Religion unterrichten?

  • Wie ist es denn, wenn man im Referendariat sagt: "Das Studium der Theologie hat mit zu überzeugten Atheisten gemacht?"

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Wie ist es denn, wenn man im Referendariat sagt: "Das Studium der Theologie hat mit zu überzeugten Atheisten gemacht?"

    Das würde mich auch mal interessieren ...


    Da ich immer noch keine Antwort vom RP habe (die feiern sicher auch Fasching ;) ), habe ich mal in den Verordnungen nachgelesen. So ganz werde ich daraus nicht schlau, aber wie es aussieht kann man im Ref. nur eine Fächerkombination wählen, die auch im 1. Staatsexamen theoretisch möglich wäre. Das bedeutet wohl, dass es nicht möglich ist z.B. Haushalt/Textil oder Geschichte zu nehmen :daumenrunter:


    Es muss also wohl heißen: Augen zu und durch und das Beste draus machen.
    Solche Probleme hat man bestimmt auch nur in BW oder Bayern ...

  • In Bayern hättest du deine Wunschfächer auch ohne Reli oder Fremdsprache studieren dürfen. Hier sind die Regeln zwar genau so starr, aber komplett anders (was sehr für die Sinnhaftigkeit solcher Vorgaben spricht :autsch: )
    Aber das nützt dir jetzt wahrscheinlich auch eher wenig, ich wollt's nur mal gesagt haben...

  • Käme es für dich in Frage dein Ref in einem anderen Bundesland (z.B. NRW) zu machen? Hier wirst du auch für die GS definitiv nur in zwei Fächern ausgebildet. Eine Bekannte von mir hat auch drei Fächer studiert (D, E, ev. Reli) und hat sich im Ref für D und E als Ausbildungsfächer entschieden.

  • Beten ist für mich Kommunikation mit Gott. Gott gehört für mich in den Religionsunterricht - werter Silicium. Wer das nicht will hat die Freiheit sein Kind abzumelden.
    Natürlich wird kein Kind gezwungen dazu.
    Was ist daran schlimm ...?

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Du legst den Kindern nahe zu beten?


    Hoffentlich!


    Als Lehrer in BW hast du laut Schulgesetz den Auftrag, die Schüler in Verantwortung vor Gott, im Geiste christlicher Nächstenliebe zu erziehen.


    Der Bildungsplan für die Grundschule besagt darüber hinaus für den Religionsunterricht.


    Zitat

    Sie [die SuS] werden darin unterstützt, elementare religiöse Sprachformen (Lieder und Gebete) sowie religiöse Ausdrucksformen (wie Stille, Meditation und Gottesdienst) zu verstehen, zu achten und mit zu gestalten. Die Schülerinnen und Schüler werden ermutigt und begleitet, eine persönliche, vertrauensvolle Gottesbeziehung sowie einen persönlichen Glauben an Jesus Christus zu entfalten und Heimat in ihrer Kirche zu finden.


    (S. 32f.)


    Zitat

    Der katholische Religionsunterricht ermutigt und begleitet die Kinder auf ihrem Weg zu einer persönlichen, vertrauensvollen Gottesbeziehung. (...)
    Der Religionsunterricht hilft den Kindern, sich in ihrer Konfession und damit in ihrer Religion zu „beheimaten“. Er führt in die Grundkenntnisse ein und bietet Zeit und Raum, Ausdrucksformen des Glaubens einzuüben.


    (S. 34)


    Selbst bei den Kompetenzformulierungen heißt es:


    Zitat

    [Die SuS ...]können mit ihren Fragen und Gedanken ihre Welt vor Gott bringen.


    (S. 36)


    bzw.


    Zitat

    [...] können die Erfahrung, dass Gott in seiner Güte den Menschen nahe ist, in Bildern, Liedern und Gebeten zum Ausdruck bringen


    (S. 38)


    Was, lieber Silicium, spricht also dagegen, im Unterricht zu beten und den Schülern dies nahe zu legen?

  • Allerdings habe ich mit der Kirche nix am Hut und kann mir eigentlich auch nicht vorstellen, das Fach zu unterrichten. Ich glaube zwar, dass es etwas gibt, dass man Gott nennen könnte, aber ich glaube nicht unbedingt an Jesus und die biblischen Inhalte.


    In dem Fall würde ich nicht empfehlen, das Fach zu unterrichten. Du vertrittst im RU immerhin die Kirche und sollst die Kinder an den Glauben heranführen. Wie soll das gehen, wenn du selbst nicht gläubig im christlichen Sinne bist?
    Ich halte das moralisch durchaus für verwerflich.
    Auch aus Elternsicht würde ich mich beschweren, wenn ich irgendwie herausfände, dass der Religionslehrer meiner Kinder kein Christ ist.


    Jetzt vor dem Ref. fällt dir das natürlich früh ein. Aber man kann doch in BW relativ einfach noch ein weiteres Unterrichtsfach als Erweiterungsfach studieren, oder irre ich? Oder eben, wie schon manche geschrieben haben, in ein anderes Bundesland gehen, das nur zwei Fächer verlangt.


  • In der Prüfung haben die kirchlichen Prüfer ein entscheidendes Mitspracherecht. Falls die bemerken, dass man dieses Fach eigentlich gar nicht "richtig" unterrichten möchte, lassen sie die Prüflinge nicht auf die Kinder los - und verweigern das Bestehen der Prüfung.


    Und das ist auch richtig so.


    Zitat von Michi12345


    Das stimmt schon, gezwungen wird man nicht. Aber in Kombination mit meinen beiden Wunschfächern kamen lediglich noch Fremdsprachen oder Reli in Frage.


    Hättest du nicht Deutsch als Hauptfach und dann Chemie + eine weitere Naturwissenschaft wählen können?



    Zitat von Michi12345


    Ich glaube mit Reli in der Hauptschule könnte ich mich noch anfreunden, da dort auch viele ethische/moralische Themen behandelt werden, aber in der GS scheint es doch viel "Bibelunterricht" zu sein.


    Hast du einmal in den Bildungsplan der HS/WRS geschaut? Hoffentlich doch.
    Da gibt es wie in der GS die sieben Bereiche:
    1. Mensch sein – Mensch werden;
    2. Welt und Verantwortung;
    3. Bibel und Tradition;
    4. Die Frage nach Gott;
    5. Jesus der Christus;
    6. Kirche, die Kirchen und das Werk des Geistes Gottes;
    7. Religionen und Weltanschauungen.
    Also durchaus auch engere biblisch-kirchliche Inhalte, die auf dem Wissen der GS aufbauen, und auch die "moralischen Frage", die natürlich auftauchen, werden im Endeffekt natürlich unter Rückbezug auf die Bibel, die christliche Überlieferung und die kirchliche Lehrmeinung diskutiert.

  • Hallo an alle,


    Paprika:
    Danke für die Info :)


    Finchen:
    Das Ref. in einem anderen Bundesland zu machen wäre unter Umständen eine Option, aber von Freundinnen weiß ich dass es nicht so einfach ist in einem anderen Bundesland einen Platz zu bekommen, wenn man dort nicht studiert hat.


    Plattenspieler:
    Zuerst einmal beschäftigt mich das Thema nicht erst seit gestern. Aber ich habe Religion in den Praktika während des Studiums immer nur in der HS unterrichtet und dort fast ausschließlich moralische/ethische Themen wie "Sucht", "Sterben und Tot" usw. behandelt, was für mich okay war. Aber vor biblischen Themen habe ich eben Respekt, weil ich nicht weiß, ob ich diese mit meiner Einstellung richtig "rüberbringen" kann.
    Und eine andere Fächerkombination ging aus mehreren Gründen nicht. 1. stand für mich von Anfang an fest, dass ich Chemie als Hauptfach studieren wollte. Außerdem hatte ich als affines Fach anfangs Französisch gewählt, doch während des Studiums gemerkt, dass mir einfach die Praxis fehlt (ich war nie länger als 3 Wochen in Frankreich). Da blieb dann einfach nur Reli und ich wollte erstmal das 1. Staatsexamen in der Tasche haben.
    Außerdem macht jeder mal "Fehler" und man merkt erst im Nachhinein, dass man etwas hätte anders tun sollen, du bist sicher auch nicht unfehlbar.
    Ein Erweiterungsfach würde ich sofort machen, nur kann ich dies dann anscheinend nicht im Ref. als Fach nehmen (ich warte wie bereits geschrieben noch auf eine Antwort des Regierungspräsidiums).


    Schmeili:
    Dass es viele Studenten gibt, die das Fach studieren (und dann später auch unterrichten), die nicht gläubig sind, habe ich auch schon bemerkt. Wenn es für diejenigen okay ist, finde ich das auch nicht verwerflich. Ich dachte auch zuerst, ich könnte das. Aber nun stehen mir doch meine Prinzipien, bzw. meine persönlichen moralischen Bedenken im Wege.

  • Was wäre denn, wenn du jetzt einfach aus der Kirche austreten würdest?
    Dann dürftest du Religion im Grunde nicht unterrichten, nehme ich an.


    Gut das Problem mit dem Drittfach bleibt, wenn du zwingend im Ref in BaWü bleiben möchtest.
    Vermutlich läuft es dann darauf hinaus, dass du ein weiteres Fach studierst.

  • Aber vor biblischen Themen habe ich eben Respekt, weil ich nicht weiß, ob ich diese mit meiner Einstellung richtig "rüberbringen" kann.


    Warum nicht? Es sind menschengemachte Mythen wie alle anderen Mythen der Welt auch; man darf diese Geschichten eben nur nicht mit zusätzlicher Bedeutung aufladen.


    Ich halte es für sehr viel wichtiger, dass du dich aus ethischen Gründen nicht zum Gehilfen einer Ideologie machst, die du aus guten Gründen für falsch erkannt hast. Sowohl Respekt vor dir selbst solltest du haben!


    Nele

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  • hallo!


    ist es nicht auch bei dem fach religion irrelevant, wie und ob du glaubst als lehrkraft? meine eigenen ansichten muss ich ja nicht plakativ im unterricht vor mir herschieben. du kannst doch durch gruppenarbeit und sonstige maßnahmen ein differenziertes bild generieren. die schüler könne dir dabei eine gute hilfe sein. nicht verzagen.


    gruß

  • ist es nicht auch bei dem fach religion irrelevant, wie und ob du glaubst als lehrkraft?


    Die Kirchen sagen nein. Und die Kirchen behalten sich eine Ausschlussentscheidung für die Zulassung zum Religionslehrer vor, sowohl auf der fachlichen Ebene (Beteiligung am Prüfungsverfahren) als auch auf der der allgemeinen christlichen Lebensführung (Missio und Vocatio).


    Zitat

    meine eigenen ansichten muss ich ja nicht plakativ im unterricht vor mir herschieben.


    Die Lehrpläne sehen das anders - so wie von Alias und plattenspieler das zeigen, stellt der Religionsunterricht zwar implizit aber de facto eine innere Mission dar, in der auch fraglos das angeleitete Training zu Ritus und Gebet seinen Platz hat; auch, wenn viele Religionslehrer nicht wahrhaben wollen, dass der Religionsunterricht der Missionierung dient.


    Zitat

    du kannst doch durch gruppenarbeit und sonstige maßnahmen ein differenziertes bild generieren. die schüler könne dir dabei eine gute hilfe sein. nicht verzagen.


    Natürlich lassen sich solche Forderungen betrügerisch sehr leicht umgehen, indem man offiziell bei dem Erwerb der Missio und bei der Begegnung mit kirchlichen Prüfungsbeauftragten einen Glauben vortäuscht, der real nicht vorhanden ist, und später sein eigenes Ding macht. Und natürlich ist das den Kirchen völlig bewusst und sie drücken beide Augen zu, weil offensichtlich Priorität hat, dass der Religionsunterricht überhaupt erteilt wird.


    Nur halte ich persönlich so ein Vorgehen für ethisch inakzeptabel und der völlig unangemessen angesichts der Ernsthaftigkeit der Sache.


    Nele

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  • Was wäre denn, wenn du jetzt einfach aus der Kirche austreten würdest?
    Dann dürftest du Religion im Grunde nicht unterrichten, nehme ich an.

    Ich gehe auch davon aus, dass ich bei Austritt aus der Kirche das Fach nicht unterrichten dürfte.

    Gut das Problem mit dem Drittfach bleibt, wenn du zwingend im Ref in BaWü bleiben möchtest.
    Vermutlich läuft es dann darauf hinaus, dass du ein weiteres Fach studierst.

    Prinzipiell bin ich schon bereit das Ref außerhalb von BaWü zu machen. Werde mich mal informieren, wo ich Chancen hätte.
    Das mit dem weiteren Fach wäre mir die liebste Lösung, aber ich warte noch auf eine zuverlässige Aussage des RPs.




    ist es nicht auch bei dem fach religion irrelevant, wie und ob du glaubst als lehrkraft? meine eigenen ansichten muss ich ja nicht plakativ im unterricht vor mir herschieben. du kannst doch durch gruppenarbeit und sonstige maßnahmen ein differenziertes bild generieren. die schüler könne dir dabei eine gute hilfe sein. nicht verzagen.

    Danke fürs Mutmachen :D
    Wenn alles andere nicht klappt, hab ich sowieso keine Wahl und muss versuchen es positiv zu sehen.




    Die Lehrpläne sehen das anders - so wie von Alias und plattenspieler das zeigen, stellt der Religionsunterricht zwar implizit aber de facto eine innere Mission dar, in der auch fraglos das angeleitete Training zu Ritus und Gebet seinen Platz hat; auch, wenn viele Religionslehrer nicht wahrhaben wollen, dass der Religionsunterricht der Missionierung dient.

    Ich stimme dir in den meisten Punkten zu.
    Allerdings wurde uns Studenten von verschiedenen Kirchenvertretern klar gesagt, dass im Unterricht nicht missioniert werden darf & soll.



    Viele Grüße

  • Zitat von Michi12345

    Ich stimme dir in den meisten Punkten zu.
    Allerdings wurde uns Studenten von verschiedenen Kirchenvertretern klar gesagt, dass im Unterricht nicht missioniert werden darf & soll.


    Nun, in der christlichen Religion haben die Schwierigkeiten mit der Wahrheit bekanntermaßen eine jahrhundertelange Tradition. :) Und regelmäßig ist der erste Schritt der, dass man sich gründlich selbst belügt. Wahrscheinlich reden sich diese wackeren Kirchenvertreter tatsächlich und wahrhaftig ein, dass im Religionsunterricht nicht missioniert wird, das will ich gerne glauben. Die Lehrpläne, hier z.B. der kompetenzorientierte Lehrplan für das Fach katholische Religion des Landes NRW für die Primarstufe, spricht dagegen eine deutliche Sprache:



    Das ist das Ergebnis von nur einmal quer drüber lesen. Die Lehrpläne sind ganz fraglos gesättigt mit Forderungen, die ganz klassische Elemente missionarischer Arbeit darstellen: die Verbreitung der Inhalte der christlichen Glaubensschriften, die Überzeugungsarbeit, dass dieser Glaube dem Weltverständnis und dem guten Leben diene, der Versuch, das Monopol des christlichen Gottes als Werterklärungs- und Moralgrundlage zu erringen und zu verteidigen, das Training von liturgisch festgelegten Glaubenssprüchen und Ritualen.


    Wird dieser Lernplan konsequent, dauerhaft und verführerisch genug umgesetzt und gibt es kein ausreichendes Gegenmoment, besteht ein gewisses Risiko, dass ein Kind, das dem christlichen Glauben bislang nicht unterworfen war, spätestens nach dem Ende der Grundschule erfolgreich missioniert ist. Kinder, die schon durch christliche Einflüsse geprägt sind, werden tiefer darauf konditioniert, die Ansprüche dieser Religion für selbstverständlich, "normal" und "gerechtfertigt" zu halten - nichts anderes ist das strategische Ziel der inneren Mission.


    Nele

  • Na ja, aber die Kinder sind ja bereits Christen. Wenn´s nicht gewünscht ist, kann man ja Ethik wählen.


    Zitat von neleabels

    Kinder, die schon durch christliche Einflüsse geprägt sind, werden tiefer darauf konditioniert, die Ansprüche dieser Religion für selbstverständlich, "normal" und "gerechtfertigt" zu halten - nichts anderes ist das strategische Ziel der inneren Mission.


    Innere Mission ist ein Begriff der protestantischen Kirchen und wurde von Wichern im 19. Jh. eingeführt - die katholische Kirche sieht die damit gemeinte Aufgabe, das geistige Wohl innerhalb der christlichen Gemeinden, besonders in sozial benachteiligten Schichten, dadurch zu fördern, dass die christliche Ideologie durch gezielte Glaubensarbeit verstärkt zur lebensbestimmenden Leitlinie gemacht wird, als Teil der Caritas.


    Ich wies auf die großen Überlappungsbereiche zwischen Religionsunterricht und missionarischer Arbeit nach innen hin, um die reichlich amüsante Behauptung, im Religionsunterricht "dürfe man nicht missionieren" zu relativieren.


    Dass jeder das Recht hat, auf den Ethikunterricht auszuweichen, ist klar. Mir geht es in diesem Thread darum, dass man verdammt gut aufpassen sollte, wenn man als kirchenskeptischer Mensch sich aus vermeintlich pragmatischen Gründen für den Religionsunterricht einschreibt - man muss wirklich sehr genau abschätzen, mit wem man sich da ins Boot setzt und vor was für einen Karren man sich spannen lässt....


    Nele

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  • Ist es möglich an der Uni als Moslem evangelische Religion auf Lehramt (Bachelor) zu studieren und evangelischen Religionsunterricht in der Schule zu erteilen und das ohne dem Glauben anzugehören respektive an ihn zu glauben??? Klingt etwas komisch ich weiss!


    viele grüße und gute nacht erstmal :)

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