Beiträge von Moebius

    Man kann Fraunhofer- Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft und Max-Planck- Gesellschaft doch nicht im Ernst vorwerfen, Panik zu verbreiten.

    Der Vorwurf von Plattenspieler war wohl auch an dich gerichtet.

    Denn das Gutachten ist differenziert und keineswegs so einseitig, wie du es hier darstellst. Es warnt von zu schneller Öffnung, nicht mehr und nicht weniger.

    Ich warne auch vor einer zu schnellen Öffnung.

    Und vor einer zu langsamen.

    Sie sollte genau im richtigen Tempo passieren.

    Welches das ist?

    Keine Ahnung, im großen und ganzen liegen wir nach meinem Gefühl und nach den objektiven Daten ganz gut.

    Also ich sehe schon Parallelen zur Schweinegrippe. Auch damals hatte man zu Beginn schlimmste Befürchtungen, auch zum Beispiel Drosten.


    Ich würde auch verstehen, wenn sich Leute sagen würden, sie gehören nicht zur Risikogruppe, warum sollen sie sich impfen lassen. Könntet ihr das nicht nachvollziehen?

    Kann ich durchaus. Es ist letztlich eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Eine jährliche Grippeimpfung nehme ich bei einem Arztbesuch mit, das kostet mich weder nennenswert Zeit noch Geld und die Grippeimpfung ist wohl die am besten untersuchte und verträgliche Impfung überhaupt, während eine Grippeinfektion eine reale Gefahr darstellt und auch für gesunde Menschen ausgesprochen unangenehm sein kann.

    Ob ich mich gegen Corona impfen lassen würde? Hinge wahrscheinlich von der Situation ab. Wenn die "zweite Welle" ausbleibt und nur noch sporadische Fälle auftreten eher nicht. Auf jeden Fall fände ich es aber beruhigend, wenn die Impfung verfügbar wäre und ich wäre auch nicht böse darum, wenn Deutschland 50 Millionen Dosen auf Vorrat kauft, ganz einfach weil man dann bei einem erneuten Ausbruch schnell reagieren könnte und sich den ganzen anderen Mist ersparen würde.

    Also zumindest aktuell würde ich ganz entspannt davon ausgehen, dass eine Mehrheit bereit wäre sich sofort impfen zu lassen.

    Da bin ich mir nicht so sicher. Mein Gefühl sagt mir, dass diejenigen, die jetzt am stärksten nach härteren und längeren Maßnahmen rufen, die ersten sein werden, die dann von möglichen Impfschäden reden und dann lieber doch nicht wollen.

    Das ist ja klar. Aber das ist mit einer Oberstufenorganisation systemimmanent schwer koordinierbar.

    So lange nur die Kursstufe in der Schule ist, wäre das relativ leicht zu lösen, indem jeder Raum nur einmal pro Tag benutzt wird. Es steht ja genug leer.

    Die zuerst von dir zitierte Befragung, bei der rausgekommen ist, dass die Mehrheit hinter den Lockerungen steht, ignorierst du also und berufst dich stattdessen auf deine Interpretation einer Umfrage, in der etwas ganz anders gefragt wurde, nämlich die Bewertung der Einführung der Maßnahmen?

    Haben wir schon drüber gesprochen: in Singapur gab es einen späteren Ausbruch in Wohnheimen für Wanderarbeiter. Das ist durchaus eine Gefahr (sehen wir zB hier gerade in keiner Maßstab in Unterkünften für rumänische Fleischzerleger in BW(?)), hat aber mit dem, was als "zweite Welle" diskutiert wird eigentlich nichts zu tun.

    Unser Gehalt fließt ohne Probleme weiter.

    Noch.

    Mittelfristig werden auch Beamtenbezüge betroffen sein. Nach der Schuldenkriese 2008 gab es in den meisten Bundesländern 2-3 Jahr Nullrunden für die Beamten, die aktuellen wirtschaftlichen Folgen werden deutlich schwerer sein als damals. Und natürlich lässt es sich für die Politik auch immer wunderbar argumentieren "Euer Job wahr schließlich sicher, damals als alles zusammenbrach, dafür müsst ihr jetzt auch mal euren Teil beitragen".

    Die Rechnung kriegen wir am Ende des Tages alle, aber uns geht es dabei natürlich immer noch deutlich besser, als vielen anderen.

    "Ausgehend von ihren Daten und einem sogenannten Basis-Reproduktionswert von 2,5 Neuinfektionen je Infiziertem haben die Wissenschaftler berechnet, dass Schulschließungen zu 42 Prozent weniger Ansteckungen pro Tag führen könnten. Durch Verzicht auf außerschulische Aktivitäten würden die Neuansteckungen sogar um 64 Prozent reduziert. "Insgesamt sind Schulschließungen nicht ausreichend, um einen Covid-19-Ausbruch vollständig zu verhindern", schreiben die Autoren in ihrer Arbeit. "Aber sie haben einen großen Einfluss auf die Dynamik des Ausbruchs und damit auch auf die Kapazitäten der Kliniken".


    Süddeutsche Zeitung

    Bei der zitierten Studie handelt es sich um eine Modellrechnung zu Bewegungsdaten aus Wuhan und Shanghai. Sie wird für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn einen gewissen Wert haben, relativiert aber in keiner weise den genannten in Europe beobachteten Verlauf des Infektionsgeschehens, bei dem sich ein Einfluss der Schulschließungen in den realen Daten nicht nachweisen lässt. (Was im übrigen auch nicht verwunderlich ist, wenn man viele Parameter gleichzeitig ändert.)

    Lustig ist, dass die Positionen vor einem Monat noch umgekehrt waren. Da habe ich Modellrechnungen zu den Infektionszahlen genannt und du hast dich darüber aufgeregt, weil du die Methode der rein mathematischen Modellierung unseriös fandest.

    Meyer-Hermann und Drosten gegeneinander auszuspielen funktioniert nicht, denn sie sind sich einig in der Ablehnung der aktuellen Lockerungen und für deren Verschieben um etwa 3 Wochen. Die führenden Wissenschaftsorganisationen insgesamt auch. Alle befürchten deshalb recht bald schon eine dramatische Verschlechterung der gerade etwas verbesserten Zahlen.

    Drosten sagt, aus rein epidemiologischer Sicht wären längere Beschränkungen wünschenswert (was offensichtlich richtig ist), ihm wäre jedoch klar, dass die Politik unterschiedliche Aspekte berücksichtigen müsse. Und so ziemlich das gleiche schreiben die vier Institute in ihrem Gutachten. "Ziemlich bald eine dramatische Verschlechterung" befürchtet da niemand.


    Die WHO hat sich Samstag überraschend freundliche über den schwedischen Weg geäußert und festgestellt, dass die Art des Umgangs mit den eigenen Bürgern ein Zukunftsmodell für andere Staaten für die kommende Zeit sein könnte.

    Es geht um die Eindämmung von Corona auf ein Maß (täglich max. 100 bekannte Neuinfektionen), das weitere Lockerungen verantwortbar werden lässt und eine sofortige zweite Welle höchst unwahrscheinlich macht. Die aktuellen und angesagten Lockerungen vertragen sich damit leider nicht.

    Auch das ist wiedermal eine subjektive Einschätzung, für die es keine tatsächlichen Hinweise in der Entwicklung der Zahlen gibt. Kurze Erinnerung, an Diskussionen, die wir hier auch schon geführt haben:

    - Am Osterwochenende besuchen sich die Leute und die Neuinfektionen steigen wieder.

    - Nach den ersten Ladenöffnungen nehmen die Kontakte zu, und die Neuinfektionen steigen wieder.

    - Die ersten Erfolge lassen die Leute unvernünftiger werden und die Neuinfektionen steigen wieder.


    Aktuell liegt den die Neuinfektionen diese Woche um 36% unter denen der Vorwoche, das ist der stärkste Rückgang, den wir seit Beginn der Pandemie hatten. Bisher hat keine "Lockerung" zu irgend einem wieder Ansteigen der Neuinfektionen geführt und die aktuellen Zahlen bestätigen den derzeitigen Weg der langsamen Lockerungen.

    Im übrigen ist es keine realistische Option den langsamen Weg einfach 4 Wochen nach hinten zu schieben. Je später man anfängt, um so größer werden die Schritte werden, da ist dieser Weg für mich der sicherere.

    Bei der App erwarte ich mir nicht viel, ich fürchte, dass wird ein Rohrkrepierer. Erst hat es wochenlang Diskussionen um zentrale oder dezentrale Datenspeicherung gegeben (was dem Vertrauen nicht zuträglich ist), dann hat man sich letzte Woche endlich geeinigt und verkündet, man könne jetzt anfangen (!) die App zu entwickeln. Vor Mitte Juni wird das nix und dann ist die Dringlichkeit für die meisten wahrscheinlich raus, so dass zu wenig Leute das Teil installieren werden.

    Im besten Fall hat man dann was fertig, falls es eine zweite Welle geben sollte.

    Das ist doch kompletter Unsinn. Wenn das in Basel mit einer Prävalenz von 488 auf 100000 Einwohner *die ganze Zeit* gemacht wurde wird das in einem Land mit 82000000 Einwohnern wohl auch mit 1000 Neuinfektionen pro Tag drin sein.

    Zumal Frau Merkel letzte Woche angekündigt hat, dass jede Stadt bzw. jeder Kreis pro 20 000 Einwohner ein Case-Tracking Team mit 5 Personen bereithalten muss. Bei 1000 Neuinfektionen in Deutschland wären das bei dieser Quote 20 Case-Tracker pro Infektion. Die Verteilung und Auslastung wird sicher regional stark schwanken, aber da frage ich mich doch, wie viel Personal man da zum Telefonieren benötigt.

    Die Krise ist nicht beendet, sie geht in eine neue Phase über. Der Leiter der Taskforce Covid-19 beim Schweizerischen Bund sagt heute im Interview mit der NZZ, er geht davon aus, dass wir die nächsten 2 Jahre mit den geltenden Abstands- und Hygieneregeln leben. Als Entscheidungsträger denkt der sich so eine Zahl nicht aus. Es wird in München kein Oktoberfest geben wie es in Basel keine Fasnacht gab, da bin ich mir sehr sicher.

    Ich würde auch davon ausgehen, dass es Bereiche gibt, in denen wir noch lange Zeit Einschränkungen haben werden. Und ein paar Bereiche der Lockerungen sehe ich durchaus mit Bedenken. Das betrifft vor allem Gottesdienste, die ja nun in der Ausbreitung der Epidemie wirklich erwiesenermaßen ihren Beitrag geleistet haben. Die Beschränkung der Religionsfreiheit ist ein harter Eingriff, der sicher besonders kritisch zu sehen ist, aber ich bin ziemlich pessimistisch, was die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln bei manchen Gruppen angeht. Vor allem in eher fundamentalistischen muslimischen Gemeinden und christlichen Sekten, von denen wir hier nun mal einige haben, kommen eine große Anzahl unvernünftiger Leute zusammen, die sich sowieso vom Staat eigentlich nichts sagen lassen wollen und ich glaube nicht, dass die staatlichen Organe hier wirklich für eine Durchsetzung der Regeln sorgen werden.

    Ich weiß nicht, wie es in NRW ist, aber in Niedersachsen ist der offene Ganztag ausdrücklich ausgesetzt, es gibt lediglich die Notbetreuung und auf die haben eben weiterhin nur bestimmte Schüler Anspruch. Sinn und Zweck der Teilung der Klassen ist es, dass sich die Schüler nur zur Hälfte in der Schule sind und sich die Gruppen möglichst nicht begegnen. Betreuungsmodelle, bei denen die jeweils nicht beschulten Kinder gleichzeitig anderweitig in der Schule betreut werden, laufen dem zuwider und sind offenkundiger Unsinn.

    Die Schulleitung hat dafür zu sorgen, dass die Notbetreuung auch weiterhin eine Notbetreuung bleibt und nur von den Schülern in Anspruch genommen werden kann, bei denen ein Anspruch und keine Betreuungsalternative vorhanden sind. Die Teilnehmerzahl kann und darf also nicht massiv steigen.

    Die Folgen auch für die Wirtschaft werden schlimmer sein, als es weitere 3 Wochen Lockdown mit der von Drosten dann erwarteten RO von 0,2 gewesen wären.

    Dafür hätte ich doch gerne eine Quelle.

    Soweit ich weiß ist R0 niergendwo auch nur annähernd in einer so niedrigen Größenordnung gewesen, egal mit welchen Maßnahmen, selbst die gefakten Zahlen aus China zum "harten Lockdown" kommen nicht auf diesen Wert. (So lang man nicht die 15k Nachmeldungen durch Änderung der Zählweise mit rein nimmt.)

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