Religion als Fach in der Schule

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    Ich habe die Beiträge zum Thema "Religion als Fach in der Schule" aus dem Thread "Probleme mit Sexualkunde" (oder so ähnlich) hierhin transferiert.


    kleiner gruener Frosch, Moderator

    • Offizieller Beitrag

    unabhängig davon, dass ich auch der Meinung bin, dass Sexualkundeunterricht nicht wirklich "fakultativ" sein sollte, sondern eben auch Pflicht, möchte ich anmerken, dass in Deutschland das Elternrecht doch immer so hochgelobt wird.
    Wenn dieselben, die eigentlich gegen Nachmittagsunterricht wegen Risiken der Endoktrination (oh mein Gott, die DDR kommt zurück..) sind, plötzlich gegen eine Abmeldung des Sexualkundesunterrichts sind, finde ich es sehr zum Schmunzeln..


    Ich bin übrigens der Meinung, dass Religion sowas von nix in der Schule zu suchen hat, und trotzdem muss ich es respektieren, dass das Grundgesetz dieses aberwitzige Fach schützt und mich zwingt, es im Stundenplan zu akzeptieren.. (und die Eltern mehrheitlich auf dieses Fach bestehen, was allein schon ein Beweis für die erfolgreiche Gehirnwäsche in ihrer eigenen Schulzeit ist)

  • Unser Christentum bildet die Basis unserer Gesellschaft und Kultur, das auch in unseren Schulen gepflegt werden sollte. Von daher, geehrte Chilipaprika, bin ich sehr bestürzt und betroffen über Deinen letzten Beitrag, der auch die Arbeit unserer hochgeschätzten Religionslehrer nicht würdigt.


    Ich kann nur hoffen, dass in unseren Schulen eine derartige technokratische und atheistische Denkweise, die man sich in einer Neo-DDR vorstellen könnte, niemals in Deutschlands Schulstuben einziehen wird.8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Chilipaprika,


    mach dich doch bitte nicht lächerlich.
    Sicher, wir sind liberal und jeder darf sich sein eigenes Urteil bilden über den schulischen Religionsunterricht; wenn aber jemand sagt, das sei Indoktrination, Gehirnwäsche u.ä., dann kann ich dieses Urteil nicht besonders akzeptieren, da habe ich in der Tat schon "bessere" Gegenargumente gehört... :thumbdown:


    Du scheinst nicht so viel verstanden zu haben....


    Hamilkar

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    Off-Topic und es tut mir leid, aber:


    Ich kann nur hoffen, dass in unseren Schulen eine derartige technokratische und atheistische Denkweise, die man sich in einer Neo-DDR vorstellen könnte, niemals in Deutschlands Schulstuben einziehen wird.8)

    Beleg mir bitte meine atheistische Denkweise?
    Ich stehe für Laizismus. JedeR darf denken, was er / sie will, aber in der Schule hat es _meiner Meinung nach_ nichts zu suchen.


    "Gehirnwäsche" mag ein drastisches Wort sein, aber wie sonst kann man sich das erklären, dass 80% der Bevölkerung, auch die Menschen, die NIE in die Kirche gehen, außer sie heiraten gerade oder ein Kind wird getauft, der Meinung sind, dass Reliunterricht in der Schule gehört?


    Ich will wirklich keinen Fass aufmachen (oder nur einen neuen Thread), aber ich will nur aufzeigen, dass das Ganze auch nur so kulturell geprägt ist. Wir "glauben", dass Sexualkundeunterricht in der Schule gehört, aber was bringt uns zu dieser Position? und wenn in Deutschland die Eltern normalerweise soviele Rechte haben, warum in diesem Fall nicht mehr?


    und nicht falsch verstehen, ich bin generell für mehr Rechte der Schule gegenüber Eltern.


    Chili

  • Zitat chilipaprika :

    Zitat

    dass das Grundgesetz dieses aberwitzige Fach schützt und mich zwingt, es im Stundenplan zu akzeptieren..

    Ich denke, da wäre deinerseits hier an dieser Stelle eine Klarstellung/Entschuldigung an die hier anwesenden ReligionskollegInnen angebracht ! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    nee... sehe ich anders.
    Es ist für mich kein Schulfach (bzw. sollte keins sein), weil es einfach nicht Aufgabe des Staates (der sich getrennt von der Kirche reklamiert) ist, Religion anzubieten.
    Ich respektiere alle und mag die meisten meiner Reli-KollegInnen. Ich kritisiere einzig das System, nicht die Personen oder Inhalte.


    und jetzt zurück zur Sexualkunde

  • Zitat chilipaprika :

    Zitat

    Ich respektiere alle und mag die meisten meiner Reli-KollegInnen. Ich
    kritisiere einzig das System, nicht die Personen oder Inhalte.

    Du hast von einem aberwitzigen Fach gesprochen, nicht von einem aberwitzigen System und damit Deine Geringschätzigkeit gegenüber dem Fach Religion ausgedrückt.
    Nun ist es ja so, dass man selbst das betreffende Fach nicht mögen muss und darüber auch kritisch denken darf, aber ich persönlich würde keine Geringschätzung ("aberwitzig") aussprechen. Auch wenn Du das nur in Bezug auf das Fach Religion ausgesprochen hast, so solltest Du in Zukunft bedenken, dass sich Kollegen, die Religion unterrichten, persönlich damit verbinden und ihr persönliches Herzblut dafür einsetzen. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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    Nun ist es ja so, dass man selbst das betreffende Fach nicht mögen muss und darüber auch kritisch denken darf, aber ich persönlich würde keine Geringschätzung ("aberwitzig") aussprechen. Auch wenn Du das nur in Bezug auf das Fach Religion ausgesprochen hast, so solltest Du in Zukunft bedenken, dass sich Kollegen, die Religion unterrichten, persönlich damit verbinden und ihr persönliches Herzblut dafür einsetzen. 8)


    Kannst du bitte an diese weisen Worte denken, wenn du über den nächsten Grundschulthread herfällst?

  • Es bleibt mir allein schon ein Rätsel, wie chiliparika nichts gegen die Personen und Inhalte (!) des Faches Reli hat, aber trotzdem dagegen ist… Wenn man findet, dass die Inhalte der Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen dienen, wieso sollte man dann gegen das Fach sein??
    Naja, eine von vielen Fragen, die sich mir da stellten, als ich ihre Beiträge las.


    Also, wenn es um die Bedeutung und Daseinsberechtigung eines Faches geht, sollte man sich erstmal der Gründe klar sein, aus denen man für oder gegen ein Fach ist.
    Die Hardliner sagen vermutlich: Es soll nur das an der Schule unterrichtet werden, womit die Schüler später auch was anfangen können:
    Naturwissenschaften, Mathe, Deutsch, Englisch. Wozu weitere Fremdsprachen? Wozu Religion, wozu Erdkunde? Wie viele Schüler studieren später Theologie oder Geographie? Wozu Literatur, der Umgang mit Büchern, die erfundene Geschichten erzählen – verfasst von irgendwelchen deprimierten oder sonst emotional aktiven Leuten…?


    Ich behaupte aber, dass ja wohl die meisten Leute der Meinung sind, dass ein gewisses Orientierungswissen in Umwelt (Geschichte, Erdkunde) und Kultur (Religion / Werte und Normen, Kunst, Musik) nun mal auch zum Menschsein dazu gehört. Ein Mensch, der sich mit diesen „weicheren“
    Materien nie beschäftigt hat, ist irgendwie nichts mehr als ein Maulwurf, der im Sonnenlicht auf dem Erdboden langkrabbelt und gar nicht mit der Umwelt und der Gesellschaft zurechtkommt, der gar nicht seinen Platz in der Welt findet (nicht pragmatisch gesehen, sondern „identitätsmäßig“).


    Nicht nur Theologen, sondern auch ein Großteil der Soziologen sind der Meinung, dass Religiosität ein Bestandteil der Menschseins ist, ebenso wie z.B. Musikalität. Jeder Mensch ist es „zumindest ein bisschen“. Auch diese Teile des Menschenseins dürfen und sollten gepflegt werden, es gehört eben dazu. Überall auf der Welt gibt es Religionen, man wird sie niemals abschaffen (können). Was nun den Religionsunterricht auszeichnet, ist ja, dass
    es eine Auseinandersetzung mit sich selbst und mit Religion ist; aber es ist NICHT Kirche in der Schule, Unterweisung, Katechese oder sowas. Das muss auch chilipaprika sehen können. Und wenn man sich mit so etwas Komplexem auseinandersetzt, dann ist das gewiss keine Gehirnwäsche, sondern vielmehr ein Blick über den Tellerrand.


    Und DEN haben die modernen Menschen bitter nötig, mehr als jemals zuvor: Mir ist letztens aufgefallen, dass in der aktuellen Zeit (die ja auch die Schüler prägt) so viele Menschen nur an sich denken und um sich kreisen, an nichts anderes mehr denken und von nichts anderem reden als von
    ihren Problemen. Bei den Schülern ist mir zudem aufgefallen, dass sie nicht mehr so „ehrfürchtig“ den Lehrern gegenüber sind wie wir es damals zumindest zu einem Teil noch waren: Auch die Schüler, die im Umgang angenehm sind und die sich für den Unterricht interessieren, bewundern weder ihre Lehrer noch sonst irgendwelche Leute. Vorbilder, denen man nacheifert, gibt es nicht mehr. Es ist ja positiv, dass die Menschen ihren eigenen Weg gehen und nicht irgendwelche Leute imitieren wollen; aber Vorbilder werden nicht „nachgemacht“, „kopiert“, sondern geben Orientierungswissen und sowas. In einer Welt, in der das Individuum immer mehr auf sich gestellt ist und zu vereinsamen droht, da ist doch gerade Religion ein geeignetes Fach, um mal das Fenster zur Welt aufzumachen, mal ein bisschen weiter zu schauen, nämlich auf die Welt, auf die Mitmenschen, auf Gott, auf religiöse Dinge, und natürlich besonders auch auf sich selbst - vielleicht mal unter neuen Fragestellungen und Perspektiven. So gesehen hat Religionsunterricht nicht nur eine Bedeutung aus kulturellen Gründen, sondern auch aus Gründen der Orientierung, der Persönlichkeitsförderung und –festigung - und meinetwegen auch der Seelsorge. Ist doch nicht schlimm, wenn jemand für sich aus dem Unterricht mitnimmt, dass Gott für jeden einzelnen Menschen da ist (,wenn das nicht die einzige Erkenntnis bleibt... :) )
    Wer all das nicht mag, kann ja zu Werte und Normen wechseln, wo es aber übrigens auch teilweise um Religion und Religionen geht.


    Es ist zwar richtig, dass in Religion erstmal grundsätzlich davon ausgegangen wird, dass es Gott gibt; allerdings nicht aus Gründen der Gehirnwäsche, sondern darum, um ein bisschen tiefer gehen zu können. Man diskutiert manchmal auch über die Existenz Gottes, und es ist ausdrücklich erwünscht, dass sich die Schüler darüber Gedanken machen, und zwar auch die Schüler, die sowieso schon religiös sind. Aber man kann nicht jede Stunde neu
    damit anfangen, ob es Gott denn nun gibt oder nicht. Das würden die Schüler übrigens auch gar nicht wollen.


    Dass ein Großteil der Eltern möchte, dass ihre Sprösslinge am Reliunterricht teilnehmen, obwohl die Familie selbst gar nicht religiös aktiv ist, zeigt v.a. eins: In den Familien weiß man gar nicht mehr, wie man mit Religion umgehen soll. Die Eltern wissen keine Antworten auf die Fragen ihrer
    Kinder, und irgendwann fragen die Kinder auch nicht mehr. Aber irgendwo haben sich die Eltern vielleicht ein klein wenig Religion bewahrt und möchten, dass sich ihr Kind wenigstens ein paar grundlegende Gedanken in Sachen Religion macht – Was liegt da näher, als es in den Religionsunterricht zu schicken? Zumal der noch relativ fest verankert ist und als „normales“ und frequentiertes Angebot angesehen wird – im Gegensatz zu den kirchlichen Aktivitäten, zu denen sowieso nur diejenigen Kinder und Jugendlichen hingehen, die sich dafür „von Natur aus“ interessieren und die oft auch schon kirchlich sozialisiert sind.
    Wie lange dieser Elternwunsch aber noch anhält ist eine andere Frage, denn es ist ja schon zu sehen, dass der Werte und Normen–Unterricht an den Schulen stärker angenommen wird als noch vor einigen Jahren – zu Ungunsten von Religion. Das hat aber unterschiedliche Ursachen, dazu möchte ich jetzt nicht schreiben…


    Übrigens: Ist Euch mal aufgefallen, welche Leute heutzutage in die Kirche gehen? Das sind entweder ältere Leute, die damit groß geworden sind, auch wenn diese Leute mittlerweile immer weniger werden, und es sind Leute aus dem Bildungsbürgertum, also Leute, die daran interessiert sind, sich und ihre Kinder geistig und geistlich zu fördern. Arbeiter(kinder) und / oder Leute aus der „sozialen Unterschicht“ sind sehr deutlich weniger anzutreffen. Also, wer heute noch von Religion als Opium fürs Volk spricht – der hat wirklich die Zeichen der Zeit nicht erkannt, muss man sagen…


    In diesem Sinne: Gott sei mit Euch! 8)


    Hamilkar

  • Danke, Hamilkar! Besser hätte ich es nicht ausdrücken können! :thumbup:

    "I propose we leave math to the machines and go play outside."
    (Calvin and Hobbes, Bill Waterson)

    • Offizieller Beitrag

    Wobei man aber immer noch über den konfessionellen Religionsunterricht reden sollte. Sowas wie Ethik oder LES an den staatlichen Schulen wäre wohl als Fach keine Diskussion wert, und alles was hamilkar schreibt (wenn ich es gerade richtig gelesen habe) kann von einem konfessionslosen "Religions"-Unterricht abgedeckt werden. Aber eine konfessionelle Unterweisung im Sinne einer bestimmten Religion ist ggf. kritisch zu besehen.


    Und das denke selbst ich als Religionslehrer. (Könnte sehr gut damit leben, wenn das konfessionelle Fach in die "Sonntagsschule" verlagert werden würde oder meinetwegen durch den Pastor in der Schule, in einer Rand-oder-sonstwas-Zusatzstunde unterrichtet werden würde, so wie es ja in NRW schon mit der zusätzlichen "Seelsorgestunde" passiert .)


    kl. gr. Frosch


    btw: hat mal jemand ausgerechnet, wie viel Euro / Lehrerstunden der Staat unentgeltlich in die konfessionelle Förderung buttert? Alleine an unserer Grundschule (3-zügig) ist es fast eine Lehrerstelle, die insgesamt dafür draufgeht.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Ich versuche, so sachlich wie ich es kann, meine Position zu erläutern.



    Die Schule ist eine Sozialisationsinstanz.
    Ihre Lehrpläne sind nicht rational (zumindest nicht nur), sondern auch politisch motiviert.
    Das beste Beispiel zur Erläuterung wäre vielleicht das Fach Geschichte. Unterschiedliche Länder (=Staaten) haben sich für unterschiedliche Inhalte entschieden und bieten hiermit eine gute Basis für die Volkasallgemeinbildung. Man kann hier durchaus von ethnischer Sozialisation. So wurde ich in der Schule im Geschichtsunterricht sehr stark mit der Größe meiner Vorfahren konfrontiert und deren wichtigen zivilisierenden Erfolge. Frankreich legt da in den Lehrplänen Wert darauf, dass zum Beispiel die Kolonialisierung auch unter anderen Aspekten dargestellt wird, Napoleon wird als Held der Nation hauptsächlich vermittelt und dass die Franzosen die zwei Weltkriege gewonnen haben, ist eine Selbstverständlichkeit.
    Hiermit sage ich nicht, dass es in Frankreich keine rationalen Historiker gibt, aber die didaktische Reduktion wird für die Schullehrpläne eben nicht am Beispiel der Terrorkriege von Napoleon im Osten gemacht.
    Geschichte ist nicht das einzige Fach, wo man von ethnischer Sozialsation sprechen kann. Im Literaturunterricht wird selten Weltliteratur gemacht, sondern man liest auch in großen Anteilen in der Sprache des Landes, Geografie beschäftigt sich zuerst mit der eigenen Region (Sachkunde in der Grundschule) und dann auch mit Ländern, die nunmal ausgewählt worden sind. Auch die wirtschaftlichen, politischen oder ökologischen Zusammenhänge folgen bestimmten politischen Zielen. [mit "politisch" meine ich eine breite Auslegung des Begriffs, und keinesfalls nur die partei- oder parlamentspolitische Seite].


    Das Fach Religion ist für mich insbesondere ein gutes Beispiel, weil es eben zu den Fächern gehört, die in unterschiedlichen Staaten (und in Deutschland mittlerweile Ländern) so unterschiedlichen gehandhabt werden.
    Mir ist klar, dass das Fach Religion keine Unterweisung darstellt. Aber warum wird dann an der Unterscheidung evangelisch / katholisch / muslimisch (auch da sunnitisch, aleviten, ...) / jüdisch.. gehalten?


    Mit "Gehirnwäsche" meinte ich diese ethnische Sozialisation. Ich bin in einem System aufgewachsen, wo die Religion Privatsache ist und in der Schule nichts zu suchen hat. Damit bin ich wohl auch unter dem Einfluss dieser bedeutenden "Zivilreligion" sozialisiert und mein Denken ist davon nachhaltig geprägt.
    Während ich der Meinung bin, dass meine Kinder Reliunterricht _außerhalb_ der Schule besuchen sollten (so wie ich übrigens), denkt ihr, dass Religion ihren Platz in der Schule hat. Ich bin sofort dabei, wenn das Fach Religionswissenschaft (oder ähnliches) und konfessions- und religionsübergreifend angeboten wird.


    Chili

  • Ich frage einfach einmal anders herum: Weshalb sollte Religionsunterricht nicht konfessionsgebunden angeboten werden? Die Kinder sind nunmal evangelisch, katholisch oder eben nicht getauft. Jeder besucht dementsprechend den evangelischen oder katholischen Religionsunterricht oder ein Ersatzfach dafür (Ethik, Praktische Philosophie oder ähnliches).
    Natürlich wird innerhalb des Religionsunterrichts auch über den Tellerrand geschaut, indem man etwas über andere Konfessionen und auch andere Religionen lernt. Aber erst einmal sollte man etwas über die "eigene" Religion wissen um seinen eigenen Weg am Ende finden zu können. Ziel des Religionsunterrichtes ist es nunmal, jungen Menschen einen möglichen Weg aufzuzeigen, wie man sein spirituelles Leben gestalten kann.
    Ich als Katholikin kann das auch nur aus Sicht des römisch-katholischen Christentums tun. Ich kann Schülern zwar zeigen, welche weiteren Wege es gibt, aber ich bin nicht in der Lage, ihnen eine vollständige Anleitung für ein Leben z.B. als Muslim zu liefern. Aber für all die vielfältigen Probleme des Alltags kann ich eben nur die christliche Sicht, insbesondere die der katholischen Kirche anbieten. Was nicht heißt, dass alles, was die Kirche lehrt, komplett kritiklos hingenommen werden soll...

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    • Offizieller Beitrag

    Siehe oben:
    - weil der Staat damit die Kirchen durch die Hintertür mit Millionen (Milliarden?, wer rechnet das mal aus?) unterstützt.
    - Und weil der Staat (die Schule) damit seine religiöse Neutralität verliert. (Ich weiß, der Religionsunterricht ist gesetzlich verankert, steht allerdings auch dort schon im Widerspruch zu der Neutralität des Staates.)


    Und es soll ja IMHO niemand daran gehindert werden konfessionellen RU zu erteilen. Aber IMHO kirchlich finanziert und außerhalb der Pflichtstunden des Schülers.


    kl. gr. Frosch


    P.S.: ich würde übrigens in dem Fall auch ohne Probleme weiter konf. RU erteilen. Aber in den staatl. finanzierten / gestützten / verantworteten Bereich gehört es IMHO nicht rein.

  • In der Diskussion müsste man m E. zwei Ebenen auseinanderhalten:


    (1) Der Umstand, dass der Religionsunterricht im deutschen Schulsystem verankert ist – übrigens das einzige (!) Fach mit Verfassungsrang –, geht historisch m. W. (Historiker mögen mich korrigieren.) auf das so genannte Reichskonkordat zurück. Dabei handelt es sich um ein zwischen dem Dritten Reich und dem Vatikan geschlossenen Kirchenstaatsvertrag, der heute auch noch weitgehend Gültigkeit besitzt. Dieser Vertrag sieht vor, dass der katholische Religionsunterricht an Schulen gewährleistet wird. Eine weitere Klausel sieht vor, dass auch für andere Glaubensrichtungen (gemeint ist wohl der Protestantismus) zu ermöglichen.


    (2) Man könnte, wie die Religionskollegen es ja schon versucht haben, neben dieser rein historischen Ursache einen systematischen Grund für Religionsunterricht finden wollen – Werteerziehung, Enkulturation etc. Allerdings stellt sich da in der Tat die Frage, warum dieser Religionsunterricht zwingend konfessionell gebunden sein muss. (Dieses Privileg verteidigen die Religionsgemeinschaften in unseren säkularen Zeiten natürlich mit Zähnen und Klauen.) Auch eine laizistische Werteerziehung wie in Frankreich (chilipaprika hat ja davon gesprochen) wäre ja z. B. ein denkbares Modell.

  • Schließe mich der aufgeklärten Meinung des kleinen grünen Froschs an. Konfessioneller Religionsunterricht gehört nicht in die Schule.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • In
    der Tat, zum konfessionell gebundenen oder konfessionell übergreifenden Unterricht hatte ich mich noch nicht geäußert, weil das ja auch gar nicht die
    Frage war. Im Gegensatz zu Entchen bin ich der Meinung, dass man ruhig konfessionell übergreifenden Reliunterricht anbieten könnte, zumal die meisten Schülerinnen und Schüler sowieso kein besonders ausgeprägtes konfessionelles Bewusstsein haben - einige wenige Schüler bilden da eine Ausnahme, und einige "freikirchlich geprägte" Regionen ebenfalls. Es finden sich bei vielen Schülern noch "konfessionelle Spuren", derer sie sich nicht
    bewusst sind, die man als halbwegs sensibler Lehrer aber spürt und für den Unterricht "zu Tage fördern" kann.


    Was Entchen schreibt ist die offizielle Begründung für den konfessionell gebundenen Unterricht, und sie hat auch was für sich, denke ich, wenn auch sie
    mich nicht ganz überzeugt. Ich hatte mal "höhere Tiere" in der Kirche und (als Student) zwei Professoren auf die Frage des konfessionell gebundenen
    Religionsunterrichts angesprochen und ich habe herausgehört, dass der wirkliche Grund scheint, dass man doch ein bisschen um Bestandserhaltung der jeweils eigenen Kirche bemüht ist; man möchte offensichtlich, dass "es" nicht noch weiter einreißt und dass die Schüler nicht mal mehr formal durch die
    Aufteilung in ev. Reli und kath. Reli an der Schule von den beiden Konfessionen erfahren... Und das in Zeiten (angeblich) gelebter Ökumene... Naja, mich persönlich stört das nicht, aber ein bisschen komisch ist das schon.


    Aber noch zwei Punkte zu kl.gr. Frosch:
    1. Es mag ja richtig sein, dass der konfessionell gebundene Reliunterricht in schulorganisatorischer und finanzieller Hinsicht deutlich aufwendiger ist als
    allgemein christlicher Religionsunterricht es wäre; ich glaube, das hattest Du schon mal im Forum geschrieben. Aber das ist natürlich kein Argument, denn sonst könnte man ja quasi alles abschaffen, was Geld kostet: z.B. den Sportunterricht, weil die Sportlehrer so teuer bezahlt werden die Kinder lieber nachmittags zum Fußball gehen sollten als Sport in der Schule; dann hätte man auch viel Geld gespart. Argumentieren müsste man also schon mit inhaltlichen Argumenten.


    2. Es ist natürlich richtig, dass der schulische Reliunterricht der Kirche hilft: Nicht unbedingt direkt, aber immerhin wird die Religion lebendig
    gehalten und somit indirekt dafür gesorgt, dass die Verbindung zwischen Jugendlichen, Christentum und Kirche nicht ganz abreißt. Man muss aber betonen, kl.gr.Frosch, dass das Ziel des Staates eine religiöse Bildung ist in dem anthropologisch-philosophischen Sinn, den ich in meinem letzten Beitrag zu beschreiben versucht hatte; und wenn nun mal die Mehrheit der Schüler christlich ist, ja, dann passiert diese religiöse Bildung vom Christentum aus. Aber es gibt ja auch schon islamischen Unterricht, der ist ja auch vom Staat finanziert: Es gibt einige wenige Unis, die das schon als Lehramtsfach ausbilden, und die Lehrer sind dann auch staatlich bezahlt.

    Es ist ein schmaler Grat, aber dennoch kann man sagen, dass der Staat religiös neutral ist trotz des dezidierten Interesses, christlichen / islamischen Religonsunterricht anzubieten.


    Und noch zwei Punkte zu philosophus:
    1. Ja, das Reichskonkordat, da hast Du schon Recht. Auf evangelischer Seite haben wir als den wichtigsten Staatskirchenvertrag den Loccumer Vertrag von 1955.
    2. Ein allgemeiner Werteunterricht oder eine Art "Religionskunde" oder sowas, vieles ist denkbar. Warum ich für Religionsunterricht bin:
    Religionsunterricht bedeutet, dass man die gesamte Religion irgendwie zu erfassen und zu verstehen versucht, dass man auch das eine oder andere
    religiöse Element im Unterricht mal ausprobiert (wofür es natürlich keine Noten gibt). Religionsunterricht ist nicht Unterricht ÜBER eine Religion, sondern aus einer bestimmten Religion heraus. Das führt dann dazu, dass die Urteile - egal, ob es um das Thema Kirche, Ethik, Menschsein, Aufeinandertreffen von Religionen, Tierschutz, oder was weiß ich, dass diese Urteile irgendwie viel überlegter, tiefgehender, menschlicher und differenzierter sind. Weil man eben nicht schlauschwätzerisch sich ÜBER Christentum und Kirche stellt und sagt: Die sagen das, die sagen das, und ich sage das, sondern dass man das viel mehr nach einer theologischen Beschäftigung mit dem Thema eben umfassender durchdrungen hat. Ich behaupte, dass die religiöse Dimension des Menschen im Religionsunterricht ernster genommen wird – wenn auch eine unreflektierte Religiosität natürlich nicht akzeptiert wird. Deshalb werden eben auch religiöse Argumente ernster genommen, so wie es in Werte und Normen wahrscheinlich nicht der Fall sein kann. Nun könnte man natürlich kommen und sagen: Ja, aber warum das Christentum und nicht die anderen Religionen... ? Ja, weil das Christentum nun mal einen prägenden Einfluss auf unserer Denken (immer noch) hat. Man muss nicht alles toll finden, was von Christentum und Kirche kommt, aber man sollte sich ernsthaft und vertieft damit auseinander setzten; zumindest dann, wenn man Religion gewählt hat und nicht Werte und Normen.


    Ich möchte aber nicht hochmütig daherreden, ich möchte nicht sagen, dass deshalb die Leistungen von Schülern, die Religionsunterricht haben, automatisch „intellektueller“ sind, oder sowas. Ich möchte nur sagen, warum ich Reliunterricht wichtig finde, auch zukünftig.

    Hamilkar

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Aber noch zwei Punkte zu kl.gr. Frosch:
    1. Es mag ja richtig sein, dass der konfessionell gebundene Reliunterricht in schulorganisatorischer und finanzieller Hinsicht deutlich aufwendiger ist als
    allgemein christlicher Religionsunterricht es wäre; ich glaube, das hattest Du schon mal im Forum geschrieben. Aber das ist natürlich kein Argument, denn sonst könnte man ja quasi alles abschaffen, was Geld kostet: z.B. den Sportunterricht, weil die Sportlehrer so teuer bezahlt werden die Kinder lieber nachmittags zum Fußball gehen sollten als Sport in der Schule; dann hätte man auch viel Geld gespart. Argumentieren müsste man also schon mit inhaltlichen Argumenten.


    2. Es ist natürlich richtig, dass der schulische Reliunterricht der Kirche hilft: Nicht unbedingt direkt, aber immerhin wird die Religion lebendig
    gehalten und somit indirekt dafür gesorgt, dass die Verbindung zwischen Jugendlichen, Christentum und Kirche nicht ganz abreißt. Man muss aber betonen, kl.gr.Frosch, dass das Ziel des Staates eine religiöse Bildung ist in dem anthropologisch-philosophischen Sinn, den ich in meinem letzten Beitrag zu beschreiben versucht hatte; und wenn nun mal die Mehrheit der Schüler christlich ist, ja, dann passiert diese religiöse Bildung vom Christentum aus. Aber es gibt ja auch schon islamischen Unterricht, der ist ja auch vom Staat finanziert: Es gibt einige wenige Unis, die das schon als Lehramtsfach ausbilden, und die Lehrer sind dann auch staatlich bezahlt.
    Es ist ein schmaler Grat, aber dennoch kann man sagen, dass der Staat religiös neutral ist trotz des dezidierten Interesses, christlichen / islamischen Religonsunterricht anzubieten.


    Hamilkar: ich rede nicht vom aufwändiger. Ich rede von "teuer".
    ich habe auch kein Problem damit, dass der RU Geld kostet. ich frage mich nur, warum er den Staat Geld kostet, obwohl IMHO eine Trennung von Kirche und Staat vorliegt.
    Aber um dein Beispiel von oben aufzugreifen (mit dem Sportverein). Wenn der Tennisverein der Schulortes ankäme und sagen würde: "Leute, könnt ihr nicht den Tennisunterricht für uns übernehmen. Wäre doch viel einfacher für uns, wenn wir nicht nachmittags die Tennisstunden mit unserem Personal geben müssten." würde die Schule (bzw. das KuMi) ja auch sagen: "Danke, der nächste bitte!" Aber für die Kirche übernimmt die Schule/der Staat bereitwillig diese Aufgabe und verbrennt Geld.


    Sicherlich kann man inhaltlich nach Argumenten für den konfRU suchen. Aber man kann auch nach Argumenten für einen Sportart/Sportverein-ausgerichteten Sportunterricht suchen. Es krank aber schon an der Tatsache, dass weder die Tennisstunden des Sportvereins noch die Religionsstunden der Kirchen (zu bezahlende) Sache der Schule sind. Da können die inhaltlichen Argumente noch so gut sein. ;)


    kl. gr. Frosch

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