Übertritt der Dozent eine Trennlinie- Was kann man tun?

  • ...okay, ich bin raus. viel erfolg dir noch. wenn ich du wäre, würde ich drüber nachdenken, warum du offenbar sowohl hier als auch im realen leben immer wieder schwierigkeiten mit anderen hast (verwandten, dozierenden, freund will nicht helfen...). aber das ist freilich auch deine entscheidung.

    Ich sag nur "Ein Geisterfahrer? Nein, hunderte!"

  • Also... Mal aus der Lehrerrolle betrachet:
    Bei Stundenbeginn daddelt ein Großteil der Schüler auf ihren Handys herum.
    Deutliche Ansage, dass die Handys jetzt vom Tisch verschwinden.
    A hat heute (Donnerstag) seine Hausaufgaben nicht, weil er Montag krank war.
    B kommt zu spät, tut dabei so, als sei das völlig normal...


    Also, irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass die Reaktionen hier im Forum wären
    „Sei doch als Lehrer mal entspanter“.


    Der Dozent behandelt die Studies wie Schüler? Na, sie benehmen sich doch auch so.


    Ich würde von Studenten auch deutlich mehr Eigeninitiative erwarten als von Achtklässlern.

  • Wir sind hier aber an der Uni.
    Ich würde lügen, wenn ich behaupte, ich hätte das im Master/Bachelor damals nicht auch erlebt, dass während der Vorlesung am Handy gesessen wurde.
    Da verfuhren die Dozenten aber frei nach dem Motto: "Sie sind alt genug. Wenn Sie nicht aufpassen, ist das Ihr Problem und wird sich spätestens in der Prüfung bemerkbar machen."


    Bei uns waren bestimmte Seminare/Vorlesungen damals aber derart spannend, dass das spätestens im Master eh niemand gemacht hat.



    Ich selbst habe aus Respektgründen stets mein Handy in der Tasche gelassen und war immer pünktlich, da ich finde, dass das etwas mit Anstand zu tun hat.
    Dennoch kommt es mir etwas albern vor, wenn sich der Dozent wie ein Lehrer verhält und meint seine Studenten wie Schüler behandeln und bevormunden zu müssen.


    Das ist aber meine eigene Meinung.


    Ansonsten hat man an der Uni dann Schule in klein. Dann führt man die Oberstufe fort.


    Ich gebe euch natürlich Recht, dass es gar nicht erst soweit kommen sollte, dass das Handy gezückt wird.


    Andererseits sollte sich der Dozent vielleicht auch fragen: Wie kann ich meine Lehre so ansprechend gestalten, dass das gar nicht erst eintritt?


    Wie ich schon ansprach, habe ich Seminare besuchen dürfen, in denen die Lehre so spannend war, dass es selbst bei relativ großzügiger Regelung niemand f+r nötig hielt an sein Smartphone zu gehen.


    Wir hatten mal ein Seminar, in dem jemand nebenher strickte, aber ansonsten wurde da kein Theater gemacht.


    Und wenn ich ehrlich bin: Als Masterstudenten hätten wir uns den Umgang nicht bieten lassen und dem Dozenten wohl den Vogel gezeigt.


    Das ist aber scheinbar ein Prozess, den die 18 Jährigen noch nicht durchlaufen haben oder noch durchlaufen müssen.


    Offenbar hat der Dozent da die Naivität ausgenutzt und denkt, er kann jetzt die gymnasiale Oberstufe weiterführen, in der er Studenten behandelt, wie Grundschulkinder.
    Viel Freude. Nicht mit mir.

  • wie gesagt ist das fachliche interesse v.a. bei lehramtskandidaten in der germanistik häufig sehr überschaubar. ist ja bei dir auch eher so nach deinen aussagen.


    interesse an der lehrveranstaltung ist an der uni tausendprozentig bringschuld der studierenden. wer das nicht an sich schon alles spannend findet, soll bitte zuhause bleiben. das ist keine infotainment-kiste sondern erwachsenenbildung, völlig freiwillig.

  • wie gesagt ist das fachliche interesse v.a. bei lehramtskandidaten in der germanistik häufig sehr überschaubar. ist ja bei dir auch eher so nach deinen aussagen.


    interesse an der lehrveranstaltung ist an der uni tausendprozentig bringschuld der studierenden. wer das nicht an sich schon alles spannend findet, soll bitte zuhause bleiben. das ist keine infotainment-kiste sondern erwachsenenbildung, völlig freiwillig.

    Das selbe kann man über Lehramtskandidaten in der Mathematik leider auch sagen. Da wird sehr schnell nach dem "wofür brauch ich das in der Schule" gefragt. Fand ich immer extrem nervig, ein großer Teil versteht einfach nicht, was ein Studium an einer Universität eigentlich ist.

  • Na, ja man sollte schon mehr wissen als der Schüler. Von daher ist das schon sinnvoll.

    st ja bei dir auch eher so nach deinen aussagen

    Nein, mir fällt es momentan eher schwer mich reinzufuchsen. Das ist mein Problem, weil ich doch merke, dass die Schulzeit eine Ecke weg ist.


    Ja, ich frage mich bei gewissen Sachen schon, warum Grundschullehrer unbedingt perfekt in Stochastik sein sollen.
    Trotzdem stelle ich mich nicht hin und behaupte: Das lerne ich nicht, weil das brauchen die Schüler nicht.
    Es wäre ja schon peinlich, wenn ich auf dem Leistungsniveau der Schüler wäre.


    Ich weiß allerdings auch, dass die Schüler an meiner Schule derzeit schon Probleme haben, einen normalen Text zu lesen oder das Alphabet zu können. Wir reden hier noch nicht von Interpretationen.
    Für die Kids ist es eine Herausforderung sich zu konzentrieren.


    Wenn man die Praxis kennt, erscheint es einem natürlich noch paradoxer, dass man hochtrabende Inhalte lernt.
    Ich sehe es aber als Allgemeinbildung für mich, auch wenn ich weiß, dass bestimmte Inhalte von den Schülern zu 110 Prozent nie gebraucht werden.


    Ich erlebe an der Realschule einen massiven Leistungsabfall im Vergleich zu dem, was ich oder Freunde früher leisten mussten und das wird ja nicht besser.

  • Ich finde nicht, dass die Inhalte unbedingt hochtrabend sind. Denn an vielen Stellen helfen sie einem fachliche Aspekte korrekt herunter zubrechen. Mit Halbwissen baut man da leicht Fehler ein, die später in den Vorstellungen der SuS vielleicht nur schwer zu korrigieren sind.


    Ansonsten wurde zum Verhalten deines Dozenten ja schon einiges geschrieben. Sein Verhalten war sicherlich in der Form nicht in Ordnung. Vom Inhalt finde ich es aber, auch aus meiner eigenen Uni Dozentenerfahrung von über 7 Jahren sehr nachvollziehbar.


    Wie andere schon schrieben, wenn dein Alltag gerade so stressig und voll ist, dann nutz vielleicht die Zeit lieber für dich, als mit so vielen Beiträgen und Threads hier im Forum.


    Studier die Fächer, die du auch unterrichten möchtest und nicht das, was vermeintlich leicht ist.

  • Wenn man die Praxis kennt, erscheint es einem natürlich noch paradoxer, dass man hochtrabende Inhalte lernt.
    Ich sehe es aber als Allgemeinbildung für mich, auch wenn ich weiß, dass bestimmte Inhalte von den Schülern zu 110 Prozent nie gebraucht werden.

    Ich kenne die Praxis seit über 15 Jahren und finde das überhaupt nicht paradox. Andere User hier, die auch nicht erst seit gestern Lehrer sind (kecks; state_of_Trance) haben das ja auch schon erklärt. Und es geht eben nicht darum, was die Schüler mal gebrauchen werden, sondern was DU gebrauchen wirst, nicht unbedingt vor der Klasse, sondern beim Erarbeiten von Themen, bei der Unterrichtsvorbereitung, bei der Bewertung von Schüleräußerungen etc. etc. etc.

  • Ich hab mit Leib und Leben Geschichte studiert. Wenn ich es unterrichte, ist es manchmal (am Anfang sogar oft) schwierig, all das, was mich interessiert und was ich gelernt habe, so zu reduzieren, dass die SchülerInnen es verstehen können und es in 40 Minuten passt. Aber der Unterricht läuft nur vor dem Hintergrund von umfassendem Wissen, nur so tritt man souverän auf und kann Fragen beantworten (man glaubt gar nicht, was SchülerInnen alles fragen können, was sie interessiert). Auch wird der Unterricht lebendiger. Die Autorität, die man als Lehrer hat, bekommt man heute nicht mehr automatisch. Die muss man sich verdienen. Dazu gehört Fairness usw., aber auch Fachautorität. Ich glaube schon, dass die SChülerInnen merken, ob da jemand vorn steht, der nur zwei Seiten im Buch voraus ist, oder halt "den Durchblick" hat.

  • Dieses Gespräch wäre sehr unüblich. Der Dozent hat i.a. für sowas auch schlicht keine Zeit. Der ist kein Seelsorger und berät höchstens in fachlichen Fragen. Aber mach, wenn du möchtest.

    Wie bitte? "Seelsorger"? "Keine Zeit"? Mit mir würde so ein Dozent nur exakt ein einziges Mal auf diese Weise reden und die Zeit für ein Gespräch mit mir würde er sich notgedrungen nehmen müssen...

  • Der Auftrag des Studiums ist nicht, die Inhalte für den Schulunterricht zu vermitteln. Die hat man in der Schule erlernt.
    Es geht darum, das Fach an sich zu studieren und damit genug Hintergrund zu haben, um in unterschiedlichen Schulstufen und -formen selbstständig Unterricht vorbereiten zu können, bei wechselnden Anforderungen, jetzt und in 40 Jahren.
    Für die Alphabetisierung, Rechtschreibung und Grammatik ist der gesamte sprachwissenschaftliche Bereich ein gutes Fundament, für Unterricht mit Literatur braucht es entsprechende Kenntnisse.


    Dass an sehr vielen Unis die Lehramtsstudierenden die Veranstaltungen mit reinen Fachwissenschaftlern gemeinsam besuchen, ist bekannt. Ob es ein Lehramtsstudium allein für diese bräuchte, wäre eine andere Diskussion wert (vielleicht gibt es das ja auch schon irgendwo - das Studium oder die Diskussion).
    Trotz Bachelor und Verschulung bzw. Erhöhung der Vorgaben ist es keine Fachschule, die man besucht, sondern eine Universität.
    Dass es, wie überall im Leben, angenehme und weniger angenehme Zeitgenossen gibt, ist auch an der Uni so. Aber in Seminar oder Vorlesung geht es zuallererst um Inhalte, die dort vermittelt werden. Vermutlich sind Erstsemesterveranstaltungen ähnlich beliebt wie der anstrengende Unterricht in Klasse 1 oder die quirligen 5.Klässler, die noch so „klein“ wirken.
    Tatsächlich gab es vermutlich an jeder Uni schon immer blöde Veranstaltungen, die man über sich ergehen lassen musste, je nach Uni oder Fach etwas anderes. Bei uns war es u.a. die Einführung in Pädagogik, bei der ein dem Feuerzangenbowlen-Film entsprungener, ca. 120 jähriger Prof sein Manuskript verlas und die Ersties, die nicht folgen konnten, mit prüfungsrelevantem Überblickswissen beschallte.


    Wenn man sich über Erstveranstaltungen, Fachschaften, andere Studierende informiert, hat man bald heraus, was sich lohnt und was notwendiges Übel sein wird. Wenn man zeitlich eingeschränkter ist, sind diese Informationen vermutlich noch wichtiger als sonst, generell aber fürs gesamte Studium und Ref hilfreich.

  • Ich kenne die Praxis seit über 15 Jahren und finde das überhaupt nicht paradox. Andere User hier, die auch nicht erst seit gestern Lehrer sind (kecks; state_of_Trance) haben das ja auch schon erklärt. Und es geht eben nicht darum, was die Schüler mal gebrauchen werden, sondern was DU gebrauchen wirst, nicht unbedingt vor der Klasse, sondern beim Erarbeiten von Themen, bei der Unterrichtsvorbereitung, bei der Bewertung von Schüleräußerungen etc. etc. etc.

    Ja, da stimme ich mit dir überein.

  • Ich habe wie gesagt in unzähligen Seminaren und Vorlesungen gesessen, aber sowas noch nie erlebt.
    Wir sind alles erwachsene Menschen und müssen uns doch nicht behandeln lassen wie Schüler, die man zurecht weisen kann.


    Wie sollte man sich verfahren und wo kann man sich beschweren?


    Für mich ist klar, dass ich dieses Seminar nicht wieder besuchen werde.
    Glücklicherweise kann ich wählen.


    Hallo tabularasa,


    ich habe in meinem Studium derartiges nicht erlebt, wohl aber im Referendariat. Sei einfach froh, dass du jetzt noch die Wahl hast - im Referendariat müsstest du mit dieser Person irgendwie klarkommen.


    Beschweren kannst du dich dort auch, aber es wird dir höchstwahrscheinlich wie ein Bumerang um die Ohren sausen. Du wärst dann offiziell nicht fähig, professionelle Kritik sachlich anzunehmen.


    Das Beamtensystem mag viele Sicherheiten und Vorteile bieten, wenn man mal drin ist. Aber bis es soweit ist, verkaufen nicht wenige ihre Seele und das als Schnäppchen. Wir Menschen sind schwach; Rückgrat ist wenigen vorbehalten.


    der Buntflieger

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