Wut / Unverständnis bzgl mancher Eltern- Kennt ihr das?

  • Hallo, ihr!


    Mannomann... :grimmig:
    Manchmal ist man echt wütend auf manche Eltern bzw man kann gar nicht verstehen, warum manche Eltern so sind...
    Ich gebe mal Beispiele.
    Ich arbeite ja an einer Sek 1 Schule, die ein mehr oder weniger schwieriges Klientel hat.


    Heute folgendes erlebt, erzählt von unserer Mensamitarbeiterin:
    Der Schüler D. ( 12 J) erzählt ihr, dass er heute Geburtstag hat. Sie stellt die typische Frage "Was hast du denn geschenkt bekommen?"
    Er:" Nichts. Meine Mama hatte kein Geld für Geschenke."
    Haaaaalloo?! Heute ist erst der 5.....wie kann man dann kein Geld für ein Geburtstsgsgeschenk haben?!
    Traurig!
    Sie schenkte ihm dann ein Croissant und er war so glücklich.


    Letzte Woche erzählte mir ein Schüler( 12 J), dass seine Eltern in den Ferien 1 Woche in die Heimat geflogen sind, mit seinem kleinen Bruder und ihn einfach zu Hause allein gelassen haben!!! Er wusste vorher nicht mal davon. Sie hatten 150€ dagelassen und waren dann weg.
    Ja, geht's noch?! :staun:
    (Habe das übrigens der SL und der Sozialarbeiterin unserer Schule gemeldet.)


    Ein anderer Schüler wird bei kostenpflichtigen Ausflügen krank gemeldet, weil die Eltern das Geld nicht haben und zu bequem sind es zu beantragen.... :autsch:


    Ich selbst habe zwei Kinder und kann diese Dinge einfach nicht verstehen. Damit will ich mich nicht aufschwingen oder so.
    Aber als Eltern hat man einen Erziehungsauftrag und eine Fürsorgepflicht.
    Manchmal habe ich das Gefühl, einige kriegen Kinder und das wars dann mit Erziehung, Fürsorge und Fit machen für die Zukunft. :(
    Zu einer Kollegin sagte ich kürzlich, es wäre wie in einer Paralellwelt: Dort wo wir arbeiten und das eigene Familienleben. Sie gab mir da recht. Sicher machen alle Eltern hier und da Fehler. Aber einer gewissen Grundverantwortung muss sich doch jeder bewusst sein.


    Erlebt ihr manchmal ähnliches?


    LG

  • Erlebt ihr manchmal ähnliches?

    Ja. Ich ordne es aber anders ein. Bei Deinem zweiten Beispiel sehe ich das genau wie Du, da gibt es kaum Diskussionsspielraum. Einen zwölfjährigen eine Woche alleine zu lassen geht nicht. (Erinnert mich irgendwie an "Tschick")


    Die Art, wie Du über Dein erstes und drittes Beispiel berichtest, lässt darauf schließen, dass Du noch nie ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten hattest, oder diese gut lösen konntest. Finanzielle, existenzielle Sorgen können absolut lähmend sein! Wenn die Mutter am 5. eines Monats kein Geld mehr hat, kann es dafür unglaublich viel mehr Gründe geben, als den einen, den Du implizit unterstellst: Dass sie mit dem Geld, was Ihr zur Verfügung steht, verantwortungslos umgeht, weil nichts für das Kind übrig bleibt. Vielleicht sind die Schulden so erdrückend, dass schon am ersten des Monats praktisch alles weggeht. Oder, oder, oder... Du hast die Sache ja im Übrigen nicht erlebt, sondern nur aus zweiter Hand erzählt bekommen. Weißt Du, um welches Kind es geht? Ist das Elternhaus als schwierig oder verantwortungslos bekannt?


    Eine weitere Sache, die Du besonders im dritten Beispiel ausblendest, ist die Scham, sich um Unterstützung zu kümmern. Diese ist bei manchen Menschen viel stärker ausgeprägt als bei anderen. Ein Freund von mir arbeitet in einer Agentur für Arbeit und hat da selbst große Probleme, wie die Dinge dort laufen. Z.B. wird von "Kunden" und "Klienten" gesprochen, denen aber andererseits die Leistungen deutlich gekürzt werden können, wenn sie nicht genau das machen, was von Ihnen verlangt wird. Das wird häufig als verlogen empfunden, sowohl von den Mitarbeitern als auch von den "Kunden". Ich will gar nicht darüber diskutieren, ob das sinnvoll ist oder nicht: Fakt ist aber, dass sich manche Leute nach Möglichkeit so wenig wie möglich in dieses System begeben und es ihnen auch zu peinlich ist, bei schulischen Strukturen (Förderverein,...) um Hilfe zu bitten.


    Nachdem ich zweimal genaueren Einblick in desolate familiäre Strukturen hatte, denen tragische Ereignisse zugrunde lagen, für die die Betroffenen nichts konnten, bin ich sehr vorsichtig geworden mit Verurteilungen. Man glaubt manchmal gar nicht, was für Rucksäcke Menschen mit sich herumschleppen, die aber nach außen mit allen Mitteln versuchen, die Fassade zu wahren.


    Grüße von Brasstalavista

  • Hallo, Brass! ( Der Nick ist so kompliziert...;-) )


    Ganz so ist es nicht. Ich selbst komme aus einem nicht elitären Elternhaus, indem das Geld nicht üppig war. ABER meine Mutter hat niemals an ihrem Kind(mir) gespart.
    Und für mich gibt es einfach grundsätzliche Dinge, die ein no-Go sind...Und wenn ein Kind nichts zum Geburtstag bekommt, finde ich das traurig. DENN der Geburtstag ist nur einmal im Jahr und lange bekannt...dann könnte die Mutter doch vorweg etwas sparen oder sich notfalls was leihen...
    Denn ein Geburtstagskuchen und ein kleines Geschenk hat jedes Kind verdient.
    Wenn Eltern nicht mal das schaffen, dann müssen sie etwas ändern oder sich Hilfe holen.
    Wobei wir schon beim zweiten Beispiel sind:
    Zu bequem um einen Antrag zu stellen, geht gar nicht. Trifft aber sicher auch oft zu. Wenn ein Kind auch sonst schlecht versorgt wird, Eltern sich kaum interessieren...dann ist das dem Kind gegenüber unfair.
    Zu Hause wird dem Kind nichts geboten, dann macht die Schule mal was, dann wird Kind X krank gemeldet u verbringt den Tag zockend vorm PC.... :autsch:
    Sicher gibt es auch Eltern, sie zu stolz sind. ABER sie sind nicht für sich alleine verantwortlich! Da sind Kinder, die ein Recht auf "Teilnehmen" haben...da müssen die Eltern über ihren Schatten springen oder andere Wege finden. Einfach aussitzen und Kind bleibt daheim, ist zu wenig.
    Habe z.b ein Elternpaar, dass insgesamt 6 Kinder hat und nun führen zwei zeitgleich auf Tagesausflug.
    Die Summe für beide konnten sie nicht bezahlen. Aber sie fragten meine Kollegin und mich, ob sie nicht nur die Hälfte zählen könnten und Rest Schule.
    Das finde ich dann okay. Das ermöglicht man natürlich und die Kinder konnten mit. Die Eltern haben damit auch Interesse und Einsatz gezeigt.


    Ach ja zum ersten Beispiel: Es handelt sich um ein Elternhaus, wo vieles nicht klappt. Der Junge kommt am Ganztag ohne ausreichend essen u trinken usw... Die Mutter war selber Förderschülerin und scheinbar völlig überfordert bzw nicht in der Lage für die Basics zu sorgen.


    LG

  • Ganz ehrlich, @FüllerFuxi, wenn ich deine Beiträge lese, wird mir schlecht… Wie kommst du dazu, derart über Schwächere/schlechter Gestellte zu urteilen...?


    Ich bin selbst jedes Jahr Klassenlehrerin und habe regelmäßig mit solchen Fällen zu tun... Ich würde es nie wagen über die Familiensituation meiner Schüler zu urteilen, weil ich weiß, dass ich nur einen minimalen Einblick habe...


    Ich finde es vollkommen unangemessen, was du hier schreibst. Hoffentlich verhältst du dich nicht so gegenüber den Schülern... Verständnis, das solltest du aufbringen... Aber ist wohl zu viel verlangt...

  • @Mrs Peace


    Hallo!


    Ich glaube, du hast meinen Beitrag völlig falsch interpretiert...?
    Du stellst es so dar, als wäre ich abwertend?!


    Mir tun die Schüler leid! Kein Kind hat es verdient so aufzuwachsen...Es gibt Grundbedürfnisse wie Recht auf Fürsorge, Interesse der Eltern, sich kümmern...was haben die Kinder denn für eine traurige Kindheit?
    Das hat nichts mit abwerten zu tun...durchaus mit einem Stück weit Be-werten...
    Hast du selbst Kinder?
    Dann kann man für derlei Eltern immer weniger Verständnis aufbringen!
    Und hier geht es nicht primär um finanzielle Güter, auch um andere Singe die eine Rolle in der Erziehung spielen.
    Natürlich ist der Geldaspekt nicht wegzudiskutieren. Aber das alleine ist nicht das Problem. Geldprobleme in der Schule sind fast immer lösbar...wenn man will und sich kümmert.


    LG

    • Offizieller Beitrag

    Beim ersten Beispiel würde ich spontan positiv denken wollen, dass die Mutter / die Eltern eben vielleicht verantwortungsvoll und gut mit ihrem Geld umgehen. Ich weiß wirklich nicht, warum immer mit der Tagesnummer des Monats argumentiert wird. Ich gebe doch nicht zu Beginn des Monats Geld sorglos aus und gucke dann ab dem 20., was ich esse.
    Wenn ich knapp bei Kasse bin oder einfach gar kein Geld habe, sorge ich eher dafür, dass mein Kind am Ende des Monats noch ein bisschen Tomatensoße zu seinen Nudeln bekommt, als dass er ein Videospiel geschenkt bekommen hat. Und ja, manchmal sind 10 Euro einfach ein Riesenloch in der Monatskasse. und wenn man bedenkt, was wir LehrerInnen alles an Ordnern, Mappen und was weiß ich erwarten (und immer mit einer bestimmten Farbe, es macht mich jedes Mal wahnsinnig), dann ist so knapp nach Schulbeginn vielleicht nichts mehr da.
    und vielleicht wartet heute nach der Schule ein besonders leckerer, selbstgebackener Kuchen auf das Kind..

  • Ich gebe doch nicht zu Beginn des Monats Geld sorglos aus und gucke dann ab dem 20., was ich esse.

    Ja, Du natürlich nicht. Ich auch nicht. Aber das ist wahrscheinlich schon so ein Fall, bei dem man nicht von sich auf andere schließen sollte.


    und vielleicht wartet heute nach der Schule ein besonders leckerer, selbstgebackener Kuchen auf das Kind..

    Ja, in der bunten Welt von Polly Pocket ganz bestimmt. Sorry, das meinst Du doch nicht ernst.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde die Diskussion interessant - und schwierig. Es ist tatsächlich kaum mögich einen umfassenden Einblick zu bekommen wie die Verhältnisse wirklich sind und warum die Dinge für manche Kinder so sind wie sie halt berichten.


    Natürlich ist die überwiegende Mehrzahl der Menschen um ihre Kinder bemüht und liebt sie und würde alles für sie tun. Aber eben nicht alle.


    Ich halte es für falsch, die Augen davor zu verschließen, dass es komplett dysfunktionale Familien gibt, in denen die Eltern sich absolut nicht abstrampeln, um dem Kind noch irgendwie das Mindeste zu bieten - sondern wo die Kinder an vorletzter oder letzter Stelle von Prioritäten kommen, hinter sofort zu befriedigenden Bedürfnissen, oder hinter der Sucht, oder hinter der Depression oder eben auch hinter völliger Lethargie oder Stumpfsinnigkeit oder Aggressionen usw. Es gibt solche Menschen. Sie bekommen Kinder. Diese gehen zur Schule. Das ist für einige Lehrerkollegen tägliche und oft schwer erträgliche Erfahrung. Darüber muss man reden dürfen.


    Die Frage ist: wie geht man damit um? Wut - eine menschliche Reaktion auf uns befremdliche Situationen, die sich unserer Kontrolle entziehen - hilft auf Dauer nicht weiter. Das frisst nur an einem.


    Die Frage wäre also, was tut man für ein Kind, dessen Eltern kein Interesse haben, empathielos oder psychisch- oder suchtkrank sind und sich nicht kümmern können/wollen? Wie viel von dem, was es nicht bekommt, kann man ersetzen? Wo muss man da für sich selbst Grenzen ziehen und wie? Wie bekommt man solche Eltern ins Boot - und noch viel schwieriger: was macht man, wenn man die Eltern nicht ins Boot bekommt?


    Ich finde, dass solche Reaktionen

    Zitat

    Ich finde es vollkommen unangemessen, was du hier schreibst. Hoffentlich verhältst du dich nicht so gegenüber den Schülern... Verständnis, das solltest du aufbringen... Aber ist wohl zu viel verlangt...

    absolut nicht weiterhelfen.


    Wofür muss man also genau Verständnis aufbringen - und wann wäre eine Grenze erreicht? Erst bei Verwahrlosung (wann fängt die an?) oder Gewalt oder Missbrauch ...? Ich finde das dikutierenswert.


    Noch viel interessanter ist aber: was kommt eigentlich nach dem Verständnis? Nur Verständnis allein bringt dem Kind jetzt ja nicht so viel. Ist für die Lehrkraft auch bequem und kostenfrei... Aber was dann? Wie geht's nach dem Verständnis weiter, wenn die Eltern zu stolz oder zu verzweifelt oder zu wurschtig oder besoffen sind, sich darum zu kümmern, dass die Möglichkeiten genutzt werden, die da sind?


    Was macht man also mit seiner - berechtigten oder unberechtigten Wut? Was macht man, außer Verständnis zu haben?


    Ich finde, der thread könnte bereichernd werden.

  • Ganz ehrlich, @FüllerFuxi, wenn ich deine Beiträge lese, wird mir schlecht… Wie kommst du dazu, derart über Schwächere/schlechter Gestellte zu urteilen...?

    Na nu aber, übertreibs bitte nicht. Es geht nicht darum, dass manche Familien mit weniger auskommen müssen, sondern dass einige dieser Familien die Kinder darunter leiden lassen, weil sie nicht Willens oder in der Lage sind, die Hilfen des Amtes anzunehmen. Klassenausflüge sind Pflicht der Eltern, man muss lediglich ein Formular von seinem Familienhelfer ausfüllen lassen etc.


    @FüllerFuxi, du schreibst ja selber, dass die Eltern deiner Schüler z.T. Förderschüler waren. Siehs positiv, diese Kinder sind jetzt auf einer Gesamtschule, haben also bessere Chancen, als ihre Eltern. Ich glaube, Wut auf ihre Eltern bringt die Kinder auch nicht weiter. Du kannst den Kids nur vermitteln, dass sie dir wichtig sind. Dafür sind Geschenke mitnichten vonnöten. Klar gibt's immer ein paar arme Schweine, deren eigene Eltern sie wirklich ablehnen. Aber das sind m.E. Ausnahmefälle von Menschen, die von ihren Eltern auch schon nicht geliebt wurden und sich selber hassen.


    Auch mit Geburtstagsfeierei seh ichs nicht so eng. In so mancher Kultur werden Geburtstage nicht gefeiert, das ist doch Gewohnheitssache. Schlimm finde ich es nur, wenn Eltern ihren Kindern bösartige Sachen sagen oder ihnen Gewalt antun. Hilflosigkeit, der man hilflos zusehen muss.


    Aber wegen profaner Sachen, wie Anträge stellen- da frag ich mich schon, warum die Schule das Geld nicht direkt vom Amt einfordern darf. Wir haben dasselbe Problem und ich sehs nicht ein, dass immer wieder die Kinder darunter leiden und die Lehrer auf die Eltern schimpfen. Das bringt niemanden weiter, die Kids, die zu Hause bleiben müssen am allerwenigsten.

    • Offizieller Beitrag

    Ja, Du natürlich nicht. Ich auch nicht. Aber das ist wahrscheinlich schon so ein Fall, bei dem man nicht von sich auf andere schließen sollte.

    Ja, in der bunten Welt von Polly Pocket ganz bestimmt. Sorry, das meinst Du doch nicht ernst.

    Nein nein, 1) weder lebe ich in der bunten Welt von Polly Pocket, 2) noch meine ich das ernst.
    ABER: ich finde, dass ich nur anhand eines solchen Hörensagens mir ein Urteil über Eltern erlauben darf, die ich nicht kenne und auch nicht weiß, was wahr an der Geschichte oder an meinen Vorurteilen ist.
    Ich hatte ja gesagt, dass man es auch positiv denken kann.

  • Ich biete:


    - Mutter fährt mit ihrem neuen Mann und dessen Kindern in Urlaub, der leibliche Sohn muss mit der Kinderfrau zuhause bleiben. (Nein, kein Grund ausser "Wie wollen dich nicht dabei haben")


    - Wohlsituierter alleinerziehender Vater, der sehr viel unterwegs ist, sitzt (ausnahmsweise) beim Elternsprechtag wegen Schulschwierigkeiten des minderjährigen Sohnes. O-Ton: "Was wollen Sie denn, verhungern wird er nicht, dafür ist gesorgt."


    Asozial ist nicht zwingend mit knapp bei Kasse verknüpft.

  • Einem Kind etwas zum Geburtstag zu schenken hat eigentlich nichts mit den finanziellen Mitteln zu tun. Es kommt auch nicht auf den materiellen Wert des Geschenkes an, sondern auf das Schenken an sich. Selbst im Krieg, als die Leute kaum genug zu Fressen hatten, haben Eltern ihren Kindern etwas zu Weihnachten oder zum Geburtstag geschenkt.

  • @all


    Hallo again!


    Jemand schrieb, dass das genannte Kind bessere Chancen hat, obwohl die Eltern/ Mutter selbst Förderschüler waren...Dieser Junge und sein Bruder besuchen zwar die Oberschule, allerdings sind auch sie gehandicapt...beide haben den Status GE. Damit hat sich das mit den besseren Chancen leider erledigt.
    Und auf dieses Kind wartet kein Geburtstagskuchen am nachmittag... Wenn er bis 15:30 Schule hat, hat er oft nicht mal ausreichend zu essen und zu trinken dabei. Da ist ein von Mutti gebackener Kuchen Utopie.Leider.:-(


    Ich weiß dass wir als Lehrer leider wenig Einfluss auf das Leben daheim haben... Aber es ist ein Prozess, dass man akzeptiert, dass einige schon beim Schulbeginn zum Scheitern verurteilt sind...
    Ich selbst bin erst 3,5 Jahre im Beruf und mich machen diese ...ich sage es jetzt mal deutlich: Empathielosen und asozialen Verhältnisse manchmal noch fassungslos.
    Damit meine ich NICHT Eltern die wenig Geld haben. Damit meine ich Eltern, sie einfach null reflektiert sind, mangelnde Empathie zeigen und die lieber Kippen kaufen, neue Handys abbezahlen anstelle nen Zehner in die Hand zu nehmen und mal mit dem Kind schwimmen gehen oder mal ein Eis essen...
    Und ja, da bin ich durchaus bewertend in dieser Situation. Denn diese Eltern kommen ihren Pflichten einfach nicht nach. Oft entstehen daraus traurige Kindheiten und junge Erwachsene, die wieder einen ähnlichen Weg einschlagen...Diese bekommen auch wieder Kinder ( oft auch noch viele) und kommen mit sich selbst und ihren Pflichten als Eltern nicht zurecht.
    Einigen wenigen gelingt es aus dieser Spirale auszubrechen...aber längst nicht allen.


    Insgesamt müsste unser System viel schneller eingreifen, z.b frühe Familienhilfe, Beratung, ggf Eingriff durch das Jugendamt...


    Hat jemand letztes Jahr die Doku gesehen über die Straße in Kaiserslautern, wo nahezu nur gescheiterte Existenzen wohnen?
    Dabei war eine End-Zwanzigjährige, die das 6.Kind bekam...sie selbst hatte keinen Abschluss, war völlig überfordert,so schlimm dass die Wirtin des Straße für sie Pampers und Babynahrung einkaufen musste...nicht einmal das bekam diese junge Frau hin. Und genau dazu fällt mir nichts ein aus Unverständnis und Mitleid mit den Kindern und Wut auf dieses asoziale Verhalten der Frau.
    Und leider gibt es solche Fälle auch in Kleinstädten anderswo... :(


    LG

  • Ich habe noch ein weiteres Beispiel, welches mit Geld in keinem Zusammenhang steht und trotzdem daneben ist: Einer meiner Schüler (6.Klasse) erzählte, dass er sich kürzlich abends und nachts um seine drei kleineren Geschwister kümmern musste. Darunter ein 1-jährigem Kind, dem er das Fläschchen machen musste, hinlegen etc...die Mutter hingegen war mit dem Freund "auf Tour."... :ohh:
    Sorry, aber ein 12jähriger sollte sowas nicht tun müssen. Der braucht doch selbst noch Mama und kann nicht Mama für drei(!) kleine Geschwister spielen.


    Wenn die Mama abends mal weggehen will, warum fragt sie keine Freundin/Oma oder nimmt einen richtigen Babysitter?
    Wenn das nicht geht, dann eben daheim bleiben.
    Das ist nun mal die Verantwortung, die man den Kindern gegenüber hat!


    Gute Nacht!

  • Ich finde, das du zeimlich fix urteilst und dir dein Weltbild da reinzimmerst wie es gerade passt...


    Einige PRaxisbeispiele aus meiner Schulzeit:


    Mitschülerin hat bis sie 18 war noch NIE einen Geburtstag gefeiert, also ihren eigenen, weil sie 3 Geschwister hatte und die Mutter partout keine Arbeit finden konnten mit ihrer Qualifikation. Ist einer meiner besten Freundinnen, vor einiger Zeit hab ihc ihre Mutter mal beim Einkaufen getroffen und was erzählt sie mir ganz traurig nachdem ich ihr den Einkauf nach Hause gebracht habe und sie gleich mit (weil sie aufgrund der mangelnden Unterstützung durch das Amt wirklich mal 20km getrampt ist um zum billigsten Supermarkt zu kommen, damit sie möglichst viel für die drei Kids hat)? Das es ihr wahnsinnig in der Seele leid tut, das sie ihrer Ältesten nie etwas bieten konnte und sie sich dafür fürchterlich hasst. Ich habs miterlebt: Das für sie zuständigen "Amtsleute" waren nicht gerade das, was ich qualifiziert udn einsichtig bezeichnen würde. Klassenfahrten wurden vom Amt meist erst mal abgelehnt, lass die Alte doch zu Kreuze kriechen. Irgendwann wollte die Mutter das auch nicht mehr, weil es einfach nur noch erniedrigend war. Ich durfte solche Amtsleute auch schon kennen lernen.



    Eigenes Beispiel:
    Ne Zeit lang bekam ich auch keine Geschenke (zumindest nicht monetären Wertes) zum Geburtstag, weil es einfach finanziel nicht drin war. Meinem Vater war einer mit Vollkaracho ins Auto geknallt und er war 3 Monate auf der Intensivstation. Das Elternhaus (über 4ßß JAhre im Familienbesitz) musste dringend neu gedeckt werden und als mein Vater dann wieder aus dem KRankenhaus kam und und daher keine Arbeit mehr hatte, meinte das Arbeitsamt dann ganz nett: Verkaufen sie doch ihr Haus und das andere Auto, vorher kriegen sie nichts. Nur doof das meine Mutter das Auto brauchte um zur Arbeit (30km entfernt ohne Nahverkehrsanbindung) zu kommen. HAt keinen im Amt interessiert. HAus = Reich, fertig waren sie mit meinem Vater. Da war das Geld aufgrund der angehäuften Schulden auch schon am 8. oder 10. des Monats alle.
    Dann kam Bafög beantragen in der Studienzeit, wo das Bafögamt auhc meinte im ersten Semester "Haben doch nen Auto können sie ja verkaufen". Eisern gespart für alles und vom Munde zeitweise im wahrsten Sinne des Wortes. Exkursionen sind ja auch nicht nach irgendwo sondern wenn schon dennschon nach Teuerhausen und man muss sie machen.
    Dann nach dem 1. Stex: Aus Geldknappheit (Bafög war ja nicht mehr drin) zu den Eltern gezogen. Was sagt das Amt: Sie sind ja noch 25, da müssen ihre ELtern jetzt für sie noch zahlen und wenn sies nicht können oder wollen...tzja dann müsssen sie sie verklagen. :O



    Dann dein letztes Beispiel: Vlt. nimmt sie keinen Babysitter weil sich keiner findet (weiß ja nu nicht wo die wohnt) oder einfach weil sie das Geld dafür nicht hat. Ein 12 Jähriger kann durchaus auch mal einen Abend auf die Geschwister aufpassen. Der von dir genannte Grund ist Spekulation oder von wem hast du das erfahren? Sollte das der Grund gewesen sein: Auch wieder so eine Sache. "Auf Tour gehen"...was haben sie gemacht? Einfach mal eine klintzekleine Auszeit genommen oder tatsächlich einfach verantwortungslos weggewesen?



    URteile also bitte nicht so schnell wenn dir mal was gegen den Strich geht ;)



    Aber durchaus berechtigt finde ich deine Punkte, wenn sie auf dysfunktionale Familien bezogen sind. Da müsste mehr Handhabe her. Aber für wen und von wem und wie?

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
    • Offizieller Beitrag

    Ich finde nicht, dass die einen Beispiele unbedingt widerlegen, dass die anderen Beispiele wirklich ein Zeichen emotionaler Verwahrlosung sind. Kapas Beispiele sind die einer Familie, die kämpft, wo man aber liebervollen Umgang und Zuneigung durchaus annehmen kann.


    Nachts auf Tour" zu gehen und den Bruder einen Säugling und zwei andere betreuen zu lassen ist eine ganz andere Liga. Da geht es um ein Grundverständnis von der eigenen Verantwortung, das fehlt. Völlig andere Sache. Und ja, ich kann verstehen, warum es einem da im Inneren alles zusammenzieht und mal einen Hals hat, mal kurz.


    Nur hilft der ja nicht.


    Leider gibt es in solchen Fällen außer der relativ kurzen Phase in der Schule, wo man das Kind wertschätzen und bestärken kann, auch eher wenig, was man dem Kind anbieten kann, wenn man das Jugendamt nicht anrufen möchte. Und selbst dann...Bestehende Hilfsmöglichkeiten sind da begrenzt: das JA bietet ja ggf. auch Haushaltshilfen - ob die aber zum Babysitten kommen, wenn Mama auf Juche will...?


    Es macht jedenfalls, finde ich, wenig Sinn, immer positiv zu denken. Damit redet man sich bestehende Probleme schön, das mag bequem sein, lässt aber die Kinder, die Hilfe brauchen könnten, hängen. Genauso wenig sollte man ständig paranoid schlimmste Zustände annehmen, wenn es sich vielleicht auch mal um eine temporäre Notlage oder einmalige Ausrutscher handelt. Man muss halt im Gespräch bleiben, genau hinschauen und hoffen, dass einem dann die Unterscheidung irgendwann gelingt. Dazu kann auch das Gespräch mit Kollegen gut sein, oder Mitrabeitern der Nachmittagsbetreuung etc - die eine andere / zusätzliche Perspektive auf das Kind haben (weswegen ich Redeverbote auch eher kontraproduktiv hfinde). Und wenn man zu einem Schluss gekommen ist, wäre es gut, kompetente Partner an der Seite zu haben, die wissen, was man Familien, in denen nix mehr geht, anbieten kann und wann Angebote auch nicht mehr reichen. Damit sind Schulen und schulische Netzwerke aber eher schlecht ausgestattet. Der Klassenlehrer allein kann es kaum lösen.

  • sich über die eltern zu erheben und zu bestätigen, was das doch für furchtbare menschen seien, führt aber mit sicherheit null weiter. wertschätzung und so, grundlage jeder effektiven zusammenarbeit.

    • Offizieller Beitrag

    So lese ich die Beiträge eher nicht. Sondern so, dass ein vergleichsweise junger Kollege/Kollegin Unverständnis verspürt, wenn sich ihm/ihr Sachlagen darstellen, die ihm/ihr sehr verantwortungslos scheinen. Ds ist eine Reaktion, die ich von vielen Kollegen kenne, die immer wieder mit Familien arbeiten, bei denen die Verbindung irgendwie abgerissen ist - sei es aus Not oder aus psychischen Defiziten. Gibt es.


    Was nicht hilft ist, wenn man diesen Kollegen sagt "das darfst du nicht fühlen" oder "darüber reden/schreiben wir hier nicht". Oder "Das weißt du ja gar nicht, ob das wirklich so ist, deshalb vergiss es / denk nicht drüber nach / schreib nicht drüber.


    Die Frage muss lauten: was machst du mit dieser Wut/diesem Unverständnis, wie lenkst du sie in konstruktive Bahnen, wie findest du raus, ob sie berechtigt sind, wie arbeitet man damit, wie ändert man, im erwiesenen Falle, die Sachlage, die einen empört?

  • im erwiesenen falle geh ich da sofort mit dir mit.


    das oben liest sich aber für mich sehr nach ressentiments.


    grundsätzlich zum thema: ich würde immer erstmal selbsterkundung anraten: warum bin ich so wütend? warum verstehe ich das null? diese emotionen zehren meist sehr, an einem selbst, aber vor allem an der eigenen haltung den eltern gegenüber, was wiederum die zusammenarbeit dann sehr schwer bis unmöglich macht: kein wunder, die sind halt unmöglich/unfähig/fies, mit denen kann man doch nicht zusammenarbeiten. etc. muss man aber, wenn man was ändern will für die betroffenen kinder (so denn wirklich ein erwiesener fall vorliegt).


    ich habe mit "die eltern sind überfordert/belastet, weil..." viel bessere erfahrungen als mit wut und unverständnis. nicht als entschuldigung, sondern als arbeitsgrundlage. man sagt nicht umsonst, wut sei blind, und unverständnis - das gegenteil von empathie - ist zwar menschlich, aber meist wenig produktiv in sozialer arbeit (und das ist es ja letztlich, was wir alle in diesen erwiesenen fällen dann leisten).


    versteht mich nicht falsch, sich mal aufzuregen kann und muss möglich sein und hilft ja auch, wenigstens einem selbst. aber das muss ich dann beiseite legen und wieder an die arbeit gehen.

  • Mir tut es auch leid, wenn ich höre, dass ein Geburtstag übergangen wird. Ich habe für Geburtstagskinder immer eine Karte und eine Kleinigkeit dabei (als Klassenlehrerin bzw. jetzt für die Schüler/innen meiner Fördergruppen) und wir feiern ein bisschen. Ich selber freu mich ja genauso wenn an meinen Geburtstag an mich gedacht wird. -Mein Vater hat früher oft erzählt, dass er nie so schöne Sachen geschenkt bekommen habe wie wir, oft gebrauchte Sachen seiner Geschwister. Er hatte vier Geschwister, mein Opa war Bergmann, meine Oma Hausfrau und man lebte auf zweieinhalb Zimmern mit Etagenklo und entsprechend wenig Geld. Trotzdem wurde Geburtstag gefeiert. Wenn Eltern den Geburtstag ihres Kindes nicht wichtig nehmen, ist das auf der anderen Seite kein "Verbrechen", ist dann in der Familie eben (wie ich finde leider) so.

    Ich selbst habe zwei Kinder und kann diese Dinge einfach nicht verstehen. Damit will ich mich nicht aufschwingen oder so.
    Aber als Eltern hat man einen Erziehungsauftrag und eine Fürsorgepflicht.
    Manchmal habe ich das Gefühl, einige kriegen Kinder und das wars dann mit Erziehung, Fürsorge und Fit machen für die Zukunft. :(
    Zu einer Kollegin sagte ich kürzlich, es wäre wie in einer Paralellwelt: Dort wo wir arbeiten und das eigene Familienleben. Sie gab mir da recht. Sicher machen alle Eltern hier und da Fehler. Aber einer gewissen Grundverantwortung muss sich doch jeder bewusst sein.

    Ich seh es genauso. Für mache Dinge habe ich kein Verständnis z.B. bei den Eltern, die ihr Kind nicht regelmäßig zur Schule schickten (Erstklässler). Das Kind war nicht eine einzige Woche am Stück anwesend. Das Jugendamt war schon in der Familie, trotzdem war es nicht möglich, das Kind in die Schule zu bekommen. Das Ganze zog sich über zwei Jahre hin und ging schließlich vor Gericht. Wie es ausgegangen ist, weiß ich nicht, da ich dann die Schule gewechselt habe.


    Verständnis habe ich auch nicht dafür, dass Eltern ihr Kind mit total verdreckter Kleidung rumlaufen lassen (und damit meine ich nicht, ein paar Flecke vom Mittagessen oder ein paar Matschflecken vom draußen Spielen, sondern total verdreckt), die zwischendurch schon mal nach Katzenpipi stank. "Die Katze hat in den Wäschekorb gepinkelt. Das macht sie manchmal. Der Papa wollte das nicht alles nochmal waschen." Ist klar, dann hängt man die vollgepinkelte Wäsche einfach so nochmal zum Trocknen auf. Betroffen waren außer meinem Schüler noch Geschwister aus weiteren Klassen. Bei meinem kleinen Schüler dachte ich anfangs, er hätte sich in die Hose gemacht…Nein,auch die Geschwister hatten die gleiche Geschichte erzählt.- Auch hier war das Jugendamt schon helfend tätig. Außer Wechselwäsche anbieten konnte ich leider nichts für das Kind tun. -Trotz dieser chaotischen Verhältnisse zuhause, haben sich diese Eltern in anderen Dingen um ihre Kinder bemüht. Am Wochenende haben sie gemeinsam was unternommen (oft Radtouren oder Schwimmen) etc.


    Das Unverständnis gegenüber manchen Verhältnissen darf man doch mal äußern. Ich mache es auf jeden Fall, weil es mich selbst entlastet. Sei es, dass ich mich mit Kolleg(inn)en austausche oder zuhause oder mit meiner Schwester (die als Erzieherin ähnliche Erfahrungen macht) über manche Dinge spreche.Und dann kann ich es innerlich wieder beiseite schieben.


    Wenn man alle Hilfsmöglichkeiten ausgeschöpft hat (Gespräche, außerschulische Möglichkeiten, wo Kinder einen Teil ihrer Freizeit verbringen können, ausfindig machen, Jugendamt einschalten etc.), muss man manchmal akzeptieren, dass man selbst die Verhältnisse nicht weiter ändern kann und sich darauf beschränken, in der Zeit in der man selbst mit den Kindern zusammen ist, verlässlich zu sein, Strukturen zu bieten und einfach freundlich zu sein.

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