich kenne, schreibt kurze, unbenotete Tests jeden Freitag, um den Lernstand zu überprüfen.

    Am Anfang ist es extrem viel Arbeit bis alles Material da und sortiert ist, bis die Struktur steht. Manches wird besser, weil ein Material dann länger, häufiger, immer wieder benutzt werden kann.

    Ganz alleine aus dem Boden stampfen kann man das aber schwer, als Berufsanfänger gleich gar nicht. Und die Frage, ob man Sonntag frei hat, kann nur jeder selbst beantworten- lautet die Antwort nein, stimmt was nicht.

    Edit: Jahrgangsgemischt 1-4 mit 30 Kindern wäre verrückt, das habe ich aber auch noch nie gesehen.

  • Wir haben ja 1-3 und es ist unterschiedlich, in einigen Stunden und einigen Fächern arbeiten sie am selben Lerngegenstand, SU z.B. hat aber 3/4 einen komplett anderen Rahmenlehrplan, daher machen die 3er bei vielen von uns den SU lieber mit der Nachbarklasse als mit den 1/2ern.
    Englisch hat bei uns nur Klasse 3, da ist es eh so usw.

    Die Wochenpläne nimmt meine Kollegin z.B. immer Freitag mit, eine andere immer Montag (damit die Kinder am Wochenende noch nacharbeiten können, wenn sie andere Dinge in der Zeit in der Schule gemacht haben z.B.). Das muss sich jeder selber anschauen, was für ihn auch mit seinen restliche Aktivitäten passt.

    Und die Frage, ob man Sonntag frei hat, kann nur jeder selbst beantworten- lautet die Antwort nein, stimmt was nicht.

    Wie kommst du darauf, du weißt doch gar nicht, wie man sich die Arbeit über die Woche verteilt. Meine Kollegin z.B. arbeitet immer Sonntag Nachmittag, dafür hat sie andere Nachmittage komplett Enkel-Tag ab mittags usw.

    Edit: Jahrgangsgemischt 1-4 mit 30 Kindern wäre verrückt, das habe ich aber auch noch nie gesehen.

    Wir sind aktuell bei 25, viel weniger wird es nicht mehr werden bei der Anzahl Kindern und der Menge Lehrkräfte.

  • Danke für die Antworten!

    Wenn in jül 1 bis 4 alle Kinder an einem eigenen individuellen Wochenplan arbeiten, wie finden denn dann eigentlich Einführungsphasen statt? Ich habe jetzt von einer Schule gehört, das dort die Kinder alle am Wochenplan erbeiten und die Lehrkraft dann gleichzeitig einzelnen Kindern vorne an der Tafel etwas erklärt. Kann das denn im Alltag klappen? Was ist, wenn auch andere Kinder in dieser Zeit Fragen, aber niemand Zeit für sie hat?

    Wenn als Lehrkraft für jedes Kind individuelle Wochenpläne schreiben soll, dann korrigiere ich also erst den alten Wochenplan (die Arbeitshefte und Arbeitsblätter) und schreibe danach den neuen individuellen Wochenplan?

    Dann geht doch mein ganzes Wochenende drauf und als Lehrkraft habe ich keine Erholung :(

    Darüber hinaus habe ich dann ja auch nur Kapazitäten, um die nächsten Seiten im Heft in den Plan zu schreiben und ggf. ein paar ABs zu kopieren. Und die Kinder müssen dann ganz viel alleine und Selbstständig bearbeiten.

    Ist das für die Kinder wirklich guter Unterricht?

    Könnte man es auch anders machen und z.B. im Team Klassenräume gestalten, in diesen viel Selbstlernmaterial für alle Kinder vorhanden ist?

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