Notenbewertung nach individuellen Voraussetzungen oder der gleiche Maßstab für alle?

  • Folgendes Zitat von Bolzbold bringt mich zum Nachdenken. Es stammt aus dem Thread "An die Sportkollegen: Seilspringen in einer Minute"

    Das bedeutet es ist heutzutage üblich die biologischen Rahmenbedingungen herauszufiltern bei der Bewertung? Ich erinnere mich lediglich an einen Geschlechterunterschied, nicht jedoch, dass wir nach unseren individuellen Voraussetzungen bewertet wurden. Ist das also auch noch dazu gekommen?


    Meinst Du man müsste also bewerten: "10 Sprünge in der Minute geschafft
    ist natürlich nicht viel, aber für Dich [Schüler extrem korpulent] eine
    sehr große Leistung. Du bekommst dafür eine eins bis zwei?" Und ein
    Schüler, der körperlich bessere Voraussetzungen hat und "nur" dreißig
    schafft eventuell sogar eine vier?
    Ist das Maß dann nur noch, wie stark man sich anstrengt? Also im Endeffekt eine Bewertung des Fleißes und der Einsatzbereitschaft?


    Gilt das nur für rein physische Voraussetzungen im Sportunterricht oder müsste man nicht, fairerweise, dieses Konzept auch in andere Fächer übertragen?



    Müsste ich quasi in Physik auch Rücksicht darauf nehmen, wenn ein
    Schüler (meiner Einschätzung nach oder nachgewiesenermaßen) nicht sehr
    intelligent ist, und deshalb seine Leistungen individuell bewerten. Also
    nach dem Motto:"Für Dich ist es eine enorme Steigerung und weit
    über Deinem zu erwartenden Vermögen, deshalb bekommst Du eine eins bis
    zwei, obwohl die Leistung dem nicht entspricht?" Oder Schülern, die sich total anstrengen und Lernen wie verrückt, aber eben eine 5 schreiben (aka 10 Sprünge nur schaffen) dann für die Bemühung daraus eine 3 machen?




    Mal abgesehen davon, dass man körperliche Nachteile, die den Sport
    betreffen leichter und objektiver messen kann als welche, die das Hirn
    betreffen (was aber nicht zu vergessen auch ein bereits durchtrainiertes Organ sein kann oder
    einen, dem korpulenten Schüler entsprechende, nachteilhaften Zustand
    aufweist), finde ich es nicht sehr schlüssig warum beim Sport da so
    unterschieden werden sollte aber in anderen Fächern nicht.


    Eine weitere Sache sind zum Beispiel die völlig unterschiedlichen Voraussetzungen in Kunst und Musik. Jeder, der ein Musikinstrument spielt ist in einer extrem viel besseren Position als unmusikalische Schüler. In Kunst ist die Leistungsdifferenz beim Zeichnen zwischen Leuten die hobbymässig zeichnen und Dilettanten wie mir extrem. Dennoch habe ich es, trotz Anstrengungen und sichtlichen Fortschritten nicht über eine vier hinausgebracht.
    Und ganz ehrlich! Das war richtig so! Ich konnte damals nicht zeichnen und die Anstrengung, die ich vollbracht habe hat mich zumindest vor der 5 bewahrt.
    Wenn ich meine Bilder mit denen von Leuten die es drauf hatten in der Klasse verglichen habe wäre alles andere als ein krasser Unterschied in den Noten nicht gerechtfertigt und eine drei allein für das Bemühen imho fehl am Platz.


    Die Maßstäbe die angelegt werden sollten meiner Meinung nach für alle Schüler gleich sein. Unterschiedliche Voraussetzungen hat man immer und in keinem Bereich des Lebens wird darauf Rücksicht genommen.


    Meinungen?

  • Neleabels schrieb:

    Warum muss die Bewertung und Messung körperlicher Leistungsfähigkeit zwangsläufig etwas mit Krieg zutun haben?
    Sport ist, man denke an unseren geliebten Fußball, auch kulturell extrem wichtig und beinhaltet Wettkampf, Wettstreit und Vergleich der Leistungsfähigkeit. In der Leichtathletik müssen eben Zeiten, Strecken und Kräfte gemessen werden um einen Wettkampf abhalten zu können.
    Eine Leistungsmessung schließt Freude und Spaß an der körperlichen Bewegung ja auch nicht aus.


    Ich halte es für falsch, wenn man die ganzen Laufzeiten, Wurfweiten usw. abschafft um dann nur noch zu bewerten, wie stark sich jemand anstrengt.

  • Die Überlegungen laufen doch eigentlich auf eine andere Diskussion hinaus, nämlich: Noten oder Verbalbeurteilung.


    Ich hatte gegen Ende meiner Schulzeit eine Art Belastungsasthma. Generell war ich immer ziemlich fertig beim Ausdauersport. Beim Sprint ging es, weil es dann schnell vorbei war. Da brachte ich auch gute Leistungen. Aber gerade die Ausdauerläufe waren die Hölle für mich. Als ich dann endlich die Diagnose hatte, hätte ich mir schon gewünscht, auch anders benotet zu werden. Mir ist bewusst, dass es auch viele Leistungssportler mit Asthma gibt, aber die haben da sicherlich auch eine ganz andere Betreuung gehabt als ich mit meinen drei Sportstunden die Woche. Meinem Lehrer tat es auch leid, mich da so zu sehen. Der stand teilweise schon im Ziel mit meinem Spray und solche Schoten. Aber er hatte nun einmal seine Richtlinien und danach musste er bewerten.


    Mwah. Ich habe gerade ziemlich viele, differenzierte Gedanken zu dem Thema. Aber die muss ich erst einmal sortieren, merke ich gerade.

    2 Mal editiert, zuletzt von immergut ()

    • Offizieller Beitrag

    Warum zitierst du nur, was dir passt?


    Es stand im anderen Thread auch, dass der Schreiber der Meinung war, wenn man sich genug anstrengt und trainiert (also das, was im Unterricht gemacht wird und nicht die Trainingsergebnisse der letzten 10 Jahre im Verein), sollte man auch auf eine 3 kommen können. Es stand nirgendwo etwas von einer 1 für 10 Sprünge in der Minute.
    Ich habe kein Sport als Fach, halte es aber für gut, wenn nicht nur die reine Leistung benotet wird, sondern auch die Steigerung. @Silicium: Erklärung für dich: die Leistung an sich wird ja noch berücksichtigt, keine Angst, aber es ist nunmal nicht alles im Sport.


    Mich haben diese Messungstabellen als Kind immer genervt.
    Bei einigen Sportarten wusste ich schon von vornerein, egal wieviel ich mich anstrenge, werde ich nicht mal auf eine 5+ kommen (andere Notenskala). In den Sportarten, wo ich gut war, gab es im Sportunterricht keine Benotung, weil es angeblich unfair sei, Jungs danach zu fragen, ein Rad zu schlagen oder auf den Händen zu stehen (das Wort fällt mir nicht ein) und meine Note sei schliesslich ungerecht, weil ich seit 10 Jahren im Verein turnte.
    Aber die Benotung "Fußball in bestimmte gemalte Quadrate an einer Wand schiessen, Punkte addieren und somit Note haben" schien wohl total gerecht. Tja, ich hab wie wild geübt (es war noch Jahresbeginn, ich war motiviert) und meine 6 kassiert.
    lustigste Anekdote des Sportunterrichts: im ersten Trimester (Fussball und Langstreckenlauf), Zeugnisnote: 6, zweites Trimester (Volleyball und Tischtennis): Gnaden-4 weil bemüht, drittes Trimester (Turnen und Eislauftanzen): 1+. Die Lehrerin schrieb übrigens auf meinem Zeugnis, dass die Jahressteigerung auf meine Anstrengungen beruhte.
    Jungs und Mädels, die in den ersten Trimestern gut waren, erhielten im dritten Trimester mindestens die selbe Note auf dem Zeugnis. "Es wäre sonst unfair gewesen..."


    Also: Ja, Seilspringen gehört nicht zum normalen Pensum jeden Morgen.


    Chili

  • Hallo immergut,


    kann Dich da natürlich gut verstehen. Du kannst nichts für Dein Asthma und bist dadurch gehandicapt gewesen. Das Problem, das ich eben sehe ist, dass es so unzählig viele unterschiedliche Ausgangschancen gibt, die auch keine Berücksichtung finden. Die Sache an diesen Voraussetzungen ist meiner Beobachtung nach oftmals einfach, dass sich diese nicht so leicht sehen oder messen lassen. Aber selbst wenn, dann ist es trotzdem nicht üblich sie zu berücksichtigen. Warum im Sport?


    Warum zum Beispiel bekommt jemand mit attestiertem IQ von 100 nicht eine bessere Bewertung für seine geistige Leistung, als jemand mit attestiertem IQ von 130, von dem man eigentlich "mehr" erwarten müsste?


    Als sportlich sehr begabter, durchtrainierter Jugendlicher bekäm man mit, dass Leute die eben höllisch unsportlich sind aber sich bemühen, immer noch ganz passable Noten einfahren, auch wenn es objektiv gesehen eine ganz schwache Leistung wär (eben nur nicht die Person).
    Nun ist er sportlich begabte Waschbrettbauchträger in Mathe eine Niete aber bemüht sich wie Bolle, nimmt sogar Nachhilfe (währenddessen der z.B. korpulente Schüler nicht für den Sportunterricht das Joggen anfängt) , bekommt aber keine Motivations "drei" sondern eine glatte fünf.

  • Warum zitierst du nur, was dir passt?

    Ich habe nur die letzten beiden Posts, diese sogar komplett zitiert, weil eine Grundlagendiskussion entstand. Diese sollte den Ursprungsthread nicht sprengen und hat weniger mit der Meinung des ursprünglichen Threaderstellers, als mit den von mir zitierten Usern zutun.


    Es stand im anderen Thread auch, dass der Schreiber der Meinung war, wenn man sich genug anstrengt und trainiert (also das, was im Unterricht gemacht wird und nicht die Trainingsergebnisse der letzten 10 Jahre im Verein), sollte man auch auf eine 3 kommen können.

    Was ist wenn jemand die letzten 10 Jahre mit seinem Chemiebaukausten experimentiert. Wie schneide ich dessen Vorwissen raus?
    Sollte man auch in Mathe, wenn man sich genug anstrengt und trainiert unabhängig vom Ergebnis auf eine 3 kommen können?


    Bei einigen Sportarten wusste ich schon von vornerein, egal wieviel ich mich anstrenge, werde ich nicht mal auf eine 5+ kommen (andere Notenskala).

    Ich habe, egal ob ich ein expressionistisches Bild, ein impressionistisches Bild, eine perspektivische Stadtansicht von oben oder irgendein Bild zeichen sollte gewusst, ich werde versagen. Das ist aber nicht das Problem der Messung sondern entspricht meinen Fähigkeiten in dem zu testenden Gebiet.
    Es gibt auch genug die vor jeder Französischklausur wissen, dass egal was sie tun, sie nichtmal eine 5+ bekommen.


    .


    lustigste Anekdote des Sportunterrichts: im ersten Trimester (Fussball und Langstreckenlauf), Zeugnisnote: 6, zweites Trimester (Volleyball und Tischtennis): Gnaden-4 weil bemüht, drittes Trimester (Turnen und Eislauftanzen): 1+. Die Lehrerin schrieb übrigens auf meinem Zeugnis, dass die Jahressteigerung auf meine Anstrengungen beruhte.

    Die unterschiedlichen Noten sind doch vollkommen in Ordnung und spiegeln eben Dein Können in dem entsprechenden Unterrichtsstoff wieder. Es gibt auch Leute, die in Analysis ne 5 kassieren und in Stochastik auf einmal aufblühen mit einer 2.
    Ist das ein Indiz dafür, dass das Bewertungssystem in Mathe schlecht ist? Oder liegt es vielleicht daran, dass Teildisziplinen einem einfach unterschiedlich liegen können?

    • Offizieller Beitrag

    Also:
    mein Verständnis von Schule ist eben, dass - obwohl mich Chemie sowas von gar nicht interessiert und anspricht, ich mir im Vergleich zu anderen Fächern kein besonderes Talend hier zuschreiben würde - mit Lernen und Üben eben ja immer eine 3 erreichbar ist.


    Ich sage damit nicht, dass die 3 im LK Chemie erreichbar sein muss, wenn man die Jahre davor nix gemacht hat. Ich sage nur, dass mein Unterricht über die Jahre so aufgebaut ist, dass ein durchschnittlicher Schüler schon alleine mit dem Lernen der Vokabellisten, der besonderen Redewendungen, der Landeskunde-Informationen, usw.. auf eine 3 bzw. 2 kommt. Wenn der Schüler allerdings (in meinem Beispiel Französischunterricht zb in der Oberstufe) es nunmal versäumt hat, in den letzten Jahren seine Verben zu lernen, dann startet er tatsächlich mit sehr schlechten Voraussetzungen. Es ist aber nicht die Schuld des Unterrichts, sondern des Schülers.
    Im Sport ist es eben anders.


    Ich finde es übrigens genauso mit der Kunst vergleichbar. Da kann ich aber kein Beispiel liefern, da es in Frankreich nur einen grausamen Unterricht ohne Anspruch gab, nur in der Mittelstufe und wir alle eine 1-2 für "da sein, malen und keine Stifte durch die Gegendwerfen" erhielten.


    chili

  • mein Verständnis von Schule ist eben, dass - obwohl mich Chemie sowas von gar nicht interessiert und anspricht, ich mir im Vergleich zu anderen Fächern kein besonderes Talend hier zuschreiben würde - mit Lernen und Üben eben ja immer eine 3 erreichbar ist.

    Es gibt unzählige Schüler die trotz Bemühen und Nachhilfe in Fächern wie Mathe, Chemie und Physik von ihrer fünf nicht wegkommen. (Gilt auch für andere, aber in den Fächern bekomm ichs eben mit!)
    Die Einstellung, dass mit Lernen und Üben immer eine 3 erreichbar ist vernachlässigt doch total die Ausgangsbasis. Also zu was jeder überhaupt geistig (oder in Sport körperlich) in der Lage ist.


    In Zukunft kommen immer mehr Schüler aufs Gymnasium die kognitiv eher in die Hauptschule gehören. Gilt dann auch für die, dass sie mit Lernen und Üben (vor allem in welchem Maß?!) immer eine 3 erreichen können?



    Ich sage nur, dass mein Unterricht über die Jahre so aufgebaut ist, dass ein durchschnittlicher Schüler schon alleine mit dem Lernen der Vokabellisten, der besonderen Redewendungen, der Landeskunde-Informationen, usw.. auf eine 3 bzw. 2 kommt.

    Der "durchschnittliche Schüler". Der durchschnittlich Schlanke wird in Sport vielleicht ja auch auf seine 3 bzw. 2 kommen. Der sehr Korpulente eben (zurecht?) nicht.


    Ich sehe es ja auch so, der Unterricht sollte eigentlich so sein, dass jemand mit durchschnittlichen Voraussetzungen für ein Fach (Intellekt, Begabung, Talent, in Sport eben durchschnittliche Sportlichkeit) mit der von Dir beschriebenen, motivierten und fleissigen Herangehensweise auf eine 2-3 kommen sollte. So sollte ein Fach ausgerichtet sein. Diejenigen, die aber eben unterdurchschnittliche Voraussetzungen mitbringen landen dann eben logischerweise und zurecht tiefer im Notenfeld.
    Das mag der Dicke im Sport sein, der Dilettant Silicium in Kunst, Hugo mit den zwei linken Händen im Werkunterricht und der einfältige Klaus in Mathematik.
    Wenn die Begabung für eine Sache so schwach ist, dann lässt sich das irgendwann einfach nicht mehr mit Fleiß kompensieren. Wer eine Masse von 140 kg auf die Waage bringt muss einfach damit leben, dass es in Sport nur ein ungenügend gibt.
    So muss auch jemand, der in Mathe eine Klausur nach der anderen versäbelt weil er trotz Fleiß nix checkt, damit klarkommen. Egal was für Gründe es hat, dass er die erforderliche Leistung nicht bringen kann.



    Es ist aber nicht die Schuld des Unterrichts, sondern des Schülers.

    Und es ist die Schuld des Sportunterrichts, wenn der Schüler aufgrund von Übergewicht die Zeiten nicht laufen kann? Oder wenn jemand wegen Asthma das nicht schafft? Oder wenn jemand wegen seines Intellekts die Matheaufgaben nicht checkt?

    2 Mal editiert, zuletzt von Silicium ()

    • Offizieller Beitrag

    Also zumindest in der Mittelstufe gibt es in meinen Fächern eine genügend hohe Anzahl an Punkten für "Reproduktion", wo man eben nicht soviel "checken" muss. Dass viele Mädels in der Pubertät plötzlich gar nichts mehr in Mathe verstehen, hat weniger mit kognitiven Leistungen als mit gesellschaftlich anerkannter Haltung ("Mädchen können eben nicht Mathe", "Ach, in deinem Alter war ich auch schlecht", "Macht nix, er/sie ist gut in Sprachen"...)


    Sprechen wir nicht vom dicken Schüler, sondern vom kleinen Schüler. Ist es seine Schuld, dass er nicht so hoch springen kann?
    und ja, ich kann mir nicht vorstellen, dass man in Sport ein Kind mit Asthma gleich bewertet wie andere, bei bestimmten Übungen.


    Ich plädiere nicht für einzelne Leistungsmassstäbe, sondern auch für die Bewertung der Haltung und Mitarbeit im Unterricht.


    Ein arroganter Boxsportler, der alles perfekt schafft, den anderen SchülerInnen beim Seilspringen nicht hilft und auslacht, ..., verdient nunmal nicht die 1.
    Ein Schüler, der sich während des Zeitraums der Einheit bemüht und steigert (!!), verdient nunmal keine 5. Die Steigerung ist relevant.


    Von meinem Verständnis her haben die Fächer Sport, Kunst und Musik einen anderen Bildungsauftrag als die anderen Fächer und sollen NICHT NUR auf die erreichte Leistung fokussieren.


    chili

    • Offizieller Beitrag

    ch sage nur, dass mein Unterricht über die Jahre so aufgebaut ist, dass ein durchschnittlicher Schüler schon alleine mit dem Lernen der Vokabellisten, der besonderen Redewendungen, der Landeskunde-Informationen, usw.. auf eine 3 bzw. 2 kommt.


    Das erstaunt mich.


    Für eine 3, erst recht für eine 2, gehört m.E. schon ein bisschen mehr als Auswendiglernen von Vokabeln und Redewendungen oder Landesinformationen.
    Das ist ja ein rein reproduktiver Bereich und mag im ersten Lernjahr angemessen sein, aber mit weiterem Fortkommen ? Sagen das die Richtlinien aus?

    • Offizieller Beitrag

    Naja, ich setze auch voraus, dass alles, was VORHER gelaufen ist, noch sitzt. und wenn man tatsächlich lernt, wie man ein Kommentar oder eine Gedichtsanalyse macht, dann braucht man kein literarisches Genie zu sein, um auf eine 3 zu kommen.
    In der Auflistung gehören natürlich noch Grammatik und Wortschatz der Jahre davor.


    und klar, je höher die Jahrgangsstufe, desto weniger Reproduktion drin ist. Aber mit Reproduktion, die meiner Meinung nach echt nur reine Fleißarbeit ist und ein bisschen was im Kopf lässt sich auch im Transfertteil ein wenig holen.
    Das finde ich nicht unbedingt positiv, aber wenn man sich die Erwartungshorizonte der Abiturprüfungen anguckt, finde ich es echt eine Leistung, auf eine 5 zu kommen. Klar, in den Sprachen ist eine 1 im sprachlichen Bereich nicht gegeben, aber wer immer gelernt hat, wie man die Grundgrammatik benutzt und Wortschatz im Kopf hat, kommt meiner Meinung nach nicht auf eine 5.


    Chili

  • Also ich bevorzuge formale (ich glaube das war der richtige Begriff) Bewertungen. Für besondere Ausnahmen hat man ja immer pädagogischen Spielraum bei der Notenvergabe.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Die wenigsten Schüler benötigen Sport für ihre berufliche Zukunft.
    Regelmäßiger Sport ist aber gut für die Gesundheit und damit für die Gesellschaft.
    Es ist daher wichtig den schwachen Schülern Freude am Sport zu vermitteln. Das geht aber nicht, wenn jeder Keim von Bemühung wieder durch eine 6 zerstört wird.


    Für Fächer wie Mathematik dagegen ist ein bestimmtes Ziel (z.B. Hochschulreife) vorgegeben und dieses Ziel ist halt für alle gleich.

  • Es ist wichtig den schwachen Schülern Freude am Sport zu vermitteln. Das geht aber nicht, wenn jeder Keim von Bemühung wieder durch eine 6 zerstört wird.


    Ich finde, dass man schwachen Schülern auch Freude an Mathematik und Deutsch vermitteln sollte.



    Für Fächer wie Mathematik dagegen ist ein bestimmtes Ziel (z.B. Hochschulreife) vorgegeben und dieses Ziel ist halt für alle gleich.


    Nun ja, mit einer 6 in Sport bleibt man auch sitzen resp. erhält mit 0 Punkten die Hochschulreife nicht. Und im Gegensatz zu scheinbar wichtigeren Fächern (z. B. Englisch) kann man Sport noch nicht einmal in der Oberstufe abwählen.

    • Offizieller Beitrag


    Silicium, Deine Polemik hilft hier in keinem Fall weiter. Ich habe in meinem von Dir zitierten Beitrag auch ein anderes, in meinen Augen realistischeres Beispiel angeführt.
    Die Argumentation mit Extremgegenbeispielen ist in meinen Augen wertlos, weil sie den Gegenüber in eine defensive Relativierungsposition zu drängen versucht.
    Was ich nicht gesagt und geschrieben habe, kann und muss ich nicht rechtfertigen.



    Lassen wir das Extrembeispiel außen vor und reden von einer 4 statt einer 5 unter Anwendung des pädagogischen Spielraums, der sehr wohl die Anstrengung und individuelle Steigerung berücksichtigen kann (und soll).



    Für gewöhnlich kommt man nicht wegen guter oder schlechter körperlicher Disposition ans Gymnasium sondern aufgrund einer entsprechenden kognitiv-intellektuellen Eignung.


    Zitat


    Eine weitere Sache sind zum Beispiel die völlig unterschiedlichen Voraussetzungen in Kunst und Musik. Jeder, der ein Musikinstrument spielt ist in einer extrem viel besseren Position als unmusikalische Schüler. In Kunst ist die Leistungsdifferenz beim Zeichnen zwischen Leuten die hobbymässig zeichnen und Dilettanten wie mir extrem. Dennoch habe ich es, trotz Anstrengungen und sichtlichen Fortschritten nicht über eine vier hinausgebracht.
    Und ganz ehrlich! Das war richtig so! Ich konnte damals nicht zeichnen und die Anstrengung, die ich vollbracht habe hat mich zumindest vor der 5 bewahrt.


    Ich bin Musiklehrer. Wer die Richtlinien bzw. Kernlehrpläne gelesen hat, weiß, dass außerschulische Vorbildung bzw. außerschulisch erworbene Fähigkeiten nur dann in der Leistungsbewertung Niederschlag finden dürfen, wenn sie auch im Unterricht zum Tragen kommen. Ein Klaviergenie, das bei "Jugend musiziert" teilnimmt, bekommt nicht automatisch die eins. Wenn der Schüler im Unterricht still ist und nur selten Eigenintiative zeigt und auch bei gezieltem Drannehmen nur gelegentlich brauchbare Beiträge kommen, dann bekommt der Schüler wohl eher eine drei. Schule ist in der Tat keine Sanktionsinstanz für außerschulische Leistungen.
    Und was das Zeichnen angeht, so hast Du gerade eben diese Anstrengungsbereitschaft, die sich dann doch positiv in der Zeugnisnote niederschlägt, bestätigt. Es ging niemals um eine eins oder zwei - das war Dein Extrembeispiel. Aber es kann eben den Unterschied zwischen 4 und 5 machen - und dann eben die Versetzung ermöglichen.


    Zitat


    Wenn ich meine Bilder mit denen von Leuten die es drauf hatten in der Klasse verglichen habe wäre alles andere als ein krasser Unterschied in den Noten nicht gerechtfertigt und eine drei allein für das Bemühen imho fehl am Platz.


    Siehe oben. So missverständlich kann mein Ausgangsthread doch nun wirklich nicht gewesen sein.


    Zitat


    Die Maßstäbe die angelegt werden sollten meiner Meinung nach für alle Schüler gleich sein. Unterschiedliche Voraussetzungen hat man immer und in keinem Bereich des Lebens wird darauf Rücksicht genommen.


    Korrekt. Die Maßstäbe sollten aber so gewählt sein, dass die meisten Schüler eine Chance auf Erfolg haben. Für einige ist eine vier oder eine drei bereits ein Riesenerfolg. Andere geben sich erst ab einer zwei zufrieden. Und daher sollte eine Leistungsbewertung in Sport aus meiner Sicht so aussehen, dass auch die mit schlechter körperlicher Disposition bei äußerster Anstrengung im Normalfall auch auf eine drei kommen können.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag

    aber es ist doch nicht ungewöhnlich, dass man gerade bei 4 oder 5 auch auf die Leistungsbereitschaft bzw. die eprsönlichen Erfolge schaut.
    Was nur fange ich an mit jemandem, der das Schuljahr so grottenschlecht begann, dass er im Schriftlichen eigentlich keine 6, sondern eine 10 erzielt hatte? Und der sich dann wahnsinnig reinkniete, seine Fehlerzahl halbierte, aber schriftlich immer noch bei 6 landete? Eine ganz beachtliche Leistung! Leider half ihm das wenig im Sinne der Zeugnisnote.Ich habe das damals auf der Zeugniskonferenz zur Sprache gebracht und den Antrag gestellt, dass eine positive Bemerkung ins Zeugnis kam. Ich kann nur hoffe, dass sich der Schüler dadurch nicht veräppelt gefühlt hat.


    Und wie handahbt man es umgekehrt: wenn einem Schüler ein Fach "zufliegt" und er sich nicht groß anstrengen muss, dann mag er mangels mündlichem Engagement vielleicht auf einer 2 statt auf einer 1 landen, aber würde man ihn deshalb runterstufen auf eine 3, um die Vergleichbarkeit zu jemand anderem herzustellen, der sich sehr bemüht hat??
    Was ich damit sagen will: die persönlichen Anstrengungen in allen Ehren, aber irgendwo sind uns als Lehrern Grenzen gesetzt.

  • Schade, dass diese Überlegenheiten nicht alle meiner Sportlehrer anstellten.
    Ich erinnere mich, dass ich in der Sek I alles Einser hatte, bis auf Turnen, da hatte ich eine Drei.
    Das lag vor allem daran weil ich beim Cooperlauf eine Fünf bekommen hatte. Das muss man sich mal vorstellen: Da rennt ein kleiner Stöpsel, der gerade mal 1,40 groß ist, 2300m in 12 Minuten und bekommt eine Fünf. Klar, dass die Athleten locker ihre Eins schafften. :rolleyes: 8)

    • Offizieller Beitrag

    Nun ja, Leichtathletik und sonstige sportliche Tests, die primär auf der Physis des jeweiligen Schülers basieren, haben etwas darwinistisches in meinen Augen.


    Irgendwoher muss doch die Erfahrung kommen, dass die Sportskanonen immer die eins hatten und die "Nichtsportler" allenfalls eine drei.


    Gruß
    Bolzbold

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