Gesucht: funktionierende Inklusions- oder Intergrationsmodelle

  • Hallo,
    die INKLUSION kommt, da könne wir uns wohl sicher sein!
    Bisher habe ich mich darauf beschränkt davor Angst zu haben und sie zu verteufeln. (Damit spreche ich zumindest für alle mir bekannten niedersächsischen Sonderpädagogen der Fachrichtungen SR, LH und ES) Inzwischen ist bei mir aber die Erkenntnis gereift, dass ich dadurch nur mehr Bauchschmerzen bekomme und in eine Duldungsstarre verfalle. Kopf in den Sand stecken bringts aber nicht!!! Also ist jetzt die Idee, offensiv mit dem Thema umzugehen frei nach dem Motto: Jede Veränderung ist eine neue Chance.
    Prinzipiell gefällt mir der Gedanke, dass Schülerinnen und Schüler mit besonderen Schwierigkeiten nicht ausgesondert werden, ganz gut, die bisherigen mir bekannten Konzepte finde ich aber eher gruselig! Daher hoffe ich hier wegweisende Informationen zu finden, damit konstruktiv mit dem Thema umgegangen werden kann!


    Also:


    Wer kennt Inklusionsmodelle oder -versuche, die funktionieren oder die ausbaufähig sind?


    Wer arbeitet bereits erfolgreich oder erfolgsversprechend in Inklusionsmaßnahmen?


    Gibt es evtl. sogar ein paar Niedersachsen die tatsächlich in einer der gesuchten Projektschulen arbeiten?


    Natürlich darf sich auch jeder zu Wort melden der bisher frustriert ist und wie ich den Hoffnungsschimmer am Horizont sucht!!


    Gespannte Grüße


    Cyan

  • Das finde ich ein ausgesprochen interessantes Thema! Bin sehr gespannt, ob schon jemand positive Erfahrungen gemacht hat, und wenn ja, mit welchem Konzept und was für Rahmenbedingungen! Vor allem, weil meine Erfahrung im Rahmen der Integration doch eher ein Notfall-Wackel-Spar- Modell ist, das nicht einmal halbwegs durchdacht ist...

  • Zitat

    Original von cyanscott
    Prinzipiell gefällt mir der Gedanke, dass Schülerinnen und Schüler mit besonderen Schwierigkeiten nicht ausgesondert werden, ganz gut, die bisherigen mir bekannten Konzepte finde ich aber eher gruselig! Daher hoffe ich hier wegweisende Informationen zu finden, damit konstruktiv mit dem Thema umgegangen werden kann!


    Ich muss gestehen, ich hab keine Ahnung, welche Modelle oder Ideen bei euch erwogen werden...oder gar, wie es derzeit bei euch laeuft.


    "Inclusion" ist hier allerdings sehr normal. Special schools wurden vor Jahren massenweise geschlossen und es gibt kaum noch welche.
    Ich bin derzeit an einer Schule mit ca. 660 Schuelern, 5.-8. Klasse (oder 9-13 Jahre). Bisher hatten wir pro Stufe zwei Klassen fuer Schueler mit Foerderbedarf, die dann fuer die Mehrheit der Zeit einen TA (teaching assistant) haben. Ist nicht ideal, aber besser als gar keine Hilfe. Wir haben auch Schueler, die mehr Anspruch auf Hilfe haben und dann nen zusaetzlichen Erwachsenen zur Seite gestellt bekommen (so z.B. unsere Schueler mit Asperger, Down Syndrome, Worster Drought Syndrome, etc.). Neben unserem eigentlichen Fachbereich fuer "special needs", gibt's an meiner Schule ausserdem noch eine extra Abteilung fuer Schueler die gehoergeschaedigt/taub sind. Wir haben ausserdem noch eine blinde Schuelerin.
    Perfekt ist anders, aber klappt schon. Nicht so toll ist die Tatsache, dass unsere Leiterin fuer die Abteilung bis September krank geschrieben ist. Meine schwaechsten Schueler haben Null Unterstuetzung, weil ich keine Klasse mit Foerderbedarf habe. Unsere vielzaehligen Schueler mit schwerwiegenden Verhaltensaufaelligkeiten waeren an ner special school wesentlich besser aufgehoben. Vor allem die werden im naechsten Jahr (wenn sie in die Sekundarabteilung meiner Schule wechseln) ziemlich schnell komplett aus der Bahn geraten.


    Integration kann funktionieren, wenn sie durchdacht und gut geregelt ist. An sich hab ich keine Probleme damit, Kinder in der Klasse nach ihren Faehigkeiten und Beduerfnissen zu foerden und fordern. Bei ner Klassenstaerke von normalerweise 30+ ist das aber kaum moeglich. Aber ich haette wirklich gerne noch die Moeglichkeit Kinder an ne Schule verweisen zu koennen, an der sie auch die Hilfe bekommen koennen, die sie brauchen.

  • Dejana, sind das bei euch denn dann integrative Klassen? Oder einzelne Klassen für Kinder mit Förderbedarf, die einfach im selben Schulgebäude untergebracht sind wie die anderen Klassen? Wird trotzdem nach Förderbedarf "sortiert" oder sitzt das Kind mit Down-Syndrom in der gleichen Klasse, wie die blinde Schülerin?
    Du siehst, ich bin völlig ahnungslos 8o

  • Zitat

    Original von Ilse2
    Dejana, sind das bei euch denn dann integrative Klassen? Oder einzelne Klassen für Kinder mit Förderbedarf, die einfach im selben Schulgebäude untergebracht sind wie die anderen Klassen? Wird trotzdem nach Förderbedarf "sortiert" oder sitzt das Kind mit Down-Syndrom in der gleichen Klasse, wie die blinde Schülerin?
    Du siehst, ich bin völlig ahnungslos 8o


    Noe, unsere Klassen sind gemischt. Klar wird geschaut, dass man nicht einer Klasse zuviel aufbuerdet. Die Klassen mit Foerderbedarf bekommen dann nur halt die Mehrheit der Kinder, die Foerderbedarf haben (vor allem im Bereich Lernen). Denn, dann lassen sich die zusaetzlichen Erwachsenen besser verteilen.
    Allerdings hat jede Klasse Schueler, die Hilfe brauchen koennten. Einer meiner Jungs ist schwerhoerig, und haengt in Englisch ca. 3 Jahre hinter dem Rest der Klasse her. Letzes Jahr hatte ich zwei, die im 5. Schuljahr noch solche motorischen Schwierigkeiten hatten, dass sie nicht schreiben konnten. Zusaetzlich hab ich Schueler, die bereits jetzt auf Niveu der 8. arbeiten. Besonders Schueler mit Dyslexia (LRS auf deutsch?) haben keinen offiziellen Foerderbedarf, sondern sind halt einfach so verteilt...haben wir massenweise.


    Ab naechstem Jahr fallen die beiden Foerderklassen weg und alle 6 Klassen des Schuljahrs werden voll gemischt.


    Ach so, die blinde Schuelerin ist in der 5. Klasse, unsere Schueler mit Downs in der 7. und 8. und der Junge mit Worster Drought in der 6. Die sind also nicht in einer Klasse.

  • wenn du wirklich inklusion meinst und nicht eine der vielen möglichkeiten der schulischen integration, dann würde ich einen blick über die grenze richtung skandinavien werfen. in dem kontext auch interessant independent living.

  • Zitat

    Original von inatze
    Meines Erachtens versucht die Landesregierung ein Sparmodell von Inklusion durchzusetzen. So weit ich informiert bin sollen Sonderpädagogen lediglich 2 Wochenstunden je Klasse an der Grundschule eingesetzt werden, bei einer Auflösung der Unterstufen der Förderschule Lernen, Sprache und Emotionale/soziale Entwicklung.


    Der Meinung bin ich auch. Beziehungsweise: was sollte man auch anderes erwarten?! Wir leben in DEUTSCHLAND! Wenn es nicht so schwierig wäre, als Lehrer auszuwandern und einen Job zu bekommen, würde ich es dann später wirklich in Erwägung ziehen, mich nach Skandinavien (plane schon ein Auslandssemester dort ;)) oder zumindest in die Niederlanden abzusetzen. Meinetwegen auch England.


    Was bedeutet das konkret? Also wie sieht das dann für Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf und deren Lehrer aus?

  • Hallo ins Rund,


    der Beitrag hier hat mich veranlasst mich noch einmal neu anzumelden, da ich vor Jahren schon mal aktiv war.


    Ich bin auch an einer Fö-Schule in Nds. und hadere ebenso mit dieser Sparversion genannt Inklusion.


    Vor den Ferien war ich bei einer Veranstaltung in der Landesschulbehörde, da ging es GENAU um das Thema. WIE funktioniert Inklusion in anderen Ländern...


    Super, dachte ich - da gibt es dann mal Infos aus allererster Hand. Die Dame, die den Vortrag hielt, war von der 'European Agency for Development in Special Needs Education'.


    Ich war mit zwei Kolleginnen dort und wir haben nach 1,5 Stunden den Vortrag vor der abschließenden Diskussion wutentbrannt verlassen. SO viel unnützes Zeug wurde da erläutert... Minutenlang hielt sich die Dame damit auf, Fachleute über den Unterschied mittels Schaubildern zwischen Integration und Inklusion zu erläutern.


    Behinderung wurde mehrfach definiert... Auf die Tränendrüse gedrückt, man wolle doch wohl wirklich keine Kinder mehr AUSSORTIEREN *pfui*... usw.


    Ich habe alles mitgeschrieben, weil ich kaum glauben konnte, da so viel Schrott zu hören.


    Nach genau 40 Minuten kam die Dame dazu, ein bisschen was von anderen Ländern zu berichten.


    Aber auch das war an Obeflächlichkeit kaum zu überbieten.


    So... was blieb hängen...


    ÜBERall in fast allen Ländern gibt es 'buddies' - Schüler, die 'behinderten' Schülern im Schulalltag helfen (müssen).


    Das war durchgängig. Immer ein bisschen variiert, aber im eigentlichen Sinne gleich.


    Mein Sohn - 5. Klasse Gymnasium - merkte übrigens vorher schon stöhnend folgendes an (er wollte wissen, wohin ich den Nachmittag führe und um was es inhaltlich ginge...), 'oh nee - wenn das kommt, muss man wieder ständig HELFEN... neeee eyyy...'.


    Das wird ne ganz billige Nummer werden. ABER wir - als Förderschullehrer - werden das kleinste Problem haben. Wir fliegen ein - für besagte 2 Stunden - geben kluge Ratschläge und was die armen Grundschulen damit machen sollen, steht dann auf einem anderen Blatt.


    Nun, ich bin sehr interessiert, ob andere hier noch mehr dazu sagen können.


    Aktuell startet Hannover ja angebelich mit der Inteklusion in drei Förderschulen, da gab es eine Verlautbarung in einem halboffiziellen SPD-Papier.


    Mal sehen, was man davon hört...


    Gruß


    Momola

  • Ich finde es ist schon irgendwie eine Frechheit, wie da mit schönen Worten vor allem den Eltern betroffener Kinder Sand in die Augen gestreut wird...
    Integration ist schön und gut. Aber eben nur dann, wenn das materiell, pesonell und finanziell entsprechend gefördert wird!
    Inklusion dagegen halte ich für eine absolute Utopie. So schön sich das theoretisch anhört, praktisch funktioniert es nicht!

  • Zitat

    Original von Molala
    ÜBERall in fast allen Ländern gibt es 'buddies' - Schüler, die 'behinderten' Schülern im Schulalltag helfen (müssen).


    Das war durchgängig. Immer ein bisschen variiert, aber im eigentlichen Sinne gleich.


    Also, erstmal muss ich gestehen, dass ich mich sehr dagegen staeube, Kinder als "buddies" einzusetzen, weil es nicht fair ist. Sie bekommen vielleicht nen "buddy", wenn sie neu an der Schule sind...aber sonst eigentlich nicht. Ich bin die Lehrkraft, und auch wenn ich ggf. Aufgaben delegieren kann, gehen diese meist an zusaetzliche Erwachsene im Raum. (Ausser, wenn's ums Aussortieren oder Aufraeumen oder sonstwas geht. In den Faellen haben mich die Kids dann aber meist gefragt, ob sie was helfen koennen.)


    Naechstes Schuljahr werde ich 7 oder 8 Kinder mit Foerderbedarf in der Klasse haben und sie haben keineswegs die Stunden an extra Unterstuetzung, die sie brauchen. (Unsere Schueler werden jetzt hauptsaechlich fuer "interventions" von unserer SEN Abteilung aus dem normalen Unterricht rausgeholt.) Wie soll man sowas denn regeln, wenn man Kinder nicht "aussortiert".
    Ich hab Gruppen fuer English, hauptsaechlich basierend auf Testergebnissen (momentan, weil ich ne neue Klasse bekomme). Die Kinder wissen eigentlich sehr schnell, welche Gruppe "hoeher" oder "niedriger" ist; welche Gruppe extra Hilfe bekommt oder schwierigere Aufgaben. Da gibt's nur eins: "Suck it up and get on with it."
    Ist ja nun wirklich nicht so, als wuerden die nicht merken, dass jemand etwas besser oder schlechter kann als der Durchschnitt. Die sind zwar erst 9, aber mehrheitlich nicht daemlich. :D


    Fuer Mathematik haben wir verschiedene Matheklassen, je nach Leistungsstaerke. Da ist schon ein Unterschied, ob die jetzt durch die Gegend huepfen und das Kleine 1X1 singen,..oder langsam anfangen Algebra-Aufgaben zu loesen.


    In anderen Faechern ist es meist gemischt, obwohl ich verpflichtet bin Stunden zu differenzieren (normalerweise auf drei Stufen - above average, average, below average -, hatte aber auch schon ne Klasse mit 5 Stufen).

  • Hallo Dejana,


    ich finde es außerordentlich interessant, was Du aus Gb berichtest. So ungefähr stelle ich mir das ja auch vor und sehe daher den Sinn einer solchen Einverleibung aller Schüler einfach nicht...


    Aber wie kann es dann sein, dass immer (IMMER) behauptet wird, dass Kinder mit Lernproblemen BESSER sind, so sie in den allgemeinen Lernverbünden lernen können.


    Völlig abwegig halte ich die These, dass sich die Schüler aus verschiedenen sozialen Gruppen dann besser mischen und untereinander befreunden würden. Gerade eine Freundin aus NRW (Grundschule) berichtete, dass genau die ZWEI Kandidaten, die jetzt nach Abschaffung aller Fö-Schulen in ihrem Kreis bei ihnen bleiben mussten, sich gefunden hätten. Und gelten nun als das Duo infernale... Toll.


    Das ist doch Sozialromantik, wer da anders denkt.


    Und immer diese paar Einwohner in Finnland oder Norwegen mit UNSEREN Verhältnissen zu vergleichen, nervt auch. KLAR, dass bei so viel Einwohnern wie in Berlin ein Land wie Norwegen Abstand von besonderer Beschulung nimmt. Das ist logistisch schon nicht machbar, in dem weiten Land Förder-Schulen zu füllen.


    Und dass südliche Lände keine Förderschulen haben, liegt schlicht am Geldmangel. UND an der Tatsache, dass Großfamilien die paar schlichten einfachen Gemüter mit durchgeschleppt haben bzw. es dann noch genügend schlichte Jobs gab. UND es war eben auch irgendwie egal, wenn in Klassen gelegentlich mal Kinder saßen, die nichts konnten...


    Tja...


    Ich bin gespannt, wie das hier in Hannover mit dem 'ersten Versuch' laufen wird.


    Molala

    • Offizieller Beitrag

    Wir hatten kürzlich in OWL einmal eine Nachmittagsveranstaltung. Dort wurde u.a. aus Gütersloh berichtet.


    Es sieht dort so aus, dass für den Kreis Gütersloh der Bedarf an Förderschullehrern auf 64 festgeschrieben worden ist. Diese 64 Lehrer stehen in Zukunft in den Kompetenzzentren zur Verfügung.
    Einige entfallen noch auf weiter existierene Förderschulen (da in NRW die Eltern der Förderkinder ja entscheiden können, ob ihr Kind in der Regelschule oder in der Förderschule beschult wird. Man geht davon aus, dass einige Eltern sich (intelligenterweise) für die Förderschule entscheiden werden.)


    Die anderen Lehrer werden bei Bedarf auf die Regelschulen verteilt. Bedarf heißt: die Lehrer der Regelschulen melden sich beim Kompetenzzentrum und dann wird dort eine Unterstützungsmaßnahme vorgeschlagen und ein FS-Lehrer kommt für einige Stunden (O-Ton: "zum Beispiel für 10 Stunden") an die Schule in die bestimmte Klasse.
    DAS hört sich ja fast gut an, wenn man mal davon absieht, dass die Klasse nicht 10 Stunden sondern fast dreimal so viel unterricht hat. Was passiert mit dem betroffenen Schüler in der restlichen Zeit?


    Und: im Kreis Gütersloh gibt es alleine 68 Grundschulen. Das heißt, dass nicht einmal für jede Grundschule ein Förderschullehrer zur Hilfe bereitsteht.


    Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass
    a) die weiterführenden Schulen wesentlich größer sind und auch FS-Lehrer haben möchten und
    b) die FS-Lehrer verschiedenen Fachrichtungen entstammen, so dass ggf. ein E-Schullehrer für einen blinden Schüler zuständig ist,


    ... kann ich mir das Chaos und die Folgen schon ausmalen.


    Sorry, der Beitrag ist im Sinne deiner Frage vielleicht (bis auf die ersten Sätze) nicht wirklich zielführend, aber bei dem Thema rege ich mich halt immer wieder gerne auf. Das ist mal wieder typisch Politik. Wir müssen was umsetzen, aber es darf nichts kosten. Und wir an der Basis baden es aus ... noch schlimmer, die Schüler baden es aus, deren Förderung jetzt den Bach hinuntergeht.


    kl. gr. Frosch


    P.S.: Da übrigens das AO-SF-Verfahren "abgeschafft" wird, kann man auch keinen aktuellen Bedarf an FS-Lehrern mehr berechnen. Das heißt, dass die 64 Lehrerstellen (in Gütersloh) bis in alle Ewigkeit festgeschrieben sind.


    P.P.S.: Die Veranstaltung damals war übrigens ein lächerlicher Reinfall. Wenn es nicht so traurig gewesen wäre, hätte ich mich köstlich drüber amüsiert, wier der Leiter vom Kompetenzzentrum Gütersloh und die anderen dort sitzenden "Fachpersonen" allen möglichen Fragen und Sorgen mit traumwandlerischer Sicherheit ausgewichen sind. :(


    Dejana du beklagst dich ja schon, dass die Zustände bei euch nicht traumhaft sind. Aber wenn ich mir die Pläne in NRW ansehe, wird es hier rein personell noch viel schlechter umgesetzt. Da ist die Situation bei euch geradezu funktionierend umgesetzt worden.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von kleiner gruener frosch


    b) die FS-Lehrer verschiedenen Fachrichtungen entstammen, so dass ggf. ein E-Schullehrer für einen blinden Schüler zuständig ist,


    Es reicht doch schon wenn die LB-Lehrer für Kinder mit vermuteten em-soz Förderbedarf oder Förderbedarf Autismus mit normaler Intelligenz herangezogen werden. Da sagen manche dann selber, dass sie uns da nicht weiterhelfen können bzw. die Kinder nicht fördern können. (Klar, wir machen das für eine niedrigere Gehaltsstufe dann in der Klasse mit...)
    Achja: An den FS gibt es übrigens genug Grundschullehrerinnen, die keine SoPä-Ausbildung haben....

  • Zitat

    Original von kleiner gruener frosch
    Dejana du beklagst dich ja schon, dass die Zustände bei euch nicht traumhaft sind. Aber wenn ich mir die Pläne in NRW ansehe, wird es hier rein personell noch viel schlechter umgesetzt. Da ist die Situation bei euch geradezu funktionierend umgesetzt worden.


    Bei uns laeuft es einigermassen. Allerdings gibt es bei uns keine Foerderschullehrer in dem Sinne. Die Massnahmen und die Unterstuetzung laufen alle ueber TAs (teaching assistants). Die sind wesentlich billiger als Lehrer, denn man kann sie schon fuer Mindestlohn bekommen.

  • Zitat

    Original von Conni
    Es reicht doch schon wenn die LB-Lehrer für Kinder mit vermuteten em-soz Förderbedarf oder Förderbedarf Autismus mit normaler Intelligenz herangezogen werden. Da sagen manche dann selber, dass sie uns da nicht weiterhelfen können bzw. die Kinder nicht fördern können.



    Nun ja, auch völlig abgesehen von der Integration gestaltet sich die Situation ja derart, dass man als Sonderschullehrer an allen Sonderschultypen eingesetzt werden kann. Wie viele studierte G- und K-Lehrer arbeiten an L- oder E-Schulen ...
    Wenn diese Lehrer dann also sagen, den Schülern oder der Schule gar nicht helfen zu können, dann ist bei deren Ausbildung oder Berufsverständnis doch auch irgendetwas schiefgegangen ... ?

  • Ich bin seit 16 Jahren Integrationslehrerin - aber ich weiß nicht, ob Österreich für euch interessant ist ;)
    Wir sind immer zu zweit in der Klasse und haben meist 6 I-Kinder(=ca. 1/4 der Gesamtzahl) - ADHS, Autismus, S-Lehrplan....alles dabei.
    Die Hilfe der Volksschulkinder ergibt sich von selbst.....

  • Zitat

    Original von kleiner gruener frosch
    DAS hört sich ja fast gut an, wenn man mal davon absieht, dass die Klasse nicht 10 Stunden sondern fast dreimal so viel unterricht hat. Was passiert mit dem betroffenen Schüler in der restlichen Zeit?


    Wir haben seit 2 Jahren an unserer Schule (Gym) einen Schüler mit Autismus. Seine Betreuerin ist nicht die volle Zahl der Unterrichtsstunden anwesend. Die den Schüler unterrichtenden Kollegen sind nicht fortgebildet oder vorbereitet worden. In der Praxis sieht das dann u.a. so aus, dass der Schüler in der 8. Stunde einen Rappel bekommt, schreit, tobt etc., weil etwas außer Plan geschehen ist --- der unterrichtende Kollege ist völlig ratlos/hilflos und hat zudem noch 33 weitere, pubertierende und vom langen Schultag fertige Siebtklässer an Bord, die Schulsekretärin hat seit 12:15 Feierabend und die Betreuerin ist nicht in der Schule. Großartige Inklusion!


    Weiteres Beispiel: Vor ein paar Jahren hatten wir eine blinde Schülerin, welche ich im Kunstunterricht hatte. Infos zu meinem Fach waren spärlich. Alles Flickwerk. Die anderen Kollegen mussten sich im Schnellverfahren auf blindengerechtes Material (z.B. fühlbare geometrische Modelle in Mathe) einstellen sowie flink umdenken, was die Gestaltung des Unterrichts in Hinblick auf bestimmte Methoden betraf. Eine Betreuerin war auch hier nicht immer dabei, dafür aber ein Zivi.


    Die Schülerin ist am Ende der 9ten Klasse auf eigenen Wunsch an eine Spezialschule nach Marburg gegangen, wo nur Blinde bzw. Sehbehinderte unterrichtet werden - nicht nur im Sachfachunterricht, sondern auch in lebenspraktischen Dingen. Aussagen der Eltern und der Schülerin nach einiger Zeit: Das Beste, was hätte passieren können! Schülerin viel selbständiger, Abi ist inzwischen auch im Kasten.


    Ich denke, dass die meisten Kollegen der Eingliederung wie auch immer behinderter Schüler nicht per se ablehnend entgegenstehen. Ich denke aber auch, dass die Idee der Inklusion nicht unter den derzeit herrschenden Rahmenbedingungen machbar ist. Beispiele für die schlechten Rahmenbedinungen und Ansätze habt ihr ja schon gebracht.


    Grüße vom
    Raket-O-Katz

  • Es sieht ganz so aus, als hätte Deutschland nur zwei Möglichkeiten:
    Entweder es wird mehr Geld für Bildung ausgegeben, so dass in Integrations-/Inklusionsklassen mehrere sonderpädagogisch qualifizierte Lehrer vorhanden sind (mind. Doppelbesetzung mit einem "normalen" Lehrer), es mehr Möglichkeiten gegeben werden, Kinder mit Förderbedarf optimal zu förderun und nicht nur ein Sparmodell auf den Tisch zu werfen ODER wir bleiben bei den Förderschulen, denn nur so werden Kinder anscheinend im Moment am besten nach ihren Fähigkeiten und Verhältnissen gefördert, aber hier bleibt immernoch das Problem der bundesweit geltenden Abschlüße...


    Aber so wie es aussieht: Wir werden bei einem Spramodell landen. Hauptsache, jedes Kind wird integriert, das gefällt den Eltern ja auch; dass dabei der Förderbedarf auf der Strecke bleibt? Der Politik egal...


    Ich bin eigentlich ein Verfechter der Gesamtschulen und des gemeinsamen Lernens und den ganzen andere schönen Dingen, die da reformpädagogisch immer mal wieder hochkommen. Aber unter den Umständen, die in diesem Land nun mal gegeben sind und sein werden... Ich bin froh, dass erstmal das Studium kommt, ein paar Jahre ins Land gehen und ich mir lediglich in fünf Jahren noch einmal Gedanken darüber machen muss...


    Wie schwer ist es, als FöLehrer auszuwandern und in einem anderen Land zu arbeiten, wo ein wenig (und zwar nur ein bisschen!) Wert auf Bildung gelegt wird??

    • Offizieller Beitrag

    bohememaedchen91


    Damit haben wir nur eine Möglichkeit, denn die "Aussortierung" in Förderschulen in Deutschland wurde ja abgemahnt, so dass Deutschland sie abschaffen MUSS. Aber ohne mehr Geld für auszugeben. :(


    kl. gr. Frosch

  • inatze: Es gibt noch Sonderschulen - bei uns in der Stadt (50.000 Ew.) gibt es 3 Sonderschulen und 3 Schulen mit Integrationsklassen, soviel ich weiß.
    Die Integration geht in der Hauptschule weiter.
    Wir haben meist 5-6 I-Kinder pro Klasse - von Schülern mit Schwerstbehinderten-Lehrplan, ADHS, Asperger-Syndrom bis zu allgemeiner Lernschwäche, daher sind die Ziele ganz verschieden - oder was meinst du mit zielgleich?
    Bei uns funktioniert es sehr gut, wir können gut zusammenarbeiten und wechseln uns im Unterricht ab - ich mache z.B. Sachunterricht, Musik und Englisch, die Kollegin Zeichnen, Turnen und alles Kreative - wir spielen viel Theater.
    In Deutsch und Mathematik arbeitet sie mehr mit den Volkschul- und ich mehr mit den Sonderschulkindern, aber grundsätzlich ist jeder für alle da.

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