Elterngespräch im Beisein des Schülers

  • Ich habe in dieser Woche ein Elterngespräch, bei welchem auch der betreffende Schüler dabei sein wird. Bereits beim Elternsprechtag waren dieses Mal überdurchschnittlich viele Eltern mit ihren Kindern (meinen Schülern) da. Ich hatte, gerade bei schwachen Kandidaten, in diesem Fällen Probleme damit, wen ich ansprechen und ansehen sollte. Was ist meine ist: spreche ich vorwiegend die Eltern an, habe ich das Gefühl den anwesenden und betroffenen Schüler zu übergehen. Adressiere ich anders rum den Schüler, habe ich den Eindruck, die Eltern zu ignorieren, welche ja zum Gespräch kommen, um sich zu informieren.


    Es geht um SuS einer 9. Klasse.


    Wie geht ihr damit um, wenn gerade bei schwierigen Fällen Eltern und Schüler da sind?


    Dankbar für Tips
    Raket-O-Katz

  • Ich finde es eine pädagogische Gradwanderung, daher ist das ja auch als Gespräch unter Erwachsenen vorgesehen. Im Beisein von Schülern (kommt bei uns auch zunehmend vor) habe ich in der Tat ebenfalls Hemmungen, so ganz unverblümt direkt zu sein.
    Aus diesem Grund rate ich Eltern immer, die Kinder nicht mitzunehmen, da es besser ist, sie bekommen manche Gespräche nicht mit.
    Sollen die Kinder unbedingt mit, müssen sie die unverblümte Wahrheit verdauen können. Warum sollte man als Lehrer dann zu viel Rücksicht nehmen?
    Ich handhabe es mittlerweile so, dass ich dann mit den Eltern über den Schüler spreche, pädagogische Gespräche über das Lernverhalten mit dem Kind führt man in der Regel in anderer Form.
    Dann müssen eben die ELtern Zuhause zusehen, wie sie evtl. durch die Anwesenheit bei dem Gespräch entstandene Komplexe ausbügeln.

    • Offizieller Beitrag

    ich fand es erst auch ungewohnt. Und meine eigenen Kinder wollte ich auch nie dabeihaben.
    Dann habe ich mir am Elternsprechtag angewöhnt, erst mal die Schüler reden zu lassen, so wie ich auch die Eltern zunächst fragen lasse.
    Demjenigen schaue ich dann auch in die Augen.
    Und ich habe mittlerweile auch kein Problem mehr damit, einem Schüler direkt und im Beisein seiner Mama oder seines Papas zu sagen, dass er/sie ein fauler Hund sei.


    Allerdings habe ich folgende Erfahrung gemacht: am Eltersprechtag kehren manche Schüler plötzlich den wohlerzogenen Sohn, die wohlerzogene Tochter heraus . Strotzen vor Höflichkeit und Aufgeschlossenheit, geben oft ungefragt vollmundige Versprechungen ab usw.
    Ich sage dann immer, dass ich mich darüber freue und Mama oder Papa ja Zeuge seien für diese löblichen Pläne und wir alle gemeinsam bis dann und dann schauen werden, was sich gebessert hat.


    Über eher charakterliche oder auch familiäre Dinge spreche ich ungern im Beisein der Schüler.


    Oder kommen die Eltern plus Schüler jetzt zu dir wegen eines akuten Gesprächsbedarfs?

  • @ Friesin: Ja, es gibt eher aktuten Bedarf in diesem Fall. Die Mutter hat am Elternsprechtag nicht teilgenommen und holt das nun nach. Auch, weil im Zeugnis nicht sonderich positive Anmerkungen standen. Die Gesamtschau der Kollegeneindrücke sind vernichtend.


    Ich werde zunächst den S. ansprechen bzw. die Mutter reden lassen und dann die Mutter adressieren.


    Danke für euere Antworten. :)


    Raket-O-Katz

    • Offizieller Beitrag



    Für mich ist das kein Problem sondern oft eine Notwendigkeit.


    Ich bestehe bei "Krisenfällen" (Fünferkandidaten) in der Regel sogar darauf, dass die Kinder mitkommen. Der Vorteil dabei ist die direkte Kommunikation mit allen Beteiligten zur gleichen Zeit.
    Bei solchen Gesprächen spreche ich zunächst den Schüler an und spiegele ihm noch einmal kurz seine Leistung. Dann ist Zeit für Rückfragen seitens des Schülers oder der Eltern. Danach spreche ich mit den Eltern, was konkret getan werden kann, wobei ich dabei auch immer den Schüler mit angucke, damit er weiß, dass er im Wesentlichen gemeint ist.
    Natürlich kommt es dann zu diesen merkwürdigen Situationen, wo Sohnemann oder Töchterchen auf einmal ganz brav sind - oder mitunter sogar betont frech oder genervt. Es ist auch interessant zu sehen, wie das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist.
    Bei einem Gespräch zu dritt ergibt es sich nun einmal, dass wenn zwei Menschen miteinander sprechen, der Dritte zunächst zum Zuhören verdammt ist. Natürlich kann sich daraus auch ein wirkliches Gespräch zu dritt entwickeln, in dem keiner temporär außen vor ist.
    Für mich überwiegen bei solchen Gesprächen aber die Vorteile direkter Kommunikation - und natürlich lassen sich Zielvereinbarungen leichter überprüfen.


    Gruß
    Bolzbold

  • Ich habe es bisher so gehalten, dass ich das Kind, falls es dabei war, zunächst mal draußen hab warten lassen.
    In manchen Fällen habe ich das Kind später dazu geholt.
    Meist ist es ja so, dass das Kind sowieso genau weiß, worum es geht, was es an seinen Leistungen oder an seinem Verhalten verbessern muss.
    Das Gespräch mit den Eltern steht bei mir daher erstmal im Vordergrund.
    LG

  • Bei Grundschülern finde ich es auch manchmal einfacher, mit den Eltern ohne Beisein des Kindes zu sprechen. Wenn ich so ein "Erwachsenengespräch" brauche, bitte ich das Kind nach einem gemeoinsamen Gespräch freundlich, mich doch noch einen Moment mit den Eltern alleine reden zu lassen und draußen zu warten.
    Bei Schülern einer 9. Klasse, um die es in diesem Beitrag geht, finde ich es selbstverständlich, das Gespräch mit dem Jugendlichen und den Eltern zu führen.

  • Ich habe auch schon Grundschüler bei "Elterngesprächen" dabei gehabt. Dabei haben die Eltern und ich dann so gesprochen, dass es dem Schüler (von der Wortwahl) her angemessen war. Ich sage auch, wenn Schüler anwesend sind, dasselbe als wären sie nicht da. Bis jetzt hatte ich auch noch kein Gespräch, von dessen Inhalt der Schüler nichts wissen durfte. Außerdem ist es sehr interessant wie Eltern und Schüler bei diesen Gesprächen miteinander sprechen und aufeinander reagieren. ^^ Das hat mir schon so manche Verhaltensweise von Schülern erklärt. Auch wenn so mancher meint, dass sei nun wieder Kuschelpädagogik - aber man merkt welcher Schüler vor den Eltern Respekt hat und welcher nicht und wo ein Anruf zu Hause Wunder wirken kann.

    • Offizieller Beitrag

    Habe die Kinder auch manchmal dabei - finde das dann oftmals recht gut, weil ich dann den Schüler eben direkt ansprechen kann. In der Regel fordere ich ihn auch auf, dass er aus seiner Sicht erzählt, woran es liegt, dass er....was auch immer für Probleme hat.


    Und ja, ich finde es auch interessant, wenn ich Eltern und Kinder zusammen beobachten kann.


    Aber wenn es dir nicht gefällt, dann hat ja wahrscheinlich niemand was dagegen, wenn du den entsprechenden Schüler bittest, hinauszugehen.

  • Für die Kinder (Aber eben Kiiiinder, arbeite ja in der GS) seeeehr wirklungsvoll im Beisein von zwei oder drei Erwachsenen erklärt zu bekommen, was man verändern muss, halte es dann auch noch gerne "vertraglich" fest mit den Kleinen.
    Damit sie alles verstehen, spreche ich mehr mit den Kindern und eben in einer Sprache, die auch sie verstehen, die Eltern verstehen es dann schon sowieso... und oft sind die Gespräche kürzer!! In meinen unpädagogischen Momentan habe ich auch schon im UNterricht gedroht: "Oder willst du wieder nachmittags mit deinen Eltern zu mir kommen?!" ;)
    Ach und wegen angucken: Immer den, mit dem du gerade sprichst!

  • Sitzung hat stattgefunden. Mutter war Hauptansprechpartner, da sie auch konkrete Infos eingefordert hat. Schüler wurde wenn passend direkt adressiert.


    Ansonsten danke für eure Tips. Sind für das nächste Mal verbucht. :)


    Grüße vom
    Raket-O-Katz

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