Soll jeder Lehrer das verdienen was er verdient?

    • Offizieller Beitrag


    Früher stand halt ein anderer vor der Tür, der den Job mit Kusshand übernahm. In Zeiten des Lehrermangels haben wir die Chance, darauf zu pochen, dass man doch etwas pflegsamer mit uns umgehen solle, wenn man nicht will, dass wir auch noch fehlen.


    Bei uns werden zwischen zwei und sechs neue "junge Wilde" pro Schuljahr eingestellt.
    Lehrermangel kann ich bei uns in der extremen Form nicht erkennen. Und solange die jungen Wilden noch in der Probezeit sind oder möglichst bald A14 haben wollen, findet die SL immer willige KollegInnen, die die Mehrarbeit übernehmen.
    Und wenn die Personaldecke besonders angespannt ist, wurde mit uns nie sonderlich pflegsam umgegangen. Da bekam man dann eben noch einen Oberstufenkurs obendrauf - passte ja zufällig gerade gut in den Stundenplan.


    Wie Meike mal sinngemäß schrieb, erhalten Schulleiter eine "Ausbildung", die dergestalt ist, dass man das Optimum für seine Schule und die Außendarstellung aus dem Kollegium herauszuquetschen lernt. Mal auf subtile, mal auf weniger subtile Art und Weise. Es hat ein wenig gedauert, bis ich das geglaubt habe, bzw. ich musste erst richtig in die Knie gehen, um es zu merken.

  • @svwchris Es ging in meinen ersten Beitrag in diesem Thema darum, dass ich mich in bestimmten Bereichen tatsächlich besonders engagiere um zu bekommen was ich haben will - z B einen Zusatzarbeitsvertrag über mehr Stunden.

  • Bolzbold spricht die "jungen" Kollegen an, die sich in zwei Kategorien aufteilen. Die sympathischen Realisten mit Arbeitsethos und Teamfähigkeit. Die zweite kleinere Gruppe stellen die "Hechler" dar, die nach "oben" wollen (was auch immer dieses oben im Schulwesen sein soll) und die sich überengagieren und teilweise auch versuchen, zu intrigieren und zu manipulieren. Die sind süß, weil so leicht durchschaubar.
    Wäre ich SL, würde ich nur diese Hechler einstellen, auf das Schulklima gepfiffen, da würde die Projektionitis und kostenlose Mehrarbeit nur so funken und man könnte den lahmen Rest als low performer deklarieren ;)

  • Die zweite kleinere Gruppe stellen die "Hechler" dar, die nach "oben" wollen (was auch immer dieses oben im Schulwesen sein soll) und die sich überengagieren und teilweise auch versuchen, zu intrigieren und zu manipulieren.

    Diese Gruppe habe ich jetzt in der Grundschule nicht so deutlich erlebt. Allerdings Rektorinnen, die in dieser Richtung tickten. Anscheinend verstärkt die Möglichkeit eines schnellen gehaltsmäßigen Aufstiegs in jungen Jahren solche negativen Eigenschaften. Solche Leute gehören nicht unterstüzt, sondern zurechtgestutzt, denn sie schaden dem ganzen Arbeitsklima.

  • Da kann ich jetzt nicht mehr mitschreiben, in meinem Kollegium gibt es keine "Hechler". Das ist aber das grundsätzliche Problem der ganzen Diskussion hier. Viele von euch scheinen Leistungsbereitschaft mit eben diesem Hecheln gleichzusetzen und dann ist es natürlich ein negativ besetzter Begriff.

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • Nein, Wollsocken. Bitte nicht ständig diese Verdrehung und Verallgemeinerung. Leistungsbereit und leistungsfähig ist jeder, der diesen Beruf erfolgreich ausübt.


    Ich meine auch nicht die Engagierten, die ihre Extra-Aufgaben mit Herzblut machen. Im Gegenteil. Das sind meist auch die, mit denen es sich hervorragend arbeiten lässt.


    Es war sehr deutlich herauszulesen, wen bzw. welchen Typus ich meinte.


    Wir sind in einem Berufsfeld, in dem es vor allem um die Zusammenarbeit geht. Ich vertrete übrigens auch die Meinung, dass in einem kooperativen Klima erfolgreicher gearbeitet wird und gerade in einem Kollegium haben Intrigen und Denunziantentum nichts zu suchen.

  • Ich meine auch nicht die Engagierten, die ihre Extra-Aufgaben mit Herzblut machen. Im Gegenteil. Das sind meist auch die, mit denen es sich hervorragend arbeiten lässt.


    Es war sehr deutlich herauszulesen, wen bzw. welchen Typus ich meinte.

    So hatte ich es auch verstanden. :)

  • Die zweite kleinere Gruppe stellen die "Hechler" dar, die nach "oben" wollen (was auch immer dieses oben im Schulwesen sein soll) und die sich überengagieren und teilweise auch versuchen, zu intrigieren und zu manipulieren. Die sind süß, weil so leicht durchschaubar.

    Ich halte das schon für eine Pauschalisierung. Es gibt durchaus den Typus - und zwar gar nicht mal selten -, der schon sehr früh in seiner Laufbahn weiß, dass er "nach oben" möchte (was im Schulwesen in der Regel Schulleitung bedeutet) und sich entsprechend engagiert und hart dafür arbeitet. Und diese Extra-Aufgaben durchaus mit Herzblut übernehmen. Ob das "Hechler" sind, weiß ich nicht. Jedenfalls halte ich es für polemisch, diesen Typus automatisch im gleichen Atemzug mit den Begriffen "intrigieren" und "manipulieren" zu nennen.
    Wenn jemand nach oben strebt und gewillt ist, sich entsprechend zu engagieren, dann muss man das ja nicht gleich schlechtreden.
    An meiner Schule sind schon mehrere solche Kollegen "karrieremäßig an mir vorbei gezogen" und da war kaum einer darunter, der geblendet, manipuliert und intrigiert hätte. Sie haben einfach früher gewusst, wohin sie wollen, und während ich noch mit der Organisation meiner UR-Vorbereitung und Korrekturen beschäftigt war, hatten sie Ressourcen für ihr Engagement. Daran kann ich nichts Schlimmes finden.

  • Die zweite kleinere Gruppe stellen die "Hechler" dar, die nach "oben" wollen (was auch immer dieses oben im Schulwesen sein soll) und die sich überengagieren und teilweise auch versuchen, zu intrigieren und zu manipulieren.

    Gibt es die eigentlich in der Wirklichkeit? Solche habe ich noch nie getroffen. Und mal ehrlich, wenn jemand tatsächlich seine Lebenspläne um Karriereambitionen herum gestaltet (was prinzipiell erst mal nichts Unredliches ist) - wie doof müsste so jemand sein, um ausgerechnet Lehrer zu werden?



    Nele

  • Bolzbold spricht die "jungen" Kollegen an, die sich in zwei Kategorien aufteilen. Die sympathischen Realisten mit Arbeitsethos und Teamfähigkeit. Die zweite kleinere Gruppe stellen die "Hechler" dar, die nach "oben" wollen (was auch immer dieses oben im Schulwesen sein soll) und die sich überengagieren und teilweise auch versuchen, zu intrigieren und zu manipulieren. Die sind süß, weil so leicht durchschaubar.
    Wäre ich SL, würde ich nur diese Hechler einstellen, auf das Schulklima gepfiffen, da würde die Projektionitis und kostenlose Mehrarbeit nur so funken und man könnte den lahmen Rest als low performer deklarieren ;)

    Das ist doch typisches Lehrer-Gelaber. „Waaaaas? Der will sich profilieren, um eine Funktionsstelle zu bekommen und nicht, um die 300ste, langweilige Ag oder Zusatzaufgabe zu übernehmen!? Iiiih, mit dem stimmt was nicht. Bestimmt nicht teamfähig. Oder ein schlechter Pädagoge. Da leidet doch garantiert das Schulklima!!1111!! (Was auch immer das genau sein soll.)“

  • Ich sehe das als ein kindliches Verhaltensmuster, über das sich witzigerweise oft genug dieselben Lehrkräfte beschweren, wenn ihre Schüler es durchblicken lassen: "Iiiieh, ein Streber!". Letztendlich wird einfach Leistungsengagement nicht anerkannt, aus welchen Gründen auch immer. Das mag Neid sein, Angst abgehängt zu werden usw. Mich kotzt jedenfalls diese Doppelmoral an bzw. die fehlende Selbstreflexion an dieser Stelle.

  • Langsam wird es witzig.


    Lehrergelaber. Kindliches Verhaltensmuster.


    Eh klar.


    Lesekompetenz?


    Um dieser auf die Sprünge zu helfen, nun erneut eine kurze Zusammenfassung.


    Ich meinte nicht, den ambitionierten Kollegen, der sich engagiert, der was drauf hat und dem jeder seine mögliche Beförderung gönnt. Leistung ist also durchaus positiv besetzt. Ich selbst war früher wohl auch Streber und das gerne ;)


    Vielleicht gibt an euren Lilalummerland-Schulen den von mir beschriebenen Typus ja nicht, was mich für euch sehr freuen würde. Ich fände es nur sehr seltsam, da dieser Typus auch in der freien Wirtschaft häufiger anzutreffen ist (wie mir nicht nur mein Partner, sondern auch Freunde in "Führungspositionen" beschreiben konnten, das also zum Lehrergelaber...)


    Ich meinte damit jemanden, der wegen jedem Furz zur Sl rennt, der ältere Kollegen schlecht macht, der andere anschwärzt, der nach unten treten, nach oben... ihr wisst schon Typ. Ich habe gestandene Kollegen gesehen, die sich so ein Verhalten sehr zu Herzen genommen haben. Ich war davon nicht betroffen und da unser Kollegium eigentlich ein gutes Kollegium ist, hat sich das wieder beruhigt.


    Vielleicht ist es jetzt verständlich. Wenn nicht, kann ich euch auch nicht helfen, denn jetzt genieße ich den Samstag abend! :wink_1:

  • Ich meinte damit jemanden, der wegen jedem Furz zur Sl rennt, der ältere Kollegen schlecht macht, der andere anschwärzt, der nach unten treten, nach oben... ihr wisst schon Typ.

    Nein, gibt es an meiner Schule wirklich nicht. Liegt vermutlich auch daran, dass die Schulleitung solchen Typen gar nicht zuhören würde.


    Um genau diesen Typ ging es aber auch gar nicht bei dem Gedanken, wie ein Belohnungssystem für besonderes Engagement aussehen könnte. Alle diejenigen, die einem Belohnungssystem für was auch immer skeptisch gegenüber stehen, argumentieren aber genau mit dem virtuellen Ekel-Kollegen, auf dessen dummes Verhalten die noch viel dümmere Schulleitung reinfällt und dem dann ungerechterweise irgendwas zugestanden wird, was er möglicherweise gar nicht verdient hat.

  • Diese "virtuellen Ekel-Kollegen"...
    ja, sicherlich "gibt" es die, aber bei einer kompetenten, teamorientierten SL (und einem Kollegium, das den Namen verdient) werden die nicht "alt", und schon gar nicht befördert.
    Problematisch ist der Fall, wenn in der SL jemand sitzt, der diese Mentalität selbst zu einem gewissen Grade hat, und daher solche Typen natürlich hervorragend "brauchen" kann.


    Solche "Ekel-Kollegen" gehören einfach nicht in den Lehrberuf... eigentlich in gar keinen Beruf... vielleicht können sie ja noch Klos putzen, ich will mir gar nicht vorstellen, was die mit ihren Zungen... bäh...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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  • ... Alle diejenigen, die einem Belohnungssystem für was auch immer skeptisch gegenüber stehen, argumentieren aber genau mit dem virtuellen Ekel-Kollegen, auf dessen dummes Verhalten die noch viel dümmere Schulleitung reinfällt und dem dann ungerechterweise irgendwas zugestanden wird, was er möglicherweise gar nicht verdient hat.

    Das stimmt nicht. Aber vielleicht sind alle diejenigen, die für die Prämie sind der Meinung, dass die anderen zu wenig machen?


    Du beschriebst oben deinen letzten Erfolg damit, dass du am Orientierungsabend so cool deinen Fachbereich präsentiert hast, dass sich mehr Schüler angemeldet haben. Das ist in der Tat fein und erfreulich. Was aber, wenn der SL diese Tätigkeit selbstverständlich findet? und Jahr für Jahr geht die Prämie an jemand anderen? Kannst du dir den Unmut vorstellen, der entstünde?


    Man kann nicht „guten Unterricht“ belohnen, denn der gehört zu unserem Job. Das einzig realistische wäre die Vergütung oder Abminderung zusätzlicher Tätigkeiten. Und da gehören halt die meisten ebenso dazu. Klassenlehrer ist jeder mal etc.


    Entweder jeder Handschlag wird nach einer Gebührenordnung bezahlt, oder Lehrer haben einen Aufgabenkanon, der neben Unterrichten halt dazugehört.

    • Offizieller Beitrag

    Der Aspekt, was selbstverständlich ist bzw. was nun zu den generellen Pflichten auch im Rahmen der "vollen Hingabe", die von uns velangt wird, gehört und was sozusagen als Zückerli gelten kann, ist interessant.
    Letztlich wird es nämlich bei einer eventuellen Prämie genau darum gehen. Die NRW Landesregierung hat im Zuge der Studie von Mummert und Partner seinerzeit bestimmte Tätigkeiten schlicht als "Normaufwand" deklariert, um die teils deutlich über dem Soll liegenden Arbeitszeiten der Lehrkräfte und daraus ggf. entstehende Ansprüche auf Mehrarbeit, Deputatsreduzierung etc. mit einem Federstrich zu verhindern.


    Vergesst das mit Boni und Prämien. Wir wussten vorher, worauf wir uns einlassen. Keine Landesregierung wird sich hier bewegen.

  • Was aber, wenn der SL diese Tätigkeit selbstverständlich findet?

    Tut sie aber nicht - deshalb bin ich ja dieses Jahr wieder eingeteilt. "Orientierungsabend" ist eine dieser Tätigkeiten, die wir in unser berühmt-berüchtigtes Formular eintragen. Wer da keinen Orientierungsabend einträgt, trägt halt was anderes ein, was dem entsprechenden Bereich zuzuordnen ist. Die "Belohnung" für den Orientierungsabend ist aber nebst dem anschliessenden Pizzaessen schlicht und ergreifend, dass man sein Gesicht in die Kamera strecken kann und man bei der nächsten wünsch-Dir-was-Runde vielleicht eher berücksichtigt wird, als eine andere Person. *Das* finde ich eben schon gerecht. Ich schreibe ja jetzt auch schon zum x-ten mal, dass Prämien und Boni nicht die einzig denkbare Möglichkeit sind, Leistung in unserem Beruf zu honorieren.



    Man kann nicht „guten Unterricht“ belohnen, denn der gehört zu unserem Job.

    Nein, *guter* Unterricht gehört nicht zu unserem Job, sondern einfach nur Unterricht. Der kann sehr wohl mehr oder weniger gut sein und die Arbeit ist trotzdem erledigt.



    Klassenlehrer ist jeder mal etc.

    Stimmt. Dafür gibt's aber eine Entlastungsstunde. Klar gibt es mal mehr und mal weniger anstrengende Klassen und die Arbeit ist mal mehr und mal weniger in dieser einen Entlastungsstunde pro Woche erledigt. That's life.

  • Das Thema ist ingesamt schwierig und hängt natürlich auch eng mit dem Thema "Wertschätzung" zusammen.
    Im Prinzip ist es doch so, dass man bei guten Schulleitungen, die auch das richtige Augenmaß für die Gruppendynamik im Lehrerzimmer haben, weniger Angst davor haben muss, dass Boni und Prämien ungerecht verteilt werden. Bei solchen Schulleitungen sind aber evtl. auch die Leistungsprämien weniger notwendig, weil die es ohnehin schaffen, die Leistungen der einzelnen Kollegen innerhalb des bestehenden Systems wertzuschätzen - durch individuelle Absprachen und Berücksichtung von individuellen Bedürfnissen, Wünschen etc.
    An unserer Schule gingen die Leistungsprämien auch gewohnheitsmäßig an die Kollegen, die der Schulleitung persönlich sehr nahe standen. Allesamt A15, obwohl die Prämien explizit für die Kollegen ohne Funktionsstellen gedacht sind. In den ersten Dienstjahren wusste ich noch nicht einmal, dass es solche Prämien gibt.
    Jetzt haben wir seit diesem Schuljahr eine neue Schulleitung, mal sehen ob sich was ändert und ob die vielleicht auch mal auf den PR hört.


    Ich sehe das also auch als schwierig an. Gleichzeitig nehme ich an, dass es in der sog. freien Wirtschaft ebenso schwierig ist. Das heißt jetzt nicht, dass man jeden Mist, der dort auch nicht gut funktioniert, direkt in den Schulen übernehmen muss. Aber gleichzeitig finde ich die beinahe reflexartige Reaktion vieler Kollegen, dass "sowas bei Lehrern gar nicht funktionieren kann" etwas arg vereinfacht. So unterschiedlich, bzw. so besonders, sind wir auch nicht im Vergleich zu Akademikern in der "freien Wirtschaft".

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