Klassensprecherwahl: schnell und unkompliziert

  • Am Montag stehen bei uns die Klassensprecherwahlen an. Ich möchte ungern viel Zeit darauf "verschwenden" und das Prozedere schnell über die Bühne bringen. Habt ihr Tipps für eine schnelle und unkomplizierte Wahl für mich?


    Danke!

  • 1.Kläre darüber auf, welche Aufgaben mit dem Klassensprecher-Amt verbunden sind.
    2.Frage ab, wer nun bereit ist, das Amt zu übernehmen und kandidieren möchte. Notiere die Namen an der Tafel
    3.Frage ab, welche Personen vorgeschlagen werden. Notiere die Namen an der Tafel
    4. Teile Zettelchen an die Schüler aus (möglichst farbig, dann ist es schwerer, einen zusätzlichen Wahlzettel dazuzuschmuggeln)
    5. Jeder Schüler schreibt zwei Namen auf den Zettel - für Klassensprecher UND Stellvertreter
    6. Sammle die Zettel mit einer kleineren Schachtel ein und mache Striche hinter die bereits an der Tafel notierten Namen.
    6. Wer die meisten Stimmen erhält, ist Klassensprecher, wer stimmzahlmäßig folgt, Strellvertreter

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Danke für den konkreten Hinweis. Du schlägst vor, Klassensprecher und Stellvertreter zusammen zu wählen. Ich stelle es mir jedoch komisch vor, aktiv eine Stimme für einen Stellvertreter abzugeben.
    Was haltet ihr davon, nur eine Stimme abzugeben und dann den Kandidaten mit den zweit-meisten Stimmen zum Stellvertreter zu wählen?


    Kennt ihr Varianten für eine geheime Wahl, die ohne Zettelchen auskommen und vielleicht etwas schneller funktionieren?

  • Mal ein anderere Perspektive: Ich zelebriere Klassensprecherwahlen. Zum einen um Gruppenhierarchien etwas auszubremsen und deutlich zu machen, dass der Lauteste, Beliebteste, Coolste nicht zwangsläufig der beste Vertreter von Klasseninteressen ist. Vor allem aber sehe ich die Wahlen als Akt der politischen Bildung: Vertraut werden mit klar geregelten Verfahren, geheimer und freier Wahl, ungültige Stimmzettel etc.
    Wer die Wahl hat, sollte sie bewusst treffen und es nicht schnell hinter sich bringen oder von anderen beeinflussen lassen. Bei Klassensprecherwahlen ebenso wie im richtigen Leben. Das dauert sicher etwas länger, aber mir ist das wichtig. Und ich glaube, dass es mir bisher auch gelungen ist, meinen Klassen zu vermitteln, dass die Wahl zu haben, nicht selbstverständlich ist und dass man von diesem Recht klug Gebrauch machen sollte. Aus meiner Sicht ist es ein merkwürdiges Signal, wenn Klassensprecherwahlen zum lästigen Übel werden statt zu einem Instrument der Mit- und Selbstbestimmung. Im Umkehrschluss heißt das auch, dass Klassensprecher bei mir nicht zu Zettel- und Geldeinsammlern werden, sondern sie meine ersten Ansprechpartner sind, wenn in der Klasse Probleme auftreten. Das hat sich bewährt.

    • Offizieller Beitrag

    Genau: KlassensprecherInwahl so schnell und unkompliziert machen.
    Es ist gut, so lernen die SchülerInnen, dass Demokratie in der Schule und in ihrem Leben nix zu suchen hat..


    Ich bin Politiklehrerin und muss jetzt letzte Woche in 10 (!!!) Klassen erfahren, dass keine einzige Klassensprecherwahl mit Vorstellung der KandidatInnen und deren Vorstellungen für das Amt. Keine einzige Wahl wurde mit Überlegung gemacht, wer am besten geeignet ist und warum...
    Wie sollen denn die SchülerInnen bei der "richtigen" Politik und Mitgestaltung unserer Gesellschaft dann machen?


    Chili

  • Ich sehe das auch so wie Grisuline. Separate Wahlen für Klassensprecher und Stellvertreter; wenn es im ersten Durchgang keine absolute Mehrheit gibt, Stichwahl zwischen den Bestplatzierten. Vorher über das Wahlverfahren aufklären.


    Das halte ich für das Minimum, und auch das wird oft unzulässig abgekürzt.


    "Keine einzige Wahl wurde mit Überlegung gemacht, wer am besten geeignet ist und warum..."


    Daran kann man allerdings nur schwer etwas ändern; in der Unter- und Mittelstufe wird nach Kriterien gewählt, die nun mal nicht die des Lehrers sind.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Naja, Kandidatenvorstellungen... kommt doch wenn eh nur für die höheren Klassen in Frage. Ansonsten haben die doch keine 'politische' Motivation das zu machen, mit der sie sich bewerben könnten. Die Wahl findet doch meist zwischen "Einen Depp finden, vorzugsweise "Streber" und zuverlässig, der den bürokratischen Kram übernimmt" und "den coolen "Gangster" wählen, um nicht von einem "Streber" vertreten zu werden" statt. Und bei erwachsenen ists doch kaum anders ;o)


    In höheren Klassen, die auch in der SMV was bewegen können, kann ich mir das schon eher vorstellen.
    Ich würde aber zumindest die Aufgaben des KS nich erst 2 Minuten vor der Wahl klären, sondern vorher vorstellen, sodass du SuS Zeit haben sich zu überlegen, ob sie das machen wollen... da findet dann vllt auch am ehesten noch bisschen "Wahlkampf" satt, um für die richtigen Kandidaten Stimmen zu sammeln.


    Bei der Wahl mit 2 Namen vorher das Prozedere durchdenken. Werden die Stimmen gemischt und die beiden mit den meisten Stimmen gewählt hat im Prinzip einfach jeder 2 Stimmen, kann man sich ggf. sparen. Bei getrennter Wahl von KS und Stv. kann es passieren, dass der "von der Mehrheit akzeptierte" zwar insgesamt die meisten Stimmen hat, aber beide Wahlen verliert. Ggf. kann es auch sinnvoll sein, erst den KS und in einem zweiten Wahlgang den Stv. wählen zu lassen, um ihm den "Richtigen" (Gegengewicht oder Verstärkung?) zur Seite zu stellen. Da sist dann aber auch nichmehr die 'schnellste' Variante.


    edit: Die schnellste Variante is wohl Abstimmung mit den Füßen... jeder kandidat geht in eine Ecke, jeder läuft zu seinem Kandidaten... wer die meisten hat gewinnt :D Das darfsde dann aber den Gk/Pol/G-Lehrern wohl nich erzählen :P

  • Vielen Dank für eure Anregungen. Ihr habt Recht damit, dass die Wahl wichtig ist und zur politischen Willensbildung gehört.


    In meiner Berufsschulklasse, die ich nur einmal in der Woche sehe und in der viele Abiturienten und Studienabbrecher sind, die zudem in den letzten beiden Wochen fast nur mit "Orgakram" (Bücher, Lehrplan, Schulordnung, Amok-Informationen, Seuchenschutz, Krankmeldungen, etc.) zu tun hatten, liegt die Sache sicher etwas anders.


    Da würde ich lieber die Klassensprecherwahl schnell und unkompliziert gestalten, im Alltag dann aber Konzepte des flüssigen Klassenrates (http://de.wikiversity.org/wiki…Fl.C3.BCssiger_Klassenrat) ausprobieren.

  • Hallo,


    bei mir kommt auch zuerst eine längere Gesprächsrunde über Sinn und Zweck der Wahl, über die Aufgaben der KlassensprecherIn, dann finden sich Kandidaten und Kandidatinnen und machen "Wahlkampf". Sie erstellen (zu Hause) Wahlplakate und präsentieren und erläutern sie vor der Klasse.


    Dann kommt die Wahl, wobei ich immer ein Mädchen und einen Jungen wählen lasse, die dann gleichberechtigte Klassenvertreter sind.


    (Dies ist bezogen auf die Klassen 3 und 4. )


    Gruß venti :)

  • Mal ein anderere Perspektive: Ich zelebriere Klassensprecherwahlen. Zum einen um Gruppenhierarchien etwas auszubremsen und deutlich zu machen, dass der Lauteste, Beliebteste, Coolste nicht zwangsläufig der beste Vertreter von Klasseninteressen ist. Vor allem aber sehe ich die Wahlen als Akt der politischen Bildung: Vertraut werden mit klar geregelten Verfahren, geheimer und freier Wahl, ungültige Stimmzettel etc.
    Wer die Wahl hat, sollte sie bewusst treffen und es nicht schnell hinter sich bringen oder von anderen beeinflussen lassen. Bei Klassensprecherwahlen ebenso wie im richtigen Leben. Das dauert sicher etwas länger, aber mir ist das wichtig.


    Mache und sehe das genauso. Zeitinvestition 2x45 Minuten. Da sind dann Wahlgänge Kandidatenvorstellungen und Amtsaufgaben mit drin.

  • Klingt ja schön und gut mit den Wahlgängen. Macht aber je nach Fall wenig Sinn. Bei uns wird der Klassensprecher gleich am Anfang bestimmt; da kennen sich die Schüler noch gar nicht und können auch nicht vernünftig wählen. Ich frage jeweils einfach. Bis jetzt hat sich noch nie mehr als eine Schülerin gemeldet. Ansonsten würde ich die Kandidaten bitten sich miteinander zu einigen. Ich glaube, das ist besser für das Klassengefühl als eine Kampfwahl, die dann womöglich gleich noch die Klasse schon in der ersten Lektion spaltet.


    Danke für diesen alternativen pragmatischen Ansatz Andran. Bei mir ist es ähnlich. Die Klasse hat sich zwei Tage lang gesehen, dann müssen schon Wahlen stattfinden.

  • Bei uns hat die SMV eine Satzung, in der das Wahlverfahren vorgeschrieben ist - man kann das nicht nach Gutdünken machen. Ich würde zuerst nachfragen, ob eure Schule auch so etwas hat.

  • Bei uns hat die SMV eine Satzung, in der das Wahlverfahren vorgeschrieben ist - man kann das nicht nach Gutdünken machen. Ich würde zuerst nachfragen, ob eure Schule auch so etwas hat.

    Bei uns hat die SMV eine Satzung, in der das Wahlverfahren vorgeschrieben ist - man kann das nicht nach Gutdünken machen. Ich würde zuerst nachfragen, ob eure Schule auch so etwas hat.


    Wenn man es nach dem GG konform hält (freie gleiche, geheime Wahl) dürfte es okay sein, ohne dieses Prozedere zu lange zu empfinden. Ach ja. Gewählt ist, wer im ersten Durchgang mehr als 60% der Stimmen erhält. Von den verbreiteten "ein Junge und ein Mädchen müssen gewählt werden" Ansätzen halte ich jedoch Abstand.

  • Wenn man es nach dem GG konform hält (freie gleiche, geheime Wahl) dürfte es okay sein, ohne dieses Prozedere zu lange zu empfinden. Ach ja. Gewählt ist, wer im ersten Durchgang mehr als 60% der Stimmen erhält. Von den verbreiteten "ein Junge und ein Mädchen müssen gewählt werden" Ansätzen halte ich jedoch Abstand.

    Naja, wenn ich die Idee, dass Schüler mitreden dürfen, ernst nehmen möchte, ignoriere ich nicht die Satzung, die sich die Schüler selbst demokratisch gegeben haben, sondern lasse genau das Wahlverfahren durchführen, das in demokratischer Weise beschlossen wurde.

  • Ich zelebriere Klassensprecherwahlen. Zum einen um Gruppenhierarchien etwas auszubremsen und deutlich zu machen, dass der Lauteste, Beliebteste, Coolste nicht zwangsläufig der beste Vertreter von Klasseninteressen ist.

    Dem schließe ich mich voll und ganz an! Als Klassenlehrerin würde ich es einfordern, dass Klassensprecherkandidaten vor der ganzen Klasse ihr "Wahlprogramm" - und sich selber dazu - vorstellen. So würde es eher nicht dazu kommen, dass nur die "Coolsten" gewählt würden, die ihr Amt überhaupt nicht ernst nehmen.


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

    Einmal editiert, zuletzt von mara77 ()

  • Macht aber je nach Fall wenig Sinn. Bei uns wird der Klassensprecher gleich am Anfang bestimmt; da kennen sich die Schüler noch gar nicht und können auch nicht vernünftig wählen.


    Aber warum? Es gilt immer: Solange keine neuen Klassenvertreter gewählt sind, sind die "alten" noch im Amt. Gibt es keine Alten, dann muss man sich eben nach einer Lösung umschauen, wenn einem das Thema wichtig ist.
    Die Praxis einen Klassensprecher wählen zu lassen, obwohl die Schüler sich nicht kennen, macht doch keinen Sinn.


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

  • Mara, das ist sicher in einer Berufsschule anders, wo die Lerngruppen nur in größeren Zeitabständen zusammen kommen, und wo es sicher auch einen Termin gibt, bis wann alle Klassensprecher gewählt sein müssen, damit der Schulsprecher gewählt werden kann.
    Wir sehen unsere Kids ja jedenTag, da kann man warten, und die kennen sich sehr bald!


    Gruß venti :)

  • @pint
    Ich habe die Kurssprecherwahl in meinem LK Englisch am Weiterbildungskolleg (junge Erwachsene) so durchgeführt:


    - Ich habe das Verfahren ostentativ sehr ernst genommen (was auch meine eigene Überzeugung ist), zunächst die Pflichten und Möglichkeiten des Kurssprechers im Kurs und als Teil des AStA erklärt; dargestellt, welche Aufgaben und Möglichkeiten die SV in der Schulkonferenz hat; betont, dass der Schulleiter die Stimme der SV hört und berücksichtigt (was er bei uns tut.) Rückfragen habe ich sehr ausführlich beantwortet.


    - dann habe ich die Rolle des Wahlmoderators übernommen. Ich habe ein Prozedere aufgrund meiner Erfahrung mit solchen Wahlen vorgeschlagen. Dieser Rat ist auch angenommen worden, weil sich die Schüler auch nicht unnötig lange mit der Wahl aufhalten wollten.


    - Eine Liste mit Kandidatenvorschlägen haben wir an die Tafel geschrieben. Das hat sich etwas gezogen, weil sich natürlich nur sehr wenige nach vorn gedrängt haben. Man muss da als Lehrer etwas geduldig sein. Erstens, weil sich - zumindest im Alter meiner Klientel - dann letztlich doch die fähigsten Führungspersönlichkeiten berufen fühlen, Verantwortung zu übernehmen. Zweitens aber auch, weil demokratische Prozesse einfach Zeit brauchen. Wenn ich die Wahl mit eiserner Knute voll und ganz unter meiner Kontrolle zeiteffizient ablaufen lasse, erzeuge ich auf der Ebene der Erziehung zu demokratischem Staatsbürgertum genau den gegenteiligen Effekt, den ich haben will.


    - Die Wahl war dann geheim, in einer von einer Schülerin freundlicherweise als Wahlurne zur Verfügung gestellten Mütze. Jeder hat eine Stimme abgegeben, analog zu den Lehrerwahlen zur Schulkonferenz und anderen Gremien hat sich Frage Hauptamt oder Stellvertreter durch die Zahl der Stimmen entschieden.


    - Auszählung durch einen Schüler, Striche an die Tafel habe ich gemacht. Kurssprecher bestimmt. Fertig.


    Nele

  • @pint
    Ich habe die Kurssprecherwahl in meinem LK Englisch am Weiterbildungskolleg (junge Erwachsene) so durchgeführt:

    In NRW ist das Verahren für solche Wahlen doch eigentlich relativ genau vorgegeben. In einem der letzten Amtsblätter war sogar ein nettes Plakat mit Erläuterungen dazu. Aber auch hier findet man natürlich wieder die Unterschiede zwischen Theorie und Praxis ;)



    Gruß
    Peter

Werbung