94% der Lehramtsstudenten schaffen den Matheschein nicht...

  • "Wir hoffen, dass anstelle des Schimpfens über die Vorkenntnisse von Studierenden eine pädagogische Kultur einkehrt, in der die Lehrenden den Studierenden etwas beibringen möchten und diese dort abholen, wo sie stehen.""


    Das ist der Schlusssatz.
    Gibt es dazu noch viel zu sagen? Die Wiederholungsklausur bestanden 100. Also 2/3 wieder durchgefallen.
    Ich kann mich erinnern, dass damals an unserer Uni auch ca. 40-60% durchfielen (mich eingeschlossen, aber ich hatte Mathe auch aus guter Selbstkritik nach der 12 abgewählt und nur überlegt, es als 4. Fach zu studieren, da man es ja ohnehin unterrichten muss. Also wollte ich wenigstens fachlich auf den Alltag vorbereitet sein...).
    Die Grundsatzfrage ist aber auch, ob man an der Uni wirklich Studenten da abholen muss, wo sie stehen. Das sehe ich nicht so, ein Basisniveau sollte vorhanden sein. Nur ist eben die Frage, ob die Mathematiker nicht etwas über die Stränge schlagen.
    Was lernt man als Dozent daraus? Niveau anpassen bzw. kleinschrittig auf die Klausur vorbereiten, so dass die Quote stimmt.

  • Bei uns damals gab es auch sehr hohe Durchfall-Quoten...einige Leute sind tatsächlich an diesem einen Matheschein gescheitert! Ich muss aber auch ehrlich sagen...Basiswissen hin oder her - ich frage mich heute noch, was ich als Grundschullehrerin mit Graphentheorie & Co am Hut habe...bißchen mehr Didaktik wär gut gewesen. Denn da ich Mathe nicht im Referendariat hatte, steh ich manchmal echt wie der Ochs vor´m Berg da.

  • Die Grundsatzfrage ist aber auch, ob man an der Uni wirklich Studenten da abholen muss, wo sie stehen. Das sehe ich nicht so, ein Basisniveau sollte vorhanden sein.


    Das sehe ich auch so, durch das Abi ist das Basisniveau ja immerhin bescheinigt.

    Ich muss aber auch ehrlich sagen...Basiswissen hin oder her - ich frage mich heute noch, was ich als Grundschullehrerin mit Graphentheorie & Co am Hut habe...bißchen mehr Didaktik wär gut gewesen.


    Wäre mir auch nicht klar...




    Insgesamt ist die Durchfallquote natürlich extrem hoch, aber ohne weitere Infos kann sich da wohl keienr ein Urteil drüber erlauben. Man müsste die Aufgaben kennen, die Art der Korrektur und den Bewertungsmaßstab (mir fallen da spontan die LSE in M in NRW ein, wo es nur (komplett) richtig oder falsch gibt).

  • was ich als Grundschullehrerin mit Graphentheorie & Co am Hut habe..

    Das fachliche Niveau ist in der Tat nicht ohne. Ich entsinne mich da an die Zahlentheorieaufgaben, die mir eine Bekannte, die damals Lehramt Primarstufe studierte, vorlegte.
    Wie hoch es tatsächlich sein muss, kann ich nicht beantworten, zu wenig Einblick in die Primarpraxis. aber doch zumindest so hoch, dass man einen Einblick in mathematische Strukturen und Denkweisen gewinnt. Diese muss man wohl kennen, um den i-Dötzchen die richtigen Grundlagen beibringen zu können.


    Ein ernstes Problem scheint mir die Frage darzustellen, wie die Kollegen, die womöglich Mathematik im Wesentlichen als Hindernis oder Schikane empfunden haben, später den Kleinen Spaß an Mathematik vermitteln wollen. Da sitzen wir doch fett im Teufelskreis.


    Die Studieren dort abzuholen, "wo sie stehen", sitzen oder herum liegen, kann darauf hinauslaufen, dass man sich mit "Mathe kann ich eh nicht" herumschlagen muss. Dazu habe ich als Lehrer wenig Lust und als Hochschuldozent hätte ich die wohl auch nicht mehr. Allenfalls könnte ich mir Brückenkurse vorstellen, die die Lücken aus 12 oder 13 Jahren Schulzeit füllen. Zum einen nicht gerade ein Aushängeschild für die Schulmathematik. Zum anderen muss die Kurse auch jemand anbieten, d.h. sie werden Geld kosten. Wer zahlt?


    L. A


    P.S.: Ich werde mir den Artikel mal ausdrucken. Wir haben immer ein paar Schüler, die Primarstufenlehrmat studieren möchten. Dann habe ich für die schon Mal für drei Wochen etwas extrinsische Motivation.

    Einmal editiert, zuletzt von Lehrkraft A ()

  • Zum anderen muss die Kurse auch jemand anbieten, d.h. sie werden Geld kosten. Wer zahlt?


    Das ist das geringste Problem. Durch die Studiengebühren haben die meisten Fakultäten relativ viel Geld zur Verfügung, das aber aufgrund schwankender Studentenzahlen nicht langfristig gebunden werden kann, etwa in Form von neuen Stellen. Die Lösung scheint hier häufig zu sein, mit Lehraufträgen um sich zu werfen. Da werden dann frische Absolventen, arbeitslose Akademiker oder Lehrer, die sich an der Uni selbst verwirklichen wollen, für einen Hungerlohn angelockt und wenn im nächsten Semester nicht mehr genug Geld da ist, dann werden eben weniger Lehraufträge verteilt und Veranstaltungen gestrichen.
    Das nennt sich dann "Verbesserung der Lehre durch Studiengebühren".


    Wenn diese Mittel dann zumindest zielführend für sinnvolle Seminare eingesetzt werden, dann loht es sich wenigstens ein wenig.

  • Allenfalls könnte ich mir Brückenkurse vorstellen, die die Lücken aus 12 oder 13 Jahren Schulzeit füllen. Zum einen nicht gerade ein Aushängeschild für die Schulmathematik. Zum anderen muss die Kurse auch jemand anbieten, d.h. sie werden Geld kosten. Wer zahlt?


    So ein Seminar gabs bei uns damals auch. War eine Pflichtübung, also auch normal abgedeckt ;)
    Klar muss eine Grundlage da sein, aber wir hatten z.B. ganz andere Voraussetzungen mit Leistungskurs-Mathe als die mit dem Grundkurs.
    Daher war für mich der Brückenkurs auch recht witzlos, also nur Auffrischung, aber es hatten doch einige Probleme mit den Mathescheinen, aber ich habe auch MAthe als Hauptfach studiert.

  • Ein ernstes Problem scheint mir die Frage darzustellen, wie die Kollegen, die womöglich Mathematik im Wesentlichen als Hindernis oder Schikane empfunden haben, später den Kleinen Spaß an Mathematik vermitteln wollen. Da sitzen wir doch fett im Teufelskreis.

    Das frag ich mich (bei mir) allerdings auch. Ab der 9. Klasse habe ich mich mit 2x wöchentlich Nachhilfe über Wasser gehalten und meine Lehrer bis zum Abi fanden mich zwar alle reichlich sympathisch, aber dass der Funken auch trotz der intensiven Auseinandersetzung nicht auf die Mathematik übersprang, bereitete ihnen auch so manches Mal sorgen. Mir auch ;) Was war ich froh, dass ausgerechnet mein Jahrgang damals keine Abiprüfung mehr in Mathe ablegen MUSSTE.


    Und dann komme ich hier in Hessen an die Uni und MUSS Deutsch und Mathe fürs Grundschullehramt machen. Ich hatte schon VOR Antritt des Studiums Angst, es nicht zu schaffen. Aber klar...ein Neuanfang, dieses Mal klappt es. Für die Grundschule, das kann doch nicht so heftig werden. Und plötzlich war es noch schlimmer als im Abi. Freunde, die später Physik und Mathematik studierten, schlugen die Hände über dem Kopf zusammen, mit welcher Mathematik wir uns beschäftigen mussten. Und 2x bin ich mit Hängen und Würgen durch die Klausuren gekommen. Und immer die Angst im Nacken: Ich darf nur 1x durchfallen. Wenn ich nochmal durchfalle, werd ich exmatrikuliert. Und wenne s im fünften Semester ist. Alles für die Katz, wegen Mathe.


    Wie ich auch nur einem einzigen Kind die Freude an der Mathematik näher bringen soll, ist mir ein Rätsel. Dennoch: wahrscheinlich werd ich mich auch für das Ref. durch Mathe quälen - allein schon, weil man mit der Kombination Deutsch und Sachunterricht NOCH länger auf einen Platz warten muss. Da stimmt doch was gewaltig nicht..

    Bei uns gab es eine Vorklausur, wer dort schon nicht die entsprechende Punktzahl geholt hat, der wurde gar nicht erst zur Prüfung zugelassen. Das hat aufjedenfall die Durchfallquote enorm minimiert.

    Das ist doch auch nur ein Vorteil für die Statistik. Eine Verschiebung - denn das Problem bleibt ja dadurch trotzdem bestehen. Nur, dass man eben durch die Vorklausur fällt.

  • Das ist doch auch nur ein Vorteil für die Statistik. Eine Verschiebung - denn das Problem bleibt ja dadurch trotzdem bestehen. Nur, dass man eben durch die Vorklausur fällt.

    Schön gesehen ...

    • Offizieller Beitrag

    Hab in Hessen Deutsch und Sachunterricht studiert. Kurz "nach mir" war das nicht mehr möglich und man musste Mathe dazu studieren.


    Aber auch ohne Studium muss ich das Fach ja unterrichten. Da hätte ich mir die ein oder andere Mathedidaktikveranstaltung doch nachträglich gewünscht...
    Freude an Mathematik vermitteln? Damit hab ich mich anfangs gar nicht abgeben können. War froh, wenn ich meiner 4. Klasse, die ich mitten im Schuljahr übernommen hatte, jeweils ein, zwei Seiten im Mathebuch vorraus war, denn Mathe war in der Schule auch nicht gerade mein Fach. Das war ziemlich hart und die Kinder tun mir rückblickend schon etwas leid. Mittlerweile hab ich mir so manches angeeignet, aber das wär im Studium sicher einfacher gewesen.


    Also, A*schbacken zusammenkneifen und durch. ;) Es wird dir noch mal nützen, immergut. (Ja, ich weiß, dass der fachliche Teil des Mathestudiums ziemlich hart ist - das hab ich bei Freunden mitbekommen, die freiwillig Mathe studiert haben. Aber insgesamt finde ich die Verpflichtung positiv).

  • Hier die Aufgaben (so in einem anderen Forum gepostet):


    http://matheplanet.com/mathepl…50_32128_klausurlol_1.png
    http://matheplanet.com/mathepl…50_32128_klausurlol_2.png
    http://matheplanet.com/mathepl…/14350_32128_klausur2.png


    Wohlgemerkt mussten die Klausur, so wie ich das verstanden habe, nur die Grundschul- und Sonderpädagogik-Studenten schreiben, die Mathe explizit als Fach gewählt haben! (Ok, Deutsch oder Mathematik ist wohl Pflicht und in Deutsch ist es aufgrund des NC schwieriger hineinzukommen.)


    Jetzt hätte ich aber doch gerne einmal eine Einschätzung seitens der Mathematikexperten hier.


    P.s.: Oh, ich sehe Silicium schon förmlich die Anspruchslosigkeit des Grundschullehramts beschreien! :)

  • Na ja, darin, ob die Aufgaben für eine Einführungsklausur für Grundschulstudenten angemessen sind oder nicht. Ob die Schwere der Klausur eine derart hohe Durchfallquote berechtigt etc.
    (Oben wurde ja auch geschrieben, dass man gerne die Aufgaben sähe. Dass das trotzdem subjektiv ist und man nicht weiß, wie die LV ablief usw., ist schon klar.)

    • Offizieller Beitrag

    Mal drüber nachgedacht, dass eine Durchfallquote nicht nur über die Klausur an sich etwas aussagt?


    Vielleicht
    ist das Bewertungsschema ein komisches (Minuspunkte für falsche Antworten)
    sind unter den 94% ganz viele nach der dritten Semesterwoche gar nicht mehr in der Veranstaltung gewesen und haben nicht mitgeschrieben, zählen aber als "gescheitert", weil von den 100 angemeldeten Studis insgesamt nur 6 die Klausur bestanden haben (aber nur 70 geschrieben haben)
    sind in solchen Studiengängen viele, die das Ganze nicht ernst nehmen oder das Fach / den Studiengang aufgrund der (in der Öffentlichkeit nachgesagten) guten Berufschancen und scheitern einfach daran?


    Ich weiß von meiner Uni, dass es in Mathe und Physik dort so war.
    und auch besonders erschreckend in Latein.
    das altphilologische Institut lebt von den "Fehleinschreibungen" (pro Studi in der Regelstudienzeit gibt es einen bestimmten Betrag von der Uni). Viele versuchen sich 1-2 Semestern an einem "Mangelfach", sie waren schliesslich "ganz gut im Fach in der Schule", und schwuptiwups, an der Uni läuft es doch anders...


    Chili

  • Wichtig wäre dazu dann auch noch zu wissen, was für Hilfsmittel erlaubt waren. Formelsammlugn z.B. oder gar die kompletten Aufzeichnungen usw.
    Ich bin mir aber sicher, dies Aufgaben auch alle in Mathe gemacht zu haben in der Uni. Z.t. auch als Hausaufgaben.


    So ganz nett sind eingie Aufgaben nicht, aber da sind auch welche dabei, die ich gleich lösen könnte, wo man im Kopf schon dabei ist, wenn man die liest ;)

  • Mal abgesehen davon, dass die Art und Weise der Dozentin, so es denn stimmt, nicht in Ordnung ist, muss man schon mal sagen, dass die Aufgaben an sich nun wirklich nicht sehr komplex und imho ziemlich fair und gut machbar sind.
    Fraglich ist vielleicht ob man das als Primarlehramtsstudent für seinen Alltag wissen muss, aber ich muss in meinen Fächern (Physik, Chemie) auch Dinge wissen die über den Schulinhalt mehr als hinausgehen. Das ist in jedem Fall normal, dass es eben über das Schulniveau hinausgeht. (Ist das wohl sonst in der Pädagogik nicht der Fall?)


    Vom mathematischen Standpunkt aus sind es sehr basale Aufgaben und, wenn die Primarlehrämtler, wie es hier im Forum oft der Fall ist, darauf beharren, dass ihr Studiengang genauso komplex und schwierig sei wie ein Mathestudium, dann kann man sich doch nicht beschweren, wenn man in basalen Themen der Mathematik abgeprüft wird?
    Das müsste sich dann doch auch, selbst wenn die Dozentin ein Totalausfall ist, aus jeder Literatur selber beibringen lassen.


    Immerhin wird von den Lehramtsstudenten auch basale Pädagogik abverlangt und die bestehen bei uns auch Leute, die eben nur Selbststudium aus einem entsprechenden Fachbuch betrieben haben. Die Durchfallquote ist super gering gewesen in Pädagogik.

    • Offizieller Beitrag

    Leicht Off-Topic aber ernstgemeinte Frage:



    Luise Morschel, Referendarausbilderin (und also auch Lehrerin)

    Zitat

    "Wenn 94 Prozent meiner Schüler eine Klassenarbeit nicht schaffen
    würden, wäre das selbstverständlich, dass sie nicht angerechnet werden
    könnte", sagt Luise Morschel, "die Dozentin hat es didaktisch und
    methodisch nicht verstanden, den Lernstoff rüberzubringen."



    weiter lesen: http://www.gmx.net/themen/beru…uote-94-prozent#.A1000146

    Wie seht ihr das?
    94% hatte ich ja noch nie, aber ernsthaft, ich hatte schon in der 7. Klasse fast 50% 5er, 6er und 4minus, außer einer 2 dann den Rest auf 3minus und 4, da hätte ich sowas von nicht eingesehen, die Klausur neu zu schreiben (die Schüler haben es versucht und haben einfach für die nächste Klassenarbeit doppelt gelernt. (die Schnitte blieben zwar super schlecht, aber mindestens eine Notenstufe drüber)
    Als ich die Klasse anderthalb Jahre später abgegeben habe, hat die Klasse bei der neuen Lehrerin wieder einen 5er-Schnitt gehabt, prompt hat die neue Lehrerin neu schreiben lassen, die Klassenarbeit fiel schlechter aus.


    MUSS es an der Lehrkraft liegen, wenn die Arbeit so schlecht ausfällt?


    Chili

  • Einige Aufgaben sind jetzt aber doch gar nicht so schwer? Also ich mein, Definitionen lernen ist ja wohl echt kein Problem. Einiges war nur rechnen (das mit den Instrumenten z.B.). Das meiste sagt mir was und ich könnte wohl 50% der Klausur lösen - und ich hatte seit 2006 nix mehr mit Mathe zu tun. Wenn ich das Ding hätte bestehen müssen, hätt ich mir notfalls bezahlte Nachhilfe geholt. Einfach um mir selbst zu beweisen, dass ich es hinkriege :D.


    chilipaprika: im Artikel steht doch genau, wie viele nicht angetreten sind....

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