Die Baustellen in unserem Schulsystem werden immer mehr

  • http://www.derwesten.de/politi…ngskindern-id9993579.html


    Unter diesen Bedingungen wird individuelle Förderung sicher besonders gut klappen. :autsch:
    Warum schickt man nicht diese Kinder in die vom Aussterben bedrohten L- Schulen. Wir bringen ihnen die Grundlagen der deutschen Sprache bei, checken wir ihr kognitivers Leistungsvermögen aussieht( das haben wir gelernt) und empfehlen sie dann in die entsprechnede weitere Regelschulform. Voraussetzng: Wir sind genügend und qualifiziert personell ausgestattet. Ich könnte mir gut vorstellen eine solche "Förderklasse" zu unterrichten. Die Regelschulen müssen dringend von dieser zusätzlichen Aufgabe entlastet werden. Das kann man nicht alles leisten, was da von der Regierung gefordert wird.

  • Solange es ausreichend Kollegen und Kolleginnen gibt, die bei so etwas "Hurra!" schreien, weil sie dadurch ihr Selbstverwirklichungsbedürfnis als Integrationshelfer, Deutsch-als- Fremssprache-Lehrkraft, Schulpsychologe, Lernstands-Diagnostiker, Interkulturelles-Lernen-Pädagoge... ausleben können, wird sich nichts ändern. Die Landesregierungen sind ja nicht dumm und nutzen daher das "Ich-Rette-die-Welt-und-das-notfalls-ganz-alleine"-Syndrom vieler Lehrkräfte aus... Zur Belohnung gibt's dann die "leuchtenden Kinderaugen" (und mit Zeitverzögerung natürlich den Burnout).


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • die vom Aussterben bedrohten L- Schulen


    Abwarten. Sobald überall das zweigliedrige Schulsystem installiert ist und die letzten Hauptschulen abgewickelt sind, gibt's massenhaft Zugänge in den L- und E-Schulen.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Solange es ausreichend Kollegen und Kolleginnen gibt, die bei so etwas "Hurra!" schreien, weil sie dadurch ihr Selbstverwirklichungsbedürfnis als Integrationshelfer, Deutsch-als- Fremssprache-Lehrkraft, Schulpsychologe, Lernstands-Diagnostiker, Interkulturelles-Lernen-Pädagoge... ausleben können, wird sich nichts ändern. Die Landesregierungen sind ja nicht dumm und nutzen daher das "Ich-Rette-die-Welt-und-das-notfalls-ganz-alleine"-Syndrom vieler Lehrkräfte aus... Zur Belohnung gibt's dann die "leuchtenden Kinderaugen" (und mit Zeitverzögerung natürlich den Burnout).


    Jetzt mal ehrlich: Wie viele sind denn das, die sich nach Strich und Faden ausnutzen?


    Vor allem kommt doch so wenig bis gar nichts von Schüler- oder Elternseite zurück, dass man in dem ganzen Schlamassel doch eigentlich keien Befriedigung erfahren kann.

  • Vor allem kommt doch so wenig bis gar nichts von Schüler- oder Elternseite zurück, dass man in dem ganzen Schlamassel doch eigentlich keien Befriedigung erfahren kann.


    Das nennt sich "intrinsische Motivation". Ohne diese "richtige" Einstellung kommt man doch gar nicht durch's Referendariat...


    Andere Berufsgruppen werden durch mehr Geld, Beförderungen oder gesellschaftliches Ansehen motiviert. Da das alles für Lehrkräfte ausscheidet, bleibt nur die "richtige" Einstellung zum Ganzen, oder?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    Warum bist du denn Lehrer geworden - und vor allem: wie bist du durchs Referendariat gekommen ohne die "richtige Einstellung" ?


    Ich war vorher selbstständig. Mit ziemlich gutem Verdienst. Mir ging es aber auf den Zeiger, dass nie klar war, wie der Verdienst nächsten Monat ist. Und so nie irgendetwas geplant werden konnte. Meine Einstellung war "Ich will nen Job, den ich gerne mache, der halbwegs abwechslungsreich ist, was mit meinem Fächern zu tun hat und der mich finanziell absichert - über den nächsten Monat hinaus!"
    Damit kam ich super durchs Referendariat und habe nie etwas anderes behauptet, wenn ich danach gefragt wurde. Ich habe nicht geschleimt, ich habe keine leuchtenden Kinderaugen als alleinige Motivation angegeben, sondern gesagt, für gutes Geld bereit zu sein, gute Arbeit zu machen: nicht mehr und nicht weniger. Hat völlig gereicht.
    Und Selbstausbeuter habe ich nicht viele kennen gelernt. Überwiegend Pragmatiker. Und durchaus ein paar auf der anderen Seite der Selbstausbeutung ;) ...


    Das reicht nicht als Erklärungmodell allein. Es ist vor allem so, dass Lehrer wenig Möglichkeiten haben/ wollen, etwas anderes zu machen. Ausstieg findet überwiegend über Krankheit statt, nicht über berufliche Umorientierung. Die große finanzielle Sicherheit ist ein sehr wirksamer Grund, in einem ungeliebten System zu bleiben. Dafür sind die meisten bereit, so einiges zu ertragen/mitzutragen. Wohl auch, weil sie wissen, dass woanders der Wind nicht wärmer weht, dafür die Sicherheit erheblich geringer ist. Der nächste Faktor ist die mangelnde Bereitschaft sich zu engagieren (in Verbänden/Gewerkschaften/meinetwegen selbst organsisierten Guerrilla-Gruppen ;) ), ich denke oft, dass die Zufriedenheit doch höher ist, als man so denkt/hört oder das Langfrist-Denken einfach fehlt, oder die Bequemlichkeit überwiegt. Von nichts kommt halt nichts. Und nur Minimaldienst zu schieben, reicht auch nicht: da sendet nur das Signal "Faule Säcke". Dann kämpft jeder für sich und seine Gesundheit, das System bleibt aber gleich. Und wird schlimmer, da sich ja niemand ernsthaft/sichtbar wehrt.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Also ein wenig mehr Konstanz fände ich persönlich schon wünschenswert, es wird in Sachen Schulsytem doch immer mal wieder "eine neu Sau durchs Dorf getrieben"...

  • die "leuchtenden Kinderaugen"


    Ich stimme dir durchaus in nicht wenigem zu, aber deine ständige Verwendung der o. a. Wendung geht mir so dermaßen auf die [zensiert].
    1.) Ja, wir haben es nun alle verstanden.
    2.) Ich wünsche dir eben solche "leuchtenden Augen", das ist nämlich wunderbar!
    3.) Viele KollegInnen vergessen, dass Kinder diejenigen sind, die ihren Beruf erst ermöglichen bzw. erforderlich machen.
    4.) Nein, deshalb ist es nicht legitim, uns Lehrkräfte mit immer mehr Aufgaben zu belasten.


    Das musste einmal 'raus. Danke!

  • Ich kann jetzt nur für meine Auffangklasse sprechen...
    Das ist wunderbar. Die Klassengröße ist angemessen (16-18) und die Kinder sind deutlich motivierter als die normalen Schüler.
    Die Angliederung an eine Regelschule macht auch Sinn, weil nämlich so Kinder aus der Auffangklasse bereits stundenweise in Regelklassen gehen können.
    Dadurch ist einerseits ein gleitender Übergang möglich und andererseits lassen sich Potentiale, wie z.B. muttersprachliche Fremdsprachenkenntnisse nutzen und die Kinder dadurch stärken.

  • Ich denke, man kann die "leuchtenden Kinderaugen" durchaus ohne weitere Anstrengung als satirisches Paradigma für die utopischen Spinnereien irgenwelcher durchideologisierter Hochschulschwätzer à la Hilbert Meier verstehen, die wollen, dass die Lehrer "brennen" oder sonst irgendwelchen Unfug.


    Dass die erfolgreiche pädagogische Arbeit auch - nicht nur, aber auch! - mit Leidenschaft zu tun hat, die die eine Seite empfindet und die auf die andere Seite übertragen wird, bestreitet vermutlich niemand.

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • "Kann man". Für mich persönlich sind sie pars pro toto für das, was meinen Beruf und mein Vater-Sein ausmachen. Und wie ich schrieb, weiß ich, was damit konnotiert wird, mir passt es aber nicht. Und zwar deshalb nicht, weil es für mich kein passendes "Paradigma" (ich denke übrigens, der Terminus passt hier nicht) ist. Was nichts daran ändert, dass ich es freilich hinnehmen muss.

  • Hochschulschwätzer à la Hilbert Meier ..., die wollen, dass die Lehrer "brennen"


    Der ist schuld. Erst fackelt er die Junglehrer an - und dann beklagt er deren Burnout :autsch:


    BOT:
    Es macht durchaus Sinn, Migrantenkinder in Regelklassen zu setzen. Die besten Sprachlehrer der Kinder sind die Mitschüler. Es ist das Beste, wenn die Kinder untereinander in Kontakt kommen. Das sollte jedoch nur in Fächern sein, in denen die Kinder frei miteinander reden können. Und davon gibt es nicht viele - selbst Kunst ist an sich kein "Ratschfach". Man kann die Klassen auch nicht ständig Projektunterricht praktizieren lassen. Kinder mit rudimentären (bis keinen) Sprachkenntnissen bringt eine Deutschstunde zu Kafka nix - da sind sie in der Einzel- oder Kleingruppenbetreuung besser aufgehoben. Doch dazu müssen Stundenzuweisungen an die Schulen erfolgen. Dringend.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Manchmal nützt es aber auch, den Mund aufzumachen. Bei uns in der Stadt waren Übergangsklassen letztes Jahr zugunsten einer 6-stündigen Deutschförderung abgeschafft, mit der Begründung, es wären zu wenige Kinder. Die 6 Stunden wurden anschließend auf drei gekürzt, da es zu viele wurden.


    Dieser Umstand betraf u.a. in meiner Klasse die Nichte eines inzwischen beruflich recht erfolgreichen Mitbürgers und ehemaligen Besuchers einer Übergangsklasse. Dem habe ich dann erklärt, dass wir Lehrer da gar nichts machen können - er aber sehr wohl. Tatsächlich ist der Mann dann zu Schulamt und Bürgermeister vorgedrungen.


    Zudem war ich auf einer samstäglichen Veranstaltung über Integration dienstverpflichtet, die ich genutzt habe, eine anwesende Stadträtin mit Migrationshintergrund über den Missstand zu informieren und das auch laut im Forum zu artikulieren - unser Schulrat war übrigens auch da. :)


    Schwupps - wir haben zwei Übergangsklassen bekommen, eine davon an unserer Schule. :D

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