Handynutzung in den Pausen

  • Was ich in 5- bzw. 10-min-Pausen ganz gerne mal mache: Ich setze mich zu den Jugendlichen und tratsche mit ihnen. In der Zeit sind sie sicher nicht am Handy. Krasse Sache, ne? Ich schaue mit ihnen auch zusammen Youtube-Kanäle an, die ich cool und/oder sinnvoll finde, auch das kanalisiert zumindest bei den Grossen den Konsum.

  • Meine Jugendlichen haben die Dinger meistens auf dem Tisch liegen und texten zwischendurch auch mal schnell was, wenn sie z. B. mit den Aufgaben fertig sind.

    In der Oberstufe läuft das bei mir ähnlich. Wenn sie dann mal kurz aufs Handy schauen, um auf die Uhr zu sehen, stört mich das eigentlich nicht besonders. Auch wenn sie dabei vielleicht eine Pop-Up Nachricht lesen können. Sollte es tatsächlich mal Leerlauf geben - z.B. wenn ich mich mit einem Schüler beschäftige und die anderen mit ihrer Aufgabe schon fertig sind oder so - können sie von mir aus auch mal ne Nachricht schreiben oder sonst was machen. Wie gesagt, in der Oberstufe.


    Allerdings habe ich irgendwann mal ein Interview mit Manfred Spitzer gesehen, als sein Anti-Handy-Buch herauskam. Er hat behauptet, dass Studien bewiesen hätten, dass die Konzentrationsfähigkeit von Schülern extrem sinkt, wenn ihr Handy in Sichtweite ist. Das fand ich schon krass. Allerdings finde ich Manfred Spitzer heute deutlich weniger seriös als in den 90ern, als er sich konkreter auf Intelligenzforschung konzentriert hat. Die konkrete Aussage, die er im Interview gemacht hat, nämlich dass "der IQ eines Gymnasiasten auf den IQ eines Hauptschülers fällt", wenn ein Handy in Sichtweite ist, erschien mir nämlich wenig wissenschaftlich und seriös.

  • differenziert ist doch im unterricht ja, in der pause unkontrolliert nicht.
    in der pause werden ja auch keine fische seziert.


    was haben frauenfeindliche pornos mit lernapps zu tun?

    Naja das sind bei 6 Schulstunden gerademal eine Stunde in der die Pornos nicht geschaut werden.


    Und nur weil man sowas damit machen könnte heißt es ja noch lange nicht, dass es auch jeder macht. Sobald es Verboten wird, zumindest war ich so als Jugendlicher, will ich es machen/haben. Aus Prinzip! Vorallem wenn die Lehrerschaft das darf und ich nicht. Bei Rauchverboten gilt ja auch gleiches Recht für alle.


    Das Smartphone ist außerhalb der Schule ja auch kein verbotener Gegenstand für minderjährige. Ich persönlich finde diese Verbote bringe nichts, wenn überhaupt bewirken sie das Gegenteil.

  • Wir haben ein Handyverbot für die Stufen 5 bis 7. Der Grund war ursprünglich nicht der, dass wir nicht kontrollieren können, was sie damit machen, oder weil sie Cybermobbing betrieben. Wir hatten schlicht das Problem, dass die Kiddies sich in den Pausen nicht bewegt haben, und in den folgenden Stunden dann nicht mit dem Popo auf dem Stuhl sitzen bleiben konnten. Seit sie kein Handy mehr nutzen dürfen, gehen sie nach draußen und spielen Fußball, Fangen und Verstecken (teilweise ganz Klassen gemeinsam, superschön!), und sind danach wieder konzentrationsfähig.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Meine Jugendlichen haben die Dinger meistens auf dem Tisch liegen und texten zwischendurch auch mal schnell was, wenn sie z. B. mit den Aufgaben fertig sind.

    warum nur?
    Nennt mir bitte ein einziges Argument, was GEGEN ein Handyverbot am Schulvormittag spricht. Nur ein einziges!

  • Wir haben früher Zettel geschrieben und niemanden ist es je gelungen uns davon abzuhalten. Hätte man uns Stift und Papier verbieten sollen? Meine Schüler benutzen das Smartphone so häufig für den Unterricht, dass ich mich in meiner Unterrichtsmethodik deutlich eingeschränkt sähe, wenn wir es grundsätzlich verbieten würden. Natürlich könnte ich mich anders arrangieren, vor 20 Jahren ging Unterricht auch ohne Smartphone. Ich sehe das aber absolut nicht ein.

  • warum nur?
    Nennt mir bitte ein einziges Argument, was GEGEN ein Handyverbot am Schulvormittag spricht. Nur ein einziges!

    Die Auseinandersetzung mit dem Medium ansich Spricht dafür, selbst wenn man die schlimmen Pornos schaut hat man auf dem Weg dahin den Umgang mit Datenübertragung gelernt, vertieft was auch immer.


    In der heutigen Arbeitswelt wird dieses Wissen vorausgesetzt. Das bisschen was da in Schulen läuft reicht da bei weitem nicht, das geht nur mit eigenem Interesse.


    Was spricht denn klar dafür? Ich habe bis jetzt noch kein überzeugendes Argument gelesen.


  • Was spricht denn klar dafür?

    - Schüler sollen sich bewegen
    - Schüler sollen miteinander reden
    - Schüler sollen sich in Pausen erholen
    - Jugendliche brauchen zeitlichen Abstand von Geräten aller Art aus psychischen und physischen Gründen
    - Lehrer sollen nicht mit zusätzlichen Kanälen des Mobbings und des Austauschs von Gewaltszenen zu tun haben müssen. Was nicht bedeutet, dass nichts davon thematisiert wird, jedoch gibt es genug Szenarien, die mit den Kids, Sozialarbeitern, Polizisten, Schulleitung und/oder Eltern geklärt werden müssen, ich sehe keinen Grund, noch mehr Szenarien herbeizuführen

  • Bewegem: Machen meine Kinder ausreichend im Verein und beim Bolzen. Kann ich ja nichts dafür, wenn Sportstunden aufgrund von Lehrermangel gestrichen werden, damit die Kernfächer abgedeckt werden können. Soll sich die Politik erst einmal darum kümmern.


    Reden: Warum sollte mich das interessieren. Ich verlasse die Klasse und habe 10 Minuten um in das nächste Zimmer zu kommen. Wer kontrolliert ob Schüler miteinander reden?
    Ich rede auch nicht viel mit meinen Kollegen. Meistens lese ich Zeitung, trinke Kaffee oder checke Bank-, Emailkonten. Bei vielen Kollegen ist meist der Frust über die Klasse, die Blödheit der Schüler etc. Ich bin nicht deren Mülleimer.


    Erholen: Mir wäre es lieb alle Schüler würden meditieren, aber was solls.


    Ich habe nichts mit den Kanälen zu tun. Mich interessiert nicht was die auf deren Handys haben. Ich frage nicht noch dränge ich mich auf. Wird einer gemobbt, wird dies thematisiert; wobei ich arge Zweifel habe, ob das Cybermobbing durch unsere Maßnahmen gelöst wird. Ein Handyverbot hilft da null.

  • Bewegen... hab mal Kids, die "Pokémon Go" spielen... die
    - müssen sich bewegen, weil die sonst weder Material bekommen noch ihre Pokémon-Eier ausgebrütet werden, und die Viecher sind ja auch nicht alle überall.
    - lernen sogar was über ihre Umgebung, weil "Pokéstops" idR auf Landmarks sitzen, die auch ein wenig dokumentiert werden;
    - müssen miteinander spielen, da für den Fortschritt im Spiel Teamwork und Interaktion mit anderen Spielern erforderlich ist, und das sogar "direkt", nicht "online".
    Und ja, diese Spiel-App gibt sogar extra "Wochenbelohnungen" für gelaufene Kilometer. Und wirklich gelaufen, das Ding merkt sogar, wenn du Bus oder Fahrrad fährst.


    ...und wen das nicht interessiert - auf der Engine basierend gibts jetzt wohl auch noch ne Harry-Potter-App.


    Hört auf die Smartphones zu verteufeln.
    Klar müssen wir "ein Auge drauf" haben, wenn möglich Cybermobbing unterbinden... aber der Rest? Ich mag zwar Don Quixote, aber gegen diese Windmühlen kämpfen zu wollen ist Energie- und Zeitverschwendung.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    Einmal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • Ich mag zwar Don Quixote, aber gegen diese Windmühlen kämpfen zu wollen ist Energie- und Zeitverschwendung.

    ich will ja eben nicht kämpfen, sondern eine Sorge weniger haben. Kümmerst du dich denn bei allen Teenies darum, dass Pokémon gespielt wird? Außerdem liegt UNO hinten, wenn jemand spielen will: bitte gern. Tischtennis: hier sind die Kellen.



    ...


    Erholen: Mir wäre es lieb alle Schüler würden meditieren, aber was solls.

    Dafür! Brings ihnen bei :)

  • Hab genug Infos bekommen. Es dreht sich im Kreis. Wer gegen das Handyverbot in den Pausen ist, liest entweder undifferenziert, argumentiert persönlich oder egoistisch.


    Wie gleichgültig, zynisch, naseweis-kindisch und besserwisserisch sich hier viele Lehrer äußern, wundert es mich nicht, dass wir ein Lehrermangel, Lehrerqualitätsproblem in D haben.


    Die vernünftigen Stimmen wirkten professionell und taten gut. Dieser Thread könnte geschlossen werden.

    Ich kann nur für Brandenburg und Berlin Sek 1 sprechen.

  • Wer gegen das Handyverbot in den Pausen ist, liest entweder undifferenziert, argumentiert persönlich oder egoistisch.


    Wie gleichgültig, zynisch, naseweis-kindisch und besserwisserisch sich hier viele Lehrer äußern, wundert es mich nicht, dass wir ein Lehrermangel, Lehrerqualitätsproblem in D haben.

    Interessant. Hast du nicht viellecht das Gefühl, dass diese Aussage irgendwie selbst "naseweis-kindisch und besserwisserisch" wirken könnte?

  • Wir haben immer wieder Klassen in denen in der Pause gejasst wird. Scheint mir mehr eine Frage der Schulkultur und sicher auch des Alters der Jugendlichen zu sein als eine Frage von generellen Verboten. Die Jungs die am Handy spielen sind dabei ausgesprochen kommunikativ. Und dann gibt es immer noch die Gruppen, die gemeinsam über Youtube Videos hängen und dabei fröhlich plappern. Auch dabei wird also miteinander kommuniziert. Es ist doch egal worüber die miteinander reden, hauptsache sie reden. Meinen Schwerpunktfachschülern stelle ich in der Pause Tee hin und sie bringen Kuchen mit. Wir tratschen wie bereits erwähnt auch mal. Für Bewegung sorgt zwei mal wöchentlich der Schulsport und viele meiner Jugendlichen treiben auch in ihrer Freizeit Sport. Smombies haben wir echt wenige und die wären dann ohne Smartphone eben Zombies. Uns hat man früher in der Unter- und Mittelstufe in der Pause übrigens bei Wind und Wetter rausgeschmissen. Macht man das heute nicht mehr?

  • Ach Gott, schon wieder eine, die alle beschimpft, die nicht ihrer Meinung sind. Man könnte meinen, hier hat sich jemand geklont.

  • Tischtennis: hier sind die Kellen.

    (Dann ziehe ich mir den Schuh des Zynismus und Kindischen von FrauFuchs mal an.)
    Oh oh, machst du dir denn keine Sorgen ...
    ... dass die Kinder sich damit die Köpfe einschlagen?
    ... dass die Kinder andere Kinder vom Spiel ausschließen (gibt ja immerhin nicht genug Tischtennisplatten und -schläger für alle)?
    ... dass die Kinder gar nicht mehr miteinander reden, sondern sich total in das Spiel vertiefen?
    ... dass die Kinder körperlich total erschöpft sind und sich in der Pause gar nicht erholen konnten oder noch schlimmer sich schlimm verletzen?


    Und als Gegenrede zu den Nachteilen des Smartphones:
    Was haben die Kulturpessimist*innen schon alles negativ gesehen und wollten es an der Schule verbieten? In meiner Schulzeit waren es Beyblades und Pokémonkarten. Letztens kam hier das Beispiel Papier, das passt doch sehr gut. Da hieß es auch, jetzt können die Kinder nicht mehr auf der Tafel schreiben. Wie beim Smartphone stellte sich dann heraus, dass es im Leben doch wichtiger war, auf Papier zu schreiben als auf einer Schiefertafel. Für ein Papierverbot in der Pause kann man passenderweise auch fast die gleichen Argumente nutzen, wie für ein Smartphoneverbot: Die Kinder bewegen sich gar nicht mehr, sie reden nicht mehr oder sie schreiben gemeine Briefe über Mitschüler*innen. So scheint mir ein Smartphoneverbot einfach nur der Ausdruck des Prinzips der Schule zu sein, dass diese die Werte der alten Generationen an die neuen Generationen weitergeben soll - was dann allerdings manchmal einfach veraltete Werte und Ansichten sind. Sie passen nicht mehr in eine digitalisierte Welt und stehen im schlimmsten Fall dem Ziel entgegen, den Kindern zu helfen, ihre Lebenswelt zu erschließen. Im Fall von Pokémonkarten oder zuletzt Fidget Spinnern sind sie (immerhin nur) Ausdruck von mangelnder Wertschätzung gegenüber den Interessen der neuen Generation.

  • Tibo:


    Ich finde krabbabel hat es gut zusammengefasst, allerdings sehe ich, dass die junge Generation es anders sieht. An der Grundschule solltest du dieses Problem allerdings nicht haben.


    Wir baden demnächst die Larifari-alles neu-nichts muss, alles kann- Einstellung der letzten Jahre aus. Konjunkturprogramme und Geldgeschenke werden nichts nützen, so lange die Leute sich nicht anstrengen wollen und lieber Videos hin und herschieben.

    Ich kann nur für Brandenburg und Berlin Sek 1 sprechen.

  • Amen.

    Hebräisch für "ich glaube daran".
    Ernsthaft?


    ...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

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