Hier klappt Inklusion

  • Die Beiträge zum Thema Inklusion scheinen mir weitestgehend negativ. Allerdings habe ich aufgrund der Fülle nicht jeden Beitrag gelesen.


    Daher würde ich mir wünschen, dass bei diesem Thema die positiven Fälle herausgestellt werden. Ich bin bereit, mich für das Thema Inklusion in meiner Schule einzubringen und habe auch die letzten Jahre versucht, gehandicapte Schüler auf ihre Nachteilsausgleiche hinzuweisen (konkret: Rücksichtnahme auf einen Schüler mit einer leichten Spastik im Fach Mathematik, mehr Zeit bei der Abitur-Präsentationsprüfung für stotternde Schüler, mehr Zeit bei schriftlichen Abschlussprüfungen bei motorischen Handicaps, Raumkonzept für Schüler im Rollstuhl in der Oberstufe bei nur einem Aufzug). Viele kranke/gehndicapte Schüler wissen überhaupt nichts von ihren Rechten (und viele Lehrer nicht von den Rechten des Schülers). Für die Lehrerschaft gibt es einen Schwerbehindertenbeauftragten, für Schüler ist mir eine solche Stelle zumindest nicht bekannt.


    Zugegeben: Noch schwerer körperlich oder geistig gehandicapte Schüler hatte ich noch nicht, aber ich bin bereit, den nächsten Schritt der Inklusion mitzugehen.



    Daher die Frage: Wo funktioniert Inklusion? Wer hat positive Beispiele, vor allem im Bereich Berufliche Schule/Berufliches Gymnasium?



    Danke für Antworten!

  • Zitat German :

    Zitat

    Die Beiträge zum Thema Inklusion scheinen mir weitestgehend negativ.

    Das siehst Du falsch ! Nicht die Beiträge sind negativ, sondern die Art und Weise wie die Inklusion auf Kosten der Schüler, Eltern und Lehrer seitens der Bildungspolitik installiert wird.


    Studiere nochmal intensiv die kompetenten und realitätsnahen Beiträge von rotherstein im Inklusionshread ! So sieht (leider )die Realität aus ! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Mir ist ja noch immer nicht ganz der Unterschied zwischen Inklusion und Integration klar, aber Integration funktioniert an unserer Volksschule seit 1994 - bis auf ein Team, das nicht miteinander konnte - das wurde aber nach einem halben Jahr ausgetauscht und dann klappte es bestens.
    Wir sind allerdings immer zu zweit und ich hoffe sehr, dass das auch so bleibt!

  • Integration bedeutet Sonderbehandlung und damit keine gleichberechtigte Teilhabe. Diese Sonderbehandlung findet statt durch z.B. das Feststellen eines besonderen Förderbedarfs, durch Team-Teaching, durch das Einbeziehen von Förderschullehren, die dann eine Sonderbehandlung durchführen, und ähnliches. Die Integrations-Kinder laufen praktisch mit einem unsichtbaren Label auf der Stirn herum, auf dem steht: "Ich bin anders." Integration ist damit Aussonderung, nur etwas geschickter getarnt.


    Inklusion bedeutet gleichwertige Behandlung aller Schülerinnen und Schüler. Die Lehrkraft (nur eine wohlgemerkt!) bereitet den Unterricht individuell für jeden Schüler und jede Schülerin vor, setzt für jeden spezifische Lernwege und -ziele fest und bereitet damit alle erfolgreich auf die einheitlichen, zentralen Abschlussprüfungen vor. Wenn jeder Schüler und jede Schülerin als echtes Individum wahrgenommen wird, verschwinden die Unterschiede zwischen diesen, womit sich auch künstliche Aussonderung über die Feststellung von "Förderbedarfen" erübrigt. Bei der von der Lehrkraft erfolgreich durchgeführten Inklusion verschwinden die Unterschiede zwischen Inklusionschülern und Nicht-Inklusionsschülern vollständig. Wenn nicht, hat die Lehrkraft etwas falsch gemacht.


    Daraus folgt zwangsläufig, dass erfolgreiche Inklusion einen wesentlichen Beitrag zur Effizienzsteigerung im Bildungswesen leistet, so dass die freiwerdenden finanziellen Mittel gemeinsam mit der "demographischen Rendite" für wichtige Aufgaben außerhalb des Bildungsbereichs eingesetzt werden können.


    Hier noch einmal als Grafik:


    [Blockierte Grafik: http://upload.wikimedia.org/wi…scher_Integration.svg.png]
    http://de.wikipedia.org/wiki/Inklusion_(Pädagogik)


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Danke für die Erklärung!
    Dass die Unterschiede verschwinden, kann ich mir zwar nicht vorstellen, wenn ich an meine Autisten, ADHS-Kinder und Kinder mit Schwerstbehinderten-Lehrplan denke, aber wir bemühen uns, so wenig Unterschiede wie möglich zu machen :)

  • Bei der von der Lehrkraft erfolgreich durchgeführten Inklusion verschwinden die Unterschiede zwischen Inklusionschülern und Nicht-Inklusionsschülern vollständig. Wenn nicht, hat die Lehrkraft etwas falsch gemacht.


    Wie kommst du denn zu dieser Aussage? Eben genau das soll nicht der Fall sein, sondern man sagt, es sind alle unterschiedlich, jeder hat andere Stärken und Schwächen und ist damit ein Gewinn für die Gruppe, es gibt eben keine Gleichmacherei mehr! Es darf jeder verschieden sein, in allen seinen Eigenschaften wird er aber trotzdem zur Gruppe gehören, weil die Vielfalt eine Chance ist!



    [von Jotto entfernt, bezieht sich auf nun gelöschte Beiträge]

  • Danke für die Erklärung!
    Dass die Unterschiede verschwinden, kann ich mir zwar nicht vorstellen, wenn ich an meine Autisten, ADHS-Kinder und Kinder mit Schwerstbehinderten-Lehrplan denke, aber wir bemühen uns, so wenig Unterschiede wie möglich zu machen :)


    Die sollen ja auch nicht verschieden, denn diese Vielfalt ist ja gerade dei Chance, es geht eben darum, dass jeder individuell wahrgenommen und gefördert wird und festgestellt wird, dass alle zur Gruppe gehören, jeder mit seinen persönlichen Stärken und Schwächen, da gehts einfach gar nicht mehr um Unterschiede!
    Es gibt übrigens auch keine Inklusionsschüler, denn das ist die einzige Gemeinsamkeit, die wirklich alle haben, sie sind Schüler einer Gruppe, wo keirn integriert werden muss und alle die gleichen Rechte haben.

  • [von Jotto entfernt, bezieht sich auf nun gelöschte Beiträge]


    Die Lehrkraft (nur eine wohlgemerkt!) bereitet den Unterricht individuell für jeden Schüler und jede Schülerin vor,


    Wo hast du das eigentlicht her? Ich weiß, dass es in der Praxis oft so durchgeführt wird, aber z.B. Wocken ("Haus der inklsuiven Schule") schreibt zur Inklusion ganz klar, dass sie nur mit mindestens zwei Kräften gelingen kann! DAs was daraus jetzt gemacht wird, war also so keineswegs von den Experten und auch in der Definition gedacht!

  • [von Jotto entfernt, bezieht sich auf nun gelöschte Beiträge]



    Mikael: Vielleicht noch einmal zur Konkretisierung dessen, was auch Susannea angemerkt hat: Die terminologische Frage "Integration" oder "Inklusion" determiniert mitnichten, ob es Team-Teaching und andere pädagogische Hilfskräfte gibt oder nicht. Es ist lediglich bei einer Doppelbesetzung vorgesehen, dass bei "Inklusion" alle Lehrer/Mitarbeiter für alle Schüler verantwortlich sind.
    Dass es in der Praxis und vor allem in der Bildungspolitik aus finanziellen Gründen anders aussieht und interpretiert wird, mag sein und ist sehr bedauerlich und verbesserungsbedürftig, hat aber prinzipiell nichts mit der "Inklusion" zu tun.


    Die von dir gepostete Graphik ist weit verbreitet, steht aber auch in der Kritik, weil sie durch die roten Punkte impliziert, alle Regelschüler seien gleich - und das widerspricht zumindest den Konzept "Inklusion" ja wieder.



    German: Sehr interessant, was du zum Nachteilsausgleich schreibst! Gerade hier in BW habe ich die Erfahrung gemacht, dass so etwas kaum Anwendung findet. Wo ist das denn gesetzlich geregelt?

  • Ok, mein Fehler:
    Ich habe bei meinem Beitrag den Ironie-Tag vergessen...


    Ich dachte, das merkt man auch so, bei der "überspitzten" Formulierung!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ja, über diesen Studiengang habe ich vor Monaten schon gelesen...


    Ich würde das ja echt machen, wenn ich dafür bei vollen Bezügen freigestellt würde.
    Oder wenn es hinterher dann A 13 gäbe...
    Aber neben meinem Job? Ohne finanziellen Ausgleich? Nein Danke!

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • zit. Plattenspieler: " Es ist lediglich bei einer Doppelbesetzung vorgesehen, dass bei
    "Inklusion" alle Lehrer/Mitarbeiter für alle Schüler verantwortlich
    sind."


    So haben wirs schon vor 17 Jahren beim ertsen Integrationsseminar gelernt - und so sehen wir das auch :)

  • zit. Plattenspieler: " Es ist lediglich bei einer Doppelbesetzung vorgesehen, dass bei
    "Inklusion" alle Lehrer/Mitarbeiter für alle Schüler verantwortlich
    sind."


    So haben wirs schon vor 17 Jahren beim ertsen Integrationsseminar gelernt - und so sehen wir das auch :)

    Jawoll, so kenne ich das auch noch.

  • Plattenspieler


    Eine von vielen Quellen (habe inzwischen einen ganzen Ordner): Infodienst Schulleitung, Heft 2/1999.
    Und DIE Hauptquellen: Artikel 3 Absatz 3 Satz 2 des Grundgesetzes und Artikel 2 a der Landesverfassung gebieten, dass niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt werden darf.
    Und Landesrecht BW Fassung vom 22.8.2008 Aktenzeichen IV/1-6500.333/61 "Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf und Behinderungen"


    Nach meinen ganz persönlichen Erfahrungen kommt der Nachteilsausgleich selten zum Tragen
    1. durch Unwissenheit des Schülers/Studenten
    2. durch Unwissenheit der Eltern
    3. durch Unwissenheit der Lehrer/Dozenten


    Auch ich habe mein Wissen (und mein Engagement)vor allem durch die Behinderung meiner Frau und den Kontakt zu Behindertenverbänden erworben. Mir wurden bei meinem Engagement von Seiten der Schulleitung und des Kollegiums auch nie Steine in den Weg gelegt. Es geht auch in Baden-Württemberg:)


    Zur Diskussion: es wäre schön, wenn hier wirklich nur positive Beispiele zum Nachteilsausgleich oder zur Inklusion genannt werden und keine generelle Diskussion geführt wird.


    Danke!

  • ... leider gibt es nicht sooo viele positive Beispiele zur Umsetzung der Inklusion, jedenfalls außerhalb der Theorie...

  • Bezug nehmend auf den Filmtipp von webe auf der vorherigen Seite (Doku "Berg Fidel")


    Zitat von Zeit online

    Das Problem des Films ist allerdings, dass Wenders pädagogische Erklärungen vermeiden und nur die Kinder reden lassen will. Das tut dem Film nicht gut, denn es lässt sich nicht konsequent durchhalten. Immer wieder muss Wenders auf erklärende Zwischentitel zurückgreifen, suggestive Frage stellen oder den Zuschauer nach den Zusammenhängen suchen lassen. Was noch schlimmer ist: Der Film wirkt dadurch streckenweise unaufrichtig, da der Zuschauer das Gefühl bekommt, die Kinder würden eingesetzt, um für die Ziele der Erwachsenen zu werben. Nie sieht man, was nicht perfekt funktioniert beim jahrgangsübergreifenden und gemeinsamen Lernen. Manche Frage an die Kinder wäre besser von einem Erwachsenen beantwortet worden: Wie geht ihr mit Fehlern um? Antwort: Wir lernen daraus. Das wirkt aufgesagt. Wie und ob das funktioniert, hätte ein Pädagoge besser erklären können. Das Misstrauen verstärkt sich, wenn man weiß, dass die Regisseurin nicht nur die Nichte des Filmemachers Wim Wenders ist, sondern auch die Tochter einer Lehrerin der Schule. Ihr Blick auf Berg Fidel ist nicht neutral. Die meisten deutschen Schulen werden dem Anspruch von Inklusion noch nicht gerecht. Wenn Wenders offen in Erwachsenenworten ihre Verbundenheit und Sympathie für diese Schule und für die Inklusion ausgedrückt hätte, wäre das völlig in Ordnung gewesen. Die Schule hat es verdient, das Anliegen auch. Und die Geschichten der Kinder wären nicht weniger beeindruckend gewesen. via Zeit online

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