Lehrerarbeitszeit

  • Danke für die "Kopfwäsche", habe meine Gründe, warum ich das ab und zu mache......ich weiß, dass Rathäuser Kupferdächer bekommen und Schulen lange brauchen, um die nötigsten Reparaturen genehmigt zu bekommen. Gymnasiallehrer ticken anders..ich weiß, bin mit einem verheiratet.
    Mit freundlichem Gruß
    Faun

  • Hui, ich hab es jetzt schriftlich: ich arbeite zu viel! Nicht, dass es mich überrascht hat das zu hören, aber es scharz auf weiß vor sich liegen zu haben ist doch was anderes. :)
    Wir haben seit Anfang des Schuljahres an unserer Schule das Jahresarbeitszeitmodell eingeführt, als Beamter hat man pro Jahr 1820 Stunden zu arbeiten, und ich habe bis jetzt bereits 300 Stunden zu viel gearbeitet, gut, die Messung ist noch nicht sehr genau, viele Zahlen fehlen (!) noch, aber das kann man schon sagen.
    Dass das Vorgehen Arbeitszeit zu messen nicht einfach ist, ist klar, dass so auch nichts über Qualität ausgesagt wird, ist auch klar, aber funktionieren kann es. Und mal ganz ehrlich, ich bin so froh diesen ganzen vorurteilsbeladenen Lehrer-arbeiten-nur-Vormitttags - Menschen eine Zahl sagen zu können, dass mir alles andere ziemlich egal ist!!!

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

    • Offizieller Beitrag

    300 Überstunden - da kannste ja gleich mal die nächsten 5 Korrekturphasen einfach weglassen... wenn die Eltern dann nachfragen arum denn keine Klassenarbeiten mehr korrigiert werden, dann rechnest du ihnen das mit den 300 stunden mal vor: das dürfte sich dann relativ schnell verbreiten 8) ...

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Naja.....
    wir sind uns da wohl alle einig: WIR wissen, was wir leisten (und natürlich
    auch, dass es in unserem Job wie überall auch Leute gibt, die nix leisten)
    Leider sind wir aber auch so ziemlich die Einzigen, die das wissen.


    Da lässt sich wohl nix machen.
    Aber egal: So lange der Job Spaß macht und ich gerne morgens aufstehe..... und ich handhabe das so: Wenn ich merke, dass mir die Puste ausgeht, kürze ich, wo es halt geht. Ohne, dass meine Schüler daruter leiden (hoffe ich :) )


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Fakten zum Lehrerberuf:


    Zeit-online:
    Lehrer-ein Beruf in Zahlen, 25.9.2008


    Zitate daraus:


    Zitat

    Angaben des Deutschen Lehrerverbandes zufolge haben Lehrer unter Berücksichtigung der Schulferien eine jährliche Arbeitszeit von weit mehr als 1800 Stunden. Pro Schulwoche sind das zwischen 45 und 55 Stunden. Das bloße Unterrichten macht dabei nur die Hälfte der Arbeitszeit aus. Allein der Korrekturaufwand eines Lehrers an einer weiterführenden Schule, der zwei Sprachen unterrichtet, beziffert sich auf rund 1000 Stunden.


    ....

    Zitat

    Die Belastungen der Lehrer schlagen sich häufig in gesundheitlichen Problemen nieder. Gut 30 Prozent der Lehrer zeigen sogenannte Burn-out-Symptome. 20 Prozent weisen behandlungsbedürftige psychische und psychosomatische Anzeichen auf, und 67 Prozent klagen häufig oder regelmäßig über psychophysische Beschwerden. Insgesamt gibt jeder Zweite an, er fühle sich überbelastet. Die bisher größte Studie zur Lehrergesundheit, für die 20000 Pädagogen befragt wurden, kam zu dem Ergebnis, dass es rund zwei Drittel aller Lehrer an Widerstandsressourcen, Ausgeglichenheit und Spaß an der Arbeit mangle.



    http://www.zeit.de/2008/40/Lehrer-Fakten-neu

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • jaja, das kenn ich auch zu gut! Bin ja an einer Förderschule und das bedeutet im Moment noch jedes Arbeitsblatt selbst entwerfe, weil unsere Schüler mit "normalen" Schulbüchern einfach nix anfangen können, zu schwer, zu schnelles vorangehen etc...
    Da kam es schon häufig genug vor, dass ich (ca. um halb 4 nach der Schule zu Hause) bis um halb 12 an den Unterrichtsvorbereitungen für den kommenden Tag gesessen habe. Und das obwohl ich noch LAA bin und "nur" 12 Stunden Unterricht die Woche gebe.
    An meiner Schule haben wir deshalb überlegt wirklich ein Lehrerbüro einzurichten. Im Moment sind wir zwei LAA und 3 weitere junge Kollegen, die daran interessiert sind in der Schule zu arbeiten. Einfach nur um dann vielleicht erst um 5 oder 6 nach Hause zu fahren, dann aber mit dem Gefühl jetzt wirklich FREI zu haben! Dazu kommt dann noch der Austausch mit den Kollegen, der hoffentlich auch noch etwas zur "Psychohygiene" beitragen kann. ;) Meine Mitreferendarin wird über dieses Lehrerbüro ihre zweite Examensarbeit schreiben und dann mal sehen zu welchem Ergebnis sie kommt. Ich finde die Idee auf jedenfall sehr gut und werde bei dem "Experiment" mitmachen!

  • Zitat

    Von interessierter Seite (und ich meine damit den Dienstherren) wird versucht, unsere Arbeitszeit herunterzurechnen. Ich kenne das zur Genüge aus meiner Zeit an einer Privatschule. Das ging dort echt so weit, dass eine Unterrichtsstunde auf 43 Minuten festgesetzt wurde (mit entsprechenden Klingelzeichen), um aus einem Deputat von 26 Stunden rechnerisch 27 Stunden herauszuquetschen.


    boah, das ist einfach nur widerlich :(


    mein FERNSEHTIp für heute abend:


    im ndr3 läuft heute eine sendung "was der norden verdient". da taucht laut vorschau auch der lehrerberuf auf. es geht auch um belastung und so im vergleich. bin gespannt wie unser beruf dabei wegkommt.

  • Zitat

    Original von Eumel
    An meiner Schule haben wir deshalb überlegt wirklich ein Lehrerbüro einzurichten. (...) Ich finde die Idee auf jedenfall sehr gut und werde bei dem "Experiment" mitmachen!


    Diese Idee taucht auch bei uns immer mal wieder auf. Ich glaube mit einer "geregelten" Arbeitszeit, in der wir alle Konferenzen, Elterngespräche, Korrekturen usw. abarbeiten würden, könnte unsere Arbeit aus vielen hier bereits genannten Gründen erleichtert werden.
    Keine Rechtfertigung wegen unserem "Halbtagsjob", verbesserte Strukturen in Schule und Kollegium (Zeit für Gespräche, gemeinsam Planung, Gestaltung von Arbeitsmaterialien / Projekten / ...), bessere Erreichbarkeit (für Eltern und Schüler) und vieles, vieles mehr.



    Aber - gibt es denn solche "Lehrerbüros" in öffentlichen Schulen bereits irgendwo?


    Wenn nicht - aus welchen Grund wohl?? :gruebel:

  • Zitat

    Original von schlauby
    mein FERNSEHTIp für heute abend:


    im ndr3 läuft heute eine sendung "was der norden verdient". da taucht laut vorschau auch der lehrerberuf auf. es geht auch um belastung und so im vergleich. bin gespannt wie unser beruf dabei wegkommt.


    Ob da auch gezeigt wird, was ein NDR-Fernsehredakteur verdient? Wohl eher nicht.


    Nach längerem(!) Recherchieren bin ich auf folgende Zahlen gestoßen:


    Redakteur (mit Tarifvertrag wovon beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk auszugehen ist, wobei unklar ist, ob es ein 13. Monatsgehalt gibt):
    4334€
    http://www.stern.de/wirtschaft…r-Ihr-Nachbar/611756.html


    bzw.
    4562€
    http://www.b-e-r-u-f-e.de/berufe/redakteur.html


    Vielleicht weiß jemand genaueres?


    Aber trotzdem Danke für den Tipp!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()


  • Versteh ich jetzt nicht, warum du das wissen möchtest?


    Mit dem Bruttogehalt hätte er Netto in etwa das, was ich auch Netto erhalte.

  • Zitat

    Original von CKR
    Versteh ich jetzt nicht, warum du das wissen möchtest?


    Mit dem Bruttogehalt hätte er Netto in etwa das, was ich auch Netto erhalte.


    Ich zahle Fernsehgebühren. Darf ich das nicht wissen? Es ist mir nicht gelungen im Netz einen Tarifvertrag zu finden, der ZAHLEN nennt. Seltsam.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • kurzer kommentar zur aussage der TV-doku:


    leider keine aussgaen bzgl. der belastung, dafür zum lohn!


    dort haben die mich doch glatt in die säule mit krankenschwestern eingeordnet. mal schauen, ob mir meine elternschaft morgen mitleidsbekundungen auf das lehrerpult legt ;)


    da wurde dann aber doch etwas falsch gerechnet. keine ahnung, wie die mein gehalt bestimmt haben (29 unterrichtsstunden * 19 euro mehrarbeitszeitvergütung = wochenlohn?!?).


    hab mir das mal realistischer durchgerechnet. wenn ich 35 jahre alt (ledig) wäre, hätte ich abzüglich krankenkasse etwa (min.) netto 2250 euro. dafür benötigt ein normaler angestellter etwa brutto 48.000 euro im jahr. damit gehöre ich dann sogar zu den top-verdienern. hab ich mich jetzt verrechnet oder der ndr?!?

  • Also ich glaub ich verdien schon mehr als eine Krankenschwester.
    GSL gehen in Sachsen bei 85% (24 WS) mit 2300 BRUTTO nachhause. Bei LSK 1 bleiben 1200,- übrig.


    Na, das ist das erste Jahr, nächstes Jahr gibts schon 100,- mehr oder so :rolleyes:


    Und Lehrersein ist weder Beruf noch Berufung: das ist eine Diagnose :P


  • Das machen viele andere Arbeitnehmer auch. Entschuldigt, aber bei solchen Einwänden kann ich den schlechten Ruf von Lehrern bedingt nachvollziehen.
    Wenn man von einem Urlaubsanspruch von 6 Wochen im Jahr ausgeht, sollte die Jahresarbeitszeit etwa 1800 Stunden betragen.

  • Zitat

    Original von pbox
    Wenn man von einem Urlaubsanspruch von 6 Wochen im Jahr ausgeht, sollte die Jahresarbeitszeit etwa 1800 Stunden betragen.


    Ähm, und bei kürzeren Ferien verkürzt sich die Jahresarbeitszeit, bzw. bei längeren Ferien verlängert sie sich? ?( :P


    Immer wieder lesenswert - die Studie von Mummert und Partner aus dem Jahr 1999. (Da wird dann auch der Begriff Jahresarbeitszeit ausführlich erläutert. ;) )


    Nele

  • Zitat

    Original von neleabels
    Immer wieder lesenswert - die Studie von Mummert und Partner aus dem Jahr 1999. (Da wird dann auch der Begriff Jahresarbeitszeit ausführlich erläutert. ;) )


    Nele


    Will aber keiner von den Verantwortlichen und vor allem nicht die Öffentlichkeit wahrnehmen.


    Lehrer haben eben vormittags Recht und nachmittags frei. Sowie 12 Wochen Ferien. Bei wem das anders ist, der kann sich halt seine Arbeit nicht richtig einteilen (oder wahlweise kommt vor lauter Jammern nicht zum Arbeiten).


    Gruß !


    ps: Was wir als Lehrer brauchen ist eine Truppe wie die hier: http://www.drb.de/cms/index.php?id=480

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ich frage mich, was unsere vielen (Ex-) Kolleginnen und Kollegen in den Parlamenten für uns tun. Unser Berufsstand ist dort doch sehr stark vertreten und trotzdem ändert sich nichts bzw. wird alles nur noch schlechter! Mir drängt sich der Verdacht auf, dass diese zu den früher Unterbeschäftigten gehörten, denn sonst hätten sie wohl nicht die Zeit gehabt, sich noch ein zweites politisches Standbein zu schaffen.

  • Zitat

    Original von Vaila
    Ich frage mich, was unsere vielen (Ex-) Kolleginnen und Kollegen in den Parlamenten für uns tun. Unser Berufsstand ist dort doch sehr stark vertreten und trotzdem ändert sich nichts bzw. wird alles nur noch schlechter! Mir drängt sich der Verdacht auf, dass diese zu den früher Unterbeschäftigten gehörten, denn sonst hätten sie wohl nicht die Zeit gehabt, sich noch ein zweites politisches Standbein zu schaffen.


    Ich denke, es ist politisch ganz schick, die LEhrer "klein" zu halten.

  • Wem ist nicht klar, dass Lehrerarbeitszeit nicht in allen Bereichen (und ich sage bewusst "nicht in allen Bereichen", aber in den meisten schon!) leicht zu messen ist? Trotzdem müssen endlich bessere (!) Raster erstellt werden, nach denen diese erfasst wird. Dieses ist tatsächlich möglich und das ist Aufgabe des Schulministeriums, das sich seit Jahren davor drückt, Konsequenzen aus den zahlreichen, teuer bezahlten Lehrerarbeitszeitgutachten zu ziehen, und den schwarzen Peter den Schulen zuschiebt, die die Sache dann auf dem Rücken der am stärksten Belasteten aussitzen, die sich nicht dagegen wehren können. "Aussitzen" - das ist das rechte Wort für diese Schulpolitik, die - trotz großspuriger Ankündigungen, die "Lehrerarbeitszeit gerechter zu gestalten" - immer noch am völlig veralteten Stundendeputatsmodell festhält. Nicht die völlig überforderten Schulen sind für die Lehrerarbeitszeit zuständig, sondern das Schulministerium, das gefälligst seine Hausaufgaben machen soll. Setzen sechs!

  • Zur weiteren Illustration ein Ausschnitt aus der ZEIT vom 28.02.08: "Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Lehrern liegt bei 42 bis 46 Stunden – die langen Ferien eingerechnet. Außerhalb der Ferien haben Lehrer nach eigenen Angaben eine 50-Stunden-Woche: Sie verbringen rund 30 Stunden mit Unterricht und Konferenzen in der Schule, weitere 15 mit Korrekturen, Vor- und Nachbereitung zu Hause und knapp vier mit Veranstaltungen und Fortbildungen. Allerdings gibt es je nach Schulart, Fächerkombination und persönlichem Einsatz große Unterschiede. Im Hamburger Lehrerarbeitszeitmodell zum Beispiel werden einem Deutschlehrer in der 8. Klasse Gymnasium 102 Minuten pro Stunde auf seinem Zeitkonto gutgeschrieben, einem Sportlehrer aber nur 75 Minuten. Eine Erhebung der Unternehmensberatung Mummert und Partner kam zu dem Ergebnis, dass etwa die Arbeitszeit von Gymnasiallehrern sich in einer Spanne von 930 bis 3652 Stunden pro Schuljahr bewegt."

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