Petition gegen Bildungsplan BaWü zur sexuellen Vielfalt als Unterrichtsthema

  • Die Funktion eines Paten ist, das Kind in seinem christlichen Werdegang zu unterstützen.


    In der Tat. Dürfen Schwule keine Christen sein?


    Zitat


    In Deutschland ist das meines Wissens rechtlich nicht möglich.


    Wieso ist dir dieser Unterschied so wichtig? Empfindest du es als Abwertung der heterosexuellen Ehe, wenn auch andere Partnerschaften nach diesem Status streben? Oder ging's dir nur drum, oberlehrerhaft auf die bewusst gewählte juristisch unsaubere Formulierung hinzuweisen?


    Zitat


    Das gleiche gilt für Migranten, Behinderte, ... Warum so eine Einseitigkeit im Bildungsplan?


    Keine Ahnung, ich kenne den Bildungsplan 2015 gar nicht, er ist ja nicht öffentlich. Die Empörung in BW beruht ja auch auf einer nicht freigegebenen Vorabfassung und auf Hörensagen. Ansonsten gibt es doch viele Stimmen, die eine bessere Integration von Migranten und ein höheres Maß an Inklusion für Behinderte fordern; auch hier gilt wieder, dass die Betonung eines Themas keine Geringschätzung eines anderen Anliegens bedeutet. Ansonsten könnte man doch alle Diskussionen mit dem Argument "Was regst du dich so auf - woanders verhungern die Kinder!" beenden...


    edit: Es gibt eine Stellungnahme der Regierung in BW (die m.E. bildungspolitisch übrigens ganz großen Mist gebaut hat bisher):


    Zitat von Kultusministerium BW

    In den neuen Bildungsplänen sind fünf Leitprinzipien - Berufliche Orientierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Medienbildung, Prävention und Gesundheitsförderung und Verbraucherbildung - vorgesehen. Ein eigenes Leitprinzip zum Thema "sexuelle Vielfalt" soll nicht eingeführt werden, jedoch enthalten die oben genannten Leitprinzipien Hinweise zur Verankerung der Thematik als Grundlage für die Arbeit der Bildungsplankommissionen.

    Die Information über die Pluralität von Lebensentwürfen wie auch sexueller Ausrichtungen soll die Kinder und Jugendlichen darin bestärken, sich selbst, aber auch ihr Gegenüber mit Wertschätzung zu betrachten und so zu einer selbstbestimmten Persönlichkeit zu werden.

    Die Verankerung der genannten Aspekte ist also keine einseitige Berücksichtigung von Partikularinteressen. Sie ordnet sich vielmehr in den Kontext allgemeiner Erziehungsziele ein.


    Klingt nicht unvernünftig das.

  • Zitat von »Scooby«
    Der Pate, seit vielen Jahren mit einem sehr lieben Mann verheiratet



    In Deutschland ist das meines Wissens rechtlich nicht möglich.


    Das ist Wortklauberei - umgangssprachlich wird eine eingetragene Lebenspartnerschaft „Homo-Ehe“ genannt. "Die Rechtsfolgen dieses Rechtsinstituts der Lebenspartnerschaft sind den Rechtsfolgen der Ehe in bürgerlich-rechtlichen Angelegenheiten zum größten Teil nachgebildet. "

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat von Plattenspieler

    Das gleiche gilt für Migranten, Behinderte, ... Warum so eine Einseitigkeit im Bildungsplan?


    Wenn ich mich an die Lehrwerke erinnere, mit denen ich aktuell arbeite: Im Deutschbuch und im Englischbuch findet sich (in mehreren Jahrgängen) die Thematisierung von Migranten. Ebenso die Thematisierung von Behinderten. Jeweils werden diese "Personengruppen" als "vollwertige", "natürliche" Mitglieder der Gesellschaft gezeigt (ist alles völlig normal und nicht der Rede wert).
    Aber Schwule oder Lesben? Fehlanzeige.
    Deshab die Gegenfrage: Warum so eine Einseitigkeit im Unterricht?
    (Und als Antwort auf Plattenspielers Frage: Wenn sich diese Einseitigkeit nicht mit der statistischen Verteilung "betroffener" Personen in der Bevölkerung erklären lässt (was eben nicht der Fall ist) - vielleicht ist ein besonderer "Aktionsplan" tatsächlich keine schlechte Idee...).

    • Offizieller Beitrag

    Kinder haben keine Vorurteile, die übernehmen sie aus ihrem Umfeld...


    Das ist abolut wichtig im Hinterkopf zu behalten, wenn man sich Sorgen macht, dass die "armen Kinder durch diese Themen traumatisiert würden". Die stellen eigentlich ganz untraumatisiert nur recht offene Fragen. Wenn sie dann eine hysterische, peinlich berührte, abwehrende oder verurteilende Antwort bekommen, speichern sie das ab.


    Die Funktion eines Paten ist, das Kind in seinem christlichen Werdegang zu unterstützen.


    Ja? Ich bin Taufpatin eines evangelischen Kindes - selbst Atheistin - und habe im vorbereitenden Gespräch mit dem evangelischen Pfarrer ganz andere primäre Ziele festgelegt. Das ist bestimmt ein ganz übler Häretiker... ;) .

    • Offizieller Beitrag

    Hier noch ein paar Worte eines Schülers - imho ungewöhnlich vernünftig. Rückt die Diskussion auch wieder ein wenig ins Lot.


    http://www.spiegel.de/schulspi…an-in-bawue-a-942891.html


    Der Schüler klingt absolut vernünftig. Aber was er da so aus dem Briefverkehr beschreibt...

    Zitat

    SPIEGEL ONLINE: Können Sie da für die Mehrheit der Schüler in Baden-Württemberg sprechen? Was bekommen Sie denn an Reaktionen mit?


    Stärk: Inzwischen kriegen wir fast täglich Briefe, meist unterschrieben von "besorgten Eltern". Wir werden gebeten, uns gegen die Pläne des Kultusministeriums zu engagieren, immer wieder auch versehen mit dem Zusatz: "Ich bin nicht homophob". Dann werden aber Studien zitiert, die belegen sollen, dass diese Aufklärung Kindern schadet. Wir haben nur einen Brief von einem Schüler bekommen, der sich kritisch über die Pläne geäußert hat. Dem haben wir ausführlich geantwortet und erklärt, warum wir für die sexuelle Vielfalt an Schulen sind.


    :grimmig:

    • Offizieller Beitrag

    Tja, soll ich meine Taufkarte jetzt zerreißen und meinem Patenkind sagen, er soll sich allein bespaßen? Und dem Pfarrer einen Beschwerdebrief schreiben? Konfirmiert bin ich übrigens. Und dann ausgtreten.
    Ich kenn auch eine Pfarrerin, die ein lesbisches Paar getraut hat. War ne nette Zeremonie. Zwar nicht in ihrem Kirchengebäude, aber mit ihrem Segen und mit - so dachten alle gläubigen Anwesenden - Gott.

  • Plattenspieler


    Vertrittst du hier überzeugt die offizielle (?) Kirchenmeinung? Wenn du nur provozieren willst, führt das hier den Thread nicht gerade sinnvoll weiter. Also "Butter bei die Fische"...

    Religion, eine mittelalterliche Form der Unvernunft, wird, wenn sie mit modernen Waffen kombiniert wird, zu einer echten Gefahr unserer Freiheiten. (Salman Rushdie)

  • Hier kann man sich doch nur an den Kopf fassen ... den homosexuellen Menschen in meinem Bekanntenkreis würde ich weder eine höhere Neigung zum Selbstmord, als einen höheren Alkoholkonsum zuschreiben (eher im Gegenteil, die sind vielleicht noch gefestigter, weil sie sich mit den ganzen Diskriminierungen auseinandersetzen mussten ... dass junge Menschen daran zerbrechen können, ist klar, liegt aber nicht an der sexuellen Orientierung, sondern eben an der Diskriminierung).


    Ich hab mir vor einigen Tagen gedacht, wie traurig es ist, dass es Mut braucht, sich als Fußballer zu outen. Was geht mich / den Fan denn die sexuelle Orientierung eines Sportlers (oder auch jedes anderen Menschen) an?


    Spielt jemand schlechter oder besser, wenn er schwul ist?


    Die kritisierte Thematisierung im Unterricht ist eine geeignete Möglichkeit, solche Diskriminierung (und die damit verbundene Angst) verschwinden zu lassen.


    Ein Freund von mir (Amerikaner aus dem tiefsten Süden, deshalb hat sich das bei mir so eingeprägt) hat vor Jahren zu diesem Thema einmal gesagt: What goes on between two consenting adults is nobody's business but theirs (um vorzubeugen: er hat damit weder gemeint, dass zwei Erwachsene auf offener Straße tun können, was sie wollen, noch, dass man sich mit allem im Schlafzimmer verstecken muss).


  • 2359 Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. [...]
    http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P8B.HTM
    Wenn der Taufpate "verheiratet" ist, klingt das nicht danach, dass er keusch lebt oder dies anstrebt.


    Für uns evangelische Christen haben die Weisungen aus dem Vatikan nur begrenzt bindenden Charakter; ich füge noch ein beherztes "Gottseidank" ein.


    "Angesichts des tiefgreifenden sozialen und kulturellen Wandels ist auch die Kirche aufgefordert, Familie neu zu denken und die neue Vielfalt von privaten Lebensformen unvoreingenommen anzuerkennen und zu unterstützen. Diese Anerkennung ist nicht lediglich als Anpassung an neue Familienwirklichkeiten zu verstehen, sondern als eine normative Orientierung. Vor dem Hintergrund der befreienden Botschaft des Evangeliums geht es darum, das Versprechen der Freiheit und Gleichheit aller Menschen ernst zu nehmen und Gerechtigkeit auch in der Familie umzusetzen.[...]


    Leitende Prinzipien, die sich auf die internationale Geltung der Menschenrechte und die Entwicklung des europäischen Antidiskriminierungsrechts gründen, sind die Gleichberechtigung der Kinder und der Ehefrauen sowie die Anerkennung unterschiedlicher sexueller Orientierungen."


    Zwischen Autonomie und Angewiesenheit: Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken
    Eine Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland

    • Offizieller Beitrag

    Ein Glück gibt es auch ohne den Vatikan oder die entsprechenden Dogmatiker der evangelischen Kirche denkende Geistliche. Neben dem Pfarrer, der mich arme Atheistin und das schwule Paar aus den Beiträgen hier der Patenschaft für würdig befand, auch der hier.

    Zitat

    "Wir denken, dass Homosexualität zur Schöpfung gehört und dass wir uns Menschen zuwenden müssen, die ihre Homosexualität verantwortungsbewusst leben wollen", sagte Volker Jung, Präsident der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau. "Das ist ganz im Geist und Sinne Jesu, der Menschen Lebensdienliches zugesprochen hat," so Jung in einem Beitrag des Hessischen Rundfunks. Mit dieser Entscheidung hat er sich in seiner Kirche nicht nur Freunde gemacht.

    Ich hoffe, die werden mehr.


  • Ich hoffe, du weißt auch, wie viel Kritik auch innerhalb der EKD diese (Des-)Orientierungshilfe hervorgerufen hat?


    Ja natürlich. Viel mehr gefreut habe ich mich aber über die überwältigende Zustimmung der Basis zu diesem mutigen und richtungsweisenden Text. Du hast übrigens einige Fragen von weiter oben noch nicht beantwortet. Soll ich die nochmal wiederholen oder findest du sie so?

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Und zu Meike: Dass man ausgerechnet als Lehrer Ungehorsam (bei Pfarrern) für derart fördernswert hält ... na ja

    Gehorsam halte ich für keinen Wert, der in der Schule vermittelt werden sollte. Er findet sich meines Wissens auch in keinem Rahmenlehrplan. Und das ist gut so. Aus Gehorsam sind die unschönsten Geschehnisse der Geschichte entstanden.


    Unabhängiges, kritisches Denken und Handeln, Respekt vor dem Mitmensch und seinem so-sein, Zivilcourage usw sind allerdings in der Tat Werte, die ich in meinen Lehrplänen und im Handeln der oben genannten Geistlichen wiederfinde.


    Und ja, das befürworte ich.

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