Religion unterrichten?

1. offizieller Beitrag

    Halli hallo,


    ich habe letztes Jahr mein 1. Staatsexamen (Grund- & Hauptschule) in BW gemacht.
    Da ich zwischenzeitlich Mama geworden bin, werde ich erst im nächsten Jahr mit dem Vorbereitungsdienst beginnen.


    Nun zu meinem Problem:
    Aufgrund meiner Fächerkombination blieb mir eigentlich nur ev. Religion als 3. Fach. Allerdings habe ich mit der Kirche nix am Hut und kann mir eigentlich auch nicht vorstellen, das Fach zu unterrichten. Ich glaube zwar, dass es etwas gibt, dass man Gott nennen könnte, aber ich glaube nicht unbedingt an Jesus und die biblischen Inhalte.


    Nun habe ich aber Reli studiert und überlege, wie es im Ref. weitergehen soll ...
    Weiß jemand, ob man ein Erweiterungsfach studieren kann und dann dieses anstatt Reli im Ref. belegen?
    Gibt es vielleicht jemanden, dem es ähnlich ging und der sich mit dem Fach anfreunden konnte?


    Danke fürs Lesen :)
    Viele Grüße
    Michi

    Hallo Michi,
    ich habe zwar mit Religion nichts am Hut (bei mir ging es sogar soweit, dass ich eine andere Fächerkombi wählte, um Reli zu entgehen), aber kann aus Erfahrung von Mitreffis berichten:
    Diejenigen, die aus Verlegenheit (eben wegen Fächerkombi) Religion studierten und entsprechend als Fach im Ref hatten, hatten es extrem schwer bei den UBs und Prüfungen (hohe Durchfaller-Quote beim 1.Versuch und oftmals keine berauschenden Noten). Es ist ja immer jemand von der Kirche bei den UBs anwesend und wenn man nicht bibelfest ist und nicht vollkommen dahinter steht, hat man es echt schwer, vor allem, wenn man nicht an die "Institution Kirche" glaubt.


    Ich würde an deiner Stelle mal bei deinem zuständigen RP anrufen und nachfragen, ob man auch das erweitert studierte Fach im Ref unterrichten kann (ich meine dem wäre so, aber 100%ig sicher bin ich mir nicht). Du musst natürlich für dich entscheiden, ob du dich damit anfreunden könntest, ich fände es schwierig.
    Alles Gute!

    Wird man in BW imRef in mehr als zwei Fächern ausgebildet?
    Wenn Reli sowieso nur das Drittfach ist, hast du doch mit Deutsch und Chemie zwei vollwertige Ausbildungsfächer und kämst um Reli drumrum, oder?

    Zitat von Michi12345

    Allerdings habe ich mit der Kirche nix am Hut und kann mir eigentlich auch nicht vorstellen, das Fach zu unterrichten. Ich glaube zwar, dass es etwas gibt, dass man Gott nennen könnte, aber ich glaube nicht unbedingt an Jesus und die biblischen Inhalte.


    Nicht tun. Das ist intellektuell unredlich und ethisch mehr als fragwürdig.


    Nele

    Als Religionslehrerin kann ich dir nur sagen, dass ich es nicht gut finde, wenn du Religion unterrichtest. Um aber die Angst etwas herunterzufahren: Ich hatte mal eine Referendarin, die ähnlich wie du das Fach nur studiert hatte, um ihre Fächerkombination machen zu können. Sie hat sowohl mir als auch der Lehrbeauftragten vom Seminar gleich zu Beginn gesagt wie sie zum Fach Religion steht. Gemeinsam haben wir dann die Unterrichtsbesuche so erarbeitet, dass sie damit leben konnte. Am Ende hat sie übrigens eine 1,5 bekommen.

    Danke für eure Antworten :)


    In Baden-Württemberg wird man am Seminar in allen 3 Fächern ausgebildet, daher dieses Problem.
    Aber ich habe nun wie angeraten mal beim RP angefragt, wie das mit dem Erweiterungsfach aussieht und bin gespannt auf die Antwort.


    Ich finde es nicht unmoralisch in meinem Fall Reli zu unterrichten, aber ich fühle mich einfach nicht wohl bei dem Gedanken.


    Ich habe gehört, zur Not könne man nach dem Ref die Vocatio zurück geben. Weiß jemand, wie es sich damit in der Praxis verhält? Kann das Probleme bei der Verbeamtung geben?


    Viele Grüße
    Michi

    Zitat von Finchen

    Wird man in BW imRef in mehr als zwei Fächern ausgebildet?
    Wenn Reli sowieso nur das Drittfach ist, hast du doch mit Deutsch und Chemie zwei vollwertige Ausbildungsfächer und kämst um Reli drumrum, oder?

    Man wird in allen drei Fächern ausgebildet, unterrichtet diese und legt darin Prüfungen ab. Dabei ist es gleichgültig, ob Reli nun Hauptfach war, oder nur affin studiertes Fach.


    Die eben genannten Gründe von neleabels und sanne sind natürlich noch viel ausschlaggebender für deine Wahl ...

    Ich finde es ehrlich gesagt merkwürdig, ein Fach zu unterrichten, hinter dem man nicht "steht". Das gilt letztlich nicht nur für Religion - hier aber ob der Glaubensfrage um so mehr. Gibt es bei euch kein Ersatzfach für Religion? Ethik oder Philosophie? In SH kann man als Grundschullehrer zB relativ leicht eine Zusatzqualifikation als Philosophielehrer in der Primarstufe machen.

    Leider gibt es bei uns kein Ersatzfach für Religion. In der Hauptschule gibt es zwar Ethik, in der GS aber nicht :(


    Ich finde es generell sinnlos manche Leute schon fast zu zwingen Religion zu studieren & zu unterrichten.
    Es gibt in meinem Bekanntenkreis einige Studentinnen & Referendarinnen, die genauso wenig glauben wie ich und dennoch damit kein Problem haben das Fach zu unterrichten. Aber ich hab damit echte Probleme ...

    Zunächst mal kann niemand gezwungen werden Reli zu unterrichten. Selbst mit Vocatio/ Mission nicht (ich habe die Vocatio).
    Wenn du aber jetzt schon weißt, dass du dich so gar nicht mit dem Fach identifizieren kannst .... Schau dir doch zunächst einmal den Bildungsplanung an und entscheide dann, ob das wirklich nichts für dich ist.

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

    Ups.... Noch vergessen: ich bin kein Kirchgänger und hatte auch erst meine Zweifel. Ich unterrichte Reli heute sehr gerne. Ich sehe es als eine Möglichkeit, den Kindern einen Weg von Glauben zu zeigen. !! Außerdem gehören viele Dinge des christlichen Glaubens für mich zur Allgemeinbildung dazu. ( warum feiern wir noch mal Ostern....?) ich sehe dieses Fach aus verschiedenen Blickwinkeln. Heute ist es eines meiner Lieblingsfächer !!

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

    Ich bin jetzt auch nicht die Vorzeigekatholikin - habe aber Religion auch immer gerne unterrichtet. Du sollst ja nicht missionieren... Viele Themen sind auch ganz nah an Ethik bzw. - wie Panama sagt - einfach Allgemeinbildung.

    Es wäre vielleicht grade den Kindern eine Hilfe, wenn Du keine so fanatische Religionslehrerin wärst. Denn ich hab festgestellt, dass die Kinder auch nicht mehr 100 pro dafür zu begeistern sind. Wichtiger ist die Wertevermittlung und eine coole Relilehrerin. Ich würd es zu Ende bringen, hast es ja auch studiert!!!?

    Ich komme nicht aus BW, da verzeiht ihr mir hoffentlich diese off-Topic-Frage:
    Wie kann man denn (so quasi) gezwungen werden Religionlehre z studieren? Es gibt doch noch zahlreiche andere Fächer (auch aus dem Gesellschaftslehrebereich), oder nicht?

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

    Man wird nicht gezwungen, Theologie zu studieren - es ist nur die einfachste Wahl - da Theologie mit allen anderen Fächern kombinierbar war. (Seit 2011 gilt eine neue GHPO)
    http://www.ph-weingarten.de/de…echerwahl_SS_2010_neu.pdf


    Nun haben manche Studenten das Fach Religionslehre aus taktischen Gründen und nicht aus Überzeugung studiert - was sich im Referendariat oft als verhängnisvoll erweist. In der Prüfung haben die kirchlichen Prüfer ein entscheidendes Mitspracherecht. Falls die bemerken, dass man dieses Fach eigentlich gar nicht "richtig" unterrichten möchte, lassen sie die Prüflinge nicht auf die Kinder los - und verweigern das Bestehen der Prüfung. Das kommt leider öfter vor, als man erwartet - die Durchfallquote in Religion ist die höchste, zumindest was ich in unserem Umfeld erfahre.


    Während des Referendariats nun plötzlich auf ein anderes 3.Fach umzuschwenken, das man gar nicht studiert hat, halte ich für schwierig - wenn nicht unmöglich. Da muss man dann wohl durch und entweder "unredlich" unterrichten, bis die Prüfung vorbei ist oder ein 3.Fach nachqualifizieren.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    alias: Danke für den Link, da wird mir einiges klarer. Da weden dann abr schon viele Religonslehrer "produziert", vermute ich mal.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

    Danke für eure Antworten & Mutzusprechungen :)


    Das stimmt schon, gezwungen wird man nicht. Aber in Kombination mit meinen beiden Wunschfächern kamen lediglich noch Fremdsprachen oder Reli in Frage. Und da ich mich in keiner Fremdsprache fit genug fühle zu unterrichten, fiel meine Wahl auf Religion.


    Und jetzt wo das Unterrichten immer näher rückt, mache ich mir immer mehr Gedanken, einen riesen Fehler gemacht zu haben.
    Ich hätte gleich ein Erweiterungsfach dazu studieren sollen, aber auf die Idee bin ich damals nicht gekommen - hinterher ist man immer schlauer.


    Natürlich kann es auch sein, dass man das Fach aus einer neutraleren Warte aus auch gut unterrichten kann. Nur weiß ich nicht, ob ich als Ansprechpartner für religiöse Fragen geeignet bin.
    Ich glaube mit Reli in der Hauptschule könnte ich mich noch anfreunden, da dort auch viele ethische/moralische Themen behandelt werden, aber in der GS scheint es doch viel "Bibelunterricht" zu sein.
    Muss man denn als Relilehrer(in) auch kirchliche Aufgaben außerhalb des Unterrichts wahrnehmen (Gottesdienste abhalten usw.)?
    Und für ein Fach "nachqualifizieren", geht das denn?? (Warte immer noch auf eine Antwort vom Regierungspräsidium)


    Viele Grüße

    Zitat von Michi12345

    Muss man denn als Relilehrer(in) auch kirchliche Aufgaben außerhalb des Unterrichts wahrnehmen (Gottesdienste abhalten usw.)?

    Hat man dir das nicht gesagt? Jeden 2. Sonntag hältst du ab nun an die Predigt in der nächst gelegenen Dorfkirche :rofl:
    Sorry... natürlich nicht!!
    Es ist eher ein Gewissenskonflikt, den du - zu Recht - hast.
    Aber wie es scheint, bleibt dir ja nichts anderes, als dich damit zu arrangieren. Ich würds vor den Eltern und Schüler aber nicht so "raushängen" lassen. Reli-Unterricht ist nun mal in Deutschland kein konfessionsneutraler Unterricht.
    Auch deinem Mentor und Seminarleiter würde ichs nicht auf die Nase binden. Ehrlichkeit währt im Referendariat nicht immer am längsten...
    Vielleicht freundest du dich ja im Laufe der Zeit mit dem Fach an oder du findest eine andere Lösung.


    Viel Erfolg erstmal!
    Sofei

    Als Religionslehrer beteiligst du dich auch an der Vorbereitung von Schulgottesdiensten. Aber das machst du zusammen mit den anderen Relikollegen. Ich habe anfangs mich viel "leiten" lassen.
    Besonders in der Grundschule finde ich das Fach toll. Ich liebe die Geschichten aus der Bibel, die man mit den Kindern zb auch nachspielen kann. Und selbst beim Thema "Schöpfung" erhebe ich nicht den Anspruch daran, dass mit Religion alles erklärbar sei sondern beziehe durchaus die Wissenschaftliche Sichtweise mit in den Unterricht ein. Ich habe Reli auch aus der Not heraus studiert und mich für mich so mit angefreundet, dass ich meine Lehrprobe mit 1,0 abgeschlossen habe. Im Ref beschäftigst du dich in erster Linie mit der Praxis und merkst (hoffe ich :) ) , dass dieses Fach wirklich toll ist. So ging es mir. Ich hatte übrigens totale Panik vor Inkompetenz und der Tatsache, dass ich mich Null bibelfest fühlte. Diese Angst war unbegründet. Besonders im Ref. Kann man den Spass am Fach entdecken. Und ich bin die coolste Relilehrerin, die in dem Laden rum rennt *lach*.
    Beten gehört für mich übrigens absolut dazu. Wir sprechen mit Gott. Jedes Kind auf seine Art.

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

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