Quereinstieg

  • So abstrus der Vergleich mit dem Medizinstudium auch sein mag, im Prinzip hat @Mikael Recht. Es würde keiner in Betracht ziehen, über irgendwelche Schleichwege Arzt werden zu wollen - Medizinstudium und basta. Im Zweifelsfall lässt man eher eine Landarztpraxis unbesetzt bevor man hier Zugeständnisse macht. Dass man Hinz und Kunz unterrichten lässt, zeigt ja nur die Geringschätzung des Berufs und dass man hierfür keine bestimmte Ausbildung benötige. Zugegeben, es gibt berufliche Fachrichtungen, bei denen es kein explizites Studium gibt und da kommt man nur über einen Quereinstieg rein. Wenn es allerdings einen regulären Weg gibt (hier: Medizinpädagogik), muss man sich überlegen: Lasse ich mich auf den regulären Ausbildungsweg, der eben einige Jahre dauert, ein oder wähle ich einen anderen Beruf!


    Mit freundlichen Grüßen

  • Ich denke nicht, dass man hier nur schwarz weiß denken kann. Ich glaube auch, dass z. B. Mathematik von einem Ingenieur Unterricht werden kann.


    Ich glaube aber auch, dass Fachdidaktik (Welche Grundvorstellungen bilden ein tragfähiges Gerüst? Welche Merkmale haben gute Lernaufgaben? Wie kann man Erkenntnisstufen eines Schülers kategorisieren? Welche typischen Fehler werden statistisch gesehen häufig gemacht ? ...) und allgemeine Didaktik (Wie entwickeln sich Kinder? Welche kognitiven und psychosozialen Erwartungen kann ich haben? Wie entsteht Motivation? Sollte man auch schwierige Kinder loben, wenn sie was gut gemacht haben? In welchem gesamtgesellschaftlichem Zusammenhang ist meine Rolle als Lehrer verortet? ...) und auch Fachwissen (Welche tieferen mathematischen Strukturen liegen z. B. den Bruchzahlen zugrunde? Welchen Aufbau hat die Mathematik als Wissenschaft ? Welche Bereiche gibt es noch, die in der Schule nicht dran kommen, aber für Tiefe und Weite sorgen, wenn man sie mal an passenden Stellen kurz anreißt? ...) enorm viel helfen.


    Ich kenne Kollegen, die auf die wenigsten dieser Fragen akzeptable, wissenschaftlich fundierte Antworten geben können. Bei denen klappt das trotzdem. Irgendwie. Natürlich könnte also auch ein Ingenieur das unterrichten. Noch besser wäre es dennoch, wenn er solche Grundlagen mitbrächte.


    Übrigens: Es gibt schon Beispiele von Betrügern, die (akzeptabel) als Arzt gearbeitet haben. Die letzten 10 Diagnosen meines Hausarztes an mir habe ich alle vorher selbst gestellt (mitsamt Behandlung). Das Studium braucht man halt für die schwierigen Fälle (bzw. um auszuschließen, dass es sich nicht um einen solchen handelt). M.a.W.: Es kann schon sehr viel und sehr lange gut gehen. So ist das doch bei Lehrern auch.


    (Übrigens: Im Bereich der Heilpraktiker ist das ja sogar teilweise in der Gesellschaft akzeptiert, dass man es mit nicht studierten „Medizinern“ zu tun hat. Manchen sind die sogar bei ernsthaften Krankheiten lieber als Studierte...)

  • Also ich traue einem Ingenieur mit Diplom/Master genauso zu meine beiden Fächer zu unterrichten wie den entsprechenden Lehramtskandidaten, Referendariat vorausgesetzt.

    Was ist mit dem nötigen didaktischen und bildungswissenschaftlichen Wissen? Ob man sich das alles "so nebenbei" aneignen kann? Ich weiß nicht... Gleichermaßen kann ich jetzt eher für meine Schulform sprechen, aber da heißt es im Referendariat von Tag 1 an "Das didaktische/bildungswissenschaftliche Wissen aus dem Studium setzen wir voraus." und wenn du da Lücken hast, sieht es eher bescheiden aus...

  • Das einzig nützliche in dem Jahr Lehramtsausbildung, das ich gemacht habe, war die Fachdidaktik und das Seminar übers Bildungssystem der Schweiz, das ich als Ausländer ja nicht kannte. In den erziehungs"wissenschaftlichen" Veranstaltungen habe ich mich vor allem gewundert, was man nicht alles für "Wissenschaft" halten kann. Ich war froh, dass ich in den ersten beiden Berufsjahren dann noch mentoriert wurde denn gelernt habe ich vor allem durch Machen und immer wieder Feedback bei erfahrenen Kollegen Einholen. Ich bin aber auch Chemikerin. Chemie lernt man auch nicht indem ein anderer erklärt, wie's geht, man muss es einfach selber machen.

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • Was ist mit dem nötigen didaktischen und bildungswissenschaftlichen Wissen? Ob man sich das alles "so nebenbei" aneignen kann? Ich weiß nicht... Gleichermaßen kann ich jetzt eher für meine Schulform sprechen, aber da heißt es im Referendariat von Tag 1 an "Das didaktische/bildungswissenschaftliche Wissen aus dem Studium setzen wir voraus." und wenn du da Lücken hast, sieht es eher bescheiden aus...

    Bis zum ersten UB hat man das nachgearbeitet. Wenn man mal ehrlich ist, hält sich der Grundstock an pädagogischem und didaktischem Wissen von dem man annehmen kann, dass ihn alle aus dem Studium mitbringen sehr in Grenzen. Das kann man sich in ein paar Wochen anlesen und gleich live im Unterricht proben/anwenden/beobachten.

  • Die Frage "Welche Qualifikation ist nötig?" stellt sich bei diesem Thema gleich zwei Mal, mit unterschiedlicher Bedeutung.


    Einmal als Frage der Bewerber an die RPs welche Qualifikation formal notwendig ist und
    ein anderes Mal als allgemeine/bildungspolitische Frage, wie viel bzw. welches Fachwissen denn für den Beruf vorausgesetzt werden sollte.


    Unabhängig von der zweiten Frage ist es sehr bedauerlich für die Betroffenen, dass hier so viel Chaos gestiftet wurde. Man könnte meinen, dass das im Bereich des beruflichen Schulwesens unvermeidbar ist, weil der ja eh schon unüberschaubar ist. Andererseits könnte man auch beklagen, dass diese verzweifelten Maßnahmen allesamt lediglich darauf abzielen Kosten zu sparen (Eingangshürden senken statt attraktivere Arbeitsbedingungen inkl. Gehalt).

  • Hallo alle zusammen,


    ich hoffe ihr hattet schöne Feiertage und euch auch gut wieder von diesen erholt.


    Da habe ich aber eine Diskussion losgetreten.


    Mir ist sehr wohl bewusst das ich für den Lehrerberuf noch ein langjähriges Studium absolvieren muss - dies stand ja auch nie anders zur Debatte. Allerdings sehe ich meine Frage, welcher Weg "der einfachste" ist, noch nicht ganz klar beantwortet.



    Zitat von chemikus08
    • Ein Studium der Medizinpädagogik mit anschl, Einsatz in der Notfallsanitäter Ausbildung ist keine Alternative?

    Darüber habe ich mit meiner alten Berufsfachschule gesprochen, allerdings sind dies i.d.R. keine staatlichen Schulen und für mich deswegen keine Option.





    Einige von euch - die überwiegende Mehrheit - rät mir dazu direkt grundständig Lehramt zu studieren.
    Die Uni Koblenz bietet in Kooperation mit der HS Koblenz bei Berufsschullehramt für baulich-technische Fächer an, dass Bewerber mit FH-Reife sich für einen Ingenieursstudiengang an der HS Koblenz einschreiben können und nach dessen Abschluss in den Lehramtsstudiengang wechseln können. Wäre dies mit dem Ingenieuersstudiengang aus einer anderen FH auch möglich?
    Letztendlich würde ich dabei ja den M.Eng. an der HS Koblenz und die Fachdidaktischen und Grundständigen Module an der Uni Koblenz absolvieren. Könnte ich folglich nicht auch den M.Eng. an einer beliebigen Hochschule machen und die fehlenden Module danach machen? Oder ist das eine Frage die mir nur die jeweilige Universität beantworten kann?


    Ebenso bietet die Uni Koblenz ebenso über einen Kooperationspartner das Fach Pflege an. Dabei werden allerdings nur Pflegerische Ausbildungen vorausgesetzt. Gibt es ein Fach wo auch der Notfallsanitäter Anerkennung findet?

  • Der TE hat doch gesagt, er wolle studieren, ob dies auch als Fernstudium möglich sei. Für mich klingt das nicht nach "kann jede*r" sondern nur nach "wie am Machbarsten"?


  • Die Uni Koblenz bietet in Kooperation mit der HS Koblenz bei Berufsschullehramt für baulich-technische Fächer an, dass Bewerber mit FH-Reife sich für einen Ingenieursstudiengang an der HS Koblenz einschreiben können und nach dessen Abschluss in den Lehramtsstudiengang wechseln können. Wäre dies mit dem Ingenieuersstudiengang aus einer anderen FH auch möglich?
    Letztendlich würde ich dabei ja den M.Eng. an der HS Koblenz und die Fachdidaktischen und Grundständigen Module an der Uni Koblenz absolvieren. Könnte ich folglich nicht auch den M.Eng. an einer beliebigen Hochschule machen und die fehlenden Module danach machen? Oder ist das eine Frage die mir nur die jeweilige Universität beantworten kann?

    Da würde ich mich direkt an die Uni wenden. Nur die kann dir eine sichere Antwort geben.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

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