Gehalt nicht verhandelbar?!

  • Auch für den Unterricht kann man erfassen, ob die beobachtete Stunde gezielte Methodenwechsel enthält


    Wie niedlich!


    In unserem Kollegium machen sich seit elticher Zeit vor allem Damen breit, die mit überbordendem Rollkoffern (und teils wegen des guten Unterrichts noch mit Extra-Taschen bewaffnet) den Weg in die Klassenräume suchen, um Kinder und Jugendliche mit zeitgemäßen Methoden zu beglücken. Die Stunden sind der wahre Methodenzauber! So zauberhaft, dass diese Kolleginnen nicht nur deutlich früher als alle anderen loszuckeln, sondern auch Pausenaufsichten nicht wahrnehmen können, weil der Auf- bzw. Abbau von bunten Kärtchen, das Einsammeln von Folienschnipseln, die Umgestaltung von Sitzordnungen und Tasche packen mächtig Zeit in Anspruch nimmt.


    Was hat das mit dem Thread zu tun? Einiges! 1) Müssten diese Kolleginnen ordentlich mehr Geld bekommen, weil gezielte Methodenwechsel phantastisch eingebracht sind. 2) Müsste es Gehaltsabzüge geben, weil sie nicht zur Aufsicht kommen bzw. wegen der Aufräumarbeiten (mein guter Unterricht geht vor!) Aufsichten ablehnen und damit andere Kollegen belasten. 3) Und, das freut mich am meisten, es rührt sich mittlerweile Widerstand seitens unserer Kundschaft, soll heißen seitens der Schüler, die gerne mal wieder "normalen" Unterricht hätten. Die SuS würden da mit Sicherheit den konventionell(er) unterrichtenden Kollegen mehr auf dem Konto gönnen. Die Mischung macht es.


    Grüße vom
    Raket-O-Katz ohne Rollkoffer :D

  • die Probleme löst man nicht durch mehr Evaluation und schon gar nicht durch unangekündigte SL-Besuche. Objetiv bewertbare Kriterien für guten Unterricht gibt es nicht unbedingt, wie wir alle aus dem Ref. wissen.
    Das sind doch alles pet jealousies - weil die Bezahlung innerhalb der Beamtenriege doch nur marginale Unterschiede aufweist. Meistens arbeiten die Leute am meisten, die engagiert und motiviert sind - und die rechnen das nicht unbedingt in Entlastungstunden ab.
    Was wirklich ungerecht ist, ist die unterschiedliche Bezahlung von Angestellen und Beamten für den gleichen Job. Wenn immer mehr Angestellte in den Job strömen, wird darüber noch zu reden sein - wenn die Beamten-Lobby in der Überzahl ist, wirst du daran nichts ändern.
    Was die Zusammenarbeit verbessern würde, wäre die Zusammenarbeit in Teams und Kollegenhospitationen, was von jüngeren bzw. neuen Kollegen ja auch genutzt wird. Und diejenigen, die sich nicht in die Karten schauen lassen wollen, wirst du eh nicht ändern - mit Zwang erreicht man da gar nichts.
    Was mich auch wundert, ist, dass die Kollegen so genau zu wissen scheinen, wie Kollege XY seinen Unterricht macht oder dass er/sie ihn schlampig vorbereitet hat. Ward ihr wirklich in seinem/ihren Unterricht, oder wisst ihr das alles nur vom Hörensagen? Dann wäre ich nämlich vorsichtig mit einem Urteil ...

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Wenn Du hier querliest, wirst Du ferner feststellen, dass der Lehrerberuf eine bestimmte Schwerpunktsetzung innerhalb der Größen "Einkommen", "Arbeitsbelastung", "Wertschätzung durch die Gesellschaft" und "Sicherheit im Job" darstellt.


    Hier fehlen vielleicht noch "Eigenständigkeit" und "Unabhängigkeit von Konkurrenzdruck". Als LehrerIn hat man wahnsinnig viel Entscheidungsfreiheit - wie ich gerade Tag für Tag entdecke - über die Gestaltung und Planung seines Unterrichts, trotz Lehrplänen und Erlassen. Wer kann denn als Angestellter in einem Unternehmen so viel über seine Tätigkeit entscheiden. Und da man keinen Profit erwirtschaftet, steht man weniger unter Leistungsdruck von oben - sprich: die Schule wird nicht von einer anderen, vermeintlich 'besseren' Schule 'geschluckt', wenn die Lehrer bestimmte Vorgaben nicht erfüllen.

  • Und da man keinen Profit erwirtschaftet, steht man weniger unter Leistungsdruck von oben - sprich: die Schule wird nicht von einer anderen, vermeintlich 'besseren' Schule 'geschluckt', wenn die Lehrer bestimmte Vorgaben nicht erfüllen.

    Das war ehrlich gesagt auch mein Einschätzung. Dennoch habe ich schockiert feststellen müssen wieviel zusätzliche Arbeitszeit für Schulentwicklung von den Lehrern abverlangt wird und wie sie durch indirekten Druck im Kollegium fast genötigt wurden an Dingen zur Außendarstellung (Schulfeste, Präsentationstage usw.) teilzunehmen (ohne dafür eine Funktionsstelle oder sonstige Entlastung zu bekommen). Irgendwer in den Schulleitungen hat also anscheinend die fixe Idee man könne doch eventuell von einer "besseren" Schule geschluckt werden, oder unsere Annahme ist tatsächlich falsch und so ein Leistungsdruck und so eine Schulkonkurrenz existiert doch und die Anweisung der Schulleitung hätte doch ihre echte Grundlage.

    . Als LehrerIn hat man wahnsinnig viel Entscheidungsfreiheit - wie ich gerade Tag für Tag entdecke - über die Gestaltung und Planung seines Unterrichts, trotz Lehrplänen und Erlassen.

    Da würde ich Dir zustimmen. Dies auch etwas, was mir sehr gefällt. Ich hoffe da wird nicht wieder dran gesägt in Form strikterer Vorgaben oder "verbindlicher Absprachen" in der Fachschaft.

  • @silicium:
    Nunja, wir werden gerade per Schulentwicklungsplan mit einer Schule zusammengelegt. Dabei wird es so sein, dass der eine Standort (wir) den Bereich "Technik" erhält und der andere den Bereich kaufmännisch übernimmt. Ausschlaggebend waren die Schülerzahlen. Es ist also daher unerlässlich, dass Arbeit in Außendarstellung gesteckt wird, denn auch an den Berufskollegs gibts freie Wahl: Die Betriebe können ihre Azubis auch an andere BKs schicken: Und sie machen es auch, wenn sie merken, dass an der Schule einiges falsch läuft.


    Für uns im Bereich "Technik" war also unsere gute zusätzliche Arbeit außerhalb des Unterrichts und der gute Unterricht ausschlaggebend, dass wir an unserem Standort verbleiben dürfen. Die anderen hatten leider nicht so viel Glück. Es ist daher doch eine Art "Konkurrenz" vorhanden, insbesondere vor dem Hintergrund der sinkenden Schülerzahlen.

  • Sissymaus: Ah okay, interessant, danke. Dann kann man

    Und da man keinen Profit erwirtschaftet, steht man weniger unter Leistungsdruck von oben - sprich: die Schule wird nicht von einer anderen, vermeintlich 'besseren' Schule 'geschluckt', wenn die Lehrer bestimmte Vorgaben nicht erfüllen.

    wohl leider streichen und durch "genauso unter Leistungsdruck" ersetzen.

  • Wie niedlich!


    Niedlich ist vor allem, dass die von dir beschriebenen Damen dem klassischen Irrglauben erlegen sind, dass es die Masse an Methodenwechsel ausmacht. Und niedlich ist auch, wie du deine Argumentation auf diesem Irrglauben aufbaust und in dadurch übernimmst. Das habe ich übrigens in einem früheren Post gemeint, als ich geschrieben habe, dass viele Kollegen sich vor Beurteilung und Unterrichtsbesuchen fürchten, weil sie aus dem Referendariat traumatisiert sind, denn dieser blinde Glaube an das Methodenfeuerwerk ist klassisches Referendarverhalten.


    Ich habe aber ausdrücklich von gezieltem Methodenwechsel gesprochen, alternativ könnte man auch "dem Lehrziel angemessen" schreiben. Das kann auch den gezielten, bewussten und angemessen Wechsel von Lehrervortrag zu Unterrichtsgespräch bedeuten, wenn es denn für mein Lehrziel sinnvoll ist. Es kann auch bedeuten, dass ich gezielt meine Methode gar nicht wechsle, etwa wenn meine Schüler die ganze Stunde an der Lerntheke arbeiten.
    Ich würde mal schätzen, dass mein Unterricht heute zu mindestens 80% frontal war. Die Materialien, die ich eingesetzt habe, waren die Tafel, das Lehrbuch, Arbeitsblätter und Folien aus Kopiervorlagen und Arbeitsblätter, die ich aus dem Ordner herausgeholt habe und gestern minimal angepasst habe. Trotzdem waren alle Stunden solide geplant und die Vorgehensweise war für die Erreichung der Stundenziele meiner Ansicht nach korrekt. Deshalb hätte ich heute auch in keiner der sieben Unterrichtsstunden ein Problem mit einem unangekündigten Unterrichtsbesuch gehabt, auch dann nicht, wenn er über meine Beurteilung entscheiden würde.
    In Bayern sind ja wie gesagt unangekündigte Unterrichtsbesuche des Schulleiters zu Beurteilungszwecken durchaus üblich, und da läuft das auch so. Es ist eben nur ein Irrglauben, dass Methodenfeuerwerk "von oben" erwartet wird.
    Nicht akzeptabel ist es hingegen, wenn Aufsichten verpasst oder zu spät angetreten werden.


    Ansonsten können meine Kollegen meinetwegen mit Rollkoffer, Eastpack, Jutetasche oder Bollerwagen durchs Schulhaus ziehen. Das ist ihre Sache. Ich persönlich habe eine Ledertasche, in die ein Ordner und ein paar Schulbücher passen. Das reicht in der Regel...


    Cambria
    Meine Einstellung hängt mit der speziellen Situation an unserer Schule zusammen und hat tatsächlich keinen Wert als Argumentationsgrundlage. Deshalb habe ich sie ja bewusst von den eigentlichen Argumenten losgelöst.


    Sonnenkönigin
    Dazu, dass es keine idealen Kriterien gibt, habe ich oben schon etwas geschrieben.


    @Silicium
    Auf dein Post antworte ich später, ich hab' jetzt leider keine Zeit mehr!

  • Stimme Dir vollkommen zu. Für einen Halbtagsjob mit X Wochen Ferien wäre die Bezahlung gut. Mein Eindruck, die erfahrenen Lehrer mögen mich korrigieren, ist, dass es allerdings leider gar kein Halbtagsjob ist, sondern ein Fulltime Job der (psychisch) belastungs- und stundenmässig den Vergleich mit der Wirtschaft nicht zu scheuen hat. Das macht die Bezahlung dann mäßig.



    So ist es. WENN Vergleich, dann richtig.
    Eine Bekannte bekommt regelmäßig Boni im 5stelligen Bereich, wenn sie einen guten Auftrag an Land gezogen hat (Bankwesen). Dazu Firmenwagen zru Privatnutzung, etc. TROTZ Teilzeitstelle.


    Es gibt doch diese schöne Karte:


    Solange mein Chef so tut, als würde er mich ordentlich bezahlen, tue ich so, als würde ich ordentlich arbeiten...

  • Niedlich ist vor allem, dass die von dir beschriebenen Damen dem klassischen Irrglauben erlegen sind, dass es die Masse an Methodenwechsel ausmacht. Und niedlich ist auch, wie du deine Argumentation auf diesem Irrglauben aufbaust und in dadurch übernimmst. Das habe ich übrigens in einem früheren Post gemeint, als ich geschrieben habe, dass viele Kollegen sich vor Beurteilung und Unterrichtsbesuchen fürchten, weil sie aus dem Referendariat traumatisiert sind, denn dieser blinde Glaube an das Methodenfeuerwerk ist klassisches Referendarverhalten.


    Ich habe aber ausdrücklich von gezieltem Methodenwechsel gesprochen, alternativ könnte man auch "dem Lehrziel angemessen" schreiben.


    Zustimmung in dem Punkt, dass einige Kollegen "viel Methodenwechsel" mit "gutem Unterricht" verwechseln. Die Damen, die ich vor Augen hatte, sind allerdings nicht nur dieser Meinung, sondern könnten dir auch problemlos darlegen, wieso ihr Vorgehen gezielt und dem "Lehrziel angemessen" ist. :D


    Nicht-Zustimmung: Ich habe das garantiert nicht übernommen, sondern gebe nur wieder, was ich tagtäglich mitbekomme.


    Nee,ich habe das schon verstanden und sehe es so, dass einige Kollegen schon gerne mehr Methoden einbringen könnten, während andere eben weniger machen sollten. Die gesunde Mischung machts. Das mit dem Referendariat ist absolut richtig! Zauberstunden mit Feuerwerk. Leider haben wir an meinen Institut inzwischen viele auch gestandene Kollegen, die aufgrund von Fortbildungen, Implementierung neuer Curricula und Überdosis an Netzwerkereien wieder in das Stadium des Referendariats zurück gefallen sind, obwohl die eigentlich auch ohne Feuerwerk guten Unterricht machen würden. Die Schüler geben mittlerweile offen zu, dass ihnen diese Übermotivation seitens der genannten Kollegen auf dem Geist geht.


    Ansonsten:

    Objetiv bewertbare Kriterien für guten Unterricht gibt es nicht unbedingt, wie wir alle aus dem Ref. wissen.


    Groetjes vom
    Raket-O-Katz

  • Die Schüler geben mittlerweile offen zu, dass ihnen diese Übermotivation seitens der genannten Kollegen auf dem Geist geht.


    Das könnte allerdings auch daran liegen, dass sie jetzt arbeiten müssen, statt sich während des Lehrervortrags ein Schläfchen zu gönnen :D

  • Der Lehrer bekommt für ALLES was er macht einen Pauschalbetrag anstatt stundenweise abzurechnen.


    Das ist aktuell das Problem, das ist richtig. Deshalb gibt es ja u.a. die Forderung nach leistungsabhängiger Bezahlung, was ja letztlich nur eines von mehrern möglichen Modellen ist, um aus der Falle des Pauschalbetrags herauszukommen.
    Ansonsten ist mir dein Post einfach zu voll von Stammtischweisheiten. Alleine schon, dass du ständig die Formulierung "die da oben" verwendest, klingt mir zu sehr nach hinterwäldlerischem Wirtshaus. Aber um wenigstens eins deiner Beispiele anzusprechen:
    Ich war in den ca. 10 Jahren, die ich jetzt im Schuldienst bin, jedes Jahr mindestens einmal auf Klassenfahrt. Und bis auf einen Schüleraustausch in meinem ersten Jahr habe ich dafür niemals die Kosten selbst getragen und habe sie immer erstattet bekommen. Die durch Fahrten anfallende Mehrarbeit bekomme ich tatsächlich auch erst seit diesem Schuljahr erstattet und wohl auch nicht in angemessem Umfang, dafür habe ich mich aber jedes Jahr freiwillig für die Klassenfahrt entschieden und das Ziel immer selbst bestimmt.
    Dass Klassenfahrten von der Schulleitung angeordnet werden, ohne dass die Kosten übernommen werden, gab es in meinem Bundesland meines Wissens nie. Dienstanweisungen zu Klassenfahrten haben immer auch das Recht einer Reisekostenabrechnung nach sich gezogen. Dass manche Kollegen "aus pädagogischen Gründen" darauf verzichtet haben, ist ein anderes Problem und etwas, woran die Lehrerschaft wirklich arbeiten muss. Seit ca. zwei Jahren (?) dürfen Lehrer gar nicht mehr "freiwillig" auf Kostenerstattung verzichten. Es ist also durchaus nicht so, dass wir von "denen da oben" (um deine Formulierung zu übernehmen, ich spreche lieber neutral vom "Dienstherren") nur ausgenommen werden und uns so gar nicht wehren können.



    Die Argumente, dass es keine zu 100% objektiven Kriterien für die Beurteilung von Unterrichtsqualität gibt und dass man sowieso ein Methodenfeuerwerk entzünden muss, weil die Schulleiter das sehen wollen, erinnern mich übrigens frappierend an die Schülerargumente, dass man "in Deutsch sowieso schreiben kann, was man will" bzw. dass man "das schreiben muss, was der Deutschlehrer hören will".
    In all den Jahren, die ich in Korrkturteams fürs Abitur Erst- oder Zweitkorrektor war, habe ich oft mit dem Korrekturpartner diskutiert, ob eine Formulierung angemessen oder ein Argument plausibel ist. In Deutsch wie in Englisch. Trotzdem sind wir eigentlich immer insgesamt auf die gleiche Note gekommen. Oder wie groß war denn das Geschrei, als in den Fremdsprachen endlich die mündlichen Leistungsabnahmen eingeführt wurden, dass die Kriterien nicht zu 100% objektiv sind. Und trotzdem ist man als erfahrener Fremdsprachenleher doch in der Lage, die Leistung des Schülers recht objektiv zu bewerten!
    Wollt ihr wirklich behaupten, man kann überhaupt nicht beurteilen, was gelungener Unterricht ist? Warum mache ich dann bei meinen Referendaren überhaupt Beratungsbesuche, wenn ich ihnen doch nicht objektiv sagen kann, was gut gelaufen ist und was sie verbessern können?
    Natürlich kann ich die Kriterien so spontan nicht aus dem Ärmel schütteln, aber ich behaupte, man kann sie aufstellen. Nicht zu 100% objektiv, aber doch aussagekräftig genug. Zumindest kann ich die fachliche Richtigkeit des Unterrichts beurteilen und ich kann sehen, ob der Unterricht eine klare Struktur hat. Und wenn am Ende eine Sicherungsphase in irgendeiner Form steht, wie es ja nun mal auch im Alltag die Regel sein sollte (- wenn es auch natürlich Ausnahmen gibt), dann kann ich auch sehen, ob der Unterricht erfolgreich war.
    Alleine schon wenn man diese absolut grundlegenden Kriterien anwendet, könnte man in meinem Kollegium deutlich Unterschiede zwischen einzelnen Lehrern formulieren. Und nur nebenbei: Ich sehe mich dabei übrigens nicht an der absoluten Spitze, denn ich sehe durchaus, wo mein Unterricht verbesserungswürdig ist.


    Ich finde, wenn wir nicht anfangen, selbstbewusst aufzutreten, sondern immer nur Angst vor dem Dienstherren und seiner angeblichen Willkür haben, machen wir uns das Leben unnötig schwer. Wie schreibt Nele oft so schön "Ich bin Profi!". Recht hat er, und als Profi stehe ich auch zu meiner Arbeit und bin mir sicher, dass sie einer Beurteilung von außen standhalten kann. Ich weigere mich, mich in meinem Selbstbild zum Spielball von mystischen Mächten aus dem Kultusministerium zu degradieren!

  • dann kennt man in der Regel innerhalb eines Kollegiums die Abseiler

    Oder auch nicht. Die pfiffigen faulen Säcke sorgen nämlich dafür, dass es nicht auffällt, dass sie nichts tun. Und die müssen auch vor einer Leistungsbezahlung keine Angst haben. Wenn man die Kriterien kennt, kann man diesen formal leichter genügen als inhaltlich.


    L. A

  • So ist zum Beispiel eine Theater-AG aufwändiger als die Arbeit als Sicherheitsbeauftragter.

    Das erzählen Sie mal unserem Sicherheitsbeauftragtem, der ständig mit dem zuständigen Brandmeister darüber verhandeln muss, wie unser Gebäude noch umzugestalten ist. Aber selbst wenn "aufwändiger" in diesem Falle zuträfe, dann rechnen Sie das doch bitte mal in Euro um.


    Ich habe dienstlich mit der Einschätzung von Aufwand und Belastung zu tun. Im zuständigen Gremium wissen wir, dass wir es nicht "gerecht" hinbekommen werden. Da bleibt am Ende immer ein Bisschen Gedeutel.


    L. A

  • Also ich schreibe es jetzt ein letztes Mal, dann werde ich wohl damit leben müssen, dass mir einfach keiner zustimmt ;)


    Mir ist bewusst, dass es keine absolute Gerechtigkeit geben würde. Aber wo gibt es das schon. Und mir ist auch bewusst, dass es Kollegen geben würde, die in der Lage wären, so ein System auszunutzen. Es wäre aber dennoch eine absolute Verbesserung des Systems, da die Ungerechtigkeiten stark minimiert werden würden. Und man könnte ja noch nachbessern
    Parallelbeispiele gibt es genügend, wenn auch alle Vergleiche hinken: So sind ja unser Sozialsystem und unser Gesundheitssystem auch nicht perfekt, manche Leute werden unfair behandelt, andere nutzen es schamlos aus. Sollten wir es deshalb aber ganz abschaffen?


    Ich halte es für ein gesamtgesellschaftliches Problem, v.a. übrigens in unserem Land, dass viele Reformen daran scheitern, dass von Anfang an eine Absolutheitserwartung an sie gestellt werden. Dieser scheinbare Perfektionismus lähmt unsere Entwicklung und auch die Bearbeitung vieler politischer und gesellschaftlicher Probleme. Da ist das Schulwesen nur ein Beispiel. Das ist ziemlich überraschend, wenn man bedenkt, dass viele andere Reformen im Bildungssektor gerne mal über Nacht und offenbar ohne große Planung durchgeführt werden, wie etwa die Einführung des G8 in Bayern. Aber das ist ein anderes Thema

  • In all den Jahren, die ich in Korrkturteams fürs Abitur Erst- oder Zweitkorrektor war, habe ich oft mit dem Korrekturpartner diskutiert, ob eine Formulierung angemessen oder ein Argument plausibel ist. In Deutsch wie in Englisch. Trotzdem sind wir eigentlich immer insgesamt auf die gleiche Note gekommen. Oder wie groß war denn das Geschrei, als in den Fremdsprachen endlich die mündlichen Leistungsabnahmen eingeführt wurden, dass die Kriterien nicht zu 100% objektiv sind. Und trotzdem ist man als erfahrener Fremdsprachenleher doch in der Lage, die Leistung des Schülers recht objektiv zu bewerten!
    Wollt ihr wirklich behaupten, man kann überhaupt nicht beurteilen, was gelungener Unterricht ist? Warum mache ich dann bei meinen Referendaren überhaupt Beratungsbesuche, wenn ich ihnen doch nicht objektiv sagen kann, was gut gelaufen ist und was sie verbessern können?
    Natürlich kann ich die Kriterien so spontan nicht aus dem Ärmel schütteln, aber ich behaupte, man kann sie aufstellen. Nicht zu 100% objektiv, aber doch aussagekräftig genug. Zumindest kann ich die fachliche Richtigkeit des Unterrichts beurteilen und ich kann sehen, ob der Unterricht eine klare Struktur hat. Und wenn am Ende eine Sicherungsphase in irgendeiner Form steht, wie es ja nun mal auch im Alltag die Regel sein sollte (- wenn es auch natürlich Ausnahmen gibt), dann kann ich auch sehen, ob der Unterricht erfolgreich war.
    Alleine schon wenn man diese absolut grundlegenden Kriterien anwendet, könnte man in meinem Kollegium deutlich Unterschiede zwischen einzelnen Lehrern formulieren. Und nur nebenbei: Ich sehe mich dabei übrigens nicht an der absoluten Spitze, denn ich sehe durchaus, wo mein Unterricht verbesserungswürdig ist.


    Auch wenn ich als Ausbildungsleiter unserer Schule regelmäßig Unterricht beurteile und mir somit die Mechanismen deiner "Denke" nicht unbekannt sind, muss ich dennoch zu bedenken geben, dass du recht weiche Kriterien beschreibst.
    Du sprichst von "gelungenem Unterricht". Damit geht es schon los. Wann ist der Unterricht denn gelungen? Hierbei "behilft" man sich dann wieder scheinbar objektiver Kriterien und genau das ist die Falle! (Verstehe mich nicht falsch. Ich gebe dir absolut Recht, dass ein halbwegs erfahrener Kollege, nachdem er eine Stunde gesehen hat, durchaus beurteilen kann, ob diese "gelungen" ist oder nicht.) Will man aber eine "gelungene Stunde" genauer beschreiben, weil sie als Beurteilungsgrundlange für eine höhere/niedrigere Besoldung herangezogen werden soll, braucht es allein dafür eben wieder Kriterien.
    Nehmen wir mal die Kriterien, die nach jetziger Auffassung "guten Unterricht" beschreiben, landen wir meist bei Meyer. Jemand, der nun z.B. exzellenten Frontalunterricht erteilt (Und ja, den gibt es!), fällt nach diesen Kriterien eher durch. Hmm....
    Hieran zeigt sich ein weiteres Problem. Die Kriterien, welche "guten Unterricht" beschreiben sollen, sind immer auch Ausdruck einer aktuellen geistigen Strömung (schlimmer noch: Ausdruck dessen, was politisch für richtig erachtet wird) und damit einem Wandel unterlegen. (Dass es in der Wissenschaft durchaus gut evaluierte erweiterte Definitionen guten Unterrichts gibt, auch Auffassungen, die Meyer in einigen Sichtweisen widersprechen, setze ich hier als bekannt voraus.) Was hieße dieses?
    Mal überspitzt ausgedrückt:
    Was aktuell "guter Unterricht" sein soll, weiß ich und kann es gut umsetzen. Meine Besoldung steigt also. Mensch, ich hab´s aber auch drauf und ohnehin bin ich ein Pfundskerl! In 15 Jahren haben dann meinetwegen Wissenschaftler, Schulbehörden, Eltern und Schulen gemeinsam erkannt, dass wieder mehr Ruhe und Aufmerksamkeit in den Unterricht einzuziehen hat und nun gepflegter Frontalunterricht das Maß aller Dinge sei. Mist, den kann ich nicht - meine Besoldung sinkt und mein Selbstbewusstsein auch. Ich doofer Vollpfosten! Weitere zehn Jahre später... To be continued...
    Diese "halbobjektiven" Kriterien helfen also nur sehr bedingt weiter. Ich habe mal für meine Schulform darüber nachgedacht, wie sich Erfolg von Schule zeigte. Hier ließen sich auch Kriterien aufstellen, ein hartes Kriterium sogar: Schlicht und ergreifend der Prozentsatz der SuS, welche nach ihrer Zeit bei uns, einen Ausbildungsplatz erhalten. Doch auch hier dieselbe Misere: Selbst wenn man verlässlich wüsste, welcher Prozentsatz in Abhängigkeit von Arbeitsmarkt und "Klientel" gut wäre, wüsste man nicht, was Sportlehrer, Kunstlehrer, Deutschlehrer, etc. konkret dazu beigetragen haben...
    Auch dieses gilt es zu bedenken: Wenn über die Qualität von Unterricht im Zusammenhang mit Besoldung nachgedacht wird, wird auch sehr bald über Wertigkeit einzelner Fächer nachgedacht werden...

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

  • Nehmen wir mal die Kriterien, die nach jetziger Auffassung "guten Unterricht" beschreiben, landen wir meist bei Meyer. Jemand, der nun z.B. exzellenten Frontalunterricht erteilt (Und ja, den gibt es!), fällt nach diesen Kriterien eher durch. Hmm....
    Hieran zeigt sich ein weiteres Problem. Die Kriterien, welche "guten Unterricht" beschreiben sollen, sind immer auch Ausdruck einer aktuellen geistigen Strömung (schlimmer noch: Ausdruck dessen, was politisch für richtig erachtet wird) und damit einem Wandel unterlegen. (Dass es in der Wissenschaft durchaus gut evaluierte erweiterte Definitionen guten Unterrichts gibt, auch Auffassungen, die Meyer in einigen Sichtweisen widersprechen, setze ich hier als bekannt voraus.)


    Ja, das ist sicherlich ein Problem. Und mir ist auch bewusst, dass andere User in diesem Thread in die gleiche Richtung argumentiert haben (- z.B. als von den Rollkofferkolleginnen die Rede war). Ich denke aber, dass man "gelungenen Unterricht" nicht von der verwendeten Methode oder Herangehensweise her beurteilen sollte, sondern vom Unterrichtserfolg her. Und dieser ist zum Teil durchaus messbar, wenn auch wiederum nicht völlig valide und zu 100%. Aber dazu habe ich mich ja nun schon mehrfach ausgelassen. Jedenfalls erbringt ein Kollege, der bei einer Klasse durch anregenden Fronatlunterricht ebenso gute und nachhaltige Lernerfolge erzielt wie andere Kollegen mit offenen Unterrichtsformen, meiner Ansicht nach die gleiche Leistung. Und dabei sollte es ganz egal sein, welche Methode gerade modern ist.


    Was hingegen nicht egal ist, ist eben der vermittelte Inhalt. Und da finde ich es auch gerechtfertigt, wenn man von den Lehrern verlangt, sich nach "Moden" zu richten. Wenn eben im Vordergund plötzlich Fertigkeiten stehen und das reine Fachwissen in den Hintergrund tritt, dann muss der Lehrer möglicherweise seine Herangehensweise überdenken. Dann kann es durchaus dazu kommen, dass jemand, der früher durch guten Frontalunterricht auch gute Unterrichtsleistung bringt, plötzlich keine Unterrichtserfolge im aktuellen Sinn des Lehrplans mehr erzielt. Dann finde ich auch den Wegfall der Leistungsprämie gerechtfertigt. So viel Professionalität muss man erwarten können, dass die Lehrer sich in ihren Methoden an die inhaltlichen Vorgaben der Lehrpläne anpassen, das ist unser Job. Und das meinte ich in einem früheren Post auch mit "gezieltem Methodenwechsel".


  • Das könnte allerdings auch daran liegen, dass sie jetzt arbeiten müssen, statt sich während des Lehrervortrags ein Schläfchen zu gönnen :D


    Naja, für alles seine Zeit. Bei längeren Fortbildungen habe ich auch schon innerlich geknirscht "Mein Gott, erzähl's mir doch einfach!" wenn ich statt eines kurzen, kompakten Vortrages wieder irgendwelchen Ringelpiez mit Anfassen und Kniebeugen machen musste... Man kann's nämlich auch wirklich übertreiben.


    nele

  • Was gibt denn für einen Grund, dass du ein höheres Gehalt oder eine geringere Arbeitszeit möchtest als alle anderen? Noch dazu als Seiteneinsteiger ohne pädagogische Ausbildung?



    Leider bekommt ein Lehrer mit zwei zweitaufwändigen Korrekturfächern wie beispielsweise Französisch und Englisch das gleiche Gehalt wie ein Sport-Kunst-Lehrer.

  • Was gibt denn für einen Grund, dass du ein höheres Gehalt oder eine geringere Arbeitszeit möchtest als alle anderen? Noch dazu als Seiteneinsteiger ohne pädagogische Ausbildung?


    Leider bekommt ein Lehrer mit zwei zweitaufwändigen Korrekturfächern wie beispielsweise Französisch und Englisch das gleiche Gehalt wie ein Sport-Kunst-Lehrer.


    Der Grund ist, dass ein Seitensteiger, etwa ein Ingenieur, soll er denn tatsächlich an eine Schule kommen, um den extremen Mangel z. B. im Bereich Maschinenbautechnik, zu beheben, auch einen Grund haben muss, eine vermutlich besser bezahlte Stelle zu verlassen, um sich auf das doch sehr ungewisse Unternehmen "Lehrerausbildung" einzulassen. Den beiden Beiträgen, die ich weiter oben verlinkt habe, ist zu entnehmen dass


    a) der Mangel in den technischen Fächern an den Berufskollegs dramatisch ist und ebenso dramatische Folgen für den Standort Deutschland hat
    b) Bewerber absagen, weil ihnen das Gehalt an den Schulen zu gering ist
    b) in BaWü tatsächlich Zulagen gezahlt werden, wenn jemand mit einem gefragten Fach an die Schule kommt.


    Bei allem Respekt vor dem immensen Korrekturaufwand in Sprachen und vor der hohen pädagogischen Verantwortung der Primarlehrer: Um die ging es gerade nicht. Es ging um die Fachkräfte speziell im berufsbildenden Bereich, die im Moment händeringend gesucht werden. Wenn man Leute anlocken will, die den Lehrerberuf nicht nur als "Plan B" wählen, weil "Plan A" in eine Sackgasse führte (was ja oft persönliche Gründe hat), dann müsste man ihnen schon etwas bessere Konditionen bieten.


    Der Interessent hier ist sicher schon abgeschreckt.

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