Provokante Thesen eines Berliner Schulleiters

  • Sie haben perfekte Vorstellungen darüber, wie Schule zu funktionieren hat, geehrter Biologe !


    Dann fangen Sie schon mal damit an, geehrter Biologe ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Sie haben perfekte Vorstellungen darüber, wie Schule zu funktionieren hat, geehrter Biologe !


    Dann fangen Sie schon mal damit an, geehrter Biologe ! 8_o_)

    Ihre Ironie können Sie sich sparen, denn nach über zwei Jahrzehnten in der Forschung unterrichte ich immerhin auch schon seit 6 Jahren und habe in einem Berufskolleg, einer Hauptschule, drei Realschulen und zwei Gymnasien mit einem breiteren Schülerspektrum gearbeitet als die meisten normalen Lehrer. Ich fange nicht erst an, sondern arbeite seit Jahren mit priat angeschaffter Technik und eigenen Internetseiten an den Voraussetzungen für binnendifferenzierten Unterricht. Ich habe sogar schon Kurse mehrere Monate ohne Gehalt unterrichtet, um die Auswirkungen auf das Schüler-Lehrer-Verhältnis zu studieren, wenn der Lehrer unmotivierte Schüler jederzeit aus dem Kurs werfen könnte.


    Ich muss längst nicht mehr theoretische Vorstellungen in der Praxis überprüfen, sondern meine Kritik am und meine Vorschläge für unser Schulsystem basieren auf praktischen Erfahrungen als Schüler, Vater und Lehrer an den wichtigsten deutschen Schulformen.

  • Dann haben Sie innerhalb weniger Jahre schon sehr viel geleistet, geehrter Biologe !


    Mal ne dumme Frage (Ich weiß, dass ich dumm bin!) : Wie stellen Sie sich die Finanzierung Ihres Schulsystems vor ?
    Etwa so ?

    Zitat

    Ich habe sogar schon Kurse mehrere Monate ohne Gehalt unterrichtet

    8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Na Elternschreck, wir wissen doch: Ein intrinsisch motivierter Exzellenz-Pädagoge gibt sich doch mit der Gnade des Unterrichten-Dürfens zufrieden. Gut, ab und zu gibt´s auch eine Belohnung in Form von "strahlenden Kinderaugen". Aber auf das unentgeltliche Unterrichten legt unser Montessori-Biologe natürlich noch eine Schippe drauf:


    sondern arbeite seit Jahren mit priat angeschaffter Technik und eigenen Internetseiten an den Voraussetzungen für binnendifferenzierten Unterricht.


    So wünscht sich der Schulträger die Lehrer!


    Und @Montessori-Verkünder: Nicht so viel über die Schulstrukturen oder die Zusammensetzung der Schülerschaft meckern: Auf den Lehrer kommt es an! (Hattie)


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Dann haben Sie innerhalb weniger Jahre schon sehr viel geleistet, geehrter Biologe !


    Mal ne dumme Frage (Ich weiß, dass ich dumm bin!) : Wie stellen Sie sich die Finanzierung Ihres Schulsystems vor ?
    Etwa so ?

    8_o_)

    Viel zu leisten ist völlig normal für Menschen, die eine Arbeit nicht nur machen, weil sie mit Unkündbarkeit, langen Ferien, hohem Gehalt und einer dicken Pension verbunden ist. Wissenschaftler neigen ganz allgemein dazu, ständig über Möglichkeiten zur Verbesserung ihrer Methodik nachzudenken und diesbezügliche Ideen auch gleich umzusetzen. Das hat aber nichts mit der Finanzierung des Schulsystems zu tun, sondern nur mit dessen Qualität. Überhaupt nichts zur Qualität des Schulsystems tragen übrigens die üppigen Pensionen ehemaliger Lehrer bei, die einer der dicksten Brocken bei dessen Finanzierung sein dürften. Sehr hohe Kosten verursacht unser Schulsystem auch dadurch, dass es massenhaft Analphabeten produziert, die für eine handwerkliche Lehre nicht zu gebrauchen sind und oft lebenslänglich unseren Sozialsystemen zur Last fallen. Extrem teuer und laut Hattie-Studie besonders sinnlos ist außerdem das Sitzenbleiben, das eine Folge des gleichmacherischen Unterrichtens in starren Klassenverbänden ist. Binnendifferenzierter Unterricht macht das Sitzenbleiben überflüssig und spart damit erhebliche Kosten. Weitere Kosten würden dadurch eingespart, dass gute Schüler sehr viel schneller lernen und deshalb Jahre früher die Schulen verlassen würden. Das kann Student eines anspruchsvollen Faches leicht erkennen, wenn er sein Lerntempo an der Uni mit seinem Lerntempo in der Schule vergleicht. Bei intelligenten Schülern kommt es leicht zu Steigerungen um den Faktor 10. Fragen Sie nur mal Studenten der Medizin, Mathematik oder naturwissenschaftlicher Fächer! Es würde deshalb nicht mehr, sondern deutlich weniger kosten, wenn wir alle so unterrichten würden, dass niemand mehr durch gleichmacherisches Unterrichten abgehängt oder ausgebremst würde.


    Guter Unterricht kostet nicht mehr als schlechter Unterricht und gute Lehrer nicht mehr als schlechte. Sich aktiv den Stoff weitgehend selbst erarbeitende Lernende brauchen auch nicht mehr Lehrer. Es würden ebenfalls keine höhere Kosten entstehen, wenn Lernende und Lehrende sich gegenseitig aussuchen und die Lernenden ihre Prüfungen dann ablegen dürften, wenn sie soweit sind. Kosten entstünden zwar bei der Etablierung eines schulunabhängigen Prüfungssystems, aber dafür bekämen Universitäten und Arbeitgeber auch den erheblichen Mehrwert bundeseinheitlicher Transparenz hinsichtlich der Kenntnisse und Fähigkeiten ihrer Bewerber. Und die Schulen würden enorm entlastet, wenn sie keine Klausuren mehr schreiben und keine Noten mehr geben müssten. Man könnte sich auf das Lehren konzentrieren und würde vom Prüfer zum Helfer der Lernenden.


    Insgesamt wäre ein Schulsystem mit flexiblen Lerntempi nicht nur viel effektiver und preiswerter, sondern sogar erheblich billiger. Ich würde darüber hinaus bei den Schulbüchern sparen, indem ich die gedruckten Bücher durch ebooks oder ibooks auf Tablet-Computern ersetzen würde. Dann hätten die Lernenden auch nicht mehr soviel zu schleppen und würden ihr Arbeitsmaterial nur noch selten vergessen. Vor allem aber könnte man dann durch regelmäßige Updates auf der Grundlage von Fehlermeldungen durch Lehrer, Schüler und Eltern die Qualität der Schulbücher steigern.

  • @Montessori-Biologe:
    Statt sich hier großartig über das Schulsystem aufzuregen und die Montessori-Pädagogik als Heilslehre verkünden zu wollen, sollten Sie erst einmal anfangen, Ihre eigenen kleinen Baustellen in den Griff zu bekommen. Einerseits beschweren Sie sich über mangelnde Deutschkentnisse und die religöse Einstellung Ihrer Schüler, andererseits lassen Sie hier den Super-Pädagogen heraushängen. Sie müssen mit den Schülern arbeiten, die Sie haben. Unabhängig vom Schulsystem. Eigentlich ganz einfach.


    Erst die eigenen Probleme in den Griff bekommen, danach andere missionieren!


    Gruß !


    ps: Und alleine die Idee, dass digitale Schulbücher auf iPads letztendlich billiger werden als gedruckte Bücher...naiv. Noch nie die Begriife DRM, Prüfung, Zertifizierung usw. gehört? Oder wollen Sie die Bücher auch selbst schreiben... unentgeltlich natürlich?

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    2 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Sie gehören wohl auch zu den Lehrern, die es nicht vertragen, wenn Schüler intelligenter sind als sie selbst. Nennen Sie Ihre guten Schüler auch schon mal Streber? Auf jeden Fall gehören Sie offensichtlich zu den Lehrern, die nur ja nie zu viel arbeiten. Sie können sich wohl gar nicht vorstellen, dass es in unserem Land Millionen Menschen gibt, die ehrenamtlich arbeiten. In der Grundschulklasse meiner Tochter waren wir immer mehrere Eltern, die ehrenamtlich AGs leiteten. In Sportvereinen leisten unzählige Menschen wertvolle Arbeit für die Jugend. Sie tun das, weil ihnen etwas an den jungen Menschen liegt und sie ihnen helfen wollen. Studenten geben Schülern kostenlosen Nachhilfe-Unterricht und viele ältere Menschen lesen ehrenamtlich Kindern vor. Aber das sehen vielleicht diejenigen nicht gerne, für die Arbeit mit jungen Menschen nichts anderes als ein Job ist.


    Wer die offensichtlichen Mißstände in der Erziehung vieler Kinder und im Umgang unseres Schulsystems mit diesem Problem klein redet, der muss sich schon nach seiner Motivation fragen lassen. Augen zu und durch ist vielleicht bequem, aber solche Lehrer braucht unser Land eher nicht. Ich bekomme für meine Arbeit von den meisten meiner Schüler sehr positive Rückmeldungen, aber weder gibt es einen für jeden Schüler guten Lehrer, noch ist der Lehrer der einzige wirklich wichtige Faktor. Wenn man schon die Hattie-Studie zitiert, dann doch bitte mit Verstand! Den Effekt eines Schulsystems mit völlig freigegebenen Lerntempi und einem externen Prüfungssystem hat Hattie in seiner Metametastudie nämlich gar nicht untersucht. Dazu hätte er normale Schulen mit dem deutschen Fahrschulsystem, den noch nicht völlig verschulten alten Diplomstudiengängen und der Vorbereitung von Schülern auf die immer beliebter werdenden Sprachzertifikate vergleichen müssen, was er aber nicht getan hat, weil das mit einer Metastudie gar nicht möglich ist.


    Ich habe während meines Studiums in jedem Semester mehr gelernt als während meiner gesamten Zeit im Gymnasium. Und viele meiner Kollegen in der Wissenschaft haben das gleiche erlebt. Als ich trotz zahlreicher freiwilliger Praktika nach etwas mehr als 8 Semestern meine letzte Diplomprüfung bestand, waren viele andere Studenten noch nicht mit dem Grundstudium fertig. Die Universität zu Köln hat das damals möglich gemacht, weil sie jedem Studenten erlaubte, so schnell und so viel zu studieren, wie man wollte und konnte. Manche wollten lieber das Leben genießen oder waren überfordert, viele mussten während des Studiums arbeiten und brauchten deshalb länger. Aber das war kein Problem, weil sich die Studenten den Stoff allein oder in kleinen Gruppen weitgehend selbst erarbeiteten. Zu den Prüfungen hat man sich angemeldet, wenn man den Stoff gelernt und die Pflichtpraktika erfolgreich absolviert hatte. Das war 1980 schn fast das System, das ich mir heute für unsere Schulen wünsche. Und vergleichen Sie mal das Zahlenverhältnis von Professoren zu Studenten mit der Lehrer-Schüler-Relation!


    Wenn Studenten das können, dann könnten das auch viele Schüler. Man müsste sie nur machen lassen. Ein Beweis dafür sind die Schüler, die neben der Schule noch erfolgreich studieren. Schade, dass sie dafür in einer Universitätsstadt wohnen und an eine Universität ausweichen müssen. Warum schaffen es nicht auch die Schulen, begabte Schüler selbständig und ungehemmt lernen zu lassen? Montessori-Schulen schaffen das, aber die gibt es fast nur im Grundschulbereich. Für weiterführende Schulen müsste man das nötige Selbstlernmaterial großenteils erst noch sammeln und erarbeiten. Das wäre allerdings möglich, wenn sich die jeweiligen Fachlehrer vernetzen würden. Und insgesamt würde das die Arbeitsbelastung der Lehrer sogar senken, weil alle Lehrer das erarbeitete Selbstlernmaterial nutzen könnten. Mich freut es jedenfalls, dass es auch Lehrer wie Heiko Przyhodnik gibt, die ihre Freizeit opfern, um ein für Schüler und Schulen kostenloses Schulbuch zu produzieren.

  • Da leidet jemand wohl an einer Profilneurose...


    Lieber Biologe, mich interessiert eigentlich nichts von dem, was Sie schreiben, außer eins: Arbeiten Sie jetzt eigentlich als Lehrer oder nicht? Und wenn ja, wie viele Stunden an welcher Schule?

  • Mich freut es jedenfalls, dass es auch Lehrer wie Heiko Przyhodnik gibt, die ihre Freizeit opfern, um ein für Schüler und Schulen kostenloses Schulbuch zu produzieren.


    Auf Ihre Montessori-Litanei gehe ich gar nicht erst ein.. ich glaube jeder hier hat verstanden, dass Sie mit dem gegenwärtigen Schulsystem nicht zurechtkommen und uns deshalb von Ihrer Heilslehre überzeugen müssen.


    Nur kurz zum "freien" Bio-Schulbuch: Die Initiatoren haben für dieses "kostenlose" Schulbuch immerhin mit gut 10.000€ eingesammelt:
    http://www.startnext.de/schulbuch-o-mat

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • "Sie müssen mit den Schülern arbeiten, die Sie haben. Unabhängig vom Schulsystem. Eigentlich ganz einfach." schwadroniert ausgerechnet ein Gymnasiallehrer, der gar keine schwierigen Schüler kennt. Zeigen Sie doch mal an einer Hauptschule, was Sie können! Dass Sie im Gymnasium praktisch nur pflegeleichte Schüler haben, ist eine alles andere als vom Schulsystem unabhängige Tatsache.


    Außerdem beschreibe ich hier nicht meine Probleme mit meinen Schülern, mit denen ich gut klarkomme. Mir geht es um die Probleme vieler Schüler, Eltern, Arbeitgeber und Universitäten mit unserem Schulsystem. Und nach meiner Erfahrung mit einer Montessori-Schule sowie einem ganz ähnlich funktionierenden naturwissenschaftlichen Diplomstudiengang bin ich der Meinung, dass Montessori-Pädagogik bei geeigneten Rahmenbedingungen viele unserer Probleme lösen könnte. Schon komisch, dass Lehrer wie Sie auf reformpädagogische Ansätze und Diskussionen so allergisch reagieren, anstatt sachlich darüber zu diskutieren. Das unterscheidet Sie von Wissenschaftlern, die ihre Methoden ständig in Frage stellen und weiterentwickeln - notfalls auch unbezahlt. Aber Ergebnisse solcher Uneigenützigkeit wie das World Wide Web nutzen Sie gerne, nicht wahr? Ohne die unbezahlte Arbeit von Millionen Deutschen wäre unsere Gesellschaft längst zusammengebrochen und könnte Ihr Gehalt nicht mehr zahlen.


    p.s.: Von digitalen Schulbüchern auf iPads und DRM verstehe ich vermutlich mehr als Sie. Ich habe schon ein iBook geschrieben und veröffentliche meine eigenen Texte und Abbildungen unter der Creative Commons-Lizenz CC BY-SA-3.0 DE, damit andere Autoren meine Arbeit kostenlos nutzen können. Im Gegenzug profitiere ich von der Arbeit zahlreicher anderer Autoren und Zeichner, die ihre Arbeiten unter ähnlichen Lizenzen auch mir kostenlos zur Verfügung stellen. Digitale Schulbücher sind aber auch bei Schulbuchverlagen billiger, weil die Druckkosten entfallen. Darüberhinaus gehen sie nicht kaputt oder verloren. Sie ermöglichen häufige Updates und machen dadurch Fehlermeldungen durch Lehrer erst sinnvoll. Natürlich braucht man dafür auch Lehrer, die Fehler in Schulbüchern überhaupt erkennen und diese dann auch noch unbezahlt an Verlage melden. Glücklicherweise gibt es solche Lehrer, denen auch ohne eigenen Profit die Verbesserung der Lernbedingungen an unseren Schulen Freude bereitet.

  • Schon komisch, dass Reformpädagogen meinen, Gymnasialschüler wären per definitionem pflegeleicht. Jede XYZ - Pädagogik könnte "bei geeigneten Rahmenbedingungen viele unserer Probleme lösen" - sonst wären die Rahmenbedingungen ja nicht geeignet. Das Infragestellen von Methoden ist eine gute Sache. Dummerweise kommen Bildungswissenschaftler und -politiker oftmals gar nicht auf die Art Fragen, die sich jedem Praktiker bereits nach 2 Wochen stellen.


    Mach mal ein paar Schritte zurück und überdenk mal ein paar der Vermutungen, von denen du da ausgehst.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Zitat Biologe :

    Zitat

    Dass Sie im Gymnasium praktisch nur pflegeleichte Schüler haben

    Und auch mit dieser Aussage führen sich hier ganz gut vor, geehrter Biologe !


    Sie verzeihen mir, dass auch ich mich durch Ihre einfach zu durchschauenden missionarischen Beiträge gelangweilt fühle und jetzt zu gähnen anfange.


    Aber ein paar dumme Fragen noch (Ich weiß, dass ich dumm bin!) : Hatte nicht auch die Odenwaldschule Reformpädagogik betrieben ? Und was ist da auf dem Nährboden der Reformpädagogik herausgekommen ? 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Zitat

    "Sie müssen mit den Schülern arbeiten, die Sie haben. Unabhängig vom Schulsystem. Eigentlich ganz einfach." schwadroniert ausgerechnet ein Gymnasiallehrer, der gar keine schwierigen Schüler kennt. Zeigen Sie doch mal an einer Hauptschule, was Sie können! Dass Sie im Gymnasium praktisch nur pflegeleichte Schüler haben, ist eine alles andere als vom Schulsystem unabhängige Tatsache.


    Die Schüler mögen am Gymnasium anders sein - doch hat bestimmt auch diese Schulform ihre Tücken, z.B. eine "kritischere" Elternschaft.


    So - ich zeige jetzt seit fast 20 Jahren in verschiedenen Brennpunkthauptschulen was ich kann - Vollzeit und mit nur einem Jahr Elternzeit. Mit Sicherheit lasse ich mir nicht unterstellen, nicht auf der Suche nach Verbesserung und Weiterentwicklung zu sein - allein schon aus reinem Selbstschutz, denn jeder abgehängte Schüler und jede fehlgeschlagene Unterrichtseinheit ist ein erheblich höherer Stressfaktor als eine gute Vorbereitung.



    Zitat

    Augen zu und durch ist vielleicht bequem, aber solche Lehrer braucht unser Land eher nicht.


    Nee, das ist nicht bequem - so würde man das nicht lange überleben!!!


    Ihre oben aufgeführten Ideen sind aber nicht so neu - und wurden mit Sicherheit auch schon x-mal überdacht - aber meine persönliche Erfahrung ist eben nicht, dass freie Lernformen und mehr Technik zum Ziel führen sondern - zumindest im Moment - andere Faktoren wie Beziehungsarbeit, Elternarbeit, Struktur und Führung zu annehmbaren Resultaten auch mit sehr schwierigen, unstrukturierten, wenig intrinsisch motivierten und auch schwach begabten Schülern führen. Freie Phasen haben da durchaus ihren Platz - aber als Teil des Ganzen und wenn es thematisch passt.

  • Lieber Biologe, mich interessiert eigentlich nichts von dem, was Sie schreiben, außer eins: Arbeiten Sie jetzt eigentlich als Lehrer oder nicht? Und wenn ja, wie viele Stunden an welcher Schule?

    Hiermit wiederhole ich meine Frage.

  • Sie gehören wohl auch zu den Lehrern, die es nicht vertragen, wenn Schüler intelligenter sind als sie selbst. Nennen Sie Ihre guten Schüler auch schon mal Streber?


    Warum? Ich finde es eher Klasse, wenn es Schüler gibt, die besser sind als ich. Denen kann ich dann weiterführende Aufgaben geben, oder sie helfen anderen Schülern, die mit ihren Aufgaben nicht so gut klarkommen. Das entlastet mich im Unterricht und ich kann mich dann um Fragen anderer Schüler kümmern.

    Auf jeden Fall gehören Sie offensichtlich zu den Lehrern, die nur ja nie zu viel arbeiten.


    Entschuldigung, dass es Lehrer gibt, die ihrer Tätigkeit als Beruf verstehen und darüber ihr Einkommen erwirtschaften müssen. Wenn Sie das nicht müssen, Gratulation!... dann haben sie es ja zumindest ökonomisch geschafft

    Sie können sich wohl gar nicht vorstellen, dass es in unserem Land Millionen Menschen gibt, die ehrenamtlich arbeiten. ... Aber das sehen vielleicht diejenigen nicht gerne, für die Arbeit mit jungen Menschen nichts anderes als ein Job ist.


    Mit der Vehemenz, mit der oft von politischer Seite und jetzt auch von Ihnen, ehrenamtliches Engagement eingefordert wird, habe ich oft den Eindruck, dass es darum geht, billige Arbeitskräfte zu rekrutieren.

    Ich bekomme für meine Arbeit von den meisten meiner Schüler sehr positive Rückmeldungen,...


    Die bekomme ich auch und viele andere hier im Forum ebenfalls.

    ...der muss sich schon nach seiner Motivation fragen lassen.


    Ist es so schwer zu verstehen, dass es Menschen gibt, die einfach in Ruhe ihre Arbeit machen wollen ohne sich permanent dafür zu rechtfertigen und ohne das Geschwalle um Motivation u. dgl.?

    Ein Beweis dafür sind die Schüler, die neben der Schule noch erfolgreich studieren.


    Und der Anteil dieser Schüler an der Gesamtzahl der Schüler ist genau wie hoch und spricht wofür?


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Unser Biologe hat weiter oben einen Gedanken verloren, der offenbar ungefiltert in seine Tastatur gefallen ist. Leider begegnet einem diese Denkweise immer wieder; mir zum Beispiel ist sie - in leicht abgewandelter Form - bekannt aus meinem früheren Leben als freiberuflichem Trompeter.

    Zitat

    Auf jeden Fall gehören Sie offensichtlich zu den Lehrern, die nur ja nie zu viel arbeiten. Sie können sich wohl gar nicht vorstellen, dass es in unserem Land Millionen Menschen gibt, die ehrenamtlich arbeiten. In der Grundschulklasse meiner Tochter waren wir immer mehrere Eltern, die ehrenamtlich AGs leiteten. In Sportvereinen leisten unzählige Menschen wertvolle Arbeit für die Jugend. Sie tun das, weil ihnen etwas an den jungen Menschen liegt und sie ihnen helfen wollen. Studenten geben Schülern kostenlosen Nachhilfe-Unterricht und viele ältere Menschen lesen ehrenamtlich Kindern vor. Aber das sehen vielleicht diejenigen nicht gerne, für die Arbeit mit jungen Menschen nichts anderes als ein Job ist.

    Mir ist es des öfteren Folgendes passiert: Bei einer Anfrage bezüglich eines Auftritts wurden im Laufe des Gesprächs meist viele - für ein Vorgespräch teilweise lächerlich detaillierte - Dinge besprochen, bevor es dann ganz am Ende fast verschämt hieß:
    "Ja, jetzt hätte ich fast vergessen zu fragen: Was kostet das denn bei Ihnen?"
    Ich habe dann immer eine für einen Berufsmusiker und den jeweiligen Auftritt übliche Gage genannt. (Üblich, weil immer wieder mit Kollegen abgeglichen)


    "Ach, so viel! Da habe ich jetzt aber nicht mit gerechnet. Macht Ihnen das denn keinen Spaß?"
    Wenn diese Frage kam, war bei mir immer der Ofen aus. Ich habe mich dann zu Vergleichen hinreißen lassen ("Rufen Sie mal Sonntags morgens einen Klempner, weil Ihr Klo überlauft und verhandeln Sie über seinen Stundensatz mit der Begründung, Ihm mache sein Beruf doch sicherlich Spaß...") oder direkt gesagt: "Nö! Musik mache ich nur für die Kohle."


    Das Grund für die Frage "Macht Ihnen das denn keinen Spaß?" ist mir inzwischen völlig klar: Sobald es um eine Tätigkeit geht, die von vielen Menschen aus Liebhaberei und auf teilweise hohem Niveau betrieben wird, scheint es ein Wahrnehmungsproblem zu geben. Es gibt offenbar etliche Mitmenschen, die etwas, das man mit Spaß und Leidenschaft als Hobby ausüben kann, nicht als Arbeit betrachten können. Auf der anderen Seite gibt es viele Jobs, die gar nicht erst verdächtig sind, sonderlich Spaß machen zu können. Ist für die bedauernswerten Menschen, die ihren Beruf nur mühsam ertragen, ein Hobby zum lebensnotwendigen Ausgleich geworden, fällt es wahrscheinlich noch viel schwerer zu akzeptieren, dass andere dieses Hobby als Beruf ausüben.


    Level 2 erreicht der Rechtfertigungsdruck, wenn es um die Arbeit mit (jungen) Menschen geht. Dass man da überhaupt Geld für sehen will, ist ja schon unanständig genug. Sich automatisch in seinem Beruf zusätzlich ehrenamtlich zu engagieren, ist das Mindeste, was erwartet wird, am besten bis zur Selbstaufgabe.


    Leider ist mir dieses kranke Denken auch schon im aktuellen Beruf begegnet. Ein jüngerer Kollege sagte mir im Gespräch über eine zu übernehmende zusätzliche Aufgabe (die ich nicht eingesehen habe) völlig unvermittelt: "Wir werden aber auch wirklich gut bezahlt." Hilfe!!!


    Also: Es gibt Personen wie Biologe, in deren Augen man zu einem schlechten Menschen wird, wenn man sein ehrenamtliches Engagement nicht in den Beruf integriert. Sie machen einem das Leben schwer, weil auf einmal eine moralische Komponente über allem schwebt. Richtig eklig ist das irgendwie...


    Es grüßt: Brasstalavista

  • Ich stimme brasstalavista zu.


    Und setze noch eins drauf:
    Jemand, der ehrenamtlich arbeitet, ohne dass das Ehrenamt mit seinem Beruf zu tun hat, wird dafür gelobt und auch bewundert, weil er ohne offensichtlichen Eigennutz viel Energie und Zeit investiert.
    Ich habe während meines Studiums ehrenamtlich Ferienfreizeiten für benachteiligte Jugendliche geleitet. Das hieß, 14 Tage lang mit ca. 80 Jugendlichen irgendwohin zu fahren und ihnen eine schöne Zeit zu ermöglichen. Das hat mir großen Spaß gemacht, wenn es auch anstregend war.
    Dafür erntete ich in meinem Umfeld Kommentare wie "Warum tust Du Dir das an?" "Das würde ich ja nicht aushalten - mit pubertierenden Gören meine Freizeit vergeuden? Auf keinen Fall!" "Wahnsinn, dass Du das machst." usw. Nun fahre ich im Rahmen meines Berufes auf Klassenfahrten. Ich habe immer noch großen Spaß daran und mache das ganz bereitwillig. Aber statt der Kommentare von damals wünschen mir und den Kollegen die Eltern vor der Abfahrt "EInen schönen Urlaub."

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Kann das sein? Ich habe nämlich solche Kollegen. Sie sind schon um 8 Uhr da obwohl sie erst um 10 Uhr Unterricht haben und fangen an im Lehrerzimmer rumzurödeln ...
    Denen würde es ebenfalls einfallen so einen Satz von sich zu geben:
    "Auf jeden Fall gehören Sie offensichtlich zu den Lehrern, die nur ja nie zu viel arbeiten."


    Ich habe mich viele Jahre schlecht gefühlt an der Seite solcher Kollegen. Bis ich dann gemerkt habe wie das geht:


    Lehrer als Hobby und Lebensinhalt und keine Kinder.


    Seit ich aber weiß dass der Volleinsatz offensichtlich nur so möglich ist bin ich relaxter und nehme die nicht mehr ernst.
    Wenn aber "Biologe" viele Kinder hat. Dann finde ich sollte sich mal seine Frau in diese Diskussion mit einschalten.

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