Schüler zufällig gesagt, er solle dir Fresse halten

  • Ich habe schonmal "Was ist falsch mit dir!" rausgehauen. Fand der Schüler angemessen. Er hat aber auch entgegen meiner eindeutigen Anweisung eine Säure ins Waschbecken gekippt...


    Sowas hängt immer von dem jeweiligen Binnenverhältnis ab. In diesem speziellen Fall scheint mir eine mangelnde Distanzierung zur eigenen Rolle als Lehrer vorzuliegen. Das ist doof, passiert aber mal. In jedem Fall empfehle ich dir, einfach ingesamt mehr Ruhe zu bewahren, auch hier. Fehler sind kein Weltuntergang, es geht um den Umgang damit.

  • @Habibi
    Dass dir ein "Halt die Fresse" rausrutscht, kann ich nun durchaus nachvollziehen.
    Arbeite an deiner Frustrationstoleranz. Sonst bekommst du als Lehrer keinen Fuß auf den Boden.

    ...und wie arbeitet man an seiner Frustrationstoleranz?


    Angenommen, der TE ist kein Lehrer, sagst du der Welt nun: Schüler dürfen sich verhalten wie Arschlöcher, Lehrer haben halt an irgendwas zu arbeiten. Wenn der TE aber Lehrer ist, bräuchte er schon konkretere Hinweise, wie er mit Jugendlichen umgehen soll, die sich wie Arschlöcher verhalten.

  • Wenn der TE wirklich Lehrer ist, hat er wenig Frustrationstoleranz. Das sieht man schon an den Folgebeiträgen. Von daher finde ich alias Kommentar richtig.

    Wenn er aber kein Lehrer ist, will er hier so oder so nur provozieren bzw. mal gucken, wie Lehrer reagieren.

  • Frustrationstoleranz ist echt schwer, weil wir mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun haben, dass in irgendeiner Hinsicht immer ein Grund zum Frust gegeben ist. Ich persönlich versuche das in etwa wie folgt (was mir mal besser, mal schlechter gelingt):



    Professionalität und Rollenbewusstsein: Ich bin als Lehrer nur beruflich mit dem Schüler verbunden. Beziehungsarbeit gehört zu meinem Berufsbild, aber die Beziehungen, die ich eingehe, unterliegen meiner Professionalität. Damit ist klar, dass ich kein Freund, kein Vater, kein Star bin und diese Rollen auch nicht ausfüllen will. Das Verhalten des Schülers tangiert insofern (wenn es gut läuft) meine Rolle, nicht aber meine Person.


    Lernfortschritt: Ich bin als Lehrer nicht für den Lernfortschritt meiner Schüler verantwortlich. Ich bin nur dafür verantwortlich, eine Lerngelegenheit zu schaffen, die dem Schüler eine angemessene und faire Möglichkeit (dies umfasst natürlich auch motivatonale Aspekte, Sinnstiftung, Struktur, Differenzierung, Classroom-Management und andere Tiefenstrukturen...) bietet, selbst zu lernen. Wenn er diesen letzten Schritt nicht gehen will oder kann, entzieht sich dies meiner Verantwortung. Weil ich Profi bin, hinterfrage ich die Lerngelegenheiten, die ich schaffe, weiß aber, dass niemand alles perfekt macht. Außerdem weiß ich, dass auch bei perfekten Lernbedingungen der Lernfortschritt nicht als Naturgesetz folgt. Weil ich meinen Stoff und seine Tiefen kenne, konzentriere ich mich vor allem auf didaktische Schlüsselstellen und akzeptiere Qualitätseinbußen bei weniger sensiblen Lernaspekten.


    Verhalten: Ich weiß, dass Schüler in unterschiedlichen Kontexten zur Schule kommen. Ich weiß, dass Schüler sich als Pubertierende anderen Bedürfnissen und Fragen zu wenden. Insofern kann ich Verhalten von Schülern vor deren sozialem und familiärem Hintergrund einordnen. Aufgrund meiner Rolle bringe ich einiges "Ansehen" mit in die Klasse, das störende Schüler evtl. "anzapfen" wollen, indem sie sich mit mir anlegen. Daher kann ich viele Konflikte besser einordnen, ihnen aus dem Weg gehen und muss mich auf Zweikämpfe gar nicht erst einlassen.


    Menschlichkeit: Ich bin ein Mensch. Das wissen auch meine Schüler. Mein Standing vor der Klasse ist nicht futsch, wenn ich in einer kritischen Situation erst einmal einen Schritt zurück gehen muss und z.B. deutlich sage, dass ich erst einmal darüber nachdenken muss, wie ich reagieren möchte. Die meisten aus der Klasse können das nachempfinden.


    Fehler: Ich mache Fehler. Ich stehe zu meinen Fehlern. Damit entspanne ich die Rolle, die ich einnehmen muss. Außerdem bin ich damit ein besseres Rollenvorbild für meine Schüler. Die machen ja auch Fehler.


    Frust: Manchmal bin ich trotzdem frustriert. Dann kotze ich mich bei Freunden/Partnern etc. aus, esse Schokolade, jogge, ..usw. Ich akzeptiere, dass im Leben nicht alles rund läuft.

  • @Rets Wenn du das alles schon drauf hast, bist du wirklich gut gerüstet. Ich bin schon sehr lange Lehrerin, nehme vieles mit Humor (der muss aber echt sein) und weiß, dass ich nichts persönlich nehmen sollte. Dumm nur, dass manches -auch von KuK- eben persönlich ist. Das macht ja Beziehungsebene aus, sonst ist es nur eine Fakebeziehungsebene. Da ist es oftmals schwierig, die Balance zu halten und trotzdem professionell zu bleiben.
    Bei mir hilft es, dass ich weiß, dass es die Jugendlichen gerade vielleicht persönlich meinen, aber eben vieles noch durch ihre altersbedingte Brille sehen oder doch nur einen Stellvertreterkonflikt mit mir austragen wollen.

    In manchen Fällen kann es aber auch durchaus mal angebracht sein, das eigene Verhalten in Frage zu stellen. Ich tu das jedenfalls immer noch und immer wieder. Deshalb wäre m. E. Supervision an Schulen eigentlich ein Muss.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • MarieJ


    Ich wollte das eigentlich nicht als "bei mir läuft das optimal" verstanden haben. Daher meine Einschränkung zu Beginn und am Ende. Selbstverständlich ist das eine Lebensherausforderung. Sich zu engagieren ohne sich zu sehr persönlich zu involvieren ist ein Balanceakt als Lehrer. Tut mir leid, wenn das auf dich wie ein "Schaut mich an, ich mache es toll" gewirkt hat. Es ist für mich eher eine Zielperspektive.

  • @Rets, ich glaube, das ist auch klar geworden!


    Ich finde deinen Ansatz gut und habe einen ganz ähnlichen Ansatz (an dessen Umsetzung ich ntatürlich stetig arbeiten muss). Ich mag die allermeisten meiner SuS, weil sie einfach nett und herzlich sind. Ich kann mit ihnen scherzen und in der Pause auch mal über Harry Potter oder Fußball reden. Und natürlich gehe ich zum Abiball und freue mich mit ihnen und für sie über das bestandene Abitur. Aber ich sehe all das auch als meine Arbeit an. Das ist eine Arbeit, die mir in vielen Bereichen viel Spaß bereitet, aber mehr nicht. Und mehr darf es auch (für mich persönlich) nicht sein. Sonst fängt man an viele Dinge persönlich zu nehmen. Wenn sich ein Schüler oder eine Schülerin schlecht benehmen, nehme ich das nicht persönlich. Vielleicht will man mir gerade eine "reinwürgen", vielleicht muss man sich gerade vor seinen Kumpels als besonders toll darstellen. Wenn jemand nicht lernt, obwohl ich unter die letzte Klausur genau geschrieben habe, in welchen Bereichen Verbesserungen und Wiederholungen notwendig sind, dann gehe ich davon aus, dass der Grund für diese Verweigerung nicht ich bin. Das hilft ungemein.

    Und so mache ich es auch mit Kollegen. Wenn sich jemand über seinen Stundenplan beschwert und behauptet ich hätte den mit Absicht schlecht gemacht (ja, das ist mir wirklich schon passiert), da gehe ich davon aus, dass die Probleme eigentlich woanders liegen. Bei den Öffnungzeiten der Kita z.B. (ja, ich achte natürlich darauf, dass Kinder immer von der Kita abgeholt werden können). Oder weil man sich ständig um die pflegebedürftigen Eltern kümmert, während der Bruder oder die Schwester nur zu Weihnachten mal vorbei kommen. Oder, oder, oder.

    Insgesamt wird das Lehrerleben so deutlich einfacher.

  • ...Schüler Z hat sich dabei die ganze Zeit lustig über mich gemacht. Meist so unterschwellig. Er kicherte immer, oder lachte mich ganz direkt laut aus. Die Klasse hat mich dann auch nicht mehr erlebt. Er nahm dabei, die anderen mit. Auf Abmahnungen reagierte er nicht. Er meinte nur "ich mach doch nix". Zwei SoS kamen 6 Min. zu spät. Sie meinten "wie sind zu spät, weil wir noch auf dem Pausenhof waren."

    Ich erklärte ihnen, dass das hier kein Cafe ist, wo man einfach reinspazieren kann und dass sie draußen auf mich warten konnen. Die beiden fingen an, mit mir zu diskutieren und meinten, "ja wir sagten dich, wir waren auf dem Schulhof, wieso sollen wir raus". Z und die Klasse lachten sich kaputt. Ich hab in dem Moment in der WhatsAppGruppe nach Lehrern gesucht, die die beiden aufnehmen können. Keiner wollte natürlich. Als Z hier wieder anfing mich auszulachen platze mir der Kragen und mir rutschte ein"halt doch endlich Mal die Fre..." Ich habe den Satz nicht beendet. Danach kam von Z natürlich nur " ohhhh, sie haben mich beleidigt". Dir anderen haben sich natürlich totgelacht.

    Die Situation exkalierte dabei nicht. Die beiden gingen raus . Ich suchte weiter nach Lehrern, die die beiden aufnehmen. Z wurde dann zum Sozialpädagogen geschickt - wollte aber erst nach mehrfacher Anforderung hin. Er plauderte mit den beiden anderen vor der Tür.

    Dies ist eine Situation, die genauso in einer Haupt-/Förder- oder Berufschulklasse ablaufen könnte. Ich nehm' dem TE die Lehrerrolle auch nicht ab, allerdings nicht, weil er angeblich dies oder jenes gesagt hat, sondern weil die Whatsappgruppe seltsam ist und das Verhalten hier im Forum.


    An solchen Schulen "wie in amerikanischen Filmen" muss man sich tatsächlich eine Art angewöhnen, die man im normalen Leben nicht benötigt. Dazu gehören natürlich keine Schimpfwörter aber es ist auch nicht mit Classroommanagement und "Beziehungsaufbau" getan, der v.a. in der Vertretungsstunde einer Abschlussklasse sowieso nicht mehr stattfinden kann.


    Was ich damit sagen will: wer sich als Troll hier anmeldet, um Lehrer auch noch online zu verarschen, der möge wissen, dass Kolleg*innen eben nicht den Schüler in Schutz nehmen, der so lange provoziert hat, bis einem Kollegen "Fresse" rausgerutscht ist. Sondern dass hier Einigkeit in dem Sinne herrscht, dass Kinder sich so zu benehmen haben, dass einem Lehrer erst gar keine Schimpfwörter in den Sinn kommen.

  • @Rets Deinen Beitrag hatte ich auch nicht als Selbstlobhudelei verstanden, entschuldige, wenn das so rüberkam.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

    • Offizieller Beitrag

    Hm, was soll an der WhatsApp-gruppe seltsam sein? Die ist zwar nicht vorgesehen, aber ich nehme mal an, dass es sie an vielen Schulen gibt.


    Bzgl. Troll oder Schreibberechtigung:


    <Mod-Modus >

    Ich möchte noch einmal als Moderator darauf hinweisen, dass Diskussionen über die Schreibberechtigung etc. In einem Thread eher unangebracht sind.

    Wenn ihr denkt, ein User hätte keine Schreibberechtigung:

    • Meldet ihn
    • Ignoriert ihn und das Thema.

    Danke,


    Kl.gr.Frosch, Moderator

  • Bitte klär' uns auf!

    So:

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