Charakterfrage?

  • Hallo zusammen,


    ich bin 27 (weiblich) , mache gerade auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur und bin mir nicht sicher, ob Lehramt für mich in Frage käme.
    Mein Interesse an Fächern wie Deutsch, Philosophie, Geschichte und Soziologie ist sehr groß und fachlich habe ich wenig Bedenken, aber ich bin nicht sicher, ob ich der richtige Typ für diesen Beruf bin. Was zeichnet für euch einen guten Lehrer aus? Welche Wesenszüge sollte jemand haben, der diesen Beruf ausüben möchte? (Ich spreche von Sek i / II und Berufsschule)


    Ich halte ganz gerne Referate, bereite auch gerne Lernmaterial vor, mache mir Gedanken, wie ich ein Referat so halten kann, dass es alle Beteiligten verstehen, behalten und sich interessieren, aber reicht das?
    Meine erste Wahl wäre ein Psychologiestudium gewesen, das geht allerdings wegen den sehr langen Wartezeiten usw nicht. Ein Grundinteresse am psychologischen Bereich des Berufes ist also auch da.


    Meine derzeitige Deutschlehrerin kennt mich jetzt seit 2 Jahren und kann sich diesen Beruf für mich gut vorstellen, ein guter Freund von mir, dessen Lehrer beide Gesamtschullehrer sind rät mir im Gegensatz dazu eher ab, denn seiner Meinung nach müsse man "von diesem Beruf absolut überzeugt sein, um wirklich gut zu sein".


    Was sagt ihr dazu?


    Lieben Gruß
    Nebelparder

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nebelparder,
    deine Frage ist schwierig zu beantworten. Ein besonderen Charakter als Lehrer muss man wohl nicht haben, zumindest tummeln sich bei uns im Lehrerzimmer Typen ganz verschiedenen Charakters und die meisten sind sehr gute Lehrer. Ich habe seinerzeit studiert und wollte "alles andere" als Lehramt machen. Erst bei einem Auslandsausenthalt, als ich Deutsch unterrichtet habe und damit so irgendwie ins kalte Wasser geschmissen worden bin, habe ich festgestellt, dass das doch mein Beruf ist- bzw. meine Schüler haben es mir teilweise sogar gesagt. Mein Tipp für dich wäre, mal an einem Gymnasium oder einem Berufskolleg ein Praktikum zu machen, da kannst du am ehesten rausfinden, ob der Beruf etwas für dich ist.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Entweder kannst Du´s oder eben nicht. Den Prototypen eines idealen Lehrers gibt es nicht. Entweder kommst Du mit den Kids zurecht oder eben nicht. Entweder mögen sie dich oder auch nicht.
    Fachidioten, die das Curriculum einfach nur abarbeiten, gibt es genug. Sind sie deshalb auch gute Lehrer?
    Wenn Du dir vorstellen kannst mit Kindern zu arbeiten und diese zu bilden, kannst Du es versuchen. An deiner Stelle würde ich mir mal Schulen anschauen und dir ein Bild von der Lehrerarbeiten machen und geben lassen, wie es hinter den Kulissen abläuft.



    "Ich halte ganz gerne Referate, bereite auch gerne Lernmaterial vor, mache mir Gedanken, wie ich ein Referat so halten kann, dass es alle Beteiligten verstehen, behalten und sich interessieren, aber reicht das? "


    Das mit den Referaten ist eher irrelevant.


    "von diesem Beruf absolut überzeugt sein, um wirklich gut zu sein".


    Blödsinn. Wir wissen alle wie beschissen das Bildungssystem und die Bildungspolitik ist und dennoch kann man einen guten Job machen.

  • Das was mit der "Einstellung", mit dem "Lehrer muss man aus Überzeugung werden wollen" gemeint ist, ist einfach Folgendes:


    Du hast nie richtig Feierabend.
    Klare Arbeitszeiten wie bei anderen Berufen - überzogenes Beispiel auf dem Bau: Wenn die Glocke bimmelt, lässt man den Hammer fallen und denkt bis zum nächsten Tag um 8 nicht mehr an die Arbeit - gibt es beim Lehrerjob nicht.
    Die eine Hälfte des Jobs ist zeitlich +/- genau festgelegt (der Unterricht), die andere eben nicht.


    Deshalb muss/sollte man wirklich davon überzeugt sein, dass man eine wichtige Arbeit macht und, noch besser, sie auch gern machen. Sonst ist es eine Qual - sich 8 Stunden pro Tag in einem Bürojob rumquälen kriegt man noch hin, aber da der Lehrer keinen echten Feierabend hat, braucht man hier wirklich Motivation, eben entweder durch Spaß an der Arbeit oder durch Überzeugung von der Wichtigkeit des Jobs. Im Idealfall beides.


    Was den Charakter fürs Unterrichten angeht - wenn du gerne Referate hältst, kriegst du es zumindest hin, vor Leuten zu sprechen, das empfinde ich tatsächlich als Grundvoraussetzung für den Job.
    Aber sonst - wie die anderen schon schreiben - gibt's da keine Charaktervorgaben.
    Man sollte Rückgrat haben, Entscheidungen gegen 30 Leute, die dagegen sind, durchzusetzen ("Müsse mer unbedingt noch e Arweit schreiwe?" - "Ja. Ende der Diskussion.") - aber das, glaube ich, kann man wie vieles andere auch noch im Ref antrainieren.

  • Im Moment gehe ich ja selbst den ganzen Tag zur Schule, frage hier und da die Lehrer, die meine Wunschfächer unterrichten, wie sie ihren eigenen Job sehen, aber so eine Art Praktikum könnte ich aus Zeitgründen nur in den Ferien machen und da findet logischerweise kein Unterricht statt ;)
    Mehr als Referate halten und sehen, wie ich mich dabei fühle kann ich derzeit wohl nicht, ich wüßte zumindest nicht wie.


    Also charakterlich würde ich sagen, bin ich schon ein eher durchsetzungsfähiger Typ, ich habe da keine Bedenken, dass ich mich da emotional zu sehr verausgaben müsste. Aber das vorher von sich selbst zu denken und dann später im Referendariat wirklich vor einer Klasse zu stehen die man nicht kennt, mit Menschen drumherum die auf jedes Wort achten, das ist ja dann wieder etwas ganz anderes.


    Naja und mir schwirren dutzende Fragen im Kopf rum, die ich loswerden muss in der kommenden zeit:


    - nach welchen Kriterien findet man eine gute Uni
    - Ist für Lehramt überhaupt in NRW ein bestimmter NC von Nöten?
    - Welche Fächerkombi passt zueinander bzw wie viele Fächer kann man überhaupt schaffen? (Ich würde gerne Deutsch, Geschichte, Philo und Sozi nehmen)
    - Kann ich mich später selbst an den Schulen bewerben, an denen ich gerne lehren würde oder wird eine Stelle zugeteilt?
    - Was kann man mit einem Lehramtsstudium sonst noch machen? (Meine Deutschlehrerin hat angedeutet, dass man sich spezialisieren und auch andere Dinge später damit machen kann?)
    - ist es eher von Nachteil oder von Vorteil, dass ich bei Studienanfang schon fast 29 bin?


  • Zu 1:
    Es gibt einzelne "gute" Fachbereiche an fast jeder Uni. Von der TU Dortmund würde ich dennoch abraten. Die Lehre hier ist total fürn Arsch. Von Bochum habe ich viel Positives gehört.


    Zu 2:
    Bestimmte Fächer sind NC abhängig.


    Zu 3:
    Studieren kannst Du so viel wie Du willst. Es kommt auf die dir zur Verfügung stehende Zeit an. Außerdem lernst du nicht nur diese Fächer, sondern auch noch ein komplettes erziehungswissenschaftliches Studium.
    "Gefragte" Fächer machen Sinn. Farsi als Fremdsprache zu studieren macht in Deutschland keinen Sinn.


    Zu 4:
    An Privatschulen ja, an öffentlichen Schulen nicht. Dort wird man zugeteilt, bzw. über Auswahlverfahren zu Einstellungsgesprächen eingeladen. Ander als in der freien Wirtschaft kannst Du nicht bei deiner "Lieblingsschule" vorstellen und auf eine Einstellung hoffen.


    Zu 5:
    Gute Frage. Im Spiegel habe ich mal einen Artikel gelesen, dass auch in der Wirtschaft geisteswissenschaftler gesucht werden, um Seminare, etc. durchzuführen. Es wurden mehrer mögliche Aufgabenfelder genannt.


    Zu 6:


    Kommt darauf an. Natürlich bringst Du mit dem Alter eine gewisse Reife (unterstelle ich dir mal) mit, die durchaus positiv sein kann. Mit der Verbeamtung dürfte es aber sehr eng werden. Hab auch mal gehört, das Frauen ohne Kind mit Mitte 30 seltener eingestellt werden.

  • Zitat

    Original von Ummon
    Du hast nie richtig Feierabend.
    Klare Arbeitszeiten wie bei anderen Berufen - überzogenes Beispiel auf dem Bau: Wenn die Glocke bimmelt, lässt man den Hammer fallen und denkt bis zum nächsten Tag um 8 nicht mehr an die Arbeit - gibt es beim Lehrerjob nicht.
    Die eine Hälfte des Jobs ist zeitlich +/- genau festgelegt (der Unterricht), die andere eben nicht.


    Ja, genau. Eine wichtige Ergänzung noch:


    Es gibt Zeiten, da hat der Lehrerjob etwas "Totalitäres". Damit meine ich, dass er dir in diesen Zeiten kaum Zeit für dein Privatleben lässt. Speziell für Gymnasiallehrer sind das typischerweise die korrekturintensiven Phasen vor den Zeugnissen und beim schriftlichen Abitur. Wenn dann noch Konferenzen und Exkursionen Klassenreisen / sonstige außerschulische Veranstaltungen (ob mit den Schülern oder mit Kollegen / der gesamten Schule) hinzukommen, die du entweder machen musst oder von denen stark erwartet wird, dass du sie machst, dann dreht sich dein Leben nur noch um Schule.


    Es ist diese teilweise sehr ungleichmäßige Arbeitsbelastung, die nervt. Konsequenterweise muss man sich dann in den "ruhigeren" Phasen sein "Arbeitszeitplus" zurückholen, und nicht an der x-ten Verbesserung seines Unterrichts bis spät in die Nacht feilen.


    Was auffällt, ist die extrem hohe Teilzeitquote unter den Lehrerinnen (und es sind nicht nur Kolleginnen mit kleinen Kindern!) . Viele scheinen den Ausgleich nicht hinzubekommen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    2 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • An das anknüpfend, was Mikael gesagt hat: Man darf auch kein Perfektionist sein, sonst sitzt man 24h lang am Schreibtisch und muss sowohl mit den beschriebenen Zeitressourcen umgehen, wie auch mit Vorurteilen anderer was den Lehrerberuf angeht. Und grundsätzlich sollte man noch gut organisiseren können und auch im Chaos den Überblick behalten.


    Frag doch einfach mal, ob du eine "Lernen durch Lehren"-Sequenz im Unterricht halten darfst, dann bist du doch sehr nahe an einem Praktikum. ;)

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Zu 4:
    An Privatschulen ja, an öffentlichen Schulen nicht. Dort wird man zugeteilt, bzw. über Auswahlverfahren zu Einstellungsgesprächen eingeladen. Ander als in der freien Wirtschaft kannst Du nicht bei deiner "Lieblingsschule" vorstellen und auf eine Einstellung hoffen.


    Stimmt nicht ganz. Du wirst in NRW nicht einfach nach einem Listenverfahren einer Schule zugeteilt, sondern die zu vergebenen Stellen stehen im Internet und du bewirbst dich dann ganz konkret auf die Schulen, auf die du dich bewerben möchtest.
    Du kannst aber in der Regel nicht zu einer Schule gehen und sagen: "ich gebe Ihnen mal meine Bewerbung, weil ich hier arbeiten möchte." Die Schule kann dich nur einstellen, wenn sie auch ausschreiben darf.
    Es kann allerdings ggf. passieren, dass eine Stelle so ausgeschrieben wird, dass ein (bekannter) Wunschkandidat sich genau auf diese Stelle bewerben kann.


    kl. gr. Frosch

  • Zitat

    Original von Nebelparder
    - Welche Fächerkombi passt zueinander bzw wie viele Fächer kann man überhaupt schaffen? (Ich würde gerne Deutsch, Geschichte, Philo und Sozi nehmen)


    Nicht vergessen sollte man auch den Aspekt, wie gefragt ein Fach auf dem Lehrerarbeitsmarkt sein wird - Deutsch, Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften gehören allesamt nicht zu den 'gefragten' Fächern (auf Nachfrageseite!), so dass es in ein paar Jahren schwer sein wird, mit den Fächern eingestellt zu werden.

  • Vieles hast Du schon beantwortet bekommen.


    Zum Praktikum: Wie wäre es ein Praktikum in einem anderen Bundesland zu machen? Das ginge sicher auch während er Sommerferien oder so, weil die sich ja doch unterscheiden. Wenn wir in BW und Bayern beginnen ist der Norden schon fast wieder durch!


    Am Besten kann man es finde ich beurteilen, wenn man mal reingeschnuppert hat.
    Zum Thema "was kann ich mit dem Studium dann anfangen"- das kommt sehr darauf an. Ich bin nicht in der Sek. sondern in der GS und mit dem Studium kannst Du eigentlich wenig anderes anfangen.

  • Ersteinmal danke für die vielen Antworten, das hilft mir schon mal sehr weiter :)


    Ich versuche mal, hintereinander weg auf einige Dinge einzugehen:


    Ich glaube, dass ich vom Arbeitsaufwand des Berufs relativ realistische Vorstellungen habe, dass man nie wirklich Feierabend hat bekomme ich auch von den Eltern eines Freundes mit. Als Gesamtschullehrer sind es dort nicht nur Klausuren zu berichtigen, Stunden vorzubereiten, an Konferenzen teilzunehmen usw, sondern die scheinen auch zu Sozialpädagogen zu mutieren, die sich aus Sicht vieler Mütter auch um das psychische Wohl ihrer Sprösslinge zu kümmern haben. Ich habe sogar als eher entfernte Bekannte dieser beiden Lehrer schon sehr häufig mitbekommen, wie spät Abends das Telefon klingelte und Mütter oder Schüler anriefen und die krudesten Wünsche und Forderungen stellten.
    Aber an sich wäre das für mich kein Problem, ich bin ein Großfamilienkind, bin Trubel gewöhnt und habe eigentlich immer grundsätzliches Interesse daran, mich mit möglichst vielen verschiedenen Charakteren auseinander zu setzen.
    Was mir mehr Sorgen macht ist das eher schlechte Bild mancher Kollegen und das anscheinend oft schlechte Klima im Lehrerzimmer. Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Ich zB kann mich durchaus durchsetzen, aber schwierig war es für mich immer, wenn es auf kollegialer Ebene Intrigen und Unstimmigkeiten gibt.


    das "Vor einer Gruppe sprechen" kann man denke ich bis zu einem gewissen Grad trainieren. Vor zwei Jahren hätte ich das noch für unmöglich gehalten, aber mittlerweile fällt es mir leichter und ich denke, umso charakterfester man ist, desto einfacher wird es.


    Welche Fächer sind NC abhängig?


    Frauen ab 30 OHNE Kinder werden seltener eingestellt? Wieso? Weil sie quasi "jeden Moment" Kinder kriegen könnten? *g*


    Wie sieht es generell mit der Verbeamtung aus? Nehmen wir an ich fange das Studium mit knapp 29 an? Wie so etwas abläuft weiß ich gar nicht.


    An meiner Schule ist mir auch die hohe Quote der Lehrer aufgefallen, die rund 20 Schulstunden die Woche haben, das ist ja wirklich nicht viel, Kann man von dem Geld denn überhaupt über die Runden kommen?


    Kiray: Was meinst du genau mit "Lernen durch Lehren"? Ich kann es mir ein wenig vorstellen, aber konkret kenne ich das nicht.


    Organisieren ist nicht mein Problem. Ich habe 3 Jahre als RENO bei einem Anwalt gearbeitet, habe im Grunde penetrant 5 Dinge gleichzeitig gemacht und wenn mir eines leicht fällt, dann das sortieren, terminieren, abgleichen, telefonieren, einteilen der zeit/Aufgaben usw. :D


    Also generell muss man also davon ausgehen, dass man nicht an dem Schultyp landet, den man gerne gehabt hätte? Das heißt, wenn ich Lehramt studiere und das für Berufsschulen muss ich damit rechnen, später doch an einer Gesamtschule zu landen? Das ist ja doch ein Unterschied, ob ich Schüler von 12 bis 18 vor mir habe, oder ab 20 Jahren aufwärts.


    Welchen Schultyp würdet ihr bei freier Wahl aus welchem Grunde vorziehen?


    philosophus: Ich denke danach kann ich mich nicht orientieren. Dass mathematische Fächer gefragter sind (Physik, Chemie, Mathe) ist ja schon seit Jahren so, aber letztendlich muss man ja studieren was einem liegt, wenn man dann auch richtig gut sein möchte und nach Studium und Referendariat könnte die Situation ja schon wieder anders aussehen.


    Ich war ein Jahr an einer Berufsschule, an der auch Psychologie unterrichtet wurde. Da mein Interesse an Psychologie sowieso sehr groß ist wäre es natürlich naheliegend, Psychologie für Berufsschulen auf Lehramt neben Deutsch und Geschichte zu studieren. Kennt sich damit jemand aus? Bisher habe ich niemanden gefunden, der mir dazu konkreteres sagen konnte.


    Nuki, meine Sommerferien fangen in knapp 5 Wochen an, die sind Urlaubs- und praktikatechnisch schon verplant. Möglich wären noch die kürzeren Ferien im kommenden Jahr, aber da werde ich wohl im Abiturstress stecken, denn das ist ja auch schon in einem Jahr. Schon merkwürdig, in dem einen Moment hat man das Gefühl, noch ewig Zeit zu haben um sich zu entscheiden und dann muss auf einmal alles ganz schnell gehen ^^


    Aber ich denke es ist am sinnvollsten, irgendeine Möglichkeit zu finden, bei der ich definitiv mal praktisch arbeiten kann, denn wenn ich mich drumherum drücke werde ich wohl auch einfach nicht die emotionale Sicherheit erlangen können, dass das wirklich die richtige Wahl ist. Da hat man wohl einfach ein wenig Angst vor dem "kalten Wasser ;)

  • @ Nebelparder:


    Lustig ist Deine Signatur aber auch nicht.


    Gruß
    Super-Lion

  • Zitat

    Original von Nebelparder
    An meiner Schule ist mir auch die hohe Quote der Lehrer aufgefallen, die rund 20 Schulstunden die Woche haben, das ist ja wirklich nicht viel, Kann man von dem Geld denn überhaupt über die Runden kommen?


    ...


    Organisieren ist nicht mein Problem. Ich habe 3 Jahre als RENO bei einem Anwalt gearbeitet, habe im Grunde penetrant 5 Dinge gleichzeitig gemacht und wenn mir eines leicht fällt, dann das sortieren, terminieren, abgleichen, telefonieren, einteilen der zeit/Aufgaben usw. :D


    Du scheinst noch keine realistische Einschätzung vom Lehrerberuf zu haben.


    20 Unterrichtsstunden sind überhaupt nicht mit 20 Arbeitsstunden woanders zu vergleichen, da das ganze "Drumherum" fehlt (Vor-/Nachbereitung, Korrekturen, Konferenzen, Beschaffung/Erstellung/Bereitstellung von Arbeitsmaterialien, Gespräche,...). Und dieses "Drumherum" nimmt dir NIEMAND ab, keine Sekretärin, kein Outsourcing, kein Kopierservice,... Zudem kann der psychische Stresslevel einer Unterrichtsstunde sehr hoch sein...


    Und die allermeisten Kollegen und Kolleginnen gehen auf Teilzeit nicht etwa, weil man vom reduzierten Gehalt so gut leben kann, sondern aus Überlastungsgründen.


    Und dein Organisationstalent mag eine nützliche Eigenschaft an dir sein, aber setze einmal ein realisitsches Zeitfenster fürs "Organiseren" von 5% bis max. 10% deiner wöchentlichen Arbeitszeit an. Der Rest geht für andere Tätigkeiten drauf.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • "Lernen durch Lehren" ist eine Unterrichtsmethode, in der Schüler ihre Mitschüler unterrichten, also für eine kurze Zeit selber Lehrende sind, wenn du einen Lehrer bittest, ob du das mal versuchen kannst, bekommst du vielleicht einen weiteren Einblick in den Beruf, google einfach mal.


    Und Lehrerkollegien gibt es sehr unterschiedliche, ich habe supertolle Kollegen (naja, nicht alle 70, aber 85%) und würde mit niemandem tauschen wollen, eine gute Freundin hat Pech gehabt und viele Zickereien im Kollegium, da würde ich sofort einen Versetzungsantrag stellen...

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Zitat

    Original von Super-Lion
    @ Nebelparder:


    Lustig ist Deine Signatur aber auch nicht.


    Gruß
    Super-Lion


    Geschmackssache. Das ist ein Zitat von Hildegard Knef und wenn du jeden Tag bis 15 Uhr zur Schule gehst, nebenbei einen Haushalt führen, 20 Stunden arbeiten musst um überhaupt finanziell zu überleben und dann noch Sport machen und ein paar Hobbys haben willst, die durch solche Sachen wie Orchesterauftritte noch ein wenig an Anspruch besitzen, und natürlich für Klausuren und fürs Abi lernen musst, dann findest du das witzig.
    :D


    Mikael, ich bin auf die Sache mit der Sekretärin eingegangen, weil das vorher erwähnt wurde. Ich halte das für diesen Beruf für drittrangig, auch wenn ich einigen Lehrern eine Sekretärin gönnen würde ;) Ein Talent für Zeiteinteilung kann denke ich allerdings in den wenigsten stressigen Berufen schaden.


    Mir ist klar, dass mir das ganze Drumherum niemand abnimmt, dass sagte ich ja bereits in vorausgegangenen Posts und ich gehe nicht davon aus, dass die Lehrer auf Teilzeit aus Spaß so wenige Stunden arbeiten. Wobei man ja eher sagen muss, dass sie wenige Stunde haben, die auch bezahlt werden. Ich frage mich trotzdem, wie man da dauerhaft finanziell überleben soll.
    Nach drei Jahren Kommunikation mit zwei Gesamtschullehrern, zwei Gymnasiallehrer in der Verwandtschaft und Rücksprache mit denen, bei denen ich derzeit Unterricht habe ist mir denke ich schon klar geworden, auf welche Form von Stress und Arbeit ich mich einstellen muss, die können mir aber leider trotzdem lang nicht alle Fragen beantworten. Dafür ändern sich die Anforderungen eben doch zu oft.


    Kiray, wie hoch würdest du die Abhängigkeit einschätzen, die gegenüber Kollegen so vorhanden ist? Also wie sehr schränkt es einen in der eigenen Lehrertätigkeit ein, wenn man mit einem teil des Kollegiums so garnicht auskommt, wie es bei deiner guten Freundin der Fall ist?

  • Zitat

    Original von Nebelparder
    [Teilzeit]
    Ich frage mich trotzdem, wie man da dauerhaft finanziell überleben soll.


    Man erhält als Lehrer keinen Stundenlohn; bei vollem Stundendeputat und vollem Gehalt wird der Unterricht als ein Teil der gesamten Arbeitszeit angesehen. Ein reduziertes Deputat führt dann zu einem anteilig reduzierten Gehalt, bei dem durchaus noch einiges übrig bleibt. Das Lehrergehalt ist insgesamt zwar nicht unmäßig aber man kann gut davon leben.


    Zitat

    Kiray, wie hoch würdest du die Abhängigkeit einschätzen, die gegenüber Kollegen so vorhanden ist? Also wie sehr schränkt es einen in der eigenen Lehrertätigkeit ein, wenn man mit einem teil des Kollegiums so garnicht auskommt, wie es bei deiner guten Freundin der Fall ist?


    Kann man schlecht beantworten - das kann wahrscheinlich so oder so laufen, wie in anderen Berufsgruppen mit anderen Kollegen auch.


    Nele

  • Zitat

    Original von Nebelparder
    ich bin 27 (weiblich) , mache gerade auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur


    Wenn Nebelparder ihr Abitur auf dem zweiten Bikdungsweg nachmacht, dann haben dort die Kollegen der SekII tatsächlich mit 22 Wochenstunden Unterricht ein volles Stundendeputat. Für die Sek I gelten 25 Stunden. Für zusätzlichen Aufgaben oder eine höhere Belastung durch mehrere Schulstandorte, bekommt man Entlastungsstunden, zumindest in NRW.


    Ich schließe mich dem Rat der Kollegen an, mach ein Praktikum an einer Schule deiner Wahl. Ob der Lehrerberuf weniger oder mehr eine Charakterfrage ist, als zum Beispiel der eines Anwalts oder Arzte swage ich zu bezweifeln.

  • Zitat

    Original von Nebelparder


    Kiray, wie hoch würdest du die Abhängigkeit einschätzen, die gegenüber Kollegen so vorhanden ist? Also wie sehr schränkt es einen in der eigenen Lehrertätigkeit ein, wenn man mit einem teil des Kollegiums so garnicht auskommt, wie es bei deiner guten Freundin der Fall ist?


    DAS ist eine Frage des Charakters. ;) In der Praxis ist es absolut möglich als Einzelkämpfer ein erfolgreiches Lehrerdasein zu führen, für mich wäre das der Horror - in welchem Beruf auch immer. Den Aspekt kann man daher schlecht als Entscheidungskriterium für oder gegen einen bestimmten Beruf anführen.

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Kiray nein, davon mache ich meine Entscheidung natürlich auch nicht abhängig. Aber ich kenne mich und weiß, dass ich schnell unter einem schlechten Kollegenklima leide. Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass man als quasi Einzelkämpfer durch kommt.


    Mich hatte die reduzierte Stundenzahl ein wenig gewundert, weil zB einer meiner Lehrer nur 20 Unterrichtsstunden gibt, gerade Vater geworden ist und seine Frau auch nicht arbeitet. Außerdem sagte mir ein anderer jüngerer Lehrer, der mit 29 gerade dabei wird, verbeamtet zu werden, dass man nur die Stunden bezahlt bekäme, die man quasi in der Klasse unterrichtet und keine Stunde mehr. Vielleicht habe ich das falsch verstanden? Mich hätte dann nämlich sehr gewundert, wie eine Familie mit einem 20 Stundengehalt auskommen will... aber der betreffende Lehrer ist auch noch Stufenleiter und Beratungslehrer für eine Semesterstufe, dann sieht die Sachlage ja anscheinend anders aus.


    Wie das Gehalt insgesamt aussieht ist mir dabei eigentlich egal. Ich habe keine Ambitionen, in 10 Jahren Millionär sein zu wollen :D und da ich bereits eine Ausbildung gemacht und gearbeitet habe, möchte ich jetzt etwas machen, dass mir auch Spaß macht. Da gehe ich einfach davon aus, dass man bei Vollzeit auch ganz gut überleben kann.

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