Studie zu Zielen von Lehrkräften

  • Liebe Lehrer/innen, Liebe Referendar/innen,


    zur Verbesserung der Qualität der Lehramtsausbildung in der ersten und zweiten Phase, führt unsere Arbeitsgruppe am Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie der Universität Mannheim eine Studie zur Berufsmotivation von Lehrkräften durch. Insbesondere sind wir daran interessiert, herauszufinden, welche Ziele Lehrer in ihrem Beruf verfolgen und mit welchen Einstellungen und Überzeugungen diese im Zusammenhang stehen. Hierzu bitten wir um Ihre Mithilfe! Wir möchten alle Lehrer/innen und Referendare nach dem ersten Staatsexamen darum bitten, an der Studie teilnehmen. Gerne können Sie natürlich auch Ihren Kolleginnen und Kollegen von der Studie erzählen.


    Die Beantwortung der Fragen sollte maximal 30 Minuten Ihrer Zeit in Anspruch nehmen und erfolgt online. Bei Bedarf können Sie die Befragung aber auch zwischendurch pausieren und zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen. Die Teilnahme an der Befragung erfolgt völlig anonym. Bei Interesse an den Ergebnissen der Studie besteht die Möglichkeit, nach Abschluss der Analysen einen kurzen Ergebnisbericht zu erhalten.


    Sie erreichen die Studie unter folgendem Link:


    http://paed-psych.uni-mannheim.de/zielstudie/


    Wenn Sie Fragen zur Studie haben oder mit uns Kontakt aufnehmen möchten, rufen Sie uns einfach an unter der Nummer 0621-1812210 oder schicken Sie eine Mail an zielstudie@uni-mannheim.de. Wir freuen uns darauf, ihre Fragen zu beantworten.


    Vielen Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung,


    Dipl.-Psych. Sebastian Nitsche

  • Zitat

    Original von Nitsche
    zur Verbesserung der Qualität der Lehramtsausbildung in der ersten und zweiten Phase, führt unsere Arbeitsgruppe am Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie der Universität Mannheim


    *gnuffel*


    Naja, meine Osterferien haben gerade begonnen, schau ich mir doch mal an, wat dat wol geven schall...


    Sehr schlecht gestellte Fragen, da die meisten der Ziele ganz klar Aspekte des Idealbildes "Lehrer" sind, die man so im Kopf hat. Welcher Lehrer würde schon angeben, dass es überhaupt nicht anstrebt, herauszubekommen, warum ein Schüler den Stoff nicht versteht? Oder das es ihm egal ist, wenn er Fachinhalte nicht versteht?


    Einsam dazwischen zwei Fragen, "In meinem Beruf strebe ich an, nicht so schwer zu arbeiten" und "zu Hause keine übriggebliebenen Arbeiten erledigen zu müssen." :D Mhm, in welche Richtung das wohl wieder gehen mag...


    Die nächste Seite geht genauso weiter. Interessant, welche Fragenbereiche sich da kontrastierend gegenüber stehen - auf der einen Seite Fragen des Typus "möglichst wenig arbeiten", auf der anderen Seite "möglichst gut im Beruf werden".


    Doppel-Mhm.


    Dann kommt eine Seite mit Fragen zum Bild, das man Kollegen gegenüber zeichnen will, dann den Schülern - nunja. "Ich strebe danach, vor meinen Kollegen nicht durch ungeschicktes Verhalten aufzufallen." Was das wohl heißen mag... Und dann das gleiche nochmal für Vorgesetzte und sich selbst. Dass erste Hundert ist fast erreicht. :rolleyes: Muss das wirklich so ausführlich sein? Dafür sind die Fragen nun doch etwas platt.


    Dann geht es weiter mit der Nabelschau, hier wird die persönliche Einstellung "begeistert mich mein Beruf" von verschiedenen Perspektiven abgeklopft. Nabelschau, wie gesagt, der einzige vage nach außen gerichtete Blick ist die Frage nach der Empfindung von Arbeitsbelastung und Krankheitstagen! Es folgt eine ganze Reihe von Fragen zur Fortbildungsbereitschaft und zur Nutzung von Synergieeffekten im Kollegium. Abschließend ein Fragenspektrum um den Komplex "Wie gehe ich Herausforderungen an" - der Wagemut bei schwierigen Aufgaben wird befragt, das Leistungsverständnis und das persönliche Organisationstalent - übrigens unter dem unverschämten Titel "Prokrastination". Wird davon ausgegangen, dass Lehrer und Referendare dieses Fremdwort nicht kennen?


    Zusammenfassend: es ist ungefähr die 5000. Studie die in die Richtung geht, dass der Blick auf die "Mentalität" und "innere Einstellung" des Lehrers als Maßstab seiner Tauglichkeit und seiner Ausbildungsbedürfnisse liegt, wobei implizit wohl angenommen zu werden scheint, dass eine Qualitätsverbesserung in der Ausbildung genau diese Aspekte des Berufes berühren muss.


    Nun, jeder der über tatsächliches Insiderwissen im Lehrerberuf verfügt - ist dies eigentlich an einem Lehrstuhl für pädagogische Psychologie vorhanden? - weiß, dass dies an den eigentlichen Schwierigkeiten des Berufes vorbeigeht. Dass qualitativ einiges im Argen liegt, bei der Arbeitssituation der praktizierenden Lehrer wie bei der Ausbildung der Referendaren, ist unbenommen - aber was soll denn da bitte bei einer ich weiß nicht wievielten Untersuchung der mitgebrachten Motivation und Einstellung herauskommen?


    Der Regelfall ist doch, dass sich die qualitativen Ausbildungsdefizite darin zeigen, dass eine zu hoch geschraube innere Anspruchshaltung des Junglehrers an sich selbst auf katastrophale Organisations- und Logistikdefizite im System Schule treffen - und auf vollkommen ungeeignete strukturelle Voraussetzungen und chaotische bildungspolitische Vorgabe.


    Diese Aspekte bleiben jedoch, wie üblich, gänzlich außerhalb der Perspektive - dabei würde eine tatsächliche Qualitätssicherung genau da ansetzen, den angehenden Lehrer auf diese Schwierigkeiten vorzubereiten.


    Schade um die Mittel.


    Nele

    4 Mal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Zitat

    Original von Nitsche
    Wir möchten alle Lehrer/innen und Referendare nach dem ersten Staatsexamen aller allgemein bildenden Schulen darum bitten, an der Studie teilnehmen.


    Warum eigentlich nur allgemeinbildende Schulen? Interessieren berufsbildende Schulen nicht?

  • Zitat

    Original von neleabels
    Nun, jeder der über tatsächliches Insiderwissen im Lehrerberuf verfügt - ist dies eigentlich an einem Lehrstuhl für pädagogische Psychologie vorhanden? - weiß, dass dies an den eigentlichen Schwierigkeiten des Berufes vorbeigeht. Dass qualitativ einiges im Argen liegt, bei der Arbeitssituation der praktizierenden Lehrer wie bei der Ausbildung der Referendaren, ist unbenommen - aber was soll denn da bitte bei einer ich weiß nicht wievielten Untersuchung der mitgebrachten Motivation und Einstellung herauskommen?


    Eine Verbesserung der Arbeitssituation kostet Geld, Lehrerbashing nicht, also was erwartest du von solchen Studien (und deren Auftraggebern)?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Wir sind kurz vor den Ferien, meine Nerven sind nicht mehr die besten und so ein redundant, plattes Gedöns kann ich derzeit nicht ab, sorry...

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Ich war guten Willens - aber nach drei oder vier Seiten Fragen ... nein, danke. Das ist mir zu platt. Da weiß ich doch bei jeder Frage, was ich antworten muss, damit dieses oder jenes Bild rauskommt.


    UND: Eine ganze Seite Fragen, ob ich dieses oder jenes tue, damit die Kollegen dieses oder jenes denken, bzw. ob ich denke, dass ich dieses oder jenes besser tue, als meine Kollegen. Tut mir leid, da hab ich keine Lust zu, überall "trifft gar nicht zu" anzukreuzen.

  • Zitat

    der über tatsächliches Insiderwissen im Lehrerberuf verfügt - ist dies eigentlich an einem Lehrstuhl für pädagogische Psychologie vorhanden?


    Das kann wohl nur eine rhetorische Frage sein. Natürlich nicht. Ein Studium der Lebensläufe lohnt sich. SO wird man Experte für Lehrerinnen, Lehrer, Schülerinnen und Schüler.

  • Willkommen bei den Hobbypsychologen mit ihrem Werkzeugköfferchen!!!

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Nun zerschiesst dem armen Threadstarter doch nicht seine Dissertation ;) . Ich hoffe inständig, dass dieser Fragebogen, bevor er (wahrscheinlich in diversen Foren) auf die Lehrer-Menschheit losgelassen wurde, Pretests durchlaufen hat. Andererseits kann ich mir nicht vorstelllen, dass bei den Pretests nicht aufgefallen ist, dass die Grundschule als die originär allgemein bildende Schule bei "Schulform" fehlt 8o .


    In dem Fragebogen scheint enorm das Lehrerbild durch, was beim Personal vieler Hochschulen verbreitet ist - ich weiss leider, wovon ich schreibe.


    Zitat

    Original von Mikael
    Eine Verbesserung der Arbeitssituation kostet Geld, Lehrerbashing nicht, also was erwartest du von solchen Studien (und deren Auftraggebern)?


    Och, ich würde nicht sagen, dass sowas kostenlos ist. Ein Doktorand hat oft eine (alt) Bat 2a/halbe-Stelle über 2 plus 3 Jahre (oder waren's 3 plus 2?) ... ;)



    Zitat

    Original von SteffdA
    Willkommen bei den Hobbypsychologen mit ihrem Werkzeugköfferchen!!!


    Neenee, die machen das schon als Beruf, nicht als Hobby; allerdings sind die Psychologen eher die Fachleute für die Empirie und m.E. würde es nicht schaden, so einen Fragebogen gemeinsam mit entweder Erziehungswissenschaftlern, Schulpädagogen oder Fachdidaktikern zu entwickeln.


    Andererseits: es ist ja "nur" eine Dissertation... ;)


    LG, das_kaddl.


    PS: Wahrscheinlich wird sich der Threadstarter hier nie mehr melden, eigentlich verschwendete Energie, den Bogen zu kommentieren. Lieber auf den Balkon setzen und die Frühlingssonne geniessen (für die Lehrer/innen unter uns: ab 11:30, wenn Ihr aus der Schule kommt :P ).

  • Hall,


    Sorry, die Umfrage ist einfach nicht anonym. Wie alte sind sie? Männlich oder weiblich? In welcher Stadt und an welcher Schule sind sie? Das genügt, um jeden einwandfrei zu identifizieren!

  • Man muss ja nicht wahrheitsgemäß antworten. Ich habe mich einfach mal bis zum Ende durchgeklickt und dann diesen Kommentar geschrieben:


    Sie werden bemerkt haben, dass ich Ihre Fragen nicht ernsthaft beantwortet habe. Das liegt daran, dass praktisch jede Frage nur zeigt, welch abstruse Vorstellungen vom Lehrerberuf an der Universität bestehen. Für uns Lehrer (ich spreche hier auch für meine Kolleginnen) ist es immer wieder verblüffend, mit welcher Unverfrorenheit "Pädagogen" von der Universität, die noch nie vor einer Klasse gestanden haben, sich trotz völliger Ahnungslosigkeit zu Schulthemen äußern. Eine Untersuchung wie die vorliegende, bei der die Fragen auch noch so völlig durchsichtig gestellt sind, ändert daran nicht das geringste.


    Wenn Sie wirklich etwas über den Beruf des Lehrers herausfinden wollen, dann studieren Sie zwei Fächer, die Ihnen liegen, mache zwei Staatsexamina und unterrichten anschließend mindestens zehn Jahre an einem Großstadtgymnasium.!


    Nun noch viel Erfolg bei Ihrer Promotion. Dass die Umfrage völlig sinnlos ist wird schon keiner merken.

  • Prusselise
    Es gehört zur methodischen Redlichkeit, so eine Erhebung zu anonymisieren. Mir persönlich ist es auch relativ egal, dass ich mit meiner seltenen Schulform sehr einfach zu identifizieren wäre - obwohl es mir auch beim Ausfüllen sofort aufgefallen ist!


    Aber selbst wenn nur einer der Teilnehmer der Erhebung seine Anonymität sicher wahren will, dann wäre die Art der Fragestellung schon ein Verstoß. Wenn das umgekehrt dazu verleitet, Falschangaben machen, geht die Validität der Daten über den Jordan. Dabei wäre es relativ einfach gewesen, auch mit stärkerer Anonymisierung die Teilnehmer zu klassifizieren: man hätte z.B. das Bundesland abfragen können in Kombination mit Großstadt- oder Kleinstadtlehrer. Man hätte das Alter in Jahrzehntgruppen einteilen können; kein Problem, das alles. Es ist halt eines der mehreren Details, dass diese Erhebung als so ein fürchterlich unausgegorenes Anfängerprojekt aussehen lässt.


    kaddl und helmut64
    Ich meine nicht, dass nur Lehrer über Schule forschen dürfen oder auch nur sollten. Lehrer sind Experten für das Unterrichten und kennen aus eigener Anschauung den Schulbetrieb sehr sehr gut. Psychologen sind die Experten für empirische Erhebungen zur Erforschung menschlicher Verhaltensweisen. Aber kaddl hat da Recht - sinnvolle Ergebnisse kann man nur erwarten, wenn es zu einer Verschränkung zwischen der Berufspraxis und der wissenschaftlichen Erforschung kommt.


    Eine statistische Erhebung hat als Ergebnis nur ein Angebot, wie eine Frage beantwortet werden kann. Ist die Frage falsch gestellt, wie hier das hier der Fall sein kann, sind die Ergebnisse wertlos. Die richtigen quantitativen Fragen lassen sich allerdings nur stellen, wenn man den zu untersuchenden Sachverhalt qualitativ genau versteht; dazu braucht man den Input der Praktiker.


    Ich bin ja schon froh, dass überhaupt empirische Studien gemacht werden - gerade die universitäre Didaktik in Stil der "Päpste" hat eine höchst ungute Tradition einer qualitiativen Herangehensweise, die massenhaft feingliedrige Kategoriekataloge ohne Praxiswert produziert. Aber die vorliegende Erhebung sieht mir doch eher nach einem Schnellschuss-Projekt aus, mit dem die Mannheimer Fakultät auf den medienwirksamen Zug Rauins aufspringen will. Das ist für einen jungen Doktoranden wohl keine schlechte Strategie, wenn er damit ein breites Medienecho erzielt, ist das Habil-Projekt bzw. die Juniorprofessur sicher.


    kaddl
    Sein Promotionsprojekt machen wir sicherlich nicht kaputt, das muss der abkönnen. :tongue: Mal ernsthaft, ich denke den Welpenschutz hat ein Jungakademiker spätestens mit dem Diplom/Magister verloren, vor allem, wenn er eine Assistentenstelle hat. Aber ich frage mich ernsthaft, was bei dem Projekt eigentlich rauskommen soll? Zur Definition einer Dissertation gehört, dass sie einen zu einem Forschungsfortschritt führt; ich hatte damals ganz bestimmt diesen Anspruch an mich!


    nele


    P.S. Vielleicht würde sich der Threadstarter ja melden, wenn man ihm den Link auf diesen Thread mal zumailen würde? Ich werde das allerdings nicht machen, ich bin schon zu involviert.

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Hallo zusammen,


    Ich wollte mich schon noch melden, kam nur leider bisher noch nicht dazu. Ich hoffe, es ist für niemanden ein Problem, wenn ich in Forenmanier zum Du übergehe.


    @ Prusselise: Danke dass Du mitgemacht hast!


    @ CKR: berufsbildende Schulen interessieren schon. Allerdings ist der Fragebogen jetzt nicht direkt auf berufsbildende Schulen abgestimmt, so dass ein paar Fragen dann vielleicht keinen Sinn ergeben. Mitmachen kannst Du aber natürlich trotzdem. Ich werde die Einschränkung wieder rausnehmen (hoffentlich fühlen sich dann aber nicht auch Rechtsreferendare angesprochen ;) ).


    @ das_kaddl: Danke für den Hinweis, dass die Grundschule fehlt. Sie war eigentlich enthalten. Ich verstehe nicht, wie die plötzlich verschwunden ist. Habe ich daher schnellstmöglich wieder eingeführt.


    @ Nele, (und alle Anderen)
    Ich finde es gut, dass Du Dich ausführlich mit unserem Fragebogen auseinandersetzt. Und ich finde es auch gut, dass Du darauf hinweist, dass einige Fragen zu stark am Idealbild des Lehrers ausgerichtet sind, da das heißt, dass wir an dieser Stelle besonders auf Verzerrungen in den Antworten achten müssen.
    Die Nabelschau, wie Du Sie nennst, ist leider immer notwendig, wenn ein neues Instrument (hier zu Erfassung von Lehrerzielen) untersucht werden soll, da zur Überprüfung der Güte dieses Instrumentes Zusammenhänge zu früheren (etablierten) Skalen hergestellt werden müssen. Erst dann lässt sich mit diesem Instrument wissenschaftlich weiterarbeiten. Aus diesem Grund sind auch so viele Fragen zur „Mentalität“ von Lehrkräften enthalten.
    Unser Anliegen ist es aber deswegen nicht, die Persönlichkeit eines Lehrers als „Maßstab seiner Tauglichkeit und seiner Ausbildungsbedürfnisse“ zu verwenden. Wir interessieren uns vielmehr für die Verschiedenartigkeit von Lehrerzielen, wobei wir davon ausgehen, dass alle Ziele einige positive und einige negative Konsequenzen für den Berufsalltag als Lehrer mit sich bringen. Wir verstehen Ziele darüber hinaus nicht als etwas, was (angehende) Lehrer einfach nur fertig in die Ausbildung bzw. den Beruf mit einbringen. Sie hängen in starkem Maße auch von der Umwelt ab, in der ich mich befinde und verändern sich über die Zeit, auf Grundlage eigener Überzeugungen, gemachter Erfahrungen und aktuellen Ereignissen, denen ich ausgesetzt bin. Leider können aber nicht alle Aspekte in einer Studie umfassend betrachtet werden.
    Zu Deiner Aussage „wobei implizit wohl angenommen zu werden scheint, dass eine Qualitätsverbesserung in der Ausbildung genau diese Aspekte des Berufes berühren muss.“
    Das hängt jetzt davon ab, wie Du Deinen Satz gemeint hast. Ja, grundsätzlich gehen wir schon davon aus, dass Zielvorstellungen (neben verschiedenen anderen Variablen) eine wichtige motivationale Variable darstellt, die es bei der Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der Lehramtsausbildung zu berücksichtigen gilt. Dies heißt aber nicht, dass wir der Meinung sind, dass Qualitätsverbesserungsmaßnahmen auf die Veränderung von persönlichen Merkmalen abzielen sollten. Je nach Befundlage lassen sich beispielsweise Empfehlungen für Seminarleiter formulieren, wie sie besser auf die unterschiedlichen Ziele ihrer Referendare eingehen können. Nur wenn ich weiß, welche Ziele jemand verfolgt, kann ich ihn auch zielfördernd unterstützen.
    Aus Deiner Argumentation höre ich heraus, dass Du bemängelst, dass es zu wenig Studien gibt, die sich mit strukturellen Problemen der Studienseminare und Schulen bzw. dem Bildungssystem beschäftigen. Da gebe ich Dir Recht. Hier besteht ein enorm großer Forschungsbedarf, den wir mit der aktuellen Studie nicht schließen können. Hier muss ich aber dazu sagen, dass es auch nicht das ausgewiesene Ziel der aktuellen Studie ist, die Lehramtsausbildung von Grund auf zu reformieren, sondern nur den Aspekt der Lehrerziele genauer zu betrachten und hierdurch eventuell Erkenntnisse zu gewinnen, die zur Verbesserung Lehramtsausbildung beitragen können.


    Zur „unverschämten“ Prokrastination und der Frage, ob angenommen wird, dass Lehrer dieses Fremdwort nicht kennen: Es war gar nicht unsere Absicht, zu verschleiern, worum es uns bei diesen Fragen geht. In psychologischen Tests wird sowieso schon zu häufig mit Täuschung und Verschleierung gearbeitet. Das führt langfristig höchstens dazu, dass sich einige Personen angestachelt fühlen, den Fragebogen bis ins Detail zu analysieren, um die versteckten (lehrerfeindlichen) Forschungsinteressen herauszufinden. ;)
    Wir wollen (wie im Einladungstext geschrieben) lediglich etwas über die Ziele herausfinden, die Lehrer verfolgen, und nehmen in dieser Studie somit vor allem persönliche Merkmale von Lehrkräften in den Fokus, aber das wird in den Folgestudien nicht die einzige Untersuchungsebene bleiben. Insbesondere die auch von Dir angesprochenen Probleme des Systems Schule und die (von den Lehrern wahrgenommenen) Probleme bildungspolitischer Vorgaben werden hierbei noch eine weit größere Rolle spielen. Dazu muss aber erst einmal eine vernünftige Basis in der Erfassung von beruflichen Zielen gesetzt werden. Näheres können wir gerne noch per PN besprechen, wenn Du (oder Andere) ernsthaft daran interessiert bist, das Forschungsvorhaben zu unterstützen und vielleicht im Hinblick auf die, Deiner Meinung nach, tatsächlichen Probleme im Lehrerberuf / im Referendariat zu optimieren. Einen regen Austausch fände ich gut. Hier im Forum darf ich aber noch nicht allzu viel über die künftigen Studien berichten.


    An alle anderen Leser möchte ich trotzdem noch mal appellieren, ehrlich zu antworten. Da die Antworten anonym bleiben, müsst Ihr Euch vor niemandem rechtfertigen (für alle Zweifler: Man muss die Stadt nicht ausfüllen. Die Variable sollte auch nur als Kontrolle von regionalen Effekten dienen). Und nur durch eine ehrliche Beantwortung der Fragen lassen sich aus den Daten auch verwertbare Schlüsse ziehen. Mit positiv gefärbten Einschätzungen oder Falschangaben ist niemandem geholfen. In den Daten produziert das nur Rauschen und dann sind sie wirklich unbrauchbar.


    Viele Grüße,
    Sebastian Nitsche

  • So, jetzt habe ich noch was zu meckern. Ich habe im Studium mal gelernt, dass man keine ungeraden Antwortmöglichkeiten bei Ankreuzfragebögen vorgeben soll, da der Ausfüllende sonst zu häufig zur Mitte tendiert.


    So noch was zu meckern: Ich darf mich bei 'Eine gute Leistung ist ...' nur zwischen der Individualnorm (ein Schüler verbessert sich) und der Gruppennorm (ein Schüler ist besser als die anderen) entscheiden. Die sachliche Bezugsnorm fehlt hier völlig (Eine gute Leistung ist, wenn ein Schüker das Lernziel erreicht hat).


    Warum werden eigentlich immer die gleichen bzw. ähnliche Fragen so oft hintereinander gestellt Z.B. zum Thema berufliche Herausforderungen: erst kommen alle Fragen für die 'Mutigen' und dann alle für die 'Ängstlichen'. Wäre es nicht sinnvoller, diese zu mixen?

  • Zitat

    Original von CKR
    So, jetzt habe ich noch was zu meckern. Ich habe im Studium mal gelernt, dass man keine ungeraden Antwortmöglichkeiten bei Ankreuzfragebögen vorgeben soll, da der Ausfüllende sonst zu häufig zur Mitte tendiert.


    Zu der Frage gibt es aber auch "Glaubenskriege" zwischen den Wissenschaftlern - unser Pädagogikprofessor, der uns letztes Semester die empirischen Grundlagen für unsere Staatsexamensarbeit beim ihm beigebracht hat, hat gemeint, dass beides vorkommt. Die einen wollen halt unbedingt eine gerade Zahl (aus dem von dir genannten Grund) und andere sind der Meinung, dass man den Leuten auch die Möglichkeit geben sollte, die Mitte anzukreuzen, wenn das nun mal ihrer Meinung entspricht (er selber ist wohl auch eher für ungerade Zahlen, weil er keinen in eine Richtung "zwingen" will).

  • Zitat

    Original von CKR
    Ich habe im Studium mal gelernt, dass man keine ungeraden Antwortmöglichkeiten bei Ankreuzfragebögen vorgeben soll, da der Ausfüllende sonst zu häufig zur Mitte tendiert.


    Hannah hat es schon ganz gut erfasst. Der Nachteil bei einem geraden Antwortformat ist eben, dass man sich für eine Richtung entscheiden muss, ob man will, oder nicht (Hier gibt es bei Papierfragebögen übrigens auch immer wieder Scherzbolde, die einfach zwischen zwei Kästchen ankreuzen, weil sie sich nicht zu einer Entscheidung zwingen lassen wollen). Im Endeffekt hängt es von der Fragestellung ab. Ein gerades Antwortformat würde ich eher wählen, wenn ich bei der Auswertung die Leute in 2 Gruppen aufteilen möchte (z.B. Schüler, die gerne zur Schule gehen vs. Schüler, die nicht gerne zur Schule gehen). Die Tendenz zur Mitte besteht aber auch bei geraden Antwortformaten, nur dass die Leute dann halt mal links, mal rechts wählen, obwohl sie alle eigentlich indifferent sind.


    Zitat

    Original von CKR Ich darf mich bei 'Eine gute Leistung ist ...' nur zwischen der Individualnorm (ein Schüler verbessert sich) und der Gruppennorm (ein Schüler ist besser als die anderen) entscheiden. Die sachliche Bezugsnorm fehlt hier völlig (Eine gute Leistung ist, wenn ein Schüker das Lernziel erreicht hat).


    Stimmt, die sachliche Bezugsnorm wird nicht erfasst. Obwohl sie immer wieder als wichtige Bezugsnorm deklariert wird, ist mir aber kein etabliertes Instrument bekannt, das die sachliche Bezugsnorm miterfassen würde.


    Zitat

    Original von CKR Warum werden eigentlich immer die gleichen bzw. ähnliche Fragen so oft hintereinander gestellt


    Dass viele Fragen sehr ähnlich sind bzw. gleich klingen ist ein häufiges (und verständliches) Ärgernis psychologischer Fragebögen. Das ist aber leider eine methodische Notwendigkeit und keine böse Absicht. Die Ursache liegt darin begründet, dass die menschliche Natur sehr komplex ist und menschliche Gedanken, Überzeugungen, Eigenschaften, Einstellungen, Persönlichkeitszüge etc. (eben das Forschungsgebiet der Psychologie) nicht direkt gemessen werden können. Man spricht dann von "latenten Konstrukten", also Untersuchungsgegenständen, die nicht direkt beobachtbar sind. Diese können nur ordnungsgemäß erfasst werden, indem verschiedene Facetten desselben latenten Konstrukts erfragt werden. Im Übrigen hilft es auch zur Überprüfung, ob einzelne Fragen schlecht gestellt sind. Wie gesagt, keine böse Absicht, sondern Notwendigkeit.


    Zitat

    Original von CKR zum Thema berufliche Herausforderungen: erst kommen alle Fragen für die 'Mutigen' und dann alle für die 'Ängstlichen'. Wäre es nicht sinnvoller, diese zu mixen?


    Ja, wäre es. Aber hier habe ich den FB eins zu eins übernommen, wie er war, damit die Vergleichbarkeit zu Ergebnissen der Originalautoren bestehen bleibt.


    Viele Grüße und schönen Restsonntag,
    Sebastian Nitsche

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