Seiteneinstieg Grundschule - Erste Erfahrungen

  • Wollsocken:


    Ich finde es auch in Ordnung, wenn du das so machst. So haben wir beide halt unterschiedliche Ansichten und Methoden. Was letztendlich besser ist, weiß keiner von uns, das wird die Entwicklung der Kinder zeigen, oder auch nicht.

  • @Miss Jones:...
    Zu deinem zweiten Statement kann ich nur meine persönliche Erfahrung einbringen. Ich persönlich habe am meisten von den Lehrern gelernt, die ich respektierte (und diese waren eher der strenge Typ), nicht von denen, die ich am liebsten mochte. Das liegt daran, daß ich von Natur aus faul bin, und somit eher der Typ, der einen Arschtritt braucht.
    ...


    Das hört und liest man oft, wenn Erwachsene auf ihre Schulzeit zurückblicken.


    Umgekehrt wird auch gesagt: "Sie war nett und wir liebten sie über alles, aber gelernt haben wir bei ihr eigentlich nichts."

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • ... ninale:
    Natürlich will ich mich weiterentwickeln und dazulernen, das heißt aber nicht, daß ich gewisse Grundprizipien meines Berufsverständnisses über Bord werfe. Ich habe auch kein Problem mit Kollegen, die das völlig anders sehen und ihren Unterricht so gestalten, wie sie es für richtig halten. Ich teile das Bild deiner russischen Kollegin, das ist es, was ich während meines Studiums gelernt habe, und ich finde das auch richtig so. Du kannst das anders sehen und handhaben, der Unterschied zwischen uns beiden ist, das ich nicht auf dich herabblicke, weil du ein anderes Selbstverständnis eines Lehrers hast. Ich lasse mich auch manchmal hinreißen etwas emotionaler zu kommentieren (s.o. "Weichspülpädagogik"), aber das passiert eher, wenn man persönlich wird und mir Fähigkeiten absprechen will, die ich meiner Meinung nach besitze (s.o.).
    Mich stört es, daß scheinbar viele denken, "Wir hier im Westen praktizieren die einzig wahre und richtige Pädagogik, und ihr im Osten seid zurückgeblieben und schadet den Kindern."


    Ich zumindest (aber ich ziehe auch regelmäßig den "Zorn" anderer auf mich wegen meiner anderen Sichtweise) :) , möchte dich darin wieder unterstützen. Es gibt ja auch nicht die EINE Variante, ein guter Lehrer zu sein. Jeder Lehrer handhabt verschiedene Dinge verschieden und jeder Schüler reagiert ein bisschen anders darauf. Gerade deshalb geht es um Methodenvielfalt und ein differenziertes Herangehen. Man merkt es dann schon nach kurzer Zeit in einer Klasse, dass man bestimmte Sachen mit denen (noch) nicht machen kann, was anderswo gut funktioniert und mit den einzelnen Individuen ist es ja genauso.


    Leider scheinen gerade Lehrer auf abweichende Meinungen, die nicht möglichst rasch zurückgenommen werden, besonders ablehnend zu reagieren, obwohl sie doch die Kinder in unserem Land zu Demokratie und Meinungspluralismus erziehen sollen und zum friedlichen Lösen der eigenen Konflikte (auch ohne verbale Gewalt, wie verhöhnen, verspotten, beleidigen). Nur können sie das oft selber nicht.


    Geh deinen Weg und lerne aus deinen Erfahrungen, @Mashkin!

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Ich finde es schade, wie sehr man hier persönlich pikiert aufeinander herumhackt.


    Natürlich bietet Mashkin sich ein wenig zum über-ihn-Herfallen an, wenn er nach kurzer eigener Erfahrung Kritik an "unserem deutschen" System äußert.
    Aber mal unter uns: unser System kann man auch kritisieren!


    Und auch wenn mich Wollsockens regelmäßige Selbstbeweihräucherung ebenfalls etwas nervt: was sie über das schweizer System schreibt, halte ich für beneidenswert.

  • 2. Warum darf ich keine Kritik an einem System üben? Etwa, weil ich mich der Obrigkeit zu fügen habe? Wie schrecklich autoritär...

    Weil du noch nicht lange genug hier arbeitest.
    Weil du mit offenem Herzen erst einmal sehen sollst, wie es tatsächlich ist, was du nach so kurzer Zeit nicht beurteilen kannst.
    Weil du den Lehrplan, der offene Unterrichtsmethoden auch beinhaltet, nicht erfüllen kannst, wenn du nur nach russischem System unterrichtest, bzw. es ständig in Gedanken als Vergleich heranziehst.

  • @ Mashkin: Du schreibst, dass deine Kollegen etwas verwundert die Augenbrauen hochziehen über deine Methoden. Wie bekommen sie das denn mit? Die haben doch selbst Unterricht? Erzählst du alles? Ich persönlich würde für mich erstmal schauen, wie ich das alles hinbekomme und dann mit anderen meine Methoden reflektieren. Mich wundert es, wie viel da in 4 Wochen Schuljahresanfang, der ja immer etwas zäh läuft, schon reflektiert und als "so ist es hier in Deutschland" vermerkt wird.

  • Weil du noch nicht lange genug hier arbeitest.Weil du mit offenem Herzen erst einmal sehen sollst, wie es tatsächlich ist, was du nach so kurzer Zeit nicht beurteilen kannst.
    Weil du den Lehrplan, der offene Unterrichtsmethoden auch beinhaltet, nicht erfüllen kannst, wenn du nur nach russischem System unterrichtest, bzw. es ständig in Gedanken als Vergleich heranziehst.

    Das finde ich nun wieder überheblich. Ich muß mir etwas, was nicht meinen Vorstellungen entspricht nicht 5 Jahre lang ansehen um festzustellen, daß es nicht meinen Vorstellungen entspricht. Und ich werde "offenen" Unterricht nur machen, wenn ich sprichwörtlich dazu gezwungen werde.

    @ Mashkin: Du schreibst, dass deine Kollegen etwas verwundert die Augenbrauen hochziehen über deine Methoden. Wie bekommen sie das denn mit? Die haben doch selbst Unterricht? Erzählst du alles? Ich persönlich würde für mich erstmal schauen, wie ich das alles hinbekomme und dann mit anderen meine Methoden reflektieren. Mich wundert es, wie viel da in 4 Wochen Schuljahresanfang, der ja immer etwas zäh läuft, schon reflektiert und als "so ist es hier in Deutschland" vermerkt wird.

    Ich tausche mich mit meinen Kollegen aus, vergleiche meine mit ihren Methoden, werte aus, was mir nach Hospitationen gesagt wird und selbtverständlich ziehe ich auch meine eigenen Schulerfahrungen heran.

  • Das hört und liest man oft, wenn Erwachsene auf ihre Schulzeit zurückblicken.


    Umgekehrt wird auch gesagt: "Sie war nett und wir liebten sie über alles, aber gelernt haben wir bei ihr eigentlich nichts."

    Für mich ist der Blickwinkel anders. Von angstmachenden, strengen Lehrern, die ohne Rücksicht auf Verluste verlangt haben, ist meine Erinnerung sehr überlagert von diesen Erfahrungen. Am schlimmsten fand ich die, die sich des Erziehungsmittels der niedermachenden Ironie bedient haben (am Gymnasium).


    Positiv erinnere ich mich an die Lehrer, die genau wussten, welches Maß sie verlangen konnten und die menschlich völlig in Ordnung waren. Und das in allen Klassen.


    Das Menschliche bzw. die Lehrer- Schülerbeziehung finde ich sehr wichtig. Wenn die noch gepaart damit ist, möglichst passgenau das Richtige zu fordern oder zu fördern, dann passt das für mich so.


    Die Lehrer - Schülerbeziehung ist für mich sehr wichtig, besonders in der Grundschule. Ich habe es schon einmal geschrieben: Grundschüler sollen prinzipiell gerne in die Schule kommen, dann lernen sie auch lieber, wie wenn sie schon eine Aversion entwickelt haben. Da hat man als Klassenlehrer in der Grundschule eine besondere Verantwortung.

  • Ich begreife den Grundschullehrplan in vielen Teilen als Beginn eines spiralförmigen Curriculums, das sich in der Sekundarstufe fortsetzt.

    Ich würde sogar behaupten, dass das Lernen an sich spiralförmig ist, wenn man es mit dem Modell des hermeneutischen Zirkels beschreibt. In und außerhalb der Schule.

  • sicherlich nicht barbarisch,eher diktatorisch geprägt.

    So kommt es mir zumindest vor-

    ersetze das vielleicht sogar durch dogmatisch. Das war die Idee des alten Regimes, auch wenn der terminus technicus ganz woanders her kommt...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Weil du noch nicht lange genug hier arbeitest.
    Weil du mit offenem Herzen erst einmal sehen sollst, wie es tatsächlich ist, was du nach so kurzer Zeit nicht beurteilen kannst.
    Weil du den Lehrplan, der offene Unterrichtsmethoden auch beinhaltet, nicht erfüllen kannst, wenn du nur nach russischem System unterrichtest, bzw. es ständig in Gedanken als Vergleich heranziehst.


    Ich kenne ein Sprichwort: Ein Gast bleibt kurz, aber sieht viel.


    Ein passendes Märchen wären wohl "Des Kaisers neue Kleider". (?)


    Hier verwahrt man sich oft gegen jegliche Art von Kritik am Bestehenden, weil man sie immer sofort als Kritik an sich selbst empfindet / zu empfinden scheint, denn man ist ja Teil dieses Bestehenden und macht es womöglich täglich und seit Jahren mit (?). Kritik ist bekanntlich niemals schön. Deshalb sollen wir wohl die Kinder auch zu Kritikfähigkeit (nicht gleich eingeschnappt sein) erziehen. Klar macht auch der Ton die Musik. Ich finde jedoch den Ton von Mashkin angemessen.


    Und wofür stand nochmal der Begriff der Betriebsblindheit ?!?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • @ Mashkin: Du schreibst, dass deine Kollegen etwas verwundert die Augenbrauen hochziehen über deine Methoden. Wie bekommen sie das denn mit? Die haben doch selbst Unterricht? Erzählst du alles? Ich persönlich würde für mich erstmal schauen, wie ich das alles hinbekomme und dann mit anderen meine Methoden reflektieren. Mich wundert es, wie viel da in 4 Wochen Schuljahresanfang, der ja immer etwas zäh läuft, schon reflektiert und als "so ist es hier in Deutschland" vermerkt wird.


    Ja, diese Nachfragen verwundern mich auch. Schüler erzählen, wie es bei wem zugeht. Eltern sprechen Lehrer, insbesondere Klassenlehrer an. Man selber redet doch auch, zumal wenn man meint, das Richtige zu tun.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Für mich ist der Blickwinkel anders. Von angstmachenden, strengen Lehrern, die ohne Rücksicht auf Verluste verlangt haben, ist meine Erinnerung sehr überlagert von diesen Erfahrungen. Am schlimmsten fand ich die, die sich des Erziehungsmittels der niedermachenden Ironie bedient haben (am Gymnasium).
    Positiv erinnere ich mich an die Lehrer, die genau wussten, welches Maß sie verlangen konnten und die menschlich völlig in Ordnung waren. Und das in allen Klassen.


    Das Menschliche bzw. die Lehrer- Schülerbeziehung finde ich sehr wichtig. Wenn die noch gepaart damit ist, möglichst passgenau das Richtige zu fordern oder zu fördern, dann passt das für mich so.


    Die Lehrer - Schülerbeziehung ist für mich sehr wichtig, besonders in der Grundschule. Ich habe es schon einmal geschrieben: Grundschüler sollen prinzipiell gerne in die Schule kommen, dann lernen sie auch lieber, wie wenn sie schon eine Aversion entwickelt haben. Da hat man als Klassenlehrer in der Grundschule eine besondere Verantwortung.


    Nun, da müssten wir wohl näher untersuchen, was wer unter "strengem Lehrer" versteht. Sicher meint niemand, der das gut findet, "hartherzige Lehrer" damit, die Schüler herabwürdigen, benachteiligen, bloßstellen (früher: schlugen), sondern wohl eher die konsequenten und fordernden Lehrertypen, denen die Lernfortschritte nicht egal sind und die Probleme haben mit dem viel zu hörenden Satz "Wir können nicht alle retten!", obwohl da wohl auch was dran ist. Leider.


    PS: "Niedermachende Ironie" habe ich hier auch schon mehrfach gelesen. Von heutigen Lehrern übrigens.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Das finde ich nun wieder überheblich. Ich muß mir etwas, was nicht meinen Vorstellungen entspricht nicht 5 Jahre lang ansehen um festzustellen, daß es nicht meinen Vorstellungen entspricht. Und ich werde "offenen" Unterricht nur machen, wenn ich sprichwörtlich dazu gezwungen werde.Ich tausche mich mit meinen Kollegen aus, vergleiche meine mit ihren Methoden, werte aus, was mir nach Hospitationen gesagt wird und selbtverständlich ziehe ich auch meine eigenen Schulerfahrungen heran.

    Trotzdem musst du den Lehrplan erfüllen, auch wenn das nicht deinen Vorstellungen entspricht.

  • Trotzdem musst du den Lehrplan erfüllen, auch wenn das nicht deinen Vorstellungen entspricht.

    Ich stelle mal vorsichtig die Behauptung auf, daß wenn dies ein Kriterium zur Erfüllung des Lehrplans ist, dieser von einer großen Anzahl Kollegen nicht erfüllt wird.

  • Offener Unterricht ist doch kein Kriterium. Wie erfüllst du das Ziel individuelle Förderung zum Beispiel?


    Ich weiß nicht, ob meine SuS sich mit anderen Lehrern, Eltern und SuS über meine Methoden austauschen, also Drittklässler. Die sagen allenfalls, ich wäre doof oder cool oder streng oder lieb. Ich glaube nicht, ob sie merken, dass gerade "offener Unterricht, Gruppenarbeit, Partnerarbeit oder Frontalunterricht läuft und schon gar nicht könnten sie es einordnen.

  • Es können nicht alle zum Förderunterricht. Es haben aber alle das Recht auf individuelle Förderung.

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

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