Verzicht auf Verbeamtung auf Lebenszeit

  • Hallo,


    würde mich freuen, wenn mir jemand vielleicht etwas Auskunft geben könnte. :)


    Zur Zeit bin ich in Brandenburg bis zum 31.01.2011 befristet mit einer vollen Stelle eingestellt.
    Letzten Monat habe ich die Mittteilung für die Übernahme in das Beamtenverhältnis auf Probe erhalten.
    Meine Fragen sind nun folgende,da ich auch sehr viel negatives über die Lebenszeitverbeamtung gehört habe, (was mich doch verunsichert hat)...


    a) ist es möglich die Verbeamtung ruhen zu lassen und eventuell später anzunehmen? Oder wird einem diese nur einmalig angeboten?


    b) wenn ich nicht auf Lebenszeit verbeamtet werden will,sondern einfach im Angestelltenverältniss verbleiben möchte,auf Grund der Flexibilität, wer ist dann zuständig dafür (da ja dann der Vertrag mit dem Schulamt ausläuft)? Sitzt man dann automatisch sozusagen auf der Straße?


    Vielen Dank für das Lesen.


    Grüße

  • Zitat

    Original von memofisch
    da ich auch sehr viel negatives über die Lebenszeitverbeamtung gehört habe, (was mich doch verunsichert hat)...


    was denn?

  • Hallo,
    ich warte schon seit 5 Jahren auf eine feste Stelle! Ich wäre an deiner Stelle überglücklich. Zumindest finanziell lohnt es sich doch.
    die kopfschüttelnde Mamimama

  • Negatives? Du hast als Beamter kein Streikrecht, das ist wahr. Du bekommst, wenigstens in Baden-Württemberg, Mehrarbeitsstunden erst ab der vierten Stunde im Monat bezahlt, während LiA's jede Überstunde bezahlt bekommen.


    Es ist bestimmt nicht negativ, dass Du mehr netto hast. Dass Du in die PKV darfst/musst, kann man kontrovers diskutieren, wenn man will. (Ich will es nicht.)


    Flexibilität? Auch ein Beamter auf Lebenszeit, also nach der Probezeit, ist nicht lebenslänglich an sein Beamtentum gebunden. Es ist durchaus möglich zu kündigen, wenn man sich unbedingt der rauen Luft der sogenannten freien Wirtschaft aussetzen will. In diesem Fall wird man vom Staat bei der Deutschen Rentenversicherung nachversichert, so dass man am Ende des Berufslebens ebenso viel Rente erhält, wie wenn man nie Beamter gewesen wäre.

  • Zitat

    Original von magister999
    Negatives? Du hast als Beamter kein Streikrecht, das ist wahr. Du bekommst, wenigstens in Baden-Württemberg, Mehrarbeitsstunden erst ab der vierten Stunde im Monat bezahlt, während LiA's jede Überstunde bezahlt bekommen.


    Aber tatsächlich werden Überstunden bei Beamten fast nie bezahlt, da es genug Gegenrechnungsmöglichkeiten von "Minusstunden" gibt.


    Zitat

    Es ist bestimmt nicht negativ, dass Du mehr netto hast. Dass Du in die PKV darfst/musst, kann man kontrovers diskutieren, wenn man will. (Ich will es nicht.)


    Machen wir uns nichts vor. Die PKV-Beiträge explodieren noch viel stärker als die GKV-Beiträge. Mit der GKV bezahlen die Ärzte ihre Praxis, mit der PKV ihren Lebensstandard.


    Zitat

    Flexibilität? Auch ein Beamter auf Lebenszeit, also nach der Probezeit, ist nicht lebenslänglich an sein Beamtentum gebunden. Es ist durchaus möglich zu kündigen, wenn man sich unbedingt der rauen Luft der sogenannten freien Wirtschaft aussetzen will. In diesem Fall wird man vom Staat bei der Deutschen Rentenversicherung nachversichert, so dass man am Ende des Berufslebens ebenso viel Rente erhält, wie wenn man nie Beamter gewesen wäre.


    Aber es werden nur die Arbeitgeberanteile nachbezahlt. Für die Arbeitnehmeranteile wäre der Ex-Beamte selbst verantwortlich. Also für die meisten de facto unbezahlbar.


    Der größte Nachteil ist die Bindung an den Dienstherren. Mal eben schnell den Arbeitgeber wechseln geht nicht, jedenfalls dann nicht, wenn man weiter als Lehrer arbeiten will.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • An Mamimama:


    Was machen die denn da mit euch in NRW? Wieso wartest du da seit 5 Jahren drauf? Wie gemein....


    Liebe Grüße
    Debbie

  • In NRW hat man keinen Anspruch auf eine Festanstellung, egal wie lange man Vertretungsunterricht erteilt. Anders als in Niedersachsen gibt es hier keine Feuerwehrkräfte, die Vertretungsverträge sammeln können. Hier sind Vertretungspoolstellen extra ausgeschrieben, wie eben andere Stellen, die an eine bestimmte Schule gebunden sind.


    Vertretungsunterricht hilft in NRW lediglich, sein Examen ein bißchen aufzuwerten, je nach Fächerkombination hilft das aber auch nicht viel. Soweit ich der Gerüchteküche glauben möchte, wird das in diesem Jahr auch nicht viel besser, sondern eher noch schlechter mit den Aussichten.


    Viele Grüße

  • Hallo,
    ich finde das auch gemein. (Siehe Tintenklecks)
    Das allergemeinste ist, dass ich wegen Tarifänderungen jetzt weniger verdiene als direkt nach dem Referendariat. Außerdem werde ich nächstes Jahr 40 und habe null Chancen auf eine feste Stelle.
    Und ab dem 1.4.10 bin ich arbeitslos.
    :( Mamimama

  • Wieso hat man den mit 40 null Chancen auf eine feste Stelle in NRW?


    Ach das ist echt gemein, was die in NRW mit den Lehrern machen. Deswegen haben sich wohl auch einige aus NRW bei uns an der Schule beworben. Hier in Niedersachsen bekommste gleich ne Beamtenstelle (zwar auf Probe erstmal) an der Grundschule. Eigentlich ganz nett :)


    Grüße
    Debbie

  • Zitat

    Original von Debbie
    Wieso hat man den mit 40 null Chancen auf eine feste Stelle in NRW?


    Das möchte ich auch gerne wissen. Rechtliche Gründe, dass man mit 40 nicht mehr in ein festes Angestelltenverhältnis aufgenommen werden kann, gibt es meines Wissens nicht.


    Nele

  • Hallo,
    da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt. Ich habe keine Chance auf eine feste Stelle, weil keine ausgeschrieben werden. Weil ich bald 40 werde, kann ich danach nicht mehr verbeamtet werden. Das war auf den Themenstarter bezogen, der vielleicht mal merken sollte wie gut er es hat. Niedersachsen ist nicht so weit von uns weg, ich werde mal nachsehen, wann dort Ausschreibungen sind.
    Mamimama (sagt meine Tochter immer)

  • Natürlich hat der Themenstarter im Vergleich zu dir, mamimama, das Glück, die oft mühselige Suche nach einer festen Stelle schon hinter sich zu haben und ich kann verstehen, dass du in deiner Situation natürlich andere Sorgen hast, als dir ähnliche Gedanken wie der Themenstarter zu machen! Andererseits geht man ja eine idR LEBENSLÄNGLICHE Situation ein, da kann es nicht schaden auch mal in die angesprochenen Richtungen zu denken. Ich selber wurde bereits mit Mitte 20 auf Lebenszeit verbeamtet und würde heute sagen, dass ich mir (leider?) nicht so viele Gedanken über alle Konsequenzen gemacht habe. Neben den VIELEN Vorteilen sehe ich heute auch einige Nachteile für mich persönlich in der Lebenszeitverbeamtung und ich würde mir manchmal wünschen, dass ich diese Aspekte VOR der Entscheidung bedacht hätte...
    Viele Grüße, MARE

  • Zitat Mare: "Neben den VIELEN Vorteilen sehe ich heute auch einige Nachteile für mich persönlich in der Lebenszeitverbeamtung""


    Könntest Du diese Nachteile bitte einmal nennen?


    Ich kann aus meiner Erfahrung einen Vorteil dagegenhalten: Vor Jahren traf mich plötzlich eine schwere Erkrankung; einschließlich Rekonvaleszenszeit konnte ich erst nach 11 Monaten wieder voll arbeiten. Ich hatte als Alleinverdiener eine vierköpfige Familie zu unterhalten. Wäre ich Angestellter gewesen, hätte ich nach 6 Wochen nur Krankengeld bekommen. Als Beamter hatte ich die ganze Zeit über mein volles Gehalt.

  • Mamimama: in Ba-Wü wird man mittlerweile bis45 verbeamtet!!!!
    Habe gerade Verbeamtungszeit hinter mir und hart für meine Verbeamtung gearbeitet und bin als alleinerziehende Mutter sowas von froh, meine Familie mit 3/4 Lehrauftrag alleine ernähren zu können und dazu so gut versichert zu sein!!! Für mich hat Verbeamtung NUR Vorteile, gerade in Bezug auf evt lange Krankheit und das Ernähren der Kinder!!!
    In der heutigen Zeit ist Verbeamtung rein wirtschaftlich gesehen echt LUXUS!!!!

  • magister999
    Bevor ich kurz meine persönlichen Nachteile nenne, nur noch einmal vorweg: Ich weiß die Vorteile wirklich zu schätzen (und würde es vermutlich noch mehr, wenn mich eine schwere Krankheit treffen würde oder ich eine Familie zu ernähren hätte...). Vermutlich würde ich mich deswegen auch ein zweites Mal für eine Lebenszeitverbeamtung entscheiden, nur etwas reflektierter...
    Ich persönlich fühle mich durch die Verbeamtung allerdings sehr festegelegt, was zu meiner momentanen Lebensituation und auch meinem Lebensgefühl nicht wirklich passt. Ich würde zB gern räumlich flexibler sein, verschiedene Städte kennenlernen usw. Mein Mann (der freiberuflich tätig ist und dadurch seeehr flexibel) und ich versuchen seit geraumer Zeit unseren Wohnort zu ändern, aber die Versetzung (den Antrag kann ich hier in SH EINMAL im Jahr stellen...) dauert (nun schon seit drei Jahren...). Im Angestelltenverhältnis würde ich evtl. in Erwägung zu ziehen, zu kündigen (wenn es finanziell machbar ist). Zudem bin ich zwar ganz gerne Lehrerin, aber ob ich das auch noch in 10-20 Jahren sein möchte, weiß ich wirklich nicht. Ich würde auch gerne noch andere Bereiche kennen lernen. Allerdings wird es bezüglich der Versorgung im Alter ab einem gewissen Alter ja dann schon fast unmöglich, den Beamtenstatus aufzugeben...
    Mir ist bewusst, dass viele meine Aussagen als Klagen auf hohem Niveau ansehen könnten. Es geht mir nicht darum, irgendetwas zu bejammern, sondern ich reflektiere nur für mich, wie ich gerne leben würde und habe dabei festegestellt, dass zumindest in diesem Punkt die Verbeamtung kleine Nachteile mit sich bringt...


    Viele Grüße und ein schönes WE, Mare

  • Zitat

    Original von Mare
    Ich persönlich fühle mich durch die Verbeamtung allerdings sehr festegelegt, was zu meiner momentanen Lebensituation und auch meinem Lebensgefühl nicht wirklich passt. Ich würde zB gern räumlich flexibler sein, verschiedene Städte kennenlernen usw.


    Wenn es in deinem Fall um die Frage einer Festanstellung geht, sehe ich wirklich keinen Unterschied zwischen dem Beamtenstatus und dem Angestelltenstatus. Als Primarlehrerin bist du in einem derart lausigen Arbeitsmarkt, dass JEDE Festanstellung de facto eine permanente Bindung an einen zufälligen Arbeitsort ist. Die einzige Alternative sind Arbeitslosigkeit oder Tagelöhner-Zeitverträge. Wo ist da der Unterschied zwischen Verbeamtung und Arbeitsvertrag als Angestellter?


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Im Prinzip hast du Recht, der Unterschied ist nicht so groß. Ich wäre allerdings auch offen dafür, etwas ganz anderes zu machen, ich muss nicht unbedingt als Lehrerin arbeiten (ja, ich weiß in der aktuellen Arbeitsmarktsituation wahrscheinlich illusorisch). Ich empfinde es einfach als sehr viel größeren Schritt den Beamtenstatus (und somit die Pensionsansprüche) aufzugeben (die Nachversicherung würde ja nur einen Teil auffangen) als von einem Angestelltenverhältnis in ein potentiell anderes zu wechseln. Ist aber wahrscheinlich auch Kopfsache... Hänge natürlich wie gesagt auch an der Sicherheit, die ich habe / kenne - keine Frage!

  • Verbeamtung auf LZ bedeutet so ziemlich das Gegenteil von Flexibilität, Mobilität, das stimmt wohl. Hinzu kommt, dass man als braver Landesbeamte auch so ziemlich null Mitbestimmungsrechte hat, sondern sogar jedes noch so versalzene Süppchen des Dienstherrn mit zuende kochen darf :(
    Gleichzeitig bedeutet sie aber ebenso ein solch hohes Maß an Sicherheit, wie es heutzutage keiner anderen Berufsgruppe mehr gewährleistet wird.
    Man muss für sich entscheiden, was einem wichtig(er) ist. Und dies auch etwas langfristiger betrachten.... und da nicht nur momentanen Stimmungen nachgeben - dazu hängt zuviel dran.


    Ich würde meine Verbeamtung nicht aufgeben und bin rückblickend froh, dass ich sie habe.
    Und finde (für mich selbst bestätigt), dass es in diesem Rahmen ja auch Möglichkeiten gibt sich in eine andere Richtung zu orientieren, sich weiterzuentwickeln, z.B. durch Reduktion der Stunden bei gleichzeitiger Betätigung z.B. in den Kompetenzteams (zum. in NRW), in Schulbuchredaktionen, in der Fach- oder Schulleitung. Ok, der gewünschte Stadt-/Region-/Landeswechsel ist nicht so einfach zu organisieren, da kann man tatsächlich u.U. jahrelang warten, siehe oben.
    Jedoch: Privatunterricht fern vom Beamtentum, also "freiberuflich" zu geben klingt ja immer ganz toll, nach "ausschlafen", freier Zeiteinteilung, Wahlmöglichkeiten bzgl. der zu Unterrichtenden und nach enorm hohen Vergütungen etc. Die Wirklichkeit sieht m.E. aber anders aus: Das Einkommen entfällt schlicht, wenn man krank ist oder Urlaub macht, und so hoch sind meiner Kenntnis und Erfahrung nach die Honorare normalerweise nicht.
    Um diese Option vorzuziehen, muss man m.E. schon recht wenig Freude/ Interesse am Schuldienst haben oder eine wirklich attraktive Alternativlösung. Oder Kompensation, z.B. einen Partner, der bzw. dessen Einkommen diese Entscheidung auf recht hohem Niveau mittragen kann (da sollte man sich auch mal die Frage stellen, ob er das in 10-20 Jahren wohl auch noch tut, man weiß ja nie...). Oder so eingestellt sein, dass einem ein adäquates eigenes Einkommen nicht so wichtig ist, und dann auch mit den Konsequenzen leben können.
    Ich finde es im übrigen bezeichnend, dass viel mehr Leute aus der Wirtschaft über den Seiteneinstieg in den Lehrerjob möchten als umgekehrt Lehrer in die Wirtschaft drängen.

    Einmal editiert, zuletzt von Antigone ()

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