Eine Ausbildung zum Hartz IV Empfänger

  • Kleebaltt schreibt:


    Das ist doch Unsinn, da ein Sek II-Lehrer, der an Gyms oder Ges unterrichtet, in aller Regel auch die Sekundarstufe I Lehrbefähigung (mit 2 Staatsprüfungen) hat.


    Es ist teilweise unfassbar, was man hier sonst noch so alles liest an (irreführenden) Halbwissen...

    Ja okayyyy, aber die mit dem Abschluss Sek I und II (NRW) sind im Beruf, haben ihre Stelle.


    Es geht doch jetzt um die GyGe-Leute (LPO 2003) und die haben eben die GyGe-Examen und keins extra für Sek I. Und für die gilt das - konnte man in der letzten Einstellungsrunde gut sehen.
    Den Punkt mit dem Halbwissen geb ich dann gerne zurück.

    • Offizieller Beitrag

    Also, ich gehöre nicht zu den Leuten, die der Meinung sind, dass wir nur fürs Lehramt ausgebildet sind und dass der Staat Schuld an der Misere hat.
    Wenn, dann sind Medien "Schuld", die einfach falsche Tatsachen ständig kolportieren, so dass jeder "weiß", dass wir einen Lehrermangel haben. Dass es sich aber um Physiklehrer in der Hauptschule handelte, hat natürlich keiner kapiert. aber eigentlich ist es ein viel weitgehender Komplex und mein eigentliches Problem ist wirklich nur diese fehlende Absicherung durch ALG 1, obwohl ich nunmal gearbeitet habe.


    Aber leider muss ich dir widersprechen. Das Bewusstsein fehlt nicht, dass wir qualifiziert sind. Bei den meisten fehlt sicher eher das Interesse an anderen Branchen.
    Das fehlende Bewusstsein an unserer Qualifikation liegt bei den Personalern.


    Ich habe habe mich monatelang in der "freien Wirtschaft" beworben. zu dem Zeitpunkt 3 abgeschlossene Gymnasiallehramtsfächer. 2 Auslandsaufenthalte mit jeweils mehrmonatigem Praktikum außerhalb der Schule, durch andere Muttersprache also 3-sprachig (C1-C2-Bescheinigungen vorliegend), mehrere mehrmonatige Praktika, zum Teil mit Stipendium ausgestattet, in namhaften Institutionen. Parallel zum Studium immer gearbeitet, die Hälfte der Zeit in Verwaltungsaufgaben.
    und bei JEDEM Vorstellungsgespräch hat man mich gefragt, warum ich denn "nur" Lehramt studiert hätte, wenn ich jetzt doch was Anderes machen möchte.
    ach, nee, nicht in jedem. In Neuseeland, wo ich mich auf reale langfristige Jobs auch beworben habe, hat man mich nicht gefragt. 2 Vorstellungsgespräche, keine einzige Frage, 1 Job.


    Wenn die Personaler dieser Welt verstehen, dass unser Studium nahezu identisch ist, und wir nur "mehr" Pädagogik und Praktika haben..., dann haben wir auch mehr Chancen. Denn die Jobs, wo ich mich beworben habe, waren realistisch. Bei fast jedem Vorstellungsgespräch stand ich übrigens mit Bekannten in Konkurrenz, die objektiv gesehen von der Gesamtqualifikation weniger qualifiziert waren. (thematisch / inhaltlich). Aber denen hat man es zugetraut, dass sie "sich aufgrund ihres wissenschaftlichen Studiums schnell einarbeiten" :D


    Chili

  • Danke erstmal für die aufbauenden Worte, SteffDA.


    Allerdings habe ich das Gefühl, dass hier einiges durcheinander gerät. Ich kann natürlich nur von mir sprechen. Ich stehe nicht kurz vorm Suizid aus Angst keinen Job zu bekommen, obwohl ich durchaus ein etwas mulmiges Gefühl habe, wenn ich an meine berufliche Zukunft denke. Ich würde es sicherlich auch ein Zeit lang mit mNebenjobs und/oder Hartz IV aushalten. Es geht also nicht darum rumzujammern oder anderen die Schuld für irgendwas in die Schuhe zu schieben.
    Natürlich habe ich persönlich auch keinen Anspruch auf einen sicheren Arbeitsplatz nach dem Ref.
    Mir geht es darum, zwei Missstände anzuprangern.


    1. Pro Semester werden in jedem Bundesland 1000e von Studienanfängern für Fächer zugelassen, für die es nach dem Staatsexamen keine Verwendung gibt. Und ich rede hier nicht von Sinologie, sondern vom Lehramtsstudium. Es wäre ein Leichtes für den Staat, diesen Zugang zu regulieren. Warum ich von meiner Regierung eine sinnvolle Planung von Lehrerstellen erwarte? Weil ich mich nicht damit abgebe zu sagen: Ach Politiker sind doch eh alle hohl und denken nur an ihre Diäten.


    2. Nicht genung damit, dass ein großer Teil der Referendare nach dem 2. Staatsexamen keinen Job bekommt - nein, sie müssen auch noch von Hartz IV leben. Und wer einmal von hartz IV gelebt hat, der weiß, dass das kein Zuckerschlecken ist. Ich habe nur ein knappes halbes Jahr "gehartzt" und war schockiert darüber, wie ich behandelt wurde. Ich will gar nicht von einzelnen Sachbearbeitern reden, das war sehr unterschiedlich. Nein, das Schlimme war, dass mir von vornherein unterstellt wurde, ich würde die doch sowieso bescheißen wollen. Gegen fast jeden Bescheid habe ich Widerspruch eingelegt. Und jedes Mal Recht bekommen, denn - und damit hatte das Jobcenter nicht gerechnet - ich bin in der Lage, mich über meine Rechte zu informieren und konnte das auch mit entsprechendem Paragraphen belegene. Ich könnte 100 weitere Beispiele für die Schikane des Jobcenters nennen. Das soll hier aber nicht Thema sein. Kleeblatt hat dies ja schon recht anschaulich beschrieben.


    Natürlich bemühe ich mich um andere Jobs, werde mich ggf. nach- und weiterbilden etc. Ich versinke auch nicht in Selbstmitleid. Es geht gar nicht um mich persönlich, sondern um den oben beschriebenen Missstand, für den m. E. allein der Staat die Verantwortung trägt UND für die er - bzw. der Steuerzahler - die Kosten übernehmen muss.

  • Aber denen hat man es zugetraut, dass sie "sich aufgrund ihres wissenschaftlichen Studiums schnell einarbeiten" :D

    Ob das nun so ist oder nicht, so entsteht diese Sichtweise dann eben wohl aus der Annahme, dass das Lehramtsstudium eine Berufsausbildung, mithin eine Ausbildung für einen _bestimmten_ Beruf sei. Das legt den Umkehrschluss nahe, dass man für andere Berufe weniger geeignet ist. Ich sehe fast schwarz, bei der Frage, ob man diese Idee aus den Köpfen in den Personalabteilungen großer Firmen herauskriegt.


    Ob andere Studierte die ihnen a priori attestierte Flexibilität wirklich aufweisen, darf man angesichts der ausgeprägten Verscheuklappung der Studieninhalte in den letzten rund zwei Jahrzehnten ebenso ernsthaft bezweifeln.


    Prost!


    Pausenclown

  • An Chilli:
    Die Personaler behandeln Personen mit wirtschaftsnahen Studiengängen auch nicht gerade mit viel Respekt- auch wenn sie Leute suchen. Die spielen das aus und versuchen einen zu drücken wo es nur geht- da ist man dann mit einem Lehrerstudium ohne andere Dinge vorweisen zu können erst Recht nicht gut aufgestellt. Bei Ihnen ist das so, dass ie noch derartge Tätigkeiten haben, aber mancher Kellnern auch oder sind im Callcenter. Das interessiert die Personaler nicht. Gerade in Deutschland scheint man da relativ unflexibel zu sein.

  • Der Staat flutet aber leider alle Studiengänge- Bildung, Bildung, Bildung. In NRW sind die Unis voll- Ärztemangel (stimmt vielleicht sogar), Lehrermangel, MINT- MAngel- da müsste man eigentlich auch andere Dinge sperren- da kann man den Bedarf zwar nicht derartig planen, aber andere Fächer kriegen am Ende ggf. auch nichts.Es studieren so viele wie niemals zuvor- die reinen Fächer haben es schon nicht leicht. Ein Studium Lehramt Grundschule ist dann doch eine Einbahnstraße mit wenig Alternativen.

    • Offizieller Beitrag


    1. Pro Semester werden in jedem Bundesland 1000e von Studienanfängern für Fächer zugelassen, für die es nach dem Staatsexamen keine Verwendung gibt. Und ich rede hier nicht von Sinologie, sondern vom Lehramtsstudium. Es wäre ein Leichtes für den Staat, diesen Zugang zu regulieren. Warum ich von meiner Regierung eine sinnvolle Planung von Lehrerstellen erwarte? Weil ich mich nicht damit abgebe zu sagen: Ach Politiker sind doch eh alle hohl und denken nur an ihre Diäten.


    Isoliert betrachtet ist das richtig.
    Was wäre die Alternative?
    Ein knackiger NC auf Lehramtsstudiengänge, die langfristig ohne Perspektiven sind:


    Was wäre die Konsequenz:
    Ein Aufschrei unter den Studenten, weil sie sich in ihrer Berufswahl eingeschränkt fühlen.
    Andere Studiengänge wären entsprechend ebenso überlaufen, weil die "Abgelehnten" ja irgendetwas anderes machen müssen.


    Mit Studium und Ref. haben die Leute, die keine Lehrerstelle bekommen, immerhin eine Chance, auf dem Arbeitsmarkt anderswo unterzukommen.


    Zitat


    2. Nicht genung damit, dass ein großer Teil der Referendare nach dem 2. Staatsexamen keinen Job bekommt - nein, sie müssen auch noch von Hartz IV leben. Und wer einmal von hartz IV gelebt hat, der weiß, dass das kein Zuckerschlecken ist. Ich habe nur ein knappes halbes Jahr "gehartzt" und war schockiert darüber, wie ich behandelt wurde. Ich will gar nicht von einzelnen Sachbearbeitern reden, das war sehr unterschiedlich. Nein, das Schlimme war, dass mir von vornherein unterstellt wurde, ich würde die doch sowieso bescheißen wollen. Gegen fast jeden Bescheid habe ich Widerspruch eingelegt. Und jedes Mal Recht bekommen, denn - und damit hatte das Jobcenter nicht gerechnet - ich bin in der Lage, mich über meine Rechte zu informieren und konnte das auch mit entsprechendem Paragraphen belegene.


    Das ist kein Automatismus. Es hat etwas ungemein Populistisches, wenn man dies dennoch als solches ansieht.


    Zitat


    Natürlich bemühe ich mich um andere Jobs, werde mich ggf. nach- und weiterbilden etc. Ich versinke auch nicht in Selbstmitleid. Es geht gar nicht um mich persönlich, sondern um den oben beschriebenen Missstand, für den m. E. allein der Staat die Verantwortung trägt UND für die er - bzw. der Steuerzahler - die Kosten übernehmen muss.


    Es ist ein altbekanntes Problem, dass sofort nach dem Staat gerufen wird, wenn der eigene Lebensentwurf scheitert. Der Staat hätte sich hier gar nicht "korrekt" verhalten können, weil er an irgendeinem Punkt so oder so eine Schranke hätte errichten müssen. Immerhin hätten die Politiker dann eine Wahl gehabt, wann und von wem sie sich kritisieren lassen. Seien es die Abiturienten, die Studenten oder die arbeitslosen fertig ausgebildeten Lehrer. Letztere dürften zahlenmäßig die wenigsten sein....


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag

    Das ist kein Automatismus. Es hat etwas ungemein Populistisches, wenn man dies dennoch als solches ansieht.


    Gruß
    Bolzbold



    @Boltzbold: "durftest" du die Erfahrungen von ALG1- und ALG2-Bezug machen?
    Natürlich kann man nicht verallgemeinern, aber es gibt bei ALG 2 viel mehr Spielraum. und an einigen Standorten gibt es klare Anweisungen zu sparen.
    Ich will wirklich nicht sagen, dass man Erfahrungen gemacht haben muss, um mitreden zu können. Ich war selbst nie im ALG2-Bezug. Habe aber einige FreundInnen gehabt, die betroffen waren. und die in derselben Situation wie ich waren. Während ich (ALG 1) alle 8 Wochen zeigen sollte, dass ich 6-8 Bewerbungen geschickt hatte, aber meine Mitarbeiterin sehr wohl wusste, dass es zu diesem Zeitpunkt des Jahres eh gar nichts gab, mussten einige Freunde (selbe Stadt, halt andere betreuende Einrichtung) im ALG 2-Bezug zu einem Computerkurs jeden Morgen um 8 antanzen und sich erklären lassen, wie die Maus mit dem Bildschirm verbunden ist. Eine Andere hat fast eine Kürzung bekommen, weil sie, morgens um 8 angerufen, nicht um 9 bei der Sachbearbeiterin sein konnte, obwohl der Weg nur 40 Minuten war und sie sich nicht abgemeldet hatte, um bei ihrem Freund zu sein. (Ortsabwesenheit ist immer zu melden). Natürlich jede Woche vorbei kommen und Liste mit Bewerbungen persönlich abgeben (am Schalter, da hatten die SachbearbeiterInnen keine Zeit), Fahrtkosten auf eigenen Kosten, man hat als ALG2-Empfänger echt zuviel Geld.
    Das Ziel war, wenigstens die Akademiker aus der Statistik zu haben. Entweder durch Vermittlung an ein Call-Center (7,50 Euro die Stunde, um den ganzen Tag in einer Fremdsprache Kundenservice zu machen) oder durch eigene Abmeldung, weil man es nicht mehr erträgt.


    In einer anderen Stadt hatte ein Freund (Akademiker, der die nächste Stelle in Aussicht hatte und von Anfang an gesagt hat, dass es nur Überbrückung ist) 3 Monate lang ALG2-Bezug, hat in dieser Zeit eine komplette neue Einrichtung bekommen, weil er vorher keinen Kühlschrank und keinen Ofen hatte, seine Wohnung war 52qm groß, es hat keinen interessiert. Sie haben ihren Schwerpunkt auf andere Gruppen gelegt. oder zuviel Geld zu verteilen gehabt?


    Chili


    ---
    Edit by Mod: ich versuche mal eben, die Quotings zu reparieren. kl. gr. frosch ... erledigt

  • Zitat von »Sofie«
    1. Pro Semester werden in jedem Bundesland 1000e von Studienanfängern für Fächer zugelassen, für die es nach dem Staatsexamen keine Verwendung gibt. Und ich rede hier nicht von Sinologie, sondern vom Lehramtsstudium. Es wäre ein Leichtes für den Staat, diesen Zugang zu regulieren. Warum ich von meiner Regierung eine sinnvolle Planung von Lehrerstellen erwarte? Weil ich mich nicht damit abgebe zu sagen: Ach Politiker sind doch eh alle hohl und denken nur an ihre Diäten

    Isoliert betrachtet ist das richtig.
    Was wäre die Alternative?
    Ein knackiger NC auf Lehramtsstudiengänge, die langfristig ohne Perspektiven sind:

    Ja, das wäre eine - wenngleich nicht sehr elegante - Möglichkeit.
    Was ist die Alternative zur Alternative? - Die Ausbildung von tausenden Lehrern, die keiner braucht...

    Was wäre die Konsequenz:
    Ein Aufschrei unter den Studenten, weil sie sich in ihrer Berufswahl eingeschränkt fühlen.
    Andere Studiengänge wären entsprechend ebenso überlaufen, weil die "Abgelehnten" ja irgendetwas anderes machen müssen.

    Diese Argumentation ist mir zu billig. Zudem bin ich kein Politiker und erst Recht kein Wirtschaftsexperte. Ich prangere zunächste einmal einen Zustand an, den ich für untragbar halte. Das ist mein gutes Recht.Lösungen für dieses Problem werden nicht von heute auf morgen gefunden werden - genau das ist ja oft das Problem von politischen Versprechungen.

    Mit Studium und Ref. haben die Leute, die keine Lehrerstelle bekommen, immerhin eine Chance, auf dem Arbeitsmarkt anderswo unterzukommen.

    Die Frage ist natürlich: Wie hoch sind die Chancen für Examinierte in Fächern wie DEutsch und Geschichte - also genau die Fächer, für die es im Lehrerberuf zur Zeit auch nur wenig Verwendung gibt.

    Zitat
    2. Nicht genung damit, dass ein großer Teil der Referendare nach dem 2. Staatsexamen keinen Job bekommt - nein, sie müssen auch noch von Hartz IV leben. Und wer einmal von hartz IV gelebt hat, der weiß, dass das kein Zuckerschlecken ist. Ich habe nur ein knappes halbes Jahr "gehartzt" und war schockiert darüber, wie ich behandelt wurde. Ich will gar nicht von einzelnen Sachbearbeitern reden, das war sehr unterschiedlich. Nein, das Schlimme war, dass mir von vornherein unterstellt wurde, ich würde die doch sowieso bescheißen wollen. Gegen fast jeden Bescheid habe ich Widerspruch eingelegt. Und jedes Mal Recht bekommen, denn - und damit hatte das Jobcenter nicht gerechnet - ich bin in der Lage, mich über meine Rechte zu informieren und konnte das auch mit entsprechendem Paragraphen belegene.

    Das ist kein Automatismus. Es hat etwas ungemein Populistisches, wenn man dies dennoch als solches ansieht.

    Kein Automatismus, kommt aber auch nicht selten vor. Letzteres ist ein Totschlagargument, das ich zugegebnermaßen auch gerne benutze, wenn mir nichts anderes einfällt. Du hältst es für Populismus, ich halte es ob meiner eigenen Erfahrungen und anderer Erfahrungsberichte (s. Kleeblatt) für eine reale Darstellung.

    Zitat

    Natürlich bemühe ich mich um andere Jobs, werde mich ggf. nach- und weiterbilden etc. Ich versinke auch nicht in Selbstmitleid. Es geht gar nicht um mich persönlich, sondern um den oben beschriebenen Missstand, für den m. E. allein der Staat die Verantwortung trägt UND für die er - bzw. der Steuerzahler - die Kosten übernehmen muss.

    Es ist ein altbekanntes Problem, dass sofort nach dem Staat gerufen wird, wenn der eigene Lebensentwurf scheitert.

    Mag sein, dies ist bei mir jedoch nicht der Fall. Ich habe bspw. mein 1. Staatsexamen mit 1 gemacht und finde trotzdem, dass es eineFrechheit ist, dass in SH zur Zeit nur die einen Ref.platz bekommen, die besser als 1,3 sind.
    Und der Staat hat nun mal eine gewisse Verantwortung seinen Bürgern gegenüber. Wir leben nicht in einer freien Marktwirtschaft, sondern haben ein Wirtschaftssystem, in das der Staat regulierend eingreift, ohne dies gänzlich zu bestimmen. Und im Falle der Lehrerausbildung ist der Staat einerseits Arbeitgeber, andererseits in der Pflicht zu zahlen - nämlich für die, die bsp. Hartz IV vor und nach dem Ref. erhalten. D.h. also, die Lehrerausbildung der demographischen Entwicklung und dem Bedarf anzupassen macht langfristig durchaus Sinn - nicht nur in Bezug auf den einzelnen Lehrer sondern bzgl. des gesamten Staates und somit jedes einzelnen Steuerzahlers.

  • chilipaprika, nur Mal aus der Hüfte: Du hast Zitate geschachtelt, d.h. es müssen auch zwei "schließende Klammern" aka
    auftauchen, um die Zitate zu schließen. Vermutlich hast du also kein
    zu viel, sondern eines zu wenig.


    hth


    Pausenclown

  • Was ist die Alternative zur Alternative? - Die Ausbildung von tausenden Lehrern, die keiner braucht...

    Für den Staat als zukünftiger Dienstherr/Arbeitgeber ist die derzeitige Situation nicht die schlechteste. Aus den tausenden fertigen und halbfertigen Lehrern kann er die passenden Aussuchen. Alternativ müsst er bei beschränkter Studienanfängerzahl zu Beginn des Studiums entscheiden, wer denn vermutlich "gut" werden wird. Außerdem kriegt er durch den Überhang auch unattraktive Orte und Schulformen besetzt und hat einen unerschöpflichen Pool, aus dem er schlecht bezahlte Vertretungskräfte rekrutieren kann.


    Warum sollte er sich ohne Not dieses Angebotsvorteils berauben?


    Prost!


    Pausenclown

    • Offizieller Beitrag

    120-150% ausbilden, um dann eine Auswahl zu haben würde doch ausreichen oder?
    Meinetwegen 200%, um einen Riesenschwund einzukalkulieren.


    Aber 1000%?
    (In NRW haben jetzt 90% keine Stelle!) Mein Gott, dann wären die NRW-Studis genauso sauer, wie die in SH, weil sie keinen Ref-Platz bekommen, aber warum dann Refs in eine qualitativ fragwürdige Ausbildung stecken (15 Refs an einer Schule, davon 5 Deutsch-Referendare!), um die danach eh in die Arbeitslosigkeit zu entlassen. Wenn schon nicht die Schraube vor dem Studium könnte man JETZT die vor dem Ref regulierend einsetzen.


    Dass die Leute, die aus dem Osten wegen NC-Freiheit nach NRW gezogen sind, nach dem Ref nicht alle in Bussen Richtung Heimat fahren und dann in NRW bleiben und hier ALG 2 beziehen, wird wohl auch kein finanzieller Lotto-Gewinn sein.


    Chili

  • Und da haben wir wieder den Punkt: Die eigenen Rechte nicht kennen.


    Das Jobcenter geht deine Telefonnummer z.B. über gar nichts an. Schriftlich die Datenlöschung beantragen. D.h. Einladungen, die telefonisch ausgesprochen werden, haben juristisch gar keine Relevanz. Genauso wie alles andere, was man mit denen mündlich verhandelt.
    Man verhandelt sowieso nicht mündlich mit einem Jobcenter. Alles schriftlich machen, allein schon wegen der Beweislage.
    Du hast täglich in deinen Briefkasten zu schauen, ob da Post zu finden ist. Mehr nicht.
    Zu Terminen auf dem Amt geht man auch niemals alleine, sondern nur mit einem Beistand und Zeugen.
    Was glaubst du wohl, wie nett die Sachbearbeiter dann sein können?! :D


    Die Sache mit dem PC-Kurs finde ich genauso fragwürdig. Mit welcher Begründung erfolgte denn die Teilnahme an dieser Maßnahme?


    Ich pflichte allerdings absolut bei:
    Beim Jobcenter wird man oftmals mit allem möglichen Blödsinn und Märchenkonstruktionen konfrontiert.
    Die kaufen irgendeine Maßnahme tausendfach ein, und dann wird da alles reingestopft.
    Wenn man das Spiel von denen mitspielt......


    Und selbstverständlich ist das völliger Quark, zu behaupten, dass eine qualifizierte Ausbildung, wie die eines Lehrers, vor Arbeitslosigkeit schützt.
    Das mag vielleicht vor ein paar Jahren so gewesen sein, aber nicht mehr im Jahr 2013.


    Ich finde die Hartz4-Situation nun wirklich nicht berauschend.
    Aber ich nehme das nicht persönlich, denn ich habe nichts falsch gemacht.
    Und ich empfehle das auch sonst niemandem - weil das sonst das Selbstwertgefühl anknackst.
    Es gibt noch weitaus Schlimmeres (z.B. die arbeitslosen Lehrer, die gar kein Geld bekommen, weil sie verheiratet sind oder in der Bedarfsgemeinschaft leben).
    Und außerdem härtet Hartz4 ab für das weitere Leben.
    Mich kann jetzt absolut nix mehr schocken.
    Und das SGBII ist an für sich ein spannendes Thema.... ;)


    Lillyfee

  • Erster Tag in der Uni, 2005 - Zitat Lehrstuhlinhaber Schulpädagogik: "Sie werden noch unter den glücklichen sein, die mit Sicherheit eine Planstelle nach dem Referendariat bekommen."


    Eine Aussage, auf die ich mich einige Semester stützte. Was ein Schenkelklopfer....


    In Bayern sieht es auch nicht rosig aus. Bin eine von vielen ohne Planstelle, hab trotz unzähligen Bewerbungen an sämtlichen kommunalen, privaten usw. Schulen von dem akuten Mangel an Förderschulen profitieren müssen und dort eine befristete Stelle für das aktuelle Schuljahr.
    Wie es nächstes Jahr weitergeht, weiß kein Mensch, aber langfristig ist Förderschule für Realschullehrer nix, da sie uns keinen unbefristeten Vertrag geben können.

  • Pro Semester werden in jedem Bundesland 1000e von Studienanfängern für Fächer zugelassen, für die es nach dem Staatsexamen keine Verwendung gibt. Und ich rede hier nicht von Sinologie, sondern vom Lehramtsstudium. Es wäre ein Leichtes für den Staat, diesen Zugang zu regulieren.


    Pro Schuljahr werden 1000e Schüler für das Gymnasium zugelassen, obwohl sie nach dem Anschluss gar nicht studieren wollen.


    Es gibt halt keine zentrale Planung und Vergabe von Studienplätzen (mehr). Jeder, der die Voraussetzungen erfüllt, kann studieren was er will. Und das tut er auf eigenes Risiko.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Pro Schuljahr werden 1000e Schüler für das Gymnasium zugelassen, obwohl sie nach dem Anschluss gar nicht studieren wollen.

    ...aber eventuell eine andere Ausbildung absolvieren, für die sie Abitur brauchen. Darüber hinaus hat Schule nicht (nur) die Funktion, für eine Berufsausbildung oder für ein Studium zu qualifizieren. Also der Vergleich hinkt ja nun ein wenig.

  • Ich erlaube mir mal bei all diesen Planspielen einzuwerfen, dass wir in einem Land leben, in dem jeder volljährige Bürger in Freiheit selbst entscheiden kann und muss, was er oder sie studieren will, wenn Wege zur Finanzierung der Bildung gefunden werden und wenn ein universitäres Studienangebot vorhanden ist. Und wir leben in einem Land, in dem die Universitäten in der Gestaltung ihrer Lehrer idealiter nicht dem Diktat des Staates unterworfen sind, in der Praxis immerhin sehr frei in der Gestaltung bleiben.


    Aus guten Gründen wird in Deutschland der Zugang zu Studiengängen nicht vom Staat reguliert, weil das nicht Sache und Recht des Staates ist!


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

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