Chaos-Klasse bändigen

  • Hallo,


    ich bin seit ca. fünf Wochen auf meiner ersten Planstelle. Mir gefällt es im Prinzip gut an meiner Schule und die meisten Schüler sind auch recht nett, wenn da nur meine Englischklasse (8. Schuljahr) nicht wäre. Die Klasse (28 SuS, Realschulniveau) ist mir bereits als "unruhiger Haufen" vorgestellt worden und selbst die Klassenlehrerin hat heute noch zu mir gesagt, dass die Klasse "spinnen" würde.


    Konkret bedeutet das Ganze, dass Unterricht kaum möglich ist. Es ist so laut, dass kaum jemand etwas versteht und ich mit den vereinzelten Schülern, die mal mitmachen, fast schon schreiend kommunizieren muss. Alle Ermahnungen und Klassenbucheinträge nutzen nichts. Es gibt mehrere Jungen, die extrem stören, d.h. quatschen, Gegenstände durch die Klassewerfen und sich gegenseitig während der Stunde spielerisch an die Gurgel gehen. Das Ganze veranlasst die zahlreichen Mitläufer dann zum Schwätzen und endet damit, dass kein Mensch mehr etwas mitbekommt.


    Da eben niemand etwas mitbekommt, wird mir dann von einigen der schwarze Peter zugeschoben, ich würde ja nichts erklären (dabei hab ich es bereits zigmal getan, es war nur viel zu laut).


    Ich muss dazu sagen, dass ich bereits die dritte oder vierte Englischlehrkraft in der Klasse bin und die Klasse von sich selber sagt, einer meiner Vorgänger hätte sie "ruiniert" (was im Gespräch mit einer Mutter auch so anklang).


    Die Klasse kann jedenfalls kaum Englisch (max. Stand 6. Klasse), versteht selbst einfachste Arbeitsanweisungen nicht (evtl. auch mutwillig?) und kann im Prinzip nur auf Deutsch unterrichtet werden, damit wenigstens noch Bruchteile des Stoffs vermittelt werden können.


    Mir macht der Unterricht in dieser Gruppe jedenfalls keinen Spaß mehr, da wir aufgrund der Unruhe und der Leistungsverweigerung vieler kaum vorankommen. Heute haben wir für eine popelige Aufgabe im Buch die ganze Stunde gebraucht.


    Drohe ich Konsequenzen an (z.B. das, was in der Stunde nicht geschafft wurde, als HA aufzugeben, was ich auch getan habe), bekomme ich Antworten wie "Dann beschweren wir uns!"


    Die Klassenlehrerin hat mir geraten, den Stoff der heutigen Stunde morgen als HÜ abzufragen, was ich aber lieber nicht tue, da diejenigen, die zuhören wollten (einige wird es wohl noch geben) dadurch ja insofern benachteiligt würden, als sie aufgrund des Lärms auch nicht allzuviel verstanden haben werden.


    Ich will jetzt morgen mit den SuS ein klärendes Gespräch führen. Sollte das nicht funktionieren, muss ich wohl hart durchgreifen und werde eine Übung machen lassen, die ich dann einsammele und benote.


    Mir langt's wirklich. :(


    Was würdet ihr tun?


    Im Voraus vielen Dank!


    Liebe Grüße,
    Carla-Emilia

  • Hallo Carla-Emilia,


    bin ja 'mal gespannt, was die anderen, erfahrenen Lehrer schreiben. Ich selbst habe erst im Oktober mit einem Direkteinstieg angefangen.


    Ich habe nämlich auch so eine Chaos-Klasse und mir kommt das Ganze irgendwie bekannt vor.


    Allerdings sind meine schon etwas älter - sprich Berufsschulalter.
    Da habe ich sie dann einfach 'mal gefragt, warum sie hier sind und nicht heimgehen. Schließlich habe ich einen Beruf, andere wollen einen erlernen und passen deshalb auf, aber sie haben ja noch keinen.


    Ansonsten notorische Schwätzer auseinander setzen.


    "Rumwerfer" am Ende der Stunde, am besten funktioniert dies vor Schulschluss - das Klassenzimmer aufräumen bzw. kehren lassen.
    Stundenprotokolle aufgeben, die bei Nicht-Abgabe mit einer 6 bewertet werden.
    Zur Not wirklich 'mal einen Kurztest schreiben bzw. in der Stunde ankündigen, dann wird's irgendwie auch ruhiger.
    Und wenn wirklich gar nichts hilft, habe ich aber auch noch nicht gemacht, Störenfriede wirklich auch mal "rauswerfen" bzw. Nachsitzen lassen.


    Mir gefällt diese Masche auch nicht, habe aber leider noch keine besseren Methoden herausgefunden.


    Viele Grüße
    Super-Lion

  • Scheint so, als ob wir die beiden einzigen mit einer Chaos-Klasse wären. :)

  • Hallo ihr beiden!


    Ihr seid garantiert nicht die einzigen Angeschmierten mit einer "furchtbaren" Klasse, ich habe sowas als 7 in Englisch und erlebe viermal pro Woche den absoluten Albtraum, mitternächtliche Albträume inklusive. Wenn das nicht die unglückliche Ausnahme unter meinen 6 verschiedenen Klassen wäre, hätte ich längst das Schulhandtuch geschmissen, denn mit den Kids macht mir aber auch gar nichts mehr Spaß, zudem mischen deren Eltern kräftig mit - Horror an allen (verhärteten) Fronten.


    Dort erlebe ich also ähnliche Dinge wie ihr und weiß trotz einiger Jährchen im Berufsleben oft nicht mehr, wie ich wieder das Ruder in Hand bekomme. Deswegen bin ich auch sehr gespannt, ob irgendjemand ein Wundermittel anbieten kann - ich kaufe es sofort ;) Insbesondere wäre ich wirklich dankbar, wenn jemand Tipps hätte, um an die Wand gefahrene Karren wieder flott zu machen, sprich: um zu retten, was noch zu retten ist. Diese Klasse wird mir nämlich sicher noch länger zugeteilt werden, da sie vor mir auch schon mehrere Lehrerwechsel hinter sich hatten.
    *soifz* :(


    LG smotte

  • Hallo,


    mal eine Frage:


    Wie verhält sich die Bande bei anderen Lehrern?
    Tun die das da auch oder nur in Englisch?


    Denn wenn das Problem bei allen Lehrern besteht, dann müssten alle Lehrer gemeinsam Strategien entwickeln, um die Klasse zur Räson zu bringen.


    Ich kann nur schildern, was letztes Schuljahr bei meiner Tochter in der Klasse (damals 5) lief.


    Man führte eine Klingel ein, die zur Ruhe rief, wer dagegen verstieß bekam Strafarbeiten. Wurden die nicht gemacht, gab es Nachsitzen.


    Man versuchte viel, um die Klasse zu bändigen. Auch wurden schon einemal Störer mit Verweisen bzw. Tadeln belegt.


    Die Eltern wurden oft einbestellt.


    Ich habe ja selbst ein "schwieriges " Kind, aber würde sich meine Tochter einmal so benehmen, gäbe es sehr viel Ärger und zwar mit mir, da ist der Zoff mit der Schule ein Spaziergang.


    Doris

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    nein, natürlich seid Ihr nicht alleine mit eurem Problem- dazu gab es auch schon diverse Threads.
    Ich selbst hatte so eine Chaos-Klasse als Klassleitung und in Deutsch- total verschwätzt und furchtbar laut. Allerdings 9.- da wachsen sie vielleicht auch langsam wieder aus der Pubertät raus.
    Was bei mir geholfen hat: Gespräch mit den SuS suchen- Vorschläge machen lassen- aber auch gleich sagen, wie deine Konsequenzen im anderen Fall aussehen werden- nämlich: Auseinandersetzen, den versäumten Stoff nacharbeiten lassen (übrigens: Was macht es dir, wenn die sich beschweren? Worüber- darüber, dass sie so laut sind, dass kein Unterricht möglich ist? Sie sind doch schon verschrien, da wird dir bestimmt keiner an den Karren fahren), evtl. auch am Nachmittag.
    Bei Störung saftige Maßnahmen verteilen (seit ich in der anderen 9. unregelmäßige Verben in allen Zeiten durch konjugieren lasse, sind die musterhaft brav)
    Wenn Sachen durch die Gegend fliegen- halte ich Super-Lions Methode für sehr gut- von mir wurden auch schon mal zwei zum zusätzlichen Putzdienst zum Hausmeister geschickt "damit sies lernen". Hat große Wirkung gezeigt.
    Wenn(was vermutlich häufiger vorkommt) die Sachen hinter deinem Rücken fliegen- mit der Klasse darüber reden und sagen, dass du in Zukunft nur noch diktieren wirst. Dann Hefte einsammeln und ggf. einen geharnischten Kommentar an die Eltern reinschreiben.
    Achja, beim Gespräch mit dem Konrektor bot der mir auch an, dass in solchen Klassen dann die Randstunden im Vertretungsfall nicht ausfallen würden- schließlich seien die Schüler ja nicht zuverlässig! Ganz viel mit der Klassenlehrerin absprechen.
    Und ja nicht frustrieren lassen!
    Aufmunternde Grüße,
    Hermine

  • Zitat

    Doris schrieb am 07.03.2005 18:55:
    Man führte eine Klingel ein, die zur Ruhe rief, wer dagegen verstieß bekam Strafarbeiten. Wurden die nicht gemacht, gab es Nachsitzen.


    Hallo Doris,


    ich denke das große Problem hier ist das Alter. In meiner 5. könnte ich diese Klingelnummer sicher erfolgreich einsetzen, während meine problematische 7. sich darüber kringelig lachen würde; dasselbe befürchte ich für Emilias 8. Klasse. Es ist aber schön zu lesen, dass es Eltern gibt, die ihren Kindern auch mal Feuer unter dem Bobbes (wie man als Pfälzer ja sagt ;) ) machen, wenn sie in der Schule Blödsinn veranstalten.


    Aber du hast Recht: Wenn die Klasse bei allen bzw. den meisten Kollegen so problematisch ist, dann helfen da sicher ganz konkrete gemeinsame Maßnahmen. Sofern alle dieselben Konsequenzen einläuten (wenn sie denn dieselbe Schmerzgrenze besitzen!), könnte das auch gelingen.
    Ich habe irgendwie das Pech, dass ich in meiner Englischklasse mit der Situation eher alleine dastehe - andere kommen mit der Klasse deutlich besser zurecht (haben aber auch eine "gemeinsame vergangenheit" mit ihr, was sicher sehr hilfreich ist).


    Viele Grüße nach Neustadt (du warst das doch, oder?)
    von smotte (auch mal aus NW :) )

  • Hallo,
    ich hab vor ca. 1,5 Jahren angefangen (LH-Schule) und hab leider auch keinen Tipp für euch, würde mir aber selber diesbezüglich Tipps wünschen ;)
    Ihr seid durchaus nicht die einzigen mit Chaos-Klassen (denke mal, jeder hat die ein oder andere Stunde in so ´ner Gruppe), aber niemand weiß Rat...
    Außer den üblichen Dingen -wie Gespräche mit Schülern, Eltern, Kollegen, "Notendruck", konsequentes Handeln, Verstärkersysteme (zugegeben in der SEK nicht mehr so toll) und "Strafarbeiten"- scheint´s leider nix tolles bzw. wirksames zu geben.
    Also, falls jemand was effektives weiß bitte zahlreich schreiben :)
    Ansonsten erstmal tapfer durchhalten!
    Gruß
    Potilla

    Man muss nicht immer jeden da abholen, wo er steht - manchmal ist es auch wichtig jemaden da zu lassen, wo er sein will!

  • Tja, das Pauschalrezept gibt es wohl nicht.
    Viele Tipps wurden ja schon genannt, was man tun kann, wenn die ... mal wieder am Dampfen ist.
    Allerdings sollte man sich nicht auf negative Sanktionen versteifen und das Vorfeld außen vor lassen.
    Meine Tipps zum möglichen Verhindern im Vorfeld:
    - Unterricht klar strukturieren; keinesfalls gerade in solch einer Klasse didaktisch kleinere Brötchen backen.
    - Klare Botschaften formulieren; hier darf man ruhig mal die Diktion der Super-Nanny benutzen (Nicht: "Kevin, nimm endlich bitte mal dein Heft", sondern: "Kevin, ich möchte, dass du jetzt in deinem Heft arbeitest", "Pst, seid bitte leise..." sondern "Ich erwarte, dass ihr jetzt ruhig seid...)
    - Gestisch und durch Standortverlagern schon aufkeimenden Ruhestörungen entgegenwirken (aber erst bei gewisser Erahrung wirklich möglich).


    Und dann positive Sanktionen/Maßnahmen:
    - Klare Arbeitsziele stellen. Sind diese erreicht, darf die Klasse früher gehen oder Hausaufgaben aus anderen Fächern machen.
    - Ein gemeinsames Unternehmen starten. Das kann ein Videoabend oder ein Ausflug sein; das Ganze kann an ein gewisses Wohlverhalten im Vorfeld gekoppelt werden, hat aber eher den Sinn, sich menschlich näherzukommen. Sehr schön sind auch erlebnispädagogische Maßnahmen wie Klettern in einer entsprechenden Arena.
    - Und nie vergessen: Auch kleinere gute Ansätze loben


    Trotz allem: Eine schwierige Klasse bleibt erst einmal eine schwierige Klasse. Das kann aber auch "Spaß" machen, wenn man sieht, dass man das Ganze ganz ordentlich im Griff hat und die Schüler die Bemühungen schätzen.


    Und weil ich gerade selbst dransitze: Eine Videokamera kann einem den eigenen Anteil an der Unruhe vor Augen führen... (Schachtelfragen, zu viel Unruhe durch "Rumtippeln",...)

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Guten Abend ihr Lieben!
    Das ihr nicht die einzigen seid, die mit "Chaos-Klassen" zu Kämpfen haben, habt ihr ja schon gemerkt. Ich habe mich hier ebenfalls schon mal ausgeheult...(unterrichte 7er, 2 Stunden Fachunterricht pro Woche).
    Ich habe am Anfang auch versucht, mit Strafarbeiten, Nacharbeiten, etc... weiterzukommen. Bei so wenig Stunden in einer Klasse ist das aber
    a) mit der Konsequenz ein Problem (jedenfalls bei mir) und
    b) kostete mich diese Haltung unglaublich viel Energieund das bei Null Erfolg.
    Nachdem ich so also nicht weiterkam, wechselte ich meinen Kurs a la:


    Zitat

    Timm schrieb am 07.03.2005 19:48:
    Und dann positive Sanktionen/Maßnahmen:
    - Klare Arbeitsziele stellen. Sind diese erreicht, darf die Klasse früher gehen oder Hausaufgaben aus anderen Fächern machen.
    - Ein gemeinsames Unternehmen starten. Das kann ein Videoabend oder ein Ausflug sein; das Ganze kann an ein gewisses Wohlverhalten im Vorfeld gekoppelt werden, hat aber eher den Sinn, sich menschlich näherzukommen. Sehr schön sind auch erlebnispädagogische Maßnahmen wie Klettern in einer entsprechenden Arena.
    - Und nie vergessen: Auch kleinere gute Ansätze loben


    Ich habe den Schülern klar gesagt, dass es so für mich nicht weiter geht und sie gefragt: Welche Bedingungen müssen da sein, damit man lernen kann? Darufhin haben wir eine Art Vertrag vereinbart: Ihr haltet eure Regeln für 8 Stunden ein, dann schauen wir sozusagen als Anerkennung einen Film...
    Und siehe da, plötzlich läufts. Inzwischen befinden wir uns in der zweiten Runde, der Zeitraum wurde verlängert und es beteiligen sich selbst Schüler am Unterricht, von denen ich sonst höchstens blöde Sprüche zu hören bekam. Und: Die Kids sorgen untereinander für die Einhaltung der Regeln.
    Manche meiner Kollegen schütteln darüber den Kopf: wie kann man nur Selbstverständlichkeiten belohnen?
    Mag sein, trotzdem: es schont meine Nerven und die Schüler kriegen mehr mit!
    LG, Sternchen

  • Zitat

    Sternchen schrieb am 07.03.2005 20:27:
    Manche meiner Kollegen schütteln darüber den Kopf: wie kann man nur Selbstverständlichkeiten belohnen?
    Mag sein, trotzdem: es schont meine Nerven und die Schüler kriegen mehr mit!


    Ich denke, du brauchst dich hier nicht zu rechtfertigen; eher sollten mal deine Kollegen nachdenken :rolleyes:
    Lassen wir mal die Ursachen beiseite, warum sich Schüler nicht so verhalten, wie wir es erwarten. Jedenfalls bedeutet es für die Schüler - wie für jeden Menschen - eine Anstrengung, ihr Verhalten zu ändern. Und wenn Heranwachsende sich anstrengen, durch Verhaltenanpassung unsere Erwartungen zu erfüllen, haben sie sehr wohl Lob, Anerkennung und Belohnung verdient. Das ist zum einen eine Frage des guten Erziehungsstils und lässt sich zum anderen dazu noch mit dem klassischen Konditionieren begründen!!!

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Gerade für laute Klassen ist es wichtig, dass alle Schüler beschäftigt sind.


    Wenn sie etwas von der Folie (die kannst du nämlich im Gegensatz zum Tafelbild zu Hause vorbereiten) abschreiben/malen müssen, wirds meist automatisch ruhiger.


    Auch Arbeitsaufträge kann man sehr effektvoll "nonverbal"erteilen: Vorhang zu-Licht aus-Overhead an!!!!!


    Vielleicht eine Möglichkeit der Belohnung: Wenn in der Stunde fleißig gearbeitet wird, gibts weniger Hausaufgaben (=logische Konsequenz)


    Rituale, bzw. feste Stundeabläufe bringen auch etwas Ruhe in das Chaos, weil die Schüler jeden Tag wissen, was sie erwartet:


    Bei meinem Sohn werden z.B. jede Englischstunde Vokabeln abgefragt (Schüler wissen, welche sie für die nächste Stunde lernen/wiederholen müssen): " Zwei Schüler sind an der Tafel (Tafelseiten aufgeklappt, damit keiner spicken kann) die anderen Schüler schreiben auf dem Block mit. Benotet werden die Leistungen der Schüler an der Tafel und weiterer 4 Schüler. (Welche das sind, erfahren die Schüler aber erst nach dem Abfragen-also müssen alle konzentriert mitarbeiten).
    Vorteil: Die Schüler wissen, welche Vokabeln abgefragt werden und auch schlechte Schüler haben die Chance hier mal eine gute Note zu ergattern.

  • Hallo,


    vielen Dank für eure Antworten! Nachdem zwischenzeitlich etwas Ruhe in der Klasse eingekehrt war (nach einem vermutlich heftigen Zusammenstoß mit ihrer Klassenlehrerin), was es heute wieder ziemlich schlimm. Da ich nicht wieder gleich mit Klassenbucheinträgen u.Ä. losschlagen wollte, habe ich jetzt einen Evaluationsbogen entwickelt, den die Klasse morgen ausfüllen muss. Davon ausgehend will ich mit der Gruppe irgendetwas Positives auf die Beine stellen, denn so wie es im Moment läuft, kann es nicht noch zweieinhalb Jahre (schlimmstenfalls) weitergehen.


    Hier mein Fragebogen. Mich würde sehr interessieren, wie ihr ihn findet und ob ich noch etwas verbessern kann.


    ***************************************************
    Fragebogen zur Unterrichtssituation in der XX


    Bitte fülle den folgenden Fragebogen allein aus. Es ist mir wichtig, deine persönliche und ehrliche Meinung zu erfahren. Daher darfst du gerne anonym bleiben. Bitte gib ernsthafte Antworten, damit sich die Situation für uns alle verbessern kann.


    1. Wie sehr fühlst du dich durch die momentane Situation im Englischunterricht (Lärm, Werfen von Gegenständen) gestört bzw. in deinem Lernfortschritt beeinträchtigt?
    a) sehr
    b) etwas
    c) gar nicht


    2. Warum ist es deiner Meinung nach zurzeit so laut?


    3. Warum wirst du persönlich während des Unterrichts unruhig?
    a) Langeweile
    b) weil ich sowieso Verständnisprobleme habe
    c) weil andere auch laut sind
    d) weil ich von anderen geärgert werde und mich wehren will
    e) __________________________________________


    4. Wie sollte ich als Lehrerin deiner Ansicht nach reagieren?
    a) alles tolerieren und versuchen, den Lärm zu übertönen
    b) strenge Strafen verhängen
    c) ein Bonussystem mit Belohnungen für positives Verhalten anwenden
    d) _____________________________


    5. Denkst du, es würde etwas bringen, gemeinsam Regeln festzulegen und zusammen ein Belohnungs- und Bestrafungssystem zu erarbeiten?
    a) ja
    b) nein
    c) ______________________________


    6. Könnte ich etwas an der Unterrichtsgestaltung verändern, das dir helfen würde, besser aufzupassen und dich weniger ablenken zu lassen? Wenn ja, was?


    7. Gibt es sonst irgendetwas, das ich am Unterrichtsverlauf ändern könnte?


    Danke für deine Mitarbeit!
    ***************************************************


    Im Voraus vielen Dank!
    Carla-Emilia

  • Als Soziologe:
    Du hast Punkt 5 klugerweise nach Punkt 4 gebracht; wer sich aber alles in Ruhe durchliest wird durch den Ausstrahlungseffekt von 5 beeinflusst und bei 4 zur Lösung von c) neigen.


    Außerdem halte ich es ein wenig für eine pädagogische Bankrotterklärung, wenn du dir in 4) mögliche Maßnahmen von den Schülern vorgeben lässt.
    Das adäquate Mittel auf deine Analyse mit den Evaluationsbögen sollte vom Lehrer gewählt werden.


    Ansonsten finde ich aber die Idee und den Rest sehr gut.


    Viel Erfolg!

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

    • Offizieller Beitrag

    Die Anmerkungen von Timm finde ich gut. Die Idee auch.


    Ich frage mich aber, was machst Du, wenn die meisten 1c oder 5b ankreuzen? So weitermachen wie bisher?


    Ich denke da an ein furchtbares Jahr in meiner früheren 7.Klasse. Dort waren wir in Religion echt unfair zur Lehrerin. Wäre die mit so einem Bogen gekommen, hätten die meisten 5b angekreuzt...


    Hoffentlich wird das bei Dir nicht so sein.


    Gruß leppy

  • Kann Timm und seiner "pädagogischen Bankrotterklärung" nicht zustimmen - welche Maßnahmen durchgeführt werden, liegt ja immer noch bei Carla. Ich finde es sehr sinnvoll, die Kinder zu fragen, welches Lehrerverhalten sie erwarten bzw. mittragen würden. Carla kann daran ersehen, was die Klasse von ihr will bzw. was sie als "ernstzunehmend" ansehen - und sich dann entweder so verhalten oder der Klasse erklären, warum sie das nicht tut. Nebenher kommen Schüler hin und wieder auf Ideen, auf die man nicht kommt. Da wir sie zu verantwortlichen Partnern im Prozess ihrer Ausbildung und Erziehung machen wollen, finde ich es sinnvoll, ihnen hin und wieder zumindest die Illusion zu verschaffen, sie könnten etwas selbst entscheiden oder tatsächlich einen guten Gedanken beitragen (bevor wieder das Geschrei losgeht: Der letzte Satz war ironisch gegen die gerichtet, die ihren Schülern alles nur vorsetzen bzw sie stets an unsichtbaren Fäden an der kurzen Leine halten. Ich lern ständig Dinge von meinen Schülern).


    Carla, lass uns wissen, was sie antworten - das interessiert mich!


    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Die Entscheidungsfragen stören mich; es wird der Eindruck erweckt, als könne der Schüler abstimmen, was geschehen solle.
    Die Frage offen zu stellen, fände ich aber in Ordnung, so kommt evtl. wirklich eine neue Idee.


    wolkenstein:
    Ich kann mich an ein "Geschrei" in einem solchen Zusammenhang nicht erinnern.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Hallo, mir gefällt der Fragebogen gut. Meine Ergänzungen/Meinung zu einzelnen Fragen:


    Zitat

    1. Wie sehr fühlst du dich durch die momentane Situation im Englischunterricht (Lärm, Werfen von Gegenständen) gestört bzw. in deinem Lernfortschritt beeinträchtigt?


    d) _______________


    Evt. noch folgende Frage einbauen:


    "Ist es in anderen Fächern ruhiger? Wenn ja, woran liegt das deiner Meinung nach?"


    Ich überlege gerade, ob folgende Frage sinnvoll wäre:


    "Wer ist deiner Meinung nach hauptverantwortlich für die Unruhe in der Klasse?"


    Namen der Schüler/innen:__________________


    Ich bin mir aber nicht sicher, ob diese Frage klug wäre.


    Wird die Fragebogenaktion anonym sein? Kennst du die Schrift der Schüler? Aber durch das Einsammeln in einer bestimmten Reihenfolge kannst du auch schon rausbekommen, wer den Bogen ausgefüllt hat.


    Ich denke gerade an die 10. Klasse meiner Schulzeit, wir hatten einen Lehrer (kein Referendar, ca. 15 Jahre Lehrererfahrung), bei dem es extrem unruhig war, bei allen anderen Lehrern war es wesentlich ruhiger. Ich könnte die Ursachen nicht ohne Weiteres nennen. Der Lehrer hat wenig Autorität ausgestrahlt, das Fach (Sozialkunde) brachte er mordslangweilig rüber und er griff bei unruhigen Schülern nicht durch, d.h. ließ die Unruhe durchgehen und er war ziemlich lasch, wenn er Unruhestifter zurechtwies. Er machte auch den Fehler, auf Witze der Unruhestifter stets positiv einzugehen statt sie zu ignorieren oder zurechtzuweisen.


    Die anderen Lehrer arbeiteten intensiv mit Hefteinträgen und Arbeitsblättern, die ausgefüllt werden mussten, wiesen unruhige Schüler konsequent und energisch zurecht, setzten eine Strichliste ein (bei drei Strichen gab es eine Extra-Hausaufgabe oder einen Minuspunkt für die Mitarbeitsnote oder es wurde Wissen abgefragt). In anderen Fächern wurden die Unruhestifter auseinander gesetzt.


    Ich wünsche dir viel Erfolg für deine Fragebogenaktion und mich würde auch interessieren, was dabei rauskommt.

  • Eine Lehrerin an meiner Schule verteilt bei jeder nicht gemachten HA oder unvollständigem Material einen Zettel, den die Eltern unterschreiben müssen. Könntest du so etwas nicht auch machen (mit entsprechenden Folgen eben, wenn die Unterschriften nicht kommen)?

  • hallöchen carla!


    deine idee mit dem fragebogen finde ich sehr gut. und ebenso deine fragen.


    allerdings würde ich persönlich nicht nach den namen der störer fragen. einige schüler könnten in versuchung geraten, mal einfach jemanden hinzuschreiben - aus spaß oder weil sie ihn ärgern wollen.


    habe mal eine ähnliche aktion in meiner klasse gestartet - mit karteikarten und auswertung. habe ausdrücklich gesagt: keine namen von schülern nennen.


    ich wünsche dir viel erfolg!
    schrumpeldei

Werbung