Wie würdet Ihr reagieren?

  • Hallo zusammen,


    als Quereinsteigerin ist es mir nun schon einige Male in Gesprächen mit Lehrern, die auf Lehramt studiert haben, passiert, dass die Aussage kam: "Wahnsinn, dass die [Ministerium, SL, ...] so etwas zulassen, einen Quereinsteiger ohne pädagogische Ausbildung als Lehrer einzustellen!?". Ich bemühe mich immer, die Aussage nicht persönlich zu nehmen und mich in die Situation dieser Lehrer zu versetzen. Aber bessere Antworten als einfaches Ignorieren oder "na ja, es gibt halt Lehrermangel" oder "die pädagogische Ausbildung muss ich ja nachholen" oder "dafür habe ich bezogen auf mein Fach zehn Jahre Praxiserfahrung" fallen mir nicht ein. Und das wurmt mich irgendwie. Wie würdet Ihr reagieren?


    Überhaupt würde mich interessieren, ob Ihr das Gefühl habt, als Quereinsteiger schon von vornherein mehr kämpfen zu müssen, z.B. um Achtung im Kollegenkreis? Wie geht Ihr damit um?


    Es gab dazu 2003 mal einen Artikel im SPIEGEL, wer ihn lesen mag: [URL=http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,247837,00.html]hier entlang bitte.[/URL]


    Danke.

    Beste Grüße
    von und aus dem Kiefernwald

  • Mh, das stelle ich überhaupt nicht fest. Ganz im Gegenteil. Dadurch dass ich den Beruf selbst mal gelernt habe, in dem ich hauptsächlich unterrichte, werde ich als äußerst kompetent für diesen Beruf angesehen! Wir haben auch viele BK-Lehrer, die direkt den Weg vom Abi zur Uni gewählt haben und alle sagen: Deine Berufsausbildung ist Gold wert.


    Aber wenn man es sich mal überlegt ist es wirklich Wahnsinn: Ich arbeite in dem Beruf, den ich noch studiere! Das ist ja so, als würde ein Medizinstudent bereits operieren ;) Überspitzt gesehen.


    Mein Hauptseminarleiter sagte mal, dass er im Seminar und 2. Staatsexamen keinen Unterschied zwischen den Quereinsteigern und den regulären Refs sehen könnte. Das spricht leider nicht für das Lehramtsstudium!

  • Hm...


    Ich frage mal nach den Fakten:


    1) Wieviel haben die originären Lehramtsstudenten denn an fachwissenschaftlichen Inhalten studiert?


    > In einem Fach mehr als die Seiteneinsteiger, in einem weniger.


    2) Wie hoch ist tatsächlich der Anteil des erziehungswissenschaftlichen Begleitstudiums?


    > Sehr überschaubar.


    3) Wie zahlreich sind die Praxiserfahrungen in den Tätigkeiten an der Schule während des Studiums?


    > Quantitativ nicht zahlreich.


    4) Wie zahlreich sind die Praxiserfahrungen in den Tätigkeiten der unterrichteten Fächer außerhalb der Schule?


    > In der Regel quantitativ und qualitativ sehr überschaubar.


    5) Wodurch unterscheidet sich die Ausbildung in der zweiten Ausbildungsphase (Referendariat und Studienseminar) eines Seiteneinsteigers von der eines originären Lehramtsstudenten?


    > vgl. die Einschätzung des Hauptseminarleiters



    Ich schließe: Die Argumentation, dass originäre Lehrämtler qualitativ eine höherwertige Ausbildung mitbringen (gar eine pädagogische!), scheint mir sehr fragwürdig.


    Und ganz rheinisch: "Jede Jeck is anders"
    und: Viele Wege führen nach Rom.



    Mit ganz viel Optimismus und einem "Lasst euch nicht unterkriegen!" grüßt
    sachensucher

  • Weißt du, es gibt bestimmte Fächer, da versteh ich auch nicht, warum man Quereinsteiger als Lehrer einsetzt: ich habe das Ref an einer Schule gemacht, an der jemand mit Deutsch und Geschichte als Quereinsteigerin unterrichtet hat und dazu nie das Latinum gemacht hat, was eigentlich, hätte sie "normal " auf Lehramt studiert, nötig gewesen wäre. Ich musste das Latinum für meine beiden Fächer auch nachholen, und da fühlt man sich schon leicht veräppelt, weil man das mal nicht eben so nachholt während des Studiums. Außerdem gibt es die Kombi D/Ge sowieso schon oft genug.


    Aber sieht die Sache am BK nicht etwas anders aus als am Gymnasium? Ich meine, dort ist es doch viel wichtiger Praxiserfahrung zu haben als am Gy oder an der Gesamtschule. Von daher hast du doch eigentlich immense Vorteile und das Provozieren kann dir doch egal sein.


    Liebe Grüße von Effi

  • Ist es nicht wichtig auch - und vielleicht hier sogar gerade - am Gymnasium Berufserfahrung mitzubringen? Jede Schulform soll doch früher oder später in einen Beruf führen.

  • Zitat

    ich habe das Ref an einer Schule gemacht, an der jemand mit Deutsch und Geschichte als Quereinsteigerin unterrichtet hat und dazu nie das Latinum gemacht hat, was eigentlich, hätte sie "normal " auf Lehramt studiert, nötig gewesen wäre. Ich musste das Latinum für meine beiden Fächer auch nachholen, und da fühlt man sich schon leicht veräppelt, weil man das mal nicht eben so nachholt während des Studiums.


    Das liest sich jetzt aber ein bisschen wie eine Neiddebatte. Außerdem, wozu eine tote Sprache? Gibt es tatsächlich Deutsch- bzw. Geschichtslehrer die Quellenstudium betreiben und Latein evtl. dort brauchen? Ich hab da so meine Zweifel...


    Kiefernwald
    Derartige "Argumente" kenne ich auch, aber wenn man sich dann mal mit etwas erfahrernen Lehren unterhält kommt auch schnell raus, dass sie das meiste, an pädagogischem Know-How was sie im Beruf benötigen über Erfahrung nach dem Referndariat gelernt haben.


    Ansonsten hier im Forum mal suchen, es gibt etliche Threads, die sich mit den Thema Lehrerausbildung und deren Probleme beschäftigen.



    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Zitat

    Original von Kiefernwald
    Wie würdet Ihr reagieren?


    Höflich schweigen. Du hast es nicht nötig, dich zu verteidigen. Die Schule braucht dich, deshalb wurdest du eingestellt, und du tust dein Bestes.


    Du kannst natürlich auch vorbehaltlos zustimmen: "Ja, stimmt eigentlich, wie kann es nur sein, dass ich unterrichten darf! Aber die wollten mich ja unbedingt haben! Das ist so ein schwerer Job - aber ihr werdet mich ja sicher unterstützen, ihn zu lernen." Merke: Lehrer leiden unter der geringen öffentlichen Anerkennung - jeder hackt auf ihnen herum - und wenn dann da jemand so von der Seite reingeschneit kommt, das geht natürlich gegen die Ehre.


    Das meine ich ernst. Ich kann es wirklich verstehen. Das Referendariat ist vielleicht zeitlich nicht so belastend, aber persönlich sicher mehr, denn es geht um die berufliche Bewährung, die man als Seiteneinsteiger ja schon längst erfahren hat. Lustig ist es nie, Azubi zu sein. Da brauchst du ein dickes Fell.


    Harre aus - es geht vorbei.

  • Erstmal danke für Eure Antworten, durchweg aufbauend!


    Konkret zu ein paar Anmerkungen:


    Zitat

    Original von Sissymaus
    Mein Hauptseminarleiter sagte mal, dass er im Seminar und 2. Staatsexamen keinen Unterschied zwischen den Quereinsteigern und den regulären Refs sehen könnte. Das spricht leider nicht für das Lehramtsstudium!


    Ähnliche Einschätzungen habe ich auch schon vernommen, deshalb wundern mich die Kommentare zum Quereinstieg oft auch nur.


    Zitat

    Original von sachsucher
    Viele Wege führen nach Rom.


    Danke für die Erinnerung an diesen altbekannten Satz. Ich werde ihn beim nächsten Kommentar zur Anwendung bringen.


    Zitat

    Original von EffiBriest
    Aber sieht die Sache am BK nicht etwas anders aus als am Gymnasium? Ich meine, dort ist es doch viel wichtiger Praxiserfahrung zu haben als am Gy oder an der Gesamtschule. Von daher hast du doch eigentlich immense Vorteile und das Provozieren kann dir doch egal sein.


    Ersteres sehe ich nicht ganz so. Ich hätte mir am Gym gewünscht, dass meine Lehrer mehr Praxisbezug gehabt hätten. Zweiteres stimmt, aber eben an der Gesamtschule. Meine Schüler lieben es, wenn ich aus meinem Praxis-Nähkästchen plaudere.


    Zitat

    Original von pintman
    Ist es nicht wichtig auch - und vielleicht hier sogar gerade - am Gymnasium Berufserfahrung mitzubringen? Jede Schulform soll doch früher oder später in einen Beruf führen.


    Das sehe ich genauso.


    Zitat

    Original von SteffdA
    Derartige "Argumente" kenne ich auch, aber wenn man sich dann mal mit etwas erfahrernen Lehren unterhält kommt auch schnell raus, dass sie das meiste, an pädagogischem Know-How was sie im Beruf benötigen über Erfahrung nach dem Referndariat gelernt haben.


    Ja, interessanterweise sind es tatsächlich eher die jüngeren Lehrer, die komische Kommentare machen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass eine Art Konkurrenzdruck auf ihnen lastet, obwohl wir gar nicht in Konkurrenz zueinander stehen.


    Zitat

    Original von Piksieben
    Harre aus - es geht vorbei.


    Danke, das werd' ich machen.

    Beste Grüße
    von und aus dem Kiefernwald

  • Hallo Kiefernwald, danke für den Thread, das Thema hat mich schon recht viel beschäftigt!


    Zwei Gedanken von mir dazu, zunächst bezogen auf normale Referendare:


    1. Der oben (wenn auch in anderem Zusammenhang erwähnte) Begriff der Neiddebatte spielt wahrscheinlich eine größere Rolle, als man sich wünschen würde. Die Fakten sind hier in NRW so: Ein Seiteneinsteiger verdient 2,5 mal soviel wie ein regulärer Referendar und hat nicht den Druck, die Prüfung möglichst gut zu bestehen, da die Stelle ja bereits sicher ist. Dass wir dafür auch erheblich mehr unterrichten, wird gerne mal vergessen. Ich halte es sogar für einen Vorteil, da man so auch schneller Routine entwickelt.


    2. Wenn ich mir manche Referendare so ansehe, bin ich sehr froh, mein nach dem Abi begonnenes Lehramtsstudium abgebrochen zu haben. Ich halte die Karriere Schule-Uni-Schule (möglicherweise ohne Nebenjobs oder Auslandszeiten) für höchst zweifelhaft. Der Lebensmittelpunkt war also immer eine Bildungseinrichtung, ich finde das fast traurig. Dann kommen auf einmal wir in die Schule und ins Seminar, haben möglicherweise ganz andere Dinge zu erzählen und "stören den Frieden".


    Den zweiten Gedanken kann man eventuell auch auf ältere Kollegen übertragen; wer weiß den schon, wie viele unzufrieden sind, eben weil sie immer nur zur Schule gegangen sind?


    Noch eine Sache hat mich des öfteren gestört: Immer wieder hört man den Vorwurf durch, man mache den Seiteneinstieg nur wegen der existenziellen Sicherheit. Dieser Aspekt spielt auch tatsächlich häufig eine Rolle (bei mir auf jeden Fall, war vorher meist schlecht bezahlter Freiberufler). Ich kenne persönlich aber jede Menge Leute, die sich nicht zuletzt wegen der später zu erwartenden Sicherheit direkt für ein Lehramtsstudium entschieden haben. Mir klingt das doch etwas unaufrichtig, die grundständigen Lehrer sind nicht alle reine Idealisten!


    Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass ich an meiner eigenen Schule von den festen Kollegen nichts dergleichen erlebt habe. Im Gegenteil, es wird (für mich manchmal fast peinlich) genau darauf geachtet, dass ich eben kein Referendar, sondern vollwertiges Mitglied des Kollegiums bin. Von Referendaren dagegen gab es schon mal Andeutungen, wie gut wir Seiteneinsteiger es doch hätten.


    Ich möchte keine Kluft aufreissen, das sind nur Erklärungsversuche für die Ausgangsfragestellung und eigene Erlebnisse!


    Viele Grüße!

  • Zitat

    Original von brasstalavista
    Ich möchte keine Kluft aufreissen, das sind nur Erklärungsversuche für die Ausgangsfragestellung und eigene Erlebnisse!


    Ich fand deine Darstellung sehr ausgewogen und deinen letzten Satz sehr wichtig. Wir sollten die Grabenkämpfe nicht auch noch hier im Forum ausfechten, sondern lernen, gegenseitig voneinander zu profitieren. Gerade weil ich von einigen Stellen immer wieder höre, dass die Durchmischung im Kollegium und die damit einhergehende individuelle Ungerechtigkeitsempfindung in Zukunft eher stärker ausgeprägt sein wird.

  • Hallo brasstalavista,


    Danke für Deine Erklärungsversuche. Nein, eine Kluft aufreißen wollte ich auch auf keinen Fall. Mich hat nur interessiert, ob andere Seiteneinsteiger ähnliche Erlebnisse haben und vor allem, wie man am besten darauf reagiert bzw. nicht reagiert. Für mich sind die schönen Erlebnisse mit den fest angestellten, zumeist älteren Lehrern, die mich für meine Fachlichkeit und Berufserfahrung zu schätzen scheinen, nach wie vor in der Überzahl. Ich war nur gestern etwas "neben der Spur", weil ich - wieder einmal - folgendes erlebt hatte:


    Momentan teile ich mir eine Stelle mit einer Grundschulpädagogin, die gerade ihr erstes Staatsexamen bestanden hat. Sie fängt nun, gleich nach dem Studium genau in der Schule an zu arbeiten, in die sie bis vor ein paar Jahren selbst für 13 Jahre gegangen ist (Schule-Uni-Schule, reiner Bildungseinrichtungs-Lebenslauf ohne große "Brüche"). Versteht mich nicht falsch, ich achte JEDEN Menschen. Aber gestern kam von dieser Frau ein abfälliges Kommentar zum Seiteneinstieg. Da hat es mich doch ziemlich geschüttelt, und ich habe mir gedacht: "Mädchen, komm erst mal im Leben an.", so arrogant das vielleicht klingen mag. Aber ich habe eben rein alterstechnisch zehn Jahre mehr auf dem Buckel, zehn Jahre mehr Berufserfahrung (in der freien Wirtchaft), zwei Kinder... Aber ich wäre NIE auf die Idee gekommen, einen Seiteneinsteiger in "meiner" Firma, von denen es übrigens zu Hauf gab (Mathematiker, Physiker, Gesellschaftswissenschaftler,...), quasi zur Begrüßung erst einmal abzuwerten, weil er keine Wirtschaftsausbildung hat.


    Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Ich werde mich auf die Kinder und das Fachliche konzentrieren. Daraus schöpfe ich meine Kraft und Lust am Job. Und das ist es nun mal - ein Job. In der freien Wirtschaft rennen ja auch zuweilen ein paar "Komiker-Kollegen" herum. ;)

    Beste Grüße
    von und aus dem Kiefernwald

  • Zitat


    Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Ich werde mich auf die Kinder und das Fachliche konzentrieren. Daraus schöpfe ich meine Kraft und Lust am Job. Und das ist es nun mal - ein Job. In der freien Wirtschaft rennen ja auch zuweilen ein paar "Komiker-Kollegen" herum. ;)


    Das ist wohl das beste, was Du machen kannst! Mir rollen sich auch manchmal die Fußnägel, wenn ich von dem Vorurteil der "faulen" Lehrer höre. Das mit den Seiteneinsteigern hatte ich (wie gesagt) weder von Kollegen noch von unseren Refs gehört. Da würde es mich aber ähnlich schütteln! *hust*


    Was ein kollege allerdings mal gesagt hat: Die Seiteneinsteiger kommen oft aus der sehr stressigen Wirtschaft und sind dem nicht mehr gewachsen oder wollen einen Gang runterschalten und tun es dann auch. Leider kann ich das nur bestätigen, denn es entsetzt mich doch etwas, wie manche Kollegen ihren Beamten- oder sicheren Angestelltenstatus nutzen, um möglichst wenig Dienst zu tun! Und da rede ich ausnahmslos von den jungen Kollegen und SEs. Das macht mich etwas traurig.

  • Zitat

    Original von Sissymaus
    Die Seiteneinsteiger kommen oft aus der sehr stressigen Wirtschaft und sind dem nicht mehr gewachsen oder wollen einen Gang runterschalten und tun es dann auch. Leider kann ich das nur bestätigen, denn es entsetzt mich doch etwas, wie manche Kollegen ihren Beamten- oder sicheren Angestelltenstatus nutzen, um möglichst wenig Dienst zu tun! Und da rede ich ausnahmslos von den jungen Kollegen und SEs. Das macht mich etwas traurig.


    Ja? Ist das so? Als SE hast Du doch aber zwar vielleicht eine Menge Fachlichkeit und Berufserfahrung, aber der Umgang mit Schülern ist idR neu. Da gibt es - zumindest für mich - viel zu lernen, vorzubereiten, nachzubereiten,... Der Aufwand ist nicht gering. Ich vergleiche ihn mit einem 60h-Job in der Wirtschaft.


    Aber reden wir mal tacheles. Was hat Euch, Seiteneinsteiger, denn primär bewegt, ebensolche zu werden?


    Ich hatte zehn Jahre lang einen Job, in dem ich häufig Montagfrüh zu einem Kunden geflogen bin (entweder innerhalb Deutschlands, manchmal weltweit) und erst Donnerstag- oder Freitagabend zurückkam. Mit zwei Kindern ist solch ein Job nicht zu wuppen, wenn man noch "ein bisschen" Zeit für die Familie "übrig" haben möchte. ;) Das war EINER der Gründe, weshalb ich mir einen Job gesucht habe, in dem so gut wie keine vergleichbare Reisetätigkeit erforderlich ist. Hinzu kamen:


    - ich unterrichte gern (hatte in meinem früheren Job viele Schulungen zu halten, allerdings von Erwachsenen)
    - ich bin gern mit Kindern zusammen. Es macht mir einfach Spaß. (Auch wenn es anstrengend ist. ;))
    - ich wollte mich auf mindestens zwei Themen konzentrieren. In meinem alten Job musste ich immer von Kunde zu Kunde und von Thema zu Thema springen. Da kriegt man auf die Dauer eine gute Helikopterperspektive, aber wenig "Tiefe".

    Beste Grüße
    von und aus dem Kiefernwald

  • Ich möchte gern nochmal was zur Neiddebatte sagen:
    SteffdA: ob du es glaubst oder nicht, für Geschichte brauchte man an der Uni, an der ich studiert habe, tatsächlich das Latinum, ebenso für Deutsch und die gesamten Fremdsprachen. Wie würdest du denn darüber denken, wenn du den "normalen" Weg gegangen wärst, sprich Latinum gemacht hast, was man ja nicht eben so macht, und triffst dann im Referendariat auf jemanden, der dies nicht brauchte und trotzdem LehrerIn werden kann? Natürlich ist man da sauer und verärgert, ich war es zumindest, und ich find das auch Jahre später noch verständlich. Zumal man mit Deutsch und Geschichte damals wirklich die Straße pflastern konnte, da ist es mir auch jetzt noch unverständlich, wie man diese Kombi anerkennen kann, Neid hin oder her.

  • Tut mir Leid, aber ich finde, das hört schlicht und ergreifend nach Neid an. Ich habe mein Latinum an der Schule gemacht und brauchte es nicht für mein Informatikstudium - logischerweise. Auch meine zweite Fremdsprache (Französisch) hilft mir heute wenig. Für Mediziner ist das Latinum als Eingangshürde auch gefallen. Die Welt ist im Wandel. Vieles ist nicht gerecht.


    Mir hat das Latinum dennoch geholfen, die deutsche Sprache besser zu verstehen. Insoweit war es doch irgendwie nützlich. Freue dich doch darüber, dass du diese Zusatzqualifikation hast. Wenn sie dich im Berufsalltag nicht weiter bringt, würde ich mir über die erregen, die sie fordern und für die freuen, die sie nicht brauchten.

  • Pintman, ich glaube du hast schlicht und ergreifend nicht verstanden, was ich dir sagen wollte. Du sagst selber, dass man das Latinum nicht braucht, worüber und warum sollte ich mich dann darüber freuen? Über die vergeudeten Semesterferien? Was wäre wenn ich es nicht bestanden hätte? Dann wäre das ganze Studium gelaufen gewesen.


    Und den letzten Satz verstehe ich nicht. Was meinst du damit?

  • Manche Setzungen in dieser Diskussionen verstehe ich nicht so ganz.


    Neid? Ist böse, bah! Man ist nicht neidisch!
    In Wahrheit ist Neid etwas absolut Selbstverständliches. Als Kiefernwalds Kollege wäre ich möglicherweise auch neidisch. Jemand, der auf die Tortur des nachgemachten universitären Latinums verzichten darf, klar bin ich auf den neidisch. Und soll mir keiner erzählen, es gebe in der freien Wirtschaft kein Neidproblem. Allerdings dürfte Kiefernwald von mir erwarten, dass ich solche Gefühle für mich behalte. Zumindest solange, bis mir ein Seiteneinsteiger einige allzu selbstgefällige Sprüche servierte. ("Junge, komm erstmal so wie ich mit meiner freien Wirtschaftserfahrung im Leben an...")


    30 Jahre im eigenen Saft braten? Nie aus dem System Schule herausgekommen zu sein? Igitt! Geht ja gar nicht! Im Zeitalter des Event-Hoppings und TV-Zappings muss man immer wieder Neues erleben, überall mal reingeschnuppert haben. Ob das oberflächlich bleibt? Egal, es geht um Quantität, nicht um Qualität!
    Kaum einer käme auf die Idee zu argumentieren, dass jemand, der über Jahrzehnte im System gearbeitet hat, ein absoluter Vollprofi sein kann, von dem jeder Jungspund und Seiteneinsteiger sich 'ne Menge abgucken könnte. Gibt's aber auch.


    Auf einer Skala von "absolut unbrauchbar für Schule und Unterricht" bis zu "Naturtalent im Unterricht" lassen sich auch unsere Seiteneinsteiger einsortieren (die angestammten KollegInnen natürlich auch). Und wir haben tatsächlich schon das eine oder andere "Naturtalent" an Land gezogen. Es gibt aber erstaunlich vele, die doch mehr oder weniger zu glauben scheinen, Unterricht sei eine Art Vorlesung und mit einem Wikipedia-Ausdruck (das sehen Schüler sofort!) zu halten. Das verwundert mich, weil es m.E. tatsächlich keines LA-Studiums bedarf, um sich schnell mal ein paar pädagog. Grundlagen anzueignen. Dass dies aber eben doch nicht selbstverständlich zu sein scheint, könnte darauf hinweisen, dass das Studium der Profis eben doch nicht völllig für den A*** war.


    Zitat

    Original von pintman
    Ist es nicht wichtig auch - und vielleicht hier sogar gerade - am Gymnasium Berufserfahrung mitzubringen? Jede Schulform soll doch früher oder später in einen Beruf führen.


    Es ist sicher wünschenswert, auch Gymnasiasten über den Tellerrand schauen zu lassen (und die überall wie Pilze aus der Erde sprießenden Schülerfirmen sind nur ein Beispiel, dass da auch vieles in Bewegung ist), aber grundsätzlich bleibt trotzdem: Die gymnasiale Ausbildung ist eine, die zum Studium befähigen soll. Das bleibt originäres Ziel.

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

  • Zitat

    Original von BillyThomas
    Neid? Ist böse, bah! Man ist nicht neidisch!


    Das verletztliche Handeln dem Beneideten gegenüber, das aus dem Neid erwächst, das wurde kritisiert (zumindest von mir).


    Und ich habe deutlich geschrieben, dass ich NIE auf die Idee käme, Dich anzusprechen mit dem Satz

    Zitat

    Original von BillyThomas
    ("Junge, komm erstmal so wie ich mit meiner freien Wirtschaftserfahrung im Leben an...")


    Du schreibst:


    Zitat

    Original von BillyThomas
    30 Jahre im eigenen Saft braten? Nie aus dem System Schule herausgekommen zu sein? Igitt! Geht ja gar nicht! Im Zeitalter des Event-Hoppings und TV-Zappings muss man immer wieder Neues erleben, überall mal reingeschnuppert haben. Ob das oberflächlich bleibt? Egal, es geht um Quantität, nicht um Qualität!
    Kaum einer käme auf die Idee zu argumentieren, dass jemand, der über Jahrzehnte im System gearbeitet hat, ein absoluter Vollprofi sein kann, von dem jeder Jungspund und Seiteneinsteiger sich 'ne Menge abgucken könnte. Gibt's aber auch.


    Ja, natürlich gibt's den auch. Aber mir geht es darum, dass wir trotzdem alle den Respekt voreinander wahren, egal, ob wir von der Seite in den Beruf einsteigen oder von hinten oder von vorne oder von sonstwo, verstehst Du? Ich habe 'ne Menge Erfahrung, die lass ich mir nicht wegreden, genau so wie ich jedem Menschen erst mal offen gegenüber trete. Wenn ich dann aber solche Kommentare an den Kopf geworfen bekomme, dann will ich mich wehren, auch wenn ich sie mir vielleicht erklären kann.


    Zitat

    Original von BillyThomas
    Es ist sicher wünschenswert, auch Gymnasiasten über den Tellerrand schauen zu lassen (und die überall wie Pilze aus der Erde sprießenden Schülerfirmen sind nur ein Beispiel, dass da auch vieles in Bewegung ist), aber grundsätzlich bleibt trotzdem: Die gymnasiale Ausbildung ist eine, die zum Studium befähigen soll. Das bleibt originäres Ziel.


    Sorry, aber DAS ist nicht über den Tellerrand hinaus gedacht! Gymnasium, um zu studieren und wenn's sei, ein Leben lang. :rolleyes:

    Beste Grüße
    von und aus dem Kiefernwald

  • Zitat

    Ich möchte gern nochmal was zur Neiddebatte sagen: SteffdA: ob du es glaubst oder nicht, für Geschichte brauchte man an der Uni, an der ich studiert habe, tatsächlich das Latinum, ebenso für Deutsch und die gesamten Fremdsprachen. Wie würdest du denn darüber denken, wenn du den "normalen" Weg gegangen wärst, sprich Latinum gemacht hast, was man ja nicht eben so macht, und triffst dann im Referendariat auf jemanden, der dies nicht brauchte und trotzdem LehrerIn werden kann? Natürlich ist man da sauer und verärgert, ich war es zumindest, und ich find das auch Jahre später noch verständlich. Zumal man mit Deutsch und Geschichte damals wirklich die Straße pflastern konnte, da ist es mir auch jetzt noch unverständlich, wie man diese Kombi anerkennen kann, Neid hin oder her.


    @EffiBriest
    Nö, ich bin wegen sowas nicht neidisch. Ich selbst bin über Aufbaustudium und Referendariat Lehrer geworden und habe einen Kollegen, der etwas zeitgleich mit mir an meiner Schule angefangen hat. Dieser Kollege wird in der gleichen Fächerkombination eingesetzt, kommt aus der Wirtschaft und hat kein Referendariat gemacht und er leistet sehr gute Arbeit
    Mir stand zu der Zeit nur dieser Weg offen, ihm ein anderer und jeder von uns hat jeweils seine Chance genutzt, wieso sollte ich neidisch sein?!?!
    Und wenn damals deine Fächerkombination so überlaufen war, wieso hast du nicht andere Fächer gewählt? Und wieso keine, wofür man kein Latinum braucht? Es war deine Entscheidung und wenn andere einen anderen Weg gehen und zu einem vergleichbaren Ergebnis kommen so sind sie doch nicht für deinen Weg verantwortlich.


    Letztlich gilt m.E.: "Die Praxis ist das Kriterium der Wahrheit."


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    2 Mal editiert, zuletzt von SteffdA ()

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