Einstellungsschwierigkeiten als Konfessionsloser?

  • Zitat

    Original von katta
    Aber wenn das auch für andere Bundesländer gilt, der threadstarter doch eh im Sekundarbereich unterrichtet, wo ist dann das Problem?
    Zumindest in NRW bewirbt man sich aktiv an den Schulen und wird nicht einfach zugeteilt, hat also auch ein Mitbestimmungsrecht, wo man arbeitet.


    Für den Threadstarter ist das in der Tat erst einmal unproblematisch. Für den Grundschulbereich sieht es, das hab ich ja oben ausgeführt, anders aus. Das berührt zwar nicht den speziellen Fall des Threadstarters, wohl aber seine allgemeine Frage.


    Wenn zum Beispiel alle Grundschulen eines Landstrichs Bekenntnisschulen werden, weil zum Beispiel der Elternwille in die entsprechende Richtung geht, so ist die Möglichkeit für konfessionslose Grundschullehrer (und auch die müsste es ja geben dürfen ;) ), in diesem Landstrich Anstellung zu finden, eingeschränkt. Und da die Schulen von den Gemeinden und damit von der öffentlichen Hand unterhalten werden, ist das nicht unproblematisch, denn eigentlich dürfte es dann an dieser Stelle keine Einschränkungen geben.


    Andere Threads zum Thema (mit anderen, zusätzlichen Gesichtspunkten):


    Pro und Kontra von konfessionellen Schulen


    Konfessionsschulen und ein mögliches Antidiskriminierungsgesetz


    als Lehrer aus der Kirche austreten???


    Aus Kirche austreten - ein Nachteil?


    Austreten aus der Kirche

  • Zitat

    Original von Nuki
    Wenn m-fab schreibt "in einen Gottesdienst kriegt mich keiner" frage ich mich, wie man da Toleranz vermitteln will. Ist das dann nicht eher Ignoranz? Muss ich unbedingt von dem was gesagt wird überzeugt sein oder kann ich es einfach als einen Teil der Kultur gelten lassen?


    Um es noch etwas deutlicher herauszustreichen, als es schon in einigen der Beiträge getan worden ist: ich werde als Atheist aus Glaubensüberzeugung nicht an einem Ritus teilnehmen, an dem eine übernatürliche Macht angebetet wird. Ich habe aber nichts dagegen, dass Christen oder andere Gläubige Gottesdienste ausrichten - intolerant wäre, wenn ich versuchen würde, die Anbetung nichtexistenter Gottheiten zu verbieten.


    Oder wäre es für dich intolerant und ignorant, wenn ein Muslim oder ein Jude nicht an einem christlichen Schulgottesdienst teilnehmen wollten?


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • @Neleabels: Ich bin von der Grundschule ausgegangen aber ansonsten muss ich sagen, da in den Schülergottesdiensten die ich kenne keiner dazu gezwungen wird eine übernatürliche Macht anzubeten, nehmen bei uns alle - auch Moslems usw., am Gottesdienst teil. Ich finde das auch richtig so, denn schließlich kann man ja über nichts urteilen was man nicht selber kennen gelernt hat, oder?


    Naja, das ist wohl eine Meinungssache. Ich wollte hier keinen bekehren und wer es nun gar nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann, der muss ja auch nicht.

    • Offizieller Beitrag

    es gibt doch rein staatliche Schulen. Dort darf natürlich nicht nach Konfessionszugehörigkeit entschieden werden. Wird es ja auch nicht.
    Klar hast du als Kirchengegner weniger Auswahlmöglichkeiten.
    Alles geht eben nicht ;)


    Wenn ich ein Fach habe, das nicht an allen Schulen gelehrt wird (z.B. Spanisch o. Philosophie), habe ich auch weniger Auswahlmöglichkeiten.
    Boah, ich werde voll diskriminiert -- oder wie oder was ????


    Im Übrigen habe ich die Erfahrungen gemacht, dass man als konfessionell interessierter Lehrer (oder auch als Elternteil) eher auf Unverständnis stößt, bis hin zur Ausgrenzung. Es ist viel schicker, gegen Kirche /Religion zu sein als bekennender Gläubiger :explodier:
    NICHT am Religionsunterricht teilzunehmen ist überhaupt kein Problem, da wird jede Menge Rücksicht drauf genommen. Aber erzähl mal in der Schule, dass du Wert auf Religionsunterricht deiner Konfession legst... mannomann :heul: (so geschehen in Niedersachsen)

  • Langsam kommen wir zwar von der Kernfrage weg, ich antworte aber trotzdem noch mal.


    Zitat

    Original von Friesin
    Es gibt doch rein staatliche Schulen. Dort darf natürlich nicht nach Konfessionszugehörigkeit entschieden werden. Wird es ja auch nicht.


    Für den Grundschulbereich (s.o. und in den anderen Threads) gilt das offenbar nicht überall. In Köln, zum Beispiel, scheint es recht schwierig zu sein, als konfessionsloser oder nicht-katholischer Grundschullehrer eine Anstellung zu finden.


    Zitat

    Original von Friesin
    Wenn ich ein Fach habe, das nicht an allen Schulen gelehrt wird (z.B. Spanisch o. Philosophie), habe ich auch weniger Auswahlmöglichkeiten.
    Boah, ich werde voll diskriminiert -- oder wie oder was ????


    Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Religionszugehörigkeit und Fächerwahl haben ja nun mal gar nichts miteinander zu tun.


    Zitat

    Im Übrigen habe ich die Erfahrungen gemacht, dass man als konfessionell interessierter Lehrer (oder auch als Elternteil) eher auf Unverständnis stößt, bis hin zur Ausgrenzung. Es ist viel schicker, gegen Kirche /Religion zu sein als bekennender Gläubiger :explodier:
    NICHT am Religionsunterricht teilzunehmen ist überhaupt kein Problem, da wird jede Menge Rücksicht drauf genommen. Aber erzähl mal in der Schule, dass du Wert auf Religionsunterricht deiner Konfession legst... mannomann :heul: (so geschehen in Niedersachsen)


    Es ist ja auch eine historische Besonderheit, dass Religionsunterricht hierzulande in den Schulen verankert ist und Verfassungsrang genießt. Man kann sich ja auch fragen, weshalb die Organisation religiöser Unterweisung nicht den Religionsgemeinschaften überlassen bleibt. Im tiefkatholischen Frankreich gibt es z. B. keinerlei Religionsunterricht in der Schule.

  • Zitat

    Original von Nuki
    @Neleabels: Ich bin von der Grundschule ausgegangen aber ansonsten muss ich sagen, da in den Schülergottesdiensten die ich kenne keiner dazu gezwungen wird eine übernatürliche Macht anzubeten, nehmen bei uns alle - auch Moslems usw., am Gottesdienst teil. Ich finde das auch richtig so, denn schließlich kann man ja über nichts urteilen was man nicht selber kennen gelernt hat, oder?


    Dein Punkt war ja nicht, dass es zulässig ist, ob jemand zur Teilnahme gezwungen wird oder nicht. Dein Punkt war, dass die prinzipielle Ablehnung zur Teilnahme an einem christlichen Gottesdienst deiner Meinung nach ignorant und intolerant ist. Diese Einschätzung ist offensichtlich nicht aufrecht zu erhalten. Egal, ob es sich nun um irgendwelche Kinderindoktrination in Grundschulen handelt oder um Glaubensfragen in der Erwachsenenwelt.


    Abgesehen davon finde ich übrigens deine Unterstellung, dass die Ablehnung der Teilnahme an Gottesdiensten auf Unkenntnis beruht, reichlich anmaßend. Ich für meinen Teil habe zu meinen Glaubensüberzeugunen dadurch gefunden, dass ich in der protestantischen Diaspora im Oldenburger Münsterland aufgewachsen bin - inklusive Konformation und
    mehrfacher Bibel-Komplettlektüre. Der Erfahrung nach ist die unreflektierte Nachfolge kirchlicher Traditionen eben das: Gehorsam, weil "man es eben so tut."


    Zitat

    Naja, das ist wohl eine Meinungssache. Ich wollte hier keinen bekehren und wer es nun gar nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann, der muss ja auch nicht.


    Das stünde dir auch nicht zu.


    Nele

  • Zitat

    Original von Friesin
    Im Übrigen habe ich die Erfahrungen gemacht, dass man als konfessionell interessierter Lehrer (oder auch als Elternteil) eher auf Unverständnis stößt, bis hin zur Ausgrenzung. Es ist viel schicker, gegen Kirche /Religion zu sein als bekennender Gläubiger :explodier:


    Was mich annervt ist, wenn Glaubensangelegenheiten nicht ernst genommen werden, z.B. wenn eigentlich agnostisch/atheistisch lebende Menschen kirchlich heiraten wollen, oder ihre Kinder taufen lassen wollen, weil "das doch so ein schönes Fest ist." Das ist für mich inakzeptabel - entweder, man glaubt an einen christlichen Gott und folgt seinen Riten oder man glaubt eben nicht und enthält sich diesen Riten. Ein dazwischen gibt es nicht. Punkt. (Wobei für mich natürlich erstrebenswert wäre, wenn diese Menschen die Leere dieser Riten erkennen und darauf verzichten würden. Aber das ist nunmal rein subjektiv!)


    Toleranz heißt nichts anderes, als dass man dem anderen seinen Glauben lässt und erträgt, dass der andere konsequent nach seinem Glauben lebt. Damit habe ich keine Probleme. Punkt.


    Nele

    2 Mal editiert, zuletzt von neleabels ()

    • Offizieller Beitrag

    Ich greif mal eines der Zitate heraus, um zu erklären, was ich sagen möchte...


    Zitat

    Original von philosophus


    Weiterführende Schulen in kirchlicher Trägerschaft sind keine staatlichen Schulen (d. h. "öffentliche Schulen"), sondern so genannte Ersatzschulen (vgl. § 100 ff. SchulG). Dass sie gleichwohl den gleichen verwaltungsrechtlichen Bestimmungen - bei der Vergabe von Abschlüssen etc. - unterliegen, hat damit ja erst einmal nichts zu tun.


    Das mag in NRW so zutreffen. In RLP gibt es durchaus die Möglichkeit, an einer konfessionellen Schule zu sein, die dann staatlich anerkannt ist. Das heißt, man kann durchaus von der ADD eine Planstelle an einer konfessionellen Schule angeboten bekommen. Da die Schule aber Mitspracherecht hat, kann sowohl die Schule, als auch der Bewerber nach einem Vorstellungsgespräch ablehnen und der Bewerber ist trotzdem nicht aus dem kompletten Bewerbungsverfahren ausgeschlossen, wie es bei einer Planstelle an einer rein staatlichen Schule wäre.


    An meiner Schule hätte jemand, der aus der Kirche ausgetreten ist wohl eher schlechte Karten, die Stelle nach einem Gespräch angeboten zu bekommen, zumal dieses Thema in jedem Fall im Gespräch thematisiert wird und auch das Schulkuratorium immer wissen möchte, weshalb man sich ausgerechnet für eine und speziell diese konfessionelle Schule entschieden hat.


    Das mag für mancha hart sein, weil die Argumentation ja in die Richtung geht, dass der Staat ausbildet und es daher staatlich bleiben müsste und die konfession keine Rolle spielen dürfte. Allerdings muss man eben mal umgekehrt sehen, dass an meinem Schulort und in der näheren umgebung sonst kein Gymnasium vorhanden ist. Scheinbar legt der Staat darauf keinen oder nicht genug Wert und muss eigentlich dankbar sein, dass ein anderer Schulträger dort ausbildet und diese Ausbildung finanziert. Solange der Staat auf diese Weise Geld sparen kann und dies auch bewusst tut, kann der staat sich auch nicht beschweren, wenn an diesen Schulen nur bestimmtes Klientel unterkommt, in diesem Fall mit der "richtigen" Konfession und dann müssen wir das nun mal akzeptieren, da unser Arbeitgeber diesen Zustand an bestimmten Schulorten eben so in Kauf nimmt und für diese finanzielle Entlastung dankbar ist.


    Mag scharf formuliert sein, ist aber irgendwie tatsache. Und bei der auswahl des berufes hab ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Wenn ich mir aber Gedanken darüber mache, aus der Kirche auszutreten, dann muss ich eben sowohl mit den für mich positiven, als auch den negativen Konsequenzen leben können, wie in jedem anderen Lebensbereich auch.


    Liebe Grüße,


    Dalyna

    • Offizieller Beitrag

    Ich verstehe schon immer nicht, wieso wir ein so grundsätzliches und persönliches Konzept wie "Glauben", welches sich durch keine Versuche objektivieren lässt und was dadurch sehr konfliktträchtig ist, in die Schule tragen müssen. Ich bin sehr für Trennung von Kirche und Staat, und ich bin auch sehr für ein Fach, das sich meinetwegen Religionskunde oder sonstwie nennt, in dem Religionen als gesellschaftliche Phänomene betrachtet werden. Sicher sind Religionen als historische Kräfte in Gesellschaften und Kulturen zu wichtig um sie wegzuignorieren, aber konfessionellen Unterricht oder gar bekennenden finde ich nicht nur überflüssig, sondern auch kontraproduktiv.


    Kinder sollten allen Religionen und Glaubensformen in der Theorie, i.e. im Unterricht begegnen, sich selbst ein Bild machen und dann irgendwann aus freien Stücken eine Entscheidung treffen. Von der Limitierung der Perspektive durch konfessionellen Unterricht halte ich nix und auch wenn meine sehr netten Religionskollegen betonen, dass sie andere Religionen gleichermaßen respektvoll darstellen, so spricht der Lehrplan eine andere Sprache , allein schon was die anteilige Gewichtung angeht. Ich misstraue, ehrlich gesagt, auch der behaupteten Unterlassung missionarischer Ansätze. Da höre ich von den Schülern einfach anderes. Auch Lehrstoff / Auswahl der Lehrbücher für den RU werden im Einvernehmen mit kirchlichen Oberbehörden festgelegt. Ich sehe nicht, wie die Verpflichtung des Staates zur weltanschaulichen und religiösen Neutralität (GG.Art.3/3) so gewahrt werden kann.


    Mal abgesehen davon, dass ich nicht finde, dass Kinder so genug Möglichkeiten zur Betrachtung ihrer familiär "bedingten" Religion in der Außensicht auf ihre dieselbe bekommen, i.e. im konfessionslosen religionskundlichen Unterricht wie oben beschrieben, und diese Außensicht wiederum halte ich im Zuge der Bildung mündiger Bürger für unabdingbar!!


    Dass es konfessionsgebundene Schulen gibt halte ich erst recht für bedenklich, weil man Kindern damit die Möglichkeit entzieht oder einschränkt, in gleichem Umfang mit anderen Denk- und Glaubenskonzepten in Kontakt zu kommen und sich ein eigenes Bild zu machen. Diese Möglichkeite allen Kindern anzubieten halte ich - besonders bei Kindern von wenig offenen und wenig toleranten, evtl gar fundamentalistischen Familien - für einen ganz wichtigen Teil unseres Erziehungs- und Bildungsauftrags. Bei der Gelegenheit beziehe ich mich gleich nochmal auf das GG: "Jeder hat das Recht der freien Entfaltung der Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt." Das heißt m.E. auch, frei von weltanschaulicher und religiöser Indoktrinierung aufwachsen zu dürfen.
    Gut, das können wir in den Familien selbst nicht durchsetzen. Aber die Schulen wenigstens sollten Orte der freien Entfaltung sein - und das sehe ich persönlich durch den konfessionsgebundenen Unterricht ...milde ausgedrückt: im Einzelfall in Frage gestellt. Wenn nicht gar gefährdet.


    Ich würde vielleicht nicht so weit gehen wollen, von Diskriminierung zu sprechen, wenn konfessionell gebundene Schulen Konfession als Einstellungskriterium nehmen, das liegt in der Logik der Sache bzw. der Schule, wenn der Staat solche Schulen eben zulässt. Letzteres ist eigentlich das Problem.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von m-fab
    Ich würde trotzdem soweit gehen und von Diskriminierung sprechen. Wie oben schon erklärt, der Vergleich mit den anderen Fächern hinkt insofern, dass in unserem Gedankenexperiment dafür dann ja gar kein Arbeitsplatz bestünde (was natürlich auch bedauernswert ist). Wenn aber ein staatlicher Arbeitsplatz ausgeschrieben ist und ich mich darauf bewerbe und den Job gegebenfalls nicht aufgrund meiner Fähigkeiten nicht bekomme, sondern wegen meiner nicht vorhandenen Religion, ist das ganz klar Diskriminierung.
    Ich bin auch dafür Religionen sachlich in der Schule durchzunehmen. Ein eigenes Fach würde ich der Religionskunde dann aber doch nicht zugestehen, dafür ist sie doch wohl nicht wichtig genug. Religionen sind ein Teil der menschlichen Kultur und Geschichte (leider, wie ich finde, auch immer noch der Gegenwart, im 21sten Jhd ist das schon traurig) und sollten deshalb auch in der Schule durchgenommen werden. Aber da reicht doch ein Themenkomplex in Sozialkunde, Geschichte o.ä. Alle anderen Teile der Kultur bekommen ja auch nicht gleich eigenes Fach, und warum sollte Religion wichtiger sein? Und wie Meike sagt, sollte in so einem Unterricht Religion objektiv als gesellschaftliche Phänomene betrachtet werden und natürlich nicht von einem Anhänger einer Religion rein subjektiv und indoktrinierend unterrichtet werden.


    Und bei Walldorfschulen ? Erwartest du dort auch, genommen zu werden, wenn du mit der dahinterstehenden Philosophie nicht konform gehen kannst ?


    Ansonsten kenne ich kaum einen Religionsunterricht, der "unsachlich" vonstatten gehen würde. Religionsunterricht ist etwas völlig Anderes als
    Missionierung und hat absolut nichts mit Indoktrination zu tun!!


    Welche anderen gesellschaftlichen Phänomen meinst du, die im Fach Geschichte untergebracht werden ?
    Wer keinen Religionsuntericht haben möchte, muss den ja nicht wählen. Wo ist das Problem ?
    Doch nicht etwa bei denjenigen, die sehr wohl Religionsuntericht haben möchten ??


    Ich kann mich maßos über solche pauschalen, unsachlichen und unfundierten Aussagen aufregen. Woher nimmst du diese Weisheiten eigentlich?


    Und als allerletzte Frage: seit wann ist Frankreich tiefkatholisch ??? Die katholische Kirche hat in kaum einem mitteleuropäischen Land so wenig aktive Mitglieder wie in Frankreich !



    Wenn ich jetzt GANZ polemisch werden wollte, würde ich die Abschaffung aller christlichen Feiertage für Nichtchristen fordern - die muss der Staat nämlich auch nicht einhalten. :D
    aber wir verlassen das Ursprungsthema...

    • Offizieller Beitrag

    <offtopic> (Oder ist das Originalthema inzwischen Offtopic und dieser Beitrag ist "ontopic"? *kopfkratz*

    Zitat

    Welche anderen gesellschaftlichen Phänomen meinst du, die im Fach Geschichte untergebracht werden ? Wer keinen Religionsuntericht haben möchte, muss den ja nicht wählen. Wo ist das Problem ? Doch nicht etwa bei denjenigen, die sehr wohl Religionsuntericht haben möchten ??


    Ich habe selber Religion studiert, als Unterrichtsfach. Aber ich würde mich über eine Abschaffung freuen.


    Wie gerne würde ich die 2 Stunden Religion, die meine Schüler haben, für Förderunterricht nutzen.
    Das wäre eine sinnvollere Nutzung der personellen und zeitlichen Resourcen.


    Insofern sehe ich beim Thema "Religionsunterricht in der Schule" schon Gründe, warum ich dagegen sein sollte.


    Und was spricht dagegen, wieder zum guten alten "Sonntagsunterricht" zurückzukehren. Wer seine Kinder religiös unterwiesen haben will, kann das so ja machen. Oder die Kinder selbstständig unterweisen, ihnen den Glauben vorleben.


    </offtopic>


    koermit

    • Offizieller Beitrag



    das eh ! :D


    aber auch in der Schule sollte eine Werteerziehung stattfinden. Deshalb muss ja auch derjenige, der keinen Religionsunterricht hat, an Philosophie, Ethik, Werte und Normen und wie sie alle heißen, teilnehmen.


    und unsere Gesellschaft basiert nun mal auf christlichen Werten, warum nicht die vermitteln ?


    P.S. mir persönlich wären einige Fächer besser durch Andere ersetzt, doch das ist natürlich kein Ansatz :lach2:

  • Friesin,


    warum so aufgeregt?

    Zitat

    Original von Friesin...Und bei Walldorfschulen ? Erwartest du dort auch, genommen zu werden, wenn du mit der dahinterstehenden Philosophie nicht konform gehen kannst ?...

    Unsere (NRW) "Städtischen Katholischen" (Grund)schulen haben keine "dahinterstehende Philosophie". Sie nennen sich katholisch, weil sie es "immer schon" waren... Wenn ich mich (evang.) z.B. an einer Aachener Grundschule schulscharf bewerben wollte, müsste ich gefühlte 80% der Schulen ausschließen, weil sie "katholisch" im Namen führen... Das ist Diskriminierung.


    Wenn ich mich an einer Waldorfschule bewerben würde, hätte ich mich vorher schon über deren Verständnis von Erziehung und Schule informiert und fortgebildet, hätte mich dafür entschieden. Als Steiner-Jünger wird man ja nicht "getauft"...


    Ich arbeite seit 18 Jahren an einer Katholischen Grundschule, könnte mich zur Zeit aber an keiner anderen bewerben, paradox, oder? In staatlichen Schulen sollte Religion wirklich nur im Rahmen von Sachunterricht, Gesellschaftslehre u.ä. Fächern behandelt werden. Da schließe ich mich vielen der Vorschreibern an. Übrigens sind meine Frau und meine Kinder katholisch, wir haben da überhaupt keine Probleme mit der Toleranz. Und Gottesdienste (die ich "dienstlich" natürlich auch besuche) habe ich bislang durchaus unbeschadet überstanden...


    Gruß,
    Peter


    Und zu Frankreich:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Frankreich#Religionen

  • Jetzt geht in dieser etwas hitzigen Diskussion doch einiges durcheinander. Meines Erachtens muss man mehrere Ebenen hier trennen:


    (a) Öffentliche Schulen - Ersatzschulen (Schulen in freier Trägerschaft)


    Unser Schulsystem kennt beides; und daran ist ja nichts auszusetzen: Ersatzschulen sind eben ein besonderes Angebot, das man - als Schüler und auch als Lehrer (d. i. Arbeitnehmer) - wahrnehmen kann oder eben nicht.


    (Übrigens, @ Dalyna, das Finanzargument greift zumindest für NRW nicht, denn die Ersatzschulen haben ein im SchulG festgelegtes Recht auf Landeszuschüsse.)


    Problematisch wird es erst dort, wo - wie zum Beispiel im Grundschulbereich - Bekenntnisschulen gewissermaßen der Regelfall sind. De facto bedeutet das, dass man - in Dalynas Beispiel deutet sich das an - mit der "falschen" Konfession oder ohne Konfession in bestimmten Gegenden keine Anstellung findet.


    In meiner Gegend ist das Verhältnis - zumindest im Hinblick auf die weiterführenden Schulen - unproblematisch: Es gibt genug öffentliche Schulen und Schulen in privater Trägerschaft, so dass jeder - hier v. a. aus Schüler- bzw. Elternperspektive - das für ihn passende Angebot finden kann.


    Dort, wo das Angebot aber nicht so ausgewogen ist, stelle ich mir das aber zum Teil schwierig vor. Offenbar gibt es Gegenden, in denen man dann nicht die Wahl hat (cuius regio, eius religio?) und ich in denen ich als Ex-Protestant und jetzt Konfessionsloser dann ganz offensichtlich nicht leben und arbeiten könnte. Und das ist schon eine Einschränkung, wie ich finde (wenn ich auch sehr zufrieden da bin, wo ich mich befinde).


    (b) Religionsunterricht an öffentlichen Schulen


    Eine ganz eigene, höchst schwierige Diskussion, die wir im Forum auch schon öfter geführt haben (mit der Suchfunktion leicht zu eruieren).


    Als Philosophielehrer finde ich ein Nachdenken über Werte grundsätzlich sehr begrüßenswert; das findet auch im Religionsunterricht statt, ebenso im Philosophieunterricht, den es ja - zumindest in NRW, in Niedersachsen und in einigen anderen Bundesländern - als Parallelangebot gibt. Ob ein religionskundlicher Unterricht den Religionsunterricht ersetzen kann und soll - das ist eine recht komplexe Frage, die wir erstmal auseinanderbröseln müssten.


    (c) (Nebensächlich) Katholizismus in Frankreich


    Religionskarte Europa


    Zur konfessionellen Prägung Frankreichs und der aktuellen Entwicklung


    In Frankreich ist der Katholizismus nach wie vor sehr präsent - und zwar obwohl die Trennung zwischen Kirche und Staat in Frankreich sehr deutlich ist. (Es ist sogar verboten (!) religiöse Symbole in öffentlichen Räumen, z. B. Schulen. zur Schau zu stellen.) Es ist zwar richtig, dass auch in Frankreich die Säkularisierung in vollem Gange ist, aber - und das deckt sich mit meiner persönlichen Erfahrung als Frankreichreisendem - Religion ist für Gläubige ein wesentlich wichtigeres Thema als bei uns. Ich vermute, weil es dort Privatsache ist und nicht noch von öffentlichen Stellen "miterledigt" wird.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Unsere (NRW) "Städtischen Katholischen" (Grund)schulen haben keine "dahinterstehende Philosophie". Sie nennen sich katholisch, weil sie es "immer schon" waren... Wenn ich mich (evang.) z.B. an einer Aachener Grundschule schulscharf bewerben wollte, müsste ich gefühlte 80% der Schulen ausschließen, weil sie "katholisch" im Namen führen...

    Das wusste ich gar nicht. Ist ja auch ein Ding! Sowas finde ich skandalös. Ich muss mich mal erkundigen, wie das in Frankfurt ist, mit 38% Ausländern. Besonders in Staddteilen, wie dem, in dem ich unterrichte, mit über 50% ausländischen, meist muslimischen, Mitbürgern.

    • Offizieller Beitrag

    Naja, bei uns ist es so, dass an evangelischen oder katholischen Schulen gesagt wird, dass die Lehrer einen christlichen Glauben vertreten sollten. Bei den Schülern ist tatsächlich egal, welcher Konfession sie angehören, da es bei uns nun mal Tatsache ist, dass Schüler mit einer Gymnasialempfehlung aus dem OPrt und den umliegenden Ortschaften genommen werden, weil die Schule eben auch sagt, dass wir diesen Schülern zugunsten besserer Schüler nicht zumuten könnten, täglich weite Strecken fahren zu müssen, um in der nächst größeren Stadt eines der Gymnasien besuchen zu können. Daher auch meine Aussage, dass die Schüler bei uns im Grunde keine Alternative haben, wenn sie ein Gymnasium besuchen wollen.

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