Diffamierender Brief von zwei Schülerinnen, wie nun reagieren?

  • macht für mich hier keinen großen Unterschied.


    Ich glaube, dass das juristisch schon einen Unterschied macht und dass die Polizei viel zu tun hätte, wenn sie jede minderjährige Schülerin verfolgen würde, die beleidigendes Zeug auf Zettel geschrieben hat, die unter ihrem Tisch liegen.


    Ich denke auch, dass es da unter den Kollegen ein Problem mit der Kommunikation gibt.


    Hätte ich als Klassenlehrerin allerdings die Befürchtung, dass ein Kollege wegen so etwas zur Polizei geht, käme ich wohl auch in Versuchung, ihm das zu verheimlichen.

    • Offizieller Beitrag

    Hätte ich als Klassenlehrerin allerdings die Befürchtung, dass ein Kollege wegen so etwas zur Polizei geht, käme ich wohl auch in Versuchung, ihm das zu verheimlichen.



    Holla, jetzt wird plötzlich die "Geschädigte" beschuldigt und das unkollegiale klammheimliche Verhalten des KL geschützt??? *sich an den Kopf fasst*

  • Zitat

    Holla, jetzt wird plötzlich die "Geschädigte" beschuldigt und das unkollegiale klammheimliche Verhalten des KL geschützt???


    Ist doch nicht erstaunlich. Darauf läuft es hier doch oft hinaus.


    Mich erstaunt das Verhalten des KL sehr. Ich finde es vor allem sehr selbstwidersprüchlich. Hätte er den Vorfall für nicht gravierend gehalten ODER aus pädagogischen Gründen niemanden hinzuziehen wollen, hätte es imho Sinn gemacht, dafür zu sorgen, dass sich so etwas auf keinen Fall wiederholt. Und zwar unter vier Augen mit der Schülerin. Und ohne Aktennotiz. Man kann sicher darüber streiten, ob eine solche Reaktion angemessen gewesen wäre, aber es mag individuelle Gründe in der Situation geben, die dafür sprechen.


    Der KL hat aber die Sache offenbar für sehr gravierend gehalten, immerhin für gravierend genug für einen Telefonanruf und eine Aktennotiz. Dass er dann erst nicht mit den Betroffenen spricht, um es Monate später dann doch zu tun, halte ich für seltsam.

  • Hallo,
    ich kann die Treadstarterin verstehen, mir ist vor kurzem ähnliches passiert. Ich frage mich, wie man so etwas nicht persönlich nehmen kann.


    Außerdem wundere ich mich, dass einige das Verhalten der SuS entschuldigen können.
    Ich war auch schon in der Pubertät und ich hatte auch Frust, aber trotzdem habe ich nicht so ein Blödsinn gemacht.


    Kopf hoch! M.

  • Hallo,
    ich kann die Treadstarterin verstehen, mir ist vor kurzem ähnliches passiert. Ich frage mich, wie man so etwas nicht persönlich nehmen kann.

    Professionalisierung! Wie persönlich einen solcherlei Dinge tangieren, hängt wohl auch vom eigenen Selbstverständnis und Selbstbewusstsein ab.


    Darüber hinaus halte ich die Vorgehensweise der TE für überzogen. Strafanzeige!? Wie lautet der Vorwurf der strafbaren Handlung? "Versuchte Beleidigung" oder "Vorbereitung einer Beleidigung"???


    Ich schreibe nicht, um den Finger in die Wunde zu legen. Was mich vielmehr antreibt, ist die Annahme, dass die gewählte Vorgehensweise doch unglaublich nervig, zeitaufwändig und anstrengend sein muss. Damit verbunden ist natürlich der Gedanke, ob man durch das gewählte Vorgehen nicht (unnötig) wichtige Ressourcen verschenkt, die man am Ende eben doch besser für andere (evt. schöne Dinge) genutzt hätte.


    (Selbstverständlich bin ich sehr dafür, unangemessenes Verhalten zu maßregeln. Nur sollte man sich dabei nicht "verbrennen".)

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

  • Auch wenn es jetzt hier schon oft gesagt wurde, möchte ich auch noch einmal schreiben, dass ich das Verhalten des Klassenlehrers unmöglich finde!


    Ebenso frech finde ich den Kommentar von Piksieben und habe zugleich ein wenig Mitleid mit seinen Kollegen und Kolleginnen:

    Hätte ich als Klassenlehrerin allerdings die Befürchtung, dass ein Kollege wegen so etwas zur Polizei geht, käme ich wohl auch in Versuchung, ihm das zu verheimlichen.

    Ich bin mir nicht ganz sicher, weil ich den Fall noch nicht hatte, aber in meinem Kollegium habe ich mal gehört, dass jeder Kollege eine Klassenkonferenz einberufen kann (auch ohne Genehmigung des Klassenlehrers).

  • Der KL hat aber die Sache offenbar für sehr gravierend gehalten, immerhin für gravierend genug für einen Telefonanruf und eine Aktennotiz. Dass er dann erst nicht mit den Betroffenen spricht, um es Monate später dann doch zu tun, halte ich für seltsam.


    Ich nicht. Fände ich so einen Brief, würde ich das ernst nehmen der Schülerin gegenüber.


    Aber rennt ihr mit jeder Lästerei, die ihr so mit anhört, zu den betreffenden Kollegen? Wenn Schüler A zu Schüler B sagt, Kollege x sei ein Blödmann, rennt ihr dann zu x und sagt ihm das? Sagt ihr nicht eher erst mal was zu A und lasst es auf sich beruhen?


    Sonst hätten wir wohl viel zu rennen und zu petzen. Und gerade wenn es sich um solche unterirdischen Beleidigungen handelt und die Beleidigte eine, wie ich vermute, eher unerfahrene Kollegin ist, die ich nicht sehr gut kenne, weil sie nicht oft an der Schule ist, von der ich vermute, sie nimmt sich so einen Quatsch zu Herzen - warum sollte ich die denn damit überhaupt belästigen?


    Und ihre Reaktion zeigt ja, dass sie nicht professionell reagiert. Ein Lehrer, der auf so etwas wirklich so persönlich reagiert, ist den emotionalen Belastungen dieses Berufs womöglich nicht gewachsen. Eine merkwürdige Haltung, sich da gleich als "Opfer" zu sehen und die Polizei einschalten zu wollen. Wie viele Beleidigungen müssen sich Lehrer und Eltern so anhören! Natürlich gehört sich das nicht, aber Umgangsformen sind halt Gegenstand der Erziehung, und die läuft nicht immer glatt. Und wenn man selbst als Kind brav war, heißt das längst nicht, dass man das von seinen Schülern immer erwarten kann. Das ist das übliche Lehrergejammer über die Jugend von heute - geschenkt.


    Ich finde so eine hysterische Reaktion auch pädagogisch falsch. Wenn nichts passiert, lernt die Schülerin durchaus nicht, dass sie irgendwie alles machen kann. An ihre Grenzen wird sie noch oft genug stoßen. Sie sollte aber vor allem lernen, dass es nichts bringt, jemanden persönlich zu beleidigen. Das würde viel mehr helfen, so etwas künftig zu lassen.


    Aber ihr dürft gern auf mir rumhacken - ich bin nicht beleidigt :pfeif:

  • Zitat

    Ich nicht. Fände ich so einen Brief, würde ich das ernst nehmen der Schülerin gegenüber.


    Und das bedeutet jetzt was (handlungsmäßig)?


    Zitat

    Sagt ihr nicht eher erst mal was zu A und lasst es auf sich beruhen?


    Ja. Aber das hat der Klassenlehrer eben nicht getan. Was darauf hindeutet, dass er - wie ich schon schrieb - das Ganze eben nicht so locker auffasst wie Du.


    Zitat

    Ein Lehrer, der auf so etwas wirklich so persönlich reagiert, ist den emotionalen Belastungen dieses Berufs womöglich nicht gewachsen.


    Womöglich.


    Zitat

    Aber ihr dürft gern auf mir rumhacken - ich bin nicht beleidigt


    Danke, nein. Obwohl ich nicht weiß, ob Ferndiagnosen und eine heroische Pose jetzt von beruflicher Professionalität zeugen.

  • Ich gebe Piksieben Recht und kann den Klassenlehrer verstehen.


    Wenn auf einem Zettel steht:
    "Frau Mayer! Du 3 Meter große Schlampe! Ich hasse dich!!!..." oder so ähnlich und dieser Fresszettel unter der Bank vergessen wird, dann ist das in meinen Augen kein "Brief", der an eine Person direkt adressiert war, sondern ein pubertäres Geschreibsel. Eine Beleidigungsklage, die auf einem derartigen Zettel aufbauen will, wird nie angenommen und landet höchstens als Schlagzeile in der Presse und auf jeden Fall im Dorfklatsch.
    Du läufst dann durch die Schule und hörst, wie Schüler sich zuflüstern: "Die ist doch keine 3 Meter groß..." Was willst du dagegen sagen? Indirekt ist das die Kurzform des Briefes, den dir die Schüler im Vorbeigehen an den Kopf werfen. So sind die Kids.
    Mein dringender Tipp daher: Lass die Finger von einer Anzeige. Das geht böse aus. Für dich.


    Würde ich als Klassenlehrer ein derartiges Produkt finden, wären meine Überlegungen und Handlungen ähnlich:
    1.) Hilft es Frau Mayer, wenn ich ihr diesen Brief unter die Nase reibe? Eher nicht. Diese unnötige Aufregung kann ich ihr ersparen.
    2.) Andererseits darf ich das auch nicht unkommentiert stehen lassen - also nehme ich mir die Verfasserin zur Brust und stelle durch klare Worte solche Aktionen für die Zukunft ab. Um dies zu untermauern, wird der Schülerin mitgeteilt, dass der Brief in ihre Akte kommt und beim nächsten Fehlverhalten eine Klassenkonferenz über den zeitweiligen Schulausschluss beraten wird.
    3.) Um bei einer Klassenkonferenz rechtssicher handeln zu können, MUSS der Brief in die Akte.


    Dass der Kollege es nun dir gegenüber doch angesprochen hat, war eine Unbedachtheit, die er sicher bereut.


    Wenn ich erfahren würde, dass irgendein Doofel meine Frau beleidigt hat - ohne dass sie es weiß oder erfahren könnte - würde ich es ihr vermutlich nicht sagen.
    a) Weil das, was ein Doofel von sich gibt, nicht von Belang ist - solange das nicht große Wellen schlägt
    b) Weil es meiner Frau weh täte - und das will ich nicht. Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.
    c) Weil es zu nichts führt - höchstens zu Verletzungen durch die großen Wellen, die durch die Weitergabe der Information entstünden.
    d) Weil ich dem, der sie beleidigt hat, klar zeige, dass er das Genick einziehen muss und sich das nicht nochmal trauen darf.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Und das bedeutet jetzt was (handlungsmäßig)?


    So, wie Alias das beschrieben hat.


    Und was Alias' (imaginäre oder echte) Frau angeht: Ich habe schon ein paar Mal Situationen erlebt, da hätte ich mir gewünscht, Kollegen würden so denken wie er und schweigen, wenn das angebracht ist. Da wurde mir irgendein Klatsch über mich zugetragen. Ich war neu an der Schule und stark verunsichert und habe mich gefragt: Ja. Und was mach ich jetzt mit der Info, außer mir ein Loch in den Bauch grübeln? Warum bitte hat der Kollege mir das überhaupt gesagt? Es war nichts, worauf ich hätte reagieren können. Einfach nur blödes, gegenstandsloses Gerede, das mich nutzlos belastet hat.

  • Ich persönlich würde meinen Schulleiter ansprechen, wenn ich das Gefühl hätte, das solche Dinge keine Konsequenzen nach sich ziehen.
    Bei uns an der Schule würde so ein Brief mindestens ein Elterngespräch nach sich ziehen und ggf. auch eine Ordnungsmaßname.

  • Zitat

    Würde ich als Klassenlehrer ein derartiges Produkt finden, wären meine Überlegungen und Handlungen ähnlich:
    1.) Hilft es Frau Mayer, wenn ich ihr diesen Brief unter die Nase reibe? Eher nicht. Diese unnötige Aufregung kann ich ihr ersparen.
    2.) Andererseits darf ich das auch nicht unkommentiert stehen lassen - also nehme ich mir die Verfasserin zur Brust und stelle durch klare Worte solche Aktionen für die Zukunft ab. Um dies zu untermauern, wird der Schülerin mitgeteilt, dass der Brief in ihre Akte kommt und beim nächsten Fehlverhalten eine Klassenkonferenz über den zeitweiligen Schulausschluss beraten wird.
    3.) Um bei einer Klassenkonferenz rechtssicher handeln zu können, MUSS der Brief in die Akte.


    Das ist alles ehrenhaft. Und ob eine Anzeige hier Sinn macht, ist sicherlich zweifelhaft.


    Trotzdem bin ich von all diesen Ehrenrettungen für den KL - die lustigerweise mit den plumpsten Ausfällen gegen die TE einhergehen - nicht überzeugt. Dafür sind dann doch ein paar Infos aus dem Eröffnungspost unter den Tisch gefallen. Z. B. dass der KL der Kollegin - warum auch immer - nicht nur vom Brief erzählt hat, sondern ihn ihr auch unter die Nase gehalten hat (sinnigerweise vor dem Unterricht in der Gruppe) oder dass er der Schülerin angeblich zugesagt hat, den Brief wieder aus der Akte zu entfernen.


    Und was Punkt 3 angeht: Meine SL würde NIEMALS einem zeitweisen Schulausschluss zustimmen, wenn nicht schon weitere Ordnungsmaßnahmen zuvor erfolgt wären (sofern nicht Leib und Leben gefährdet sind). Es würde schlicht argumentiert, dass die Reihenfolge von Ordnungsmaßnahmen im Großen und Ganzen eingehalten werden müsse. Entscheidend für mögliche Konsequenzen wäre daher nicht, ob solche Briefe in irgendeiner Akte landen, sondern nur, ob die Schule schon erste Maßnahmen ergriffen hätte.


    Dies hat der KL hier ganz offensichtlich verhindert, aber dann auch wiederum nicht so, dass die Sache unter vier (oder sechs) Augen geblieben wäre, sodass sie jetzt im Raum steht und die Kollegin belastet. Und das finde ich suboptimal - und eben auch nicht sehr "professionell".

  • Liebes Forum,


    da bin ich wieder.
    Ich werde hier nicht auf jeden einzelnen Post eingehen.
    Dennoch: Es gibt immer viele Wege mit einer Situation umzugehen oder nicht. Ich habe mich nun für einen Weg entschieden, der für mich der richtige ist. Ob ich dabei hysterisch bin, vor Wut schnaube, ausbrenne, dem Beruf nicht gewachsen bin oder unprofessionell agiere, ist in der Ferndiagnose immer schwer zu beurteilen. Letztendlich tauschen wir uns alle schriftlich aus und dabei fällt ein größer Teil von Kommunikation weg.
    Da ich mir eingehend Gedanken gemacht habe, wie ich nun mit der Situation umgehe, empfinde ich mich nicht als unsachlich in irgendeiner Hinsicht. Auch wenn hier einige Mitschreiber anderer Meinung sind.


    Ob eine Strafanzeige angemessen ist oder nicht entscheidet auch nicht das Forum sondern die Polizei. Diese wiederum bezieht sich auf die in diesem Land gültigen Gesetze. Es ist nach dem Strafgesetzbuch möglich, Strafanzeige wegen Beleidigung zu stellen. Die Polizei hat in meinem Anliegen durchaus eine Berechtigung gesehen. Ob jeder einzelne diesen Schritt geht, ist eine Entscheidung des Einzelnen.


    Auch gibt es für mich einen Unterschied zwischen Lästereien und Beleidigungen. Der mir vorliegende Brief fällt für mich nicht mehr unter den Oberbegriff Lästerei.


    Mittlerweile gibt es in dieser Angelegenheit weitere Sachverhalte, die vom KL falsch weitergetragen worden sind. Ich werde diese aber hier nicht weiter ausführen.


    Zum Abschluss sei noch gesagt, dass ich bei einer sofortigen angemessenen Reaktion von schulischer Seite her, sicher nicht den Weg einer Strafanzeige gegangen wäre. Beim Eröffnen des Threads zeichnete sich jedoch ab, dass schulische Konsequenzen ausbleiben bzw. vom KL verhindert werden (schon mehrere Male vorgekommen) und mir folglich private Schritte möglich sein würden.


    Mittlerweile habe ich mit der Schülerin gesprochen. Die zweite Schülerin ist nun namentlich bekannt. Eingeleitet sind außerdem ein Gespräch mit den Eltern und den Schülerinnen gemeinsam sowie mit der Schulleitung.


    Ich bedanke mich für jeden einzelnen Beitrag hier, sei er nun kritisch oder unterstützend gewesen.
    Herzliche Grüße an alle und ein erholsames Wochenende
    Pedalritterin

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