Hochschulllehrer USA nach Deutschland

  • Hallo allerseits, Ich habe in Deutschland einen Magisterabschluss (in Politik) gemacht und bin dann in die USA gegangen, wo ich promoviert habe (auch in Politik). Ich habe hier als wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet und an verschiedenen Universitäten als Adjunct Professor gelehrt (Politik und Geschichte – Letzteres, weil ich es kann, nicht weil ich einen „Abschluss“ darin habe). Sache ist, ich bin jetzt 35 und will aus familiären Gründen nach Deutschland zurückkehren. Mir bereitet die Lehre sehr viel Freude, daher will ich dies gerne weiterhin als Berufung tun. Im akademischen Bereich, sehe ich dies allerdings sehr düster (habe kein Vitamin B und dann noch einen türkischen Namen). Daher erachte ich das Lehramt (Mittel- und Oberstufe, Berufsschule, gibt es sonst was?) als die beste Möglichkeit weiterhin zu lehren. Englisch und Politik sind die Fächer, die ich gerne unterrichten würde. Meine Frage ist, wie kann ich dies am schnellsten Bewerkstelligen. Könnt ihr mir ein Land empfehlen, wo die Möglichkeit besteht, ein Referendariat ohne Lehramtsstudium zu beginnen? Währen meine Abschlüsse in Politik sind, ist mir Englisch ebenfalls ein Anliegen. Nach 10 Jahren USA und 5 Jahren in der Lehre gehe ich (in aller Demut) davon aus, dass sich meine didaktischen Sprachkenntnisse über denen eines guten Englischlehrers bewegen. Gibt es Möglichkeiten, das Lehramtsstudium per Abendschule oder Fernstudium nachzuholen, wenn kein Weg dran vorbeiführt? Eine Möglichkeit (Plan B) die ich hätte, wäre hier in den USA als Lehrer an eine Middle School oder High School zu wechseln, und dort zu unterrichten. Könnte ich mit einer solchen Berufserfahrung und entsprechender Zertifizierung in ein paar Jahren nach Deutschland wechseln?

  • Ich mache es kurz und knapp:


    Mittlerweile, ohne Lehrermangel, führt keinen Weg am Lehramststudium vorbei.
    Es gibt wenige Bundesländer, die noch ein Magister als 1. Staatsexamen anerkennen...
    Abendschule/Fernstudium --> nope.


    English MUSS man studiert haben und zwar umfangreich.


    Eine Lehrertätigkeit aus dem Ausland kann nur anerkannt werden, wenn es mit einem Studium verbunden ist.
    OB es dann anerkannt wird, bezweifele ich. EU-Lehrer haben es hier schwer (aus eig. Erfahrung) und ich stelle mir große Probleme mit amerikanischem Abschluß.

  • Also... eine vorherige Tätigkeit als Lehrbeauftragter findet leider keine direkte Anerkennung im Schulsystem (weder in Dtl. noch in den USA).


    Eine Anerkennung von Lehramtsabschlüssen ist für die EU-Staaten geregelt - d.h. EU-Staaten sollen prinzipiell die Lehramtsabschlüsse untereinander anerkennen - wie das mit den USA läuft ist mir aber nicht geläufig. Dein weitaus größtes Problem sind aber deine Fächer; damit dürftest du auch in den USA Probleme haben eine Stelle zu finden. Falls du dennoch dort eine Art "teacher certificate" bestehst könnte theoretisch die Möglichkeit einer Anerkennung bestehen - da musst du mal nachrecherchieren oder bei der zuständigen Stelle in einem Kultusministerium nachfragen.


    Du musst dir aber darüber im Klaren sein, dass dich auch bei Anerkennung zumindest an Gymnasien und Berufsschulen niemand als 1-Fach-Lehrer für Politik einstellt, egal wie beeindruckend dein Lebenslauf sein mag.


    Das Nachstudium auf Lehramt in Dtl. dürfte es kaum auf Fernstudien- oder Abendstudienbasis geben, falls du in Betracht ziehst ein 2. Fach komplett nachzustudieren+Fachdidaktik etc. in Politik.





    Der Quereinsteig: welche Zusammensetzung hatte dein Magister? Davon hängt entscheidend ab, ob man dir bei einem Quereinstieg die erforderlichen 2 Fächer zuerkennen kann. Falls dein Hauptfach Politik ist, ist dein Nebenfach bitte nicht Geschichte - mit 2 kleinen Gesellschaftsfächern, davon eines das als Definition von "Lehrerarbeitslosigkeit" dient, finden auch Lehrer mit 2. Staatsexamen heutzutage keine Stelle.


    Ansonsten bietet Berlin aktuell die mit Abstand besten Chancen für Quereinsteiger (20%-25% der Neueinstellungen im Sommer werden Quereinsteiger sein). Mit deinem Fächerprofil kommen Gymnasien und Berufsschulen zwar vorr. nicht in Betracht, aber an Sekundarschulen (=zusammengelegte Haupt-/Realschulen) und Grundschulen kann die Möglichkeit zum Quereinstieg bestehen. Betonung auf Grundschule, so absurd das klingen mag. Ob die Schulleitungen hier besonders nach Kandidaten schauen, die bereits Erfahrung mit Kleinkindern besitzen kann ich nur mutmaßen.


    Sekundarschulen suchen sicher bevorzugt Kandidaten, die Physik oder Mathe unterrichten möchten. Da man in der Schulform aber öfter fachfremd "alles" unterrichtet könntest du hier eventuell Chancen haben, insbesondere falls du fließend(!) Türkisch und fließend Deutsch sprichst. Mein Rat: schreibe Sekundarschulen in Berliner Stadtteilen an, in denen viele Türken leben (Wedding, Neukölln, Moabit etc.). Schreib denen eine eMail, in denen du dich nach der Möglichkeit zum Quereinstieg erkundigst. Formuliere die eMail als Anschreiben, wie bei einer Bewerbung. Hänge deinen CV an, aber lass sinnvollerweise die Liste deiner Veröffentlichungen, Summerschools, Detilbeschreibung deiner Diss. etc. raus. Betone deine fließend-türkisch Kenntnisse.


    Da Sekundarschulen selbst keine Stellen ausschreiben (das machen nur Berufsschulen und andere Spezialschulen unter direkter Aufsicht der Landesregierung), könntest du dann in der nächsten zentralen Ausschreibungsrunde evtl. eine Stelle als Quereinsteiger bekommen.

    • Offizieller Beitrag

    Vorsicht, auch Privatschulen verlangen das 2.Staatsexamen und natürlich 2 studierte Fächer!


    Hätte ich auch gedacht / erwartet ...


    Sicher nicht repräsentativ, aber ein "Mitreferendar" (NDS) war Quereinsteiger. Studiert: Geschichte, Philosophie und noch was. Unterrichtet hat er: Englisch, Geschichte und Politik (jeweils auf Englisch), ausgebildet am Seminar wurde er in den Fächern Geschichte und Politik.
    Er hat mehrere Jahre in den USA für die UN oder so gearbeitet, weswegen Englisch und Politik.


    Hat mich persönlich mehr als angek**, als ich es damals erfahren habe, aber naja... Die Privatschule wollte es so und hat es bekommen.


    Unmöglich ist es also nie, aber darauf würde ich mich NIE verlassen.


    chili

    • Offizieller Beitrag

    dass du nach einem Ref fachfremd eingesetzt wirst, kann ja auch an staatlichen Schulen vorkommen.
    Aber zumindest staatlich anerkannte Privatschulen, die auch staatliche Abschlüsse vergeben, müssen m.W. Bewerber mit 2.Staatsexamen einstellen. Aber vielleicht liege ich da auch falsch?

    • Offizieller Beitrag

    wie gesagt: gehe ich eigentlich auch davon aus.
    Aber dieser Mensch hatte nunmal mit einem Magisterabschluss einen (zuerst befristeten, dann) "unbefristeten" Angestelltenvertrag an dieser Privatschule.
    Der Schulleiter hat ihn dann auf der "Fortbildung" geschickt und deswegen sass er bei uns im Seminar mit (ohne großartige Konsequenz...)


    Aber wie gesagt: definitiv kein Fall zum Nachahmen, keine Ahnung, warum diese Schule sich sowas leisten konnte. Angeblich konnten sie sonst keinen Geschichte-, Politik- oder Englisch-Lehrer finden. (Klar, voll die Mangelfächer)


    chili


    PS: das heißt: vielleicht einfach Schulen anschreiben und fragen. Scheinbar gibt es Schulen, die nichts auf dem Markt finden, was eigentlich zuhauf vorhanden ist. Allgemein sehr wenig Hoffnungen, eine Verbeamtung halte ich für aussichtslos.

    • Offizieller Beitrag

    MCA: Du hast glaube ich nicht geschrieben, wo du hin willst in Deutschland. Es gibt hier noch ein paar vereinzelte American Highschools von der US Armee und internationale Schulen, vielleicht wäre das noch etwas.

  • Hallo,
    ich möchte dir wenigstens etwas Mut machen. Ich habe meinen PhD in den USA in Erziehungswissenschaften gemacht. Seit 6 Jahren arbeite ich als Vertretungslehrerin in Schleswig-Holstein. Man hat mir mehrfach angeboten, das Ref nach zu machen, was ich aus verschiedenen Gründen nicht machen werde (Aber das hat hier nichts zu suchen). Also, es geht! Mein PhD wird nicht vollständig anerkannt, daher müsste ich das Ref noch machen.
    In Schleswig-Holstein kannst du dich als Vertretungslehrkraft in die Datenbank eintragen, dann wirst du eingruppiert. Du kannst dich dann auf Stellenausschreibungen bewerben oder wirst teilweise auch von den Schulen angeschreiben. Bei einigen Schulen scheint die verzweiflung sehr groß zu sein, so dass sie gar nicht schauen, ob man in ihrem Landkreis tätig sein möchte.
    Wenn du noch weitere Fragen hast, melde dich einfach!
    Liebe Grüße,
    Susa

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