sollte man konvertieren?

  • wenn die meisten Schulen dann auch katholische Schulen sind.


    Himmelherrgott! Ist das denn so schwierig zu verstehen?! Es handelt sich um staatliche Schulen, die von der katholischen Kirche weder gebaut, unterhalten, eingerichtet oder sonstwie bezahlt werden. Es gibt KEINERLEI nachvollziehbaren Grund, warum diese Schulen in irgendeiner Weise privilegiert katholisch sein sollten.


    Außer natürlich, man empfindet die kirchliche Machtgeilheit als gerechtfertigt.

  • Claudius, ernsthaft?



    Als nicht-katholischer Physiklehrer dürfte ich in erstem Fall an 95% der Schulen nicht arbeiten.
    Lass die Schulen "katholisch" firmieren oder nicht. So eine Diskriminierung ist sachlich nicht gerechtfertigt. Es sei denn man möchte den SuS "katholische Physik" oder "katholische Mathematik" beibringen - da ich nicht weiß was das ist, müsste ich da passen.



    Könnte ich ja gleich ins 16./17. Jahrhundert gehen: genereller dauerhafter Aufenthalt und Arbeit in beliebigen Berufen in einem katholischen Land des "Reiches" ist dann nur Katholen gestattet und der Fürst schreibt am besten noch vor, welchen Glauben die Leute habe sollen (Ausnahmen noch Juden, allerdings Arbeit nur in einer Hand voll Berufen erlaubt). Ist ja alles Ok, schließlich sind 90% der Leute Katholen. Da ist es nur in Ordnung, dass es Berufsverbot für alle anderen gibt. Die könnten ja einfach Katholen werden, wenn sie unbedingt im Süden von NRW als Bäcker/Straßenbahnfahrer/Kassierer/Polizist arbeiten wollen. :hammer:



    Wäre aber wirklich mal Interessant, den Christen mal einen Perspektivenwechsel abzuringen. Also Stellen in mehrheitlich konfessionsfreien Ländern wie Hamburg oder Berlin nur für konfessionsfreie zugänglich zu machen :super: . Würde natürlich sofort vom BVG kassiert werden - diskriminieren dürfen historisch verbrieft schließlich nur Kirchen.

  • Claudius: Und ich verstehe nicht, dass du nicht begreifen willst, dass es hier nicht um katholische (kirchliche, private...) Schulen geht. Die sind nicht das Problem. Es sind ganz normale staatliche Schulen, die in NRW (und Niedersachsen, sonst nirgends) aus irgendeinem nicht nachvollziehbarem Grund (und irrsinnigerweise noch immer gesetzlich geschützt) unter einem Einfluss der Kirche stehen.


    Kann man das als religiöser Mensch nicht verstehen, oder will man es nicht?


    Pia


    Zu lange zum Tippen gebraucht, wurde oben schon gesagt. ;)

  • Nunja, Du hast Deine Freude darüber geäussert, dass Du als Lehrer die Möglichkeit hast durch deine Schullaufbahnempfehlung den Wünschen der Eltern entgegenzuwirken. Deine Äusserung im Zusammenhang dieses Themas "Sollte man konvertieren?" liess bei mir keine andere Interpretation zu.


    Nein? Dann lies es mal nicht im Zusammenhang der Threadüberschrift, sondern im Zusammenhang mit dem unmittelbar vorhergehenden Posting #108. Mich wundert, das du das übersehen hast, da es doch von dir stammt. ^^

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

    • Offizieller Beitrag

    Ich verstehe das Problem irgendwie nicht. Wenn man in einer Region wohnt, in der 95% der Bevölkerung Katholiken sind, dann kann man sich doch nicht ernsthaft darüber wundern, wenn die meisten Schulen dann auch katholische Schulen sind. .


    Nicht, dass es für die Argumentation relevant wäre, aber: der Proporz stimmt in NRW in vielen Gegenden eben NICHT-

  • Claudius: Und ich verstehe nicht, dass du nicht begreifen willst, dass es hier nicht um katholische (kirchliche, private...) Schulen geht. Die sind nicht das Problem. Es sind ganz normale staatliche Schulen, die in NRW (und Niedersachsen, sonst nirgends) aus irgendeinem nicht nachvollziehbarem Grund (und irrsinnigerweise noch immer gesetzlich geschützt) unter einem Einfluss der Kirche stehen.


    In welchen Regionen ist das denn der Fall? Wie hoch ist da der Anteil dieser Schulen und wie hoch ist der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung dort?


    Nehmen wir mal als Beispiel die Stadt Münster. Dort sind ungefähr 50% der Einwohner Katholiken, 30% ohne Bekenntnis und 20% Protestanten. Wenn da nun 50% der Grundschulen katholische Bekenntnisschulen, 30% bekenntnisfreie Schulen und 20% evangelische Bekenntnisschulen wären, wo genau sieht Du dann dort ein Problem? Das Schulangebot entspricht doch dann der Zusammensetzung der Bevölkerung in dieser Stadt.


    Wenn nun in Münster 99% der Grundschulen katholische Bekenntnisschulen wären, könnte ich die Kritik verstehen, weil die 30% der bekenntnisfreien Münsteraner Schüler und Lehrer dann überhaupt keine angemessenen Möglichkeiten hätten.

    • Offizieller Beitrag

    Das Problem ist, dass an den 70% der staatlichen Schulen, die "Bekenntnisschulen" sind, 30% + der jeweilige konfessionelle Anteil nicht arbeiten dürfen UND die Kinder aus Schulnähe nur die Schule besuchen dürfen, wenn sie am entsprechenden Religionsunterricht teilnehmen.


    Das mag der Zusammensetzung der Bevölkerung entsprechen - aber diese Entsprechung ist eine reine statistische Aussage. Für einen Atheisten sind 70% der Schulen als Arbeitsplatz ausgeschlossen.


    kl. gr. frosch


    Nachtrag:

    Zitat

    Im Schuljahr 2013/14 waren von 2.891 öffentlichen Grundschulen 879 katholisch und 94 evangelisch, darüber hinaus gab es zwei jüdische Bekenntnisgrundschulen. In 75 Kommunen gab es im Schuljahr 2012/13 ausschließlich konfessionelle Grundschulen.[15] Von den 535 öffentlichen Hauptschulen waren 42 katholisch und 5 evangelisch.[16]


    (Quelle)

  • Das mag der Zusammensetzung der Bevölkerung entsprechen - aber diese Entsprechung ist eine reine statistische Aussage. Für einen Atheisten sind 70% der Schulen als Arbeitsplatz ausgeschlossen.


    Ja, aber es gibt dann auch statistisch nur 30% atheistische Lehrer, denen dann auch 30% der Schulen zugänglich sind. Also eigentlich müsste das doch ziemlich genau hinhauen, wenn die Zusammensetzung der Schullandschaft der Zusammensetzung der Bevölkerung entspricht.

    • Offizieller Beitrag

    Ich frage mich langsam, ob das Satire sein soll? Die katholischen Schulen sind zu nahezu 100% vom Staat gebaut, finanziert, unterhalten und ausgestattet, es ist schnurzegal welcher Bevölerungsanteil da gerade vorherrscht. Für die Reglementierung dieser Schulen durch die katholische (oder igrdendeine) Kirche gäbe es nur dann einen Grund, wenn die auch 100% der Sach&Personalkosten übernähmen.

  • Das ist nicht Satire, das ist die Unfähigkeit, zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden, die mit zunehmender Religiösität kommt. Begleitet wird das von der wachsenden Bereitschaft, es mit der intellektuellen Redlichkeit und Wahrhaftigkeit nicht mehr so sonderlich genau zu nehmen, wenn es ad maiorem gloriam dei geht. Claudius ist als studierter Mensch ausreichend intelligent, um diesen Punkt ganz genau zu verstehen, und es stimmt mich misstrauisch, dass er jede Äußerung dazu so hartnäckig vermeidet.


    Nele

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Ja, aber es gibt dann auch statistisch nur 30% atheistische Lehrer, denen dann auch 30% der Schulen zugänglich sind. Also eigentlich müsste das doch ziemlich genau hinhauen, wenn die Zusammensetzung der Schullandschaft der Zusammensetzung der Bevölkerung entspricht.


    Aber es ist diskriminierend, dass diesen Lehrern nicht ALLE Schulen offen stehen. Diskriminierung mit Statistiken zu begründen ist echt ... interessant.


    kl. gr. frosch, der sich gerade wundert, wie man sich winden kann um Diskrimierung zu rechtfertigen

  • Ja, aber es gibt dann auch statistisch nur 30% atheistische Lehrer, denen dann auch 30% der Schulen zugänglich sind. Also eigentlich müsste das doch ziemlich genau hinhauen, wenn die Zusammensetzung der Schullandschaft der Zusammensetzung der Bevölkerung entspricht.


    In welchen Regionen ist das denn der Fall? Wie hoch ist da der Anteil dieser Schulen und wie hoch ist der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung dort?


    Nehmen wir mal als Beispiel die Stadt Münster. Dort sind ungefähr 50% der Einwohner Katholiken, 30% ohne Bekenntnis und 20% Protestanten. Wenn da nun 50% der Grundschulen katholische Bekenntnisschulen, 30% bekenntnisfreie Schulen und 20% evangelische Bekenntnisschulen wären, wo genau sieht Du dann dort ein Problem? Das Schulangebot entspricht doch dann der Zusammensetzung der Bevölkerung in dieser Stadt.


    Wenn nun in Münster 99% der Grundschulen katholische Bekenntnisschulen wären, könnte ich die Kritik verstehen, weil die 30% der bekenntnisfreien Münsteraner Schüler und Lehrer dann überhaupt keine angemessenen Möglichkeiten hätten.

    :autsch: :autsch: :autsch: Er will es nicht begreifen... Weiter diskutieren zwecklos.

  • Die katholischen Schulen sind zu nahezu 100% vom Staat gebaut, finanziert, unterhalten und ausgestattet, es ist schnurzegal welcher Bevölerungsanteil da gerade vorherrscht.


    Und wer finanziert den Staat? Das ist doch der Steuerzahler, wozu wohl auch einige Millionen Katholiken gehören. Also warum sollte der Staat mit seinen Steuergeldern nicht eine vielfältige Schullandschaft bereitstellen, die den regionalen Wünschen und Bedürfnissen von Schülern, Eltern und Lehrern gerecht wird? Warum sollten katholische Steuerzahler kein Recht darauf haben, dass der Staat mit ihren Steuergeldern auch Schulen mit einem katholischen Profil zur Verfügung hält? Genauso kann der Staat meinetwegen humanistische Gymnasien betreiben und finanzieren, für die humanistisch gesinnten Bürger.


    Ich hätte aúch nichts dagegen, wenn der Staat zum Beispiel Waldofschulen voll finanziert und betreibt, wenn in der Bevölkerung eben das Bedürfnis nach dieser Art Schule vorhanden ist. Und natürlich wäre es dann keine Diskriminierung, wenn ein Lehrer, der selbst gar nicht hinter der Waldorfpädagogik steht, dort nicht eingestellt werden kann. Es macht wenig Sinn einen Lehrer in einer Schule anzustellen, deren pädagogisches und weltanschauliches Konzept er nicht teilt oder sogar ablehnt.

  • Wozu, was wir hier beobachten, ist böswillige Manipulation und Argumentationsjonglage ad maiorem gloriam dei. Habe ich schon hundertemale in der Auseinandersetzung mit Gläubigen erlebt, wenn es für die argumentativ eng wurde; ist in der Literargeschichte hundertemal belegt.*) Eigentlich schon langweilig in seiner Vorhersehbarkeit. Aber Religion ist niemals originell...


    Nele


    *) Schöne Literaturnachweise liefert K.H. Deschner in toto.

  • Ich denke dem Befürworter und der Gegenseite der Diskriminierung in diesem Thema ist die volle Dimension des Art. 3 GG und der darauf aufbauenden näheren gesetzlichen Regelungen nicht klar.


    Es ist nicht nur so, dass der Staat nicht diskriminieren darf. Kein Arbeitgeber darf es. Auch private und privat finanzierte AG dürfen nicht diskriminieren. Selbst bei (normalen) Verwaltungsangestellten der CDU oder einer Parteistiftung (oder sonstiger weltanschaulicher Arbeitgeber) darf man die Mitgliedschaft in der Partei oder Organisation nicht zur Voraussetzung machen. Nur aufgrund "sachlicher" Gründe darf diskriminiert werden - z.B. auf Parteiämter oder Kirchenämter nur ein Mitglied; Reklameschauspielerin für Slipeinlagen nur Frauen.


    Das man in der Praxis Mittel und Kanäle findet, die eigenen Leute zu bevorzugen ist hier nicht das Thema. Es macht aber einen Unterschied, ob es durch das GG erlaubt ist oder nicht. Das beste Beispiel ist Frauendiskriminierung. Bei der Schaffung des GG wurden Frauen gleich gestellt. Gleichzeitig hat man aber eine Vielzahl von Gesetzbüchern aus der Vorkriegeszeit übernommen (BGB, StGB etc.) - in denen noch diskriminierende Paragraphen standen. Über viele Jahre wurde nun auf Basis des Art. 3 GG gegen diese Gesetze geklagt und sie wurden Schrittweise vom BVG kassiert. Sehr interessant auch der Ablauf bis dahin : http://de.wikipedia.org/wiki/Gleichberechtigungsgesetz



    Warum hat man sich 1949 für diesen "radikalen" Ansatz entschieden - das also kein AG wie er lustig ist Frauen oder Juden oder nicht-Mitglieder(Partei/Religion) diskriminieren darf? Ganz einfach um aus der Erfahrung der Vergangenheit einen umfassenden Schutz vor Diskriminierung auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu schaffen. Um nicht nur eine theoretische auf Appelen und "Anstand" basierende, sondern auch eine tatsächliche Diskriminierungsfreiheit und Gleichberechtigung her zu stellen (man hat nicht darauf vertraut, dass von selbst niemand auf die Idee kommt "Keine Juden" in Stellenanzeigen zu schalten). Damit auch Minderheiten gesellschaftlich geschützt sind. Damit ein "Wir stellen keine XX ein!" oder "wir bedienen keine XX!" (oder in der positiven Formulierung "Nur XY!") keine Chance hat - auch wenn in einer Gegend Männer oder Katholen (oder beide) in allen öffentlichen und privaten Einrichtungen den Ton angeben.


    Diskriminierung ist eben immer nur so lange lustig und angenehm, sofern man selbst davon profitiert. Um solchen individual-emotional nachvollziehbaren Einstellungen Grenzen zu setzen, gibt es den Art. 3 GG.


    Was Claudius ausmalt, würde dagegen auf das seperate-but-equal in den USA der 50er hinaus laufen. "Seht doch, die Schwarzen sind gleichberechtigt! Sie dürfen in eigene Schulen! Sie dürfen sogar studieren! Und es gibt eigene öffentliche Toiletten für sie!" Das diese Einrichtungen genutzt wurden, um die Diskriminierung zu zementieren und das es der Gleichberechtigung widerspricht, falls man nicht dieselben Einrichtungen nutzen darf... wurde z.T. erst mit dem Einsatz von Soldaten und Nationalgarde abgeschafft - die den Schwarzen oft physisch den Weg zur Schule frei kämpften.


    Da spielt es keine Rolle wie viele oder wenige es von der Minderheit gibt oder wie stark die (religiöse) Mehrheit ist. In einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung hat Diskriminierung nichts verloren. Nicht bei privaten Arbeitgebern, und seien es weltanschauliche AG, und erst recht nicht bei staatlich finanzierten AG der öffentlichen Daseinsvorsorge.

  • Grau, grau ist alle Theorie. Selbstverständlich diskriminiert kein AG. :whistling: Bescheuert, wer das nachweisbar lässt. Sachliche Gründe lassen sich finden. Das die vorgeschoben sind, muss dann die Gegenseite erstmal beweisen... Papier ist geduldig.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

    Einmal editiert, zuletzt von Thamiel ()

  • Es ist ein sehr oft autretendes Missverständnis, dass ein Gesetz, vor allem ein so fundamentales wie die im GG aufgeführten unveräußerlichen Grundrechte, die Realität beschreiben, wie sie ist. Ein Gesetz fordert, wie ein Zustand sein soll - das muss natürlich immer wieder erstritten werden. Aber wenn die Grundrechte nicht verfasst sind, kann man sich natürlich auch nicht über den rechtsstaatlichen Weg darauf berufen! Mit "grauer Theorie" hat das nichts zu tun. Aus der Tatsache, dass es Banküberfälle gibt, kann man nicht schließen, dass die entsprechenden Passus des StGB nur leere Worte mit Symbolcharakter seien.


    nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

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