Holocaust 4. Klasse

  • Die Idee an sich ist nicht schlecht und es ist sicherlich nicht zu früh das Thema kind- und sachgerecht bereits in der GS anzusprechen: anhaltspunkt wäre wohl Erleben von Ausgrenzung o. ä.


    Es gibt da auch einen Koffer, den man sich ausleihen kann:
    http://www.gedenkstaettenforum…ndheit_im_20_jahrhundert/


    Bei Standbildern u.ä. wäre vorsicht angebracht, damit die Thematik nicht durch unvorsichtiges agieren in der Klasse ins lachhafte abgleitet; sprich: dieMethode des Standbilds muss bekannt sein auch die dazugehörige ernsthaftigkeit.

  • Das wäre auch mein Einwand gewesen. Das Standbild in dieser Situation wäre mir auch zu gefährlich. Ich kenne deine Lerngruppe jetzt nicht, meiner 4. Klasse wäre es schwer gefallen einfach so sich in die Situation eines Träger des Judensterns zu versetzen. Das erscheint mir sehr kopflastig. Versuche erst aus Alltagssituationen der Schüler heraus, dich mit Thematik Ausgrenzen zu beschäftigen. Ich kenne den genauen Verlauf deiner Stunde nicht -was hast du genau geplant? Wie sieht die Hinführung aus?

  • Ich würde den Kindern etwas vorlesen und dazu passende Bilder zeigen. Danach würde ich den Judenstern thematisieren. Dann würde es in die Arbeitsphase gehen.

  • Ich muss als Historiker noch einmal wiederholen, dass "Holocaust" den SYSTEMATISCHEN MASSENMORD meint. Der Judenstern als Diskriminierungszeichen ist etwas anderes, das in dieser Form in der europäischen Geschichte oft zu finden ist.


    Oder versuchst du hier, dich bei dem Reihenthema "Holocaust" aus "kindgerechten" Gründen am eigentlichen Kern des Problems vorbei zu lavieren?


    Nele

  • Ich habe im 4. Schuljahr das Thema Judentum in Reli behandelt. Dabei haben wir sehr sachlich die Religion "jüdisch" als die Religion Jesu Christi kennen gelernt. .. mit ihren Bräuchen, Feiertagen, der Synagoge usw.
    Den Judenstern haebn dieKinder damit als Symbol für die Juden und ihre Beziehung zu Gott kennengelernt, das Land Israel als Heimatland vieler jüdischer Menschen dammals und auch heute noch. Die Kinder kannten dann alle auch die Flagge die Israels mit dem blauen Judenstern, ehe wir das Thema der Judenverfolgung anfingen.
    Dabei haben die Kinder gelernt, welche Maßnahmen sich die NsdaP nach und nach hat einfallen lassen und durchgesetzt hat, um denJuden das Leben zu erschweren. Eins davon war das "öffentliche Zeigen", dass man dieser Religion angehört. In diesem Zusammenhang tauchte dann in meinem Unterricht der Judenstern wieder auf,


    Kennst du die Symbolik des Judensterns der zwei übereinanderliegenden Dreiecke (einmal Spitze nach unten, einmal nach oben): Alles kommt von Gott, alles kehrt zu Gott zurück. Diese Symbolik des Judensterns ist mir immer wichtiger, dass sie bei den Kindern ankommt, als dass eben ausgerechnet dieser Stern ihr Kennzeichen war, mit dem sie sich selbst öffentlich anprangern mussten.


    Das sind meine Gedanken zum Thema Judenstern und 4. Schuljahr ;)

  • Den Judenstern haebn dieKinder damit als Symbol für die Juden und ihre Beziehung zu Gott kennengelernt, das Land Israel als Heimatland vieler jüdischer Menschen dammals und auch heute noch.


    Das ist der Davidstern. Der Judenstern im eigentlichen Sinne ist der sternförmige gelbe Aufnäher, mit dem im 3. Reich die Juden gekennzeichnet wurden.


    Zitat

    Dabei haben die Kinder gelernt, welche Maßnahmen sich die NsdaP nach und nach hat einfallen lassen und durchgesetzt hat, um denJuden das Leben zu erschweren. Eins davon war das "öffentliche Zeigen", dass man dieser Religion angehört.


    Dir ist aber schon bewußt, dass die erzwungene Kennzeichnung von Juden über Tracht und Symbole eine jahrhundertealte christliche Tradition hat? Systematisch zum ersten Mal gefordert wurde die öffentliche Kennzeichnung von Juden (und Moslems) vom 4. Laterankonzil im Jahr 1213; es ist durchaus möglich, dass dies durch Erfahrungen von Kreuzfahrern im muslimischen Raum inspiriert war. Den "gelben Fleck", der nichts anderes ist als eine Vorform des nationalsozialistischen Judensterns, gab es schon im 13. Jh.


    Nele

  • Mal so nebenbei: Ein Problem beim Them Juden in D/Europa sehe ich, wenn man Juden durch die Geschichte hindurch stets nur als historisches Daueropfer charakterisiert. Z.B. gerade jüdische Aufklärung in Europa oder das normalisierte Zusammenleben in Europa vor den Kreuzzügen kommen stets zu kurz. Das Thema Holocaust finde ich schon relevant für den Primarbereich, sollte dann aber auf den Holocaust begrenzt bleiben.

  • Ich staune gerade nicht schlecht. Ist das Thema "Judenverfolgung" wirklich ein Teil des Bildungsplanes/ Lernplanes für Grundschulen? Das finde ich wirklich heftig. Natürlich soll Geschichte nicht in Vergessenheit geraten, gerade nicht dieser grausame Teil davon. Allerdings kann ich mir es nicht vorstellen, wie man das 10jährigen näher bringen kann. Wir Erwachsenen sind doch mit dem Verstehen dieser grausamen Zeit überfordert. Wie sollen das Kinder verstehen und vor allem verarbeiten? Man kann ja nicht einfach nur eine STunde zum Judenstern machen und dann kein Wort mehr darüber verlieren, wie es weiterging. Kinder haken nach... Vielleich liege ich falsch, aber ich denke, dass es den einen oder anderen doch überfordert. Ich denke es wird auch einige Kinder geben, die noch gar nicht über die notwendige Empathie verfügen, um bestimmen Dinge "nachzuempfinden". Ich würde sie daher auch nicht nach "Empfindungen der Menschen damals" fragen. Ein wenig aufgestoßen ist mir auch die Frage, wie man so eine Stunde "aufpeppen" kann. Natürlich ist es schwierig, wenn ein UB zu diesem Thema ansteht. Da muss man ja auch etwas "liefern". Wenn ich das Thema vor 10jährigen wirklich unterrichten müsste (ohne UB), würde ich keinerlei Materialschlacht veranstalten, sondern nur frei erzählen, vielleicht durch Bilder gestützt. "Nette" Methoden würden in meinen Augen der Ernsthaftigkeit des Themas nicht gerecht. Vielleicht sehe ich es auch zu verkrampft? In der Sekundarstufe beginnt man mit dem Nationalsozialismus in Klasse 9. Hier sind die Schüler auch kognitiv in der Lage gewisse Zusammenhänge zu verstehen, inwieweit es sich eben verstehen lässt...


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

  • In der Sekundarstufe beginnt man mit dem Nationalsozialismus in Klasse 9.


    DAs ist eben falsch, du beginnst nicht, sondern führst das Thema aus der Grundschule eingentlich fort.


    UNd ja, meiner Meinugn nach gehört es dort klar rein, wann, wenn nicht dort sollen sie denn die Wahrheit über solche Dinge lernen.
    Wundert es mich sonst, dass mir unser NAchbarskind (die genau wie wir 600m von der Gedenkstätte entfernt wohnt) was erzählt, dass dort alle schwangeren vergast wurden.
    Dieses Halbwissen ist viele viel gefährlicher als Wissen, was sie evtl. z.T. noch etwas überfordert!

  • Mir fällt ein, es gibt dazu einen kurzfilm, der als Gesprächsanlass genutzt werden kann. Thematisiert wird dort die Deportation und es wird klar, dass die Menschen wohl nicht mehr lebend zurückkehren werden. Leider fällt mir der Titel nicht mehr ein.


    Es geht in dem Kurzfilm um zwei befreundete Kinder. Einer ist Jude und dessen Familie wird deportiert. Das nichtjüdische Kind begleitet seinen Freund und dessen Familie. Als die nichtjüdischen Eltern dies bemerken, wollen sie ihr Kind aus dem zug holen, sie finden dort aber nur den jüdischen Freund. Sie sagen dann, dass diueser Junge der vermisste Sohn seie.


    Edit:


    hab ihn. hier zu sehen: http://independentfilme.com/kurzfilm-spielzeugland/ video: http://www.trilulilu.ro/pantacruel22/94998d51013a53 Ist übrigens Oscar-Gewinner im Bereich Kurzfilme 2009


    Material: http://lizenzshop.filmwerk.de/shop/detail.cfm?id=1321



    auch interessant
    http://lbib.de/Holocaust-in-Bi…zfilm-Spielzeugland-64198

  • Spielzeugland ist ein sehr guter Film. Da läuft's mir jedes Mal kalt den Rücken herunter, wenn ich nur an das Ende denke.


    Er ist aber erst ab Klasse 7 einsetzbar.


    Gibt's bei uns z. B. auch in der Kreisbildstelle.


    Viele Grüße
    Super-Lion

  • Dieses Halbwissen ist viele viel gefährlicher als Wissen, was sie evtl. z.T. noch etwas überfordert!


    Volle Zustimmung. Und deswegen ist es richtig, dass nicht nur Diskriminierung unterrichtet wird, wenn der Massenmord - die Shoa nämlich - gemeint ist. Und es darf nichts falsches unterrichtet werden; nämlich dass der Antisemitismus und die visuelle Diskriminierung eine nationalsozialistische Erfindung seien, ohne dass es einen jahrhundertelangen Vorlauf der anderen abrahimischen Religionsgemeinschaften gegeben hätte (Stichwort religiös motivierter Antisemitismus und Religionstoleranz).


    Ich habe leider Gottes manchmal - zum Glück nur selten! - das Gefühl, das Primarkollegen im Fach Religion bei einigen Themen doch etwas sehr mit leichter Hand vorgehen, wenn es um fachwissenschaftliche Korrektheit geht. Hauptsache scheint zu sein, dass es kindgerecht ist. Es hat hier vor einigen Jahren einmal eine Diskussion um den Schöpfungsbericht in der Grundschule gegeben, bei der die Kollegin so locker flockig einen Vergleich zwischen der naturwissenschaftlich beschrieben Kosmogenese und Evolution und der Genesis gemacht hat, wobei einzelne Schritte miteinander identifiziert wurden. Und der Kollegin war nicht einmal bewusst, was sie da tat!


    Nele

  • Hi,


    bei uns im Medienzentrum (Edmond-NRW) gibt es eine ganz tolle Reihe zum Tagebuch der Anne Frank. Hier ist der Film von Willis -VIP´s in einzelne Stücke, die man gut in Unterrichtsstunden verarbeiten kann eingeteilt. Ich habe diese Reihe im letzten 4. Schuljahr gemacht und fand sie sehr beeindruckend, da Willi den Kindern das Thema auch sehr sensibel mit Zeitzeugen nahe bringt. Vielleicht schaust du mal nach, ob du diesen Film bekommen kannst.
    Liebe Grü0e
    Tamina

  • @ Tamina: Wie heißt denn deer Film?


    Ich hätte gerne einenInfotext, der die Kinder nochmal zusammendfassend über das Judentum informiert. Könnt ihr da was empfehlen? Ein Film ginge auch.

  • Spielzeugland ist wirklich toll! Kannte ich noch nicht, danke dafür. Ich frage mich allerdings, warum er erst in der 7. Klasse eingesetzt werden sollte. Ich habe damals in der 7. oder 8. Klasse Schindlers Liste gesehen. Ich würde Spielzeugland Ende der 4 einsetzen...


    Ich habe das Thema allerdings gar nicht im LP entdecken können... wo steht das denn?

  • Das Vorwissen der Kinder habe ich nicht in einem gesonderten Unterrichtsgespräch abgefragt. Als wir im Schuljahr über Weltreligionen gesprochen haben, sind wir mal auf das Thema Holocaust gekommen. Dabei konnte ich feststellen, dass hier kein oder nur wenig Vorwissen vorhanden war. Zwei Kinder aus der Klasse hatten durch ihre älteren Geschwister etwas von Anne Frank gehört und ein Kind war auch einmal in Amsterdam gewesen, ist aber nicht in das Haus hineingegangen. Die Kinder sind also ganz unbefangen an das Thema herangegangen.


    LG tamina

  • sorry, werde kurz bisschen offtopic...
    @ neleabels....... Das Problem etlicher Grundschulkolleginnen ist eben, dass sie leider Fächer nur didaktisch studiert haben und die Aneignung des Fachwissens ihr Privatvergnügen ist. Mit SIcherheit ist jeder bei dem einen Thema mehr hinterher damit als bei dem anderen, und bei heiklen Themen ist auch meiner Meinung nach eine gehörige Portion Fachwissen im Hintergrund unbedingt wichtig und unverzichtbar, dennoch erreiche ich in meinen Didaktikfächern niemals mein fachliches Niveau meines Hauptfaches... von den Fächern, die man "einfach so" (ohne Studium unterrichtet) ganz zu schweigen. ... ;) Du ahnst, warum ich mich immer um das Thema "Strom" im Sachunterricht drücke...
    Das ganze dann gepaart mit dem Schutzmäntelchen und der obervorsichtigen AUsdrucksweise, die man für derart kleine Kinder wählt... Ich muss weiter nichts ssagen, hm?!


    Das Thema "Judentum" steht ganz allgemein im Bildugnsplan der Grundschule für Jg 3/4, und das erste, was 9jährige Kinder zu dem Stichwort sagen, ist nicht "Das war Jesu Religion", sondern "das sind doch die, die der Hitler umgebracht hat". Und deshalb behandeln wir das Dritte Reich eben schon in Ansätzen mit den so kleinen Kindern...........


    Kennt ihr: "Shalom! Das Judentum in der Grundschule" vom Auer-Verlag ?

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