bin ich fürs lehramt geeignet?

  • ich bin seit september 2011 referendarin. an meiner seminarschule hatte ich eine 7. klasse, die allgemein als chaosklasse bekannt war und auch bei mir unruhig war, aber viel besser als bei meiner vorgängerin oder einer anderen referendarin. nach dem schuljahr haben mir die kids auch pralinen geschenkt und jeder hat mir nen brief geschrieben, dass ich eine sehr gute lehrerin sei - zwei sogar, dass ich die beste lehrerin sei, die sie je hatten - einfach weil ich die schüler ernst genommen habe und ihnen gezeigt gabe, dass ich an sie glaube. an meiner neuen schule habe ich die klassen 7-10 und habe insgesamt das gefühl, dass. die schüler mich schon mögen, aber wenig lust auf meinen unterricht haben. ich bin ein wenig neidisch auf eine andere referendarin an der schule, die mit den schülern lockerer und herzlicher umgeht als ich - ich bin auch locker, aber im vergleich zu ihr doch viel strenger. und es fällt mir schwer, so herzlich und natürlich mit den schülern umzugehen, wie sie. sie erzählt der klasse z. b., dass sie ein iphone hat, oder scherzt mit ihnen über verhütung und die größe, die ein kondom haben muss. ich bin einfach nicht so schlagfertig und offen... ich erzähle höchstens mal, dass ich die fußball-em gut finde und aus welchem ort ich bin. wohl, weil ich befürchte, dass die schüler mich sonst als kumpel sehen. bei der kollegin ist es schon unruhig in den stunden, aber die schüler mögen sie scheinbar sehr... ihr macht dasunterrichten total spaß, mir nur dann, wenn die schüler spaß haben... wenn nicht, habe ich ziemliche zweifel... und bin nicht zufrieden mit mir. dabei gebe ich mir beim vorbereiten viel mehr mühe als sie und will den unterricht möglichst abwechslungsreich machen... was gebt ihr mir als rat? kann man den lockeren umgang mit schülern noch lernen? :(

  • an meiner seminarschule hatte ich eine 7. klasse, die allgemein als chaosklasse bekannt war und auch bei mir unruhig war, aber viel besser als bei meiner vorgängerin oder einer anderen referendarin. nach dem schuljahr haben mir die kids auch pralinen geschenkt und jeder hat mir nen brief geschrieben, dass ich eine sehr gute lehrerin sei - zwei sogar, dass ich die beste lehrerin sei, die sie je hatten

    Ja, es ist ein klarer Hinweis, dass man fürs Lehramt ungeeignet ist, wenn man solche Rückmeldung von Schülern bekommt und auch viel besser als die anderen Referendare und Lehrer ist. :huh:


    sie erzählt der klasse z. b., dass sie ein iphone hat, oder scherzt mit ihnen über verhütung und die größe, die ein kondom haben muss.

    Ahja! Wirklich beneidenswert. Solche Themen würde ich auch liebend gerne mit Schülern diskutieren. :huh:


    ihr macht dasunterrichten total spaß, mir nur dann, wenn die schüler spaß haben... wenn nicht, habe ich ziemliche zweifel...

    Ja, das wichtigste Kriterium ob man für den Beruf geeignet ist ist, ob die faulen, mediengeschädigten Schüler höllischen Spaß am Unterricht haben, was meist dann der Fall ist, wenn man die Kompetenz der Kenntnis von Kondomgrößen und anderen wichtigen Dingen vermittelt und lieber ein wenig an Fachinhalten spart.



    Okay, Du hast es bemerkt, das war ironisch. Ich (aus meiner Persönlichkeit heraus) kann nicht nachvollziehen, wie man sich so von der Rückmeldung der Schüler abhängig machen kann, vor allem in einem Fall wie Deinem, wo die Rückmeldung doch mehr als positiv ist. Aber jeder Mensch ist da anders, okay. Du hast irgendwie ein Problem mit dem Selbstbewusstsein, brauchst Anerkennung und Bestätigung von außen in wie ich finde stärkerem Maß als normal.


    Wir haben anscheinend extrem unterschiedliche Persönlichkeiten, aber ob Schüler mich jetzt lieben oder nicht hat nicht so einen extremen Einfluss auf mich. Ich hatte den Eindruck, dass mich manche Jungs cool fanden, andere eher nicht. Die Mädels waren genauso geteilt, manch einer war ich als Lehrer bestimmt zu sehr machohaft und dominant, andere fanden das gut, wenn der Lehrer mal ein bisschen zeigt was Sache ist und nicht so weichgespült ist.


    Es wird immer Leute geben, die auf Deine Art anspringen und welche, die kotzen könnten, wenn sie dich sehen oder geheim über dich tuscheln.
    Das gehört einfach zum Leben. Die Einstellung "alle müssen mich mögen" führt zwangsläufig zu Unzufriedenheit, denn man kann sich nicht so ändern, dass auf einmal alle einen mögen. Man kann aber sehr wohl seine Einstellung ändern, dass man auch damit leben kann, wenn manche Eigenschaften (bei Dir Deine fehlende Schlagfertigkeit) eben nicht gut ankommen. Andere mögen sich selber in Dir wieder erkennen und das sympathisch finden.
    Ich sag mir dann immer, dass ich auch nicht alle Schüler mag und dann kann man denen auch zugestehen, dass es anders herum auch so ist.


    dabei gebe ich mir beim vorbereiten viel mehr mühe als sie und will den unterricht möglichst abwechslungsreich machen

    Das klingt zu perfektionistisch. Klar muss man sich ein bisschen Mühe geben beim Vorbereiten, aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass Du denkst, dass der Unterricht dann zwangsläufig toll laufen muss. Erfahrenere Kollegen als ich werden Dir sicher bestätigen, dass eine guter Vorbereitung zwar eine gute Basis ist, dass aber gute Vorbereitung nicht immer zum gewünschten Erfolg führt.


    Vielleicht versuchst Du einfach mal weniger zu machen und Dich nicht so abhängig vom Ergebnis zu machen? Die Idee dahinter ist, dass es Dich vielleicht lockerer macht, wenn Du eben nicht alles durchgeplant und vorbereitet hast. Du musst zwangsläufig spontaner werden, was Du ja an Dir bemängelst, dass Du es nicht bist. So etwas kann man üben, wenn man nicht eh schon so eine Person ist.
    (Kann natürlich auch nach hinten losgehen, wenn Leute eben unspontan sind und ein festes Gefüge zum Entlanghangeln brauchen und dann unsicher werden.)


    kann man den lockeren umgang mit schülern noch lernen?

    Lernen kann man alles prinzipiell! Ich behaupte trotzdem, dass Du kein Paradebeispiel für einen lockeren Umgang wirst.
    Aber ich sage Dir eins, der Schlüssel liegt meiner Meinung nach auch gar nicht darin das noch irgendwie zu lernen, sondern darin einfach darin das zu akzeptieren, wie Du bist. Lockerer Umgang mit den Schülern ist nicht das wichtigste und Du hast, wie an den Rückmeldungen gesehen, genug Qualitäten auf die andere dann wieder neidisch schauen.
    Meine Einstellung ist, dass man akzeptieren muss wer man ist und, dass man eben auch eine Persönlichkeit hat mit Schwächen und Stärken. Es ist okay als Lehrer einen lockeren Umgang mit den Schülern zu haben, wenn es einem entspricht, aber ein Lehrer, der distanzierter ist, aber dabei fair und guten Unterricht macht, hat genauso seine Berechtigung.
    Bleib diejenige die Du bist, arbeite mit Deinen Stärken und akzeptiere Deine Schwächen. Man kann ab und an probieren die ein bisschen abzubauen, aber ganz entspannt.



    Das einzige, was ich aus Deinen ganzen Beiträgen gelesen habe, was gegen das Lehramt spricht (aber auch kein Ausschlusskriterium ist), sind Deine Selbstzweifel. Es ist meiner Meinung nach schwerwiegender, dass Du unzufrieden bist, wenn die Schüler nicht so viel Spaß haben im Unterricht und, dass Du unzfrieden bist unspontan zu sein, als die Unspontanität und der fehlende lockere Umgang mit den Schülern selbst ein Problem fürs Lehramt ist.


    Ich habe oft den Eindruck Referendare machen sich selber über Kleinigkeiten fertig und werden dadurch psychisch zum Problem fürs Lehramt. Das wiegt oft schlimmer, als es ihre selbstbemängelten "Fehler und Unzulänglichkeiten" wären, wenn sie diese einfach akzeptieren würden und das beste draus machen würden.



    Ganz abgesehen davon, dass beliebt bei den Schülern zu sein und einen lockeren Umgang mit denen zu haben auch für sehr schlechte Lehrer gelten kann, je nachdem auf was man schaut.

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  • Erst mal lerne doch, auch Großbuchstaben zu verwenden und Absätze zu machen ;)


    Und dann komm ganz schnell runter von deinem Trip. Konzentriere dich darauf, einen guten Unterricht zu machen. Die Schüler kommen nicht aus Spaß in die Schule und auch nicht, um sich mit den Lehrkräften über ihr iPhone zu unterhalten.


    Im Übrigen schätzen die Schüler diese Art der Kumpanei auch nicht unbedingt. Das sieht vielleicht manchmal so aus. Schüler sind anpassungsfähig. Das heißt nicht, dass es ihnen gefällt, wenn Lehrer allzu sehr ins Private abdriften. Ganz außerordentlich schlecht kommen nach meiner Erfahrung Geschichtchen über Kinder, Hunde pipapo an. Die sind sturzlangweilig und wiederholen sich ständig. Schrecklich.


    Du steckst in einer Phase, in der du nach deiner Rolle als Lehrerin suchst und das Verhältnis zu den Schülern absteckst. Das ist normal und wichtig und heißt nicht, dass du ungeeignet bist.

  • Ich bin zwar bisher nur Vertretungslehrerin und noch lange nicht im Referendariat, aber vielleicht hilft es ja Erfahrungen von anderen Lehrern zu lesen. Meine Schüler sind oft eine ziemliche Herausforderung und sie mögen meinen Unterricht auch nicht immer. Manche ja - manche nein. In einer Zeit in der sie ständig gejammert haben während meiner Stunden und am liebsten gar nicht gekommen wären, habe ich dann von einem Kollegen erfahren, dass sie hinter meinem Rücken in seinem Unterricht dennoch positiv über mich und meine Stunden gesprochen haben (so nach dem Motto: die Stunden bei Frau XYZ sind gut, da lernt man wenigstens was).


    Es scheint also so zu sein, das die scheinbare Unzufriedenheit der Schüler erst mal keine Rolle spielt. Manchmal merken sie eben erst spät was sie am jeweiligen Lehrer haben :)
    Aber nur weil sie das nicht merken ist man ja auch nicht gleich ungeeignet! Kopf hoch! ;)



    P.S.: Ich hoffe das war einigermaßen verständlich formuliert!

  • Ich habe mir noch nie Gedanken darum gemacht, ob ich bei den Schülern beliebt bin. Mein Aufgabe ist das Vermitteln von Leistungsorientiertheit und Bildungsinhalten.


    Daher, geehrte Talina, musst Du für Dich ausloten, was und wie Du es unterrichten möchtest. Ich würde nicht wie das Kaninchen auf die Schlange blicken, ob das alles bei den Kindern beliebt ist. Orientiere Dich eher danach, was für Dich am komfortabelsten und für die Kinder am effizientesten ist. Sie müssen ja eine ganze Menge Bildung verabreicht bekommen, die sie natürlich hart und leistungsorientiert erarbeiten müssen, auch wenn es ihnen nicht gefällt. Von daher ist das Beliebtsein, sei es auf den Untericht oder Lehrerpersönlichkeit bezogen, kein Kriterium.


    Zu Deiner Ausgangsfrage : Ja, Du bist es, wenn Du lernst, Dich von den Schülern und vom Schülerwillen zu distanzieren und professionell Deinen Bildungsauftrag durchziehst !8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • 1. Jede (Lehrer-)Persönlichkeit ist anders.
    2. Wichtiger, als einem Ideal hinterherzueifern, ist es meines Erachtens, authentisch zu sein.
    3. Strenge Lehrer sind nicht per se schlechtere Lehrer, ganz im Gegenteil.


    Nach meinem ersten Praxisjahr habe ich die Schüler ein Feedback schreiben lassen (was ihnen gefallen hat, was ihnen nicht gefallen hat) und meine Strenge wurde nur in Klassen angeprangert, die lernunwillig sind. Klar machen solche Schüler dann alles andere lieber als Unterricht, in dem man vielleicht noch nachdenken muss.

  • Hallo,


    meiner Erfahrung nach wollen Schüler vor allem, dass ein Lehrer authentisch ist und dass sie bei ihm unter fairen Bedingungen etwas lernen. Da stimme ich Josh vollkommen zu. Es bringt absolut nichts, Kollegen zu imitieren, die lockerer / unkonventioneller sind, wenn man das selbst eben nicht ist. Das macht keinen positiven Eindruck, sondern wirkt schnell einfach nur lächerlich und verkrampft. Du bekommst mit der Zeit auch mehr Selbstsicherheit - das ist durchaus eine Voraussetzung, um entspannter mit Problemen umzugehen. Lass dich nicht verunsichern, sondern geh deinen eigenen Weg und vertrau auch mal auf die positiven Rückmeldungen, die du schließlich erhältst.


    Grüße und viel Erfolg, Eugenia

    • Offizieller Beitrag

    Mach dich nicht verrückt!
    Du bist du und niemand anderes. Das wurde uns im Seminar auch immer so vermittelt: nicht sich verstellen.
    Feilen an der eigenen Lehrerpersönlichkeit: ja. Aber nicht sich verbiegen oder sich verfälschen.


    Und zum Thema streng sein:
    Konsequenz hat
    1. nichts mit lockerem Umgangston zu tun
    2. nichts mit "Beliebtheit" eines Lehrers zu tun.


    Wobei es in meinen Augen auch nicht darum gehen sollte, sich beliebt zu machen. Als Lehrer muss man mitunter auch unbequem sein. Du bist nicht der Bespaßer deiner Schüler ;)

  • Ich war letztens zur einer Fortbildung und die Mentorin sagte, dass wir in die Schule gehen sollten, um zu arbeiten, nicht um geliebt zu werden. Dieser Satz ging mir sehr nahe und ich muss sagen, sie hat Recht!

  • Was ich vielleicht noch ergänzen könnte: jede Lerngruppe ist anders. In manchen klappt es besser, in anderen ist es schwieriger für mich. Das ist eben so und hängt sicherlich mit den Menschen und ihren Persönlichkeiten zusammen, die dort zusammentreffen. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass ich in Lerngruppen war, die andere ganz furchtbar fanden und ich kam total gut klar - die SuS und ich schienen auf einer Wellenlänge zu liegen. Ich kenne aber auch die gegenteilige Erfahrung - zig Kollegen schwärmen von einer bestimmten Lerngruppe und ich kann das nicht nachvollziegen. Ich hinterfrage das aber gar nicht sondern sehe es als natürlich an. Wie schon gesagt wurde: ich bin ich und das ist gut so :). Ich verstelle mich nicht, versuche fair zu sein und guten Unterricht zu machen. That's it. Was andere tun ist mir ehrlich gesagt egal ;).

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