Flötenunterricht / Teil d. Musikunterrichts hier: Bewertung, Hessen

  • Guten Morgen,

    ich würde gerne wissen, wie Musiklehrer an GS in Hessen das einschätzen:

    Der Flötenunterricht ist ab Klasse 3 an der hiesigen GS fest verankert. Einige Kinder bringen bereits musikalische Instrumenten Erfahrung mit (speziell Flötenunterricht, andere Instrumente). Andere Kinder kommen völlig ohne Erfahrung in den Blockflötenunterricht. Lehrerwechsel zu Beginn der 4. Klasse, in der 3. Klasse viel Ausfall, eine Stunde pro Woche wird geflötet. Es gibt Kinder die sich sehr schwer tun, die zu Hause keine Unterstützung erwarten können, denen es schwerfällt die gelesenen Noten in die richtige "Griffweise" umzusetzen. Grundsätzlich ist die Idee schön, m.E. hängt es an der Umsetzung. Es ist nicht genug Zeit um auf Kinder mit Problemen einzugehen. Kinder denen sich zu Hause nicht die Möglichkeit bietet Unterstützung zu erfahren (weil Eltern keine Zeit, kein Interesse oder auch einfach schlichtweg selbst keine Erfahrung haben) geraten damit automatisch ins Hintertreffen. Zumal der Flötenunterricht eine große Rolle bei der Musiknote spielt. Mich würde dazu die Meinung von Musiklehrern interessieren.

  • Guten Morgen,

    ich würde gerne wissen, wie Musiklehrer an GS in Hessen das einschätzen:

    Der Flötenunterricht ist ab Klasse 3 an der hiesigen GS fest verankert. Einige Kinder bringen bereits musikalische Instrumenten Erfahrung mit (speziell Flötenunterricht, andere Instrumente). Andere Kinder kommen völlig ohne Erfahrung in den Blockflötenunterricht. Lehrerwechsel zu Beginn der 4. Klasse, in der 3. Klasse viel Ausfall, eine Stunde pro Woche wird geflötet. Es gibt Kinder die sich sehr schwer tun, die zu Hause keine Unterstützung erwarten können, denen es schwerfällt die gelesenen Noten in die richtige "Griffweise" umzusetzen. Grundsätzlich ist die Idee schön, m.E. hängt es an der Umsetzung. Es ist nicht genug Zeit um auf Kinder mit Problemen einzugehen. Kinder denen sich zu Hause nicht die Möglichkeit bietet Unterstützung zu erfahren (weil Eltern keine Zeit, kein Interesse oder auch einfach schlichtweg selbst keine Erfahrung haben) geraten damit automatisch ins Hintertreffen. Zumal der Flötenunterricht eine große Rolle bei der Musiknote spielt. Mich würde dazu die Meinung von Musiklehrern interessieren.

    Ich finde es erstmal ganz, ganz super, dass bei Euch so etwas stattfindet!

    Dass das Leistungsniveau für das Flötenspielen recht unterschiedlich ausfällt, liegt in der Natur der Sache. Ist beim Instrumentalspiel so. Nicht immer kann man das mit dem Elternhaus erklären. Individuelle Voraussetzungen wie Motorik, Melodie- und Rhytmusgefühl, Gehör spielen eine nicht unerhebliche Rolle.

    Als Lehrer würde ich immer für die schwächeren Schüler eine zweite, leichtere Stimme bereithalten. Am besten als pentatonische Begleitung. Das passt dann immer, auch wenn man sich verhaspelt.8)

  • Hmm... anderes Bundesland. Vor über 30 Jahren hatte ich einmal eine Kollegin, die tatsächlich auch das Erlernen der Blockflöte in ihren Musikunterricht in 1/2 eingebaut hat. Aber sonst kenne ich Blockflöte nur als AG.

    Im Musikunterricht finde ich es besser Orff- Instrumente und andere Rhythmusinstrumete, Boomwhackers usw. einzusetzen. Das sind alles Instrumente, wozu jeder einen Zugang hat. Carl Orff hat ja extra diese Instrumente, die aus aller Welt kommen, für den Musikunterricht vereinfacht. Hier kann man Rhythmus machen und wie BadPension erwähnt auf einfache Begleitungen zurückgreifen. Ansonsten müsste man einmal schauen, was der Lehrplan will.

    Ich selbst spiele Blockflöte, habe Privatunterricht gegeben und eine Blockflöten-AG geleitet. Wenn man zuhause nicht übt, kann man das Blockflötenspielen vergessen bzw. es bleibt rudimentär in den Anfängen stecken. Außerdem klingen Melodien auf der Blockflöte schrecklich, wenn der Ansatz nicht richtig vermittelt bzw. kapiert wird. Ich halte auch aus diesem Grund die Blockflöte als Instrument im Musikunterricht für eine Gesamtklasse ungeeignet.

  • ...Kinder denen sich zu Hause nicht die Möglichkeit bietet Unterstützung zu erfahren (weil Eltern keine Zeit, kein Interesse oder auch einfach schlichtweg selbst keine Erfahrung haben) geraten damit automatisch ins Hintertreffen. ...

    Abgesehen davon, dass das auf alles zutrifft, was in Schule und Gesellschaft so passiert, ist es doch eigentlich gerade in Musik gut, dass Kinder damit in Berührung kommen, die sonst niemals ein Instrument in die Hand bekämen.

    Was unterrichtest du eigentlich, du hast vergessen, dich vorzustellen.

  • Abgesehen davon, dass das auf alles zutrifft, was in Schule und Gesellschaft so passiert, ist es doch eigentlich gerade in Musik gut, dass Kinder damit in Berührung kommen, die sonst niemals ein Instrument in die Hand bekämen.

    Ich finde es richtig gut, aber das zu benoten .... kann man das nicht sein lassen? Ich weiß, manche spielen Fußball und sind dadurch auch im Vorteil...

  • Das gilt doch für alles in der Schule? Manche Kinder haben kein Buch zu Hause, mit manchen spricht keiner, bei vielen kann niemand bei den Hausaufgaben helfen. Von mir aus können wir Noten streichen, allen voran in Musik, Kunst und Sport, aber die Blockflöte macht keine Ausnahme.

    Edit: problematisch ist es immer, wenn Lehrkräfte Dinge voraussetzen, die nicht überall gegeben sind. Powerpointnutzung, selbständiges Arbeiten zu Hause, was nicht gelernt/geübt wurde in der Schule usw. Aber Flöte und Noten mitgeben ist nichts anderes als Diktat zum Üben mitgeben.

  • Aber Flöte und Noten mitgeben ist nichts anderes als Diktat zum Üben mitgeben.

    Es ist etwas anderes. Flöten kann man nicht in Klassenstärke lernen, höchstens in Kleingruppen. Um Flötenspielen zu lernen, ist es nicht mit 10 Minuten üben am Tag getan. Außerdem finde ich es grenzwertig, in Musik regelmäßige Hausaufgaben zu geben.

    Als Kind war ich früher in der Jugendmusikschule zum Instrumentalunterricht. Selbst da fand ich schon stressig, dass wir vorspielen mussten und es Noten dafür gab. Natürlich wollten sie uns dadurch etwas unter Druck setzen, damit wir mehr üben und Leistung bringen. Aber: Musik soll Spaß machen und nicht erzwungen werden.

  • Meine Kinder hatten in der 5. Klasse auch Flötenunterricht im Musikunterricht, aber dafür gab es keine Note. Die Noten wurden durch andere Inhalte erstellt. Meine älteste Tochter hatte da schon jahrelang Flötenunterricht, die anderen lernten andere Instrumente.

  • Kinder denen sich zu Hause nicht die Möglichkeit bietet Unterstützung zu erfahren (weil Eltern keine Zeit, kein Interesse oder auch einfach schlichtweg selbst keine Erfahrung haben) geraten damit automatisch ins Hintertreffen.

    Das ist wohl so, ist aber doch gar nicht schlimm. In dem Setting mit so wenig Zeit wird man es auch nicht lernen.

    Blockflöten spielen ist so ziemlich das unwichtigste, was ich mir vorstellen kann. Das macht auch nicht jedem Kind spaß, mir hat Musik noch nie spaß gemacht (auch wenn Daheim viele musiziert haben). An der Grundschule gibt es an Kompetenzen, die deutlich wichtiger sind.

  • Außerdem klingen Melodien auf der Blockflöte schrecklich, wenn der Ansatz nicht richtig vermittelt bzw. kapiert wird. Ich halte auch aus diesem Grund die Blockflöte als Instrument im Musikunterricht für eine Gesamtklasse ungeeignet.

    Hast Du es mal mit Choroi-Flöten probiert? Die verschmelzen im Klangbild besser. Hör Dir da mal Waldorfklassen an. Da geht einem das Herz auf.8)

  • Blockflöten spielen ist so ziemlich das unwichtigste, was ich mir vorstellen kann. Das macht auch nicht jedem Kind spaß, mir hat Musik noch nie spaß gemacht (auch wenn Daheim viele musiziert haben). An der Grundschule gibt es an Kompetenzen, die deutlich wichtiger sind.

    Instrumentalspiel macht schon Spaß, wenn man es kann. Aber bei den traditionellen Instrumenten ist der Weg dorthin mit einigem Üben verbunden, bis man zu einem gewissem Niveau kommt. Und das ist oft das Problem. Das sehe ich an meinen Instrumenten, die ich gelernt habe. Ich habe in der Regel dann gerne geübt, wenn ich das Musikstück toll fand und die Instrumentallehrkraft gepasst hat.

    Durch die Musikgruppen in der Grundschule, was hier ziemlich üblich ist, wird ein guter Zugang geschaffen. An meiner Schule existieren auf AG- Basis in Kooperation mit dem örtlichen Musikverein einige Instrumental-AGs. Die führen dann immer an Feiern usw. etwas auf.

    Musik als Unterrichtsfach finde ich als musisches Fach in der Grundschule schon wichtig, denn da werden kreative und musikalische Zugänge geschaffen, die einfach gute Gefühle bringen und persönlichkeitsbildend sind. Gerade der praktische Bereich ist sehr vielfältig. Es gibt ja auch Musik und Tanz. Spezieller Instrumentalunterricht - und dazu gehört eben Üben - gehört in meinen Augen in eine AG.

  • Instrumentalspiel macht schon Spaß, wenn man es kann. Aber bei den traditionellen Instrumenten ist der Weg dorthin mit einigem Üben verbunden, bis man zu einem gewissem Niveau kommt. Und das ist oft das Problem. Das sehe ich an meinen Instrumenten, die ich gelernt habe. Ich habe in der Regel dann gerne geübt, wenn ich das Musikstück toll fand und die Lehrkraft gepasst hat.

    Das ist sehr gut möglich, ich kann auch verstehen dass es viele Menschen gibt denen es richtig spaß macht. Ich habe nie einen Zugang dazu gefunden und so geht es auch vielen anderen Menschen. Es ist aber keine essenzielle Kompetenz fürs Leben, Lesen, Schreiben oder Rechnen.

    Es gibt m.E. wenig Wichtigeres als psychische Gesundheit, wozu Kunst, Musik und Sport im Leben wohl das Meiste beitragen.

    Wenn Musik einem keinen Spaß macht, dann trägt das sicherlich nicht zur psychischen Gesundheit bei.

    Ich verstehe, dass es teil des Fächerkanons ist und bin gleichzeitig froh, dass es immer (wenn nicht anders gewählt) nur ein Nebenfach ist. Genau wie Sport und Kunst.

  • Ich habe gerade versucht, in youtube etwas zu finden. Das, was ich gesehen habe, hat mich nicht angesprochen. Vielleicht verlinkst du einmal etwas, was du gut findest.

    Vielleicht mal in einer Waldorfschule reingucken, mit den Lehrern sprechen und hospitieren? Die haben auch Tage der Offenen Tür, Monatsfeste etc.

    Auf Youtube habe ich auch nichts dolles gefunden. Vor Ort mit Menschen ist immer besser.8)

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