sichtbare Piercings und Tattoos

    • Offizieller Beitrag


    a) Das gesunkene Ansehen der Lehrerschaft hängt mit vielen Dingen zusammen, aber sicherlich nicht mit dem äußeren Ansehen. Wenn ich mich in Kollegien so umschaue, dann sind die meisten etwa in den 80ern modisch und frisurentechnisch stehen geblieben - da wäre mir ein bisschen Farbe auf den Körpern ganz recht.


    b) Wenn eine Stellenbesetzung in meinem Bundesland nach Metall und Farben am Körper ausgerichtet wären, wäre es der Anlass für Verwaltungsbeschwerden, weil es wie gesagt keine Rubrik Körperschmuck gibt - wohl aber Rubriken mit den Noten deiner Prüfungen und Beurteilungen. Letzterer entscheiden über die Stelle.


    c) Ich selbst hatte bis vor einem Jahr Dreadlocks (insgesamt etwa drei Jahre lang). Ok, ich war verbeamtet, aber in dieser Zeit wurde ich mit der Fachleitung Deutsch betraut, mit der Betreuung von Praktikanten, Referendaren beauftragt; wurde an Schnittstellen zwischen Schule und Eltern eingesetzt (Informationsabende z.B.); habe eine Bewerbung zum Konrektor eingereicht; stand in Kontakt mit dem Ministerialbeauftragten - ich hatte nicht das Gefühl, dass meine verfilzten Haare ein schlechtes Bild auf meinen Berufsstand warfen - Eher im Gegenteil.


    Grüße


    H.

  • Da hab ich ja ne ganz schöne Diskussion ausgelöst.
    Ich habe mich nun zu Folgendem entschieden:
    Ich werde das Tattoo machen lassen, allerdings an ner Stelle, die ich mit Kleidung verdecken kann. Meine anderen vier Tattoos sieht man ja auch nicht, da findet sich auch für das fünfte noch ein Plätzchen.

  • Um das noch nachzutragen:


    Das kam von Dozenten, allerdings nur von jüngeren, die Studenten (noch) mögen ;)

  • Zitat

    Original von Hawkeye


    b) Wenn eine Stellenbesetzung in meinem Bundesland nach Metall und Farben am Körper ausgerichtet wären, wäre es der Anlass für Verwaltungsbeschwerden, weil es wie gesagt keine Rubrik Körperschmuck gibt - wohl aber Rubriken mit den Noten deiner Prüfungen und Beurteilungen. Letzterer entscheiden über die Stelle.


    Beamtenstellen werden nach "Eignung, Leistung und Befähigung" (Landesbeamtengesetz) vergeben. Prüfungsergebnisse und Beurteilungen sind wichtige Kriterien, die zur Feststellung von Eignung, Leistung und Befähigung heranzuziehen sind, sie sind aber nicht die ausschließlichen Kriterien. Es ist richtig, nirgendwo ist von "Metall und Farben am Körper" die Rede.


    Nicht die Kriterien sind die Entscheider, sondern Menschen sind es.


    Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, dass jeder Schulleiter weiß, dass Einstellungsentscheidungen in gerichtsverwertbarer Weise begründet sein müssen.

  • Zitat

    Original von Hawkeye
    Haben wir jetzt eigentlich erfahren, was für Tattoos das sind...??? ;)


    Ich denke nämlich über dasselbe nach...:)



    Mein erstes Tattoo hab ich mir mit 18 stechen lassen. Das einzige Tattoo ohne Bedeutung - ein Arschgeweih ;) Würd ich mir heut nicht mehr stechen lassen, aber bereuen tu ichs auch nicht. Es gehört einfach schon zu mir dazu.


    Mein 2. Tattoo, ebenfalls mit 18: ein chinesisches Sternzeichen (Tiger) im Nacken.


    Mein 3. Tattoo hab ich mir mit 20 stechen lassen: Ein Schmezzerling am Schulterblatt, er steht für ein Kind, das ich im 4. Monat verloren habe.


    Mein 4. Tattoo ist ein Stern zwischen meinen Schulterblättern mit einem "L" drin. L steht für Leon, mein 18 Monate alter Sohn.


    Jetzt will ich ein chinesisches Schriftzeichen, dass für Stärke steht, in meinem Leben ist einfach viel Scheiß passertn und ich hab alles überstanden und das soll jetzt mit dem Tattoo symbolisiert werden.

  • also, da gebe ich auch noch meinen senf dazu:


    ich habe auch ein piercing, einen stecker unter der lippe. als ich mir dieses piercing stechen ließ, hatte ich zunächst viele jahre lang einen ring in der lippe. ich hatte NIE während praktika probleme deswegen, lediglich in einer waldorfschule, in der ich mal aus interesse eines der blockpraktika machte, wurde ich von der (älteren!) lehrerin gebeten, den ring rauszumachen. hab ich auch anstandslos gemacht und nach dem praktikum eben wieder dein ring eingesetzt.


    ich bin dann nach meinem 1. examen nach england gegangen, als assistant teacher. und erst da habe ich dann den ring endgültig rausgemacht, weil ich nicht wusste, wie man in england so reagiert. (das war auch gut so :)) und danach den ring nie wieder reingemacht. mit dem stecker hatte und habe ich nie probleme - mit dem ring würde ich sie wohl eher haben. und was soll ich sagen: ich könnte es auch verstehen, weil es einfach ein sehr herausstechendes merkmal ist, dass manche geradezu provokant finden im gegensatz zu einem eher unauffälligen stecker.


    es kommt eben einfach auf die stelle und das piercing selbst an und bestimmt auch auf sonstiges auftreten, wie ein piercing/tattoo wirkt. gegen ein kleines tattoo am handgelenk würde ich keine bendenken haben. dass man wegen so etwas nicht verbeamtet werden soll, halte ich für absoluten quatsch!!!


    dass es leute gibt, die etwas dagegen haben (auch eltern), ist klar. es ist eben einfach auch geschmackssache.

  • Als ich habe während des Refs auch Piercing und Tattoo gehabt (hab' ich auch heute noch). Das Tattoo ist verdeckbar (Schulter), aber wenn im Sommer der Ärmel vom T-Shirt etwas hochrutscht sieht man 'ne kleine Spitze. Die Piercings habe ich in der Augenbraue.
    Während des Refs und auch danach hat niemand etwas gesagt deswegen, ob es
    Vorverurteilungen o.ä. gab bzw. gibt, kann ich dewegen nicht sagen. Ich fühle mich im Kollegium akzeptiert und anerkannt, insofern ists bei mir kein Problem.
    Und mal ehrlich "die" Frauen haben ihr Piercing im Ohrläppchen (auch Ohrring genannt) ich halt in der Augenbraue, wo soll da bitte das Problem sein?
    Es ist genau wie mein Tattoo Teil meiner Persönlichkeit.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    • Offizieller Beitrag


    nur bei uns stellen nicht die schulleiter lehrer ein...noch nicht, würde ich behaupten zusagen. und manchmal auch leider, wenn ich so ein paar flitzepiepen sehe, die mit ihren guten noten und ihren stellen rumlaufen...und meinen berufsstand schädigen ;).


    :) auf dann

  • Bitte etwas mehr Gelassenheit, lieber Kollege Hawkeye. Dani86 wollte ursprünglich nur wissen, ob sie sich bedenkenlos ein Tattoo im sichtbaren Bereich stechen lassen kann, bevor sie im Sommer ihr Referendariat antritt.


    Allein diese Fragestellung zeigt, dass sie sich nicht ganz sicher ist, ob man mit sichtbaren Tattoos irgendwelchen Anstoß erregen kann oder nicht.


    Da die meisten Antworten mehr oder weniger uneingeschränkte Begeisterung für Piercings und Tattoos äußerten, wollte ich mit meinen Beiträgen nur deutlich machen, dass - zurückhaltend gesagt - in Stil- und Geschmacksfragen eine große Bandbreite von Antworten denkbar sind.


    Mia09 weiß inzwischen, dass sie gut daran getan hat, in England den Ring abzunehmen.


    Wenn Dani86 ins Refendariat geht, kann sie im Vorfeld nicht wissen, wie ihre Mentoren, ihre Fachleiter, ihre Kolleginnen und Kollegen und ihre Schulleitung reagieren werden. Nicht alles wird verbalisiert werden, aber alles trägt zum Bild bei, das in die Bewertungen und Beurteilungen eingeht, die über Berufschancen entscheiden.


    Es ist der Fragestellerin nicht wirklich gedient, wenn hier nur bekennende Piercing- und Tattooträger zu Wort kommen. Sie sollte auch erfahren können, dass - zumal sie die Zweifel ja selbst hat - sie möglicherweise auch Nachteile erfahren kann.


    Die Frage nach dem Zusammenhang von Ansehen und Aussehen sollte man nicht so leichtfertig abtun; der präpotente Überlegenheitsgestus ist schlicht realitätsblind: wer bei Google nur einmal schnell die Begriffe "lehrer outfit", "lehrer dresscode" oder "lehrer auftreten" eingibt, erhält 146000, 23700 und 588000 Einträge. Trotz gegenteiliger Behauptungen ist dies ein Thema.


    Sachliche Aufklärung zur Lehrereinstellung in Baden-Württemberg: Der größte Teil der Stellen wird ausgeschrieben, die Schulen führen die Bewerbergespräche und erstellen ein Ranking. Formale Einstellungsbehörde ist natürlich die Abt. 7 des Regierungspräsidiums - früher das Oberschulamt.
    Aber letzten Endes bestimmt die Schule, wen sie haben will.


    Bei den wenigen Stellen, die nicht ausgeschrieben werden, müssen die vorgesehenen Bewerber zum Beteiligungsgespräch an die Schule kommen. Auch hier muss die Schule eine Stellungnahme zur geplanten Einstellung abgeben.


    Ob der Hinweis auf "ein paar flitzepiepen..." zur weiteren Klärung von Danis Frage beiträgt, lasse ich dahingestellt.


  • DAS würde ich so unterschreiben. Ich hatte einen Seminarlehrer, der sich darüber beklagt hat, dass er das Outfit nicht mehr offiziell in der Beurteilung berücksichtigen darf, weil er es schon gerne hätte, dass die Herren Studienreferendare im Anzug oder zumindest mit Hemd und Schlips unterrichten würden. Was er dann inoffiziell in die Beurteilung einfließen ließ und welche Absicht er mit dieser Aussage hatte, kann man sich ja denken.

    • Offizieller Beitrag

    Magister: ich bin derart gelassen, das kannst du dir gar nicht vorstellen.


    Mit Flitzepiepen bezeichne ich übrigens diejenigen, die sich schon sehr früh eine Haltung angewöhnt haben in meinem Berufsstand, die mit vorauseilendem Gehorsam nur sehr eingeschränkt umschrieben ist. Das Problem ist nämlich, dass man diese Haltung nur sehr schwer abzulegen ist.
    Und ob das nun prä- oder postpotent ist...aber mir tut sehr schnell der Rücken weh, wenn ich so lang gebückt herum laufe.


    Und wenn der Dresscode ein Thema in der Wahrnehmung von Lehrern nach außen ist oder auch nur von Interessensgruppen dazu gemacht wird - dann bekomme ich deswegen kaum graue Haare. Ich gehe sauber und gewaschen und rasiert zur Schule...alles darüber hinaus ist meine Privatsache.


    Mir wurde in der Ausbildung - von grauen Herren (Jahrgang 36 - Seminarrektor - und 40 - Kon) wohlgemerkt, im ach so konservativen Bayern - beigebracht, dass man als Lehrer nicht nur Vertreter seines Standes ist, sondern auch Mensch, der sich mit seinen eigenen Gedanken und eigenem Charakter hervortun soll. Dies, um u.a. den Schülern auch etwas beizubringen, was nicht im Lehrplan steht.


    Der Satz "Was er dann inoffiziell in die Beurteilung einfließen ließ und welche Absicht....bla" ist ebenso wenig hilfreich.
    Mein Rektor in der Ausbildung - ich hab das hier schon an anderer Stelle betont - fand meine Haare, die bis zwischen die Schulterblätter reichten, auch nicht sehr toll. Aber an keiner Stelle ließ er mich das merken oder fand sich das in den Beurteilungen wieder.


    Und ich denke, der Hauptposterin helfe ich, indem ich ihr anrate, ganz unabhängig von dem, was sie vorhat, sich von vornherein nicht mehr als nötig zu verbiegen, denn es laufen da draußen an den Schulen nicht nur die Arschlöcher rum, die hier so beschworen werden.


    Bzw. andersherum denke ich, dass sich so schnell an dem Arschlochverhalten nichts ändern, wenn sich alle dem Arschloch anpassen.


    Und falls ich einige Feingeister hier verprelle - dann ists mir egal. Schmeißt mich raus.


    Gelassene und brutal friedliche Grüße


    H.

  • Zitat

    Original von Hawkeye


    Der Satz "Was er dann inoffiziell in die Beurteilung einfließen ließ und welche Absicht....bla" ist ebenso wenig hilfreich.
    Mein Rektor in der Ausbildung - ich hab das hier schon an anderer Stelle betont - fand meine Haare, die bis zwischen die Schulterblätter reichten, auch nicht sehr toll. Aber an keiner Stelle ließ er mich das merken oder fand sich das in den Beurteilungen wieder.


    Ich glaube, du vermischst hier zwei unterschiedliche Sachverhalte:
    Der erste ist das Verhalten der Seminarlehrer, das sehr unterschiedlich sein kann. Dem einen ist es völlig egal, wie jemande herumläuft, andere stört es, aber sie können nichts dagegen tun. Und wieder andere bringen es halt dann doch irgendwie in der Beurteilung unter, und sei es nur unter dem Gummibegriff "Lehrerpersönlichkeit".
    Der zweite ist, wie die Referendare damit umgehen. Die reine Feststellung, dass da ein Seminarlehrer Unterschiede zwischen Schlipsträgern und Rastamenschen macht, sagt ja nichts darüber aus, ob man sich anpasst. Ich habe mir meinen ersten Schlips nach dem Ref für die Hochzeit eines Freundes gekauft, finde aber schon, dass man mein (durchaus ordentliches) Erscheinungsbild zumindest zwischen den Zeilen aus der Beurteilung herauslesen kann.

  • Zitat

    Original von Hawkeye
    Und ich denke, der Hauptposterin helfe ich, indem ich ihr anrate, ganz unabhängig von dem, was sie vorhat, sich von vornherein nicht mehr als nötig zu verbiegen, denn es laufen da draußen an den Schulen nicht nur die Arschlöcher rum, die hier so beschworen werden.


    Bzw. andersherum denke ich, dass sich so schnell an dem Arschlochverhalten nichts ändern, wenn sich alle dem Arschloch anpassen.


    Ach, ich mag das, wenn jemand mal Klartext spricht. :D


    Sicherlich ist es sinnvoll, sich als Lehrer über seine Außenwirkung Gedanken zu machen. Die "Uniformierer", die glauben, man könne als Lehrer nur im Anzug und ohne Tatoos etc. gut unterrichten, sind aber in meinem Umfeld eindeutig in der Minderheit. Dagegen bekomme ich als Mann mit langen Haaren und Ohrring gerade von Eltern immer wieder positives Feedback genau zu diesem Punkt.


    In einem anderen Thread habe ich dazu schonmal was geschrieben, dass sich auf die Tatoo-Diskussion hier gut übertragen lässt.


    Ich erlaube mir mal, mich selbst zu zitieren:


    Quelle: Keidung

  • Zitat

    Original von magister999
    wer bei Google nur einmal schnell die Begriffe "lehrer outfit", "lehrer dresscode" oder "lehrer auftreten" eingibt, erhält 146000, 23700 und 588000 Einträge. Trotz gegenteiliger Behauptungen ist dies ein Thema.


    OffTopic?
    Also ich HAB google nach "Lehrer" und "Outfit" suchen lassen.
    Hab mein Traumoutfit gefunden, war einer der ersten Treffer.

    ~ Wenn ihr mich sucht, ihr findet mich im Zwiespalt. ~

  • Ich denke, dass die meisten Leute hier gesicherte Persönlichkeiten sind und ein Tattoo nix mit der Unterwerfung eines Modetrends zu tun hat (ist auch nicht mehr oder weniger in Mode als vor 20 Jahren)


    Und wenn ich Morgen sterbe, hab ich mir wenigstens einen Wunsch erfüllt und ein Tattoo gemacht.


    Soll man immer an Morgen denken? Man muss es ja nicht übertreiben, aber das Leben sollte manchmal doch auch wie eine Achterbahnfahrt sein, mit einem Glas Sekt in der einen und einem Stück Schokolade in der anderen Hand..und am Ende der Achterbahn sollte man schreiben "wohoooo, was für eine Fahrt"


    ALSO gesunden Mittelweg finden ist meine Meinung...


    Und zum eigentlichen Thema: Ich hab 3 Sterne am Handgelenk und werd sie ertmal mit ner Uhr verdecken bis ich die Lage überblicke. Und wenns nicht reinpasst bleibt die Uhr eben da bis ich ne Festanstellung hab...


    ...wenns dir gefällt, dann machs....bei den Schülern kommts auch gut an (wobei das natürlich kein Kriterium sein soll)...WAS WILL MAN MEHR??

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