Schullandheim Pflicht für Lehrer?

  • Nein, ein mehrtägiger Schullandheim Aufenthalt wird sicherlich nirgendwo verpflichtend stehen.


    Wie sieht das mit der Kostenübernahme aus? Wird das euch voll erstattet, bekommt ihr die Mehrarbeit bezahlt? Wenn nciht, kann euch auch keiner dazu verpflichten!

  • Um zu beurteilen, ob theoretisch der Schulleiter die Fahrt anordnen könnte, müsste man das Bundesland wissen. Es gibt Länder, in denen das geht (aber nur bei voller Kostenübernahme), ich habe aber noch von keinem Fall gehört, wo ein Schulleiter praktisch von diesem Weisungsrecht gebrauch gemacht hätte. (Aus gutem Grund, in der Praxis wäre das nicht durchsetzbart)



    Trotzdem werden uns wahrscheinlich die Eltern das Leben an der Schule zur Hölle machen, ...


    Ähm, wie genau soll man sich das denn vorstellen? Wenn man klar ansagt, dass es keien Fahrt gibt, können die Eltern doch toben wie sie wollen, du hast gute Gründe und musst dir diesen Schuh nicht anziehen.
    Keinesfalls würde ich mich auf die Nummer "Die Eltern Planen die Fahrt und ich fahre nur mit." einlassen - du trägst die Verantwortung und das kannst du nur, wenn du auch selber organisierst.

  • Soweit ich weiß, sind Klassenfahrten kein Urlaub, sondern müssen was mit Unterrichtsinhalten zu tun haben. Da sollte sich doch pädagogisch begründen lassen, warum ihr diesmal nicht ins Schullandheim fahren wollt.


    Zitat

    Bei Festen sind wir auf die Mithilfe der Eltern angewiesen, und wenn diese aufgrund unserer Schullandheim-Weigerung jetzt wegfällt?


    Dann feiert halt nicht mehr.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Ehrlich gesagt, finde ich es ganz schön schwer, sich dem moralischen Druck zu entziehen. Bei uns sind längere Klassenfahrten so etwas wie "Pflicht", zumindest ist noch keiner auf die Idee gekommen, sich dagegen zu wehren. Und das macht es so schwer, "ALLE Kollegen machen das", "Der Schulleiter setzt es voraus", "Die Eltern machen Druck" etc. Da müsste man an ganz vielen Fronten kämpfen, nicht zu guter letzt kann einem ein SL aus "Rache" das Leben ganz schön schwer machen. Also bei allem Respekt, mir wäre es das nicht wert. Aber ich finde Schullandheimfahrten auch nicht sooooo furchtbar.

  • Ehrlich gesagt, finde ich es ganz schön schwer, sich dem moralischen Druck zu entziehen.


    Ich nicht.


    Ich mache sicher deutlich mehr als ich müsste, gerade was Fahrten und andere Zusatzveranstaltungen angeht.
    Wenn ich dann aber mal etwas nicht machen kann oder will, habe ich kein Problem damit, das zu sagen und auch durchzuhalten, auch wenn das den übrigen Beteiligten nicht passt. Ich habe immer gute Gründe dafür und alles in allem muss ich mir sicher nicht vorwerfen lassen, mich vor Arbeit zu drücken.
    Im übrigen sollte man sich vielleicht überlegen, ob man den Schülern als Lehrkraft vermitteln möchte, dass letztendlich derjenige seinen Willen durchsetzt, der den meisten Druck ausübt, sei es nun moralisch oder sonstwie geartet. Denn die Zeit wird dann oft bei denen eingespart, die ihre Interessen nicht so gut durchsetzen können.

  • buran


    Kümmern sich die Eltern auch um die Organisation deines Privatlebens während du auf der Klassenfahrt bist?


    Ich meine, ersetzen sie die Urlaubstage deines Partners, damit der sich um die Betreuung eurer Kinder kümmern kann?
    Oder bringen sie deine verzweifelten Kinder ins Bett, die nicht verstehen, dass Mama mit anderen Kindern "Urlaub" macht?


    Kümmern sie sich um die Betreuung der pflegebedürftigen Mutter?
    Halten sie ihre Hand, wenn die alte Dame verwirrt ist, weil sie auf einmal auf fremde Personen für persönlichste Dinge angewiesen ist?


    Ich mag Klassenfahrten eigentlich sehr gerne, weil man die Kinder noch einmal ganz anders wahrnehmen kann.


    Aber jeder Lehrer hat gelegentlich seine ganz persönlichen Gründe,
    warum er sich gegen eine mehrtätige Klassenfahrt entscheidet.


    Das müssen Eltern akzeptieren, der Gesetzgeber tut es schließlich auch.
    Lasst euch nicht unter Druck setzen
    LG
    try

  • Meine Erfahrung mit einer ähnlichen Situation ist die, dass die Eltern auch unter Umständen dann immer mehr Druck machen, wenn sie merken, dass die Lehrer nach ihrer Pfeife tanzen.
    Wenn ihr nicht gehen wollt, braucht ihr das meiner Meinung auch nicht zu rechtfertigen. Je mehr ihr mit den Eltern diskutiert und euch rechtfertigt, desto angreifbarer werdet ihr. Egal ob es aus persönlichen Gründen ist, oder weil man nicht einsieht, privates Geld zuzuschießen, völlig egal, es ist eure freie Entscheidung.

  • In Hamburg musst du Klassenfahrten durchführen. Dort heißt es in (sinngemäß): "Die Vorbereitung und Durchführung von Klassenfahrten gehört zu den dienstlichen Aufgaben der Lehrer." Wird aber in der Praxis so niemand erzwingen.

  • In Hamburg musst du Klassenfahrten durchführen. Dort heißt es in (sinngemäß): "Die Vorbereitung und Durchführung von Klassenfahrten gehört zu den dienstlichen Aufgaben der Lehrer." Wird aber in der Praxis so niemand erzwingen.


    Dann musst du es aber auch komplett bezahlt bekommen, sonst würde damit auch niemand durchkommen!

  • Es gibt auch durchaus noch vereinzelt Bundesländer, die die Kosten für Klassenfahrten für Lehrer komlpett übernehmen.
    In der Praxis wird trotzdem kein Schulleiter mit gesundem Menschenverstand versuchen einen Kollegen gegen dessen Willen zu einer Klassenfahrt zu zwingen.
    Es würde wohl zu häufig vorkommen, dass der Betreffende dann morgens am Tag der Abfahrt zum Telefonhörer greift und sich krank meldet, was eine extrem dumme Situation für den Schulleiter ist, wenn 30 Viertklässler samt Eltern vorm Bus stehen und los wollen und keine Begleitung da ist.

  • Ein Schullandheimaufenthalt ist nunmal etwas Besonderes. Bei uns ist es so etwas wie ein Initationsritus, der nur den Großen vorbehalten ist - genauso wie die Übernachtung der Vorschulkinder im Kindergarten. Es ist für Eltern auch immer schwer nachvollziehbar, wenn solche Dinge unterschiedlich geregelt werden. Warum klappt es bei Frau Müller, aber nicht bei Frau Meier? In den Augen der Eltern gibt es da auch sicher nicht viele stichhaltige Argumente. Schlüssige Argumente wären für mich als Mutter: Die Lehrerinnen haben zu betreuende Kinder zu Hause oder die Klasse benimmt sich so unmöglich, dass man sich nicht in der Lage sieht, die Verantwortung über mehrere Tage zu übernehmen.
    Wenn sich die Eltern auf die Hinterfüße stellen, scheinen eure Argumente nicht angekommen oder nicht gewichtig genug gewesen zu sein. Wie du schon richtig festgestellt hast: wenn es um Feste, Feiern und Organisatorisches geht, ist man um die Hilfe der Eltern dankbar, wenn die jedoch mit einem Beschluss nicht einverstanden ist, sollen sie mal schön die Klappe halten. Etwas spitz formuliert, so empfinde ich es aber als Mutter schon dann und wann. Und wenn ich gerade beim Frustabladen bin :) , es gibt auch wirklich kein einziges Schulfest, bei dem man als Eltern nicht zum Kuchenbacken, Buffet organisieren, Aufstuhlen/ Abstuhlen, Begleitung bei Ausflügen, Bundesjugendspielen etc.pp. gebeten wird. Man (frau) macht es ja auch gerne das gehört zum Schulleben, aber Klassenfahrten eben auch! ;) So. Das war die Sicht der Mutter.
    Als Lehrerin wäre es für mich derzeit nicht möglich eine Klassenfahrt zu begleiten. Das werde ich dann aber sicher nachholen, wenn meine Kurzen aus dem Gröbsten raus sind. Dann springe ich für die "jungen Kolleginnen" ein.


    Grüße
    Mara...und nein, ich habe noch keinen 4. Klässler... 8)

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

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  • Dann musst du es aber auch komplett bezahlt bekommen, sonst würde damit auch niemand durchkommen!


    Was heißt "komplett"? Einschließlich der Überstunden?
    In Schleswig-Holstein gilt: "Die Teilnahme an Schulausflügen gehört zu den pädagogischen Aufgaben und den dienstlichen Pflichten der Lehrkräfte."
    Die Mehrarbeit wird in keiner Weise erstattet.

  • Was heißt "komplett"? Einschließlich der Überstunden?
    In Schleswig-Holstein gilt: "Die Teilnahme an Schulausflügen gehört zu den pädagogischen Aufgaben und den dienstlichen Pflichten der Lehrkräfte."
    Die Mehrarbeit wird in keiner Weise erstattet.



    Ja, aber Schulausflüge sind keine Klassenfahrten. Wir in SH müssen nicht fahren.

  • Meine Parallelklasslehrerin und ich haben beschlossen, im 4. Schuljahr nicht ins Schullandheim zu fahren, sondern stattdessen mehrere Tagesfahrten zu machen, da wir so mehrere Sehenswürdigkeiten in der Region besichtigen können.

    Das halte ich für kein so gutes Argument, denn bei einer Klassenfahrt geht es ja um viel mehr (gruppendynamisch-pädagogisch gedacht), als nur bestimmte Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Mich würde eher interessieren, wieso ihr denn nicht fahren wollt? In der Tat sind bestimmte Fahrten an den meisten Schulen üblich und sich aus so einer Schultradition ohne guten Grund auszuklinken, erzeugt natürlich Unmut bei denjenigen Eltern, die gerne möchten, dass ihre Kinder diese besonderen Erfahrungen, die nur bei Übernachtungsfahrten möglich sind, auch kennen lernen.


    In BY gehören Schulfahrten (auch mehrtägige) explizit zur Dienstpflicht dazu. Und wenn eine bestimmte Fahrt auf Wunsch der Schulleitung und nach Beschluss der Lehrerkonferenz für eine Jahrgangsstufe beschlossen ist, hat der einzelne Lehrer keine Möglichkeit mehr, sich dagegen zu wehren und offen gestanden, müsste er auch außerordentlich gute Gründe dafür haben, sich hier raushalten zu wollen, um auf mein Verständnis zu stoßen.

  • In der Praxis wird trotzdem kein Schulleiter mit gesundem Menschenverstand versuchen einen Kollegen gegen dessen Willen zu einer Klassenfahrt zu zwingen.
    Es würde wohl zu häufig vorkommen, dass der Betreffende dann morgens am Tag der Abfahrt zum Telefonhörer greift und sich krank meldet, was eine extrem dumme Situation für den Schulleiter ist, wenn 30 Viertklässler samt Eltern vorm Bus stehen und los wollen und keine Begleitung da ist.

    Ich hoffe sehr, dass diese postulierte Beamtenmentalität in der Praxis doch nicht so häufig ist. Ich stell mir grad den vergleichbaren Fall vor, wenn ein Angestellter sich unmittelbar vor einer wichtigen Geschäftsreise krankmeldet, weil er keinen Bock drauf hat. Geht's eigentlich noch?

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