Englisch nur Klasse 1 - fachfremd unterrichten

  • Hi!


    An einer Nachbarschule ist es so geregelt,dass in der Klasse 1 grundsätzlich der Englischunterricht von der (nun ja meist nicht ausgebildeten) Klassenlehrerin gehalten wird. Fachlehrer gibt es aber dort gebug...


    Ich finde es grundsätzlich nicht schlecht und würde es auch bei uns vorschlagen:
    - man kann immer wieder kleine Phasen einfließen lassen
    - ich unterrichte nur in den Randstunden (Montag 4. Stunde / Freitag 5. Stunde). Action,die im Englischunterricht nun mal dazugehört, hin oder her,
    die Kinder sind einfach kaputt...
    - es gibt bei uns für viele Klasse wenig Fachlehrer, diese laufen als Englisch-Wanderprediger von Klasse zu Klasse und haben natürlich auch weiniger Unterricht in ihrer eigenen Klasse ( was ich besch... finde).


    Gibt es an Eurer Schule auch dieses Modell?
    Ist das überhaupt legitim?

  • Hallo dude,
    bei uns an der schule wäre es nicht möglich, da stets darauf hingewiesen wird, dass englisch nur von "englisch" lehrern unterrichtet werden darf. ob das nun wirklich so ist oder von unserer schulleiterin nur erzählt wird - keine ahnung. vielleicht sagt sie es auch, damit bei uns noch jemand den schein für englisch macht. laut schulamt fehlen an unserer schule demnächst englisch fachlehrer.
    gruß, bienenmama

    Was wir wissen, ist ein Tropfen.
    Was wir nicht wissen, ist ein Ozean.
    (Sir Isaac Newton)

  • Du wirst von offizieller Seite (in NRW) zu diesem Punkt wohl keine Antwort bekommen. Das der Englischunterricht in den ersten Klassen häufig so gehandhabt wird, habe ich auch schon gehört. Das wird zum Teil von den Schulämtern so toleriert, da nicht genug Englischlehrer zur Verfügung stehen. So drücken an einigen Orten die Schulämter beide Augen zu. Ich denke jedoch nicht, dass das offiziell so bestätigt werden wird. Man würde sich an höherer Stelle eingestehen müssen, sich erheblich verrechnet zu haben.


    Ich bin ebenfalls betroffen und pilgere zum Englischunterricht durch die Schule. Grundsätzlich fehlen auch mir die Stunden auch in meiner Klasse. Aber gerade jüngere Kinder nehmen Sprachmuster und Aussprache sehr schnell auf, so können auch Fehler schnell übernommen werden, die sich hinterher nur wieder schwer korrigieren lassen. Ich kann mich für die Klassenlehrervariante, auch wenn sie "nur" in der ersten Klasse stattfindet, nur wenig begeistern.


    Viele Grüße

  • Habe gerade recht bestürzt gelesen.... Englisch OHNE entsprechende Ausbildung zu unterrichten gibt es in NRW?
    Ich weiß zwar nicht was man da machen kann - aber wenn das öffentlich würde..... mmmmh - stehen da bei euch nicht die Eltern auf den Barikaden???
    Und ihr habt genügend Lehrkräfte?
    Ich finde es wie meine Vorschreiber auch ÄUßERST GEFÄHRLICH - gerade im AU wegen Intonation uvvm....
    Vielleicht eine Aufgabe für eine Konferenz - zwecks Optimierung der Situation, oder für den Lehrerrat?


    Wenn ich daran denke wie es mir allein trotz Studium und etlichen Fortbildungen - auch für E Kl.1- vor, während und nach meinen ersten Stunden im Englischunterricht Kl1 erging... Ich habe die Stunden als besonders anstrengend empfunden und war danach jedesmal durchgeschwitzt - aber die Schüler waren und sind motviert!


    Habt ihr ein Lehrwerk oder arbeitet ihr als Fachfremde dann "frei"?

  • Bevor die Wellen zu hoch schlagen:


    Es gibt in NRW keine Regelung, dass Englisch fachfremd unterrichtet werden kann!


    Ich habe gehört, dass an einigen Schulen so vorgegangen wird. An meiner Schule ist das aber nicht so und ich befürworte diese Vorgehensweise auch nicht.


    Folgendes finde ich aber überlegenswert:


    Der Englischunterricht beginnt im zweiten Halbjahr des ersten Schuljahrs. Gerade für die Planung des Stundenplans und die Verteilung von Lehrerstunden ist das sehr ungünstig.


    Es gibt kaum noch Stellenausschreibungen für den Bereich Grundschule in NRW, aber scheinbar ist der Bedarf gerade im Bereich Englisch in keiner Weise gedeckt.


    Wenn man bereit ist, sich nachqualifizieren zu lassen, ist dies oft ein Privatvergnügen, sowohl zeitlich als auch finanziell. Darüberhinaus sind die Schulämter kaum in der Lage, entsprechende didaktische Fortbildungen anzubieten.



    An bestimmten Mängeln können also auch Konferenzen oder Lehrerräte kaum etwas ändern. Aus der Sicht kann ich Schulleiter schon verstehen, die ihren Stundenplan auf diese Art "optimieren" (müssen). Dass es bessere Alternativen geben sollte, steht m.E. aber außer Frage.


    Viele Grüße

  • Solche Notlösungen sind genau der Grund, warum ich ein erklärter Gegner des Englischunterrichts in der Grundschule bin.
    Die Idee und die Motive dahinter sind super, aber die Umsetzung ist oft eine Katastrophe, weil unzureichend qualifizierte Kollegen eingesetzt werden.

  • Und warum sollte man Englisch nicht fachfremd unterrichten können? Warum so ein Entsetzen?


    Jedes andere Fach wird doch auch fachfremd unterrichtet.


    Ich unterrichte Englisch in einer 2. Klasse fachfremd, habe mich aber eingelesen und gut ist.


    Als Klassenlehrerin kann ich jeden Tag 10 Minuten Englisch einlegen, das ist viel besser für Fremdsprachunterricht.


    LG Anja

  • Bei anderen Fächern kenne ich mich nicht aus, kann deshalb die Probleme nicht abschätzen.


    Sich in Englisch "einzulesen" ist halt nicht so einfach, wie es vielleicht bei manchen Sachthemen sein mag. Da geht es gerade im Anfangsunterricht viel um Aussprache und Intonation. Auch Fehler im Ausdruck und bei Kollokationen können sich sehr schnell festsetzen.


    Ich unterrichte Deutsch und Englisch am Gymnasium. In Englisch ist es teilweise unglaublich, mit welchen Fehlern die Kinder in der fünften Klasse aus der Grundschule kommen. ("Die Frau XY hat das aber in der Grundschule immer so gesagt....").
    In Deutsch ist mir das so noch nicht aufgefallen.


    Man kann doch nicht einfach annehmeh, dass man so ohne Probleme ein Fach fachfremd unterrichten kann, ohne dass es zu Qualitätseinbußen kommt. Das ist meiner Ansicht nach ebenso naiv, als wenn ich behaupten würde, ich könnte bestimmt auch Erstklässlern Lesen und Schreiben beibringen. Beide Fähigkeiten beherrsche ich schließlich auch. Diese Behauptung maße ich mir aber nicht an. Ich bin immer wieder erstaunt, mit welcher Selbstverständlichkeit andere sich Qualifikationen anmaßen, die sie nicht haben.

  • Ich unterrichte Franzoesisch "fachfremd" in meiner 6. Klasse. Da muss ich mich auch "einlesen". Ein grosses Problem ist das eigentlich nicht, denn unser Fachbereichsleiter ist sehr hilfreich und soviel Franzoesisch kann ich dann ja doch noch.
    Genauso muss ich auch immer die Regeln fuer einige Sachen im Sportunterricht nachlesen oder unsere Sportlehrer um Erklaerungen bitten. (Manche Regeln kann ich mir einfach nicht merken...dabei hab ich das schon unterrichtet.) Wird schon. =)


    Ach nee, halt...offiziell bin ich ja qualifiziert fuer alle Faecher in den Klassenstufen 1-13, also doch nicht fachfremd. :D

  • Dass das in England so einfach möglich ist, erklärt vielleicht, warum sich die Post-A-Level German students, die ich damals als Assistent an einer englischen Uni unterrichten durfte, so gar nicht auf Deutsch ausdrücken konnten.

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  • Zitat

    Original von Eliah
    Dass das in England so einfach möglich ist, erklärt vielleicht, warum sich die Post-A-Level German students, die ich damals als Assistent an einer englischen Uni unterrichten durfte, so gar nicht auf Deutsch ausdrücken konnten.


    Na, das liegt wohl eher daran, dass sich so niemand wirklich fuer MFL interessiert und man eher Saetze auswendig lernt, statt wirklich ein Verstaendnis fuer Grammatik und Sprachstrukturen zu entwickeln.


    Die meisten Lehrer, die MFL auf dem Niveau - also A-Level - unterrichten, haben das dann auch anstaendig studiert. Denn bloss, weil was moeglich ist, wird das noch lange nicht gemacht. Mir wuerde keiner ne A-Level Physics Klasse geben. Ich will ja noch nicht mal meine Klasse in Musik haben.

  • Meine kollegin hat an der hauptschule 25 jahre englisch unterrichtet - fachfremd. sie ist ein absolutes sprachgenie , spricht neben englisch noch französisch, spanisch und italienisch. als englisch an den grundschule eingeführt wurde, wollte sie es unbedingt unterrichten, aber man glaubt es kaum ... sie war nicht qualifiziert genug!!
    erst nach einem 2wöchigen sprachkurs in england und der entsprechenden prüfung durfte sie englisch unterrichten. dieser sprachkurs fand natürlich in den herbstferien statt und kostete zudem viel geld - aber man ist dann ja qualifiziert, aber qualifizierter als zuvor??
    manchmal frage ich mich, ob das alles einen sinn hat.
    zurzeit unterrichtet eine kollegin in einem 1. schuljahr mathe fachfremd. sie hat lange kein mathe unterrichtet und sollte es meiner meinung auch lassen. stets beklagen sich die eltern, da die kollegin den kinder selbst die einfachen zahlenmauern falsch erklärt. aber uns fehlt einfach eine fachlehrerin in mathe.
    und mathe darf ja fachfremd unterrichtet werden.
    für mich ist das nicht nachvollziehbar!

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    (Sir Isaac Newton)

  • Ja, das habe ich bei diversen Schüleraustauschbesuchen erlebt - aber das wird jetzt OT.


    Mein Punkt ist aber einfach der, dass gerade im Anfangsunterricht einfach so viel falsch gemacht werden kann, dass es unverantwortlich ist, fachfremde Kräfte einzusetzen. Wie gesagt, wie das in anderen Fächern ist, kann ich nicht beurteilen - aber gerade in der Fremdsprache ist eben nicht damit getan, sich den Stoff mal eben "anzulesen".


    EDIT:
    Bienenmama
    In dem konkreten Fall ist das sicherlich absurd, prinzipiell aber schon richtig so. Natürlich kann es vorkommen, dass jemand das absolute Sprachengenie ist, aber davon kann man ja nicht ausgehen. Man könnte natürlich neben irgendwelchen Diplomen auch "Ersatzleistungen" berücksichtigen.
    Aber alleine schon die Tatsache, dass jemand 25 Jahre lang fachfremd eingesetzt wird, zeigt doch, dass etwas schief läuft, oder?

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  • Ich denke man sollte grundsätzlich unterscheiden zwischen
    - der Didaktik, die man sich als Fachfremder durchaus aneignen kann (die
    Lehrerhandbücher für die GS sind da auch sehr gut) und
    - der richtigen Aussprache, Intonation und der Fähigkeit flüssig und spontan sprechen zu
    können.
    Gerade letzteres ist in der GS unglaublich wichtig, da sich bei den Kindern sonst sehr schnell eine falsche Aussprache oder falsche Wortverbindungen einprägen, die man später schlecht wieder los wird. Aber wenn jemand Fachfremdes sehr gut Englisch spricht, kann der/die durchaus Englisch unterrichten denke ich. Nur wer beurteilt das?

    • Offizieller Beitrag

    Was heißt hier Englisch unterrichten "dürfen"? Ich z.B. muss es und bin gar nicht froh darüber! Sehe es auch so, dass bereits der AU in der Sprache wichtig ist und mein Englisch ist nicht so berauschend. Aber was soll ich machen? Wenn ich es in meiner Klasse nicht unterrichte, macht es niemand. Also versuche ich vorher zu üben und es dann durchzuziehen. Kann als Lehrwerk für fachfremde Englischlehrer das "Playway" empfehlen. In den Begleitmaterialien und auf den CDs sind teilweise ganze Dialoge vorgegeben. Überhaupt finde ich das Material sehr brauchbar.

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

  • Zitat

    Original von Melosine
    Ich z.B. muss es und bin gar nicht froh darüber! Sehe es auch so, dass bereits der AU in der Sprache wichtig ist und mein Englisch ist nicht so berauschend. Aber was soll ich machen? Wenn ich es in meiner Klasse nicht unterrichte, macht es niemand.


    Es ist schwierig, diese Diskussion zu führen, weil es natürlich im Schulleben immer wieder zu der Situation kommt, dass man Dinge auferlegt bekommt, hinter denen man selbst nicht steht. Solche Situationen können mit so einer Grundsatzdiskussion nicht erfasst werden.
    Also rein theoretisch, und nicht als Handlungsempfehlung für Melosine gedacht:
    Ich fände es besser, wenn in dieser Situation gar kein Sprachunterricht stattfindet. Wenn kein qualifizierter Lehrer zur Verfügung steht (und auc kein Lehrer, dem zwar die formale Qualifikation fehlt, der aber hervorragendes Englisch spricht), dann kann so ein Unterricht mehr schaden als nutzen.
    Das interkulturelle Lernziel, das mit dem Fremdsprachenunterricht in der Grundschule auch verfolgt wird, also dass den Kindern die Scheu vor fremden Kulturen genommen wird, kann man dann als Notlösung auch ohne die Fremdsprache verfolgen.

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