Schülerin unterstellt "in den Ausschnitt" gucken

  • Hallo zusammen,

    ich habe seit Freitag quasi nur noch schlaflose Nächte. Ich zu diesem Schuljahr an einen neue Schule gewechselt. Eine gesamtschule. Am Freitag unterrichtete mich ein Kollege, dass eine seiner Schülerinnen der 9. Klasse behauptet hätte, dass ich ihr in den Ausschnitt gucken würde. Ich war völlig fertig. Ich weiß nicht um wem es geht und bin mir auch keinerlei Schuld bewusst. Jedenfalls bin ich seit dem völlig neben mir. Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder - Eigenheim. Ich weiß nicht was auf mich zukommen kann. Meine ganze Familie steht auf dem Spiel. ( finanziell) Ich weiß auch gar nicht mehr wie ich mich in der Klasse verhalten soll. Morgen habe ich ein Gespräch mit der Schulleitung. Ich kann nur sagen, dass ich unschuldig bin. Was soll anderes vorweisen? Die 9. Klasse, die ich unterrichte ist sehr schwierig - sehr geringes Leistungsniveau, respektlose SuS usw. - ich vermute es es handelt sich hier um eine Art "Rache". Hat jemand schon ähnliches erlebt?

    Vielen Dank im Voraus, Marcel

  • Hallo und herzlich willkommen in diesem Forum. Sei mir bitte nicht böse, dass mein Trollalarm sofort anschlägt, wenn ein Neuling mit einem solchen Thema als Einstieg aufwartet.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Das ist eine sehr schwierige und belastende Situation, und es ist gut, dass du darüber nachdenkst, wie du richtig reagieren kannst. Wenn dir als Lehrer zu Unrecht so etwas unterstellt wird, ist es wichtig, ruhig und besonnen zu handeln, um die Situation zu klären und deinen Ruf zu schützen. Hier sind einige Schritte, die du unternehmen kannst:

    1. Ruhe bewahren

    • Nicht emotional reagieren: Es ist normal, wütend oder verletzt zu sein, aber es ist wichtig, ruhig und professionell zu bleiben. Ein impulsives Verhalten kann die Situation verschärfen.
    • Verhalte dich respektvoll: Auch wenn die Anschuldigung ungerecht ist, versuche, den Vorfall ruhig und sachlich zu klären.

    2. Dokumentiere alles

    • Halte alles schriftlich fest: Notiere dir jedes Detail des Vorfalls, wie und wann die Anschuldigung gemacht wurde, was genau gesagt wurde und wer noch anwesend war. Je mehr du dokumentierst, desto klarer wird die Situation, falls es zu einer offiziellen Untersuchung kommt.
    • Zeugen: Wenn es Zeugen gibt, die die Situation beobachtet haben, solltest du diese um eine Aussage bitten, um deine Version der Ereignisse zu untermauern.

    3. Verhalte dich gegenüber der Schülerin respektvoll

    • Wenn du mit der Schülerin oder ihren Eltern sprichst, versuche, in einer respektvollen und deeskalierenden Weise zu reagieren. Überreagiere nicht, sondern höre dir ihre Seite der Geschichte an und erkläre ruhig deine Sichtweise.

    4. Sprich mit der Schulleitung

    • Informiere die Schulleitung so schnell wie möglich über die Anschuldigung. Sie sind verpflichtet, solche Vorwürfe zu überprüfen, aber du solltest sicherstellen, dass du in den Prozess eingebunden bist.
    • Stelle deine Sichtweise dar: Erkläre die Situation aus deiner Perspektive und stelle klar, dass du die Vorwürfe für unbegründet hältst.
    • Kooperation anbieten: Zeige dich kooperativ und bereit, mit der Schule und den relevanten Behörden zusammenzuarbeiten.

    5. Suche rechtlichen Rat

    • In einer solchen Situation kann es hilfreich sein, rechtlichen Rat einzuholen, um sicherzustellen, dass deine Rechte gewahrt bleiben und du im Falle einer weiteren Eskalation vorbereitet bist.
    • Ein Anwalt kann dir helfen, deine nächsten Schritte zu planen und dich durch den Prozess zu führen.

    6. Vermeide den Alleingang

    • Falls die Situation weiter eskaliert, ziehe es in Erwägung, nicht allein zu handeln. Eine professionelle Vertretung, etwa durch einen Anwalt oder eine Gewerkschaft, kann dir helfen, deine Rechte zu wahren.

    7. Stärkung des eigenen Verhaltenskodex

    • Auch wenn du unschuldig bist, solltest du dich darüber bewusst sein, wie du dich in bestimmten Situationen verhältst. Überlege, ob es etwas gibt, das du in deiner eigenen Kommunikation oder deinem Verhalten anpassen kannst, um Missverständnissen vorzubeugen.

    Zusammenfassung: Wichtig ist, dass du ruhig bleibst, die Situation dokumentierst und schnell die Schulleitung sowie gegebenenfalls einen Anwalt in den Prozess einbeziehst. Ein klarer und transparenter Umgang mit der Situation kann helfen, die Sache zu klären und deinen Ruf zu schützen.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Am Freitag unterrichtete mich ein Kollege, dass eine seiner Schülerinnen der 9. Klasse behauptet hätte, dass ich ihr in den Ausschnitt gucken würde.

    Mir kommt da als ersten Verleumdung oder üble Nachrede in den Sinn. Ist sie unter 14 und die Eltern tragen dieses weiter, sind die Eltern die Adressaten, ist sie 14 dann sie persönlich. Das ganze per Anwalt, der sowohl das Beamtenrecht, als auch das Strafrecht kennt.

    Soviel ergänzend zu Bolzbold 's Ausführungen, nicht als Ersatz.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Mir kommt da als ersten Verleumdung oder üble Nachrede in den Sinn. Ist sie unter 14 und die Eltern tragen dieses weiter, sind die Eltern die Adressaten, ist sie 14 dann sie persönlich. Das ganze per Anwalt, der sowohl das Beamtenrecht, als auch das Strafrecht kennt.

    Mal unterstellt, dass am Eröffnungsbeitrag wirklich etwas dran ist, kommt mir als erstes "Dummes Gerede" seitens der Schülerin in den Sinn. Gegen eine 9.Klässlerin aufgrund einer einfachen Behauptung, jemand habe ihr in den Ausschnitt geschaut, strafrechtlich vorgehen zu wollen, mag formal richtig sein, ist aber einfach etwas "over the top" und gibt dem mehr Gewicht als gut wäre. Den Schritt kann man sich noch immer vorbehalten, sollte das in anhaltende Anschuldigungen münden. Ansonsten ist man als Lehrkraft ganz gut beraten, sich ein gewisses dickes Fell bzgl. Behauptungen von Schülern zuzulegen. Ein proaktives und sachliches Gespräch über den Vorfall mit der SL schadet auch selten.

  • Erst einmal danke für die Antworten. Ich bin seit 10 Jahren Lehrer und hatte den Fall noch nie. Eigentlich habe ich einen sehr guten Umgang mit den SuS, Unterricht mit Spaß. Aber es gibt halt auch schwierige Klassen, bei denen das einfach nicht funktioniert. So bei dieser Klasse. Normalerweise lass ich viel an mir abperlen ...aber wenn dann so ans Persönliche geht ist es wirklich schwierig. Ich bin total vor den Kopf gestoßen. Ich habe jetzt morgen Gespräch mit der SL und werde ihr auch meine seelischen Probleme dadurch schildern. Ich hoffe sie sagt mir auch um welche Schülerin es überhaupt geht. Ich weiß bisher garnichts genaues. Ich hatte jetzt gegoogelt und von Vorfällen gelesen, wo es bis zu Strafanzeigen ging ( da ging es dann schon um etwas mehr als Gucken, aber dennoch) und am Ende kam raus, alles ausgedacht - aber der Schaden für die Lehrkraft bleibt ja. Es belastet mich total nicht zu wissen, was jetzt auf mich zukommt und nicht zu wissen, wie ich beweisen soll, nicht in den Ausschnitt geguckt zu haben. Wie soll das gehen? Der Schülerin werden die Konsequenzen, die das haben könnte, wahrscheinlich gar nicht bewusst sein, aber es einfach so abtun möchte ich eigentlich auch nicht.

  • Hallo und herzlich willkommen in diesem Forum. Sei mir bitte nicht böse, dass mein Trollalarm sofort anschlägt, wenn ein Neuling mit einem solchen Thema als Einstieg aufwartet.

    Sorry, aber ich musste jetzt einfach einen Ort finden darüber zu reden. Meine Frau ist auch schon total unruhig, ich will sie nicht noch mehr damit belasten. Mit Kids und Eigenheim muss ich wohl niemanden erklären, was alles an meinem Einkommen hängt.

  • Sorry, aber ich musste jetzt einfach einen Ort finden darüber zu reden. Meine Frau ist auch schon total unruhig, ich will sie nicht noch mehr damit belasten. Mit Kids und Eigenheim muss ich wohl niemanden erklären, was alles an meinem Einkommen hängt.

    Also selbst wenn Du der Schülerin in den Ausschnitt geschaut hättest, würdest Du mit recht milden Konsequenzen zu rechnen haben.

    Entlassungen aus dem Dienst oder Kürzung der Bezüge kommen eigentlich nur dann in Betracht, wenn Du wirklich strafrechtlich aufgefallen bist und sich, um beim Thema zu bleiben, die Lehrkraft beispielsweise auf eine sexuelle Beziehung mit einer Schülern eingelassen hätte oder diese sexuell bedrängt, genötigt, angefasst hätte.

    Letztlich kann niemand wirklich beweisen, ob Du der jungen Dame wirklich in den Ausschnitt geschaut hast.
    Rein physikalisch betrachtet ist Dein Sichtfeld ja deutlich größer als ein Ausschnitt, (wenn man nicht gerade mit der Nase davor hängt), so dass auch ein vollkommen woandershin fokussierter Blick, der in eine ähnliche Richtung ging, aber eben nicht den Ausschnitt im Blickfokus hatte, als solches gedeutet werden kann.

    Aktuell beansprucht die Schülerin mit ihrem Vorwurf die Deutungshoheit über eine echte oder von ihr ausgedachte Situation. Dem muss man wirkungsvoll begegnen.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Ich fand es jetzt lustig, wie man sofort (von der typischen Chat GPT Formatierung mal abgesehen) auch den üblichen Schreibstil erkennt.

    Das ist das, was einem die SchülerInnen nicht glauben und bei Täuschungsversuchen dann einen "harten Beweis" einfordern, wenn man ihr Verhalten sanktionieren möchte.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • ...aber der Schaden für die Lehrkraft bleibt ja.

    Unter genau diesem Aspekt halte ich dies...

    Gegen eine 9.Klässlerin aufgrund einer einfachen Behauptung, jemand habe ihr in den Ausschnitt geschaut, strafrechtlich vorgehen zu wollen, mag formal richtig sein, ist aber einfach etwas "over the top" und gibt dem mehr Gewicht als gut wäre.

    ... für sehr fragwürdig. Ich würde unter Ausschöpfung aller mir zur Verfügung stehenden (legalen) Mittel dafür sorgen, dass die Schülering ihre Pflichetn an der Schule weiterhin wahrnehmen darf, aber eben genau nicht mehr. Alles andere kann sie sich dann an irgendeiner weiterführenden Schule oder in ihrem weiteren Lebensweg überlegen. Und ich würde dafür sorgen dass dieses Vorgehen in der Schülerschaft bekannt wird.
    Ich habe wirklich keinerlei Verständnis dafür, dass am Ende für die betroffene Lehrkraft ein versauter Berufsweg immer unter Verdacht steht gegenüber einem erhobenen Zeigefinger gegenüber der Schülerin.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • An meiner Schule hat eine Schülerin, älter als 14, vor einiger Zeit vor vielen Zeugen behauptet, ein Kollege habe ein Verhältnis mit einer Schülerin und das habe er auch offen erzählt.

    Der Kollege fiel aus allen Wolken, hat mit der Schülerin gesprochen. Sie blieb bei der Behauptung, die Eltern fanden das im Gespräch wohl recht harmlos, sie sei in der Pubertät. SL war von Anfang an eingeschaltet.

    Der Kollege hat der Schülerin dann dargelegt, welche formalen Schritte (alle!) er gehen werde, falls sie die Behauptung nochmal fallen lassen würde. Nach meinem Wissen hat das die gewünschte Wirkung erzielt.

  • An meiner Schule hat eine Schülerin, älter als 14, vor einiger Zeit vor vielen Zeugen behauptet, ein Kollege habe ein Verhältnis mit einer Schülerin und das habe er auch offen erzählt.

    Der Kollege fiel aus allen Wolken, hat mit der Schülerin gesprochen. Sie blieb bei der Behauptung, die Eltern fanden das im Gespräch wohl recht harmlos, sie sei in der Pubertät. SL war von Anfang an eingeschaltet.

    Der Kollege hat der Schülerin dann dargelegt, welche formalen Schritte (alle!) er gehen werde, falls sie die Behauptung nochmal fallen lassen würde. Nach meinem Wissen hat das die gewünschte Wirkung erzielt.

    OK, dann haben mittelbar die Eltern dafür gesorgt, dass klar wurde, dass es eine bösartige Unterstellung war. Gleichwohl haben die Eltern hier einen nicht unerheblichen Anteil an dem Problem.

    Dass der Kollege hier so klar reagiert hat, ist nur zu begrüßen. #metoo in allen Ehren, aber in solchen Fällen muss klare Kante gezeigt werden.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Dass der Kollege hier so klar reagiert hat, ist nur zu begrüßen. #metoo in allen Ehren, aber in solchen Fällen muss klare Kante gezeigt werden.

    Unwahre Behauptungen über gar nicht erfolgten Missbrauch, nur um eine Waffe zu haben und/ oder sich selbst darzustellen schadet echten Missbrauchsopfern in jedweder Hinsicht. Uns wird dann nämlich einfach nur noch weniger geglaubt.

    #metoo schafft mehr Sichtbarkeit und hoffentlich auch Unterstützung für Missbrauchsopfer. Dazu gehört auch, diejenigen anzuprangern, die das für sich missbrauchen wollen ohne tatsächlich betroffen zu sein.

    Gut, dass der Kollege seine SL hinter sich hatte, die Eltern in dem Fall- ungeachtet ihres hochproblematischen Umgangs mit dem Verhalten, der strafbares Verhalten ihrer Tochter rechtfertigt- das zumindest inhaltlich mit aufgeklärt haben und der Kollege selbst sich zu wehren wusste. Ich hoffe für ihn, dass die Schülerin in eine andere Klasse versetzt wurde und er sie nicht länger unterrichten muss.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich glaube, der Kollege hat die Schülerin in der Vergangenheit mal unterrichtet. Aktuell tut er das nicht.

    Er hat von der ganzen Geschichte erfahren, weil ein anderer Kollege, in dessen Unterricht das aus heiterem Himmel behauptet wurde, es ihm direkt danach in der Pause erzählt hat, damit er so reagieren kann, wie er es für richtig hält.

  • Ich würde bei so etwas klare Kante zeigen. Entweder direkt eine Anzeige bei der Polizei oder eine schriftliche Unterlassenserklärung einfordern. Dass die Eltern das verharmlosen zeigt, dass man auf deren Unterstützung nicht bauen kann.

  • Unwahre Behauptungen über gar nicht erfolgten Missbrauch, nur um eine Waffe zu haben und/ oder sich selbst darzustellen schadet echten Missbrauchsopfern in jedweder Hinsicht. Uns wird dann nämlich einfach nur noch weniger geglaubt.

    Es schadet nicht nur, ein solches Verhalten ist eine Beleidigung für alle Opfer. Ich finde hier sollte es härtere rechtliche Konsequenzen geben.

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