Muslimischer Schüler isst beim gemeinsamen Essen Schweinefleisch

  • Liebe Kollegen,


    ich hatte diese Woche ein gemeinsames Abendessen mit meiner dritten Klasse. Wie auch beim gemeinsamen Klassenfrühstück hat jeder etwas mitgebracht. Die muslimischen Kinder haben Wurst mitgebracht, die sie problemlos essen dürfen. Als wir das Buffet aufbauten, standen alle Kinder um den Tisch herum und es wurde erörtert, wer was essen kann. So weit, so gut. Während des Essens rief auf einmal eine Schülerin einem Schüler zu, dass er das nicht essen dürfe. Besagter Schüler kaute gerade auf der Salami, die nicht für ihn geeignet/bestimmt war, da sie Schweinefleisch enthielt. Ich sagte ihm, er solle es über dem Mülleimer ausspucken und sich ein neues Brot schmieren. Ich muss dazu sagen, dass es sich um einen Schüler handelt, der extrem unselbständig sowie unaufmerksam ist. Allen anderen war klar, was sie essen dürfen uns was nicht. Meine Frage ist nun, wie soll ich mit dem Vorfall umgehen? Soll ich den Eltern Bescheid geben oder gebe ich der Sache dann schon unnötig viel Raum? Habe ein wenig Sorge, dass die Eltern mir was vorwerfen können, dabei denke ich eigentlich, dass ich von Drittklässlern nach Besprechung der Dinge davon ausgehen kann, dass sie wissen, was sie essen können und was nicht und wenn sie es nicht wissen, dass sie dann zumindest fragen. Mache mir irgendwie grade Gedanken und kann nicht einordnen wie berechtigt meine Sorge ist. Zudem die Googelei einen Fall aus NRW ausgespuckt hat, wo eine Lehrerin offensichtlich Probleme wegen eines ähnlichen Vorfalls bekommen hat... :(


    Gruß,
    mrsy

  • Wenn du eine einigermaßen vernünftige SL hast: informieren für den Fall, dass die Eltern sich da beschweren.
    Ansonsten abwarten. Vielleicht erzählt der Junge nichts davon, vielleicht ist es für die Eltern auch nicht so ein Problem.
    Wenn die Eltern da Terz machen wollten, hätten sie es bestimmt schon getan, oder?

  • Weiß nicht, der Vorfall war erst gestern...Aber du hast recht. Werde morgen meiner Sl Bescheid geben und dann mal schauen was kommt...Kann mir aber irgendwie nicht vorstellen, dass ich die Einzige bin, der das so schon passiert ist. ?(

  • Bin ich hier auf dem falschen Dampfer?


    Zumindest in einer staatlichen, konfessionslosen Schule sind wir Lehrkräfte VERPFLICHTET uns neutral zu verhalten, was die Ausübung und auch die NICHT-Ausübung einer Religion betrifft. Wenn der Junge sich nicht an die Regeln seiner Religion hält, ist das alleine sein Problem und sicher nicht das einer staatlichen Lehrkraft. Er wurde ja nicht gezwungen, das Schweinefleisch zu essen. Religionserziehung ist Sache der Eltern. Bei Problemen berufst du dich auch Art. 7 Abs. 3 GG -> du musst keinen "Relgionsunterricht" erteilen, und das heißt erst recht keine Religionserziehung.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • es ist nicht dein job, die einhaltung aller glaubensvorschriften der jeweiligen religion deiner schüler sicherzustellen. weder musst du mädchen anhalten, ihre kopftücher aufzusetzen, noch die zeugen jehovas dran erinnern, dass sie kein geburtstagslied mitsingen dürfen, noch die christlichen kinder dazu anhalten, doch bitte freitags kein fleisch zu essen oder nicht zu fluchen. du hast deine pflicht mit der info an alle was mit schweinefleisch und was ohne mehr als erfüllt. keiner ist gestorben, und auf die religiösen empfindungen aller wurde ausreichend rücksicht genommen.

  • Ich dachte bei der Überschrift zunächst, es handele sich um einen Trollbeitrag. Dass aber offenbar ein Lehrer sich wirklich derartige Gedanken macht, lässt mich doch einigermaßen schockiert und ratlos zurück...
    Der Satz: "Ich sagte ihm, er solle es über dem Mülleimer ausspucken und sich ein neues Brot schmieren." ist unfassbar. :tot:
    "Als wir das Buffet aufbauten, standen alle Kinder um den Tisch herum und es wurde erörtert, wer was essen kann." Wenigstens mit der "Erörterung" können die Schüler in ihrem späteren Leben noch etwas anfangen :sleeping:
    Im übrigen ist den Beiträgen meiner Vorposter nichts hinzuzufügen.

  • Mikael & kecks:


    Ich weiß nicht wie ihr euch das vorstellt? Egal ob nun Teil einer Religion oder nicht, es gibt doch häufiger Situationen in denen man als Lehrkraft stets bemüht ist im Einvernehmen mit dem Kind und den Eltern gleichzeitig bestimmte Absprachen zu treffen. Ob diese nun religiöse, medizinische, psychologische oder soziale Dinge betreffen, finde ich da irrelevant. Wenn es nicht all zu viele Umstände macht, würde mich gerne darum kümmern.
    Das heißt natürlich nicht, dass ich die ganze Zeit Aufpasser bin oder vollverantwortlich. Aber, dass ich das Kind dann darauf hinweise, dass es gerade Schweinefleisch isst, finde ich nicht zu viel verlangt, wenn es auch im Interesse des Kindes ist, darüber informiert zu werden. Wenn es danach immer noch fröhlich weiter darauf herumkaut, dann fühle ich mich natürlich nicht weiter verantwortlich. Das ist die Entscheidung des Kindes.
    Ist das neutral genug?

  • Was soll dieser Beitrag aussagen. Dass OP sich ein schlechtes Gewissen machen soll, weil sie sich nicht genug bemüht hat ? Oder vielleicht doch nicht, weil man sich nicht um alles kümmern kann ? Dieses Geschwurbele, um bloß nicht irgendwelche religiösen Befindlichkeiten - auf einer staatlichen Schule - nicht hinreichend aktiv zu unterstützen, ist unerträglich. Komme mir langsam vor wie in den 50 - er Jahren. Obwohl ich nicht glaube, dass die Lehrer dieser "spießigen Zeit" eine solche Schere im Kopf und so wenig Rückgrat hatten wie heute einige Kollegen.


    Zur Erinnerung: Vor einigen Jahren hat das Kruzifix-Urteil hohe Wellen geschlagen. Ich habe nie ein Problem darin gesehen, Kreuze aus den Klassenzimmern zu nehmen, im Gegenteil, genauso wie mich heute ein tägliches verpflichtendes Morgengebet alles andere als erfreuen würde.
    Dass aber nun die Religion einen viel stärkeren Einfluss auf das Schulleben hat, halte ich für eine gefährliche Entwicklung für eine freiheitliche Gesellschaft, für die wir einzustehen haben.

  • Zitat

    Das heißt natürlich nicht, dass ich die ganze Zeit Aufpasser bin oder vollverantwortlich. Aber, dass ich das Kind dann darauf hinweise, dass es gerade Schweinefleisch isst,


    Darum geht es nicht. Es geht darum, dass Kind dazu zu bringen, das Essen auszuspucken und dann zur SL zu laufen, weil man bloß nichts falsch machen will. Und darum, wegen eines vom Kind verschuldeten Missgeschicks Sorgen zu haben, die in keinem Verhältnis zum Anlass stehen. (Hat das Kind überhaupt geschluckt? Wenn nicht, gibts ja kein Problem. Aber das müsste vielleicht doch erst mal untersucht werden. Mit Zeugen.)

  • Was soll dieser Beitrag aussagen. Dass OP sich ein schlechtes Gewissen machen soll, weil sie sich nicht genug bemüht hat ?

    Nein. Hast du das aus meinem Beitrag herausgelesen? Ich habe mir darüber noch nicht so viele Gedanken gemacht und ich denke OP hat das ganz gut gehandhabt. Erleichternd wäre ja eine eindeutige Schulpolitik diesbezüglich, die gegenüber den Eltern auch so vermittelt wird. Über so etwas könnte man sich ja in Zukunft Gedanken machen.


    Mich hat es nur ein wenig gewundert, dass man sich hier so ablehnend verhält, bloß, weil es ein religiöses Anliegen ist. Wäre es ein anderes Anliegen im psychischen, sozialen oder gesundheitlichen Bereich, sind Absprachen zwischen Kind, Eltern und Lehrer doch üblich. Das kann doch auch für etwas religiöses gelten, solange es eben pädagogisch und gesetzlich vertretbar ist. Da verstehe ich die negative Entrüstung nicht ganz. Ich selbst bin konfessionslos/Atheist und meiner Meinung nach ist es neutral, wenn man sich weder völlig dagegen versperrt, noch übertrieben hinter allem her ist. Ich wäge es ab, wie bei jedem anderen Anliegen auch, ob nun religiös oder nicht.

    Zitat

    Darum
    geht es nicht. Es geht darum, dass Kind dazu zu bringen, das Essen
    auszuspucken und dann zur SL zu laufen, weil man bloß nichts falsch
    machen will.

    So wie ich den Thread gelesen habe divergieren die Meinungen von komplett ignorieren bis zum ausspucken veranlassen.
    Ich weiß ja nicht wie der genaue Hergang war. Aber ich glaube das Kind hätte es auch so ausgespuckt, wenn es bloß darauf angesprochen würde.
    Die Anweisung es direkt auszuspucken war wohl eher eine Panik-Reaktion und finde ich persönlich auch übertrieben.

  • Hallo Mrsyellow,


    lass dich bitte nicht von den Antworten herunterziehen, viele in diesem Forum sind sehr "naturwissenschaftlich" geprägt. Leider kochen hier beim Thema "Religion" immer wieder die Gemüter hoch und die Antworten werden häufig etwas unhöflich.


    Ich finde es sehr gut, dass du deinen Schülern das Essen genau erklärst. Ich mache das auch, da die Kinder auch ganz gezielt fragen, was sie denn essen dürfen (nicht nur Muslime, auch Allergiker). Für mich hat das nichts mit staatlich gegen religiös zu tun, sondern mit Höflichkeit und Respekt. Wenn eins meiner Kinder sich vergreift, weise ich es auch daraufhin. Natürlich nicht panisch: "Oh mein Gott! Du isst gerade Schweinefleisch!!!", sondern ganz normal informativ. Einige Kinder sind dann sehr verwirrt und wissen nicht, wie sie nun reagieren sollen. Das reicht von: Mund auf, alles einfach rausfallen lassen bis hin zu gezieltem auf den Teller spucken. Die Folgen sind also nicht sehr appetitlich für alle Mitschüler. Deswegen finde ich deinen Hinweis, doch bitte den Mülleimer aufzusuchen, absolut richtig.
    Die Schulleitung würde ich immer informieren, wenn ich die Vermutung hätte, es könnte eine Beschwerde ins Haus flattern. Das hat wieder nichts mit der Religion zu tun, sondern mit Elternverhalten. Ein Satz zur Schulleitung: "XY hat als muslimisches Kind heute Schweinefleisch gegessen. War ein Versehen. Nur damit du auf eine mögliche Beschwerde vorbereitet bist." Auch das hat für mich etwas mit Höflichkeit zu tun. Manche Eltern beschweren sich nun mal über Dinge, die ich nicht nachvollziehen kann. Wenn ich aber schon eine Ahnung davon habe, informiere ich die SL, damit sie bereits darauf vorbereitet ist. Gehört für mich zur Höflichkeit und zum kollegialem Austausch.


    Kurzes OT: Eine Mutter teilte uns mit, ihr Kind wäre glutenunverträglich. Wir sollten doch bitte darauf achten, ob es sich in den Pausen und in der Mensa nur glutenfreie Lebensmittel aussucht. Aber sicher doch, ich renne ab sofort in jeder Pause hinter dem Kind her und stelle mich in der Mensa mit an. :victory: Die Vorstellungen mancher Eltern sind halt putzig...

    • Offizieller Beitrag

    OT, aber vielleicht zur allgemeinen Erheiterung:


    Mir fällt dabei ein, wie vor veinigen Jahren (zur Zeiten der Schweinegrippe) ein Schüler (damals 16 glaube ich) von mir in der Pause bei Lehrerzimmer anklopfte und nach mir verlangte, es wäre ganz dringend. Also, ich ging raus, und er hielt mir ein Salamibrötchen entgegen: "Herr Fink, das habe ich gerade in der Cafeteria gekauft, ich wollte mal wegen der SchweinePEST fragen, ob ich das jetzt essen soll." ;)

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Kollegen,


    ich hatte diese Woche ein gemeinsames Abendessen mit meiner dritten Klasse. Wie auch beim gemeinsamen Klassenfrühstück hat jeder etwas mitgebracht. Die muslimischen Kinder haben Wurst mitgebracht, die sie problemlos essen dürfen. Als wir das Buffet aufbauten, standen alle Kinder um den Tisch herum und es wurde erörtert, wer was essen kann. So weit, so gut. Während des Essens rief auf einmal eine Schülerin einem Schüler zu, dass er das nicht essen dürfe. Besagter Schüler kaute gerade auf der Salami, die nicht für ihn geeignet/bestimmt war, da sie Schweinefleisch enthielt.


    Bis hierhin ist alles in Ordnung - das mit der Erörterung finde ich super.


    Zitat


    Ich sagte ihm, er solle es über dem Mülleimer ausspucken und sich ein neues Brot schmieren. Ich muss dazu sagen, dass es sich um einen Schüler handelt, der extrem unselbständig sowie unaufmerksam ist. Allen anderen war klar, was sie essen dürfen uns was nicht. Meine Frage ist nun, wie soll ich mit dem Vorfall umgehen? Soll ich den Eltern Bescheid geben oder gebe ich der Sache dann schon unnötig viel Raum? Habe ein wenig Sorge, dass die Eltern mir was vorwerfen können, dabei denke ich eigentlich, dass ich von Drittklässlern nach Besprechung der Dinge davon ausgehen kann, dass sie wissen, was sie essen können und was nicht und wenn sie es nicht wissen, dass sie dann zumindest fragen. Mache mir irgendwie grade Gedanken und kann nicht einordnen wie berechtigt meine Sorge ist. Zudem die Googelei einen Fall aus NRW ausgespuckt hat, wo eine Lehrerin offensichtlich Probleme wegen eines ähnlichen Vorfalls bekommen hat... :(


    Gruß,
    mrsy


    Das wiederum finde ich übertrieben. Ich würde einen Schüler allenfalls darauf hinweisen, was er ist, aber niemals zwingen etwas auszuspucken. Dadurch wird das Ganze über Gebühr dramatisiert.
    Und wieso soll man die Eltern informieren - womöglich bekommt der Schüler dann noch Ärger zu Hause, weil er gegen Speisegebote verstoßen hat. Und wieso sollten Eltern sich darüber beschweren, dass das Kind nach einer Erläuterung dessen, was es essen kann, dennoch Schweinefleisch gegessen hat?
    Ich denke, wir müssen hier nicht wieder beim Betzdorfer Schnitzelstreit anfangen, zumal der Fall ja doch ganz anders war.


    Gruß
    Bolzbold

  • (Hat das Kind überhaupt geschluckt? Wenn nicht, gibts ja kein Problem. Aber das müsste vielleicht doch erst mal untersucht werden. Mit Zeugen.


    Daher: Am besten den Notarzt rufen! *ironieaus*


    Eine Mutter teilte uns mit, ihr Kind wäre glutenunverträglich.


    Das ist m.E. etwas ganz anderes. Es geht hier im eine medizinische Indikation, die die Gesundheit des Kindes gefährdet. Ich glaube kaum, dass das bei einem runtergeschluckten Stück Salamiebrötchen der Fall sein dürfte.

  • natürlich soll man auf die religiösen empfindungen aller rücksicht nehmen. das wurde hier ja auch getan per info und hinweis ans kind, nachdem sein versehen bemerkt wurde. man kann aber auch in vorauseilendem gehorsam alles dramatisieren bis zum ende und darüber hinaus (und diese hysterie den kindern damit vorleben!). ein kind hat eventuell ein stück salami geschluckt - um himmels willen. der alltag ist doch schon stressig genug.

    • Offizieller Beitrag

    Vielleicht hat ja auch die emazipatorische Erziehung in der Schule so sehr gefruchtet, dass das Kind bewusst Schweinefleisch essen wollte, um ein Zeichen gegen jede Art von religiöser Zwangsindoktrinierung zu setzen ;)

  • Ich finde es schon sehr merkwürdig, den Schüler aufzufordern, das Essen auszuspucken. Zeugt von einem komischen Verständnis Nahrungsmitteln gegenüber.

  • Ich verstehe gar nicht, wieso ihr euch an diesem ausspucken so aufheizt. Sie hat ihm gesagt, er möge es bitte in den Mülleimer spucken. So wie ich schon oben schrieb, hätte das Kind das Brötchen eh ausgespuckt. Die Frage ist, wohin. Deswegen war es ein Hinweis durch den Lehrer, dass das angekaute Essen bitte im Mülleimer landet.

    Zitat

    Das ist m.E. etwas ganz anderes. Es geht hier im eine medizinische
    Indikation, die die Gesundheit des Kindes gefährdet. Ich glaube kaum,
    dass das bei einem runtergeschluckten Stück Salamiebrötchen der Fall
    sein dürfte.

    Ähm... deswegen schrieb ich OT.

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