Warum keine Schreibschrift mehr?

  • Die VA-Entwickler meinten, dass das mühsame Erlernen der Verbindungen zwischen den verschiedenen Schreibschriftbuchstaben wegfiele. Die Schrift ist nämlich so konzipiert, dass alle Kleinbuchstaben am Mittelband starten und auch dort wieder enden. So könne man Buchstabe an Buchstabe reihen, ohne spezielle Verbindungen zu erlernen. Die VA hängt gewissermaßen am Mittelband, dieses Band ist deshalb die Orientierung für den Schreiber. Leider fällt in der Lineatur für die 4. Klasse gerade die Mittelbandlinie weg und das ist meist der Moment, an dem die Schrift völlig aus dem Gleis läuft.


    Die Mittelbandorientierung ist auch die Ursache für das unsägliche "Köpfchen-e", das wohl am häufigsten misslingt (dicht gefolgt vom kleinen t und s), was besonders problematisch ist, da das "e" das häufigste Graphem im Deutschen ist.

  • Nur kurz dazu: Ich hatte bisher 3x eine 1. Klasse und bisher waren alle Kinder total motiviert, ab Ende der 1. Klasse endlich die Schreibschrift lernen zu dürfen.

    Ich hatte bisher auch dreimal Einschüler und kann mich der von biene Maja geschilderten Anfangsmotivation anschließen. ABER die halt nicht soooo lange an bei den meisten, weil es eben doch sehr mühselig und anstrengend ist und deshalb ist das Endresultat bei vielen nicht berauschend. Es gibt natürlich auch die berühmten Ausnahmen. Ich könnte mir jedenfalls auch was erhebenderes vorstellen als nach der obligatorischen Druckschrift noch eine Schreibschrift als Lehrgang zu lehren ... Bei Grundschrift sind wir als Kollegium noch nicht angekommen und ich mag nicht immer der Alleinkämpfer sein ...

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  • Die Schüler lernen also keine Schreibschrift mehr, weil das so mühsam ist und die armen Kleinen da auch nicht so richtig Lust zu haben. *augenroll*


    Ich bin sicher, es gab auch als Grundschülerin war schon Schüler mit gestörter Motorik. Und Schüler, die sich nicht so gerne anstrengen. Nur früher wurde halt erwartet, dass Schüler sich anstrengen, heute will man sie vor Anstrengung schützen.
    Trotz der großen Mühsal, die allein das Schreiben bereitet, konnten die Kinder aber früher fehlerfreier schreiben, oder? Ich habe als Kind ja nicht darauf geachtet, aber ich bin mir sicher, es hatten nicht 30 bis 50% meiner Mitschüler eine LRS.
    Aber Schreiben lernen, so richtig mit Regeln, ist auch doof. Das macht einfach keinen Spaß.


    "sondern vertiefen ihre Kompetenzen im Umgang mit Schrift dahingehend, dass sie selbst ausprobieren, an welcher Stelle ihnen Verbindungen leichter fallen als drucken. "


    ja, leichter fallen, DAS ist das Wichtigste.
    Es fällt auch leichter, Worte irgendwie zu schreiben statt auf richtige Rechtschreibung zu achten.


    Wir bekommen Kinder aus der Grundschule, die nicht fehlerfrei wenige Sätze schreiben können (von der Tafel abschreiben!), die das kleine Einmaleins nicht können und bei Lückentexten mit vorgegeben Wörtern diese irgendwo in die Lücken setzen. Hauptsache fertig.
    Aufgabenstellung erstmal lesen? Och nööö...



    Die Anstrengungsbereitschaft liegt bei Null.


    Was mich nicht verwundert, wenn es in der Grundschulpädagogik normal ist dafür zu sorgen, dass die Kinder möglichst große Erfolgserlebnisse bei minimalem Einsatz haben.

  • Und ich bin sicher die weiterführenden Schulen haben ihre Ansprüche in den letzten Jahrzehnten auch heruntergeschraubt. Und die Ausbildungsbetriebe und Sek 2-Schulen schimpfen bestimmt auch über das neue niedrige Niveau.


    Aber täglich grüßt das Murmeltier. Stell dir vor auch die Grundschule bekommt Kinder aus den Kindergärten, die viel weniger können als früher. Veränderte Kindheit ist das Stichwort. Und manche Dinge sind in der heutige Medienwelt vielleicht auch einfach nicht mehr wichtig.

  • Es gibt keine Kindergartenpflicht.
    Klar haben wir die Ansprüche heruntergeschraubt. Bleibt einem ja nichts anderes übrig, wenn man mit 5. Klässlern erstmal den Stoff ab Klasse 3 machen muss.

  • Ich glaube, du hast mich hier missverstanden oder meinen Beitrag nicht richtig gelesen. Es geht darum, den Kindern einen Weg zur persönliche Handschrift zu ebnen. Diese ist bei 99% der Erwachsenen individuell unterschiedlich. Die meisten Erwachsenen schreiben eine Mischung aus Druck- und Schreibschrift - eben genau die Variante, die ihnen am leichtesten fällt, am schnellsten geht und noch gut lesbar ist.
    Deshalb regen wir die Kinder dazu an, auszuprobieren, wo ihnen die SCHREIBSCHRIFT mit Schwung und Verbindungen leichter fällt als die DRUCKSCHRIFT.


    Das hat nicht das Geringste mit Rechtschreibung oder Anstrengungsbereitschaft zu tun.


    Solche verallgemeinernden Aussagen finde ich ehrlich gesagt in einer sachlichen Diskussion immer wieder schade, denn sie führen völlig am Thema vorbei und erwecken bei mir irgendwie den Eindruck, der Verfasser möchte einfach mal seinen Unmut loswerden ohne viel Ahnung vom Thema zu haben.

  • war klar, dass genau diese Keulenbeiträge kommen würden ... Wir sollten auf solche Nachfragen des anderen Lehramtes zum Selbstschutz einfach nicht mehr antworten. Überhaupt wäre es ungiftiger, wenn einfach keiner mehr von seiner Eminung oder Erfahrung schreibt.
    Früher war eben alles besser ... Und die Jugend heutzutage ... Und so, ne?

  • ...weil es eben doch sehr mühselig und anstrengend ist...

    Ja und? Dann müssen sich die SchülerInnen halt mal anstrengen!
    Schule ist kein Schokoriegel, den man in den Mund steckt und alles ist schön!

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Wow, wir Grundschullehrer warten wirklich auf diese weisen Erkenntnisse der Kollegen der weiterführenden Schulen. SO haben wir das noch nie gesehen. Die Ersteller der folgenden Zitate sollten vielleicht mal ein paar Wochen in den ersten vier Schuljahren einer durchschnittlichen innerstädtischen Grundschule (oder gar einer "Brennpunktschule"...) hospitieren, bevor sie hier solche Ergüsse absondern:


    ...Wenn man den Kindern das gut erklärt und begründet, was der Unterschied zwischen Druckschrift und Schreibschrift ist und warum es wichtig und nützlich für sie ist die Schreibschrift zu lernen, sollte das Problem gelöst sein.


    ...Die Anstrengungsbereitschaft liegt bei Null.
    Was mich nicht verwundert, wenn es in der Grundschulpädagogik normal ist dafür zu sorgen, dass die Kinder möglichst große Erfolgserlebnisse beiminimalem Einsatz haben.


    ...Ja und? Dann müssen sich die SchülerInnen halt mal anstrengen!
    Schule ist kein Schokoriegel, den man in den Mund steckt und alles ist schön!


    :autsch:

  • Die Grundschrift ist doch in vielen Teilen von Deutschland noch gar nicht so verbreitet. Das heißt viele Kinder lernen noch eine Schreibschrift, benutzen sie aber später nicht mehr, sondern machen ihr eigenes Ding. Das war auch vor der Einführung der Grundschrift so und auch ein Grund, warum sich darüber überhaupt Gedanken gemacht wurden: Warum soll man in der Grundschule kostbare Lernzeit für eine neue Schreibschrift verschwenden, wenn die Kinder diese höchstens 2-3 Jahre benutzen und danach eh anders schreiben? Dann können sie auch gleich ihre eigene (lesbare) Schrift entwickeln.
    Ihr glaubt, dass stimmt nicht? Dann guckt euch mal eure eigene Handschrift und die Handschrift von älteren Schülern, die Schreibschrift gelernt haben, an. Wer davon schreibt wirklich noch genau so, wie es in der Grundschule gelernt wurde? Ich vermute mal kaum einer...

  • Ich mische mich auch nur ungern in die Angelegenheiten anderer Professionen ein, vor allem dann, wenn ich davon keine Ahnung habe. Aber: Ich muss mit den Kompetenzen leben, die meine Schüler von den Grundschulen mitbringen. Insofern habe ich logischerweise auch eine Meinung und Fragen dazu.
    Ich wische ja die Bemängelungen der Ausbildungsbetriebe auch nicht einfach vom Tisch. Den Schuh muss ich mir mit meinen Kollegen eben anziehen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Auch wenn dieses Video zur eigentlichen Diskussion eher off-topic ist, verlink ich es mal, weil es so schön ist:


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    Ich möchte damit nicht aussagen, dass alle Kinder Schreibschrift lernen sollen. Aber es zeigt ganz schön, was so alles darin steckt und welche Auswirkungen es auch auf andere kreative Bereiche haben kann. Eine Abschaffung für alle fände ich daher nicht gut. Aber ich sehe auch ein, dass es (viele?) Kinder gibt, die andere Probleme haben, als schön zu schreiben.

  • "Schön" ist gar nicht mein Anspruch. (Kann ich ja selbst nicht.) Aber leserlich und einigermaßen zügig.

    Vielleicht fehlt mir da nun ein Teil der Diskussion, aber wo genau liegt dann die Festlegung, dass es eine Schreibschrift sei muss? Viele Schüler können leserlicher und zügiger Druckschrift als Schreibschrift schreiben.

  • Mein Mann hat eine handwerkliche Ausbildung gemacht. Und dort durften sie sogar nur noch Druckschrift schreiben, sowohl in der Schule als auch besonders in Firmenformularen, Auftragsformularen etc. Er hat sich immer aufgeregt, warum er für Schreibschrift Zeit verschwendet hat. Heute schreibt er auch nur noch Druckschrift.


    LG Anja


    Edit: Ich werde nie vergessen, wie (im Zuge der Primarschulphase in HH) ein Gymnasiallehrer nach 4 Tagen weinend im Lehrerzimmer saß und stöhnte, dass er so nicht arbeiten könne. Die Kinder seien ja alle völlig unterschiedlich weit.

  • Ist es nicht so, dass die Lehrerinnen und Lehrer an der Grundschule schauen, wem man das Erlernen einer verbundenen Schrift nach der Druckschrift noch "zutraut"? Ist doch evtl. auch schlauer - auch wenn ich viele Druckschriften ziemlich hässlich finde, habe ich aber lieber eine eher hässliche Schrift und dafür möglichst richtig, als zwar ein schönes Schriftbild, aber dafür eine kreative Rechtschreibung.
    Ich könnte mir nur vorstellen, dass diejenigen, die keine Art der verbundenen Schrift lernen, auch auf Dauer langsamer bleiben oder eher 'verkrampfen' beim Schreiben - ich merke bei mir, dass ich in "Druckschrift" länger brauche zum Schreiben.

  • Ja und? Dann müssen sich die SchülerInnen halt mal anstrengen!Schule ist kein Schokoriegel, den man in den Mund steckt und alles ist schön!

    Wenn du meinen Beitrag richtig gelesen hättest, hättest du verstanden, dass ich nicht darüber schrieb, den Kindern Anstrengung zu ersparen, sondern dass ich lediglich ein Nachlassen der von Biene Maja erwähnten Anfangsmotivation feststellte. Ja, ich halte tatsächlich die Grundschrift für eine sinnvolle Erfindung und denke nicht, dass wir an der Schreibschriftdurchsetzung die wahrhaft fleißigen und anstrengungsbereiten Schüler messen können ...

    Einmal editiert, zuletzt von cubanita1 ()

  • Mein Mann hat eine handwerkliche Ausbildung gemacht. Und dort durften sie sogar nur noch Druckschrift schreiben, sowohl in der Schule als auch besonders in Firmenformularen, Auftragsformularen etc. Er hat sich immer aufgeregt, warum er für Schreibschrift Zeit verschwendet hat. Heute schreibt er auch nur noch Druckschrift.

    Na mit dem Argument hätte er so einiges nicht lernen brauchen in der Schule. Sport braucht er nicht, Kunst und Musik nicht. Bildung in der Schule ist nun aber mal Allgeimeinbildung im Sinne einer Förderung aller möglichen Fähigkeiten.

  • Wobei man über die Inhalte mancher Rahmenpläne tatsächlich eine wochenfüllende Diskussion führen könnte, oder? Ob das wirklich alles Allgemeinbildung ist??? Und ich meine nun tatsächlich schulformübergreifend und nicht Grundschule ... :flieh:

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