Wie reagiert ihr auf Schülerbriefchen?

  • Meine Schüler der 5. Klasse schreiben sich in meinem Unterricht hin und wieder Brieflein. X( Wie reagiert ihr darauf? Ich geh immer hin, sammle das ein und geb's nicht wieder raus. Ich lese manchmal vor den Augen der Schüler darin (sehr peinlich für die Betroffenen, die kichern), manchmal nicht. Ich lese den Inhalt nie vor. Meist stehen drinnen Dinge wie "Ich will ficken.", "Anna liebt Kurt.", "Ich bin sooo geil auf dich." (nicht an eine Klassenkamerad/in gerichtet, sondern einfach so zum Spaß als imaginärer Liebesbrief) oder obszöne Zeichnungen von nackten Männern und Frauen.

  • Hallo,


    wenn sowas vorkommt sammel ich sie ein, zerreiße sie (ohne sie zu lesen) und werfe sie in den Müll.



    LG Tiger

    Jedes Kind braucht einen Engel,
    der es schützt und der es hält.
    Jedes Kind braucht einen Engel,
    der es auffängt, wenn es fällt.
    (Klaus Hoffmann)

  • Ah, gute Idee, darauf bin ich bisher nicht gekommen.


    Eine Ergänzung zu meinem Posting: Wenn die Schüler fragen, was ich damit mache, sage ich lakonisch, dass ich die Briefe bei mir zuhause aufhänge.


    Wenn ich mich in euren Augen falsch verhalte, sagt es mir bitte.

  • Hallo,
    ich nehme den Brief, zerreiße ihn und weg damit in die blaue Tonne. Das heißt, ich respektiere das "Briefgeheimnis" und bringe niemanden in Verlegenheit.
    Wenn es öfter passiert, kann es sein, dass ich dem Schreiber dann eine Extraarbeit aufgebe (Stundenprotokoll).
    Gruß venti :)

  • Normalerweise verfahre ich auch so, wie von den anderen beschrieben. Neulich hatte auch mal eine ganz beharrliche Briefeschreiberin. Der habe ich einen Brief zum Abschreiben gegeben:


    Liebe Mama, lieber Papa,


    in den letzten Deutschstunden habe ich ziemlich viele Briefe an Mitschüler geschrieben. Meine Deutschlehrerin findet es zwar gut, dass ich gerne Briefe schreibe, sie ist aber der Meinung, ich solle dies nicht im Unterricht machen, da ich dann nicht gut aufpassen kann und auch die anderen ablenke.


    Liebe Grüße ...


    Ich habe ihn dann in einem Umschlag gesteckt und gesagt, wenn sie weiterhin im Unterricht Briefe schreiben würde, würde ich den Brief an ihre Eltern schicken, mit der Bitte ihn zu unterschreiben. Bislang hat es geholfen.


    Schönen Gruß
    FrauLehrerin

    • Offizieller Beitrag

    Ich lese diese Briefe (sind eh eher selten) nie, das finde ich für die Schüler zu peinlich - sie tun das ja nicht aus Bosheit, sondern eher aus "Tradition" (habt ihr früher nicht? Ich hab! Und ich wär gestorben, wenn meine Lehrer meine Anfragen wie z.B. "Willst du mit mir gehen - ja, nein, lieber sterben!" ;) ) gelesen hätten. :)
    Ich sammele sie auch nicht ein, sondern sag' nur sowas wie "X, weg damit!" - der Betroffene kann dann den Brief selber wegstecken und meinetwegen in der Pause verschicken, ist mir wurst. Meist sind die Schüler dann erstaunt, dass ich sowas von wo auch immer im Klassenraum ich mich befinde sehe und sie lassens dann auch.
    Desweiteren muss ich auch anmerken (Obacht: Grundsatzfrage. Wer 's nicht mag, ab hier nicht mehr weiterlesen!), dass es nach meiner Erfahrung eigentlich vor allem Frontalunterricht ist, der zu sowas Zeit und Raum lässt - bei einer Gruppen- oder Partner- oder anderen sehr intensiven oder motivierenden Arbeit wird man kaum die Zeit zu postalischer Kommunikation finden - deshalb (und aus anderen guten Gründen) sehe ich zu, dass Phasen, in denen mehrere Kinder un(ter)beschäftigt sind, ganz selten vorkommen. Klar - manchmal muss es sein, vor allem, wenn Ergebnisse präsentiert werden - aber auch dann versuche ich immer mit Feedback- und Höraufträgen zu arbeiten, so dass jeder, wenn's irgend geht, immer beschäftigt ist... Manchmal/oft gelingt's. (Dozentenmodus aus und gleich folgt die Einschränkung):
    Die Kinder, denen der Liebesbrief an den/die Angeschwärmte(n) derzeit wichtiger ist, als ALLES andere, wird es natürlich immer geben - kenn ich ja von mir früher - das hatte dann nix mit dem Unterricht zu tun, sondern mit dem Jungen Y.... is ja auch in Ordnung.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Ja, die Anzahl der Brieflein sagt auch was über meinen Unterricht aus... ich kann aber sagen, dass das nicht oft vorkommt und deutlich seltener geworden ist.


    Ich versuche immer, die Kinder alle zu beschäftigen, aber manchmal wollen mir keine Ideen einfallen und manchmal muss Frontalunterricht einfach sein.

  • Zitat

    Meike. schrieb am 20.05.2006 17:45:

    Obacht: Grundsatzfrage. Wer 's nicht mag, ab hier nicht mehr weiterlesen!


    Bei so einer "Warnung" liest man ja erst recht weiter! ;)
    Hast du das mit Absicht gemacht?


    Gruß


    Animagus

  • Normalerweise variieren meine Reaktionen auch zwischen 'Bitte in die Tasche stecken' und Einsammeln und in den Papierkorb werfen.
    Nur in einer ziemlich pubertierenden Klasse acht habe ich neulich eigentlich im Spaß angedroht, den nächsten Brief, den ich sehe, laut vorzulesen. Die Schülerinnen (es ging nur um Mädchen) haben es nicht als Scherz verstanden und sich - was ich nie gedacht hätte - tatsächlich erschreckt. Der Rest der Stunde blieb brieffrei (oder sie wurden mit einem Mal geschickter beim Verstecken) :D


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

  • Ich habe mal einen Brief aufgegessen, als mein Lehrer ihn haben wollte ...
    Das hat ihn, glaub ich , beeindruckt ... :D


    Ich denke, wenn man die Briefe liest, drückt man Interesse aus. Und das kann nicht gut sein.


    Gruß, Forsch

  • Forsch: :D


    Erst mal zur Klarstellung: Ich lese die Briefe so gut nie vor den Augen der Schüler. Ich sammle sie eher ein und dann grübeln die Schüler verzweifelt, was ich damit wohl mache. :D


    Natürlich bekunde ich mit dem Lesen Interesse, aber andererseits ist es auch sehr peinlich, wenn ich intime Inhalte zu lesen bekomme. Natürlich gibt es das Briefgeheimnis, aber Briefe haben in meinem Unterricht nichts zu suchen, und die unangenehme Konsequenz ist, dass die Zettelchen in meine Hände gelangen. Allerdings stört mich an dieser Variante, dass ich dazu zum Schülertisch gehen muss.


    Ich gucke mal, was ich in Zukunft mache. Es tauchen eh mittlerweile nur noch selten Briefchen auf (oder ich merke es nicht?).

  • Ich sammle so einen Brief kommentarlos ein und lege ihn bis zum Stundenende auf meinen Tisch. Vorlesen oder durchlesen würde ich ihn nicht.
    Ich muss auch zugeben, dass ich auch ganz gerne mal kleine Nachrichten an meine Nachbarn schreibe bzw. schrieb, wenn ich die Gelegenheit dazu habe / hatte. Aber die Gelegenheit dazu hat man wirklich vor allem dann, wenn man zu lange zuhören muss oder keine anderen Aufgaben hat, die man erledigen muss.


    Aber manchmal sind eben kleine Dinge auch wichtig (wer kommt gleich mit essen? Hat x das y von z gesehen? Unmööööglich etc.) - solang es keine langen Briefe werden, sondern nur kurze Nachrichten werden, kann ich damit leben.


    sagt AK mit einem Blick auf ihr Notizbuch aus der Schulzeit, in dem sich seitenlange Unterrichtsbriefe von und an Freundinnen finden

  • Hallo,


    ich handhabe das genauso wie AK. Ich finde es persönlich nicht richtig, die Briefe zu lesen. Die SuS können sie sich am Ende der Stunde abholen. Bisher ist das im gesamten Schuljahr aber nur dreimal vorgekommen.


    Grüßle,
    Salati

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur! <img src="http://www.lehrerforen.de/smilies/smile5.gif" border="0">

  • Ich nehme den Schülern solche Briefchen auch weg und lege sie für den Rest der Stunde auf meinen Tisch, ohne sie zu lesen. Außerdem drehe ich die Briefchen um, so dass auch kein anderer Schüler, der dann auf dem Weg zum Papierkorb "zufällig" am Pult vorbeikommt, den Inhalt lesen kann.


    Viele Grüße
    volare

    Eine Lösung kommt fast immer aus der Richtung, aus der man sie am wenigsten erwartet, was bedeutet, dass es keinen Sinn hat, in diese Richtung zu gucken, weil sie nicht von dort kommen wird.


    (Douglas Adams)

  • Ich bin vor einiger Zeit als Rechtreferendar in dieses Forum gestolpert und lese seit dem mit. (Kann man für eigene AG's und Seminare und als Übungsleiter immer mal gebrauchen), jedenfalls: Ich weiß, diese Frage ist eigentlich nicht für mich freigegeben, aber da wir das im Studium besprochen haben, darf ich vielleicht trotzdem antworten.


    Eigentlich gibt es nur einen (rechtlich) richtigen Weg, der hier aber auch schon angesprochen wurde.


    1. Da man als Lehrer immer auf die Verhältnismäßigkeit seines Handelns achten muss, wäre hier der erste Schritt, die Schüler zu ermahnen, den Zettel wegzustecken.


    2. Wenn das nicht hilft und der Unterricht weiter gestört wird, muss der Zettel eben weggenommen werden. Allerdings darf der Lehrer ihn nicht lesen (Briefgeheimnis) und auch nicht zerreißen oder wegwerfen (denn er ist das Eigentum eines Schülers). Daher ist auf das Pult legen, so dass ihn sonst niemand lesen kann und nach der Stunde abholen lassen die (zumindest rechtlich) richtige Entscheidung.
    Außnahmen sind natürlich möglich (etwa in einer Klausur oder wenn grobe Beleidigungen=Straftaten vermutet werden).

  • Ihr habt mich überzeugt, ich werde Mitteilungen ab sofort nicht mehr lesen. Wenn ich sie einsammle, lese ich sie nicht und gebe sie am Ende der Stunde wieder zurück.


    Atreju, du darfst hier auch mitschreiben. :) Im Zweifelsfall kannst du eine PN schicken.

Werbung