Qualität Deutschbücher

  • Liebe Grundschulexperten,


    'sch hätt da mal 'ne Fraache...


    Mein kleiner Neffe, zweite Klasse, hatte eine Lese- und Schreibübung auf. Der Text lautete:


    TOM HAT MUSIK AN.
    LISA SCHREIT TOM AN.
    OMA IST AM SCHLAFEN.
    JETZT IST OMA WACH.


    Frage: WARUM IST OMA WACH?


    Für mich sind in der Aufgabe drei Stilfehler (hat Musik an, ist am Schlafen, ist wach statt ist wach geworden), der Text ist sterbenslangweilig und m.E. für Kinder, die mit Begeisterung die wilden Fußballkerle lesen, eine Unterforderung. Ich weiß leider nicht, aus welchem Deutschbuch dieses Arbeitsblatt kommt. Trotzdem würd ich gern von euch wissen: Findet ihr diesen Text für die zweite Klasse angemessen? Würdet ihr auf dieser Stufe auch eher Dummdeutsch formulieren? Oder denk ich viel zu anspruchsvoll?


    Ehrlich geschockt,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Bin ja noch kein Lehrer, habe aber im Praktikum in der dritten Klasse eine Erfahrung gemacht:
    Meine ehemalige Lehrerin, die dann selber meine Betreuerin war, hatte ne Aufgabe gestellt, dass die Kinder das Schuleingangsschild ins Heft übertragen sollten. Damit waren einige Kinder überfordert. Auf meine Rückfrage, ob wir damals auch so ne Aufgabe bekommen haben, meinte sie, dass hätte unsere Klasse damals Ende 1. Schuljahres gemeistert.
    Was ich damit sagen will:
    Einige Aktionen, die für uns vielleicht als lächerlich einfach gelten, sind vielleicht für Teile der Klasse wirklich nötig. Das man keine Differenzierung vornimmt, ist sicherlich bedenkenswert, ebenso wie die teilweise grauenhafte Formulierung (wobei ich zugeben muss, das könnte mir genauso passieren)

  • hallo wolkenstein!!


    diese zeilen kommen mir für die zweite klasse schon zu einfach vor! wenn man bedenkt, dass die in ein paar monaten in die 3 klasse sollen, sind vier zeilen einfach zu wenig! meine müssen auch mal in der zweiten klasse mehr als ne seite im lesebuch lesen.
    außerdem finde ich den text ziemlich schlecht gewählt! überhaupt nicht interessant oder irgendwie motivierend! auch nicht aus der lebenswelt der kinder. an der sprache würde ich mich bis auf "ist am schlafen" aber nicht allzu sehr stören!


    gruß simsa
    viele grüße

  • Liebe Wolkenstein,
    vom Leseniveau her würde ich den Text eher als Endtext 1. Klasse oder 1. Quartal 2. Klasse einordnen. Habe mit meiner 2. letztes Jahr um die Zeit etwa die zweite Ganzschrift gelesen, erste Ganzschrift hatten sie im November/Dezember.


    Was sollte denn dein Neffe mit dem "Text" machen?
    Ging es um erste Grammatik-Übungen, und sollte er vielleicht aus dem Satz "Tom hat Musik an" einen Satz mit einem Tuwort bilden ("Tom hört Musik")? (Obwohl ich nicht weiß, ob man solche Übungen in der 2. Klasse als HA aufgeben würde.)


    Dann ist das für mich etwas anderes, als wenn er den Text als "Geschichte" präsentiert bekommt und den Inhalt zusammenfassen soll. Aber du schreibst, er soll die Frage "Warum ist Oma wach?" beantworten... Hm. Meine Antwort auf die Frage wäre: "Weil sie nicht schläft." - abgeleitet vom Inhalt und der Zeitform der Frage.


    Ich finde, es ist ein sehr seltsamer Text, den ich nicht in einem Deutschlehrwerk vermutet hätte - schon wegen des Satzes "Oma ist am Schlafen". Dieser Satz präsentiert für mich eher "Lagebeziehungen", meine Frage wäre hier "Wo ist Oma?" - Antwort: am Schlafen / am Haus / am Bach usw. (soll ja in den Grundschulen Kinder nichtdeutscher Muttersprache geben, und nicht nur die lernen doch, dass "am/im/unter/neben/über" Lagebeziehungen kennzeichnen, oder?)


    LG, das_kaddl.


    PS: Lagebeziehungen - mir fällt gerade das andere Wort dafür nicht ein, peinlich, peinlich. Bin aber auch grad bei der didaktischen Analyse des Hundes...

  • "Oma ist am Schlafen"???


    Der Rest ist auch, wie du schon angemerkt hast, stilistisch fragwürdig - mal abgesehn davon, dass der Text zum Gähnen ist (Melosine ist am Gähnen.)


    Steht das wirklich in einem Buch oder hat sich die Lehrerin deines Neffen vielleicht diese sinnigen Sätze ausgedacht?


    Kann mir das gar nicht vorstellen, da ich auch eine 2. Klasse in Deutsch habe und die Lehrbücher zwar nicht gut, aber vom Inhalt her auf deutlich höherem Niveau sind.


    LG, Melosine (am Arbeiten)

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

  • Für mich klingt der Text so, als käme er aus einem Buch für Nicht-Muttersprachler. Grundkurs "Deutsch als Fremdsprache" an der VHS. Oder so. Ich kann mir aber eigentlich nicht vorstellen, dass die Autoren dabei an ausländische Grundschüler gedacht haben. Oder doch?


    Die drei Stilfehler würde ich auch so sehen - wobei "jetzt ist Oma wach" m. E. noch ein normaler Satz ist, nur im Kontext etwas deplaziert, weil er den letzten Satz vom Vorhergehenden trennt. (Klingt ein bisschen so, als wären zwischen dem 3. und 4. Satz zwei Stunden vergangen ;) ). Es gilt aber für alle 4 Sätze, dass sie nicht aufeinander bezogen scheinen. Umso seltsamer, dass dann eine Arbeitsaufgabe kommt, die die Annahme eines Zusammenhangs fordert.


    Zitat

    Steht das wirklich in einem Buch oder hat sich die Lehrerin deines Neffen vielleicht diese sinnigen Sätze ausgedacht?


    Frag ich mich auch...

  • Da ich mich in letzter Zeit etwas ausführlicher mit verschiedenen Fibeln beschäftigt habe, höre ich aus dem Text eher eine verkrampfte Anstrengung heraus: Nur ja keine Buchstaben verwenden, die noch nicht gemeinsam "eingeführt/besprochen/gelernt" wurden. Ein "ä" (Oma schläft) gibt es da eben noch nicht für die Kinder... Es gibt gar schaurige Texte in Fibeln, die so entstanden sind. Zusätzlich soll "Leseverständnis" kontrolliert werden: Oma ist (jetzt) wach, weil Lisa Tom anschreit oder weil Toms Musik zu laut ist... Das Ganze würde ich auch eher Mitte bis Ende erstes Schuljahr ansiedeln. Vielleicht stammt die Aufgabe aus dem Förderunterricht für "schwächere" Leser - mit einem Arbeitsblatt aus Klasse 1.


    Gruß,
    Peter

  • Vielleicht hat sie eine amerikanische Tastatur und deshalb keine Umlaute? (Damit "Oma schläft." nicht möglich.) :D


    Ansonsten schließe ich mich den andern an: Ich habe in den hier zu Lande üblichen Fibeln schon vor Weihnachten - unter Verwendung von weniger Buchstaben - sinnvollere und längere Texte gelesen.



    Conni, ist jetzt am Weiterlesen

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • ich bin hier grad am lesen :D und kann mich den anderen nur anschließen.
    diese vier mini-sätze sind für zweitklässler im zweiten halbjahr eher eine unterforderung.
    die können sogar schon meine erstklässler lesen - um mich nicht zu weit aus dem fenster zu lehnen, werd ich genau das morgen mal testen! - die haben nur das sch noch nicht gelernt.


    meine zweitklässler würden mich nur anschauen und den kopf schütteln befürchte ich :rolleyes:
    habe auch die vermutung, dass das aus einer fibel ist - allerdings aus keiner guten, denn "am schlafen", das ist hier mundart.., und auch mit weniger buchstaben lassen sich für erstleser ansprechendere texte schaffen.


    sabi

  • Ich müsste mich jetzt sehr täuschen, aber ich meine dieser Text gehört zu den ersten Abschreibtexten von Sommer-Stumpenhorst.
    Die vordergründige Aufgabe ist nicht das Lesen, sondern u.a. im Text die Stellen in den Wörtern zu markiern, die beim richtig schreiben beachtet werden müssen und den Text in einer Art Wendediktat richtig abzuschreiben. Es geht also hauptsächlich um Rechtschreibtraining und damit die Kinder nicht völlig inhaltsleer abschreiben, gibt es eben noch eine Verständnisfrage dazu.
    Geschickt formuliert finde ich es übrigens auch nicht, nebenbei bemerkt.
    LG pinacolada

  • also meine erstklässler haben den text laut vorlesen können. sprich: 4 von 6 konnten alles lesen, 1 die meisten wörter, der letzte beginnt grad erst mit dem lesen.
    wir arbeiten mit dem schreiben durch anlauttabelle und benutzen zusätzlich eine fibel, führen gemeinsam buchstaben ein. daher können sie auch schon "sch" und "ch" lesen, auch wenn die buchstaben noch nicht eingeführt sind.


    ich hatte ihn an die tafel geschrieben und sie zu mir geholt und gebeten den text vorzulesen. am ende konnten alle die frage beantworten.


    der rest der klasse (zweitklässler) war weiter hinten im raum und hat wie immer auf die anschrift reagiert "ach, das ist ja was für die erstklässler".


    sabi - ganz stolz :)

  • Glückwunsch, Sabi!


    An alle anderen vielen Dank - dann spinn ich also doch nich nicht völlig. Mal gucken, wie's weitergeht.


    Liebe Grüße,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Hallo Wolkenstein!


    Pinacolada hatte schon fast Recht. Ich bin gestern über "deinen" Test gestolpert: er ist einer der ersten Lesetexte von Sommerstumpenhorst.
    So komisch und teilweise eben in "schlechtem" Deutsch wird er sich wohl anhören, weil bei den ersten Texten besonders darauf geachtet wurde, dass sie aus einfachen Silben und kurzen Wörtern bestehen (Wobei dann "nun" wohl noch einfacher gewesen wäre als "jetzt"). Wie das nun mal ist, bei nach einem bestimmten Anliegen konstruierten Texten....


    LG
    Ronja

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

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