umbau der eigenen schule zur seminarschule steht bevor

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    unserer schule wird derzeit angetragen (ziemlich aufdringlich), doch bitteschön seminarschule zu werden. die anträge sind sehr fordernd. die diskussionen sind heiß und kontrovers. verschiedene befürchtungen werden laut.


    hat irgendwer von euch erlebt, wie eine schule zur seminarschule wurde und welche erfahrungen er damit gemacht hat (ja, alles subjektiv, ich weiß, aber das würde ich gern hören).


    oder aber ist jemand von euch an einer seminarschule (nicht als reffi) und kann mal eine stellungnahme abgeben?


    Vielen Dank im voraus.


    h.

  • Hallo Hawkeye,


    es betrifft bei mir zwar das Gym, aber so riesige Unterschiede werden da nicht bestehen: Ja, ich unterrichte an einer Seminarschule und bin darüber sogar sehr glücklich. (Ich war auch schon an einer Nicht-Seminarschule, habe daher also einen Vergleich.)


    Was ich als großen Vorteil empfinde, ist natürlich ganz profan zuerst einmal die Entlastung, wenn ein Referendar meinen Unterricht übernimmt. Eine Klasse weniger bedeutet eben etwas mehr Pause zum Durchschnaufen und daran mangelt es mir persönlich am meisten. (mich schlaucht diese permanente Hetze sehr und ich bin froh um jede Pause)
    Außerdem reflektiert man automatisch noch mehr seinen eigenen Unterricht, wenn man das Seminar hinten in der Klasse sitzen hat und lernt dadurch mehr dazu. Ich finde es auch immer schön, wenn ich so ein bisschen von meiner eigenen Art, mit Schülern umzugehen, weitergeben kann. Eigentlich freue ich mich fast schon immer, wenn ein Schüler in solchen Stunden mal aus der Reihe tanzt und ich dann zeigen kann, wie ich solche Probleme löse. Aber Erkenntnis folgt auf dem Fuß: Wenn ich Unterricht gescheit plane, stören die Schüler kaum. Kann aber auch am "Beobachtungs-Effekt" liegen, wobei unsere Schüler da eigentlich sehr abgebrüht sind, weil sie's einfach seit Jahren nicht anders gewöhnt sind. Es ist ein sehr sehr witziges Gefühl, wenn du einen Referendar betreust, ihn im Unterricht besuchst und feststellst, dass er auf deine Art mit Schülern umgeht und die Schüler ihn deshalb mögen, weil er sich diese Art zueigen gemacht hat. (Schon klar, es passt nicht zu jedem, es muss schon jeder seine für ihn authentische Art finden.)
    Am allerbesten ist jedoch das, was du selbst über dich lernst, wenn du beim Hospitieren die Zeit hast, auch mal die Schüler zu beobachten und wie sie auf einen anderen Lehrer reagieren. Manche kommen mit einem anderen Lehrer besser zurecht, lernen durch seine Art des Unterrichts anscheinend mehr (schau ich mir sofort ab und versuche es zukünftig bei diesem Schüler auch so zu machen), andere Schüler legen plötzlich Eigenschaften an den Tag, die du nie für möglich gehalten hättest (da werden aus netten Schülern plötzlich richtige Ekelbratzen) und du kannst Rückschlüsse ziehen, was du bislang unbewusst "richtig" gemacht hast.
    Außerdem gibts manchmal Referendare, die so klasse sind, dass du eben auch viel von ihrem Material profitierst. (Wer nur zwei Klassen vorbereiten muss, hat eben meist mehr Zeit, um passsende ABs zu erstellen usw.)


    Natürlich gibt's auch Nachteile. Ein Referendar, der kein Gespür für die Schüler hat, fachlich große Mängel hat usw. ist eine riesige Zusatzbelastung. Wenn du alles Nachkorrigieren musst, in jeder Pause deine abgegebene Klasse bei dir steht und jammert etc., das nervt dann schon. Ich hatte mal einen Fall, der war wirklich völlig beratungsresistent (einer meiner ersten Referendare, die ich betreut habe) und ich war noch extrem mit dem Herzen bei der Sache, wollte unbedingt, dass "mein" Referendar eine gute Lehrprobe hinlegt, aber jede Erkundigung nach Hilfsmöglichkeiten wurde als persönliche Kontrolle ausgelegt. Die Korrekturen waren grauenhaft, fachliche Fortschritte der Klasse kaum erkennbar. Aus einer extrem braven Klassen war binnen kürzester Zeit ein undisziplinierter Haufen geworden, der sich im Unterricht nur gröhlend über die studi-vz-Partybilder des Lehrers austauschte, während derselbe sich vorne bemühte, ein rechtschreibfehlerfreies Tafelbild zu erstellen und von alledem nichts mitbekam. Er fühlte sich von allen nur ganz furchtbar benachteilgt und sah überhaupt nicht, was sein Anteil an seiner doch eher schlechten Beurteilung war. Das war eine sehr lehrreiche Erfahrung für mich.


    Klar, an einer Seminarschule herrscht generell mehr Chaos und Unruhe. Viele Lehrerwechsel sind für manche Klassen absolutes Gift, andere stecken das locker weg. Man muss auch mal eine Stunde mehr vertreten, wenn die Seminarlehrer zu den Einsatzreferendaren zur Lehrprobe fahren, aber so häufig ist das dann ja auch wieder nicht.
    Bei uns am Gym kommt halt noch der entscheidende Vorteil hinzu, dass wir ja nicht das erste Jahr ausbilden und dann die Reffis in den Einsatz gehen, sondern wir bilden ja ein halbes Jahr aus, dann sind die Reffis ein Jahr weg und kommen anschließend für's letzte Halbjahr wieder.
    Da sind dann oft extreme Weiterentwicklungen feststellbar und man profitiert auch davon, wenn einem erzählt wird, wie bestimmte Probleme an anderen Schulen gehandhabt werden und man kann sich dann davon auch einiges abschauen.


    So, jetzt habe ich ganz schön viel geplaudert, ich hoffe, dir hilft etwas davon weiter, obwohl ich eine eindeutig positive Meinung vom Seminarschulsystem habe und deshalb nicht so sehr mit negativen Punkten dienen kann. Aber es sind die gewünschten subjektiven Einzelerfahrungen, die dich interessiert haben. Hoffe ich. ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hi Mimmi,


    danke fürs plaudern. so wollte ich es.


    deine überlegungen klingen gut, weil sie meine etwas konkretisieren, die in dieselbe richtung gingen. komischerweise haben wir an der realschule den ausbildungsrhythmus früher so gehabt, wie du ihn beschreibst und ihn dann geändert in 1/1 jahr ausbildung als reffi ("wir" ha ha). ich kenne es aber auch noch so wie bei euch.


    bei uns kommen allerdings noch ein paar unbillen hinzu - z.b. ist unsere schule (baujahr 2003) eh schon sehr klein: es wurden 16 klassenzimmer gebaut, für mittlerweile 22 klassen. d.h. wir propfen klassen in die kleinsten zimmer. schon allein deswegen finde ich es irgendwie sehr seltsam, dass man uns das so hartnäckig anträgt. schließlich sinds dieselben, die diese schule so klein bauen ließen (obwohl sie größer geplant war).


    schließlich aber werde ich wohl als seminarlehrer für deutsch gehandelt und muss mir diesbezüglich noch gedanken machen.


    viele von uns befürchten außerdem, dass durch das seminar im kollegium eine zweiklassengesellschaft entsteht zwischen "normalem" und seminarlehrer - das verstehe ich am allerwenigsten.


    grüße und danke noch mal, dass du dir zeit genommen hast.


    h.

  • Hallo Hawkeye,


    jepp, Platzprobleme hat fast jede Schule. War bei uns auch eine Weile ein recht großes Problem, bis der Anbau kam. Aber trotz riesigem Seminar ging es trotzdem. Irgendwie.


    Aber ich wollte noch etwas zum Thema Zweiklassengesellschaft sagen.
    Bei uns geht das eher so in Richtung "running gag". Jeder erlebt ja live mit, was die Seminarlehrer alles organisieren und leisten. Aber manchmal frotzelt man dann eben schon, wenn sie wegen der Außen-Einsatz-Referendare zur Lehrprobe fahren, quer durch Bayern ("Ach, ich muss dich vertreten, weil du wieder einen Tag Urlaub machst?").
    Aber wegen weniger Klassenleitungsübernahme usw, wie bei uns z.T. die Seminarlehrerentlastung gehandhabt wird, meckert keiner. Das ist jedem klar, dass da quasi eine andere "Klasse" schon betreut und geleitet wird.


    Meiner Meinung nach steckt die Angst vor größeren Veränderungen dahinter, die wohl jeder Mensch mehr oder weniger ausgeprägt in sich trägt, so lange eine Situation noch nicht völlig unerträglich ist, wenn man eine solche Entscheidung als Schule zu treffen hat. Als ich mich als Referendarin seinerzeit mit einer fertigen Kollegin unterhalten hatte (bezüglich spätere Schule als Vollzeitkraft), meinte sie, es sei eben schon so, dass man als Lehrer an einer Seminarschule ja viel besseren und vorbereitungsintensiveren Unterricht bieten müsse, weil man dann ja ständig unter Beobachtung des Seminars sei und vor allem die Schüler von den Referendaren (die viel mehr Zeit zur Vorbereitung haben) so verwöhnt wären und deshalb viel höhere Ansprüche stellten.

    Aus heutiger Sicht kann ich es so nicht bestätigen, ich hatte noch nicht einen Fall, in dem es so war. Im Gegenteil. Manchmal kostet es schon große Überredungskunst, die Klasse dem Referendar gegenüber milde zu stimmen, obwohl dieser ja aus ihrer Sicht "schuld" ist, dass sie dann mich nicht mehr haben. Viele Schüler sind genervt von Unsicherheit und dem Druck, unter dem die Referendare ja stehen und diesen natürlich auch oft schlecht verbergen können. Sie sind dann zwar einsichtig, wenn man an ihr Verständnis und auch ihre Möglichkeiten zur "Prägung" eines neuen Lehrers appelliert, aber letztendlich sind sie wirklich nur dann froh, einen Referendar zu erhalten, wenn das Verhältnis zum regulären Lehrer völlig zerrüttet ist.


    Also wenn du bei der Entscheidungsfindung mitzureden hast, kann ich dir wirklich nur empfehlen, es zu machen. Man entwickelt sich dadurch wirklich weiter, man erhält endlich mal neues Input und tritt nicht immer auf der Stelle.

  • Ich unterrichte auch an einer Seminarschule und sehe das Ganze etwas differenzierter als mimmi. Vorteilhaft finde ich auch den zusätzlichen Input und die vielen jungen Leute, die unserem Kollegium, das teilweise ziemlich verschnarcht ist, richtig gut tun. Es macht auch sehr Spaß, Referendare zu betreuen. Was hast du denn für Fächer, Mimmi?
    Was mich aber immer mehr nervt, ist die große Unruhe, die an unserer Schule durch das Seminar herrscht. Ständig haben die Klassen Lehrerwechsel. Dies wirkt sich besonders in Geschichte aus. Die beiden letzten Jahre hatte ich zwei Klassen parallel in Klasse 8 und 9 in Geschichte. Die waren vielleicht froh, dass sie endlich mal einen Lehrer längere Zeit am Stück hatten! In Klasse 6 und 7 hatten sie nämlich dauernd jemand anders. Anfang 6. Klasse mussten sie ständig für Lehrversuche herhalten, danach bekamen sie ab den Herbstferien einen Referendar bis zum Halbjahr, danach im zweiten Halbjahr wieder den Seminarlehrer. In Klasse 7 dasselbe Spiel, nur dass sie dann im zweiten Halbjahr einen Referendar hatten, der bei ihnen eigenverantwortlichen Unterricht hatte (ist jetzt üblich im letzten Ausbildungsabschnitt, Lehrereinsparungsmaßnahme). Hochgerechnet waren das 5 Lehrer in zwei Jahren. Den ständigen Wechsel merkt man den Klassen dann leider auch an. Jeder handhabt den Umgang mit Grundwissen anders, führt vielleicht eine neue Heftführung ein (Heft, Ordner, Grundwissensheft???) Außerdem sind unsere Schüler recht "methodenmüde". Dauernd müssen sie als Versuchskaninchen herhalten und ehrlich gesagt funktioniert vieles dann halt doch nicht so wie gewünscht. Ich habe mir deswegen angewöhnt, recht frontal zu unterrichten und die Schüler sind echt froh drum: "Endlich haben wir mal gscheiten Geschichtsunterricht!", da sie nicht um der Methode willen irgendwelche Fishbowlsachen ausprobieren müssen, die dann im großen Chaos enden... Als ich neu an die Schule kam, war die erste Frage der Schüler: "Sind Sie Referendar?" Als ich das verneinte, gab es erst mal großes Aufatmen.
    Noch eine Bemerkung zu den Seminarlehrern: Da gibt es schon mal Spannungen mit dem restlichen Kollegium. Und das liegt daran, dass manche finden, dass diese ziemliche Privilegien an unserer Schule haben. Sie müssen z.B. nur eine Aufsicht halten, wir haben sonst 3-4, die Seminarlehrer haben nie Klassenleitung und werden auch sonst von Extrajobs verschont. Dabei bekommen sie recht viel Anrechnungsstunden und der Geschichte-Seminarlehrer hat manchmal nur 4-5 Referendare zu betreuen. Die anderen Deutschlehrer haben dafür 25 Stunden, teilweise vier Deutschklassen mit wahnsinnig vielen Korrekturen, da kommt manchmal schon Neid auf den Seminarlehrer auf. Vielleicht ja auch zu Unrecht, da man die Seminarbelastung wahrscheinlich nicht so sehr erkennt...
    Ach ja, unsere Schule wurde auch extrem bedrängt, noch ein Bio/Chemie-Seminar aufzumachen (steigende Referndarszahlen). Leider ist unsere Schule darauf aber gar nicht eingerichtet, denn der NWS-Trakt befindet sich in einem schlechten baulichen Zustand und die Chemiesammlung ist sehr veraltet. Man hatte sich erhofft, dass sich daran bedingt durch das Seminar vielleicht schneller etwas ändern würde. War natürlich nicht so, gab keine Extramittel und der Seminarlehrer, der ständig am Improvisieren ist, war der Leidtragende. Insofern würde ich das Raumproblem schon ernst nehmen.

  • Was ist denn eine Seminarschule? Werden bei euch nicht an allen Schulen Referendare ausgebildet?
    Aus NRW kenne ich soetwas nicht. Gibt´s das nur in Bayern?

    • Offizieller Beitrag

    hm,


    ja da schwimmt man wieder in der eigenen suppe...daher antworten so wenig :D...


    ja, eine seminarschule ist eine schule, an der refis ausgebildet werden. von den insgesamt zwei jahren ref sind sie dort 1 jahr. dort gibts dann nachmittags sitzungen in der fachdidaktik, schulrecht, staatsbürgerliche bildung, psycho und pädagogik. vormittags unterricht in den klassen.


    nach dieser seminarschule geht man dann in den sogenannten "einsatz", d.h. an eine beliebige andere schule, wo du als reffi=lehrer eingesetzt wirst. an einigen "seminartagen" geht man zurück an die seminarschule, hält showstunden, langweilt sich in psycho...und so weiter, das sind aber immer nur zwei tage, insgesamt glaube ich sechs.


    und das mit dem raumproblem sehe ich eben auch. habe andere schulen gesehen, die nachgegeben haben und sofort wurde eben auch an schülereinrichtungen gesägt, wie z.b. schülerbücherei u.a. und aufgrund der referendarzahlen, die ja nun auch wieder fallen werden, sehe ich da persönlich keinen rahmen, in dem man davon ausgehen kann, wirklich auf dauer besser ausgestattet zu werden. realistisch stufe ich es ein als: macht mal so lange wir das brauchen und wenn die zahlen wieder zurück gehen *tritt*.
    hm und arbeitsbelastung sehe ich halt auch. ich hab eh schon diverse jobs (verbindungslehrer, homepagebetreuer, fachleiter, betreuer für praktis), wo ich da noch einen seminarlehrer runterbringen soll....aber das ist natürlich meine persönliche baustelle - aber aufgrund der ermäßigungen kann ich mit dem neid anderer gut umgehen :D...


    und hey, frontal.....:D...


    grüße


    h.

  • Sorry, noch mal ein unwissender NRWler mit einer Off-Topic Frage: ;)
    Staatsbürgerliche Bildung???


    Was ist das denn???

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    • Offizieller Beitrag

    :D


    ich bin echt erschüttert. ich dachte wirklich, dass die lehrerbildung überall annähernd gleich ist.


    staatsbürgerliche bildung soll wohl dazu dienen - ich finds nicht schlecht - dass der lehrer ein wenig bescheid weiß über die politisch-historische entwicklung des eigenen bundeslands, bzw. der bundesrepublik. es geht um regierungssystem, basiswissen demokratie, wahlsystem...einach um politische grundbildung.


    aber sag mal, wie sieht denn die lehrerbildung in nrw aus...würde gern mal wissen, wie meine ex-lehrer ausgebildet wurden :D


    grüße


    h.

  • OT continued:
    Interessant, wie unterschiedlich das alles ist... Danke für die Info und dann revanchier ich mich doch gleich.


    Gegenwärtig läuft die Ausbildung (SekII/I) in NRW wie folgt:
    Zwei Jahre, in denen man an der gleichen Schule bleibt, im ersten Halbjahr nur Ausbildungsunterricht (also Unterricht unter Anleitung eines Fachlehrers, dessen Kurs man sich hierfür "ausgeliehen" hat), in den weiteren Halbjahren hat man auch eigenverantwortlichen Unterricht (die genaue Verteilung variiert ein wenig, aber insgesamt soll man auf 18 Stunden kommen, ob man die innerhalb zwei oder drei Halbjahre ableistet ist individuell verschieden).


    Daneben hat man Seminar - entweder an zwei Nachmittagen die Woche (bei mir) oder auch an einem Seminartag. D.h. ein Seminar pro Fach und das Hauptseminar, in dem allgemeine pädagogische Themen behandelt werden soll. Was genau da passiert ist aber Glücksache - zumindest meiner Erfahrung nach z.B. bezüglich Themen wie Schulgesetz... wurde bei mir am Seminar kaum behandelt. Ich habe aber eine nette AKO (Ausbildungskoordinatorin*), die das mit uns recht ausführlich behandelt.


    *AKO = ein/e Lehrer/in der Ausbildungsschule, die für die Betreuung der Referendare zuständig ist, die Schnittstelle zwischen Referendar - Schule - Seminar bilden soll (wie gut das alles funktioniert, wie viel Ausbildung man da dann auch noch erhält, ist höchst unterschiedlich und soweit ich durchblicke, auch nicht generell geregelt?)


    Wir sprechen Termine für die Unterrichtsbesuche ab und sind eigentlich sehr frei in den Themen, die man zeigt (manche Fachleiter sagen z.B. auf jeden Fall einmal Grammatikstunde/~einführung o.ä.).
    Wir schreiben eine Hausarbeit von etwa 30 Seiten und im Examen haben wir dann drei Fremd- und einen bekannten Prüfer.


    Ich denke, das sollte jetzt ausführlich genug sein. ;)


    Aber ich bin auch echt immer extrem fasziniert, wie unterschiedlich das ist.
    (Wobei ich die Hin- und Herschickerei in Bayern auch echt extrem.. vor allem die Kosten und Organisation... find ich schon sehr übel...)


    Lieben Gruß
    Katta


    Hoffe, es kann auch wieder jemand etwas on topic sagen und dir helfen. ;)

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    • Offizieller Beitrag

    hi,


    da es mein thread ist, darf ich weiter ot bleiben. ich wollte ohnehin mal einen ähnlichen thread eröffnen, um mal bei gewissen sachen rumzufragen. ich habe bei manchen diskussionen hier das gefühl, dass man aneinander vorbei redet, weil man das eben von verschiedenen positionen aus betrachtet.


    seltsam vor allem auch dein "hauptseminar" - wie gesagt, bei uns wurde das getrennt. schulrecht behandelt in der regel der chef der seminarschule (=seminarrektor) - unser war damals jahrgang 1936...da hat man schon was mitbekommen :D. und in päd und psycho gibts extra-seminar-lehrer. prüfungen am ende in jedem einzelfach.
    zweite hausarbeit gibts bei uns natürlich auch, zählt furz-wenig.


    wenn ichs also recht einschätze, ist in unserer lehrerausbildung viel mehr vorgegeben, viel mehr einheitlich geregelt.


    aber du hast recht, das umziehen ist ein wenig blöd, wobei meine frau und ich glück gehabt haben. hab aber auch schon von fällen gehört, wo leute jedes halbe jahr umziehen mussten, weil die einsatzschule sich auch änderte. in den sommerferien kein problem, zum halbjahr war das schon kacke. freitag post - montag woanders.;(


    noch fragen: wo ist dann bei euch das "seminar" ? an der schule oder woanders? d.h. jeder reffi bekommt wirklich eine andere ausbildung? werden eure akos geschult?
    und gibts denn lehrproben?


    hm, soweit...


    grüße


    h.

  • Ich bin jedes halbe Jahr umgezogen, insgesamt viermal während des Refs :( Irgendwann schrieben meine Freunde meine neue Telefonnummer nicht mehr auf, da sie meinten, die würde sich ja eh dauernd ändern!

  • Ja dann munter weiter im "OT". ;)


    Vorab: wir haben übrigens keine Prüfungen mehr in den Fach- oder Hauptseminaren, sondern kriegen Gutachten von denen basierend auf den Lehrproben und (angeblich und individuell unterschiedlich wie stark das gewichtet wird) der Mitarbeit im Seminar.


    Die Seminare sind ein eigenes Gebäude - mitunter nicht mal in der gleichen Stadt.
    So ist z.B. das Seminar Kleve fahrtechnisch gesehen der Albraum, da es fast an der nordwestlichsten Ecke NRWs liegt (Grenze zu den Niederlanden), aber die Schulen extrem weit weg liegen können (bis runter linke Rheinseite Duisburg). Solche Seminare haben dann aber in aller Regel einen Seminartag, wo man also den ganzen Tag dort verbringt und nicht noch innerhalb einer halben Stunde von der Schule dahin muss.
    Das Seminar Düsseldorf liegt in Düsseldorf und hat hier auch die Schulen - soweit ich weiß -, während z.B. das Seminar Neuss auch eine große Zahl Düsseldorfer Schulen zu den Ausbildungsschulen zählt.


    Das heißt, die Schulen kriegen von der Ausbildung eben nur mit, dass es alle halbe Jahre (inzwischen, früher nur einmal jährlich) neue Referendare gibt, die mit in den Unterricht und dafür dann Gutachten haben wollen bzw. die einem evtl. nach einem halben Jahr Kurse "wegnehmen".
    Und sie kriegen die Aufregung bei Lehrproben und vor allem am Examen mit. ;)


    Die Reffis kriegen jetzt nicht alle eine andere Ausbildung, sondern in den Seminare sitzen dann i.A. (meine Erfahrung) zwischen 10 und 25 Referendare, die dann von einem Fachleiter in die höheren Weihen des Unterrichtens eingeführt werden sollen.
    Aber da ist das dann so, wie bei "normalen" Lehrern eben auch: der eine FL ist richtig gut, der andere richtig schlecht (und im Pechfall dann auch noch sozial unfähig oder unwillig) usw.
    Und inwieweit sich ein Fachleiter an Vorgaben hält ist auch ähnlich wie bei "normalen" Lehrern auch. ;)


    Wobei ich durch Gespräche schon mitkriege, dass die Richtlinien bzw. üblichen Handlungsweisen in den einzelnen auch in NRW stark variieren können (meine Freundin war an einem Seminar im Münsterland... das war echt sehr anders als bei mir was z.B. die Einstellung der Ausbilder anging - aber eben auch Vorgaben z.B. für Unterrichtsbesuche, die die hatten - oder aber auch das Schreiben des Unterrichtsentwurfs anging).


    Inwieweit AKOs ausgebildet werden frag ich mich auch.
    Aber ihre Aufgabe ist auch nicht soooo groß - in der Sek II/I, bei Sek I sieht das m.W. nach wieder etwas anders aus, da bekommt man meistens einen Mentor, bei dem man dann immer (?) in den Unterricht mitgeht, während ich an Gymnasien/Gesamtschulen halt von einem Ausbildungslehrer zum anderen gehe und die mir selber aussuche. Der AKO ist halt Ansprechpartner bei Problemen. Wie viel er/sie zu so Fragen wie Schulgesetz o.ä. mach scheint m.E. nach sehr unterschiedlich zu sein.
    Meine jetzige hat jede Woche einen Termin angesetzt und wir bereiten Themen vor.
    An meiner anderen Schule haben wir uns anfangs alle paar Wochen mal getroffen und irgendwelches Material bekommen (wie man eine Klassenfahrt organisiert oder mit Noten-Widersprüchen umgeht...).
    Und man kann sie halt bei Problemen im eigenen Unterricht ansprechen (Disziplinprobleme etc.) - im Idealfall sind sie so eine Art Vertrauensperson, der man auch mal Fragen stellen kann, die man sich bei anderen nicht so traut aus Angst, unfähig dazustehen oder so...


    Lehrproben machen wir auch.
    5 Stück pro Fach und etwa 3 bis 4 im Hauptseminar (wobei man letzteren zumeist auch mit zu Fachlehrproben einladen kann).
    In Sek II/I soll man die Mehrzahl in der Sek II machen, heißt bei 5 LP 2 in der Sek I und 3 in der Sek II.
    Abgesehen davon kann man sich die Klassen und Themen selbst aussuchen - wobei es je nach Fachleiter mehr oder weniger Vorgaben gibt (eben z.B. thematische Einschränkungen, Vorgaben in Bezug auf die Jahrgangsstufe usw.).


    Auch für das Examen sucht man sich dann seine Kurse selber aus (bei Sek II/I ein Kurs Sek II, eine Klasse Sek I), ebenso die Themen. Diese reicht man zehn Tage vor der Prüfung ein - und dann darf man sie nicht mehr ändern (oder angeblich nur in absoluten Ausnahmefällen...hätte ich letzteres mal früher gewusst... :rolleyes:)
    In der Prüfung sitzt dann ein bekannter Fachleiter, den man selber aussuchen durfte, und drei fremde Prüfer: ein weiterer Fachleiter, ein Schulvertreter und meist (immer??) ein Schulleiter.
    Man hält die erste Stunde, kann ein kurzes statement dazu abgeben (muss man aber nicht), ein oder zwei (drei??) Stunden Pause (je nachdem, wie die Stunden gelegt wurden), zweite Stunde, eine Stunde Pause und dann noch ein Kolloquium (sprich mündliche Prüfung über die Themen der Ausbildung - auch da variieren die exakten Formulierungen der Themen je nach Seminar, orientieren sich aber grob an den Lehrerfunktionen der Rahmenrichtlinien... oder wo immer die her sind).


    Noch Fragen? :D


    Ich glaub, in Bayern werden die Themen der Lehrproben vorgeben? Oder die Bereiche, die auf jeden Fall abgedeckt werden müssen?

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • So, da ja jetzt eh alles zu spät ist für diesen Thread ;) und ich so einen auch schonmal erstellen wollte (sind nicht irgendwie Moderatoren in der Lage, das Ende hiervon irgendwie abzuspalten?), frag ich jetzt auch mal mit :) Seh ich das richtig, dass das NRW-System, zumindest in den Grundzügen (also man ist einem Seminar zugeteilt und die die Schulen, an denen man Unterricht liegen dann irgendwo im Bereich des Seminars), das gängige ist. Oder gibt es außer in Bayern und in Schleswig-Holstein noch völlig andere Modelle?

    • Offizieller Beitrag

    hi noch mal,


    puhhh, wirklich anders als hier...


    meine ergänzung in aller kürze:


    - 3 lehrproben, mindestens in jedem fach eine, in meinem fall (zusätzlich sozialkunde) 4 lehrproben; davon zwei and er seminarschule und eine an der einsatzschule, bei mir; die themen dürfen weitgehen ausgesucht werden, sie werden aber abgesprochen; manche quatschen mehr rein, manche weniger


    - ansonsten 2. examen: mündliche prüfung in jedem unterrichtsfach und in jedem der oben angebenen zusatzfächern (Psycho, Päd, Schulrecht, Staatsbürgerliche), ich hatte noch eine klausur damals in päd oder psych gehabt; zweite hausarbeit


    - zum examen kommt noch die beurteilung in drei bereichen: dienstliches verhalten, pädagogische wirksamkeit, unterrichtsplanung und -gestaltung



    tiffy: ich glaube baden-württemberg und bayern dürften ähnlich sein und eins der anliegenden neuen bundesländer. der rest läuft anders.


    habt ihr dann keine beurteilung? die dienstliche beurteilung ist hier oft ein großer streitpunkt...krawatten-note halt...wobei, ich mit meiner früheren frisur :D....


    grüße


    h.

    • Offizieller Beitrag

    Eine dienstliche Beurteilung vom Schulleiter gibt es hier auch. Er orientiert sich dabei in der Regel an den Mentoren.


    Und wenn mich nicht alles täuscht, hat sie auch eine recht hohe Bedeutung. Und ist damit sehr .... diskussionswürdig.


    kl.gr. frosch

  • Hi,


    kan mal von meinem Ref (GHS) in RLP berichten. Hab es bis letzten Monat ja haunah miterlebt.


    Wir haben drei Seminare, ein Allgemeines Seminar (kurz AS, hier wurden vor allem rechtliche Fragen und allgemeine Dinge wie Elternarbeit oder Gewalt an Schulen etc. diskutiert) und je ein Fachseminar zu den entsprechenden Fächern die man studiert hat (bei mir GP - das umfasst MA/DEU/SU - und ENG). Die Seminare finden jeweils an einem Seiminartag statt und man muss sich an den entsprechenden Seminarort begeben. Bei mir lagen AS, GP und ENG in nem Radius von rund 30 km zur Schule auseinander. Die Seminarleiter sind entweder hauptamtlich am Seminar beschäftigt und unterrichten nicht mehr bzw. nebenamtlich und haben nur ermäßigte Stundenzahl. Auf jeden Fall sind sie unabhängig von unserer Ausbildungsschule.


    Wir sind einer Schule zugewiesen, an der wir unsere 18monatige Ausbildung ableisten, mit eigenem Mentor, in dessen Klasse wir dann auch unsere LPs, die Examensarbeit und die Prüfungen haben. Manche haben auch zwei Mentoren in unterschiedlichen Klassen, vor allem Leuten mit Reli oder Sport kann das passieren.


    Wir dürfen max. 12 Stunden in der Schule eingesetzt werden, davon 2 Hospitationen (entweder beim Mentor oder auch in anderen Klassen), 6 selbstständige (also niemand mit drin) und 4 angeleitete (mit anschließendem Mentorfeedback) Stunden.
    Habe also ab meiner ersten Woche eigenständig unterrichtet (und das Wasser war s***mäßig kalt :D).


    In jedem Fach mussten wir 2 Beratungsbesuche (die Fachleiter kommen und gucken sich den U mal an, danach folgt eine Beratung, angeblich zählt das alles noch nicht in die Note mit rein, es geht einfach drum uns und die Kinder kennen zu lernen), 2 unbenotete und 2 benotete LP's halten, zu denen die Fachleiter und die AS-Leiter kommen und uns beurteilen. Die Themen können wir uns aussuchen, die Methoden auch, nur wurde gesagt, dass wir nicht dreimal Stationenarbeit oder in GP nur Mathe zeigen sollen... :tongue:
    Vom AS und den anderen beiden Seminaren gibt's eine Seminarnote, die mit in die Endnote fließt. Dazu kommt noch eine Schulbeurteilung, die die Schulleitung zusammen mit dem Mentor verfasst.


    Eine Hausarbeit wird auch geschrieben, die durfte max. 60 Seiten haben, und wird in einem der beiden Fachseminare verfasst und auch von dem entsprechenden Fachleiter bewertet.
    Diese Note zählt später auch zum Examen dazu.


    In meinem Seminar wird auch im AS ein Portfolio zu einem selbstgewählten Thema verlangt, bei der Umsetzung und Gestaltung sind wir frei, nach einer Präsentation fließt dies auch in die Seminarnote mit ein.


    Das Examen findet an einem Tag statt - in jedem Fach eine Lehrprobe (à 50 min, Themen vorher verbindlich eingereicht), danach noch in jedem Seminar (AS, und die beiden Fachrichtungen) 30 min mündliche Prüfung.
    Zur Prüfung sind die Seminarleiter, die Mentoren, die Schulleitung und der Schulrat anwesend.


    MEine Ausführungen gelten allerdings auch nicht für ganz RLP, da ich von anderen Seminaren auch andere Sachen gehört habe. Vor allem das Portfolio ist recht speziell bei uns...


    Ich finde es aber auch total irritierend, dass jedes Bundesland seine Ausbildung so willkürlich halten kann. Vor allem kommt es mir so vor, als seien auch die Inhalte jeder Ausbildung so individuell, dass es kaum eine vergleichbare Ebene geben kann.... :skeptisch:

  • Mann, mann ist das kompliziert alles... ;)


    Zum Thema Gutachten
    Die Note in NRW setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen:
    - 25% Schulleitergutachten
    - 25% Fachleitergutachten (also 8,3% Fachleiter 1, 8,3% Fachleiter 2, 8,3% Hauptseminargutachten)
    - 50% Examen, d.h. 10% Hausarbeit, jede UPP 10%(also gezeigte Unterrichtsstunde am Examenstag) und 20% Kolloquium

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Zitat

    Original von Hawkeye



    tiffy: ich glaube baden-württemberg und bayern dürften ähnlich sein und eins der anliegenden neuen bundesländer. der rest läuft anders.


    BW hat "ganz normal" Seminare, denen dann Schulen zugeordnet sind, an denen die Refis sind. Man ist die ganzen 18 Monate an derselben Schule und hat halt ein paarmal in der Woche Veranstaltungen am Seminar.

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