Zuständigkeit Neuanschaffungen

  • Guten Morgen!
    Ich selbst bin noch im Studium, mein Herzblatt hat jedoch kürzlich eine feste Stelle an einer Grundschule in NRW angetreten. Auf diese Stelle bezieht sich nun auch meine Frage:
    nachdem meine Liebste in den letzten Monaten mehr oder weniger ohne festen Stundenplan eingesetzt wurde, wurde ihr nun für das kommende Schuljahr eine Klassenleitung angeboten. Sie freut sich schon sehr darauf und will sich in den Ferien ihren zukünftigen Klassenraum nach ihren Wünschen herrichten.
    Der Zustand des Raumes ist erbarmungswürdig und mir ist klar, dass man kaum erwarten kann, dass der Raum mal eben renoviert wird. Jedoch scheitert es dort auch schon an den Grundvoraussetzungen, wie ich finde. So gibt es beispielsweise zwar ein Waschbecken, doch weder Seifenspender noch Spiegel oder Papierkorb. Das einzige Regal im Raum hat schrägstehende Böden, die der Präsentation von Zeitschriften dienen könnten oder sowas. Um dort ernsthaft Material unterzubringen, eignet es sich nicht.
    Nun sagte mir meine Lebensgefährtin, dass sie sowas wie Spiegel, Seifenspender und Papierkorb zwar beantragen könne, aber die Chancen gering seien, die Dinge bewilligt zu bekommen. Andere Dinge werden wir ohnehin selbst finanzieren. In meiner kleinen naiven Welt kann ich mir aber nicht vorstellen, dass es schwierig sein soll, Selbstverstöndlichkeiten wie das vernünftige Waschen der Hände zu ermöglichen.


    Meine Frage ist nun: aus welchen Mitteln werden solche Anschaffungen finanziert? Wer ist Ansprechpartner Nr. 1, wer kommt bei einer Ablehnung danach?


    Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Unterforum richtig gewählt ist. Falls nicht, bitte verschieben!


    Vielen Dank schonmal!


    Philipp

  • Bei öffentlichen Schulen ist das Land personeller, die Gemeinde sachlicher Träger. Der Gemeinderat muss die entsprechenden Mittel für die Instandhaltung bzw. Instandsetzung der Räume bewilligen. Beantragen kann sie nur die Schulleitung, nicht ein einzelner Lehrer.


    Der Schulleiter Mahlmann hat in seinem Buch 'Pestalozzis Erben' beschrieben, wie er nach vielen vergeblichen Anträgen doch noch einen Neuanstrich des Treppenhauses seiner Schule erreichte: Mit Farbe aus dem Kunstraum malte er zu nächtlicher Stunde 'Ausländer raus!' an die Wände und meldete die Schmierereien an die Stadtverwaltung. Noch am selben Tag rückte ein Malertrupp an.


    Vielleicht lässt sich aber auch zusammen mit dem Hausmeister etwas im Klassenzimmer verbessern.

  • Andere Dinge werden wir ohnehin selbst finanzieren.

    Sorry, dass ich mich ein bisschen off-topic in den Thread einmische. Mich würde es persönlich einfach sehr interessieren, warum man sich dazu entschließen kann von seinem eigenen Geld etwas für etwas auszugeben, das der Arbeitgeber zahlen müsste. Für mich einfach total interessant, weil ich nie im Leben auf so eine Idee käme und gerne wissen möchte, was sich andere Menschen bei so etwas denken.
    Um den Thread nicht zu sprengen würde auch eine kurze Antwort per PN reichen, über die ich mich sehr freuen würde. Danke!

  • Hallo Jorge!
    Vielen Dank für Deine Antwort. Die Geschichte des Schulleiters Mahlmann kannte ich noch nicht - gar keine uninteressante Taktik. ;)
    Die Idee mit dem Hausmeister ist gar nicht übel. Oft sind ja gerade Hausmeister und Verwaltungsmitarbeiter die heimlichen Machtinhaber.
    In erster Linie geht es mir aber wirklich darum, dass ich es völlig unverständlich finde, dass es an solch Grundlegendem mangeln kann.


    Hallo Silicium!
    Ich antworte einfach mal hier. Vielleicht interessiert es ja auch mal Andere.


    Die Kurzantwort: Weil wir's wollen und können.


    Ausführlich: Das kommt jetzt vielleicht so rüber, als würden wir unerreichbaren Idealen hinterherrennen oder dergleichen, ist hier aber die tatsächliche Grundeinstellung.
    Bei mir persönlich geht das auf die Geschichte meiner Familie zurück, meine Lebensgefährtin brachte eine ähnliche Grundeinstellung mit und fand in meiner Familie die Unterstützung.
    Die Familiengeschichte in Kurzfassung: meine Urur-Großeltern waren ganz kleine Lichter, die ihr Leben lang hart geschuftet und eisern gespart haben, um sich irgendwann mal Eigentum leisten zu können. Dann brachte es die deutsche Geschichte so mit sich, dass sie alles verloren haben und mit leeren Händen dastanden. In der Zeit entstand die Grundhaltung, dass Materielles zwar nett, aber im Gegensatz zu Erlerntem auch schnell hinfort sein kann. Seitdem ist Bildung in unserer Großfamilie unantastbar. Will jemand irgendetwas lernen, was er finanziell nicht stemmen kann, findet sich immer ein Geldgeber. Also: Bildung darf nicht am Geld scheitern.
    Diese Einstellung bezieht sich aber nicht rein auf die eigene Familie. Meine Lebensgefährtin arbeitet in einem sozialen Brennpunkt im Ruhrgebiet. Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund liegt bei rund 80%. Von der letzten Klassenfahrt konnten bei 25 Kindern ganze 3 Eltern die Kosten selbst tragen, bei den anderen sprang das Amt ein. Es ist zudem ein GU-Schule und Schüler mit dem Förderschwerpunkt "emotionale und soziale Entwicklung" tragen auch nicht immer zu einer netten Lernatmosphäre bei.
    Nun ist der Anspruch aber, auch unter schwierigen Voraussetzungen guten Unterricht zu leisten, um den Kurzen den bestmöglichen Start bieten zu können. Das erfordert allerdings eine gewisse Lernatmosphäre und in erster Linie die Motivation der Lehrkraft. Wenn aber schon die Ausstattung des Raumes verhindert, dass die Lehrkraft den Unterricht machen kann, den sie als sinnvoll erachtet, hat man ja bloß zwei Möglichkeiten: man kann sich damit abfinden oder Abhilfe schaffen.
    Ich kann mir vorstellen, dass die meisten Lehrer mit Idealvorstellungen ins Berufsleben starten und viel davon mit der Zeit verlieren. Wir stehen am Anfang und sind noch nicht bereit, jetzt schon ernste Abstriche zu machen. Da läuft man doch recht schnell Gefahr, die Motivation zu verlieren und der typische Schubladenlehrer zu werden, der in 30 Jahren noch die Arbeitsblätter von damals als zeitgemäß erachtet und nicht wahrhaben will, dass sich auch in der Pädagogik mal was tut.
    Letzten Endes kann man es als egoistische Tat betrachten: würden wir nicht selbst dazubuttern, würde es nicht zum häuslichen Glück beitragen. Wir leben nicht auf großem Fuß und können ein paar Euro verkraften. Zudem wurde schon aus der Familie signalisiert, dass es bei Bedarf Unterstützung gibt.


    Man muss sich bloß davon lösen können, dass es einfach mal nicht unsere Zuständigkeit ist, diese Dinge zu finanzieren. Aber es ist auch nicht die Schuld der Schüler, dass sie in einer solchen Ecke einer finanzschwachen Stadt großwerden.


    Tja, das war die ausführliche Varinate. Wird die Nachfrage bereut? ;)


    Schönen Gruß


    Philipp

  • Hallo Philipp,


    danke für Deine ausführliche Antwort! Die Nachfrage bereue ich keinesfalls, im Gegenteil, sehr bereichernd. Es ist interessant wie unterschiedlich man verschiedene Standpunkte sehen kann, denke ich doch komplett in die andere Richtung.
    Dennoch scheint ein wichtiges Kriterium erfüllt zu sein, nämlich, dass Du damit zufrieden bist Dein Geld für den Klassenraum auszugeben. Bei mir würde das zu Unzufriedenheit führen.
    (Man darf jetzt nicht denken ich gebe kein Geld für andere aus, natürlich lade ich auch gern mal Freunde ein usw.., nur für die Arbeit gebe ich kein Geld aus, die soll mir ja schließlich das Geld einbringen, das ich dann für mich und meinen Partner und Freunde verwenden kann).


    Genial ist die biographische Erklärung Deiner Einstellung, scheint mir sehr einleuchtend: So ist meine Familie doch das komplette Gegenteil (Erfolge und große Karrieren wo man nur hinschaut, da bin ich als angehender Lehrer eher ein schwarzes Schaf). Dementsprechend ist anscheinend meine Einstellung auch ganz anders geprägt als Deine. Fast schon philosophisch, hat man überhaupt viel Einfluss auf seine Einstellung oder ist es einfach ein kaum vermeidbares Resultat der Lebensgeschichte bis dato?


    Ich denke Dein Idealismus wird in Deinem Leben vielen Menschen gut tun, die es nicht so gut getroffen haben. Allerdings befürchte ich, dass es in gewisser Weise auch dazu führt, dass sich die öffentliche Hand in Zukunft denkt, dass sie noch weniger Geld für die Klassenräume zur Verfügung stellen muss. Denn ein herzensguter Philipp wirds schon zahlen. Insofern wird es auch immer Leute geben, die von Deiner Einstellung zu unrecht profitieren.


    Wäre es nicht auch möglich eine Spendenaktion ins Leben zu rufen und das Problem öffentlich zu machen? Ich meine wenn in der Öffentlichkeit deutlich wird, wie schlecht die Bedingungen an der Schule sind, dann ists der zuständigen Stadt (oder wer auch immer verantwortlich ist) vielleicht peinlich und es tut sich was.








    Letzten Endes kann man es als egoistische Tat betrachten

    Deine Einstellung ist aber in größtem Maße als altruistisch einzuschätzen.

  • Bei diesen elementaren Dingen, wie Papierkorb, Seife oder ein Minimum an Mobiliar, würde ich mich postwendend an die Schulleitung wenden. Die kann weitaus mehr Einfluss nehmen auf die Ausstattung dieser Kategorie als eine neueingestiegene Lehrerin. Auch ein Regal gehört an unserer Schule zur Grundausstattung, zusätzliche Dinge können auch aus dem Schuletat genommen werden. Man sollte sich nicht immer sofort abspeisen lassen.


    Zum Einrichten des Klassenraums:


    Ich richte meinen Klassenraum auch teilweise mit privaten Dingen ein, ich kaufe auch einiges, damit über das Minumum hinaus noch etwas da ist. Das liegt aber m.E. daran, dass man im Grundschulbereich eher ein Lehrer-Raum-Prinzip hat. In meiner Klasse findet so gut wie kein Fachunterricht statt. Das was da ist, wird von den Kindern der Klasse und mir genutzt, und von keinen anderen Schülern. Da ist die Bereitschaft eher da, aus dem eigenen Budget etwas beizusteuern. Das kann man mit Schulen der Sek I/II nicht unbedingt vergleichen. Außerdem versuche ich, in der Schule so viel wie möglich zu erledigen und nur das Nötigste mit nach Hause zu nehmen. Von daher ist der Klassenraum auch als Arbeitsbereich für mich wichtig, ähnlich wie mein Arbeitszimmer.

  • Wäre es nicht auch möglich eine Spendenaktion ins Leben zu rufen und das Problem öffentlich zu machen? Ich meine wenn in der Öffentlichkeit deutlich wird, wie schlecht die Bedingungen an der Schule sind, dann ists der zuständigen Stadt (oder wer auch immer verantwortlich ist) vielleicht peinlich und es tut sich was.


    Und hiermit würdest du dich arbeits- und beamtenrechtlich auf ganz gefährlichem Gebiet bewegen: Nur der Schulleiter darf die Schule "nach außen" vertreten. Und der wird solche Aktionen bestimmt nicht gutheißen, um seinen Schulträger nicht bloßzustellen. So eine Spenden-Aktion könnte NUR von den Elternvertetern initiiert werden, wobei nicht einmal der leiseste Verdacht aufkommen dürfte, dass eine Lehrkraft dahinter steckt.


    Genauso wie diese Aktion von diesem "Schulleiter Mahlmann": So etwas könnte ganz Böse nach hinten losgehen! So eine Aktion ist reine Dummheit und man kann allen nur wünschen, nicht so einen Schulleiter zu haben!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • @silicium, wie tintenkleks auch geschrieben hat: der klassenraum in der grundschule wird nur von den schülern einer klasse genutzt und sollte auch ein raum zum wohlfühlen sein.


    es ist im grundschulbereich (zumindest soweit ich es an meiner schule, von den vertretungsschulen und aus dem freundeskreis kenne) vollkommen normal, dass man selbst geld zuschießt. seife und etwas zum abtrocknen sind bei uns auch fehlanzeige. das bringen wir lehrer selbst mit. heißt auch, dass ich pro woche ein handtuch mit nach hause nehme zum waschen, gerne auch mal mehr, wenn die kinder meinen, sie müssten kakao damit aufwischen. die plastikbecher für das mineralwasser habe ich selbst angeschafft und nehme sie einmal die woche mit in die spülmaschine. hätte ich nicht vor drei jahren selbst gutes geld in in regal investiert, hätte ich nur ein ziemlich baufälliges regal in der klasse. die leisten mit wäscheklammern (für das aufhängen von kunstbildern) habe ich selbst gekauft, gestrichen, zusammengehämmert und aufgehängt. alles, was ablage in irgendeiner form ist, wird natürlich auch auf eigene kosten angeschafft. irgendwo muss man ja magnete, streichhölzer, stifte, stundenplankarten, kerzen, cds und diesen kleinkram lassen. achja... momentan bin ich in dem großen glück, einen cd-player der schule in der kalsse zu haben. wenn der im eimer ist, warte ich auf das nächste discounter-angebot und kaufe einen...bei mir sind sogar die tische und stühle (vor allem die stühle) ziemlich alt und marode. das ging sogar so weit, dass die eltern überlegt haben, je einen tisch und einen stuhl vom s...teuren ergonomischen gestühl anzuschaffen. da habe ich aber gebremst und gemeint, für irgendetwas müsse die stadt ja nun zuständig sein.


    ich glaube, ihr im sekundarbereich seid mehr unterwegs in der schule, sowohl schüler als auch lehrer, stimmt das? da würde es mir glaube ich auch nicht notwendig erscheinen, geld für selbstverständlichkeiten zu investieren. wenn man nur eine stunde pro tag in einem raum ist, kann man damit leben, dass gewisse dinge fehlen oder kaputt sind. wenn man 3-5 stunden in dem raum ist, würde es schon mehr stören.

  • Ich arbeite in der Grundschule und sehe das aber trotzdem so wie Silicium.
    Klar kaufe ich auch mal was (Wäscheklammern, etc.), aber irgendwo hört es auch auf.
    Entwede ich brauche es für den Unterricht, dann geht es aus der Klassenkasse oder ich überlege 10x, ob ich es wirklich brauche oder nicht.


    Ich möchte mal erleben, dass ein Pilot sein eigenes Schaltpult mitbringt... (oder nein, lieber doch nicht ;))

  • Guten Morgen!


    bei mir sind sogar die tische und stühle (vor allem die stühle) ziemlich alt und marode. das ging sogar so weit, dass die eltern überlegt haben, je einen tisch und einen stuhl vom s...teuren ergonomischen gestühl anzuschaffen. da habe ich aber gebremst und gemeint, für irgendetwas müsse die stadt ja nun zuständig sein.


    Ich kann ja sogar noch verstehen, dass es zum Thema "Erneuerung Tische und Stühle" verschiedene Standpunkte geben kann, solange Kind auf den Stühlen noch sitzen kann und die Tische eigenständig stehen bleiben.


    Mein Verständnis endet dann aber mit:


    seife und etwas zum abtrocknen sind bei uns auch fehlanzeige. das bringen wir lehrer selbst mit.


    Das finde ich nun wirklich ein Unding.


    Aus diesem Grunde werden wir auch Anschaffungen wie Regale oder Vorhänge selbst finanzieren, ohne damit größere Probleme zu haben. Es ist halt irgendwie Luxus, der der Lehrkraft das Umfeld schafft, dass sie sich wünscht.
    Bei der Seife und den Handtüchern werden wir mal sehen, wie wir es handhaben. Da fehlt einfach jedliches Verständnis dafür, dass die Lehrkraft das selbst zu besorgen hat...


    Schönen Tag!


    Philipp

  • Phillip, ich denke ich bin da wie ihr. Auch ich bin, wie eine Kollegin neulich sagte "immernoch die Doofe, die alles selber kauft". Bei uns mangelt es zwar nicht an Mobiliar und Schränken, aber alles was darüber hinausgeht, z.B. einen kleinen Extratisch in halber Höhe, der nicht in der Schule vorhanden ist, den kauf ich extra. Dank I*** ist das ja relativ günstig möglich. Selbst angeschaffte Sachen ziehen dann natürlich mit mir mit, in einen anderen Raum, ggf. in eine andere Schule....


    Mir ist es sehr wichtig, dass die SchülerInnen und ich uns sehr wohl fühlen in unserem Raum und das ich eine entspannte Lernatmosphäre herstellen kann, dazu gehört auch eine ansprechende Präsentation von Materialien.

  • In Baden-Württemberg werden gerade in größerer Zahl Hauptschulen geschlossen. Sicher ist da einiges aus der 'Konkursmasse' zu verwerten. Die Schule in unserem Dorf hat gerade einen kompletten zwei Jahre alten Chemiesaal aus dem Nachbarort für einen eher symbolischen Preis an Land gezogen.

  • Bei der Seife und den Handtüchern werden wir mal sehen, wie wir es handhaben. Da fehlt einfach jedliches Verständnis dafür, dass die Lehrkraft das selbst zu besorgen hat...

    Falls das nicht vom Schulträger angeschafft wird, würde ich mal nachfragen, wie denn einfachste Hygienemaßnahmen umgesetzt werden sollen. Bei uns war letztes Jahr die Schweinegrippe unser "Glück" - wir haben (obwohl eigentlich nur in älterer Version vorhanden) nagelneue Flüssigseifenspenderund Papierhandtuchspender (inkl. Inhalt ;)) bekommen. Vorher hatten wir Seifenstücke und Frotteehandtücher, die unsre Putzfrauen aber regelmäßig gewaschen haben (nur ich fand die Seifenstücke bei meinen kleinen Dreckspatzen nicht immer so lecker, so dass ich mir auch die 69ct Flüssigseife gegönn habe).

  • Hallo,
    nach 30 Dienstjahren bin ich dazu übergeganen, die Dinge, welche mir das Leben an einer städtischen Schule erleichtern, in Eigenorganisation zu beschaffen. Inzwischen ist mein Klassenraum sehr gut ausgestattet. Auch ein Fernseher, Viedorekorder und ein DVD Player gehören dazu. Vieles habe ich gebraucht bei Ebay ersteigert oder anders selbst organisiert. Man braucht in Deutschland nicht darauf hoffen, dass die Städten und Gemeinden Bildung viel Wert ist. Solange der Platzbedarf/schüler in Zahlen und Statistiken ausgedrückt wird ( ich glaube es sind 6qm/ Schüler), kann es nicht werden. Es ist ein unendlicher Kampf, für angemessene Ausstattung zu sorgen. Da sieht es bei Kreisschulen und Schulen in der Trägeschaft des Landschaftverbandes schon anders aus. Das sind im Vergleich zu den städtischen Schulen die reinsten Luxuseinrichtungen.


    viel Glück beim Einrichten


    Gruß
    rotherstein

  • Moin!

    In Baden-Württemberg werden gerade in größerer Zahl Hauptschulen geschlossen. Sicher ist da einiges aus der 'Konkursmasse' zu verwerten. Die Schule in unserem Dorf hat gerade einen kompletten zwei Jahre alten Chemiesaal aus dem Nachbarort für einen eher symbolischen Preis an Land gezogen.


    Ja, eine solche Möglichkeit könnte sich hier auch noch finden lassen. In direkter Umgebung wurde erst kürzlich eine Grundschule geschlossen. Wir werden mal bei der Schulleitung nachfragen, ob sie sich dahinterklemmen kann. Vielleicht ist da ja was möglich.
    Schmeili, genau der Punkt mit den "einfachsten Hygienemaßnahmen" löst bei uns ja den Ärger und das Unverständnis aus. Viele andere Dinge lassen sich ja irgendwo noch begründen. Beispielsweise ist es ja nur konsequent, wenn man keine Regale oder andere Aufbewahrungsmöbel anschafft - schließlich wird auch kein Material finanziert, das man darin unterbringen könnte. Aber dass man sich nicht einmal die Hände waschen und abtrocknen kann, ist nicht vertretbar, wie ich finde.
    Im Sekretariat sitzt eine Angestellte, die 5cm kleiner als der Rest der Welt ist. Als sie an der Schule anfing, rückte eine Schreinerei an, holte ihren Schreibtisch ab, kürzte die Beine um 3cm und brachte den Tisch zurück. Es sei ihr ja von Herzen gegönnt, dass sie nun einen passenden Tisch hat, aber solange in der Schule Menschen rumlaufen, die eine Säge halten können (z.B. der Hausmeister), ist das für mich nicht die optimale Investition. Aber wahrscheinlich wird es keine Säge geben...


    Das Referendariat meiner Liebsten liegt nicht lange zurück. Im Studienseminar werden viele Methoden gelehrt, die sinnvoll scheinen. Es fehlt nur leider die Ausstattung, dies zu tun. Wie von "rotherstein" angesprochen lässt sich wohl vortrefflich darüber streiten, welchen Stellenwert Bildung hier hat.


    Nun ja, momentan überwiegt die Euphorie darüber, dass meine Lebensgefährtin nun eine eigene Klasse bekommt. Das macht es für sie leichter, Geld für die Einrichtung auszugeben. Und mit ein paar kreativen Ideen und handwerklichem Geschick kann man viele Dinge auch kostengünstig erledigen.


    Einen schönen Sonntag!


    Philipp

  • Bei einigen Sachen, die nicht unbedingt notwendig, aber "nice-to-have" sind, haben wir uns mit dem Sachaufwandsträger so verständigt, dass wir nicht den Maler anrücken lassen oder teure Möbel beim Schulmöbelhersteller kaufen, sondern selbst Hand anlegen: Sachaufwandsträger bezahlt die Farbe/die IKEA-Möbel, gemalert und aufgebaut wird zusammen mit den Schülern. Wenn man das ganze noch als Projekttag "Schulhausgestaltung" verpackt, geht noch nicht einmal Freizeit dafür drauf.

  • Ich muss gestehen, an einer Schule zu arbeiten, die noch ziemlich neu und sehr gut ausgestattet ist. Trotzdem habe ich natürlich einiges angeschafft, vor allem Aufbewahrungssysteme wie Kisten, Kartons, Ablagefächer. Anfangs habe ich noch vieles selbst bezahlt, irgendwann habe ich dafür Geld aus der Klassenkasse genommen. Ihre Ablagefächer, die Trinkbecher etc. haben meine Schüler am Ende der 4. Klasse dann natürlich auch mit nach Hause genommen, schließlich haben ihre Eltern die Sachen durch das Klassenkassengeld quasi bezahlt.


    EInige Möbelstücke habe ich selbst mitgebracht, aber nichts, was ich extra hätte kaufen müssen. Eher Stücke, die in der Familie irgendwo über waren (mal zwei Sessel, mal ein Tischchen, mal ein Regal) und sonst auf den Sperrmüll gewandert wären. So viel erstmal zu mir.


    Zum Thema Handtücher: ich habe (natürlich auch aus der Klassenkasse) Seifenspender gekauft, die irgendwann aber von den Reinigungskräften nachgefüllt wurden. Papiertücher zum Abtrocknen gab es, aber die haben nie gereicht, wenn z.B. mal eine Kunststunde anstand. Deshalb hatte ich auch immer ein Frotteehandtuch von zu Hause im Klassenraum hängen, das ich dann und wann mal zum Waschen mitgenommen habe.


    Die Situation an der beschriebenen Schule ist aber um einiges heftiger. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich finde, dass die Schule/der Schulträger hier handeln müssen. Sprecht das unbedingt nochmal vor der Schulleitung an. Sollte sich nichts tun, würde ich (nach Absprache mit der Schulleitung) die Gemeinde direkt kontaktieren. Und hilft auch das nichts, würde ich den ersten Elternabend in diesem leeren Raum abhalten - vielleicht kommen sie von selber darauf, dass vernünftiger Unterricht so nicht möglich ist (ansonsten sollte Deine Freundin sie mal ganz vorsichtig darauf hinweisen). Eltern können sicherlich einiges bewirken: entweder gehen sie damit an die Öffentlichkeit, oder aber sie organisieren selbst Pinsel, Farbe und Möbelstücke für den Raum. Eigentlich finde ich das aber auch nciht richtig, denn der Schulträger kann sich so ja "zurücklehnen" und muss gar nichts mehr machen - und womöglich berufen sie sich zukünftig darauf, dass das bei Euch ja ach so gut geklappt hat und das nun alle Schulen so machen sollen.


    Echt unglaublich. Berichte doch mal, wie es weitergeht, ja?

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