Mehrarbeit ohne Erlaubnis

  • Hallo zusammen,
    ich bin zurzeit etwas verwirrt und würde gerne eure Meinung zu meinem Problem hören.


    Unser Schulleiter hat die gleiche Fächerkombi wie ich und fordert uns Biologen immer wieder auf, wöchentlich 1,5 Stunden nach der Unterrichtszeit länger in der Schule zu bleiben. Er sagt, wir sollten uns in der Zeit gemeinsam über die Unterrichtsinhalte austauschen. So weit so gut, dass haben wir dann auch für paar Wochen gemacht, allerdings finde ich es mittlerweile nervig und zeitraubend, da er nun von uns verlangt, dass wir jede Woche das machen. Er selbst nimmt natürlich auch teil. Darf ein Schulleiter so eine Mehrarbeit auf Dauer von mir verlangen? Was kann ich dagegen tun?


    Mir ist klar, dass wir uns natürlich absprechen müssen. Aber muss ich dafür wirklich jede Woche 1,5-2 Stunden länger in der Schule bleiben?


    Danke.

  • Ich würde sagen, nein. Denn es betrifft ja nicht alle Kollegen, sondern nur die Biologen. Wenn es eine verpflichtende Teamsitzung wäre für das gesamte Kollegium und das wäre in der LK so abgestimmt worden, okay. Aber so nicht. Das sind ja jede Woche 2 unbezahlte Mehrarbeitsstunden, also 8 im Monat. Das würde ich so nicht mitmachen. Was ist denn mit Teilzeitkräften? Müssen die dann u.U. mehrere Stunden nach ihrem Unterrichtsschluss warten auf dieses Treffen?

  • Ich würde sagen, nein. Denn es betrifft ja nicht alle Kollegen, sondern nur die Biologen. Wenn es eine verpflichtende Teamsitzung wäre für das gesamte Kollegium und das wäre in der LK so abgestimmt worden, okay. Aber so nicht. Das sind ja jede Woche 2 unbezahlte Mehrarbeitsstunden, also 8 im Monat. Das würde ich so nicht mitmachen. Was ist denn mit Teilzeitkräften? Müssen die dann u.U. mehrere Stunden nach ihrem Unterrichtsschluss warten auf dieses Treffen?

    Ja! Eine Kollegin wartet ca 1,5 Zeitstunden darauf. Aber keiner hat den Mut, etwas zu sagen.


    Ich möchte schon was sagen, nur weiß ich nicht, wie die Rechtslage ist.
    Hinzu kommt: ich unterrichte das Fach derzeit fachfremd.

  • Die Frage ist doch eher hat es einen Mehrwert?
    Wenn du dadurch weniger für deinen Unterricht vorbereiten musst sparst du die Zeit ja woanders ein.


    Ansonsten könnte man natürlich noch sagen, dann musst du die Zeit woanders einsparen. Aber die Zeit an der Schule ist doch nicht fix geregelt. Angestellt ist man für eine Stundenzahl. Vor- und Nachbereiten gehört dazu.
    In Freistunden nehme ich mir ja auch was zu arbeiten mit.
    Und ich sitze auch mit Kollegen zusammen um mich auszutauschen und zu lernen.

  • Die Frage ist doch eher hat es einen Mehrwert?
    Wenn du dadurch weniger für deinen Unterricht vorbereiten musst sparst du die Zeit ja woanders ein.


    Ansonsten könnte man natürlich noch sagen, dann musst du die Zeit woanders einsparen. Aber die Zeit an der Schule ist doch nicht fix geregelt. Angestellt ist man für eine Stundenzahl. Vor- und Nachbereiten gehört dazu.
    In Freistunden nehme ich mir ja auch was zu arbeiten mit.
    Und ich sitze auch mit Kollegen zusammen um mich auszutauschen und zu lernen.

    Naja ich bin ehrlich: viel bringt das Ganze nicht. Wir sitzen dann zusammen, räumen im Bioraum auf und probieren Verschiedenes aus. Jeder hat seinen eigenen Unterricht, mein Unterricht ist ja nicht so wie der von Kollege X. Mir bringt das alles nichts. Ich bin froh, wenn ich danach nach Hause kann um dann meinen Unterricht zu planen.
    Wenn ich zB sage, ich kann an diesem Tag nicht, reagiert der SL sauer.

  • Wie wär's, wenn der SL euch eine rechtliche Begründung für sein Vorgehen benennt? Geht halt mit dem PR zusammen hin und klärt das. Wenn ihr euch nicht "traut" weil der Schulleiter "sauer reagiert" ist euch wohl nicht zu helfen.

  • Wie wär's, wenn der SL euch eine rechtliche Begründung für sein Vorgehen benennt? Geht halt mit dem PR zusammen hin und klärt das. Wenn ihr euch nicht "traut" weil der Schulleiter "sauer reagiert" ist euch wohl nicht zu helfen.

    Also ich werde mich trauen. Weiß halt nur nicht, wie man da am Besten vorgeht. Und mir ist nicht klar, ob der SL mir diese „Präsenzzeit“ vorschreiben kann.

  • Ich würde mal stark vermuten, dass er das darf. Mit dem Argument, dass es zur Unterrichtsvorbereitung / Fortbildung gehört. Problematisch wird es wahrscheinlich bei Teilzeitkräften oder Kollegen, die nur wenig Biologie unterrichten. Da muss dann ja die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben.
    Ich verstehe aber dein Problem nur begrenzt. Wenn du das Gefühl hast, dass es dir nichts bringt, dann spreche es auf der nächsten Sitzung an. Dann muss man sich halt mal klar postieren und das gemeinsam besprechen. Wenn der Mehrheit dann sagt, dass es nichts bringt und der SL da trotzdem drauf besteht, kann man sich immer noch Gedanken machen, ob er das darf.

  • Gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten.
    1. Geh dagegen vor, wobei du dich unbeliebt machen könntest, wenn du zu ungeschickt vorgehst. Also zuerst die Kollegen fragen und dann gemeinsam einen Antrag stellen.
    2. Nutze die Zeit zu deinen Gunsten, nimm also die Stunden aktiv zur Vorbereitung deines Unterrichts, so dass du alle Versuche, Arbeitsblätter, Klassenarbeiten für alle Zeiten fertig hast


    Der schlechteste Weg ist alles über sich ergehen zu lassen und in Folge dessen innerlich zu kündigen.

  • Erst einmal danke für alle Antworten.


    Ich unterrichte das Fach fachfremd mit 2 Stunden in der Woche. Mir bringt das alles gar nichts.
    Mein Problem damit habe ich schon mal angesprochen, aber ich wurde regelrecht abgewimmelt.. vermutlich ist es wirklich notwendig, den Personalrat mal zu fragen. Auch wenn es „nur“ 1,5-2 Stunden sind...Für mich ist es ein Zeitverlust. Da plane ich lieber im Lehrerzimmer oder Zuhause. Es kann ja nicht sein, dass nur die Biologen dazu verdonnert werden, während die anderen Kollegen, keine Mehrarbeit machen müssen. Wobei ich sowieso mehr oder weniger dazu gezwungen wurde/werde, fachfremd zu unterrichten.

  • fordert uns Biologen immer wieder auf, wöchentlich 1,5 Stunden nach der Unterrichtszeit länger in der Schule zu bleiben

    Was heißt hier "auffordern"? Gibt es da ein Weisung, zu diesem Termin zu erscheine, eine schriftliche Einladung oder dergleichen? Oder ist das mehr eine Bitte?



    Aber keiner hat den Mut, etwas zu sagen.

    Brilliante Analyse. Folgerung?



    Ich möchte schon was sagen, nur weiß ich nicht, wie die Rechtslage ist.

    Man kann auch ohne Anwalt mit seinem Schulleiter reden und ihm erklären, dass so etwas Zeitverschwendung ist, und ihn bitten zu erklären, welche andere Arbeit man liegen lassen soll.

  • Würde auch erstmal mit den Kollegen sprechen und den Personalrat einschalten. Falls keiner außer dir dagegen vorgehen will, würde ich dem Direktor sagen, dass ich nicht mehr an den Terminen teilnehmen kann, da ich keinen Nutzen davon habe. Wenn er das nicht akzeptiert, fordere ihn auf, dir diese Termine schriftlich per Dienstanweisung zu geben. Das wird er wahrscheinlich eh nicht tun. Und wenn, dann kannst du damit zur Gewerkschaft gehen und es prüfen lassen.


    Als Konsequenz für das kommende Schuljahr (bzw schon zum 2. Halbjahr) würde ich meine Bereitschaft Biologie fachfremd zu unterrichten widerrufen. Schriftlich.


    Hoffe aber für dich, dass ein Gespräch mit der Schulleitung reicht. Mit den meisten kann man doch reden.

  • Ich finde es immer kopfschüttelungswürdiger, je länger ich darüber nachdenke. Du unterrichtest 2 Stunden fachfremd und sollst ebensolang mittags dasitzen und dir die Selbstbeweihräucherung des Chefs anhören? Mit welcher Begründung bloß?


    Aber klar, man könnte auch da hingehen und gucken, was man gratis an Fortbildungsrelevantem mitnimmt.


    Ich hab halt keine Probleme damit, mich mit Vorgesetzten anzulegen. Vermutlich werde ich aber auch nie für irgendein Pöstchen vorgeschlagen. Ich kenne einige, die ihr Berufsleben darauf warten, vom Chef gelobt zu werden und es nicht ertragen, wenn er enttäuscht oder verärgert ist. In diesem Zwiespalt muss man sich m.E. aber für einen Weg entscheiden :weissnicht:

  • es geht hier nicht um einen Anwalt. Ich will wissen, ob er das darf oder nicht. Damit ich ihm sagen kann: „Da und da steht aber, dass....“

  • An meiner Grundschule wird schon erwartet, dass wir uns untereinander austauschen und uns regelmäßig zu Jahrgangsstufensitzungen treffen.
    Bei meinem ehemaligen Chef wurde das konsequenter gehandhabt, vor allem in den Jahrgangsstufen, wo der Chef ein Hauptfach unterrichtete. Diese Treffen haben etwas gebracht und bringen auch etwas, zumal man da sich vom Niveau annähert und gegenseitig Ideen austauscht. Das ist irgendwie die Vorstufe einer kollegialen Hospitation. Da der gegenwärtige Chef nicht so viel Teamwork erwartet, arbeiten wir eher zu zweit zusammen und besprechen nur die wichtigsten Dinge in der Jahrgangsstufen.

  • An meiner Grundschule wird schon erwartet, dass wir uns untereinander austauschen und uns regelmäßig zu Jahrgangsstufensitzungen treffen.
    Bei meinem ehemaligen Chef wurde das konsequenter gehandhabt, vor allem in den Jahrgangsstufen, wo der Chef ein Hauptfach unterrichtete. Diese Treffen haben etwas gebracht und bringen auch etwas, zumal man da sich vom Niveau annähert und gegenseitig Ideen austauscht. Das ist irgendwie die Vorstufe einer kollegialen Hospitation. Da der gegenwärtige Chef nicht so viel Teamwork erwartet, arbeiten wir eher zu zweit zusammen und besprechen nur die wichtigsten Dinge in der Jahrgangsstufen.

    Das ist ja kein Problem. Der Austausch findet immer wieder statt. Es geht hier ja um die Frage, ob das an einem bestimmten Tag stattfinden MUSS.

  • Natürlich nicht.


    GEW NRW:
    In diesem Fall hat das Oberverwaltungsgericht Münster in einem Urteil festgestellt: „Mehrarbeit kann nur angeordnet werden, wenn dies zur Erledigung wichtiger, unaufschiebbarer Aufgaben unvermeidbar notwendig ist und wenn die Umstände, die die Mehrarbeit erfordern, vorübergehender Natur sind und eine Ausnahme gegenüber den sonst üblichen Verhältnissen darstellen. Bildet die Mehrarbeit hingegen die Regel, so liegt eine unzulässige Verlängerung der regelmäßigen Arbeitszeit vor.“

  • Für deine 2 Schulstunden Bio müsstest du in den 1,5 bis 2 Stunden komplett mit Vor- und Nachbereitung fertig werden (inklusive Hefte kontrollieren, Tests vor und nachbereiten, ...). Würdest du nämlich für all deine 28 Schulstunden analog bis zu 28 Stunden ansetzen, dann kämst du schon auf 42 Wochenstunden. (Und dabei sind Konferenzen, Unterrichtsreihenplanung in den Sommerferien, Schüler-Eltern-Gespräche, Aufsichtszeiten, Klassenfahrten, ... noch gar nicht mit eingerechnet)

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